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Topographie von Damaskus nnd Mittel-Syrien.
zu sagen fand, über das fast alljährlich dicke Bände von englischen
und französischen Touristen und wissenschaftlichen Reisenden ge
schrieben werden; — allein der grosse Vortheil, den ich vor allen
solchen Reisenden voraus hatte war der, dass ich der Sprache des
Landes mächtig hin. Dem Beispiele des grossen Reisenden Burk
hardt folgend, der in Bauerntracht unerkannt das Land wie ein Ein-
geborner durchzog, vermied ich auf allen meinen Reisen mich als
Europäer erkennen zu gehen, bald hielt man mich für einen Kauf
mann aus irgend einer Küstenstadt, bald für einen türkischen Officier
u. g. w. — So vollbrachte ich die so schwierige Reise nach Pal
myra. ungeachtet sich gerade mehrere Beduinenstämme, deren Ge
biet durchzogen werden musste, in Fehde befanden, in Begleitung
eines einzigen Beduinenscheichs auf Dromedaren, in einem halben Mo
nate hin und zurück. Freilich fehlte oft alles, was man unter dem Aus
drucke Comfort versteht, — oft musste ich in den rauchigen Hütten
der Bauern übernachten, wie z. B. ums Neujahr 1880, wo ich hei
Uebersteigung des Libanons in einem elenden Dorfe Meks e ein
geschneit wurde und sechs Tage dort zubringen musste.
Ungeachtet zweier in Constantinopcl erwirkter F e r m ane konnte
ich doch von dem fanatischen Saidpaseha nicht die Erlaubniss er
halten, die grosse Moschee von Damaskus zu betreten, so dass ich
mich genöthiget sah, mich ebenfalls in Verkleidung einzuschleichen,
was nicht ohne Gefahr war, da jeder in der Moschee entdeckte Christ
dem Tode verfällt. Dass ein nicht geringer Eifer für die Wissen
schaft dazu gehört, abgesehen von meinen eigenen peeuniären Opfern,
solchen Entbehrungen und Gefahren sich auszusetzen, ist leicht be
greiflich; aber eben dadurch gelang es mir, mich mit den Verhält
nissen des Landes und des Volkes vertrauter zu machen als es den
meisten der früheren Reisenden möglich war.
Um aber das ganze Werk, insbesondere die zahlreichen in dem
selben gesammelten arabischen Inschriften, die oft wichtige histori
sche Daten enthalten, verständlich zu machen , sah ich mich genö
thiget, eine ausführliche historische Einleitung vorausznschicken,
wobei mir besonders das grosse Werk Ihn Ketir’s, das sich
auf der kaiserl. Hofbibliothek befindet, von grossem Nutzen war.
Für die mir bereitwilligst zugestandene Erlaubniss dasselbe zu
Hause benützen zu dürfen, muss ich hier öffentlich meinen Dank
aussprechen.