Glossen des canonisclien Rechts aus dem karolingischen Zeitalter.
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Die Rubrik des Canon lautet bei Dionysius so: Quando
et in quibus causis episcopi ad comitatum ire debeant. Dazu ist
nachstehende Glosse (n. 2) gemacht:
Ad comitatum ire prohibetur [l.J propter ambitionem terreni
appetitus, II. et propter invidiam coepiscopalis fraternitatis et
scandalum.
In dem Canon selbst wird das zudringliche Besuchen des
kaiserlichen Hoflagers zur Verfolgung weltlicher Interessen
den Bischöfen namentlich deshalb verboten, weil diese Unsitte
dem Ansehen des Episcopats und daher seinem berechtigten
Einfluss Eintrag thue. Die angeführte Glosse aber findet den
Nachtheil in erster Linie in der Demoralisation der Bischöfe.
Der Test des Canon beschränkt die Erlaubniss den Hof zu
besuchen auf folgende Fälle: erstens, wo es sich darum handle
Bedrückten, Wittwen und Waisen zu ihrem Recht zu ver
helfen oder für Verurtheilte Erbarmen zu erflehen, und zwei
tens, wo der Kaiser den Bischof durch ein Einladungsschreiben
selbst an das Hoflager gerufen habe. Die Glosse (n. 4) fordert
aber in dem ersten Fall überdies noch den Consens der Mit
bischöfe:
Hie decernituv nullum episcoporum eund.um ad palatium
regis nisi pro intercessione afflictorum, et hoc cum consensu.
Sie fordert (n. 5) diesen Consens auch in dem zweiten Fall
dann, wenn es sich um solche Bischöfe handle, denen notorisch
die Interessen des weltlichen Ehrgeizes über die Interessen
der Religion gingen:
Hic ostenditur, qiiod inrelligiosi episcopi, id est, quorum
relligio testimonio fideli non comprobatur, sive sine nietu metro-
politae sui vel consensu coepiscoporum litteris vocatoriis imperia-
libus parere non debere (sic), quod per ambitionem secularis
appetitus.
Die Glosse dehnt auch die passive Sphäre, auf welche
das Vex-bot des Ambirens Anwendung finde, weiter aus als der
Canon. Sie erklärt (n. 3) ad comitatum mit
Ad publicum, sive palatium sive regem sive praesides. Das
Verbot wird nicht auf die Pfalz und den König beschränkt,
sondern auch auf die Grafen erstreckt.
Ich kehre noch einmal zu "Wala zui'ück. Mit besondrer
Strenge rügte er vor dem Kaiser das Treiben der Hofcapeliane,