SITZUNGSBERICHTE
DER
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN CLiSSE
DElt KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
HUNDERTZEHNTER BAND.
WIEN, 1886.
IN COMMISSION BEI CARL GEROLD’S SOHN
BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
300122
Druck von Adolf Holzhausen,
k. k. Hof- und Universitäts-Buckdrucker in Wien.
INHAL T.
Seite
IX. Sitzung vom 15. April 1885 1
Zimmer mann: Kant und Comte in ihrem Verhältniss zur
Metaphysik 3
Ilanusz: Ueber das allmälige Umsichgreifen der -«-Declination
im Altindischen 41
X. Sitzung vom 22. April 1885 . 84
Pfizmaier: Vier Himmel des Jamäto-Liedes. Erklärungen
buddhistischer Dichtungen 87
Brandt: Verzeichniss der in dem Codex 169 von Orleans ver
einigten Fragmente von Handschriften lateinischer Kirchen
schriftsteller 167
Bacher: Die hebräisch-neuhebräische und hebräisch-aramäische
Sprachvergleichung des Abulwalld Merwän Ihn Ganäh . . 175
XI. Sitzung vom 6. Mai 1885 213
XII. Sitzung vom 13. Mai 1885 215
XIII. Sitzung vom 3. Juni 1885 217
/Steffenhagen: Die Entwicklung der Landrechtsglosse des
Sachsenspiegels. V. Die Bocksdorf'sehen Additionen . . . 219
XIV. Sitzung vom 10. Juni 1885 302
Mekler: <!>IA0AHM02 ITliPI 0ANATOV A. Philodemos Ueber
den Tod, viertes Buch. Nach der Oxforder und Neapolitaner
Abschrift 305
Mussafia: Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
Zur Katharinenlegende 355
XV. Sitzung vom 17. Juni 1885 422
Engelbrecht: Untersuchungen über die Sprache des Clau
dianus Mamertus
423
f/j fJBW
IV
Inhalt.
XYI. Sitzung' vom 1. Juli 1885
Kühler: Ueber das Zeitalter des kasmirischen Dichters So-
L madeva
Grünert: Die Begriffs-Präponderanz und die Duale a potiori
im Altarabischen
XVII. Sitzung vom 8. Juli 1885
XVIII. Sitzung vom 15. Juli 1885
Smal Stockij: Über den Inhalt des Codex Hankensteinianus
U
Seite
543
545
559
597
599
601
IX. SITZUNG VOM 15. APRIL 1885.
Von Druckwerken wurden mit Zuschriften eingesendet
und der Classe vorgelegt: i
,Vocabolario degli academici della Crusca', Vol. V, fase. II,
ein Geschenk des königl. italienischen Unterrichts-Ministeriums;
,Les derniers voyages des Neerlandais a la Nouvelle-
Guinee', gewidmet von dem Herrn Verfasser prince Roland
Bonaparte in Paris;
Topographie von Niederösterreich', 14. und 15. Heft, über
sendet von dem Herrn Verfasser, Hofrath M. A. Becker in Wien.
Das w. M. Herr Hofrath Ritter von Miklosich ersucht
in seinem und im Namen des c. M. Herrn Professor Josef
Müller in Turin um eine Subvention für zwei weitere Bände
des von ihnen mit Unterstützung der Akademie herausgegebenen
Werkes: ,Acta et diplomata graeca medii aevi sacra et profanah
Das w. M. Herr Hofrath Robert Zimmermann legt eine
für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung vor unter dem
Titel: ,Kant und Comte in ihrem Verlnlltniss zur Metaphysik“.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Akademie der Wissenschaften, königl. preussische zn Berlin: Sitzungs
berichte. Nr. XL—LIV. Berlin, 1884; 8°.
- — Coinmentaria in Aristotelem graeca. Vol. XVIII, pars III. Berolini,
1885; 8 n . — Supplementum Aristotelicnm. Vol. I, pars I. Berolini,
1885; 8°.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Ci. CX. Rd. I. Hft. 1
2
Central-Co mmission, k. k. statistische: Oesterreieliische Statistik. VII.
Band, I. Heft: Bericht über die Erhebung der Handelswerthe und Haupt
ergebnisse des auswärtigen Handels im Jahre 1883. Wien, 1884; gr. 4 n .
— VIII. Band, 1. Heft: Statistik der Sparcassen für das Jahr 1882. —
2. Heft: Bewegung der Bevölkerung im Jahre 1883. Wien, 188ä;gr. 4°.
Congres international des Americanistes: Compt.e-rendu de la cinquieme
session h Copenhague 1883. Copenhagne; 8°.
Johns Hopkins University: Studies in historical and political Science
3., series II—III. Baltimore, 1885; 8°.
— — The American Journal of Philology. Vol. V, 4. Baltimore, 1884; 8".
Kiew: Universitätsnachrichten. Tom. XXIV, Nr. 11 und 12. Kiew, 1884; 8°.
Königsberg, Universität: Akademische Schriften. 42 Stücke 8° und 4°.
Smithsonian Institution: Annual Report of the Board of Regents for the
year 1882. Washington, 1884; 8°.
St. Petersburg, Universitäts-Bibliothek: Schriften. Tom. I—X, XII—XIV.
St. Petersburg, 1876—1884; 8°. — Specimina linguae palaeoslavicae
ediditJagic. St. Petersburg, 1882; 8°. — Ueber eine Parsenhandschrift
der kaiserlichen öffentlichen Bibliothek zu St. Petersburg, von Carl
Salemann. Leiden, 1878; 8 n .
Zimm ermann. Kant und Comte in ihrem Verhältniss zur Metaphysik.
3
Kant unrl Comte in ihrem Verhältniss zur
Metaphysik.
Von
Robert Zimmermann,
wirkt. Mitglied^ der kais. Akademie der Wissenschaften.
Kant und Comte, der Urheber des Kriticismus und jener
der positiven Philosophie, pflegen als diejenigen angesehen zu
werden, welche, der eine in Deutschland, der andere in Frank
reich, der Metaphysik als Wissenschaft im Sinne der alten
Schule ein Ende gemacht haben. Kant selbst bezeichnete die
Metaphysiker seiner Zeit, Wolf und Crusius, insofern sie eine
Wissenschaft vom Sein und Seienden ,aus reiner Vernunft* auf
zustellen sich vennassen, spöttisch als ,Luftbaumeister*. Comte,
wie ich in einer vorangegangenen Abhandlung, die im Jahr
gang 1874 der Sitzungsberichte dieser Classe enthalten ist,
gezeigt habe, fand zwar den Urheber der kritischen Philosophie,
als er ihn zu einer Zeit, da er mit seinem eigenen System
längst fertig war, kennen lernte, immer noch ,trop metaphysique*,
aber erkennt nicht nur zwischen sich und ihm ,eine Menge Be
rührungspunkte* an, sondern er nennt ihn auch denjenigen
Metaphysiker unter allen, welcher der positiven Philosophie ,am
nächsten stehe*. Dennoch bedarf beides der Einschränkung:.
Weder ist Kant mit seiner Aufhebung der Metaphysik als
Wissenschaft so weit gegangen, wie seine neuesten Wiederer-
wecker, die Neokantianer, gegangen sind und ihn gerne gegangen
sein lassen möchten, noch hat der Urheber der positiven Philo
sophie so gering von dem Werth und der Bedeutung der Meta
physik für die Entwicklung wahrer Wissenschaft gedacht, als
seine angeblichen Jünger, die Vertreter der positiven Wissen-
1*
4
Zimm ermann.
schäften, von derselben denken und ihn gerne gedacht haben
lassen möchten. Vielmehr hat der erstere zwar den Umfang
der Gegenstände derselben beschränkt, aber innerhalb desselben
an ihr als Wissenschaft festgehalten; der letztere hat ihr zwar
in der von ihm aufgestellten ,natürlichen Hierarchie der Wissen
schaften' keinen Platz eingeräumt, dieselbe dagegen als notli-
wendiges und unvermeidliches Durchgangsstadium des Wissens
auf alle in jener enthaltenen Wissenschaften ausgedehnt.
Seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts lassen sich in dem
Entwicklungsgang der Philosophie zwei Strömungen unterschei
den, deren eine von der Vernunft, deren andere von der Er
fahrung als ausschliesslicher Erkenntnissquelle ihren Ausgang
nimmt. Die erste, die man nach dem Ort ihrer Entstehung und
nächsten Ausbreitung als die continentale und als deren Be
gründer man Descartes bezeichnen kann, cliarakterisirt sich
dadurch, dass die Beschaffenheit des denkenden Wesens jede
wie immer geartete Aufnahme von aussen kommender Eindrücke
unmöglich macht. Die zweite, die nach dem Orte ihres Auf
kommens als insulare und als deren Begründer Bacon bezeichnet
werden kann, charakterisirt sich dadurch, dass sie die Annahme
ursprünglicher, d. i. solcher Ideen, welche nicht näher oder ent
fernter durch Abstraction aus den allein unmittelbaren, durch die
Sinne von aussen empfangenen Eindrücken entstanden wären,
als Fiction betrachtet. Jene, die um der Natur ihrer Erkennt
nissquelle willen Rationalismus, wie diese, welche um jener der
ihrigen willen Empirismus genannt wird, behält obigen Charakter
im Verlauf der Entwicklung trotz mannigfacher Umgestaltung
im Wesentlichen unverändert bei. Die Ausschliessung jeder
wie immer gearteten Axxfnahme von aussen seitens des den
kenden Subjects wird durch die einander folgenden Hypothesen
der assistentia divina, des Oceasionalismus und der prästabilirten
Harmonie, sowie durch die Denkendes und Ausgedehntes für
identisch erklärende Alleinslehre Spinoza’s zwar umgangen, aber
nicht aufgehoben. Die Bekämpfung aller nicht unmittelbar oder
mittelbar aus der Erfahrung empfangener, sondern aus was
Kant und Corate in ihrem Verhältnis zur Metaphysik.
5
immer für einem Grunde unabhängig von dieser entstandener,
ererbter und mitgebrachter Vorstellungsweisen, als ,Trug- und
selbstgemachter Götzenbilder (Idole)' durch Bacon, kehrt in der
Läugnung angeborner, d. i. vor aller Erfahrung und unabhängig
von dieser vorhandener Ideen durch Locke wieder. Folge des
ersteren ist, dass im Rationalismus von einer Erfahrungserkennt-
niss im empirischen, im Empirismus von einer Erkenntniss durch
reine Vernunft im Sinne reiner Vernunftwissenschaft nicht die
Rede sein kann.
Wie es vom Standpunkte der Vernunft als einziger Er-
kenntnissquelle keine andere Wissenschaft als Vernunftwissen
schaft, so kann es von dem entgegengesetzten der Erfahrung
als einziger Erkenntnissquelle keine andere als Erfahrungs
wissenschaft geben. Der geläufige Gegensatz rationaler und
empirischer als einander ausschliessender Gattungen von Wissen
schaften wird innerhalb des Gesichtskreises des Rationalismus
zu einem solchen innerhalb des Gebietes der Vernunftwissen
schaft selbst, während er innerhalb des Gesichtskreises des
Empirismus zu bestehen überhaupt aufhört. Vernunft- und Er
fahrungswissen stellen im Sinne des Rationalismus nicht zweierlei
Wissen, sondern ein und dasselbe, das einzig mögliche Wissen,
das Vernunftwissen in zwei verschiedenen Entwicklnngsstadien
dar, so dass das sogenannte Erfahrungswissen die unvollkom
mene, das im engeren Sinne sogenannte Vernunftwissen die
vollkommene Form des einzig möglichen, d. i. des Wissens
mittelst reiner Vernunft ausmacht. Im Sinne des Empirismus
aber verhalten Vernunft- und Erfahrungswissen, von welchen
das erste auf vom Denken fingirten, das letztere auf von aussen
gegebenen Ideen beruht, sich wie Nichtwissen zu Wissen,
Illusion zu Wahrheit, und der Gegensatz der einander aus-
schliessensollenden Arten des Wissens hört auf, weil das eine
Glied desselben aufgehört hat überhaupt eine Art des Wissens
zu sein.
Wie man sieht, ist die Aussicht, welche der Rationalismus
den Erfahrungswissenschaften, günstiger, als diejenige, welche
der Empirismus Wissenschaften mittelst reiner Vernunft eröffnet;
jener lässt die empirischen Wissenschaften zwar als solche, deren
Form noch unvollkommen, deren Vollendung erst in ihrer Um
wandlung in reine Vernunftwissenschaften zu hoffen ist, aber
6
Zimmer mann.
doch als Wissenschaften, wenngleich niederer Ordnung bestehen;
dieser dagegen spricht allen nicht auf Erfahrung allein geharrten
Wissenschaften, also allen Vernunftwissenschaften den wissen
schaftlichen Charakter schlechthin und für alle Zeiten ab. Physik
und Geschichte als Erfahrungswissenschaften vom Wirklichen
werden daher vom Rationalismus auch in ihrem gegenwärtigen
unvollkommenen Zustande, der sich dadurch verräth, dass ihre
Lehrsätze theilweise wenigstens nur als Thatsachen registrirt,
keineswegs aber, wie es im Begriff einer Vernunftwissenschaft
gelegen ist, aus einem einzigen oder einigen durch sich selbst
gewissen Principien als unvermeidliche Folgerungen deducirt
zu werden vermögen, als Wissenschaften anerkannt. Metaphysik
und Philosophie der Geschichte als reine Vernunftwissenschaften
vom Wirklichen würden dagegen, auch wenn ihre Gestalt im
Sinne des Rationalismus die denkbar vollkommenste, d. i. ihr
Gesammtinhalt durch Deduction aus einem oder wenigen durch
sich selbst gewissen Principien als unvermeidliche Folgerung
gewonnen wäre, trotzdem vom Empirismus als Wissenschaften
verläugnet werden, weil deren Inhalt nicht aus der allein
wissenschaftlich zulässigen Q.uelle, aus der Erfahrung ge
schöpft sei.
Metaphysik als reine Vernunftwissenschaft vom Wirklichen
hat daher wohl eine Stelle im System der Wissenschaften, wie
es der Rationalismus, aber keine in demjenigen, wie es der
Empirismus entwirft. Von den beiden Gliedern des contra-
dictorischen Gegensatzes, deren einer nur Wirkliches, der
andere nur Nichtwirkliches umfasst, behandelt der Rationalis
mus beide, der Empirismus dagegen nur eines als möglichen
Gegenstand des Wissens. Während nämlich der letztere, weil
seine einzige Erkenntnissquelle die Erfahrung, dasjenige aber,
was nicht ist oder nicht war, auch nicht erfahren werden kann,
nur das Wirkliche, kann der Rationalismus, weil und insofern
ein Künftiges, also noch nicht Wirkliches, in dem Gegenwär
tigen begründet und durch dasselbe bedingt erscheint, auch
Nichtwirkliches zum Gegenstände haben. Je nachdem nun das
Nichtwirkliche einerseits entweder ein solches ist, dessen Ver
wirklichung seiner Natur nach unmöglich oder möglich, anderer
seits ein solches, dessen Verwirklichung gleichgiltig oder nicht
gleichgiltig ist, ergeben sich durch Combination beider Ein-
Kant und Corate in ihrem Verhältniss zur Metaphysik.
7
theilungen vier Gattungen des Nichtwirklichen als möglicher
Gegenstände des Wissens: 1. Nichtwirkliches, dessen Verwirk
lichung seiner Natur nach unmöglich, aber gleichgiltig, 2. Nicht
wirkliches, dessen Verwirklichung seiner Natur nach unmöglich,
aber nicht gleichgiltig, 3. Nichtwirkliches, dessen Verwirklichung
seiner Natur nach möglich, aber gleichgiltig, und 4. Nichtwirk
liches, dessen Verwirklichung seiner Natur nach möglich und
keineswegs gleichgiltig ist. Zu der an erster Stelle genannten
Art des Nichtwirklichen gehört das Mathematische, und zwar
sowohl die Zahl wie die Kaumform. Die eine wie die andere
sind von der Beschaffenheit, dass sie die Verwirklichung aus-
schliessen, indem zwar das Wirkliche gezählt wird und räum
liche Gestalt annimmt, die Zahl seihst, sowie die räumliche
Gestalt (der mathematische Punkt, die mathematische Fläche,
der mathematische Körper) als solche aber niemals wirklich
sind. Dasselbe ist aber auch zugleich von der Beschaffenheit,
dass seine Verwirklichung gleichgiltig, d. h. dass der Umstand,
dass weder Zahl noch Kaumform jemals ein Wirkliches sein
können, in jeder Hinsicht irrelevant ist. Zu der an zweiter
Stelle genannten Art des Nicht wirklichen gehört das Logi
sche, dessen Formen, z. B. der logische Begriff, von der Art
sind, dass sie in ihrer Keinheit niemals im Denken verwirk
licht werden können, z. B. der logische Begriff für das wirk
liche Denken ein unerfüllbares Ideal bleiben muss. Während
nämlich der logische Begriff in seiner Reinheit alle den seinen
Umfang bildenden Begriffen gemeinsamen Merkmale, aber auch
nur diese umfasst, worden bei jedem Versuch, denselben im
wirklichen Denken zu wiederholen, Merkmale zu dem Inhalt
desselben hinzugedacht, wie sie dem besonderen Kreise von
Anschauungen entsprechen, aus welchen der fragliche Begriff
gerade bei diesem denkenden Subject im Unterschiede von
anderen, durch Abstraction der diesen gemeinsamen Merkmale
hervorgegangen ist. Es wird z. B. derjenige, der niemals einer
Palme ansichtig geworden ist, in den Begriff des Baumes das
Merkmal der Verästelung in Zweige hineinlegen, welches im
logischen Begriff des Baumes um so weniger enthalten sein
kann, als es sonst unmöglich wäre, dass unter diesem auch die
Palme befasst würde. Dagegen kann von der Unmöglichkeit,
welche das Logische in sich trägt, jemals zu erschöpfender
8
Zi in merman n.
Verwirklichung zu gelangen, keineswegs wie von jener des
Mathematischen zugestanden werden, dass dieselbe gleichgiltig,
vielmehr muss behauptet werden, dass dieselbe vom Gesichts
punkte des zum Zwecke vollkommenen Erkennens unbestreit
baren Bedürfnisses logisch vollkommenen Denkens im höchsten
Grade bedauerlich sei, insofern aus derselben alle diejenigen
Selbsttäuschungen und Irrthümer des Denkens entspringen (zu
enge oder zu weite Begriffe, allgemeine Urtheile statt besonderer,
Paralogismen), welche durch in formeller Hinsicht vollkomme
nes Denken hätten vermieden werden können und sollen. Zu
der dritten Art des Nichtwirklichen gehört das Aesthetische,
das mit dem der vierten und letzten Art angehörigen Ethischen
darin übereinkommt, dass beider Verwirklichung möglich, da
gegen dadurch von demselben unterschieden ist, dass dessen
Verwirklichung (ohne Schaden) auch unterlassen werden kann,
während die des letzteren schlechterdings nicht unterlassen
werden darf.
Mathematisches, Logisches, Aestlietisches und Ethisches
bilden nach Vorstehendem viererlei Gegenstände möglichen
Wissens, welche als solche zum Inhalt ebensovielerlei verschie
dener Wissenschaften werden können, von welchen die einen,
welche sich auf der Verwirklichung unfähiges Nichtwirkliches
beziehen (Mathematik, Logik), theoretische, die anderen, welche
der Verwirklichung fähiges Nichtwirkliches zum Objecte haben
(Aesthetik, Ethik), praktische Wissenschaften heissen dürfen.
Dieselben machen mit derjenigen Wissenschaft, welche sich auf
Wirkliches bezieht, zusammengenommen den Umfang möglichen
Wissens überhaupt aus, so dass dieser im Ganzen fünf Wissen
schaften umfasst, von welchen die eine (die Wissenschaft vom
Wirklichen) Realwissenschaft ist, die übrigen (die Wissen
schaften vom Nichtwirklichen) Formalwissenschaften, und zwar
theilweise theoretische, theilweise praktische sind.
Obgleich den Formalwissenschaften gegenüber nur eine,
zerfällt die Realwissenschaft, je nach der Beschaffenheit des
Wirklichen, von dem sie handelt, in ihr untergeordnete Wissen
schaften, von denen die eine als allgemeine dasjenige behandelt,
was allem überhaupt Wirklichen gemeinsam, die anderen als
besondere Realwissenschaften dasjenige enthalten, was gewissen
Classen von Wirklichem, z. B. dem der sinnlichen Wahrneh-
Kant und Comte in ihrem Verhältnis zur Metaphysik.
9
mung entweder zugänglichem oder nicht zugänglichem, ins
besondere eigen ist.
Sämmtliche vorgenannte Real- wie Formalwissenschaften,
insofern sie für ihn überhaupt Wissenschaften sind, betrachtet
und behandelt der Rationalismus als reine Vernunftwissen
schaften. Dagegen behält der Empirismus, für den die Er
fahrung die einzige Erkenntnissquelle und daher sowohl das
Wirkliche das einzig erfahrbare, wie das Erfahrbare einzig
wirklich ist, von den Formalwissenschaften keine, von den Real
wissenschaften aber nur die vom sinnlich wahrnehmbaren Wirk
lichen, als wirkliche Wissenschaften bei. Als reine Vernunft
wissenschaft vom Wirklichen fällt daher für den ersten die
Realwissenschaft in ihrer Gresammtheit, sowohl deren allgemeiner
als deren besonderer Tlieil, mit der Metaphysik zusammen; fin
den zweiten fällt ausser sämmtlichen Formalwissenschaften so
wohl der allgemeine Theil, als jener besondere Theil der Real
wissenschaft, der von einem andern als dem sinnlich wahr
nehmbaren Wirklichen handelt, aus. So gut daher für den
Rationalismus die Physik nur dann und insoweit Wissenschaft
werden kann, als sie Metaphysik ist oder wird, so gut können
für den Empirismus Logik, Aesthetik, Ethik, ja sogar Mathe
matik, wenn sie Wissenschaften sein sollen, nichts anderes als
Erfahrungswissenschaften von dem einzigen Erfahrbaren, d. i.
vom sinnlich wahrnehmbaren Wirklichen sein.
Dabei wird dem Rationalismus durch die wenigstens theil-
weise Zufälligkeit des Wirklichen, dem Empirismus durch die
schlechthin und ausnahmslos, also nicht wie die des Erfahrbaren
blos comparativ oder inductiv, geltende Allgemeinheit des Mathe
matischen einer-, den normativen Charakter sowohl des Logi
schen wie des Aesthetischen und Ethischen andererseits eine
nicht zu umgehende Schwierigkeit in den Weg gelegt. Während
nämlich sich unschwer begreifen lässt, dass das nothwendig
Wirkliche durch reine Vernunft, d. i. durch eine Erkenntniss-
quclle, welche als solche den Charakter der Nothwendigkeit in
sich schliesst, erkannt, d. i. mit Nothwendigkeit als wirklich be
griffen werde, tritt bei dem zufällig Wirklichen der Widerspruch
ein, dass dasselbe durch eine Erkenntnissquelle, deren Charakter
Nothwendigkeit ist, begriffen und nichtsdestoweniger zufällig
sein solle. Folge davon ist, dass die Wissenschaft vom noth-
10
Zimmer mann.
wendig Wirklichen ohneweiters, dagegen die Wissenschaft vom
zufällig Wirklichen, wenn überhaupt, nur in einem von dem
im Rationalismus gewöhnlichen abweichenden Sinne Vernunft
wissenschaft heissen kann. Es muss, was dasselbe ist, Meta
physik im weiteren von der Metaphysik im engeren Sinne unter
schieden werden, von welchen die erstere alles Wirkliche, die
letztere dagegen nur das notkwendig Wirkliche, d. i. dasjenige,
dessen Wirklichkeit mit Nothwendigkeit erkannt zu werden
vermag, zum Gegenstände hat, während das übrige AA'Irkliche,
d. i. dasjenige, dessen Existenz durch die Vernunft nicht mit
Nothwendigkeit, sondern nur mit mehr oder weniger Wahr
scheinlichkeit erschlossen zu werden vermag, den Gegenstand
der im Gegensatz zu obiger Metaphysik im engeren Sinne soge
nannten ,Physik* ausmacht. Daraus ergibt sich der AVider-
spruch, dass ein mit mehr oder minderer Wahrscheinlichkeit,
also nicht mit Nothwendigkeit erkennendes Vermögen nichts
destoweniger Vernunft, d. i. mit Nothwendigkeit erkennendes
Vermögen, wie oben, dass ein zufällig AVirkliches nichtsdesto
weniger durch Vernunft, d. i. mit Nothwendigkeit erkanntes
Wirkliches sein soll. Der Rationalismus hat, um demselben
auszuweichen, kein anderes Mittel als die von Leibniz einge
führte Unterscheidung eines klaren und deutlichen einer- und
eines verworrenen Denkens andererseits, von welchen das erste,
weil es sich des Inhalts seiner Vorstellungen und demzufolge
auch der Vollständigkeit dieses Inhalts sich bewusst ist, durch
diesen mit Nothwendigkeit bestimmt, notkwendig richtig denkt,
d. i. erkennt, während das letztere, weil des Inhalts seiner
A^orstellungen selbst unbewusst, auch der eventuellen Unvoll
ständigkeit dieses Inhalts sich unbewusst bleiben muss und da
her, wenngleich durch diesen (unvollständigen) Inhalt mit Noth
wendigkeit bestimmt, notkwendig unrichtig denkt, d. i. irrt.
