Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 88. Band, (Jahrgang 1877)

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Gotthard. 
liehen Casus nach den a-Stämmen aufgegeben und nach den 
«-Stämmen sich gerichtet, durchaus nicht, sondern dass schon 
bei der Bildung der Casus (hat ja auch das Lateinische und 
Griechische in diesem Falle kein Gefühl für den a-Stamm be 
halten) das Gefühl mehr für den zu u geschwächten a-Stamm 
vorhanden war, als für das ursprüngliche a. Sowie also im 
Latein und im Griechischen das Bewusstsein für den a-Laut 
gänzlich hier geschwunden ist, ebenso waren im Slavischen in 
der Urzeit nur Spuren für dieses Bewusstsein vorhanden, und 
sowie in den betreffenden Sprachen der o-Stamm als Grund 
lage gelegt wurde, ebenso wurde im Slavischen auf den schon 
zu u geschwächten a-Stamm das Hauptgewicht bei der Bildung 
der Casus gelegt. Sowie man hiemit im Griechischen und 
Lateinischen bei der Bildung der Casus anstatt a den o-Laut 
voraussetzen muss, ebenso muss im Slavischen schon der 
«.-Laut neben dem ursprünglichen a-Laute vorausgesetzt werden; 
es war daher kein Warten nöthig, bis sich etwa im Nomi 
nativ Sing, durch weiteres Herabsinken der Halblaut z gebildet 
hat, wie ja Schleicher auf dieses Warten der Abschwächung 
zu z hinwies. 
2. Schleicher meint, es wäre unbegreiflich, wenn der Ur 
sprung des ov, ev vom Auslaute des Stammes herzuleiten wäre, 
dass bei den Adjectiven doch dieses ov, ev sich nirgends vor 
fände.— Dagegen lässt sich Folgendes einwenden. Da die Formen 
mit ov ursprünglich meist nur einsilbigen Substantiven des 
grösseren Gewichtes wegen beigefügt wurden und vorzugsweise 
Personennamen zukamen, wodurch es geschah, dass im Böhmi 
schen belebte oder als belebt gedachte Substantiva zu ihnen 
griffen: so können die Adjectiva, die nur ein Merkmal irgend 
einer Person oder Sache beilegen und an sich weder etwas 
Belebtes noch als belebt Gedachtes bezeichnen, doch nicht die 
Casus mit ov haben. So hat Sistz im Dativ Sing, wohl nur 
eistu; legte man jedoch einer lebenden Person ,C'ish‘ als Eigen 
namen bei, so würde auch hier der Dativ auf ovi ,Cistovi‘ zum 
Vorschein kommen. Die Possessiv-Adjectiva auf ovz, ova, ovo 
können schon aus dem Grunde kein ovi annehmen, weil sie ja 
schon aus einem fertigen Casus, der schon ov angenommen hat, 
gebildet wurden. Da die Sprache sich dessen bewusst ist, 
dass hier schon ov aus u hervorgegangen sei, so wird schon
	        
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