lieber den fünffüssigen lambus vor Lessing’s Nathan.
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Dieser grosse Geist und grosse Dichter war Gottsched
nicht: er hat aber theoretisch die reimlosen Verse und speciell
die reimlosen iambischen Verse immer vertreten und auch einige
Versuche in denselben hinterlassen.
In der Critischeu Dichtkunst (S. 315) führt er unter den
Vorth eilen der ungereimten Verse auch den an, dass wir in
Schauspielen dann bald glücklicher werden würden, als wir noch
zur Zeit sind. Er meint, ,Tragödien und Comödien können und
sollen von rechtswegen in einer leichten Art von Versen ge
schrieben sein, damit sie von der gemeinen Sprache nicht merk
lich unterschieden, und doch einigermassen zierlicher als der
tägliche Umgang der Leute sein mögen'. Ein Seitenhieb gegen
die Oper fällt ab, auch klingen ihm die Reime zu studiert und
erinnern ihn ohne Unterlass, dass er nur in der Comödie sei;
dann lobt er die Engländer: ,In diesem Stücke haben die heu
tigen Engländer auch vor den Franzosen den Vorzug, indem
sie nach dem Exempel der Alten in vielen ihrer besten Tra
gödien nur ungereimte Verse brauchen, da hingegen diese lauter
reimende Helden aufs Theatrum stellen 1 . ,Sollte ich es einmal
wagen' — so schliesst er — ,ein Trauerspiel zu machen, so
will ich es versuchen, inwieweit man hierinn wider den Strom
schwimmen könne'. Ganz ähnlich sind die Worte, welche er
in der Grundlegung einer deutschen Sprachkunst (3. Auflage
1752 S. 617) gebraucht; besonders weist er hier auf die Ver
wendung dieser Verse im Lustspiele hin und wünscht, dass
bald ein glücklicher Dichter diesen neuen Lorbeerkranz sich
erwerben möge. In einer Anmerkung fügt er aber hinzu: ,Die
ganze Schwierigkeit ist nur, die Comoedianten zu bereden, dass
sie reimlose Stücke aufführen. Da sie aber auch prosaische
Lustspiele auswendig lernen können: so würde sichs auch mit
reimlosen Versen wohl tliun lassen'.
In allen diesen angeführten Stellen hat Gottsched ebenso
sehr oder vielleicht noch mehr den reimlosen Alexandriner als
den fünffüssigen lambus im Auge. Wenigstens ist die in der letzt
erwähnten Anmerkung genannte Uebersetzung des Agamemnon
von Thomson eine 1750 zu Göttingen erschienene in reimlosen
Alexandrinern. In den Critischen Beiträgen (1. Band 1730
S. 99 f.) wiederholt er seine Ansicht, dass im Trauerspiele und
überhaupt in den theatralischen Gedichten das verdriessliche