Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 153. Band, (Jahrgang 1906)

Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. 
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siebenden ruwit er von sirae werck. da by sint bezeiclient die 
sieben tagenden: fides, spes, caritas, (92) temperantia, prudentia, 
justitia, fortitudo. unser herre schiet von ein ander an dem 
ersten tage das lieclit und die vinsternis und lieeß die vinsternis 
die nackt und das lieclit den tag. da by ist beczeichent der 5 
gloube. wan ein mensch ichs zwivels bait an dem rechten 
glouben, so ist im under enander gemischit das vinster und 
das lieclit. da von spricht sanctus Augustinus gegen unserme 
herren den gewalt, das er wol mag thün die ding, die uns zo 
grois sint zu verstenne unseren krancken synnen, als das er 10 
von dem brote lesset sinen heiligen lichnam werden und ander 
vil dinges, das zo dem cristen glouben gehöret, hy mit lesset 
unser herre vil ofte die versuchit werden, die dar nach aller 
dorechtiges werden an dem glouben und an der mynne. wann 
in dan unser herre gefestnet den waren glouben, das sy miige- 15 
lieh dunket zo thune alle ding, und in ouch da von groß be- 
kenntniß in der nukeit gibbet und vil zo verstene, so hait er 
in von enander gescheiden das liecht und die vinsternis. an 
dem anderen tage scliit unser herre das wasser, das ein teil 
uf dem hymmel und das andere hie nieden. etliche meister 20 
willent, das es zu jungst sol aber zosamen körnen, das bezeiclient 
die ander tugent, spes. die hofnunge sollen wir haben, das wir 
her (93) nach von dieser unstetter werlt gesamnet werden 
mit den seligen seien, die nü uf dem hymmel sint von uns 
gescheiden. an dem dritten tage ließ unser herre die erde all 25 
ir fi’ucht zitig brengen, die boüme ir obiz, die eckerc das riffe 
körn, als man snyten solte. das bezeichent die dritte tugend, 
caritas. die mynne bringet alle zyt die zitige frucht. der sy 
hait, er enbeitet enkeiner tugent vurbas, er tut ze hant, das 
in die mynne heißet und leret. an dem vierten tage zirte unser so 
herre den hymmel mit der sonnen und mit den Sternen und 
mit dem mäne. das beczeichent die vierde tugend, temperantia. 
die maze sol die sele zieren und tempereren in allen dingen, 
das er nit zo fro noch zu trurich, zo lierte noch zo weich sy. 
als der tag dunkel ist und siner vollen zirde nit enhait, so die 35 
8 unter den vielen Stellen Augustins, die hier in Betracht kommen, 
läßt sich keine bestimmte festlegen. 18 Genes. 1, G ff. 25 Genes. 
1,11 ff. 30 Genes. 1, 14 f.
	        
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