Wirkliches nun, dessen Gründe vollständig bekannt, oder was
dasselbe ist, dessen erkannte Gründe zusammengenommen der
vollständige Grund seiner Wirklichkeit sind, wird daher mit
Nothwendigkeit als notkwendig wirklich, solches dagegen, dessen
Gründe nur unvollständig bekannt sind, oder was dasselbe ist,
dessen bekannte Gründe zusammen genommen nicht den voll
ständigen Grund seiner Wirklichkeit ausmachen, wird zwar mit
Rücksicht auf diesen bekannten Theil der Gründe seiner AVirk-
y'lXS*
m
Kant und Comte in ihrem Verhältniss zur Metaphysik. 11
lichkeit nothwendig als wirklich gedacht, d. h. für wirklich ge
halten, muss aber, weil der bekannte Theil der Gründe seiner
Wirklichkeit zusammengenommen nicht der vollständige Grund
derselben ist, nicht eben auch wirklich sein, d. li. seine Wirklich
keit ist in Bezug auf jenen bekannten Bruchtheil ihres vollstän
digen Grundes nicht nothwendig, sondern blos zufällig. Daraus
ergibt sich sowohl, dass nur nothwendig Wirkliches Gegenstand
bewussten Denkens, wie, dass der Gegenstand verworrenen Den
kens nur zufällig Wirkliches sein kann, dass daher von den
beiden einander dem Grade nach übergeordneten Stufen des
für den Rationalismus einzig vorhandenen ErkenntnissVermögens
die höhere, d. i. die ihrer selbst bewusste Vernunft (intellectus)
das nothwendig, die niedere, die dunkle, verworrene Vernunft
(simulacrum rationis, sensus) das zufällig Wirkliche zum Object
ihrer Erkenntniss hat, Metaphysik als Wissenschaft der ersten,
dagegen Physik als solche der zweiten zufällt. Letztere hat
daher, insofern das zufällig Wirkliche mit dem im Sinne des
Empirismus einzig erfahrbaren Wirklichen zusammenfällt, mit
diesem denselben, Metaphysik dagegen, insofern das nothwendig
Wirkliche vor und abgesehen von aller Erfahrung als wirklich
erkennbar ist, im Sinne des Empirismus, dem nur das Erfahrene
wirklich ist, überhaupt keinen Gegenstand.
Wie für den Rationalismus die Physik, so bildet für dessen
Gegenthcil die Mathematik die Klippe. Da der Gegenstand
derselben, wenn er überhaupt vom Standpunkt des Empirismus
aus erkennbar sein soll, erfahrbar sein muss, so muss er ein
Wirkliches sein, während er andererseits als Mathematisches, als
reine Zahl und reine Raumform, kein solches sein kann. Daraus
ergibt sich ein Widerspruch, dessen Lösung nur entweder da
durch herbeigeführt werden kann, dass auf die Erkenntniss des
Mathematischen überhaupt verzichtet, oder dadurch, dass Zahlen
und Raumformen selbst als Gattungen der wirklichen Dinge
angesehen, d. li. z. B. die Zahl drei oder der mathematische
Punkt, die mathematische Linie u. s. w. für ein Existirendes
erklärt, zwischen physischem und geometrischem Körper, von
welchen der erstere nicht nur Ausdehnung, sondern auch
Schwere, der letztere dagegen nur Ausdehnung besitzt, nicht
unterschieden wird. In diesem Falle erscheint das Mathema
tische, insbesondere das Geometrische, als ein verdünntes, und
12
Zi mmermann.
zwar bis zum äussersten Graclc, der sich noch mit der behaup
teten Wirklichkeit desselben verträgt, verdünntes Körperliches,
welches aber eben darum immer noch nicht das als solches im
physikalischen Sinne völlig unkörperliche Geometrische, die
reine Raumform, sondern mit, wenn auch noch so sehr ätheri-
sirten ‘und der Unkörperlichkeit angenäherten physikalischen
Stoffen erfüllte Raumform ist. Liegt in diesem Sinne das Mathe
matische, weil jenseits der Grenzen des Erfahrbaren, für den
Empirismus auch jenseits der Grenze des Erkennbaren, und sieht
sich dieser folgerichtig gezwungen, entweder auf dessen Er-
kenntniss zu verzichten oder die Erkenntniss auch eines nicht
Erfahrbaren, also die Möglichkeit einer nicht auf Erfahrung
beruhenden Erkenntniss zuzugeben, so bietet die Natur mathe
matischer Erkenntniss, welche als solche ausnahmslose und
schlechthinige Geltung beansprucht, verglichen mit jener auf
blosser Erfahrung beruhenden Erkenntniss, welche als solche
nur thatsächliche und die Möglichkeit künftiger Ausnahmen
nicht ausscliliessende Geltung gewährt, einen neuen Wider
spruch dar. Derselbe besteht darin, dass ausnahmslos Gütiges
auf einem Wege, der Ausnahmen zulässt, als solches erkannt,
d. h. dass die Ausnahmslosigkeit auf eine Weise gerechtfertigt
werden soll, die deren Gegentheil einschliesst. Soll derselbe
gelöst werden, so ist nur eins von beiden möglich, entweder das
Mathematische wird auf dem Erfahrungswege erkannt und btisst
seine Apodicticität, oder es behält die letztere und die Erfahrung
btisst ihre Stellung als ausschliessliche Erkenntnissquelle ein.
Durch jenes wird die Mathematik als Wissenschaft, durch dieses
der Empirismus als exclusiver Erkenntnissstandpunkt aufgehoben.
Wie der Charakter des Mathematischen in dessen Aus
nahmslosigkeit, so liegt der des Logischen, Aesthetischen und
Ethischen in dessen (wahrer oder vermeintlicher) Mustergiltig
keit. Sowie das Mathematische im Einzelnen, z. B. die Con-
gruenz zweier ebener Dreiecke, deren Grundlinien von gleicher
Länge, deren an derselben anliegende Winkel einander gleich
sind, allerdings (durch Deckung), allein nicht die Ausnahms
losigkeit dieser Congruenz erfahren werden kann, so kann das
Logische, Aesthetische, Ethische im Einzelnen allerdings, allein
nicht die Mustergiltigkeit desselben, d. i. dessen schlechthinige
und ausnahmslose Nachahmungswürdigkeit auf dem Erfahrungs-
.X -mxa*
Kant und Corate in ihrem Verhältniss zur Metaphysik.
13
wege erkannt werden. Erfahrung zeigt, dass im gegebenen
einzelnen Falle auf eine gewisse Weise thatsächlich gedacht,
in einem solchen eine gewisse künstlerische Schaffensweise
thatsächlich wohlgefällig oder missfällig gefunden, eine gewisse
Art und Weise zu wollen und zu handeln thatsächlich gebilligt
oder missbilligt wird, aber sie zeigt nicht und kann nicht
zeigen, dass ausnahmslos und in jedem Falle in der ange
gebenen Weise gedacht, Wohlgefallen oder Missfallen geäussert,
Lob oder Tadel ausgesprochen werden wird. Da nun in
letzterem der normative Charakter sowohl des Logischen als
des Aesthetischen und Ethischen einzig besteht, indem diejenige
Art und Weise des Denkens und Beurtheilens, welche aus
nahmslose Geltung besitzt, selbstverständlich diejenige ist,
welcher dieselbe auch in jedem einzelnen Falle gebührt, so
folgt, dass, da dieselbe auf dem Erfahrungswege nicht erkannt
werden kann, auch der normative Charakter irgend einer Denk-,
Urtheils- oder Handlungsweise, sie mag nun häufig oder selten,
vereinzelt oder mehr oder weniger allgemein verbreitet sein,
auf diesem nicht erkannt werden kann; und dass, wenn alles
nicht auf dem Erfahrungswege Erkennbare für den Empirismus
überhaupt nicht vorhanden ist, ein Normatives als solches,
damit aber auch sowohl ein Unterschied eines normalmässigen
Denkens, Beurtheilens, Wollens und Handelns von, wie ein
Vorzug desselben vor dem normalwidrigen für denselben nicht
besteht.
Daraus ergibt sich, dass für den Empirismus Logik,
Aestketik, Ethik, wenn überhaupt Wissenschaften, in keinem
Falle vorschreibende (präscriptive), sondern lediglich beschrei
bende (descriptive) Disciplinen sein, d. h. statt zu lehren, wie
gedacht, beurtheilt, gehandelt werden soll, lediglich angeben
können, wie thatsächlich gedacht, geurtheilt, gehandelt wird
oder (zu irgend einer Zeit) worden ist. Dieselben fallen sodann,
insoweit das thatsäckliche Denken, ästhetische Beurtheilen,
praktische Wollen und Handeln Folge und Ausfluss der that-
säcldichen Natur, sei es des Menschen im allgemeinen, sei es
des oder der Angehörigen eines bestimmten Volksstammes
oder irgend einer begrenzten Culturepoche ist, sämmtlich in
das Gebiet der empirischen Anthropologie als der auf Er
fahrung gegründeten Menschenkunde, und zwar, da es sich
14
Zimmer mann.
um geistige Functionen handelt, in deren psychischen Tlieil,
in die auf Erfahrung gegründete Psychologie (Erfahrungs
seelenlehre). Letztere mnfasst, insofern sie erfahren werden
können, sämmtliche geistige Functionen, demnach nicht nur
sowohl das Vorstellen, als das Fühlen, Streben und Wollen,
sondern auch innerhalb jeder dieser drei Hauptgattungen
sämmtliche Unterarten derselben, also sowohl innerhalb der
Gruppe des Vorstellens das Empfinden und Anschauen einer-,
das Denken (Begriffebilden, Urtkeilen, Schliesseji) andererseits,
wie innerhalb der Gruppe des Fühlens die vagen und fixen
Gefühle, die stofflichen und Formgefühle (Geschmacksurtheile),
egoistischen und Mitgefühle, innerhalb der Gruppe der Stre
bungen Begierden, Wünsche, Willensacte und Handlungen,
insofern dieselben als thatsächlich vorkommende Phänomene
des Bewusstseins Gegenstände der durch Beobachtung des
wirklich Geschehenden gewonnenen Erfahrung sind. Dasjenige
Capitel der Psychologie nun, welches das Denken, seine Formen
und Gesetze, in welchen und nach welchen es thatsächlich
vor sich geht, zusammenfasst, also weit entfernt, dem thatsäch-
lichen Denken Gesetze vorzuschreiben, vielmehr umgekehrt
das thatsächliche Denken als Denkmuster, d. i. als Gesetz für
jedes Denken ansieht, vertritt im Empirismus die Stelle der
Logik. Dasjenige Capitel der empirischen Gefühlslehre, d. i. der
auf Erfahrung durch Beobachtung gegründeten Kenntniss der
thatsächlich gegebenen Gefühle, welches von den thatsächlich
gefällten Geschmacksurtheilen, d. h. von demjenigen handelt,
was thatsächlich ,nach Geschmack' gefunden oder nicht ge
funden wird, vertritt für denselben die Stelle der Aesthetik.
Endlich dasjenige Capitel der psychischen Erfahrungswissen
schaft, welches sich auf den begehrenden Tlieil des Bewusst
seinsinhalts bezieht, in welchem von der thatsächlichen Be
schaffenheit des Wollens und Thuns gehandelt, d. h. durch
Beobachtung festgestellt wird, wie und was factisch gewollt
oder nicht gewollt, gethan oder unterlassen wird und zu werden
pflegt, die empirische Sittenkunde (Ethnik), vertritt in demselben
die Stelle der Sittenlehre (Ethik).
Ist so die empirische Anthropologie bestimmt, durch ihren
psychischen Tlieil dem Empirismus für die demselben unzu
gänglichen normativen Vernunftwissenschaften einen (allerdings
Kant und Comte in ihrem Verhältniss zur Metaphysik.
15
unzureichenden) Ersatz zu bieten, so hängt sie andererseits
nach unten durch ihren somatischen Theil aufs engste mit der
Naturwissenschaft, und zwar zunächst mit der Wissenschaft
von der organischen Natur oder Lehre vom lebendigen Körper
(Biologie), von dem die anthropologische Somatologie oder
Wissenschaft vom menschlichen Leihe nur ein Capitel aus
macht, zusammen. Insofern jedoch der Mensch als nach dem
bekannten Ausdruck des Aristoteles ,geselliges Thier' nicht
sowohl in Vereinzelung (ausser ,als Robinson'), sondern inmitten
seinesgleichen und im Zusammenleben mit andern als gesell
schaftliches Wesen Gegenstand der Erfahrung ist, lassen sich
innerhalb der empirischen Anthropologie mehrerlei Erfahrungs
wissenschaften unterscheiden, von welchen die eine, die ge
wöhnlich mit diesem Namen belegt wird, den Menschen als
Einzelwesen, die andere entweder denselben, insofern er mit
andern seinesgleichen zu einem Ganzen (Gesellschaft) verbunden
ist, als gesellschaftliches Wesen, oder dasjenige Wesen, welches
durch die Vereinigung menschlicher Einzelwesen zu einem Gan
zen (Gesellschaft) entsteht, das Gesellschaftswesen, zum Gegen
stände hat. Dabei bringt der empirische Charakter aller drei
angeführten Wissenschaften es mit sich, dass ebensowenig als
in der Psychologie des Einzelwesens Normen für das Denken,
Beurtheilen oder Thun und Lassen aufgestellt werden, in der
socialen Anthropologie Normen für das Verhalten des Menschen
in der Gesellschaft oder in der anthropologischen Sociologie
Normen für die Gesellschaft gegeben werden. Jene behandelt
den socialen Menschen, diese die menschliche Gesellschaft, wie
beide thatsächlich sind' oder zu sein pflegen, als Wirkliches,
nicht, wie beide sein sollen, als zu Verwirklichendes. Weder
handelt es sich darum, dem socialen Menschen vor dem Ein
siedler, noch der Gesellschaft als solcher vor dem Individuum
einen Vorzug in dem Sinne beizulegen, dass der Einsiedler um
desswillen verpflichtet wäre zum gesellschaftlichen Leben zurück
zukehren, oder das Individuum mit andern seinesgleichen ein
Gesellschaftswesen zu formiren. Beide, der sociale Mensch
wie die Gesellschaft sind für den Empirismus lediglich Tliat-
sachen, die er vorfindet, deren Natur und Wesen er wie die
jedes andern erfalirungsmässig Gegebenen analysirt, deren
natürliche Folgen er entwickelt und deren Ursachen, wenn thun-
16
Zimme rmann.
lieh, er zu entdecken und anzugeben bemüht ist. Findet sich
dabei, dass der Grund der Thatsache des socialen Zusammen
lebens in dem gleichfalls als Thatsache anzuerkennenden Vor
handensein einer auf andere seinesgleichen bezugnehmenden
^socialen) Anlage im Menschen, z. B. in einem natürlichen Zuge
zur Gesellung mit anderen (socialem Instinct, Geselligkeits
trieb), oder auf einer unwillkürlichen Nachahmung der Gefühle
anderer durch die eigenen (sociales Gefühl, Mitgefühl, Sym
pathie) gelegen sei, so folgt daraus zwar, dass, weil ohne Vor
handensein dieser auch das sociale Zusammenleben nicht vor
handen wäre, jene sociale Anlage für die Gesellschaft den
(theoretischen) Werth einer conditio sine qua non habe, keines
wegs aber, dass darum die sociale Anlage im Menschen (der
Geselligkeitstrieb oder das Mitgefühl) an sich, ohne Bezug auf
das Zustandekommen der Gesellschaft einen höheren Werth
und deshalb einen Vorzug besitze vor jedem andern im Men
schen durch die Erfahrung aufgezeigten Trieb, Gefühl oder
überhaupt Vermögen. Altruismus oder die Lehre, dass das
durch die Rücksicht auf den andern hervorgerufene Handeln,
und Egoismus oder die Lehre, dass das durch die Rücksicht
auf den Handelnden selbst beeinflusste Handeln besser als die
entgegengesetzte Handlungsweise sei, sind daher vom Stand
punkt des Empirismus aus gleich unberechtigt, es wäre denn
vorher ausgemacht, entweder dass das gesellige Zusammen
oder das vereinzelte Einsiedlerleben besser sei als die entgegen
gesetzte Lebensweise. Nun ist zwar von letzteren beiden
Lebensweisen die erstere insofern der letzteren übergeordnet,
als der Bestand der Gesellschaft den Bestand von Individuen
zur Vorbedingung hat, etwa wie das erste Stockwerk den
dasselbe stützenden Pfeilern des Erdgeschosses übergeordnet
ist. Von den beiden Organismen der Gesellschaft und des
Einzelmenschen ist der erstere der complicirtere, insofern seine
Theile, also die Einzelindividuen selbst Organismen sind; der
ausschliesslichen Erkenntnissquelle des Empirismus, der Er
fahrung, gegenüber aber ist der complicirtere nicht mehr und
nicht weniger blosse Thatsache als der einfachere Organismus,
und einen Grund, der Gesellschaft an sich einen höheren (unbe
dingten) Werth als dem Einzelindividuum und diesem letzteren
gleichfalls an sich einen niedrigeren (nur bedingten) Werth bei-
Kant und Comte in ihrem Verhältniss zur Metaphysik.
17
zulegen, gibt es folgerichtiger Weise für den Beobachtungs
standpunkt nicht.
Es ist daher ganz im Geiste des Empirismus begründet,
dass in derjenigen Eintheilung der Wissenschaften, welche der
Begründer desselben, Bacon, seinem novum organon zu Grunde
gelegt, und ähnlich der Weltkarte, welche die Eintheilung der
Erdoberfläche in die dieselbe ausmachenden Länder- und
Meeresgebiete darstellt, als ,globus intellectualis' bezeichnet
hat, die Metaphysik als Wissenschaft fehlt, dagegen die obigen
vom Rationalismus als normative Vernunftwissenschaften cha-
rakterisirten Disciplinen, die Logik, Ethik und Politik als
Theile der Anthropologie, und zwar selbstverständlich der
empirischen erscheinen. Zwar nimmt es sich sonderbar aus,
dass er bei der Grundeintheilung, nach einer allerdings ziemlich
willkürlichen Sonderung der verschiedenen Seelenvermögen,
Poesie, Geschichte und Philosophie nebeneinander reiht, die
erste der Phantasie, die zweite dem Gedächtniss, die dritte
dem Verstände (intellectus) zutheilt und dadurch sowohl einer
seits die Dichtung als eine Art des Wissens zu bezeichnen,
wie andererseits die Geschichte als Wissenschaft vom Ver
gangenen der Philosophie als solcher vom Gegenwärtigen oder
vielmehr, da es sich in derselben nicht blos um das Verständ-
niss des Gegebenen, sondern um Schlüsse aus diesem auf das
Zukünftige handelt, vom Künftigen entgegen zu stellen scheint.
Ebensowenig wird ersichtlich, ob aus dem Grunde, dass Gott,
Mensch und Natur der Philosophie als Gegenstände zuge
wiesen werden, dieselben der Poesie und der Geschichte als
solche abgesprochen werden sollen, oder ob dieselben vielmehr
der Philosophie mit jenen beiden gemeinschaftlich seien und
der Unterschied nur darin zu suchen sei, dass die Poesie die
selben mit der Phantasie, die Geschichte ausschliesslich als
Gedächtnisssache, die Philosophie allein mit dem Verstände
zu erfassen bestimmt sei. Weder die Poesie noch die Ge
schichte wird in der Eintheilung weiter verfolgt, dagegen jene
der Philosophie nach den drei obigen Gegenständen als objectiven,
und der Beschaffenheit der von denselben möglichen Einsicht
als subjectiven Eintheilungsgründen entwickelt. Gegenstand der
Erkenntniss kann nur entweder das unendliche oder das end
liche Wesen sein, unter dem letzteren nur entweder das mensch-
Sitaungsbef. 4. pliil.-hist. CI. CX. ßd. I. Hfl. 2
18
Z i m mcrmann.
liclio oder der Inbegriff aller endlichen Wesen mit Ausschluss
des Menschen, die Natur. Die Erkenntniss selbst kann nur
entweder direct oder indirect sein, indem der von dem Objecte
herkommende und von dem Subjecte aufzunehmende ,Strahl'
(radius) entweder unverändert oder verändert vom letzteren
empfangen wird; die Veränderung selbst, die im letzteren
Falle mit demselben vor sich geht, aber kann eine doppelte
sein, indem derselbe entweder durch das empfangende Subject
(wie der Lichtstrahl durch ein Medium) ,gebrochen', d. i. von
seiner ursprünglichen Richtung abgelenkt (radius refractus)
oder von dem empfangenden Subjecte (wie der Lichtstrahl
von einer Wand) ,zurückgeworfen', d. i. auf das Object selbst
zurückgestrahlt wird (radius reflexus). Folge des gebrochenen
Strahls ist, dass derselbe dem Subject aus einer andern Richtung
zu kommen scheint, als er wirklich kommt; Folge des reflectirten
Strahls ist, dass das Object statt in seinem eigenen, im Lichte
des von der Wand auf dasselbe zurückgeworfenen Strahls ge
sehen wird; in beiden Fällen erscheint dasselbe anders als,
nur im directen Strahl erscheint es so, wie es wirklich ist.
Stillschweigend läuft dabei das erkenntniss theoretische Axiom
als Voraussetzung mit unter, dass wirkliche Erkenntniss nur
dort möglich ist, wo das (zu erkennende) Object und das (er
kennende) Subject gleichartig, also entweder beide unendlich
oder beide endlich und im letzteren Falle entweder beide
Mensch oder beide Natur sind. Da es sich nun nicht um die
Erkenntniss Gottes durch Gott selbst, sondern um die Erkennt
niss Gottes, des Menschen und der Natur durch den Menschen
handelt, so folgt sowohl, dass eine vollkommene Erkenntniss
•Gottes durch den Menschen, als auch, dass eine solche des
nicht der Natur ungehörigen Theiles des Menschen, die erstere
durch den Menschen überhaupt, die letztere wenigstens durch
den der Natur ungehörigen Theil des Menschen, unmöglich sei.
Denn da der Mensch als solcher (sowohl seine der Natur un
gehörige , wie seine von dieser verschiedene Beschaffenheit
zusammengenommen) ein endliches Wesen ist, so schliesst eine
vollkommene Erkenntniss der Gottheit durch denselben sich
von selbst aus; aber auch eine vollkommene Erkenntniss des
Menschen durch denjenigen Theil desselben, durch welchen
dieser von der übrigen Natur nicht verschieden, sondern dieser
Kant und Corate in ihrem Vorlialtniss zur Metaphysik.
19
gleichartig ist, d. i. durch den Menschen als Naturwesen, bleibt
von selbst ausgeschlossen. Nicht nur ist der Mensch für die
Erlcenntniss Gottes, sondern auch der Mensch als Naturwesen
ist für den Menschen, insofern dieser Geistwesen ist, ein un
adäquates Medium; andererseits erblickt der Mensch nicht nur
die ganze ihm gegenüberstehende Natur, sondern auch sich
selbst nicht sow T ohl in dem Licht, welches von beiden als
Objecten auf ihn geworfen, als vielmehr in demjenigen, welches
von ihm auf dieselben zurückgeworfen wird. Folge des ersteren
Umstandes ist, dass für den Menschen, wde er thatsächlich in
der Erfahrung gegeben ist, sowohl Gott seinem wahren als er
selbst seinem geistigen Wesen (spiraculum) nach wissenschaft
lich unerkennbar bleiben. Beide sind für denselben zwar
Gegenstände des Glaubens, nicht aber des Wissens; weder
eine philosophische Theologie, noch eine solche Pneumatologie
ist vom Standpunkt des natürlichen Menschen aus als Wissen
schaft möglich. Erstere reicht höchstens aus ,den Atheismus
zu widerlegen', da die Erklärung aus physischen Ursachen der
Ergänzung durch die Zuflucht zur göttlichen Vorsehung bedarf,
nicht aber ,eine affirmative Gotteserkenntniss zu begründen';
letzterer wdrd nicht einmal dieses, d. i. die Widerlegung des
Unglaubens an die Existenz eines immateriellen Geistwesens zu
gestanden. Insofern daher Gott und Geist Gegenstände der Meta
physik sind und diese oben nichts anderes ist als die Wissen
schaft von jenen, wird, wenn die wissenschaftliche Erkenntniss
obiger Objecte aufgehoben wird, dadurch auch Metaphysik als
Wissenschaft aufgehoben und ist demgemäss aus dem globus
intellectualis als Inbegriff und System des menschlichen Wissens
und menschlicher Wissenschaften zu streichen.
