Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 110. Band, (Jahrgang 1885)

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Z i m mcrmann. 
liclio oder der Inbegriff aller endlichen Wesen mit Ausschluss 
des Menschen, die Natur. Die Erkenntniss selbst kann nur 
entweder direct oder indirect sein, indem der von dem Objecte 
herkommende und von dem Subjecte aufzunehmende ,Strahl' 
(radius) entweder unverändert oder verändert vom letzteren 
empfangen wird; die Veränderung selbst, die im letzteren 
Falle mit demselben vor sich geht, aber kann eine doppelte 
sein, indem derselbe entweder durch das empfangende Subject 
(wie der Lichtstrahl durch ein Medium) ,gebrochen', d. i. von 
seiner ursprünglichen Richtung abgelenkt (radius refractus) 
oder von dem empfangenden Subjecte (wie der Lichtstrahl 
von einer Wand) ,zurückgeworfen', d. i. auf das Object selbst 
zurückgestrahlt wird (radius reflexus). Folge des gebrochenen 
Strahls ist, dass derselbe dem Subject aus einer andern Richtung 
zu kommen scheint, als er wirklich kommt; Folge des reflectirten 
Strahls ist, dass das Object statt in seinem eigenen, im Lichte 
des von der Wand auf dasselbe zurückgeworfenen Strahls ge 
sehen wird; in beiden Fällen erscheint dasselbe anders als, 
nur im directen Strahl erscheint es so, wie es wirklich ist. 
Stillschweigend läuft dabei das erkenntniss theoretische Axiom 
als Voraussetzung mit unter, dass wirkliche Erkenntniss nur 
dort möglich ist, wo das (zu erkennende) Object und das (er 
kennende) Subject gleichartig, also entweder beide unendlich 
oder beide endlich und im letzteren Falle entweder beide 
Mensch oder beide Natur sind. Da es sich nun nicht um die 
Erkenntniss Gottes durch Gott selbst, sondern um die Erkennt 
niss Gottes, des Menschen und der Natur durch den Menschen 
handelt, so folgt sowohl, dass eine vollkommene Erkenntniss 
•Gottes durch den Menschen, als auch, dass eine solche des 
nicht der Natur ungehörigen Theiles des Menschen, die erstere 
durch den Menschen überhaupt, die letztere wenigstens durch 
den der Natur ungehörigen Theil des Menschen, unmöglich sei. 
Denn da der Mensch als solcher (sowohl seine der Natur un 
gehörige , wie seine von dieser verschiedene Beschaffenheit 
zusammengenommen) ein endliches Wesen ist, so schliesst eine 
vollkommene Erkenntniss der Gottheit durch denselben sich 
von selbst aus; aber auch eine vollkommene Erkenntniss des 
Menschen durch denjenigen Theil desselben, durch welchen 
dieser von der übrigen Natur nicht verschieden, sondern dieser
	        
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