Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 68. Band, (Jahrgang 1871)

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May r. 
1860. Zum Versmaass der ustvaiti und 9penta-mainyü lässt sich 
die Bemerkung hinzufügen, dass im elfsilbigen Verse die Cae- 
sur immer nach der vierten Silbe fallen müsse. Der Grund, 
dass man dieses Gesetz, dem auch der vedische trshtubli unter 
worfen ist, nur dass die Caesur in demselben auch ebenso wohl 
nach der fünften Silbe fallen kann, nicht auf erstem Anblick 
erkannte, liegt wohl darin, dass die gäthäs, welche wohl eine 
lange Zeit hindurch mündlich überliefert wurden, zur Zeit ihrer 
Redaction ebenso niedergeschrieben wurden, wie man sic da 
mals im Einklang mit der lebenden Sprache sang und aus 
sprach. Auch die vedischen Texte unterlagen während der Zeit 
ihrer mündlichen Ueberlieferung derselben Veränderung, wie 
die lebende Sprache; die yikshä und das chandas, mit welchen 
sich insbesondere die prati-^äkhyäs befassen, suchen eben die 
Gesetze fest zu stellen, nach welchen überzählige Silben be 
seitigt, fehlende- ergänzt werden sollen, die ursprüngliche Länge 
oder Kürze der Silbe hergestellt werden soll. Eine ausführliche 
Arbeit, die auf eigener Forschung beruht, lieferte Kuhn in den 
sprachlichen Resultaten aus der vedischen Metrik in den Beitr. 
zur vergleichenden Sprachforschung des Arischen, Celtischen 
und Slavischon B. III 113 ff. 450 ff und B. IV. 179 ff. Die 
Betrachtung geht in dieser Abhandlung vom im Veda Gegebe 
nen aus und schliesst zurück auf das was die vorliegende Ge 
stalt annahm. Den entgegengesetzten Weg verfolgte Bollenscn 
in der Abhandlung ,zur Herstellung des Veda/ (Orient und Oc- 
eident B. II, S. 457 ff) worin er untersucht, in welchen Fällen 
und nach welchen Gesetzen das ursprünglich Vorliegende modi- 
ficirt wurde, um seine uns überlieferte Gestalt zu erlangen. 
Vorliegende Arbeit versucht nach Kuhn’s Vorgang einen 
Beitrag zur Herstellung des ursprünglichen Textes der gäthäs 
zu liefern. Vorgänger auf dem Gebiete der Zendphilologie gibt 
es bekanntlich nicht, und so konnte nur, was über die Veden 
geliefert wurde, als Ausgangspunkt dienen. Insbesondere sind 
die gäthäs ustvaiti, 9pentä-inainyü und vohu khshathra zu Grunde 
gelegt und der Versuch gemacht, das hier Gefundene an der 
ahunavaiti zu erproben. Wahrscheinlich ist es, dass bei Ver 
fassung der ersten gätha die Phonologie der Sprache der nieder 
geschriebenen Aussprache näher lag und diese somit als jünger,
	        
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