Sonach bleibt als dem Menschen zugängliches Object der
Erkenntniss nur die Natur und der Mensch selbst, letzterer je
doch nur insofern er Naturwesen ist, übrig; jene macht den
Gegenstand der Naturphilosophie, diese jenen der Anthro
pologie aus. Der Inbegriff derjenigen Begriffe und Sätze, welche
beiden gemeinsam sind, d. i. welche allen Theilen der Philo
sophie gleichmässig zu Grunde liegen, wie die Begriffe Sein und
Nichtsein, Aehnlichkeit und Verschiedenheit, das Axiom von
der Gleichheit zweier Grössen, die einer dritten gleich sind,
macht, aus beiden herausgehoben und zu einem Ganzen für
2*
20
Zi m in ermann.
sich vereinigt, die sogenannte philosophia prima oder scientia
universalis aus. Da Geistiges unerkennbar ist, so kann alles
Erkennbare, daher sowohl Natur als der Mensch als Naturwesen,
nicht anders als körperlich sein, der Unterschied zwischen beiden
daher nicht darin bestehen, dass die Natur materiell, der Mensch
immateriell, sondern lediglich darin, dass derselbe eine durch
den Umstand, dass es des Philosophirenden eigene ist, vor an
derem Körperlichen, ausgezeichnete Art desselben sei. Die dar
aus unvermeidlich fliessende Folgerung, dass der einzige und
ausschliesslich mögliche Gegenstand der Philosophie Körper
(corpora) seien, hat allerdings mit ausdrücklichen Worten erst
Bacon’s kühnerer Nachfolger Iiobbes ausgesprochen. Bei dem
Begründer des Empirismus wird dieselbe durch die festgehaltene
Trennung des Menschen von der Natur, als ob derselbe etwas
wirklich von dieser Verschiedenes und nicht blos ein willkür
lich der Eigenliebe zuliebe von derselben Geschiedenes wäre,
möglichst zu verschleiern gesucht und daher nebst der Aus
scheidung des Menschen aus der Natur auch die gewohnte
Unterscheidung des Leibes und der Seele im Menschen beibe
halten.
Naturphilosophie und Anthropologie zerfallen jede in zwei
weitere Unterabtheilungen: die erste, je nachdem sie entweder
auf die Erkenntniss oder auf die Anwendung der Naturgesetze
gerichtet, die letztere, je nachdem ihr Object der Leib oder die
Seele des Menschen ist. Die auf die Erkenntniss der Natur
gesetze abzielende Philosophie wird von Bacon speculativ, die
deren Anwendung behandelnde operativ genannt. Die Natur
gesetze selbst unterscheidet er in solche, welche die wirkenden
Ursachen, und solche, welche die Zweckursachen der Natur
erscheinungen behandeln. Die Wissenschaft der ersteren ist
ihm die eigentliche Physik, für jene der letzteren, die bei ihm
nur erwähnt werden, um davor zu warnen, dass denselben ein
Einfluss auf die Erforschung der Natur eingeräumt werde,
gebraucht er den Namen der Metaphysik, wohl kaum um ihr
dadurch eine bessere Empfehlung zu Theil werden zu lassen.
Letzteres wird besonders durch das Gegenstück deutlich, das
die Metaphysik unter den operativen Naturwissenschaften findet.
Unter diesen ist die Mechanik die Anwendung der Physik,
die Anwendung der Metaphysik dagegen die ,natürliche Magie*.
Kant und Comte in ihrem Yerhältniss zur Metaphysik.
21
Wie man sieht, erübrigt bei dieser Eintheilung der Natur
philosophie weder ein Platz für die reine Mathematik, noch für
die mathematische Astronomie; erstere wird von Bacon als
blosse ,Hilfswissenschaft*, die Astronomie aber nur als ein
Capitel der Physik angesehen. Beides mit liecht, wenn es wahr
ist, dass der einzige Gegenstand wirklichen Wissens das Körper
liche sei, keineswegs aber, wenn diese ,Hilfswissenschaft*, deren
Gegenstand, Zahl und Raumform, sich zwar am Körperlichen
findet, selbst aber nichts Körperliches ist, trotzdem für eine
wirkliche Wissenschaft gelten, und ebensowenig, wenn nicht
das wirkliche Weltgebäude mit seinen wirklichen Weltkörpern
physikalisch construirt, sondern dessen Vertheilung und Be
wegung im Raume aus den mechanischen Bcwegungsgesetzon
mathematisch berechnet werden soll. Offenbar schwebt bei
jener Bezeichnung der unklare Gedanke vor, dass die Gegen
stände der Mathematik nur durch Abstraction aus den Gegen
ständen der wirklichen Körperwelt gewonnen und daher gleich
sam nur zur Bequemlichkeit und Abkürzung des bei Erkenntniss
der Welt der wirklichen Gegenstände eingehaltenen Verfahrens
erfundene Symbole ixnd Constructionen seien, die Wissenschaft
von denselben daher nicht Gegenstände, sondern bei Erkenntniss
der Gegenstände angewandte Hilfsmittel zum Gegenstand habe,
und daher im Gegensatz zur Physik, die eine gegenständliche
Wissenschaft, eine blosse ,Hilfswissenschaft 4 sei. Letzterer Name
würde für eine Wissenschaft passen, welche die Anleitung ent
hielte, welcher Gebrauch von jenen ,Hilfsmitteln 4 bei der Er
kenntniss der Gegenstände der wirklichen Welt zu machen,
d. h. welches die schickliche Anwendung der Mathematik in
der Physik sei, dagegen die Wissenschaft, deren Gegenstände
die ,Hilfsmittel 4 , nämlich Zahlen und Raumformen selbst, abge
sehen von ihrem Ursprung durch Abstraction aus der und von
ihrer Anwendung auf die Welt der wirklichen Dinge, sind, eine
solche für sich und nichts weniger als eine blosse ,Hilfs
wissenschaft 4 ausmacht. Wie hier ungerecht gegen die reine
Mathematik, so verhält sich Bacon unbillig gegen die reine
Astronomie, oder die Mechanik des Himmels, an deren Stelle
er vielmehr die Physik der Himmelskörper, also statt der Be
wegungslehre die Naturlehre der Himmelskörper (Astrophysik)
setzt. Zu der richtigen Würdigung der ersteren verscldiesst
22
Zimmer mann.
ihm seine Geringschätzung der copernikanischcn Weltansicht,
die er für einen abenteuerlichen Einfall erklärt, und sein Fest
halten , der Gegnerschaft gegen die aristotelische Logik zum
Trotz, an der aristotelischen Physik und Kosmologie den AVeg.
Wie die Naturphilosophie in Physik und Metaphysik, so
zerfallt die Anthropologie in die Lehre vom Menschen als Einzel-
und in die Lehre von diesem als Gesellschaftswesen. Jene,
die philosophia humana, hat den Menschen im natürlichen, diese,
die philosophia civilis, im geselligen Zustande zum Gegenstand,
daher die erstere von ihm auch kurzweg als Anthropologie, die
letztere als Politik bezeichnet wird. Insofern der Mensch in
Leib und Seele, zerfällt die Lehre vom Menschen in Leiblehre
(Somatologie) und Seelenlehre (Psychologie); wobei unter der
Seele (psyche) im Unterschiede vom Geist (pneuma) weder ein
Ausser- oder gar Uebernatürliches, noch ein Unkörperliches
(Immaterielles), welche beide nach dem Vorangegangenen kein
Gegenstand der Erfahrung, also auch menschlichen Wissens sein
können, sondern lediglich ein, verglichen mit der Materialität
des Stoffes, aus welchem der Leib geformt ist, verfeinertes,
gleichsam ätherisch gewordenes Körperliches verstanden wird.
Bacon bezeichnet dieselbe im Gegensatz zu dem von Gott dem
Menschen eingehauchten Geist (spiraculum) ausdrücklich als
,Körper', aber im Gegensatz zu dem kalten und dichten der
unbeseelten Materie als ,dünnen und warmen' Körper. Seele
und Leib sind daher bezüglich der beiden gemeinsamen Grund
eigenschaft der Körperlichkeit untereinander verwandt, gleich
artig, nur hinsichtlich des Besitzes oder Mangels gewisser inner
halb der Körperlichkeit gegebener (secundärer) Eigenschaften
(Dichtigkeit, Temperatur u. dgl.) untereinander verschieden,
ungleichartig, also, da die letzteren nur graduelle Unter
schiede bezeichnen, auch ixntereinander nicht dem Wesen nach
(dualistisch), sondern nur dem Grade nach (monistisch) ent
gegengesetzt. Daraus erklärt sich, wie Bacon, da die Fähigkeit,
Empfindungen zu haben, erfahrungsgemäss zu den Eigenschaften
dir Seele gehört, dazu gelangt, diese Fähigkeit als eine all
gemeine des Körperlichen zu betrachten, d. i. jedem Körper
element ohne Unterschied die Fähigkeit beizulegen, Perceptionen
zu haben, und in Folge dessen zu Bewegungen (Anziehungen
und Abstossungen) veranlasst zu werden. Andererseits aber,
Kant und Corate in ilirem Yerliältniss zur Metaphysik. _d
auch, dass derselbe die der Seele eigenthümlichen Perceptionen
(Empfindungen), welche erfahrungsgemäss vom Bewusstsein be
gleitet sind, von den den Körperelementen überhaupt eigenen,
bei welchen dies nicht der Fall ist, und folgerichtig die
aus den ersteren entspringenden Bewegungen (Willensacte,
Handlungen) als specifisch seelische von den durch die allen
Körperelementen gemeinsamen Perceptionen veranlassten Be
wegungen (Distanzänderungen) unterscheidet. Erstcres ist die
natürliche Folge der natürlichen Verwandtschaft der Körper und
der Seelen, die Bacon einräumt, letzteres die ebensolche des
(allerdings nur graduellen) Gegensatzes beider innerhalb des
sie gemeinsam umfassenden Rahmens der Körperlichkeit, den
Bacon aufrecht erhält. Die sich sofort aufdrängende, gleich
falls natürliche Folgerung, dass, wie der Gegensatz zwischen
Körper und Seele überhaupt, so auch der zwischen den (nicht
bewussten) Perceptionen (Empfindungen) des ersteren und den
(bewussten) Perceptionen (Empfindungen) der letzteren und
sonach auch der zwischen den aus jenen und den aus diesen
entspringenden Bewegungen ein ,fliessender‘ (gradueller) kein
wesenhafter (generischer) sein müsse, hat Bacon gefühlt, aber,
da die Erfahrung in jedem gegebenen Falle nur entweder das
eine oder das andere, niemals aber das ,Fliessen £ , d. i. den Ueber-
gang des einen ins andere zeigt, nicht zulassen zu dürfen ge
glaubt, sondern ,die Natur und den Grund dieses Unterschiedes*
(nicht bewusster und bewusster Perceptionen) weiterer Unter
suchung Vorbehalten und empfohlen.
Perceptionen und aus denselben entspringende Distanz
änderungen (Näherungen und Entfernungen) bilden die Grund
lage aller in und zwischen den Körperoiementen sich vollzie
henden Veränderungen: Empfindungen und durch dieselben
(näher oder entfernter) beeinflusste Willensacte und Handlungen
machen den Inhalt des durch die Objecte der ersteren von
aussen beeinflussten und durch die Objecte der letzteren das
Aeussere beeinflussenden Seelenlebens aus. Erstere bilden die
Grundlage der (theoretischen) Erkenntniss, diese das Werkzeug
der (praktischen) Umgestaltung (Unterwerfung) der Natur durch
den Menschen. Jener entspricht eine Wissenschaft, welche als
Zweck der Erkenntniss das Wahre, dieser eine solche, welche
als Zweck des Wollens und Handelns das Gute zum Gegenstände
24
Zimm ermann.
hat. Jene, die Logik (logica) ,servit ad illuminationis puritatem',
diese, die Ethik (ethica) ,ad liherae voluntatis directionem'. Beide
Wissenschaften bezeichnet Bacon als ,claves reliquarum om-
nium'. Das Wesen der ersten besteht nicht darin, dass die
Empfindungen, um zu Erkenntnissen zu werden, die Form des
Wahren annehmen müssten, sondern darin, dass der Inhalt der
wirklichen Empfindungen, d. i. derjenigen, die durch die Gegen
stände der Natur ,radio dirccto' hervorgerufen werden, die Wahr
heit sei. Das Wesen der zweiten nicht darin, dass die Willens
acte und Handlungen, um zu guten zu werden, die Form des
Guten annehmen müssten, sondern darin, dass der Inhalt der
wirklichen, d. i. durch wirkliche Empfindungen (in obigem Sinne)
hervorgerufenen Willensentschliessungen und Handlungen das
Gute sei. Aufgabe der ersten ist daher: den Inhalt der Er
fahrung zu ,reinigen', d. i. das wirklich Empfundene, das aus
dem Object der Erfahrung (von den Gegenständen) stammt,
von dem nur vermeintlich Empfundenen, das vielmehr aus dem
Subject der Erfahrung (dem Menschen und dessen Vorurtheilen)
herrührt und statt aus den Gegenständen herausgelesen zu
werden in dieselben hineingetragen wird, zu sondern. Aufgabe
der letzteren ist: den Willen durch diejenigen Beweggründe zu
,leiten', welche aus dem Inhalt der wirklichen, aber nicht
einer vermeintlichen Erfahrung, d. h. aus der Erkenntniss der
Natur, wie sie ist, statt aus angebornen oder anerzogenen Vorur
theilen über dieselbe, hergenommen sind. Die durch richtige
Leitung erreichte Güte (bonitas) des Wollens, insofern sic dem
Einzelnen für sich ohne Bezug auf das Zusammenleben mit
seinesgleichen zukommt, bezeichnet Bacon als .innere (interna)'
und setzt sie der ,äusseren (externa)' entgegen, welche die
Vollkommenheit des gesellschaftlichen, d. i. im geselligen Zu
sammenleben mit andern und in Bezug auf diese sich äussern-
den Wollens ausmacht. Letztere bildet den Gegenstand der
Lehre vom Menschen als .bürgerlichem' Wesen (philosophia
civilis, Politik) und ist selbst eine dreifache, je nachdem sie
innerhalb des Bereichs blos auf Unterhaltung abziclenden ge
selligen Verkehrs (in conversationibus) oder auf dem Felde des
Geschäftslcbens (in negotiis) oder auf dem Gebiet des staats
bürgerlichen Verbandes zwischen Beherrschten und Plerrschen
den (in imperio) bewährt wird.
Kant und Comte in ihrem Verhilltniss zur Metaphysik.
25
Wie man sieht, trägt keine der drei letztgenannten Wissen
schaften, Logik, Ethik und Politik, normativen, sondern tragen
alle drei ausdrücklich empirischen Charakter an sich. Da der
Inhalt der Empfindungen als solcher das Wahre ist, die auf
induetivem Wege entstehenden Begriffe, Urtheilc und Schlüsse
des Verstandes aber nur natürliche Transformationen der Em
pfindungen und als solche gleichfalls wahr sind, so hat die Logik
nichts anderes zu thun, als den naturgeinässen Vorgang des
Hervorgehens dieser aus jenen (die Induction) zu beschreiben,
um damit die Art, wie Erkenntnisse (richtige Begriffe, gütige
Urtheilc und Schlüsse) zu Stande kommen, angegeben zu haben.
Dieser Vorgang aber, die Transformation ursprünglicher Empfin
dungen, Wahrnehmungen und Anschauungen in Begriffe, Ur
theilc und Schlüsse, ist ein psychologischer, im Bewusstsein nach
dessen Naturgesetzen sich vollziehender, die Logik als Beschrei
bung desselben daher nichts weiter als ein Capitel der Psycho
logie oder im weiteren Sinne der Anthropologie und sonach,
da diese beiden empirische Wissenschaften sind, gleich ihnen
eine reine Erfahrungswissenschaft.
Nicht anders verhält es sich mit der sogenannten Ethik.
Denn da die Willensbewegungen die natürliche Folge von Em
pfindungen, unter diesen aber nur diejenigen, deren Inhalt durch
das Object der Erfahrung erzeugt ist, die wahren sind, so folgt,
dass die guten Willcnsbcwegungcn natürliche Folgen wahrer
Empfindungen sein, d. h. sich aus diesen mit Nothwendigkeit
von selbst ergeben werden. Der Process, durch welchen das
ethische Wollen zum Vorschein kommt, ist daher ein rein psycho
logischer, nach Naturgesetzen sich vollziehender, die Wissen
schaft, welche denselben und dadurch das ,gute‘ Wollen zum
Gegenstände hat, ist daher nichts weiter als eine beschreibende,
ein Capitel der Psychologie oder im weiteren Sinne der Anthro
pologie, beide als empirische Wissenschaften gedacht, und sonach
selbst nichts anders als reine Erfahrungswissenschaft.
Es kann beinahe von Uebcrfluss scheinen, die analoge
Consequenz rücksichtlich der letzten der genannten Wissen
schaften, der Politik, zu ziehen. Es leuchtet ein, dass der
Unterschied derselben von der sogenannten Ethik lediglich in
dem Inhalte dos einmal auf andere bezogenen, das andere mal
auf solche nicht bezogenen Wollens, d. i. in dem Umstande,
26
Zimmerraann.
dass das eine sociales, das andere solipsistisches Wollen ist,
gesucht werden darf. Wie nun unter dem solipsistischen Wollen
nur dasjenige, welches aus wahren, d. h. durch die Ohjecte
selbst, und zwar ausschliesslich durch diese hervorgebrachten
Empfindungen entsprungen ist, gut genannt wird, ebenso kann
unter dem socialen Wollen lediglich dasjenige, welches natür
liche Folge realer Empfindungen ist, ethisches Wollen heissen.
Während nun die Empfindungen, aus welchen solipsistisches
Wollen entspringt, solche sein werden, welche nicht durch das
Zusammenleben mit seinesgleichen, werden diejenigen, aus
welchen sociales Wollen entspringt, solche sein, die nur im
Zusammenleben mit andern zum Vorschein kommen. Von
dieser Art sind die sogenannten sympathetischen oder Mitge
fühle, und insofern dergleichen wahre, d. h. durch die mensch
liche Umgebung thatsächlich im Menschen hervorgerufene, also
nicht eingebildete, sondern selbst erfahrene Gefühle sind, wird
das aus ihnen entspringende, auf andere bezügliche, also sociale
Wollen selbst gut, weil durch wahre Empfindungen mit Noth-
wendiglceit verursacht, sein. Welcherlei sociale Gefühle nun durch
das Zusammenleben mit andern thatsächlich im Menschen ver
ursacht werden, dies festzustellen ist lediglich eine Aufgabe der
Psychologie als Erfahrungswissenschaft, während der Process,
durch welchen aus den thatsächlich gegebenen socialen Ge
fühlen mit Nothwendigkeit gewisse Arten socialen Wollens ent
springen, gleichfalls ein psychologischer und dessen, sowie der
daraus folgenden Wollen Beschreibung Sache der Psychologie ist.
Insofern nun Politik das aus den thatsächlichen socialen Gefühlen
mit Nothwendigkeit entspringende, also das gute sociale Wollen
zum Gegenstände hat, ist dieselbe nichts weiter als eine beschrei
bende Wissenschaft, ein Capitel der Psychologie oder im weiteren
Sinne der Anthropologie, beide als empirische Wissenschaften
gedacht, und sonach selbst eine reine Erfahrungswissenschaft.
Von dem Inhalt der Erfahrung, d. i. von dem Inhalt der
als Thatsachen des Bewusstseins erfahrenen Empfindungen und
Gefühle hängt es ab, welchen Inhaltes nicht nur die durch
Transformation derselben gewonnenen Begriffe, Urthcile und
Schlüsse, d. i. die durch Abstraction aus dem Inhalt der Wahr
nehmung entstandene abstracto Gedankenwelt, sondern auch
welcher Art die durch thatsächliche Gefühle mit Nothwendigkeit
Kant und Comte in ihrem Verhältniss zur Metaphysik.
27
verursachten Willensbewegüilgen (Willensaete und Handlungen)
sein werden. Sowie mit jeder Aenderung des Inhalts der ur
sprünglichen Empfindungen auch jener der daraus abstrahirten
Gedankenwelt, so muss mit der Aenderung der ursprünglichen,
Willensbewegungen verursachenden Gefühlswelt, auch der In
halt dieser durch dieselben verursachten Willensbewegungen
selbst eine Aenderung erleiden. Ein anderer Inhalt der ur
sprünglichen Empfindungen hat ein anderes Wahres, ein anderer
Inhalt der Willen verursachenden Gefühle ein anderes Gutes
zur Folge. So lange die Menschennatur der Erfahrung gegen
über stets das nämliche Antlitz zeigt, ist nicht zu besorgen,
weder dass das Wahre, noch dass das Gute erfahrungsgemäss
zweierlei gleich gut daseinsberechtigten Inhalt aufweisen könnte.
Wenn dagegen, wie der Streit der empirischen Ethiker unter
einander zum Vorschein bringt, die Erfahrung des einen die
menschliche Natur als thatsächlich egoistisch, die Erfahrung des
andern ebenso thatsächlich als uneigennützig und wohlwollend
zeigt, sonach nach dem einen das egoistische, nach dem andern
das selbstverläugnende Wollen als gut und daher jedem von
beiden das gute Wollen des andern für verwerflich gilt, so zeigt
es sich, dass entweder, was unmöglich ist, die Erfahrung selbst
zwiespältig, d. h. das Entgegengesetzte gleich gut Erfahrung
ist, oder dass der Massstab dessen, was gut oder verwerflich
sei, nicht aus der Erfahrung selbst gewonnen werden kann.
Dasjenige, was der Rationalismus Metaphysik nennt, Wissen
schaft vom Seienden aus reiner Vernunft, erscheint in obiger
Eintheilung der Wissenschaften gar nicht, dasjenige, was er
als Psychologie bezeichnet, nur als ein Capitel der Naturphilo
sophie, im engeren Sinne als derjenige Theil der Körperlehre,
der von der ,warmen Flüssigkeit', Seele genannt, handelt, die
von demselben als normative Vernunft Wissenschaften bezeich-
neten Disziplinen, Logik, Ethik, Politik, nur als Capitel dieser
letzteren als empirischer Lehre vom Menschen. Dieselbe stimmt
mit der von Comte seiner ,natürlichen Hierarchie der Wissen
schaften' zu Grunde gelegten Aufzählung der Wissenschaften
insofern überein, als auch in dieser die Metaphysik als Wissen
schaft gar nicht, die Psychologie nur als ein Theil der Biologie,
also der Lehre vom organischen Körper erscheint, Logik, Ethik
und Politik (letztere als Gesellschaftsichre unter dem Namen
28
Zimmer mann.
der Sociologie) aber im Systeme des Positivismus ebensowenig
wie in jenem des Empirismus als normative (vorschreibende),
sondern lediglich als ,positive' (beschreibende) Disciplinen an
gesehen werden. Dagegen kommen in der letzteren im Gegen
satz zu der Bacon’schen die Mathematik, die von dieser als
blosse Hilfswissenschaft der Physik geduldet wird, und die
mathematische Astronomie, die von dieser mit der Physik, von
der sie nur ein Capitel ausmachen soll, zusammengeworfen wird,
als selbstständige Wissenschaften ebenso hinzu, wie andererseits
die Chemie, welche von Bacon mit in die Physik einbezogen, von
dieser ausgeschieden und zwischen die Lehre von den leblosen,
aber mechanisch zusammengesetzten Körpern (Physik) und jene
von dem lebendigen Körper (Biologie) cingeschoben wird. Die
selbe zählt daher statt der Bacon’schen zwei, oder wenn wir
an die Stelle der Anthropologie deren Theile, die philosophia
lmmana (Lehre vom menschlichen Einzelwesen) und philosophia
civilis (Lehre vom menschlichen Gesellschaftswesen) setzen, drei
Hauptwissenschaften: Naturlehre, Menschenlehre, Gesellschafts
lehre, deren sechs, und wenn wir an die Stelle der letzten der
selben, der Biologie, deren Theile, die Lehre vom lebendigen
Einzel- und die vom lebendigen Gesellschaftswesen, einschalten,
sieben Hauptwissenschaften auf: Mathematik, Mechanik, Astro
nomie, Physik, Chemie, Biologie und als deren Untcrabtheilung
Sociologie. Wie in der Bacon’schen Aufzählung ein gewisses
Gesetz der Aufeinanderfolge durch den Umstand sich bemerk -
lich macht, dass der Mensch von der Natur ausdrücklich ge
sondert, und obgleich seinem leiblichen Bestandtheil nach als
ein Theil derselben betrachtet, doch seiner psychischen Seite
nach als über derselben stehend angesehen, zugleich aber auch
die menschliche Gesellschaft, welcher der Einzelmensch als
Voraussetzung und Grundlage dient, ihrerseits wieder als über
dem Einzelnen stehend, aufgefasst wird: so macht sich ein ähn
liches in der von Comte gegebenen geltend durch den Umstand,
dass der Gegenstand jeder in der genannten Reihenfolge an
ihrem Ort aufgeführten Wissenschaften jedesmal zusammen
gesetzter ist als derjenige der ihr zunächst vorangehenden, zu
gleich aber jedesmal einfacher als derjenige der ihr zunächst
nachfolgenden, d. h. dass jede ihrem Gegenstand nach über
ihrer Vorgängerin und unter ihrer Nachfolgerin steht. Nach der
Kant und Comte in ihrem Verhältnis zur Metaphysik.
