Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 77. Band, (Jahrgang 1874)

Deutsche Studien. II. 
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schalkhaftes liegt aber doch darin, dass Pedro gerade den 
Königssohn einmischt/ 
Die Stellen sind nicht alle von einer Art. Die Aeusserung 
Pedros könnte mit MF. 5, 37 verglichen werden, wie es Diez 
a. a. 0. thut. Aber wer einer Dame, der er dient (que servo 
e servirey), versichert, sie wäre für einen König gut, der will 
nicht selbst für einen König gelten. Auch mit einem Könige 
tauschen kann nur wer kein König ist. 
Und wenn im Munde Dionys’ dergleichen Vorkommen 
kann, obgleich er ein König ist; so kann auch Heinrich, ob 
gleich er ein König ist, singen: ,In der Nähe der Geliebten 
bin ich ein Herrscher; ich höre auf es zu sein, wenn ich mich 
trenne von ihr/ 
Beide gebrauchen eine nicht von ihnen erfundene Phrase, 
mit der sie gleichsam aus ihrem Stande heraus und in die 
Reihe der gewöhnlichen Sänger eintreten. 
Jene portugiesische Poesie ist ein Ableger der provenza- 
lischen. Bei den Troubadours aber wird die Wendung, welche 
den Besitz der Geliebten mit dem Besitze eines Königthums 
vergleicht und jene höher stellt, häufig gebraucht (Diez Poesie 
des Troubadours S. 161 f.) Und Diez hat nachgewiesen (ibid. 
S. 236) dass sie in die französische, deutsche und italieni 
sche Minnepoesie übergegangen ist. Haupt vervollständigt die 
deutschen Beispiele, welche insbesondere die Leiche, jene grossen 
Sammelstellen für Liebesfloskeln, reichlich liefern. Hinzufügen 
kann man Parallelen aus der mittellateinischen Dichtung, z. B. 
Mones Anzeiger 7 (1838), 287 ff. Nr. 23, 25: 
Dum contemplor uterum, 
. dum recordor über um, 
dum illi commisceor 
semel atque iterum, 
transscendisse videor 
gazas regum veterum. 
Daraus nachgeahmt, schwerlich Vorbild dafür, Nr. 21, 25: 
Dum contemplor oculos 
instar daum siderum 
et labelli ßosculos 
dignos ore superum,
	        
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