TW Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. 145 sanctus Johannes: Michael uberwant den drachen. der drache schadet me mit dem zagele dan mit dem munde, da by ist beczeichent der tufel. was er dem menschen gerettet, das uber- wint er wol, er enblibe dan an dem end in syme rate, so muß er verloren sin. der erst meister harpbet und singet uns vor: 5 wer mag gote gelich sin? und vertreib den tufel. der wolte sieb gote geliehen, do must er vallen, da mit verritt er ouch den ersten menschen. er predigte inn, sy sollen gote werden gelich. do sy ime volgeten, do wurden sy arger dan das vihe. die do sunden, die willen sich gote geliehen und werdent boßer dan 10 vihe und sterbent wirs dan vihe. in canticis: si ignoras, egredere. ob du din selbs nit erkennes, gang uß nach dem vihe. nü singen wir nach Michaelem: wart ye icht oder ye nü oder sal ummer werden, das gote gelich sy? was ist also gut oder also süße, was ist also geweltig oder also stete als got? und vertriben 15 den viant und laßen die sunde und das übel, übel tliun, das ist des tufels name. do er das übel tett, do hieß er zo hant tufel. von (96) naturen was er ein schön engel. nu laßen wir uns ruwen, das wir sunde han getan, und singen mit dem kiinyg David den thoen: Miserere mei, Deus; zo metten zyt: 20 beatus vir, selig ist der man, der nye sund entede; zo jungst: benigne fac, tune acceptabis. mit der harphen vertreib her David hern Saul sin ungemach, das er von dem viant batte, unser barffe wart uf gerichtet zo mittem tage, unser herre ließ sich an das crutze bangen an der schönsten zyt in dem tage. 25 also sollen wir uns des ubels ab tliun, so wir dannoch die schönste zyt vor uns haben und die beste, ee sich die sunde unser ab thü. nu rürent die harphe rechte und horent den susßen klang, der eine schecher ruret sy unrecht, dar umb lutet sy em ubele. der ander rürte sy rechte, dar umb lute sy 30 ime süße, do er sprach: memento mei, Domine, dum veneris in regnum tuum! do hört er den süßen klang: amen, dico tibi, quod hodie mecum eris in paradiso. man sol got loben mit dem süßen thone und mit der harphen und mit allem seitenspil, als der propheta sprichit: laudate eum in sono tube, laudate eum 35 1 Apok. 12, 7. 11 Cant. 1, 7. 20 Psalm. G, 3. 21 Psalm. 1, 1. — Psalm. 50, 20 f. 23 vgl. 1 Keg. IG, IG ff. 29 Luc. 23, 39—43. 35 Psalm. 150, 3. Sitzungsber. d. pbil.-liist. Kl. CLIII. Bd. 4. Abh. 10