29
ersteren bildet die Natur die Voraussetzung des Menschen,
dieser die der Gesellschaft; nach der letzteren der Gegenstand
der reinen Mathematik, Zahl und Raum, die Voraussetzung der
angewandten Mathematik, entweder auf Naturkräfte überhaupt
oder auf die Bewegung der Himmelskörper, die durch solche
bewirkt werden; Kraft und Bewegung aber bilden die Voraus
setzung des Stoffes, und zwar sowohl des unorganischen ent
weder mechanisch oder chemisch zusammengesetzten, wie des
organischen Körpers; jener selbst aber die Voraussetzung des
Organismus, und zwar sowohl des einzelnen wie durch diesen
des höchsten selbst wieder aus Organismen organisch geglieder
ten Wesens, der organisirten Gesellschaft.
Eine Annäherung beider ' entgegengesetzten Richtungen,
von welchen die eine die Metaphysik ausschliesst, die andere
Physik als eine nur imvollkommene Wissenschaft betrachtet,
kann nun auf doppelte Weise herbeigeführt werden, indem
entweder der empirische Standpunkt sich dem rationalen, oder
umgekehrt dieser jenem sich nähert. Letzteres erfolgt, indem
der Inhalt der Metaphysik beschränkt, d. i. der Umfang der
jenigen Gegenstände, über deren Sein durch reine Vernunft
entschieden zu werden vermag, eingeschränkt wird; ersteres
geschieht, indem die als Wissenschaft ausgeschlossene Meta
physik als unvermeidliches, wenngleich vorwissenschaftliches
Durchgangsstadium auf alle Wissenschaften ohne Unterschied
ausgedehnt wird. Indem das erstgenannte Verfahren die Zahl
der durch reine Vernunft als solche erkennbaren Seienden ver
mindert, also dazu beiträgt, dass entweder die Zahl der -durch
Erfahrung erkennbaren Seienden in eben dem Masse vermehrt
oder jene der Seienden überhaupt entsprechend verringert wird,
enthält dasselbe eine Concession an den Standpunkt der Er
fahrung. Insofern dagegen das letztgenannte Metaphysik als
eine Entwicklungsphase darstellt, welche jede Wissenschaft ohne
Unterschied des Inhalts durchgemacht haben muss, erscheint
dasselbe ebenso als ein Zugeständniss an die Behauptung des
Rationalismus, nach welcher alle Real- oder theoretische Wissen
schaft vom Wirklichen Metaphysik ist.
Die Annäherung im ersten Sinne (des Rationalismus an
den Empirismus) ist durch Kant, jene im zweiten Sinne (des Em
pirismus an den Rationalismus) durch Comte vollzogen worden.
30
Zimmerraann.
Die Metaphysik im Sinne des Rationalismus hat durch die Kritik
der reinen Vernunft als Wissenschaft keineswegs, wie es den
Anschein haben kann, eine völlige Aufhebung erfahren, dagegen
ist die Zahl der durch reine Vernunft als solche erkennbaren
Seienden, welche vor deren Erscheinen den Gegenstand der
selben ausmachten, durch jene bedeutend herabgesetzt, ja im
strengen Sinne des Wortes auf einen einzigen, das seiner Qua
lität nach unbekannte, dagegen seiner Existenz nach allerdings
a priori (auf Grund einer reinen Urtheilsform des Verstandes)
erkennbare Ding an sich reducirt worden. Es ist vollkommen
richtig, dass von den Objecten, welche die Vorrede zur Kritik
als Gegenstände der Metaphysik aufzählt: Seele, Welt und Gott,
nach den Ergebnissen derselben keines als durch reine Vernunft
als seiend erweislich übrig gelassen wird: während die Existenz
der Seele auf einem zwar unvermeidlichen, aber nichtsdesto
weniger illusorischen Fehlschluss beruht, verwickelt die Welt,
sobald dieselbe als nachweisbar durch reine Vernunft ange
nommen wird, diese in die einander ausschliessenden gleich
zeitigen Behauptungen der Antinomien, lässt sich in jedem der
überhaupt möglichen Beweise für das Dasein des allerrealsten
Wesens ein logischer Mangel oder eine Lücke nachweisen. Wie
aus der eingangs dargelegten Uebersicht der Wissenschaften
vom Standpunkte des Rationalismus erhellt, machen nun . Gott,
Welt und Seele in der That die Objecte dreier Vernunftwissen
schaften vom Seienden, in der entsprechenden Reihenfolge der
rationalen Theologie, Kosmologie und Psychologie aus, welche
zusammen sich zum Umfang der besonderen Metaphysik er
gänzen, die ihrerseits als Vernunftwissenschaft von besonderen
Seienden der allgemeinen Metaphysik als der rationalen Wissen
schaft von Sein und Seiendem überhaupt (Ontologie) gegenüber
steht. Durch die Aufhebung der drei Gegenstände: Gott, Welt
und Seele, als durch reine Vernunft nachweisbarer Seiender,
sind daher allerdings die drei denselben entsprechenden Wissen
schaften als Vernunftwissenschaften und ist die denselben an
Umfang äquiparirende besondere Metaphysik als solche aufge
hoben ; keineswegs aber ist mit der Aufhebung der besonderen
Metaphysik auch die von dieser unterschiedene allgemeine Meta
physik als Vernunftwissenschaft geschwunden, so wenig als
durch den Umstand, dass die Existenz der besonderen Seienden,
Kant und Comtc in ihrem Verhältnis zur Metaphysik.
31
Gott, Welt, Seele, aufgehört hat, durch die Vernunft nachweis
bar zu sein, das Gleiche auch von der Existenz des von jeder
Besonderheit entkleideten, seiner Qualität nach schlechthin un
bekannt bleibenden Seienden, des Dinges an sich gelten muss.
Die Verschiedenheit des Thatbestandes vor und nach dem Er
scheinen der Kritik hinsichtlich des Bestandes der Metaphysik
als Wissenschaft besteht nicht darin, dass vor demselben eine
Wissenschaft der Metaphysik, nach und seit demselben aber
keine solche existire; vielmehr besteht Metaphysik nach wie
vor als Wissenschaft vom Seienden durch reine Vernunft. Die
selbe liegt einzig in dem Umstand, dass diese Wissenschaft vor
dem Auftreten Kant’s nebst dem Sein und Seienden überhaupt
noch einzelne besondere Seiende als Erkenntnissobjecte zählt,
nach und seit demselben aber nur das ersterc Sein und
Seiende überhaupt als einziges, wenngleich dem Charakter
seiner Erkennbarkeit nach sich gleichgcbliebenes Erkenntniss-
object bewahrt.
Während sonach für Kant allgemeine Metaphysik wie im
Rationalismus als Wissenschaft fort-, dagegen besondere Meta
physik mit ihren Theilen als Wissenschaft nicht mehr besteht,
vollzieht sich die Annäherung des Empirismus an den Rationa
lismus durch Comte in der Weise, dass dieselbe, die in der
Eintheilung der Wissenschaften von Seite des Empirismus als
Wissenschaft nicht enthalten ist, dafür in der Entwicklungs
geschichte jeder einzelnen dieser Wissenschaften und sonach
in jener des Ganzen der Wissenschaft als unvermeidliches und
allenthalben wiederkehrendes Durchgangsstadium des Wissens
überhaupt auftritt.
In der Entwicklung jeder der in der obigen natürlichen
Hierarchie der Wissenschaften aufgezählten Disciplinen, so
lautet Comtc’s Lehre, lassen sich drei Stadien, von ihm les
trois dtats genannt und mit den Entwicklungsperioden des
lebendigen Organismus verglichen, unterscheiden. Das erste
derselben, von ihm als das theologische bezeichnet und mit
dem unmündigen Kindesalter in Parallele gestellt, charakterisirt
sich dadurch, dass nicht nur eine jenseits der Erscheinungen
gelegene Welt als Grund jener seihst vorausgesetzt, sondern
dieser Grund oder diese Gründe als persönliche Wesen von
mehr oder weniger dem menschlichen Geiste verwandter oder
32
Zi mm ermann.
überhaupt menschenähnlicher Natur angenommen werden. .Das
zweite, von ihm das metaphysische genannt und dem jugend
lichen Alter gleichgestellt, kommt mit dem ersten zwar darin
überein, dass gleichfalls über die Erscheinungen hinausgegangen
und als Grund derselben eine jenseits ihrer gelegene, selbst
weder in die Erscheinung fallende, noch der Erfahrung un
mittelbar zugängliche Welt postulirt wird, unterscheidet sich
aber von jenem durch den Umstand, dass dieser jenseitige Grund
oder die jenseitigen Gründe als unpersönliche ,Entien‘ (Ideen,
Substanzen) gedacht werden. Das dritte von ihm positiv ge
nannte Stadium endlich besteht darin, dass über die Erschei
nungen überhaupt nicht hinausgegangen, der Grund derselben
überhaupt nicht in einer jenseitigen, weder persönlich noch
unpersönlich gedachten Welt gesucht, sondern innerhalb der
selben selbst in dem die Erscheinungen beherrschenden Gesetz
oder in solchen Gesetzen gefunden wird. Dasselbe bezeichnet
wie das Mannes- einen Fortschritt über das Jugend-, dieses
über das Kindesalter, so einen solchen über das metaphysische,
wie dieses seinerseits über das theologische Zeitalter des Wissens.
Wie das metaphysische Ens vor dem Gott der theologischen
Natur- und Geschichtsauffassung den Vorzug hat, dass es durch
seine Unpersönlichkeit die Möglichkeit und den Verdacht will
kürlicher Eingriffe ausschliesst, während es andererseits mit
demselben die das Reich der Erscheinungswelt transcendirende
Existenz einer überempirischen Jenseitigkeit tlieilt, so hat ihrer
seits die Erscheinung vor dem metaphysischen Ens die sinnen
fällige Wirklichkeit erfahrbarer Diesseitigkeit voraus, während
der in ihr waltenden Naturgesetzlichkeit die Ausschliessung
des Zufalls und eigenwilliger Götterlaunen mit der unwandel
baren Geltung der unpersönlichen Idee und der vernünftigen
Welt- und Naturordnung gemeinsam ist.
Metaphysik als solche ist daher zwar keine Wissenschaft,
aber jede der wirklichen Wissenschaften ist im Laufe ihrer
Entwicklungsgeschichte zum Rang einer solchen einmal Meta
physik gewesen. Jede derselben führt anfänglich ihren Inhalt
auf den Willen übernatürlicher Persönlichkeiten, in deren
Willkür es lag, denselben so oder beliebig anders zu gestalten,
zurück. Derselbe hat seinen Grund lediglich in der Laune
der Gottheit, die selbst ohne Grund, rein zufällig ist, also, was
Kant und Comte in ihrem Verliältniss zur Metaphysik.
33
ebenso viel ist, als Inhalt keinen • Grund. Das Gewusste ist
ebenso zufällig, wie dessen Aufeinanderfolge und Zusammen
stellung willkürlich und baar jedes innerlich begründeten Zu
sammenhanges ist; sowohl das den Inhalt bestimmende wie
das die Verbindung desselben bewirkende Band ist gänzlich
ausserhalb des Inhaltes in einem selbst jede Bestimmbarkeit
durch Gründe ausschliessenden, weder Gesetz noch Regel
anzuerkennen und zu befolgen geneigten Wesen gelegen. Diese
Zufälligkeit schwindet und macht einer an sich immer noch
grundlosen, aber den launenhaften Wechsel der Laune aus-
schliessenden und daher in ihrer Richtung und in ihren Folgen
beharrenden Noth Wendigkeit Platz, sobald der ursprünglich als
letzter Grund gedachte Wille der Gottheit selbst als einem
Höheren unterworfen und durch dieses bestimmt', dieses Höhere
selbst aber nicht wieder als ein Wille, sondern als ein an sich
unpersönliches Gesetz, eine den ganzen Umfang des Gewussten
bedingende und normirende Idee vorgestellt wird. Bleibt dort
das Gewusste unbegreiflich, weil die absolute Zufälligkeit der
göttlichen Willenslaunen, aus denen es fliesst, an sich die Be
greiflichkeit unmöglich macht, so würde dasselbe hier sofort
begreiflich und wirklich begriffen werden, sobald die Idee, als
deren nothwendiger und unvermeidlicher Ausfluss es gedacht
wird, selbst einmal begriffen wäre. Während daher der In
begriff des Gewussten in jenem Falle von der Beschaffenheit,
welche durch den Begriff einer Wissenschaft gefordert wird,
am weitesten entfernt ist, steht er in diesem verliältnissmässig
derselben am nächsten: jenes, weil sowohl der Inhalt des
Gewussten, wie dessen Aufeinanderfolge willkürlich, dieses,
weil, den Inhalt der Idee einmal vorausgesetzt, sowohl aller
übrige Inhalt, wie die Aufeinanderfolge des Gewussten notli-
wendig ist.
Ersterer Zustand des Gewussten fällt mit dem oben soge
nannten theologischen, dieser dagegen mit dem ,metaphysischen'
Zustand des Wissens zusammen. Der Inbegriff des Gewussten
im ,theologischen' Stadium ist überhaupt noch nicht, dagegen
im ,metaphysischen“ Stadium unter der Bedingung wirkliche
Wissenschaft, dass nicht nur eine denselben beherrschende
Idee vorhanden, sondern dieselbe als solche ihrem Inhalt nach
bekannt ist. Jener Benennung wie dieser liegt die gemein-
Sitznngsbor. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. I. Hft. 3
34
Zimmer mann.
same Voraussetzung zu Grunde, dass von wirklicher Wissen
schaft nur dort die Rede sein kann, wo zwischen den einzelnen
Theilen des Gewussten nothwendiger Zusammenhang, und zwar
in der Weise besteht, dass die einen als Gründe die andern
als Folgen bedingen und demgemäss die ersteren den letzteren
in der systematischen Anordnung vorangehen. In beiden
Fällen liegt der Grund des Gewussten ausserhalb desselben,
das einemal in einem Persönlichen (Willen), das anderemal
in einem Unpersönlichen, in einer abstracten Idee, während
im sogenannten positiven Zustand des Gewussten der Grund
desselben überhaupt nicht ausserhalb desselben, weder in einem
Willen, noch in einer Idee gelegen, sondern das Gewusste als
solches Thatsaehe, d. i. sein eigener Grund oder vielmehr als
Ganzes grundlos, dagegen jeder Theil des Gewussten durch
andere Theile desselben begründet und andere begründend ist.
Theologischer, metaphysischer und positiver Zustand des
Gewussten verhalten sich so zu einander, dass in dem ersten
das Gewusste als Werk göttlichen Willensactes, in dem zweiten
als Ausfluss abstracter Idee, im dritten weder als das eine
noch als das andere, sondern als schlechthin gegebene That-
sache erscheint, welche jeden Versuch, den Inhalt desselben
entweder aus göttlichen Rathschlüssen teleologisch abzuleiten,
oder aus abstracten Ideen apriorisch zu. deduciren, aus-, dagegen
nicht nur die Möglichkeit, sondern die wissenschaftliche Nöthi-
gung, mittelst Betrachtung und Vergleichung der einzelnen Theile
des Gewussten ihrem besonderen Inhalt nach das demselben
gemeinsame Allgemeine und das den Zusammhang derselben
beherrschende Gesetz zu induciren, einschliesst. Während die
Tendenz der theologisirenden Wissenschaft darauf gerichtet ist,
den gesammten Inhalt des Gewussten, Natur und Geschichte,
unter den Gesichtspunkt göttlicher Absichten, Vorsätze und
Endzwecke zu rücken, jene der metaphysicirenden Wissenschaft
darauf ausgeht, denselben in seiner Gesammtheit aus abstracten
Ideen (einer oder mehreren) zu entwickeln, begnügt sich die
positive Wissenschaft, denselben, wie er nun einmal factisch
in der Erfahrung der wirklichen Natur und der wirklichen
Geschichte gegeben ist, als Thatsaehe hinzunehmen und das
demselben innewohnende und daher gleich thatsächlich wie
das Gewusste selbst gegebene Gesetz als solche anzuerkennen.
Kant und Corate in ihrem Verhältniss zur Metaphysik.
35
Wie ,positive 4 Wissenschaft in diesem Sinne mit Wissen
schaft im Sinne des Empirismus, so fällt ,metaphysicirende 4
Wissenschaft im obigen Sinne mit Wissenschaft in jenem des
Rationalismus zusammen. Gilt dem Empirismus der Inbegriff
des Erfahrenen, so gilt dem Rationalismus ausschliesslich das
aus Vernunftbegriffen Gefolgerte als wirklich Gewusstes. So
wohl die im eigentlichen Sinne sogenannte Metaphysik, welche
das Seiende, wie die rationalistische Ethik, welche das Sein
sollende aus abstracten Vernunftideen abzuleiten sucht, sind
in den Augen des Positivismus nur metaphysicirende, die
inductiven, ausschliesslich aus der Erfahrung schöpfenden und
an der Hand derselben fortschreitenden sind in diesen allein
positive, d. i. wirkliche Wissenschaften.
Rationalismus und Empirismus oder, um mit Comte zu
reden, Metaphysik und Positivismus verhalten sich zu einander
wie zwei verschiedene Behandlungsweisen eines und desselben
Wissensinhalts, von welchen die eine diesen in seiner Ge-
sammtheit aus abstracten Ideen ableitet, während die andere
denselben als schlechthin durch die Erfahrung gegebenen an
sieht. Dabei kann die Frage entstehen, ob jeder Wissens
inhalt ohne Unterschied beide Behandlungsweisen, sei es gleich
zeitig, sei es in verschiedenen Momenten seiner zeitlichen
Entwicklung dulde, oder ob es gewisse Gebiete desselben
gebe, deren Natur, sei es die eine, sei es die andere jener
Behandlungsweisen von sich ausschliesst. Während der strenge
Rationalismus sich gegen die empirische, der strenge Empiris
mus sich gegen die rationalistische Behandlung, sowohl des
Wissens im Allgemeinen, wie jedes besonderen Wissensinhalts
abwehrend verhält, gehen die Bemühungen der beiderseitigen
Annäherungsversuche von Seite sowohl des Rationalismus an
den Empirismus, wie dieses an jenen dahin, entweder je einem
Theile des Gewussten eine der beiden einander ausschliessenden
Behandlungsweisen ausschliesslich, oder dem Gesammtinhalt des
Gewussten beide Behandlungsweisen, jedoch in verschiedenen
Momenten seiner zeitlichen Entwicklung zuzuweisen. Ersteres
führt zur r I heilung des Gesammtinbegriffs des Gewussten in
einen rationalen durch reine Vernunft und einen empirischen
durch reine Erfahrung gewonnenen Bestandtheil; letzteres be
wirkt die Unterscheidung zeitlich getrennter EntwicMungs-
36
Zimmer mann.
Stadien des Gewussten, in deren einem dasselbe durch reine Ver
nunft, in deren anderem durch reine Erfahrung gewusst wird.
Kant’s Unterscheidung eines apriorischen, der reinen Ver
nunft, und eines aposteriorischen, der reinen Erfahrung unge
hörigen Bestandtheiles der Wissenschaft vom Wirklichen, von
welchen dem ersteren die Form, dem letzteren die Materie
aller Erfahrung entspringt, gibt das Beispiel des ersten, Comte’s
evolutionistische Auffassung des Wissens, nach welcher dasselbe
vor seinem vollendeten, dem positiven, ein Uebergangs-, das
metaphysische Entwicklungsstadium durchläuft, ein solches des
zweiten Falles. Nach jenem zerfällt das Wissen vom Wirk
lichen in einen rationalen (Metaphysik) und einen auf Er
fahrung gegründeten Theil (Physik); nach diesem ist nicht
nur das Gewusste in seiner Gesammtheit, sondern jedes der
besonderen Gebiete, aus welchen dasselbe zusammengesetzt
ist, das Gewusste jeder der einzelnen Wissenschaften in seinem
geschichtlichen Entwicklungsgänge einmal Metaphysik (rational)
gewesen, ehe dasselbe positiv (empirisch) geworden ist.
Der Beweis der Möglichkeit obiger Theilung der Wissen
schaft vom Wirklichen in eine reine Vernunft- und ebensolche
ErfahrungswisSenschaft ist durch die Geschichte der Metaphysik
in Deutschland von Wolf bis auf Kant geliefert, deren Ergeb
nis eine durch diesen herbeigeführte äusserste Einschränkung
des Umfanges des durch reine Vernunft erkennbaren Seins,
keineswegs aber die Läugnung der Erkennbarkeit jedes Seins
durch reine Vernunft war. Durch die Kritik der reinen Ver
nunft sind zwar die Gegenstände der sogenannten besonderen
Metaphysik und ihrer Theile, der rationalen Theologie, Kosmo
logie und Psychologie, aus dem Kreise des durch reine Vernunft
erkennbaren Seins ausgeschieden worden, der Gegenstand der
allgemeinen Metaphysik (Ontologie), das Sein und Seiende über
haupt aber ist unter dem Namen des Dings an sich, als zwar
nicht seiner Qualität, wohl aber seiner Existenz nach erkenn
bares Object der reinen Vernunft erhalten geblieben.
Der Beweis des metaphysiseben als eines Durchgangs.
Stadiums des Wissens überhaupt ist dann vollständig erbracht,
wenn er von jedem der das Gesammtgebiet des Wissens zu
sammengenommen erschöpfenden integrirenden Bestandtheile
desselben, d. i. von jeder der einzelnen Wissenschaften erbracht
••■inir-n*- 1 —
Kant und Comte in ihrem Verliältniss zur Metaphysik.
37
ist. Dabei zeigt sich das Eigenthümliche, dass gewisse
Wissenschaften nicht über jenes Durchgangsstadium hinaus
gelangen, während andere, wenigstens in Comte’s Darstellung, das
Bild ihrer Beschaffenheit während desselben schuldig bleiben.
Zu den Wissenschaften ersterer Art gehört die Metaphysik
selbst; denn, da sie ihrem Begriffe nach Wissenschaft vom
Seienden aus reiner Vernunft, d. i. aus abstracten Ideen ist,
so fängt sie, sobald in derselben das Wirkliche nicht mehr aus
Ideen, sondern, wie es die Natur des positiven oder Vollendungs-
stadiums des Wissens verlangt, aus der Erfahrung begriffen
wird, zwar an, Wissenschaft, aber sie hört auf, Metaphysik zu
sein. Es ist daher folgerichtig, dass in der natürlichen Hier
archie der Wissenschaften, deren Inbegriff nach Comte jenen
des Wissens erschöpft, Metaphysik ebensowenig wie in der
eingangs angeführten Eintheilung der Wissenschaften nach
Bacon und vom Standpunkt des Empirismus aus erscheint. Wo,
wie im Empirismus, rationale, d. i. Erkenntniss aus reiner Ver
nunft überhaupt als solche ausgeschlossen ist, kann auch eine
Wissenschaft, zu deren Wesen es gehört, rational, d. i. aus
reiner Vernunft geschöpft zu sein, nicht anders als ausgeschlossen
sein. Dagegen lässt die Beweisführung Comte’s, dass jede der so
genannten positiven Wissenschaften ihr metaphysisches Zeitalter
durchgemacht habe, manches zu wünschen übrig. Wie Schreiber
dieses an einem andern Ort (,Kant und die positive Philosophie*,
Sitzungsberichte 1874, Aprilheft, Seite 62 u. f.) gezeigt hat, wartet
dessen, der mit der Erwartung einer Geschichte der Wissen
schaften anComte’s Werk heran tritt, keine geringe Enttäuschung.
