Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 73. Band, (Jahrgang 1873)

Zeitpunkt der alavisohen Ansiedlung an der unteren Donau. 
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Halbinsel Morea, wo sich aber der Aufsaugüngsprocess am 
frühesten vollzog. 1 
Drei grosse Volker-Wanderungen haben unsern Erdtheil 
durch ein Jahrtausend in Anstoss versetzt: die germanische, 
slavische und türkisch-ugrische; aus deren wechselseitiger För 
derung, Hemmung und Durchdringung ist der gegenwärtige 
Stand der Völkergruppirung hervorgegangen. Die bedeutendste 
derselben nach Kraft und Wirkung ist die germanische, die 
normannische Bewegung bildet nur einen spätem Ausklang 
derselben, und so darf man die Eroberung Englands im 11. Jahr 
hundert die letzte Welle der grossen Fluth nennen, welche 
iin dritten zuerst Dakien verschlang. Die türkisch-ugrische 
Wanderung, welche der germanischen in einem entscheidenden 
Augenblicke einen mächtig nachwirkenden Impuls gegeben hat, 
begann mit dem Einmarsch der Hünen in Europa, und kommt 
mit der Aufrichtung eines osmanischen Kaiserthrons auf den 
Trümmern des römischen am spätesten zum Abschluss. Augs 
burg (955) Liegnitz (1241), Wien (1G83) bezeichnen einige 
der Hauptpunkte in dem grossen Stürmen. Von den vielen 
Gliedern der ausgebreiteteu Völkerschaar, die wie athemlos 
nach Westen drängte, ist es allein den Ungarn und Osmanen 
gelungen, Reiche minder vergänglichen Wesens zu stiften. Am 
raschesten, am ruhigsten verlief die slavische Wanderung. 
Während ein Zug der Energie und des Heldenthums die ger 
manische Wanderung auszeichnet, eine fanatische Wildheit, 
ein bewusster Gegensatz gegen alle sesshafte Cultur die ugri- 
sche und türkische Bewegung charakterisirt, so treffen wir 
nichts von alledem bei den Slaven. Sie wollen nicht die Krieger 
sein, welche mit tapferem Arm die Cultur des mit Scheu be 
trachteten Weltreichs vertheidigen, sie wollen auch nicht, wie 
1 ürken und Ungarn, so weit ihr flüchtiges Ross sie trägt, alles 
was Menschen geschaffen austilgen, und verstehen es nicht, 
1 Allen was von Slaven freiwillig oder gezwungen in Kleinasion und Syrien 
sich ansiedelte, ist spurlos in anderem Volksthum uutergegangen. Solche 
Ansiedlungen werden erwähnt 056 in Apamea (Theopliau. 532) in der 
Zahl von 5000; 680 nach Kleinasien rcoXXa jrXjjOrj (Theophan. 557). Der 
Kaiser hob drei Jahre später aus ihnen 30.000 streitbare Männer aus; 
noch später wurden alle nach Leukate bei Nicomedia in Bithynien ver 
pflanzt (Theophan. S. 559 u. 561).
	        
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