Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 64. Band, (Jahrgang 1870)

Anneniaca. II 
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Die Iinperfectformen plcte-u-chü, pec-a-a-chü, bi-ja-a-chü, 
gore-a-chü, chval-ja-a-chü, pis-a-a-chü, kupovaachü gegenüber 
den Aoristformen plctochü, pekochü, bicliü, gorechü, chvalichü, 
pisachü, kupovachu könnten leicht zur Ansicht führen, der speci- 
fische Character des altslavischen Imperfects gegenüber dem Aorist 
sei in seiner ursprünglichen Form e, und dieses sei, zwischen Verbal 
stamm und Suffix stehend, den jeweiligen Lautgesetzen gemäss 
verändert worden. Da jedoch e im Altslavischen sowohl aus aj als 
auch aus ja entstanden sein kann, so fragt es sich, welches von 
beiden, ob aj oder ja als Urform des Zeichens des Imperfects ange 
nommen werden müsse. 
Gegen die Annahme 6 = ja zu erklären, spricht schon die von 
uns gleich am Anfang citirte Form pleteacliü, welche in diesem Falle 
nicht also, sondern plestaachu — plet-jaachu lauten müsste. Ebenso 
wären Formen wie vedeachü (Imperfect von ved altind. vidj dade- 
achü (Imperfectum von dad = altind. du) jadeacliü (Imperfectum 
von jad — altind. ad) unmöglich, da sie nach den Lautgesetzen des 
Altslavischen vsidaachü (= vSdjaachü), dazdaachü (—dad- 
jaachü), jazdaacliü (—jad-jaachü) lauten müssten. 
Es bleibt also nichts anderes übrig als B = aj zu erklären und 
den Präsensstämmen ved-, dad-, jad-, nesa-, pleta- u. s. w. gegen 
über Imperfectstämme vedaja-, dadaja-, jadaja-, nesaja-, pletaja- 
anzusetzen; Stämme, welche augenscheinlich mit dem Präterital- 
stamm des Litauischen und dem Imperfectstamm des Armenischen 
vollkommen zusammenfallen. 
Auch in der lautlichen Behandlung dieser Imperfectstämme 
stimmen Altslavisch und Armenisch merkwürdigerweise in einem 
Punkte überein. Das Armenische lässt hei Stämmen, welche im Präsens 
a zeigen, das j neben demselben bestehen, während es bei Stämmen, 
welche im Präsens e zeigen das j mit diesem in e (= e -\- j d. h. 
<i -\-j) zusammenzieht. Das Altslavisebe zeigt denselben Vorgang. 
Überall, wo der auslautende Stammvocal als a auftritt, wurde j mit 
demselben nicht zusammengezogen, sondern wie bei der zusammen 
gesetzten (pronominalen) Deelination des Adjectivs (z. B. novaago — 
novajego) unversehrt erhalten und später elidirt, dagegen überall 
dort, wo der auslautende Stammvocal als e, o auftritt, wurde j mit 
demselben in e (= e-\-j d. h. a-\-j) zusammengezogen. Aus jaja
	        
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