Der Verfasser bezeichnet als Zweck seines Cours de philosopkie
positive ,die Entdeckung der Naturgesetze des grossen Phäno
mens der wissenschaftlichen Entwicklung des Menschengeistes
auf dem Wege der Beobachtung*. Das Ergebniss derselben
hätte ein Werk sein müssen ähnlich Whewell’s ,Geschichte der
inductiven Wissenschaften*, ausgedehnt auf den Umfang des
menschlichen Wissens überhaupt. Gelingt cs von jeder der
sechs Fundamentalwissenschaften zu erweisen, sie habe nach
einander den theologisirenden und metapliysicirenden Zustand
durchgemacht, um schliesslich zum Reife-, d. i. zum positiven Zu
stand zu gelangen, so ist es vom Umfang des Wissens über
haupt erwiesen. Folgerichtig erwartet man, dass der Verfasser
38
Zimmermann.
sämmtliche oben genannte Fundamentalwissenschaften nach der
Reihe durchnehmen und von jeder derselben deren normalen
Entwicklungsprocess durch alle drei Stadien hindurch suceessive
darlegen werde. Wie ernsthaft es Comte selbst mit dieser
unvermeidlichen Folgerung nahm, geht daraus hervor, dass er
mit dem Plane der Gründung einer eigenen Lehrkanzel zu dem
Zwecke der Darstellung einer allgemeinen Geschichte der
mathematischen und Naturwissenschaften sich trug und darüber
dem Ministerium des Julikönigthums eine eigene von seinem
Biographen Littre mitgetheilte Denkschrift einreichte. Der
gedruckte Cours de philosophie positive, welcher die Stelle des
nicht zur Ausführung gekommenen akademischen Lehrcurses
, vertritt, zeigt das Gegentheil des ursprünglich in Aussicht ge
stellten. Was man in demselben antrifft, ist nicht die Geschichte
der positiven Wissenschaften, sondern sind diese selbst. Die
selben werden von dem Verfasser in ihrer hierarchischen Auf
einanderfolge zwar nicht als angewandte, concrete, deren Auf
gabe die Anwendung der Gesetze der Erscheinungen auf die
verschiedenen existirenden Wesen ist, wohl aber als reine,
abstracte, deren Absehen auf die Gesetze der Erscheinungen
als solche gerichtet ist, vorgetragen. Mathematik, Astronomie,
Physik, Chemie und schliesslich Biologie und Sociologie werden
nicht blos in encyklopädischer Reihe, sondern selbst encyklo-
pädisch, ihrem Inhalt nach als ,positive‘ Wissenschaften abge
handelt. Nur gelegentlich fällt ein Seitenblick auf deren
Vorgeschichte, ihren theologisirenden und metaphysicirenden
Embryonalzustand. So bei der Geometrie, deren in Comte’s
Augen unvollkommener Zustand in früheren Epochen durch die
Einmischung sophistischer Raisonnements und metaphysischer
Streitigkeiten über die Natur des Raumes verursacht worden
ist; bei Astronomie und Chemie, von welchen die erstere aus
Astrologie, die letztere aus Alchemie, die eine wie die andere
aus einem mystischen und schwärmerischen Vorstadium zur
Wissenschaft sich herausgearbeitet hat. Endlich bei demjenigen
Theile der Biologie, der vom Menschen und dessen moralischen
und intellectuellen Fähigkeiten handelt, wo auf den Begriff der
Seele, als einen Ueberrest aus dem theologisirenden und meta
physicirenden Stadium der Anthropologie, in deren ersterem
der Mensch als Ebenbild Gottes, in deren letzterem der Men-
Kant und Comte in ihrem Yerliältniss zur Metaphysik.
39
Schöngeist als jenseits der natürlichen Welt gelegenes pneuma
tisches Wesen gedacht wurde, hingewiesen, und derselbe folge
richtig als unwissenschaftlich aus der positiven Wissenschaft
vom Menschen ausgewiesen wird, an dessen Stelle nunmehr
jener der Organisation des Gehirns und der Mannigfaltigkeit der
Organe des letzteren zu treten und die vormals ,Psychologie*
genannte Wissenschaft nunmehr der ,Phrenologie* im Sinn der
Schädellehre Gall’s und seiner Schule den Platz zu räumen
habe. Statt einer Geschichte des Entwicklungsganges der ein
zelnen Wissenschaften durch die normalmässigen Perioden des
theologischen, metaphysischen und schliesslich positiven Zu
standes hindurch, erhält der Leser eine Encyklopädie der posi
tiven Wissenschaften selbst und wird, wie Schreiber dieses
a. a. 0. zu bemerken sich veranlasst fand, das beklemmende
Gefühl nicht los, dass dem Autor sein Buch unter den Händen
zu etwas ganz anderem geworden sei, als er ursprünglich an-
gekündigt hat.
Schwerlich wird dieser Beweis des metaphysischen als
eines blossen Durchgangsstadiums des Wissens für vollständig
gelten dürfen. Die Behauptung der positiven Philosophie, dass
Metaphysik als Wissenschaft kein positives Zeitalter vor sich,
dagegen jede der positiven Wissenschaften ein metaphysisches
hinter sich habe, fällt mit der Behauptung zusammen, dass
der Rationalismus als solcher die unvermeidliche Vorstufe, da
gegen der Empirismus allein die Stufe wirklicher Wissen
schaft sei. Dieselbe kommt daher zwar mit dem vulgären
Empirismus darin überein, dass ihr der Rationalismus als solcher
kein Wissen, unterscheidet sich aber von jenem dadurch, dass
ihr derselbe weder gleichgültig, noch verächtlich, sondern als
unvermeidliche und unentbehrliche Vorbedingung und Geburts
stätte zukünftigen wirklichen Wissens physiologisch und cultur-
historisch bedeutungs- und werthvoll ist.
Sowohl die Stellung Kant’s, wie diejenige Comte’s zur
Metaphysik, jene von Seite des Rationalismus, diese von Seite
des Empirismus stellt ein Compromiss zwischen beiden eingangs
erwähnten entgegengesetzten Strömungen der Philosophie seit
dem Beginn des vergangenen Jahrhunderts dar. Das des Einen
bezieht sich auf die Theilung der Gegenstände der bis dahin
sogenannten Wissenschaft vom Seienden aus reiner Vernunft,
40
Zimmer mann. Kant und Comte in ihrem Verhiiltniss zur Metaphysik.
von welchen die sinnlichen der Erfahrungswissenschaft gänzlich
ausgeliefert, die übersinnlichen, wie Gott, Seele u. s. w. bis
auf einen einzigen, das zwar seiner Existenz, nicht aber seiner
Qualität nach bekannte Ding an sich, für schlechthin auf theo
retischem Wege unerkennbar erklärt werden, während alle
übrigen in der Eintheilung der Wissenschaften unter dem Ge
sichtspunkt des Rationalismus enthaltenen Disciplinen (Mathe
matik, Ethik u. s. w.) ihren ursprünglichen Charakter reiner
Vernunftwissenschaften bewahren. Das des Andern bezieht
sich auf die Stellung nicht blos der Metaphysik als einzelner
Wissenschaft, sondern aller Wissenschaften und der Wissen
schaft überhaupt aus reiner Vernunft zur positiven, als der
allein wirklichen Wissenschaft und dem Inbegriff der positiven,
d. i. der allein wirklichen Wissenschaften, welche zusammen
genommen den Inhalt dieser ersteren ausmachen, d. i. auf die
Stellung des gesammten Wissens im rationalistischen zu dem
gesammten Wissen im empiristischen Sinne des Wortes, in
Folge welcher jenes zwar noch nicht wie dieses: Wissen, aber
dieses aus jenem als seiner naturgemässen und unausweichlichen
vorzeitlichen Entwicklungsphase entsprungen ist. Wie bei Kant
Rationalismus und Empirismus als einander ergänzende Aus
flüsse eines und desselben in sich gespaltenen, aus einem ratio
nalen (apriorischen) und sinnlichen (aposteriorischen) Bestand-
theil zusammengesetzten Erkenntnisvermögens im Koben-,
so vertragen sich bei Comte beide als zeitlich verschiedene
Momente eines und desselben normalen Entwicklungsprocesses
des Wissens im Nacheinander. Der Grund dieser Verträglich
keit liegt in beider Verhältnis zur Metaphysik.
Ueber das
allmälige Umsichgreifen der -w-Deelination
im Altindischen.
Von
Dr. Johann Hanusz.
Bekanntlich gibt cs in der Declination der vocalischen
und mancher consonantischen Stämme eine Reihe von Fällen,
in welchen vor der Endung ein angeblich eingeschobener Nasal
erscheint. Es sind nämlich folgende:
1. Der Genit. plur. aller vocalischen Stämme, nämlich
auf -änam, -mäm, -ünäm, -fnäm; dann goncmi, caturnäm u. dgl.
2. Der Nomin. Accus, plur. neutr. der vocalischen und
mancher consonantischen Stämme, also auf -Uni, -wi, -Uni, -fni;
änitii, -irrishi, -ümshi; -nti, -nci, -mpi u. dgl.
3. Der Instrum, singul. der -i- und -n-Stämme auf
-Mia, -wiä.
4. Alle anderen Casus mit voCalisch anlautenden Endun
gen bei den neutr. -i-, -u-, -r-Stämmen, also: -ine, -inan, -ini;
dual, -im, -inos; -une, -unas u. s. w. -rne u. s. w.
Es tritt hier offenbar eine Stammerweiterung durch n
(m, in) auf, mit Verlängerung des Stammvocals in den beiden
ersteren, und ohne dieselbe in den beiden letzteren Fällen. Die
unter 1. erwähnte Bildung hat sogar den Schein eines älteren
Ursprungs, denn sie erscheint nicht nur im Indischen, sondern
auch im Iranischen, ja sogar im Germanischen wollte man etwas
ähnliches nachweiscn, während die anderen Bildungen speciell
indisch sind.
Der Zweck und die Herkunft dieser Stammerweiterung
durch einen Nasal wird bis jetzt verschieden aufgefasst. Bopp
42
Hanusz.
(Krit. Gramm, der Sanskritspr. 3 , §. 49 b) betrachtet diesen
Nasal als einen ,euphonischen Zwischenlaut*; bei Benfey (Vollst.
Gramm. 308) wird hier ein n ,zur Vcrmcidixng des Hiatus* ein
geschoben; Schleicher KZ. IV, 56 erkennt darin ,das Haupt
element des Pronominalstammes ana (lit. anas, slav. om)‘;
W. Scherer (Zur. Gesch. 2 , 560) denkt — wenigstens beim
Genit. plur. — an eine Präposition *ani (deutsch an, in) und
Andere dergleichen. Schleicher hat später (Comp. 3 , 528. 545.
561) diese ,unursprüngliche Stammerweiterung durch n, als eine
,indische Neubildung' betrachtet. Noch weiter ging Osthoff,
indem er (Forsch. II, 16 ff.) die aind. Formen devänäm, yugäni
als einen ,Metaplasmus in die Declination der -Gw-Stämme* er
klärte. Da diese Erklärung von den meisten heutigen Sprach
forschern gebilligt, von den anderen aber stark angegriffen
wurde, so will ich im Vorliegenden alle die Fälle einer genauen
Untersuchung unterziehen, in denen sich wirklich die Möglich
keit einer Formübertragung von den -»-Stämmen beweisen
Hesse. Wir wollen dabei trachten, immer auf die Anlässe zur
Neuerung das Augenmerk zu richten, und vielleicht gelingt es
sogar, den Weg zu ermitteln, auf -welchem das allmälige Um
sichgreifen der -»-Declination im Indischen vor sich ging.
Es sei mir vergönnt, an dieser Stelle Herrn Professor
K. Brugmann für die Anregung zu dieser Untersuchung, und
den Herren Professoren G. Biihler in Wien und Joh. Schmidt
in Berlin für einige wichtige Bemerkungen meinen besten Dank
auszusprechen.
.1. Genit. plur. auf -änam, -intim, -ihnäm, -fnäm.
Die durchgreifende Endung des Genit. plur. ist im classi-
schen Sanskrit, wie bekannt, -am, welches am deutlichsten bei
den consonantischen Stämmen auftritt, z. B. pad-dm, mdnas-äm,
ätmdn-äm, bliävat-äm u. dgl. Die vocalischen Stämme dagegen
haben den Ausgang -näm, vor welchem der stammauslautende
Voc4l immer als lang erscheint, z. B. kdmänärn (St. käma-'),
senänäm (St. senä-); agmnäm (agni-), devtnäm (devi-); gdtrü-
näm (gatru-), vadhünäm (vadhü-), pitfnäm (pitr-). Es fragt sich
also, wie dieser Ausgang zu erklären ist. Ziehen wir andere
gvaL»i- ^
XJeber das allmiilige Umsichgreifen der -n-Declination im Altindischen. 43
indogermanische Sprachen zur Vergleichung herbei, so zeigt sich
fast dasselbe Verhältniss im Iranischen, wo die consonantisehen
Stämme ebenfalls - am, die vocalischen aber öfters -anäm, -inäm,
-unäm zum Ausgang haben. Die europäischen Sprachen dagegen
zeigen uns nichts Aehnliches, ausser dem Westgermanischen,
wo neben der allgemeinen Endung -ö, welche dem arischen -am
entspricht, die femin. -ä-Stämme den Ausgang -önö zeigen; vgl.
ahd. gebönö, as. gebönö u. s. w.
Beginnen wir also mit den femin. -ä- und masc. neutr.
-«-Stämmen, welche im Altindischen -änäm, im Iranischen vor
wiegend -anäm zum Ausgang des Genit. plur. haben. W. Scherer
(Zur. Gesell. -, 560) führt aind. -änäm und iran. -anäm auf ari
sches *-änäm zurück, welches wegen des westgerman. -önö bei
den femin. -«-Stämmen sogar als urindogermanisch anzusetzen
sei. ,Darnach müssen wir der arischen (d. h. indogermanischen)
Ursprache zu -äm und -säm auch noch -näm als Suffix des Genit.
plur. vindiciren* — lieisst es a. a. 0. Dasselbe hat er schon in
der ersten Ausgabe seines Werkes gelehrt und besonders bei
H. Zimmer grossen Beifall gefunden; vgl. Zeitschr. f. deutsch.
Altth. XIX, 424, Quellen und Forsch. XIII, 174. Gleichzeitig
aber haben sich dagegen Leskien (Declin. 88ff.) und Osthoff
(Paul-Br. Beitr. III, 1 ff.) ausgesprochen. Was den aind. Ausgang
-anäm anbelangt, so hat schon Schleicher (Comp. 3 , 545) be
hauptet, dass diese Bildungsweise bei den vocalischen Stämmen
eine ,indische Neubildung' sei. Ihm folgte Osthoff (Forsch. II, 17,
Paul-Br. Beitr. III, 3), indem er erklärte, dass ,die Casusendung
von sanskr. devänäm, abaktr. daevanäm unzweifelhaft so ange
sehen werden muss, dass man sie schlichtweg für eine Form
übertragung von den -n-Stämmen, also von sanskr. räjnäm,
tdkshnäm, abaktr. aenäm u. a. hält'. Trotz Zimmer’s (Anzeiger
t. deutsch. Altth. I, 237) und Mahlo.w’s (Die langen Voc. 41).
Einspruch theilen die Ansicht Osthoff’s die meisten heutigen
Sprachforscher, wie Joh. Schmidt (vgl. KZ. XXV, 37), Bar-
tholomae (Arische Forsch. Dl), Hermann Möller (Paul-Br.
Beitr. VII, 544), K. Brugmann u. A. Ehe wir auf das
Nähere eingehen, um zu beweisen, dass diese Ansicht richtig
ist, ist noch einer Erklärung von A. Bezzonborger zu er
wähnen, welche er diesem Gegenstände in seinen Beitr. II, 133
gewidmet hat.
44
11 anus z.
Auch für ihn ist die Endung -närn älteren Ursprungs,
denn sie ,erscheint auch im Altbaktrischen, Altpersischen und
vielleicht auch im Germanischen und sonst', aber die Erklärung
Scherer’s stellt ihn noch nicht zufrieden. ,Man muss sich
also nach einer anderen Erklärung jenes -närn umsehen, und
diese liegt sehr nahe', nämlich: ,sanskr. carathänäm, gatänäm,
zend. aredranäm, urvaranäm sind aus dem arischen *carathän-än,
*gatän-än u. s. w. entstanden, d. h. die Endung -an ist in ihnen
doppelt gesetzt, wie ved. prtsushu : prtsu. 1 Dadurch wird freilich
nicht nur der Ausgang -änäm, sondern auch -mani, -ünäm, rnäm
erklärt, denn ,aind. kamnäm, tälünäm, pitfnäm; zend. mäzda-
yacninäm, aithyunäm, apers. parhuvnäm u. s. w. sind aus *ka-
viän-än, taluän-än, pitarän-än, -yagniänän, aithyuän-än u. s. w.
entstanden.' Es wird sich wohl schwer Jemand linden, den
das überzeugen möchte.
Nun aber, wie stellt sich uns die Geschichte des alt
indischen -änäm überhaupt vor? Die Zustände, wie sie im
classischen Sanskrit Vorkommen, sind nicht die ursprünglichsten;
man muss einige Grade unterscheiden, in denen ihre Entwick
lung allmälig vor sich ging:
1. Das indogermanische Casussuffix *-om (vgl. Osthoff,
Morphol. Unters. I, 207 ff.) sollte im Arischen als -am erscheinen,
aber nur bei den consonantischen und bei den -i, -«-Stämmen.
Bei den -a- und -ä-Stämmen dagegen ist aus *-a-am und *-ä-am
der Ausgang -am entstanden, welcher ebenfalls auf die indo
germanische Ursprache zurückzuführen ist. Dies ergibt sich
aus der Vergleichung mit anderen indogermanischen Sprachen,
besonders mit dem europäischen Theile derselben. Es war also
ursprünglich *pad-dm, *atmdn-am neben dgväm (aus * aeva-am,
oder * agvä-am)-.
2. Eine Tendenz der Formausgleichung, die sich in diesem
Falle schon frühzeitig in allen indogermanischen Sprachen zeigte
(vgl. Osthoff a. a. 0.), bewirkte, dass auf dem arischen Sprach
gebiete, wie auf den meisten europäischen, der Ausgang -am
die Oberhand gewann. So wurden ursprünglich *pad-dm, *at-
mdn-am durch Anglcichung an deväm zu padäm, atmanäm. In
dieser Periode wurde also der Ausgang -am, indem er als Casus
suffix angesehen wurde, allgemein herrschend.
Uober das alhnälige Umsichgreifen der -ti-Deciination im Altindischen.
45
3. Nun aber bat sich die Casusendung im femin. agväm, da
der Stamm agvä- sonst überall sehr deutlich hervortritt, im Ver
gleiche mit pacl-äm ganz unkenntlich gemacht. Deswegen musste
sich jetzt die Sprache ein Mittel finden, um den zum Casus
suffixe gewordenen Ausgang -am bei den -ä-Stämmen klarer
hervortreten zu lassen. Als Muster konnten der Sprache am
besten die consonantischen Stämme dienen, und von diesen
eigneten sich dazu vorzüglich solche Formen, wie ätmdnäm,
sadmanäm, so dass deren Ausgang -näm zunächst auf die -ä-,
dann auf die -n-Stämme übertragen, und agväm durch eine Form
dgvänäm ersetzt wurde.
Sowohl die Uebertragung des Ausganges -am auf die con
sonantischen, als auch die des -näm auf die vocalischen Stämme
fällt in die vorhistorische Periode der altindischen Ueberlieferung.
Die Ersetzung der Casusendung *-am bei den consonantischen
Stämmen durch den Ausgang -am musste in so grauer Vorzeit
bewirkt worden sein, dass wir weder im Altindischen noch im
Iranischen noch irgend eine Spur der Endung -am aufweisen
können. Die Uebertragung dagegen des Ausganges -näm auf
die vocalischen -a- und -ä-Stämme und die weiteren Folgen der
selben haben noch in der vedischen Sprache sowie in den alt-
iranischen Dialecten manche Spuren zurückgelassen, die wir
im Folgenden anführen und das zur Bestätigung unserer Ansicht
noch Nöthige hinzufügen wollen.
Bei den -a-Stämmen finden wir nach Lanmann (Neun
Inflex. 353—354) noch zwölfmal im Veda den Ausgang -am,
nämlich: yuthiäm Rgv. Välakh. 8, 4, cardthäm Rgv. I, 70, 3,
liimsänäm Rgv. X, 142, 1, arnaväm SV. I, 340, vanäm Rgv. X,
46, 5, gäsäm Rgv. II, 23, 12, und sechsmal mit geschriebenem
-an oder -an, welches aber -am oder -am zu lesen ist: manu-
shyän Rgv. VI, 47, 16, martän (2 mal) Rgv. IV, 2, 3, 11, devän
(jdnma) Rgv. I, 71, 3,; VI, 11 3; X, 64, 14. Ausserdem fordert
das Versmass die Zusammenziehung von devänäm zu deväm,
Rgv. VI, 51, 12 (gleichfalls vor jdnma'). Jedoch nur wenige
von diesen Beispielen sind ganz sicher; denn Grassmann z. B.
hält liimsänäm und gäsäm 1 in den bezeichneten Stellen für accus.
1 L an man fasst, Qäsäm als Genit. plur. zu cfisä (Herrscher) auf und über
setzt: ,deeming liimself the miglity, otie (of the) araong the rulei's“
46
H a n us z.
singul. femin., mannshyhn für accus, plur. und vanäm führt er
mit Roth (Petersb. Wörterb. VI, 666) auf den Stamm van- zu
rück, welcher zweimal in der Form varrisu Rgv. IX, 57,35;
86, 3 vorkommt. Die Formen auf -än können in den bezeich-
neten Stellen wirklich als accus, plur. gelten, so dass die Lesung
-am ganz unnöthig erscheint.
Mehrere Beispiele dieser uralten Endung finden sich in
der Avestasprache: agtäm, geredhäm, zyänäm, vare.cäm, caredhäm,
ctaoräm, gpämäm, varsnäm; adiectiva: anahunäm, ashavatbaSshäm,
uzdäqyamväm, pacuskaurväm, frapterejähärn, bipaitistanäm, vis-
haurvam, gukhräm-ca, vgl. Justi, Handb. §. 528. 531. Im
Gäthädialect entspricht dem -äm die Endung -Um (-m, -äug),
diese aber findet sich wohl nur in daüvmg Y. 49. 4, vgl.
Bartholomae, Handb. der altiran. Dial. S. 96.
Die -ä- Stämme haben im Altindischcn schon kein
einziges sicheres Beispiel mit dem Ausgange -äm. aufzuweisen,
obwohl die Grammatik bei den einsilbigen (Wurzel-) Stämmen
neben -änäm die Endung -äm anzusetzen pflegt, z. B. jäm. neben
jdväm, vgl. Whitney, Ind. Gramm. §. 351. — Wenigstens in
der vedischen Sprache findet sich kein Beleg 1 dazu, vgl. Lan-
man, Noun-infl. p. 453. — Im Avesta jedoch, obwohl selten,
finden sich manchmal Beispiele des Genit. plur. auf -äm, z. B.
yadhwäm., näirikäm, vanäm; vgl. Justi, Handb. §. 529; Bar
tholomae, Handb. §. 241. — Dass die Spuren der Genitiv
formen auf -äm bei den -«-Stämmen im Arischen schon so
gering sind, hat seinen Grund hauptsächlich darin, dass die
Stämme auf -ä- überhaupt viel seltener Vorkommen, als die
-«-Stämme. Nach L an man’s Zählung (Noun-infl. Table 1)
(Noun-infl. 353); ebenso übersetzt Ludwig (Rigv. 1,343), Roth (Petersb.
Wörterb. VII, 1(38) folgend: ,wer für gewaltig unter den Herrschern sich
haltend mordsüchtig ist 4 und hält im Commentar (Rigv. V, 280) diese
Uebersetzung für ,unzweifelhaft zulässig 4 , zieht aber eine neue Auf
fassung vor, nämlich gasäm als einen alten Instr. singul. femin. und
übersetzt: ,der für einen Gewaltigen geltend durch seinen Befehl zu
tödten beabsichtigt 4 . — Die Form liimsänäm hält auch Ludwig für
Accus, singul. femin. nämlich als Attribut zu didyum: ,hinweg schaffe
den schädigenden Blitz 4 (Rgv. I, 472).
