Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 153. Band, (Jahrgang 1906)

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Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. 
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sanctus Johannes: Michael uberwant den drachen. der drache 
schadet me mit dem zagele dan mit dem munde, da by ist 
beczeichent der tufel. was er dem menschen gerettet, das uber- 
wint er wol, er enblibe dan an dem end in syme rate, so muß 
er verloren sin. der erst meister harpbet und singet uns vor: 5 
wer mag gote gelich sin? und vertreib den tufel. der wolte sieb 
gote geliehen, do must er vallen, da mit verritt er ouch den 
ersten menschen. er predigte inn, sy sollen gote werden gelich. 
do sy ime volgeten, do wurden sy arger dan das vihe. die do 
sunden, die willen sich gote geliehen und werdent boßer dan 10 
vihe und sterbent wirs dan vihe. in canticis: si ignoras, egredere. 
ob du din selbs nit erkennes, gang uß nach dem vihe. nü singen 
wir nach Michaelem: wart ye icht oder ye nü oder sal ummer 
werden, das gote gelich sy? was ist also gut oder also süße, 
was ist also geweltig oder also stete als got? und vertriben 15 
den viant und laßen die sunde und das übel, übel tliun, das 
ist des tufels name. do er das übel tett, do hieß er zo hant 
tufel. von (96) naturen was er ein schön engel. nu laßen wir 
uns ruwen, das wir sunde han getan, und singen mit dem 
kiinyg David den thoen: Miserere mei, Deus; zo metten zyt: 20 
beatus vir, selig ist der man, der nye sund entede; zo jungst: 
benigne fac, tune acceptabis. mit der harphen vertreib her 
David hern Saul sin ungemach, das er von dem viant batte, 
unser barffe wart uf gerichtet zo mittem tage, unser herre ließ 
sich an das crutze bangen an der schönsten zyt in dem tage. 25 
also sollen wir uns des ubels ab tliun, so wir dannoch die 
schönste zyt vor uns haben und die beste, ee sich die sunde 
unser ab thü. nu rürent die harphe rechte und horent den 
susßen klang, der eine schecher ruret sy unrecht, dar umb 
lutet sy em ubele. der ander rürte sy rechte, dar umb lute sy 30 
ime süße, do er sprach: memento mei, Domine, dum veneris 
in regnum tuum! do hört er den süßen klang: amen, dico tibi, 
quod hodie mecum eris in paradiso. man sol got loben mit dem 
süßen thone und mit der harphen und mit allem seitenspil, als 
der propheta sprichit: laudate eum in sono tube, laudate eum 35 
1 Apok. 12, 7. 11 Cant. 1, 7. 20 Psalm. G, 3. 21 Psalm. 
1, 1. — Psalm. 50, 20 f. 23 vgl. 1 Keg. IG, IG ff. 29 Luc. 23, 39—43. 
35 Psalm. 150, 3. 
Sitzungsber. d. pbil.-liist. Kl. CLIII. Bd. 4. Abh. 
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