18 Prof. Joli. Woccl. Böhmisches Cantional zu Chrudim. Enthält 298 Pergamentblätter, ist 2' lang und 1'4" breit. Ver fertigt wurde es um das Jahr 1370. Die darin enthaltenen Miniaturen gehören zu den vorzüglichsten Leistungen der böhmischen Kunst schule des XVI. Jahrhunderts, wiewohl nicht alle denselben Werth haben. Besonders ausgezeichnet sind folgende Bilder: 1. das erste Miniaturblatt, den in den Wolken schwebenden Erlöser darstellend, zu dessen Füssen König David kniet; 2. Gott Vater im Kaiserornate; 3. die Auferstehung Christi; 4. die Taufe Christi; 3. die Sendung des heil. Geistes. In den breiten Seitenrändern dieses Blattes gewahrt man ein reich componirtes Bild, den Zug der Israeliten durch das rothe Meer darstellend. Bichtige Zeichnung, eigentlnimliche Auffas sung und sorgfältige Ausführung weisen diesem Bilde einen bedeu tenden Rang unter den gleichzeitigen Miniaturen an. Das böhmische sowohl als das lateinische Cantional befinden sich am Literatenchor der Dechanteikirche zu Chrudim. Lateinisches Cantional zu Königgrätz. Inhalt, Form und Grösse dieses Cantionais stimmt mit dem Jung- bunzlauer und Chrudimer lateinischen Cantionale grösstentheils über ein. Was den Farben- und Goldschmuck betrifft, so muss ich es als das reichste und prachtvollste unter allen Gradualen, die ich zu sehen Gelegenheit hatte, bezeichnen. Es kommen darin ganze Seiten vor, deren sämmtliche Buchstaben sammt den Musiknoten Von reinem Dukatengold gebildet sind. Die Versalbilder sowohl, als auch die Arabeskenverzierungen sind äusserst zart und sorgfältig ausge führt, wiewohl viele Figuren steif, und die Extremitäten manchmal verzeichnet erscheinen. Tadellos gemalt sind aber folgende Bilder: 1. die Auferstehung Christi; 2. die Himmelfahrt Christi; 3. die Sen dung des heil. Geistes; 4. Die Mutter Gottes im Strahlennimbus mit dem Christuskinde; darunter das Wappen der Stadt Königgrätz von einem Engel mit gezücktem Schwerte gehalten; 5. das letzte Abend mahl, ein prachtvoll geschmücktes, zart ausgefüjirtes Bild. Der Maler dieses Prachtwerkes ist nicht bekannt. Zwei böhmische Cantionale zu Königgrätz. Wiewohl von diesen merkwürdigen Pergamentbüchern in topo graphischen Schriften häufig genug Erwähnung geschah, so ist doch