1 In dhenäm antar sabardügKjäm SV. II, 552 sieht L an man nicht den
Genit. plur. wie Benfey (Gloss. s. v. antar), sondern den Accus, singul.
(Noun-infl p. 364).
Ueber das allmälige Umsichgreifen der -n-Declination im Altindischen.
47
sind die -«-Stämme in der Rgveda-sainhitä 42518, die Stämme
auf -«- dagegen 4318 mal belegt. Das Verhältnis ist also
ungefähr -ä- : -a- — 1 : 10. Dasselbe Verbältniss, sogar noch
grösser, sehen wir im Genit. plur. dieser Stämme; die -«-Stämme
kommen 527, die Stämme auf -«- dagegen nur 47 mal vor,
also wie 1 : 11. Da wir nun im Rgveda elf, obwohl nicht so
sichere Belege mit dem Ausgange -am bei den -«-Stämmen
linden, so möchten wir bei den -«-Stämmen verhältnissmässig
doch ein Beispiel erwarten; das findet sich aber nicht. Dieser
Umstand kann auch zur Unterstützung unserer Ansicht dienen,
nämlich dass zuerst die Uebertragung des Ausganges -näm auf
die -ä-Stämme gänzlich vollzogen wurde.
Somit erscheint in der vedischen Sprache ausser einigen
wenigen, meist zweifelhaften Fällen, immer der Ausgang -änäm.
Woher er kam und warum er die ältere Endung zurückge
drängt hat, wurde schon oben angedeutet; hier möchten wir
es noch näher erörtern.
Bekanntlich giebt es im Sanskrit fast zu jedem -aw-Stamme
einen Parallelstamm auf -«-, welcher gewöhnlich als das erste
oder zweite Glied eines Compositums erscheint, z. B. räjan-,
daneben räja-putra und mahä-räja; pdrvan-, daneben parva-
käla und tri-parva; ätmc'm-, daneben ätma-han; ägman-, daneben
upägma u. dgl. Daraus ergiebt sich, wie es schon Osthoff
(Forsch. II. 16) bemerkt hat, dass ,von Alters her zahlreiche
-an- und -«-Stämme ohne wesentliche Bedeutungsverschiedenheit
nebeneinander standen, und dass die Sprache bei Zusammen
setzungen sich dieses günstigen Umstandes bediente, um für
langathmige und schwerfällige Wortbildungen, wie es Com-
posita sind, die kürzere und bequemere Stammform in An
wendung zu bringend Da man derselben Erscheinung auch
auf dem griechischen, lateinischen und germanischen Sprach
gebiete begegnet, so kann man sie sogar mit B r u g-
mann (Morphol. Unters. II, 251, 261) für grundsprachlich be
trachten. — Seltener kommen im Altindischen neben den -an-
Stämmen parallele -«-Stämme selbständig vor. So haben wir
im Veda neben girshan- den Stamm glrshd-,' neben dlian- ein
1 Vgl. girslwm AV. IV, 34, 1. Loc. girshe AV. VII, 5G, 0; XIV, I, 55.
Dual. glrsU Rg-v. IV, 58, 3. Plur. n. a. glrsliä Rgv. I, 33, 5; 133, 2;
48
Hanusz.
aha-;' in der späteren Sprache vrsha-, taksha- neben den ved.
vrslian-, takshan; ebenso mehrere Stämme auf -man- und -van-,
wie: dhdrman- und dhdrma-,' 2 darmdrt- und darmd-, 3 eman- und
ema-, 1 hdma.n- und höma-, 5 djrnan- und djma-, K yäman- und
ydma-, 7 rkvdn- und rkvä-, s rbhvan- und rbhvd-, 9 tdlcvan- und
tdkva-, ln gikvan- und cikva-,4 vdkvan- und vdkva-,' 2 vibhävan- und
vihhäva-, 13 anarvdn- und anarva-, u dhdnvan- und dhdnva-, padvan-
und pddva-, rdnvan- und rdnva-, srltvan- und srkva- und andere,
vgl. Lanman, Noun-infh; Whitney, Index verborum . . . of
tlie Atharva V.; Bühtlingk-Roth, Sanskr. Wörterb.; Osthoff,
Forsch. II, 22,
Aus dieser Parallelität erklären sich leicht zahlreiche soge
nannte Metaplasta der -«-Stämme in die -»-Declination und
umgekehrt. Da man neben glrsliä (St. cirsha-) glrshän-i
(St. girshan-) sprach, so fieng man an neben yugä auch yvgäni
zu sprechen, als ob es ein Nebenstamm yugan- wäre; umge
kehrt ist das ved. ahä neben ahäni (St. ahan-') wie von einem
-«-Stamme aha- gebildet. Auf einem ähnlichen Vorgänge be
ruht auch die Uebertragung des Ausganges -näm im Grenit. plur.
von der -«-Declination auf die -a- und -«-Stämme. Ehe wir
darauf näher eingehen, sei es noch erwähnt, dass sowohl im
Indischen als auch im Iranischen die consonantischen, und
VI, 62, 10; VIII, 63, 13; X, 8, 9 (Qlrshäni Rgv. VII, 18, 19; AV. I, 7, 7;
VIII, 3, 15; X, 4, 9).
1 Vgl. plur. n. a. Alm (Rgv. 21 mal, AV. 3 mal) neben ahäni (Rgv. 14 mal,
AV. 4 mal); genit. dhänäm Rgv. VIII, 22, 13 (neben älinäm Rgv. 23 mal,
AV. 6 mal).
2 dhdrmas AV. XI, 7, 17; XII, 5, 7. dhdrmam AV. XVIII, 3, 1.
3 darmds Rgv. III, 45, 2.
4 emas VS. XVIII, 15.
5 hdmas AV. VIII, 8, 17. homam AV. IV, 38, 5. hämäs AV. VIII, 9, 18;
XIX, 1, 2. hömais AV. VI, 93, 2. liomüya VS. VIII, 58.
G djmeshu Rgv. VIII, 41, 20; vgl. agmen und oyjj.o-c.
7 yämam AV. X, 2, 6. yämeshu AV. VI, 21, 2.
8 rkvds Rgv. X, 36, 5.
9 rblivdm Rgv. VI, 49, 9; X, 120, 6.
10 tdlcvas Rgv. VIII, 58, 13.
11 gi/cvds AV. X, 6, 3.
12 valcväs Rgv. X, 148, 5; accus, plur. Rgv. IV, 19, 7.
13 vibhävam Rgv. I, 148, 1.
14 anarvdm AV. IX, 9, 2.
TJeber das allmälige Umsichgreifen der -?i-Dcclination im Altindischen.
besonders die -«-Stämme, häufig in die -«-Declination über
treten; z. B. Nom. singul. püshdnas Rgv. X, 9b, 4, hastaghnds
Rgv. VI, 75, 14, Genit. püsliandsya Rgv. X, 5, 5, ägvaghndsya
Rgv. X, 61, 21, Loc. parnaya-ghnn Rgv. X, 48, 8, Nom. plur.
agirshänäs, Instr. dgnaish u. dgl. (Lanman, Noun-infl. 479);
avest. Nom. singul. udrajanö, baevarccfishmanö, Dat. airyamanäi,
arshanäi, verethraghnäi; Abi. asnäth, Jcshafnäth, thnnvanäth;
Genit. arshanahe, syävarshänahe, zrvänahe; Loc. khsliafne, spanae-
ca u. dgl. (Bartholomae, Arische Forsch. I, 95). Im Pali
und Präkrit ist der Uebertritt der -««-Stämme in die -a-Decli-
nation bekanntlich ganz allgemein; vgl. E. Kuhn, Päligr. 73
bis 76; E. Müller, Jainapräkr. 51; A. Torp, Die Flexion des
Pali p. 25. Den Anlass dazu gab ohne Zweifel der Ausgang
des Accus, singul., der sowohl bei den vocalischen als auch
bei den consonan tischen Stämmen gleich lautet; vgl. Ost hoff,
Paul-Er. Beitr. III, 76; Brugmann, Curt. Studien IX, 314.
— Es darf daher auch deswegen gar nicht befremden, wenn
unter Umständen auch das Gegentheil eintrat, nämlich dass
eine Form von der -«-Declination auf die -«-Stämme über
tragen wurde.
Diese Formübertragung nahm wohl im Genit. plur. zuerst
— wie gesagt — von den -«-Stämmen ihren Ausgang, veran
lasst durch das Zusammenfallen des alten Genit. plur. senäm
mit dem Accus, singul. Es wurde bei den Formen ätmdnäm,
brahmdnäm, agmanäm u. dgl. der Ausgang -näm als eine Casus
endung aufgefasst, die sich an den vocalischen Ausgang der
-«-Stämme vorzüglich anhängen, und sowohl den Stamm des
Nomens als auch die Casusendung deutlich und rein hervor
treten liess. Dass bei einem so regen Austausche, wie er
zwischen den -a- und -««-Stämmen war, die Auffassung des
Ausganges -näm in ätmdnäm, dharmdnäm u. dgl. als Casus
endung wohl möglich war, ist ganz natürlich; es traten aber
dazu noch andere Formen, die diese Auffassung begünstigten.
Es waren nämlich die Formen atmd-bhis, atmn-bhyas, atmd-su,
die dem indischen Sprachgefühle ätmdnäm in ätmd-näm zer
legen und nach diesem Muster zu senä-bhis, senä-bhyas, senä-m
eine Genitivform senä-näm schaffen liessen. Nachher begann
man ohne Zweifel auch bei solchen Formen wie räjftäm, väm-
itäm, den Ausgang -näm als Casussuffix zu betrachten, besonders
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. I. Hft. 4
50
Han usz.
da räja-bhis (-bhyas, -su), nAma-bhis (-bhyas, -sa) sich mit ätmd-
bhis (-bliyas, -an) im Auslaute der Stammform ganz genau
decken. Es ist hier aber noch zu bemerken, dass die Formen
wie ätmdnämbrahmdnäm, dharmanäm überhaupt öfters Vor
kommen, als solche wie räjnäm, nümnäm. Denn unter den
-)i-Stämmen giebt es besonders viel solche, die vor dem Suffix
-man-, -van-, einen Consonanten haben. Diess sehen wir schon
aus dem ,Verzeichniss der biegsamen Wörter' im Rgveda bei
Grassmann (Wörterb. 1730 ff.) und aus einem ähnlichen in
Atharvaveda bei Whitney (Index verb. 344 ff., 367 ff.).
So haben wir z. B. im Rgveda neben anarvanäm, ayaj-
vandm, sdtvanäm, maghönäm, brahmdnäm, dharmanäm, md.nmn-
näm, nur gräonäm, dliinämnäm, vrshnäm, dhnäm. Die Formen
rärävnäm, -dävnäm, somapävnäm sind wegen des Versmasses
auch rdrävanäm, -dävanäm, -pävanam zu lesen; vgl. L an man,
Noun-infl. 541.
Die Uebertragung der so aufgefassten Endung von ätmd
näm u. dgl. auf senä-näm u. dgl. war ohne Zweifel noch da
durch begünstigt, dass im Nom. singul. senä, kanyä u. dgl.
ebenso wie ätmä, dqmä, auf langes « auslauten. — Zwar sind
die von uns bis jetzt als Beispiele erwähnten -aw-Stämme masc.,
aber es giebt ja docli im Altindischen auch femin. -an- und
besonders -mem-Stämme, die ganz dieselbe Flexion wie masc.
haben. So haben wir z. B. im Veda belegt: Nom. singul.
femin. sdlakshmä Rgv. X, 10, 2; 12, 6. Accus, singul. dyutd-
dyämänam (uslidsäm). Rgv. V, 80, 1, mt.dnnänam (nävam)
Rgv. VIII, 42, 3, Genit. .plur. gukrd-sadm/tnäm (uslidsäm)
Rgv. VI, 47, 5 und andere; vgl. Lanman, Noun-infl. 528, B. C.
Ebenso haben wir im Rgveda neben dem allgemein gebräuch
lichen Stamme yöshä- auch ydslian- belegt. Beide diese Stämme
haben im Nom. singul. yoshä, es ist also nicht unwahrschein
lich, dass im Genit. plur. der Ausgang -näm (yoshnäm) an den
Stamm yoshä- übertragen worden ist, um für yoshäm eine deut
lichere Genitivform yosliä-näm zu schaffen.
Diese Formübertragung wurde bei den -ä-Stämmen schon
sehr früh vollzogen, denn in den vedischen Texten findet sich
schon kein einziges sicheres Beispiel mit dem älteren Aus
gange -am, dagegen -äp'äm nach Lanman (Noun-infl. p. 364)
im Rgveda 47 mal (bei 27 Stämmen). Nach Grassmann
lieber das allmälige Umsichgreifen der -n-Declination im Altindischen.
51
(Würterb.) fordert das Versmass in 8 Fällen eine Auflösung
des -änäm in -ävaam, was aber unsere Frage hier gar nicht
berührt. Dass diese ,scheinbare Spaltung' sich bei den -«-
Stämmen nicht ,als das ursprüngliche Verliältniss' ergibt (vgl.
Schleicher, Kulin’s Beitr. IV, 180), braucht wohl kaum be
wiesen zu werden.
Den -«-Stämmen war es mit der Formübertragung gar
nicht so eilig. Bei ihnen fiel die ursprüngliche Genitivform
wie Icdmäm (aus *käma-am) mit keiner anderen derselben
Stämme zusammen, daher war auch die Noth einer Neubildung
gar nicht so dringend. Zwar hat sich der Stamm des Nomens
durch Verschmelzung mit vocalisch anlautendem Casussuffixe
etwas unkenntlich gemacht, doch etwas Aehnliches kam auch
in anderen Formen vor, wie Nom. plur. hämäs, Abi. singul.
kümät; es konnte also der Genit. plur. kümäm, vfkäm ebenso
gut bleiben, wie-griecli. Xfouov, lit. vitlcü (vilhün), got. vulfe,
u. dgl., die sich mit den altindischen Formen auf -am ganz
genau decken. Nachdem aber bei den -«-Stämmen die lieber-
tragung des Ausganges -nam von den -n-Stämmen eingetreten
war, mussten auch die -a-Stämme folgen, die ja doch mit den
-«-Stämmen am engsten verbunden waren. Noch mehr scheint
diess möglich gewesen zu sein, wenn man beachtet, dass die
-«-Stämme in einem so regen Austausche mit den -««-Stämmen
standen. Es ist sogar manchmal zweifelhaft, ob man eine Form
von einem -«- oder von einem -««-Stamme herleiten soll. So
haben wir schon erwähnt, dass den Genit. plur. vanäm Rgv. N,
46, 5. Grassmann (Würterb. 1206) mit einem Stamme van
(also van-äm), L an man (Noun-infi. 353) dagegen mit vana-
(also vanäm aus *vanä-am) in Zusammenhang bringt.
Somit wäre es auch zweifelhaft, welchem Stamme z. B.
dhärmanäm. angehöre, denn bekanntlich tritt im AV. neben
dharman- auch der Stamm dhdrma- auf; vgl. dhdrm.as XI, 7, 17;
XII, 5, 7. dhdrma.m XVIII, 3, 1 (Whitney, Index verb. 152).
Zwar sind im Altindischen solche Genit. plur. mit dem Aus
gange -anäm bei den -«-Stämmen nicht belegt, jedoch lassen
sich manche Spuren, dass solche Formen jemals vorhanden
waren, aus der vedischen Metrik nachweisen. Denn es kommen
im Rgveda 5 Fälle vor, wo das Versmass fordert das über
lieferte -änäm als -anäm zu lesen, vgl. Lanman, Noun-infi. 352.
4*
52
Hanusz.
Sonst kommen die Formen auf -anäm fast allgemein im Irani
schen vor, so dass wir gezwungen wären, diese Neubildung
sogar noch in die Zeit des gemeinsamen arischen Zusammen
lebens zu verlegen. Dass der Ausgang -anäm nur so unbe
deutende Spuren im Altindischen zurückgelassen hat, hat wohl
seinen Grund darin, dass er überhaupt nie durchgreifend war.
Es wurde ja schon oben angedeutet, dass die Formübertragung
von den -n-Stämmen auf die -«-Stämme erst dann begonnen
hat, als sie bei den -«-Stämmen schon im Zuge war. Es ist
also wohl möglich, dass hier schon gleichzeitig neben ätmdnäm.
u. dgl. solche Neubildungen wie senä-näm im Spiele waren.
Somit würde neben * käma-näm. schon gleichzeitig eine Form
kämä-näm entstanden sein, welche auf indischem Boden die
ersterc in Kurzem ganz verdrängte. Umgekehrt haben die
Formen auf -anäm im Iranischen die Oberhand gewonnen, so
dass sie sogar bei den femininen -«-Stämmen den Ausgang -äitärn
verdrängt haben. Im Avesta wenigstens findet sich der Ausgang
-änäm sowohl bei den -ä-, als auch bei den -«-Stämmen sehr
selten; vgl. mashiänäm, zenänäm (Bartholomae, Handb. 96, 97).
Es ist wohl denkbar, dass unter dem Einflüsse der -an-
Stämme einerseits femin. senä-näm u. dgl., andererseits masc.
*käma-näm u. dgl. entstanden sind. Die Formen wie kämä-
näm, yugä-näm würde man sodann als ein Angleichungsproduct
an senä-näm u. dgl: betrachten; es sind aber dabei wahrschein
lich mehrere Factoren thätig gewesen. Die Neubildung senä-
näm kommt in ein gewisses Verhältniss zu anderen Pluralformen,
wie nom. accus, senäs; man kann also vermuthen, dass dieser
Umstand auch ein Grund war, dass bei den -«-Stämmen neben
nom. plur. kümäs, accus, kämän sich eine Form kämä-näm, neben
yugä ein yugä-näm festgesetzt hat. Auch dies war wohl nicht
ohne Einfluss im indischen Sprachgefühl, dass bei den männ
lichen consonantischen Stämmen Accus, und Genit. plur. gleiche
Stammform haben; also solche Muster wie ätmdn-as : ätmän-äm,
räjn-as : räjnäm u. dgl. haben wohl die Festsetzung des Ver
hältnisses kämän : kamänäm nur begünstigt. — Jedenfalls sehen
wir in der Durchführung des Ausganges -änäm, bei den -«-Stäm
men etwas Aehnliches, wie wir jetzt in manchen modernen indo
germanischen Sprachen haben. So z. B. auf dem slavischen
Sprachgebiete hat sich im Polnischen der Ausgang -ämi (Instr.
Ueber das allrnäligo Umsichgreifen der -?t-.Deelination im Altindischcn.
53
plur.), welcher ursprünglich nur den femin. -ö-Stämmen zukam,
nicht nur auf die masc. und ncutr. -ö-Stämme, sondern sogar
fast auf die ganze Declination verbreitet, während noch im
Altpolnischen sich die Verhältnisse ganz anders zeigen; ebenso
verhält es sich mit dem Ausgang -äcli (Loc. plur.); vgl. Miklo-
sich, Vgl. Gramm. 2 III, 411, 415, 427, 431, Verfass. Materyaly
do historyi form deklin. I, 32—33; II, 220 — 234, und Archiv
für slav. Phil. VI, 13—15. Im Russischen treten im Dat.
instr. loc. plur. regelmässig die von den -«-Stämmen entlehnten
Endungen -am, -ämi, -äch in der ganzen Declination ein, vgl.
Miklosich Vgl. Gramm. 2 III, 287. — Da nun eine solche Neu
bildung von Sprachfornien in den modernen indogermanischen
Sprachen ohne Zweifel auf dem Wege der Analogie geschieht,
so kann man auch die altindischen Genitivformen auf -änüm
unbedenklich als Analogiebildungen erklären.
Job. Schmidt glaubte, es sei hier ein rein lautgesetzlicher
Vorgang, indem er behauptete (Vocal. I, 39), dass in acvänäm,
yugänäm u. dgl. ,nur auf Rechnung des n‘ die langen Vocale
kommen. Jedoch ist diese Ansicht trotz Osthoff’s Zustimmung
(Forsch. II, 17, Paul-Br. Beitr. III, 39) kaum mehr haltbar.
Der Ausgang -änäm verbreitet sich in den Präkritdialektcn
als -änam auf alle consonantischen Stämme, so dass die alte
Endung -am. ganz in Hintergrund tritt. In den modernen indi
schen Dialekten entstand daraus eine Form auf -om und -am,
vgl. Bcames, A compar. grammar II, 219.
Gehen wir nun zu den -i-, -ü- und -i-, -«-Stämmen über.
Bekanntlich haben alle diese Stämme im Genit. plur. den Aus
gang -inäm, -ünäm, nur wenige Wurzelstämme auf -l- und -ü-
können daneben — nach der Angabe der Grammatik — eine
Form auf -iyäm, -uväm in Anwendung bringen; vgl. Whitney,
Ind. Gramm. 121. Im Veda jedoch haben wir nur zwei solche
Beispiele, nämlich dhiyäm (St. dhi-) Rgv. V, 44, 13 und jögu-
väm (St. jogü, intens, zu gu-) Rgv. X, 53, 6, sonst findet man
immer die Formen auf -inäm, -ünäm, die ohne Zweifel ebensogut
Analogiebildungen sind, wie die Formen auf -änäm. Schon die
Parallelität der Formen devi-bliis (-bhyas, -shu) zu sevä-bhis
(-blvyas, -hu) war ausreichend, um dom smä-näm eine Form devi-
näm nachzubilden, besonders da sie auch im Nom. singul. in
demselben Verhältnisse zu einander stehen (senä : devl).
Hanusz.
54
Die -«-Stämme haben wahrscheinlich ursprünglich solche
Genitivformen wie *kavy-am, dann 1 kavy-äm gehabt; vgl. rdjh-
äm, svdsr-äm u. dgl. Im Indischen jedoch hat sich von dieser
Bildung keine Spur mehr erhalten, wohl aber im Iranischen;
vgl. kaoy-äm, Bartholomae, Handb. 90. — Die altindische
Bildung auf -Inäm entstand einerseits unter dem Einflüsse der
-««-Stämme, andererseits durch Angleichung an die betreffende
Neubildung bei den -i-Stämmen.
Was zunächst die Stämme auf -in- anbelangt, so ist es
wohl bekamft, dass sie den Stämmen auf -i- ganz parallel
laufen. Die Zahl der parallelen -i- und -m-Stämme, wie arci-
und arciri-, grantln- und granthin-, khädi und khädiu-, mandi-
und mandin-, ist sehr gross. Da nun diese Parallelstämme in
mehreren Pluralformen, wie arci-bliis (-bhyas, -shu), zusammen
fallen, so liegt die Vermuthung nahe, dass auch im Genit. plur.
insofern eine Uniformirung eingetreten ist, als die Form *arcy-
äm (St. arci-) zunächst durch die Form arcin-äm (St. arcin-)
verdrängt wurde; vgl. kärinäm, mäyinäm, väjinäm, crnginäm,
stilkävinäm (Lanman, Noun-infl. 545). Infolge solcher Formen
wie arci-bhis (-bliyas, -shu) wurde auch in arcinäm der Ausgang
-näm als eine Endung betrachtet, die sich vorzüglich an alle
-«'-Stämme anhängen liess, so dass nach dem Muster arci-bhis
(-bliyas, -shu) : arci-näm zu kavi-bhis (-bhyas, -shu) wohl zuerst
ein *kavi-näm entstand. Der ganze Vorgang war also derselbe
wie bei den -a-Stämmen, und da er mit jenem wahrscheinlich
auch chronologisch zusammenfiel, so erklärt sich leicht, warum
die Form kavinam ganz allgemein im Iranischen ist. Ebenso
wie bei den -a-(-a)-Stämmen der Ausgang -anäm, hat bei den
-/-(-«J-Stämmen der Ausgang -inäm auf iranischem Boden die
Oberhand gewonnen. Dagegen im Indischen hat wahrscheinlich
die Form * kavinam gar nicht lange gedauert. Denn schon bei
ihrer Entstehung unterlag sie ohne Zweifel dem Einflüsse
solcher Formen wie devlnäm, pätmnäm. Nach dem Muster
devis (accus, plur.) : devlnäm konnte wohl zu gdtis (accus,
plur.) eine Form gdtl-näm, zu kavin (accus, plur.) ein kavi-näni
gebildet werden. Also ganz analog, wie bei den -a- und -«-
Stämmen der Ausgang -änam, hat sich bei den -i- und -«-Stäm
men der - Ausgang -inävi auf indischem Boden vollkommen ein
gebürgert.
Ueber das allmäiige Umsichgreifen der -n-Declination im Altindischen.
