Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 8. Band, (Jahrgang 1852)

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Prof. Joli. Woccl. 
Böhmisches Cantional zu Chrudim. 
Enthält 298 Pergamentblätter, ist 2' lang und 1'4" breit. Ver 
fertigt wurde es um das Jahr 1370. Die darin enthaltenen Miniaturen 
gehören zu den vorzüglichsten Leistungen der böhmischen Kunst 
schule des XVI. Jahrhunderts, wiewohl nicht alle denselben Werth 
haben. Besonders ausgezeichnet sind folgende Bilder: 1. das erste 
Miniaturblatt, den in den Wolken schwebenden Erlöser darstellend, 
zu dessen Füssen König David kniet; 2. Gott Vater im Kaiserornate; 
3. die Auferstehung Christi; 4. die Taufe Christi; 3. die Sendung des 
heil. Geistes. In den breiten Seitenrändern dieses Blattes gewahrt 
man ein reich componirtes Bild, den Zug der Israeliten durch das 
rothe Meer darstellend. Bichtige Zeichnung, eigentlnimliche Auffas 
sung und sorgfältige Ausführung weisen diesem Bilde einen bedeu 
tenden Rang unter den gleichzeitigen Miniaturen an. Das böhmische 
sowohl als das lateinische Cantional befinden sich am Literatenchor 
der Dechanteikirche zu Chrudim. 
Lateinisches Cantional zu Königgrätz. 
Inhalt, Form und Grösse dieses Cantionais stimmt mit dem Jung- 
bunzlauer und Chrudimer lateinischen Cantionale grösstentheils über 
ein. Was den Farben- und Goldschmuck betrifft, so muss ich es als 
das reichste und prachtvollste unter allen Gradualen, die ich zu sehen 
Gelegenheit hatte, bezeichnen. Es kommen darin ganze Seiten vor, 
deren sämmtliche Buchstaben sammt den Musiknoten Von reinem 
Dukatengold gebildet sind. Die Versalbilder sowohl, als auch 
die Arabeskenverzierungen sind äusserst zart und sorgfältig ausge 
führt, wiewohl viele Figuren steif, und die Extremitäten manchmal 
verzeichnet erscheinen. Tadellos gemalt sind aber folgende Bilder: 
1. die Auferstehung Christi; 2. die Himmelfahrt Christi; 3. die Sen 
dung des heil. Geistes; 4. Die Mutter Gottes im Strahlennimbus mit 
dem Christuskinde; darunter das Wappen der Stadt Königgrätz von 
einem Engel mit gezücktem Schwerte gehalten; 5. das letzte Abend 
mahl, ein prachtvoll geschmücktes, zart ausgefüjirtes Bild. Der Maler 
dieses Prachtwerkes ist nicht bekannt. 
Zwei böhmische Cantionale zu Königgrätz. 
Wiewohl von diesen merkwürdigen Pergamentbüchern in topo 
graphischen Schriften häufig genug Erwähnung geschah, so ist doch
	        
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