502
Strobl
Also Langzeilen, Spuren von Langzeilen und Stellen, aus denen
sich Hildebrandstrophen herstellen lassen. Wenn das letztere mit
geringerer Sicherheit möglich war, als die Herstellung von
Moroltstrophen, wo wiederholt die Überlieferung zu Hilfe kam,
so beweist das nur, dass schon X mit ihnen gründlich aufgeräumt
hatte. Wer aber den Versuch machen will, Hildebrandstrophen etwa
aus Ortnit oder den Wolfdietrichen in der Weise zu behandeln, wie
wir es gesehen haben, wobei es auf fünfmal gehobene Verse nicht
ankam, wird die Möglichkeit meiner Annahme leichter fühlen. Bei
den letzt angeführten Stellen kommt noch dazu, dass sie in nächster
Nähe stehen und so dem Gedanken Raum geben, dass hier wirklich
eine Anzahl Strophen überarbeitet vorliegt.
Anführen will ich noch, dass öfter eine Anzahl von vier längeren
Zeilen zusammensteht in einer Weise, dass man sich der Meinung,
es liege hier eine Hildebrandstrophe überarbeitet vor, nicht entziehen
kann, wie etwa Vers 31 — 34:
Er was zallen ziten in dem getrehte
Wie er gote gedienen mehte,
Er sprach himeliseher degen,
Ich wil dir dienen die wil ich hän daz leben.
oder 59—62:
Nü gap im der engel in sinen muot
Ich wil dir raten edeler vürste guot
Nim dir kein vrouwen in den landen din
Ich wil dir raten üf die trinwe inin.
und so öfter. Eine in der Nähe stehende Strophe sei noch versucht,
Vers 45 f.
Oswalt, süln diniu lant an ein vrouwen stan
Triwen daz ist niht wol getan
Zwiu sint dir witiu kunicriche
Du habest denue ein vrouwen tugentrfche.
Wan sturbest du, so wurdez erbelös;
Nim dir eine, diu si din genöz:
Oswalt suln diniu riclie an ein vrouwen stän
Entriuwen daz ist niht wol getan