55
Freilich ist alles dies nicht auf einmal geschehen; uns
tritt aber in der ältesten Ueberlicferung die ganze, Neubildung
schon fertig entgegen. Im Rgvcda haben wir ausser dkiydm
immer den Ausgang -Inäm, nämlich bei den -i-Stämmen 110mal,
bei den Stämmen auf -i- 326 mal. Manchmal wird aus metri
schen Rücksichten -Inäm als -maam gelesen; vgl. Lanman,
Noun-infl. 397—399.
Denselben Weg wie die -l- und -/-Stämme haben auch die
Stämme auf -ft- und -«- eingeschlagen; denn richtig ist die Be
hauptung Lanman’s, dass das ganze ,declensional System of
the u and fi-stems is closely analogous to that of the stems in
i and i.‘ Wie zu senä-bliis (-bhyas, -su) — senä-näm, zu clevl-
bliis (-bhyas, -shu) — devl-näm, so wurde auch zu vadhii-bhis
(-bliyas, -shu) ein vadhü-näm gebildet, welches alle anderen For
men ganz verdrängt hat. Ausser der Form joguväm Rgv. X,
53, 6 haben wir sonst in der vedischen -Sprache nur den Aus
gang -ünärn. — Die ursprüngliche Genitivform zum Stamme rtu-
war ohne Zweifel * rtv-am, und dann *rtv-äm. Im Iranischen
ist diese Form, wie die entsprechende bei den -/-Stämmen,
wenigstens durch ein Beispiel bezeugt, nämlich rathväm (Bar-
tholomae, Handb. 92), welches eben auf *rtväm zurückzu
führen ist. Sonst ist sie im Iranischen allgemein durch -unäm,
im Indischen ausschliesslich durch -Unäm verdrängt worden.
Auch hier muss man annehmen, dass bei den -«-Stämmen der
Ausgang -unäm noch in die Zeit des indoiranischen Zusammen
lebens zurückgeht. — Die Formen *snv-äm (St. smi), *krtnv-
äm (St. Jcrtnu-) waren wegen der Anhäufung von Consonanten
nur schwer aussprechbar, sie mussten daher durch andere ersetzt
werden. Woher aber sollten diese Formen genommen werden?
Es gibt im Indischen seit Alters her viele parallele -u- und
w,m-Stämme, wie tdku- (tayji;) und tdkvan- (Vogel), dhanu- (Ge
stade) und dhanvan- (Land); dhanu- und dhdnvan- (Bogen), rbhü-
und fbhvan- (kunstreich) u. dgl. Nun war die schwache Form
des Suffixes -van-, wie sie uns noch ganz deutlich in der Avesta-
sprache entgegentritt, ohne Zweifel -um-, vgl. Osthoff, Forsch.
II, 24ff., Bru gmann, Morph. Unters. II, 189ff. Somit war
Genit. plur. zu tdkvan- ursprünglich *takun-am, dann *takun-äm;
vgl. avest. urvan-, Instr. singul. uruna, Dat. urune, urunae-ca,
Bartholomae, Handb. §. 218. Da nun sowohl der Stamm
56
Hanu sz.
taku- als auch takvan- in vielen Pluralformen, wie taku-bhis
(-bhycis, ->ihu) zusammenflelen, so darf man sich nicht wundern,
wenn man auch die Genitive *takv-äm.. und *takun-äm uni-
formirte. Der Ausgang -näm wurde schliesslich wegen der
Formen taku-bhis (-bhyas, -shu) sogar bei den un-(-van)-Stämmen
als Casussuffix aufgefasst und an solche Stämme wie snu-, krtnu-
ohne Zweifel sehr gern angehängt, um die unaussprechbaren
Formen *snväm, *krtnväm durch aussprechbare und deutlichere
*snu-näm, *krtnu-näm zu ersetzen. Diese Form ist im Iranischen
herrschend geworden, im Indischen jedoch wurde sie wahr
scheinlich nach vadhünäm u. dgl. in krtnünäm umgeformt. Auch
hier hat wohl das Muster vadhüs (accus, plur.) : vadhü-näm bei
getragen, um ein gleiches Verhältniss krtnüs : krtnü-näm, dann
dhenüs : dhenü-näm, gdtrün : gdtrü-näm. zu bilden. Sonst gilt
auch hier das Alles, was beim analogen Vorgänge schon bei
der Behandlung der -a- und -7-Stämme erörtert wurde.
Also — wie gesagt — kommt uns der Ausgang -ünäm
schon in der vedischen Sprache mit einer einzigen Ausnahme
ausschliesslich entgegen. Nach Lanman’s Zählung wird er im
Rgveda bei den -«-Stämmen 101 mal und bei den Stämmen auf
-ft- 21 mal belegt (Noun-infl. 417—418). Die Ausgänge -inani,
-ünam, die aus -inäm, -ünäm entstanden sind, sind im Päli ganz
allgemein; vgl. E. Kuhn, Päligr. 79—83.
Den -i- und -«-Stämmen folgten die Stämme auf Die
ursprünglichste Form hat sich ohne Zweifel im ved. svdsr-äm
Rgv. I, 65, 7 erhalten, wie es schon Schleicher, Comp. 3 545
behauptet hat. Sie ist im Iranischen ganz allgemein, vgl. ström,
carethräm, dugedräm, und deckt sich in Bezug auf den Stamm
ganz genau mit solchen Formen wie rdjn-äm, avest. khshafn-äm,
kaoy-äm, rathv-äm, griech. GuyaTp-öv u. dgl. Lanman’s Ansicht,
es sei eine ,wrong formatioiF (Noun-infl. 430), wie er vermutliet,
unter dem Einflüsse des Metrums entstanden, lässt sich gar
nicht rechtfertigen. — Ein anderes Beispiel derselben Art hätten
wir in sthätäm Rgv. I, 70, 3, wenn wir es mit Roth (Petcrsb.
Wörterb.) stliätr-am (St. sthatr-) lesen möchten. Jedoch Grass
mann (Wörterb. 1602) fasst die Form sthätäm als part. aor.
von der Wurzel sthä- auf.
Sonst hat nur der Stamm ?i?v, 16 mal im Rgveda eine ältere,
obwohl auch nicht die ursprünglichste Form nar-äm (für *vr-üm),
lieber das allinälige Umsichgreifen der -?i-Declination im Altindischen.
57
welche aus metrischen Rücksichten 10 mal in nar-dam aufzu
lösen ist. Alle übrigen Belege für den Genit. plur. bei den
-»•-Stämmen zeigen uns eine Form auf -näm, die man ebenso
wie bei den -a-, -»-, -«-Stämmen als eine Neubildung bezeichnen
muss. Bei manchen Stämmen wie nr- liegt der Anlass zur
Neubildung auf der Hand. Eine Form *nr-äm war nicht so
leicht aussprechbar, daher wurde einerseits nach dem Nom. plur.
näras eine Form ncir-äm (16 mal im Rgv.), andererseits nach
dem Muster vajri-bhis (-bhyas, -shu) : vajri-uam (statt vajrvi-äm)
zu nr-bhis (-blnjas, -shu) ein nr-näm gebildet. Im Rgveda finden
wir immer nrnäm, jedoch nur 11 mal ist es so zu lesen, vgl.
Lanman, Noun-infl. 430; darunter 6 mal vrnäam. Im AY.
findet sich nrnäm 2 mal (II, 9, 2; XIX, 47, 7), im Yajurv. sind
auch andere Beispiele derselben Art belegt; man findet z. B.
in TS. udgätpiäm III, 2, 9 5 , dhätrnäm IV, 7, 14 3 , netrntlm I,
3, 6 ', pit.mäm I, 3, 6 '. 8, 5 2 ; III, 3, 5', bhrdtrnäm II, 6, 6 -,
einige Beispiele sind sogar in der späteren Sprache nachzu
weisen, vgl. Lanman, a. a. 0. Gleichzeitig aber mit diesen
ist noch eine dritte Neubildung entstanden, die sogar später
fast allgemein herrschend geworden ist. Es ist nämlich die
Form auf -f-näm, wie piff näm., welche wohl nach dem Muster
dtribhis (-bliyas, -shu) : dtrl-näm zu pitr-bhis (-bhyas, -shu) ge
bildet wurde, da überhaupt die Declination der -»'-Stämme mit
der Declination der -/- und -»(-Stämme ganz parallel geht. Also
ist wahrscheinlich auch das Muster agnin : agninäm, gdtrün : cd-
trünäm, nicht ohne Einfluss geblieben, um ein gleichförmiges
Verhältniss pitfn : pitfnäm zu bilden. Ausser den oben er
wähnten Beispielen svdsräm, naräm, nr-näm ist diese Form auch
im Rgv. schon ganz allgemein; denn man findet hier: dhätr-
näm, pitfnäm, stotfnäm, hoff näm, jaritfnäm, svdsfnäm, vgl. Lan
man a. a. 0. Das Wort nrnäm ist auch mehrmals aus metri
schen Rücksichten nfnäm zu lesen, vgl. Benfey, Vedica 1 ff.,
Grassmann, Würterb. 750 und Lanman a. a. 0. — Die Ueber-
tragung des Ausganges -näm auf die -»■-Stämme scheint chrono
logisch später erfolgt zu sein als auf die -i- und -«-Stämme.
Dies beweisen zuerst solche Spuren der älteren Form, wie
svdsr-äm, ndr-äm, denen gleiche sich bei den -i- und -»»-Stämmen
nicht finden, und dann der Umstand, dass die Neubildung auf
-näm bei den -»'-Stämmen dem Iranischen unbekannt ist.
58
Hanusz.
Daraus schlicssen wir, dass sowohl nr-näm als auch nr-näm
specicll indische Bildungen sind, während die ähnlichen Neu
bildungen hei den -a-, -i-, -«-Stämmen bis in die arische Urzeit
zurückreichen.
Die verhältnissmässig späteste Neubildung ist ohne Zweifel
gö-näm, welche wohl zu gö-bhis (-bhyas, -shu) nach dem Muster
ätmd-näm (für ätmdn-äm) : ätmd-bhis (-bhyas, -su) hinzugebildet
wurde. Jedoch ist diese Neubildung nicht vollkommen in die
Sprache eingedrungen, da man dieselbe nur 20 mal im Rgvedä
und einmal im AV. XX, 127, 3 (immer am Ende eines päcla)
findet. Sonst hat sich die ältere und wahrscheinlich auch die
ursprünglichste Bildung gdväm (vgl. avest. ganärn, griech. ßoFwv)
auch im classischen Sanskrit erhalten. Im Rgv. kommt diese
Form 55, im AV. 11 mal vor, vgl. Lanman, Noun-infl. 431
bis 432. Im Pali jedoch kommt neben gavam auch gondm
und ginmam (*gonäm) vor; vgl. E. Kuhn, Paligr. 84.
Es bleiben noch die Numeralia zu erwähnen, auf welche
in diesem Falle die -»-Declination auch ihren Einfluss ausgeübt
hat. Zuerst sind wahrscheinlich solche Neubildungen wie pan-
cänäm, saptändm, ashtändm, navändm, dagändm entstanden. Die
indischen Grammatiker geben den Stämmen dieser Zeitwörter
ein finales -n-, somit wäre eine Form *pancan-äm u. dgl. ebenso
ursprünglich wie ätmdn-äm, besonders da pancd-bhis {-bhyas, -su)
auch eine -n-Declination zeigen. Diese Form haben wir im
Iranischen, vgl. avest. pancanäm, navanäm, dasanäm. Im
Indischen jedoch finden wir schon im Veda saptändm, navä
ndm, dacänäm, d. h. den Ausgang -änäm. Wahrscheinlich hat
zuerst ein Muster wie senä-bhis (-bhyas, -su) : senä-näm die Folge
gehabt, dass zu den ved. ashtä-bhis (-bhyas, -su) eine Form
ashtä-näm. gebildet wurde. Dieser Form wurden wohl dann
andere, wie * pancanäm, angeglichen, besonders da wahrschein
lich auch die neugebildeten Formen der -«-Stämme (devänäm)
mit ihrem Einfluss nicht ausgeblieben sind. — Im Pali und
Präkrit entstanden daraus die Formen pancannam, shttanham,
atthanham u. dgl. (E. Kuhn, 92, E. Müller, 54).
Die Form trlnäm Rgv. X, 185, 1 ist wohl den Formen
tri-bhis (-bhyas, -shu) so hinzugebildet worden, wie dem agni-bhis
(-blnjas, -shu) ein agni-näm. Das Iranische hat ohne Zweifel
eine ursprünglichere Form in seinem thrayäm. Die Form trlnäm
lieber das allmälige Umsichgreifen der -ji-Declination im Altindischen.
59
hat sich im Indischen in den Präkritdialekten erhalten, 1 wäh
rend sie in der elassischcn Sprache durch trayänäm verdrängt
wurde. Diese Form ist wohl durch Angleichung an den Nom.
plur. träyas wie von einem Stamme traya- gebildet.
Die Formen tisrnärn, calasrnäm sind wahrscheinlich zu
tisf-bhis (-bhyas, -ahn), catasf-bhis (■hhyas, -shu), wie nr-näm zu
nr-bhis (-bhyas, -shu), d. h. nach dem Muster vajri-bhis (-bhyas,
-shu) : vajrinäm hinzugebildet worden. Nach einem ähnlichen
Muster entstand dann auch zu catür-bhis (-bhyas, -shu) ein catur-
riärn, zu shad-bliis (-bhyas, -su) ein shan-nüm ( % shad-näm für
* sh nt,-am). Diese Formen sind sowohl in der älteren als auch in
der späteren Sprache ganz allgemein. In den Präkritdialekten
sind daraus entstanden: catunnam (Pali), ca.ünham, chanliam
(*shannäm), u. dgl. vgl. F. Kuhn, Paligr. 91, E. Müller, Jaina
präkr. 54. Nach Grass mann (Wörterb. 556) ist tisrnärn Rgv.
Y, 69, 2 aus metrischen Rücksichten tisrnärn zu lesen, was
wiederum eine derartige Neubildung wäre, wie nr-näm, pitr-
näm u. dgl. Jedenfalls scheinen diese Formen im Vergleich
mit avest. tisliräm speciell indische Neubildungen zu sein, wie
andererseits avest. tishranäm eine speciell iranische Neu
bildung nach der -a-Declination ist; vgl. Bartholomae, Handb.
§. 208.
Die Zahlwörter vimcati, sliashti, sa.ptati, aciti, navati werden
bekanntlich als femin. -/-Stämme flectirt, somit haben sie auch
im Genit. plur. den Ausgang rin am, z. B. navatiuärn, röpuslünäm,
Rgv. I, 191, 13. — Ebenso catd und saliäsra als neutr. -«-Stämme
haben im Genit. plur. den Ausgang -änäm.
II. Nom. accus, plur. neutr. auf -ani, -ini, -üwi, -rni;
-arnsi, -Imshi, -untshi; -nci, -nti, -mp% u. dgl.
Im classischen Sanskrit erscheint hier im Allgemeinen als
Endung -i, vor welchem gewöhnlich eine Stammerweiterung
durch n (m, m) und die Verlängerung des Stammvocals ein tritt.
Somit haben die vocalischen Stämme den Ausgang -äni, -inii
-üni, -rni, die consonantischen -s-Stämme, -ämsi, -imshi, ümshi,
1 Vgl. Pali tiipiam, Jainaprakr. tinliam (E. Kuhn 91; E. Müller 54).
60
Hanusz.
manche andere consonantische Stämme -nci, -nti, -mpi n. dgl.
Berechtigt ist der Nasal nur bei den -n- und -nt-Stämmen, wie
nümün-i, balin-i, bhavant-i, blidgayänt-i, pacumdnt-i, dann hei
den Composita mit -anc, wie pratyäüc-i, und vielleicht auch bei
den Part. perf. act. und Compar., z. B. vidvdmsi, greyämsi. Gar
kein Nasal ist nur bei den Part, praes. auf -at-, wie z. B. jühvat-i,
obwohl auch diese nach der indischen Grammatik eine Form
auf -anti bilden können, vgl. Whitney §. 444.
Ein Blick auf das Iranische und die europäischen
Sprachen, welche keine Spur von einer solchen Stammerwei
terung durch den Nasal haben, lässt uns vermuthen, dass wir
hier mit secundären Bildungen zu thun haben. Dasselbe be
stätigt sich auch aus der vedischen Sprache, die auch hier
noch viele ältere Formen bewahrt hat. Daher hat sie schon
Schleicher (Comp. 3 528) ,dem Altindischen eigenthümlich und
offenbar eine Neubildung dieser Sprache' genannt.
In der vedischen Sprache sind bei den neutralen Nomina
vier Arten von Pluralbildungen zu unterscheiden, nämlich:
1. Der Nom. accus, plur. behält die Form des Nom. accus,
singul. bei den -u-, -an- und consonantischen Wurzel
stämmen, z. B. gdmi, mddhu, näma, ukha-cb.it, dlrghä-grüt, udlmr.
2. Der Nom. accus, plur. hat bei den -aa-Stämmen den
Ausgang -ä, z. B. nämd.
3. Der Nom. accus, plur. hat bei den -a-, -i-, -««-Stämmen
den Ausgang -ä, -l, -ü, z. B. yugä, krudhmi, vdsü; die con
sonantischen Stämme dagegen haben die starke Stammform mit
dem Suffixum -i, z. B. nüniän-i, pärvän-i, sänf.-i, ghrt.dvänt-i,
pagumänt-i, gidvyämsi.
4. Der Nom. accus, plur. hat bei den vocalischcn Stämmen
den Ausgang -äni, -ini, -vmi, und bei den -s-Stämmen -ämsi,
-irrishi, -ümshi.
Ad 1. Die erste von den genannten Bildnngsweiscn ist
auch im Iranischen üblich, und da sich etwas Achnliches auch
im Germanischen und Griechischen findet, so hat Job. Schmidt
sehr wahrscheinlich gemacht, ,dass das Neutrum in der indo
germanischen Ursprache einen Unterschied von Singular und
Plural noch nicht gekannt hat', vgl. Mahlow, Die langen Voc. 72.
— Im Rgveda ist diese Bildung sehr häufig. Bei den -«-Stämmen
kommt sie 23 mal vor, und da die Zahl aller belegten Formen des
Ueber das allinälige Umsiebgreifen der -7i-Declination im Altindiscben.
61
Nom. accus, plur. 62 ist, so nimmt sie mehr als den dritten
Theil derselben ein. Ausserdem ist zu beachten, dass dieselbe
bei sechs Stämmen (aprati, asthüri, jCimi, bhüri, gdmi, surabhi)
vorkommt, während auf die übrigen Bildungen desselben Casus
nur acht Stämme fallen.
Das ähnliche Verliältniss ist bei den -w-Stämmen. Die
Singularform mit Pluralbedeutung ist hier bei 12 Stämmen
belegt (uru, rju, edru, triähätu, purü, bahu, mddhu, vdsu, vidu,
sänu, sudätu, suhantu)während die anderen Bildungen bei
16 Stämmen erscheinen. Die Zahl aller Belege des Nom. accus,
plur. ist 203, darunter 48 auf -u, also fast der vierte Theil
fällt auf unsere Bildung. — Bei den -«»-Stämmen findet sich
die Singularform in Pluralbedeutung 63 mal unter 256 Belegen,
also ebenfalls der vierte Theil belegter Pluralformen endet
auf -a. — Die consonantischen Wurzelstämme haben nur diese
Bildung, sind aber überhaupt nur ein paarmal belegt: uklut-chü
IV, 19, 9, üdhar (diviäni) I, 64, 5, dlrgha-grut (vratä) VIII,
25, 17; VII, 61, 2, vgl. Lanman, Noun-infl. 394, 415, 474,
488, 503, 539.
Ad 2. Die zweite Bildungsweise nämä ist vielleicht auf
* nämän zurückzuführen: es wäre also der starke Stamm ohne
Suffix als Plural gebraucht. Diese Bildung ist ganz allgemein
im Iranischen, vgl. avest. nämän, därriän, karshvän, sogar bei
den «s-Stäinmen, z. B. vaeäo, manäo aus *vacäs, *manäs, vgl.
vacäos-ca; somit wäre dieselbe vielleicht älteren Ursprungs. In
der Rgveda-samhitä finden wir diese Bildung unter den 256
Pluralformcn 27 mal, nämlich bei 7 Stämmen auf -man-: jdnimä,
dharmä, nämä, brdhmä, hhümä, romä, sddmä; der Padatcxt hat
jedoch in allen diesen Fällen ein kurzes -a zum Ausgang, was
die erste Bildungsweise bezeugen würde. Ausserdem haben
die beiden Texte des Rgveda cirshä (4 mal), dhä (21 mal),
AV. dhä (3 mal), was man jedoch auch auf die -«-Stämme
zurückfuhren kann. Anders fasst diese Bildung Bartholomae
auf, vgl. Arische Forsch. 1, 89. — Die -us-Stämme haben zwar
eine dem avest. vaeäo entsprechende Bildung auf -äs in der
vedischen Sprache aufzuweisen, dieselbe wird aber in allen
20 oder mein- Fällen singularisch gebraucht, vgl. devavyacäs
(harhis) Rgv. III, 4, 4; dvibarhäs (vdyas) Rgv. I, 71, 6; (edrma)
I, 114, 10; (sdma) IV, 5, 3; (vdcas) VII, 8, 6 u. s. w.; vgl.
62
Iian us/.
Lanrnan, Noun-infl. 560. Job. Schmidt (KZ. XXVI, 340)
meint, dass, wie der ursprüngliche Plural uäviä vedisch als
Nom. accus, singul. fungirt, so auch die arische Pluralbildung
auf -äs singularisch gebraucht und nur in dieser Verwendung
erhalten wurde.
Ad 3. Die dritte Bildung weist auch auf einen älteren
Ursprung hin. Schleicher, Comp. 3 527—529, hat für die indo
germanische Ursprache eine ,in ihrem Ursprünge dunkle En
dung -ä‘ angesetzt und yugä aus *yuga-ä, väri aus *väri/-ä,
madhü aus *madhv-ä erklärt; ebenso Scherer (Zur Gesell. 2 386
bis 387). Das Suffix -i. bei den consonantischen Stämmen scheint
Schleicher ,eine Schwächung des ursprünglichen -ä‘ zu sein;
jedoch hat schon Scherer (Zur Gesell. 2 386) dies als ,schwer
lich richtig' erkannt. Wahrscheinlich haben wir hier mit einem
Suffix -a zu thun, welches mit dem Stammvocal der soge
nannten -a-Stämme schon in der Ursprache zu einem langen
Vocal zusammengeflossen ist. Dieser lange Vocal erscheint im
Arischen als -ä, vgl. ved. yugä (*yuga-a), apers. hamaranä,
avest. shyaothnä; ebenso im Slavisch^n igä (*igo-a); grund
sprachlich wird er jetzt als -5 angesetzt, vgl. Kluge, Germ.
Coniug. 27; Osthoff, Morph. Unt. II, 119. Bei den consonanti
schen Stämmen erscheint jenes Suffix im Griechischen und
Lateinischen als -a (ysvs-oc, üerrs-a; gener-a, nomin-a), im Indi
schen dagegen und Iranischen als -i, z. B. sanskr. mahänt-i,
nümän-i; avest. sähven-i, nämeiii (gät.li.). In welchem Ver
hältnisse das arische -> zum griechisch-lateinischen -a steht, ist
schwer zu sagen; wahrscheinlich ist es einer von denjenigen
Vocalen, deren grundsprachliche Qualität sich nicht genau be
zeichnen lässt; vgl. sthita, — ctztoc, duhitar—Su-farijp, pitdr—xar/jp
u. dgl. Auch das ist schwer zu ermitteln, was das Suffix -a
(griech. -a, arisch, -i) ursprünglich bedeuten soll. Mahlow
(Die lang. Voc. 73, 76) ist der Ansicht, es sei kein Plural-,
sondern nur ein Neutralsuffix, welches an den gedehnten oder
an den reinen Stamm anzutreten pflegt: vgl. liärdi. (ved. Nom.
zu hrd-') : homer. wjp = väri : vär; väri ist später neutraler
-7-Stamm geworden.
Job. Schmidt (KZ. XXVI, 16 ff.) betrachtet sogar das
Suffix -i für grundsprachlich: ,Die Ursprache — heisst es
a. a. O. — hat in ziemlich weitem Umfange ein Suffix -i dem
Ueber das allmälige Umsichgreifen der -?i-Declination im Altindischen.
63
Nom. accus, singul. wie dem Nom. accus, plur. der Neutra
angefügt, dasselbe, welches im Sanskrit im Plural überall zur
Regel geworden ist/
W. Scherer (Zur Gesell. 2 387) erklärt dies -i als eine
,neutrale Form des Pronominalstammes i‘, welche fertigen
Pluralbildungen von der Art, wie avest. nämän, dämän, blos
zugesetzt worden ist; also avest. nämän : nämen-i = aind.
vämä(n) : nämän-i. Abgesehen von seiner Ansicht über die
Herkunft und ursprüngliche Bedeutung des Suffix -/ greifen
auch die Schlussfolgerungen derselben ein wenig zu weit,
nämlich dass analog den Ausgängen -äni, -mäni, die vedischen
Formen sänti, dann die auf -mänti, -vänti, sowie sanskr. mahänti,
die auf -vämsi, -yäyisi u. dgl. ältere Formationen auf *-änt,
*-äms voraussetzen. — Somit bleibt noch die Frage über Zweck
und Herkunft des arischen Suffix -i. offen; man kann nur con-
statiren, dass es im Rgveda immer an die starke Stammform
anzutreten pflegt, also: nämän-i, pdroän-i, dhän-i; sänt-i, ma
hänti, iyänti VI, 23, 4; ghrtdvänfi IX, 96, 13; pacumänti IX,
97, 1; 92, 6. In der späteren Sprache haben Participia auf
-ant-, sowie die Stämme auf -mant- und -vant- gewöhnlich den
Ausgang -ant-i, sogar schon manchmal im Padatext des Rgveda,
wie iyanti, pacumänti, in beiden oben angeführten Stellen. Die
-n-Stämme jedoch, und darauf kommt es uns hier am meisten an,
haben auch im classischen Sanskrit vor dem Suffix -i immer
die starke Stammform behalten, sie haben also im Altindischen
immer den Ausgang -äni, -ini.. Dieser Ausgang wurde offenbar
auf die vocalischen Stämme übertragen und so entstand
schon in der vedischen Sprache
4. die vierte oben erwähnte Bildungsweise, die im classi
schen Indisch zur allgemein gütigen Regel geworden ist. Es
fragt sich nun aber: Was war der Anlass zu dieser Form
übertragung und was hat dieselbe begünstigt?
Vor Allem war es eine Anzahl der parallelen -an-, -in-
und -rt-, -i-Stämme, die hier ebenso wie bei der Neubildung
des Gonit. plur. auf -änäm-, -Inäm- u. s. w. thätig war. Wenn
man neben dhä (St. aha-') dhäni (St. ahau-), neben clrshä
(St. girsha-) qirshäni (St. clrshan-), neben mandi (St. mandi-)
mandini (St. mandin-) u. dgl. sprach, warum sollte man nicht
auch neben yuga (St. yuga.-), yugäni, neben värl (St. väri-)
64
II an us z.
värlni sprechen? Wenn auch diese Parallelität nicht vorhanden
gewesen wäre, so hatte die Sprache genug Anlass dazu, um
solche Neubildungen, wie yugäni, vänni, väsuni zu schaffen.
Wir sehen ja doch aus der vedischen Sprache, dass die -an-
Stämme mehrere Pluralbildungen gehabt haben. Es war ja
doch neben nämän-i auch eine Form nämä, die vielleicht mit
avest. nämän identisch ist. Dieselbe Parallelität im Avesta
(nämäni : nämän) möchte uns zum Beweise eines älteren Ur
sprungs dieser beiden Formen dienen. Wenn man nun im
Altindischen neben nämä ein nämäni hatte, so konnte man
auch leicht zu yugä (*yuga-a) ein yugäni bilden. So wurde
auch zu väri ein värlni, zu väsü ein vasüni gebildet, besonders
da diese Neubildungen auch von einer anderen Seite unter
stützt wurden. Es war nämlich der gleichförmige Auslaut -i,
-u, -a des Nom. accus, singul., der die Formübertragung auch
im Nom. accus, plur. begünstigte; also nach dem Muster
näma : nämäni, bali: balini, bildete man väri : värlni, vdsu: vasüni.
Dabei schwebte wohl dem unbewussten Sprachgefühl noch ein
anderes Muster vor, nämlich bali-bhis (-bhyas, -shu) : bali-ni
(statt balin-i), nach welchem es zu väri-bhis (-bliyas, -slm) ein
väri-ni, zu vasu-bhis [-bliyas, -shu) ein vdsü-ni, und zuletzt auch
zu dhätr-bhis (-bliyas, -shu) ein dhätr-ni schuf. Letzterer Vor
gang gab ohne Zweifel Anlass -ni als ein Suffix zu betrachten,
welches wie bei yügä-ni, so auch bei väri-ni, vdsü-ni an eine
ältere Form yugä, väri, väsü anzutreten schien. Diese älteren
Formen sind in der vedischen Sprache noch sehr zahlreich
belegt. Die Formen auf -ä und -i sind im Rgveda sogar in
der Majorität gegenüber denen auf -äni, ini, bei den -«-Stämmen
dagegen haben schon die Neubildungen auf -ftni Oberhand
genommen. Die neutralen -r-Stämme können in der vedischen
Sprache überhaupt noch keine Form aufweisen, im späteren
Indisch haben sie schon immer den Ausgang -rni.. Ueberhaupt
sind alle diese Neubildungen speciell indisch, denn im Irani
schen findet man keine Spur davon; und da sie sich auf dem
historischen Boden entwickeln, so ist es sehr interessant zu
beobachten, wie das Umsichgreifen der -?t-Declination in diesem
Falle allmälig vor sich ging.
Nach Lanman’s Zählung (Noun-infh 346 ff.) findet man
bei den -«.-Stämmen im Rgveda den Ausgang -ä 1682 mal (bei
lieber das allmälige Umsichgreifen der -n-Declinafcion im Altindischen.
65
394 Stämmen), -äni 1050 mal (bei 280 Stämmen), somit im
Verhältniss ungefähr 3:2. Im Atharvav. dagegen wird dieses
Verhältniss schon gewaltig geändert, denn die Zahl der Bei
spiele auf -äni, wird fast verdoppelt; es kommt nämlich der
Ausgang -ä 302 mal (bei 102 Stämmen), -äni 407 mal (bei
158 Stämmen) vor, also im Verhältniss wie 3 : 4. In der
classisdien Sprache wird bekanntlich schon der Ausgang -äni
allgemein herrschend. Nach diesem und einigen anderen Merk
malen trachtete Lanman (Noun-infl. 576 ff.) sogar das relative
Alter der einzelnen Theilc des Rgveda zu ermitteln.
Im Pali und Präkrit ist aus -äni ein -äim und -äi ent
standen; manche jedoch modernen indischen Dialekte können
neben -äim (und -eni) auch ältere Ausgänge aufweisen, nämlich
-ani, -ana, anha, z. B. älteres und mittleres Hindi: battani
(Worte), narani (Männer); bälalcana (Knaben), carananha
(Füsse); vgl. Beames, A cornpar. grammar II, 206.
Was die -i- und -«-Stämme anbelangt, so sehen wir schon
im Rgveda das Verhältniss sehr ungleich. Den Ausgang -t
haben wir 25 mal (bei 4 Stämmen), -ü 28 mal (bei 4 Stämmen),
also fast gleich an Zahl. Ganz anders jedoch verhält es sich
mit den Neubildungen, denn während -ini nur 14 mal (4 Stämme)
vorkommt, wird der Ausgang -Uni 127 mal (14 Stämme) belegt.
Dies erklärt sich wohl dadurch, dass der Ausgang -ü sich
vielleicht noch nicht gut in der Sprache eingebürgert hat, als
die Neubildung -Uni kam. Denn im.Pädatext findet man- kein
einziges Mal den Ausgang -u; er ist immer durch eine Form
auf -u, d. h. durch die Singularform vertreten, vgl. Lanman,
Noun-infl. 415.
Es ist hier noch einer Erklärung W. Scherer’s (Zur
Gesell. 7 387) zu erwähnen, welcher ebenfalls vermutliet, -äni
sei bei den -«-Stämmen ,nach dem Vorbilde jenes -äni für -an
von Stämmen auf -an, unter Mitwirkung des Genit. plur. auf
-anam gebildet, jedoch sucht er den Anlass dazu wo anders.
Er glaubt nämlich, dass das Suffix -i ebenso an den Nom.
accus, plur. yugä angetreten ist, wie an *nämän, und dass erst
aus *yugä-i durch Angleichung an nämän-i eine Form yvgä-n-i.
entstanden sei. Schwerlich richtig. Nur das ist glaublich,
dass ,unter dem Einflüsse des Ausganges -äni sich bei den -i-
und -n-Stämmen: -ini, -Uni festgesetzt haben*.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. I. Hft. 5
66
Hanusz.
Auch in dieser Frage vertritt A. Bezzenberger (Beitr. II,
130 ff'.) eine besondere Ansicht, die aber — obwohl an eine
Vermuthung Benfey’s (Vedica und Verw. 124) angeknüpft —
nicht glücklicher zu sein scheint als jene über den Ausgang
-änäm. — Er glaubt nämlich, dass in gatäni, värlnt, tälüni,
dkätfni u. dgl. eine Formübertragung aus der pronominalen
Declination (täni, etäni) vorliegt. Die Pronominalformen täni,
etäni ,beruhen auf den Stämmen tä-na-, etä-na-, die seihst aus
den Stämmen tä- (t.ä-bhis, tä-säm), etä- (etä-su) mit Hilfe des
Elementes na gebildet sindh Zum Beweise, dass das pronom.
Element na häufig zur Ableitung pronom. Stämme verwendet
wird, führt er einige Beispiele aus verschiedenen indogermani
schen Sprachen an, aber gerade diese Beispiele bezeugen, dass
wir im Altindischen mit ganz anderer Bildung zu thun haben.
,Indog. a-na neben a-va, zend. cin-em neben ein, griech. tiV
neben apreuss. tans, cech. poln. ten, jen, got. thana neben
lit. tas‘ u. dgl. haben ja doch einen kurzen Pronominalstamm;
woher soll nun im Altindischen der femininale Stamm tä- eben
dazu dienen, um mit na einen abgeleiteten Pronominalstamm
tä-na-, und sogar zur Bildung des Nom. accus, plur. neutr. täni
zu schaffen? Dann, wie ist die Form täni vom Stamme täna-
zu erklären, und warum hat sie die ältere Form tä verdrängt?
Das Alles sind Fragen, die bei einer Annahme, wie wir sie
bei Bezzenberger finden, ohne Antwort bleiben müssen.
Vielmehr ist anzunehmen-, dass umgekehrt täni, etäni, nach
gatäni resp. nach namäni u. dgl. gebildet wurden. Wir finden
ja doch im Altindischen dasselbe Verhältniss der älteren
Formen tä, etä zu den jüngeren täni, etäni, wie bei den -ä-
Stämmen. Im Rgveda sind tä, etä noch viel häufiger als täni,
etäni (vgl. Grassmann, Würterb. 299, 508); im Atlnnrvav.
sind dagegen die jüngeren Formen den älteren gegenüber in
Majorität; z. B. täni findet man 21 mal, tä mir 11 mal, vgl.
Whitney, Index verb. 122.
Nun aber gehen wir zu den consonantisclien Stämmen
über. Wie gesagt, haben im Rgveda die Wurzel- und ihnen
gleich fleeth-ten Stämme gar keine Endung, denn die Singular
form wird in Pluralbedeutung gebraucht. Abgeleitete Stämme
dagegen erscheinen mit starker Stammform und dem Suffix
z. B. nämän-i, mahänt-i, pagumänt-i, ndvyäms-i. Demgemäss
tJeber das allmälige Umsichgreifen der -n-Declination im Altindischen.
67
wäre bei den abgeleiteten -as-, -is-, -?ts-Stämmen der Ausgang
-äs-i, ish-i, üsli-i zu erwarten. Doch ist ein solcher Ausgang
im Altindischen nicht zu belegen, denn schon im Rgveda
treten uns bei den -s-Stämmen immer -ämsi, -irrishi, -Urnslii ent
gegen, die auch in der späteren Sprache unangetastet geblieben
sind. Es fragt sich also, wie diese Ausgänge zu erklären
sind; sind sie ursprünglich oder aus den vorauszusetzenden
-*äsi, -*ishi, -*üshi entstanden; d. li. ist der Nasal an dieser
Stelle ursprünglich, oder ist er etwa erst später eingeschoben
worden?
Mahlow (Die lang. Yoc. 75) glaubt, ndbhämsi sei eine
,sehr alterthümliche Bildung, die ursprünglich vielleicht nicht
bei allen -«-Stämmen berechtigt war und sich erst im Sanskrit
in dieser Weise ausgedehnt hat.“ Zu diesem Schlüsse führt
ihn das griech. eeßae, welches sich so zu ndbhämsi verhält wie
: nämüni. Da nun solche Formen wie crsßaq und vsoo; im
Arischen zusammenfallen, so hat wohl im Indischen die
Pluralbildung von crsßa; die von vsipoc verdrängt. Auch Joh.
Schmidt ist jetzt der Ansicht, es sei hier ein Nasal be
rechtigt (KZ. XXYI, 340), früher aber war er anderer Meinung
(Vocal. I, 31). Möglich ist es wohl, ob aber auch richtig,
darüber lässt sich noch streiten. Denn K. Brugmann
(KZ. XXIV, 18, 90, 97) hat bekanntlich nicht nur in ndbhämsi,
sondern auch in vidvämsi, mdhiyämsi die Ursprünglichkeit des
Nasals in Abrede gestellt. Nach seiner Ansicht ist ndbhämsi
aus *nd,l>häs-ni entstanden, welches wohl ein älteres *ndbhäs-i
verdrängt hat; der Ausgang -ni aber ist von den -«-Stämmen
übertragen worden.
So unmöglich ist es nicht, wie es Mahlow (a. a. 0.) zu
sein scheint. Denn dass zu närrtäni, mahänt-i u. dgl. ein
paralleles *nabhäs-i vorauszusetzen sei, das haben wir schon
oben gezeigt. Es haben ja doch auch die Formen avest.
nämän, vaeäo im Altindischen ihr Gegenstück in nämä, devd-
vyacäs u. dgl. Auch ist wohl möglich, dass der Ausgang -ni
von den -«-Stämmen gleichsam losgerissen und auf andere
Stämme Überträgen wurde; die Formen näma-bhis (-bhyas, -su),
bali-hliis (-bliyas, -slm) gaben gewiss genug Anlass dazu, um
in den Formen ndmäni, balini den Ausgang -ni als ein Suffix
aufzufassen. Die älteren Formen nämä, yugd, väri, vdsü, die
68
Han usz.
b
noch eine lange Zeit in der Sprache mit den neueren zusammen
lebten, haben wohl diese Auffassung begünstigt. Auch das
ist nicht zu verwerfen, dass aus *nabhäs-ni ein nabhämsi ent
standen sei. Ein solcher Vorgang lässt sich als lautgesetzlich
aus dem Indischen selbst nachweisen. Im Präkrit, Pali und
in den modernen indischen Sprachen wird ja doch gewöhnlich
die Lautgruppe am, sn durch die Vermittlung des ins zu mh
(mli, nh), z. B. präkr. Loc. singul. tamsi (sanskr. täsmiii) neben
Abi. tamliä (sanskr. tasmät), a/nihi (sanskr. äsmi); präkr. nhänam.
(sanskr. sriäna), hindi nhänä, panj. nhäunä, gujar. maräthi
nhäna u. dgh, vgl. E. Kuhn, Beitr. zur Päligr. 53; E. Müller,
Beitr. zum Jäinapräkr. 47; Beames, A compar. gramm. I, 347.
-— Es hat ja auch schon Job. Schmidt (Vocal. I, 31) darauf
hingewiesen, dass der Uebertritt des Nasals aus dem Suffix
in die Wurzel genau in derselben Weise geschehen sei wie
bei der Epenthese oder dem Umlaute der Uebertritt eines i
oder j in die vorhergehende Silbe, vgl. avest. räitish (sanskr.
rätisli), avest. daävaeibyo (sanskr. devebhyas); ebenso verhält
es sich mit u oder v, vgl. avest. dävru (sanskr. däni), aur-
vantem (sanskr. ärvantani) u. dgl. Auf den Parallelismus, der
in der Behandlung der i, »-Laute einerseits, der Liquidae und
Nasalen andererseits herrscht, wurde auch schon mehrmals
hingewiesen; vgl. Brugmann, KZ. XXIV, 290; Bartholomae,
Arische Forsch. I, 24 ff. Somit ist es wohl überflüssig zu be
weisen, dass Mahlow Unrecht hat, wenn er sagt, es sei ,zum
mindesten zweifelhaft, dass aus * nabliäsni ein nabhämsi ent
stehen konnte/ Doch kann man nicht leugnen, dass bei Brug-
mann’s Annahme manches Bedenken zurückbleibt. Es drängt
sich nämlich die Frage auf: Warum ist die Form * nabhäs-i
nicht geblieben; warum ist sie von der Neubildung * nabhäs-ni
verdrängt worden; was war der Anlass zu dieser Neuerung?
Dann möchte man fragen: Wann ist die Formübertragung
von den -»-Stämmen auf die -.«-Stämme geschehen, wenn wir
schon im Rgveda keine einzige ältere Form von der Art, wie
*nabhäs-i, finden? Bei den vocalischen Stämmen ist diese
Formübertragung eben im Zuge; wir haben in der vedischen
Sprache neben den Neubildungen auf -äni, -ini, -üni noch die
älteren Formen auf -ä, -ü; ist also die Uebertragung des
Ausganges -ni auf die-s Stämme schon früher bewirkt worden,
lieber das allmälige Umsichgreifen der -?i-Declination im Altindischen.
69
wenn wir bereits im Rgveda nur die Ausgänge -ämsi-imshi
-timshi belegt haben? Somit hätte wohl diese Formübertragung
bei den -«-Stämmen ihren Ausgang genommen, und wiederum
— warum? Das Alles sind Fragen, die noch ihrer Lösung
harren und die uns verleiten diese ganze Frage unentschieden
zu lassen. Man kann nur constatiren, dass während das all
mälige Umsichgreifen der -71-Declination bei den vocalischen
Stämmen gleichsam vor unseren Augen langsam vor sich geht,
bei den consonantischen -s-Stämmen schon in der ältesten
Ueberlieferung ein solches ganz fertig aufzutreten scheint. Im
Rgveda haben wir den Ausgang -ämsi 284mal (bei 49 Stämmen),
-imshi 26 mal (bei 4 Stämmen), -umshi 23 mal (bei 5 Stämmen)
belegt, vgl. Lanman, Noun-infl. 566, 573.
Wenn wir also nicht bestimmt sagen können, ob ndbhämsi
u. dgl. auf einer Formübertragung von den -»-Stämmen be
ruhen, so können wir dasselbe noch weniger für vidvämsi,
mälnyämsi u. dgl. behaupten; vgl. Brugmann, KZ. XXIV, 90,
97; Joh. Schmidt, KZ. XXVI, 331 ff., 337 ff. Im Rgveda
haben wir überhaupt keine einzige Form Nom. accus, plur.
n. des Part. perf. act. belegt, und von den Comparativformen
tindet sich nur ndvyämsi I, 38, 3.
In der späteren Sprache erscheint bei den Wurzel- und
ihnen gleich flectirten Stämmen im Nom. accus, plur. ebenfalls
ein Nasal, der in der übrigen Flexion unbekannt ist; z. B.
aqva-yünji (St. yuj-), lifndi (St. hrd-), svampi (St. svap-), dliäna-
lamblii (Iqbh-) u. dgl. Hier haben wir wahrscheinlich mit
einem Vorgang zu tliun, wie er bei manchen Verba sogar in
anderen indogermanischen Sprachen zu beobachten ist, vgl.
aind. yunjmds, trmpdti, limpdti; griech. 7tuv0dvo[j.ai, lat. iungo,
runipo; lit. lirnpü, szvintü, mingü, bvndü; lett. bridü (*brendü);
slav. sedq, gredq, sh-reStq, u. dgl. Schon Schleicher (KZ. II,
455 ff.) hat es erkannt, dass in solchen Fällen der Nasal
des Suffixes durch Epenthese in das Innere der Wurzelsilbe
versetzt wurde; vgl. auch Brugmann, KZ. XXIV, 288. Das
selbe ist wohl auch hier zu constatiren; lifndi wäre somit
aus * lifd-ni entstanden. Das Suffix -ni ist wohl der Ausgang
des Nom. accus, plur. der -»-Stämme, der leicht als Casussuffix
aufgefasst und nach dem Muster nämä : näviäni, yugä : yugäni.
vän : värini, vcisü : vasüni, auch auf andere Stämme übertragen
70
Hanusz.
werden konnte. Somit müsste man annehmen, dass die Form
*hrd-ni eine andere, wohl ursprüngliche Form verdrängt hat. Im
Rgveda verwenden die Wurzelstämme, wie gesagt, die Singular-,
form in Pluralbedeutung, was Joh. Schmidt sogar für indo
germanisch betrachtet. Da sich aber später ein Differenzirungs-
trieb erkennen lässt, der die Pluralform auch bei den Neutra
von der Singularform zu unterscheiden trachtet, so ist wohl
auch im Altindischen ein * hrd-i entstanden; vgl. ksliumdt-i,
Rgv. IV, 2, 18; jühvat-i u. dgl. Jedoch fiel diese Form mit
einer anderen, nämlich mit dem Loc. singul. hrd-i zusammen;
daher musste sich die Sprache zu den Noubihhingen flüchten.
In der That finden wir schon im Rgveda solche Neubildungen
verschiedenster Art. Giewöhnlich werden in diesem Falle die
Formen der -«-Stämme übernommen, z. B. mshtdpä VIII, 80, 5
(statt vishtap-i); ayujäni (statt ayuj-i) I, 15, 7; mahä und
mahdni (statt mah-i); sogar noch im classischen Indisch, vgl.
etädrcäni (St. dir-), M. Bh. III, 579. Statt * hrd-i haben wir
im Rgveda immer hfdayäni vom Stamme hfdaya-. So wurde
die Form von der Art * hrd-i in allen vedischen Texten auf
verschiedenste Weise vermieden und durch andere neugcbildetc
Formen ersetzt. Die Neubildungen von der Art hrndi (*hrd-ni)
findet man erst in den Brähmana’s und dazu sehr selten,
z.B. -vrnti P. B. XVI; -hunti A. B. VII, 2; -bhänji K. B. XXVII, 7;
vgl. Whitney, Indische Gramm. 137. In dieser Zeit aber
haben nicht nur alle -n-Stämme, sondern auch fast alle vocali
schen Stämme im Nom. accus, plur. neutr. bereits den Aus
gang -ni gehabt. So ist also leicht möglich, dass dieser Ausgang
unter dem Einflüsse so häufiger Formen mit dein Ausgange -ni
auch auf die Wurzelstämme übertragen wurde, so dass die
unbequeme Form * lird-i durch eine Analogiebildung * hrd-ni
ersetzt wurde. Jedoch in dieser Gestalt hat wahrscheinlich
die Form gar nicht lange gedauert; denn gleichzeitig mit ihrer
Entstehung wirkte einerseits das altererbtc Lautgesetz, nach
welchem *muc-nd-ti, * lip-vä-ti. u. dgl. in munedti, limpdti umge-
formt wurden; andererseits hatte die Sprache neben solchen
Mustern des Nom. accus, plur. n. wie -äni, -Uri, -üni fast aus
schliesslich nur solche, wie mahänti, pagumdnti, sänti, brhänti
Atliv. VIII, 9, 3; pränci, prcttyanci; mduiwmsi, havimshi, äyüimhi;
ndvyäimi, vidvdmsi u. dgl., also überall mit einem Nasal, der
r Uebei- das alhnäLige Umsichgreifen der -»-Dcclination im Altindischen.
71
entweder von Haus aus, oder erst im Laufe der Zeit die vor
letzte Stelle vor dem Suffix -i eingenommen hat. Somit möchte
man, wenn man auch zu der Annahme gezwungen wäre, dass
jenes alte, wahrscheinlich indogermanische Lautgesetz nicht
mehr wirkte, doch behaupten, dass nach dem Vorbilde brhdnti,
prcityanci, navyämsi, mdnamsi u. dgl. solche Formen, wie Mndi,
trivrnti, dhana-ldmbhi, acva-yunji u. dgl. entstanden sein
konnten.
III. Instr. singul. auf -i/na, -una.
Im classischen Indisch ist zur festen Regel geworden,
dass im Instr. singul. die masculinen und neutralen -i- und
-w-Stämme auf -inä, -unä, die feminalen dagegen auf -yd enden;
z. B. agmnä (masc. Stamm agni-), värina (neutr. Stamm wart-),
neben gdtyä (femin. Stamm gdti). Der Ausgang -inä erscheint
sonst nur im Instr. singul. der masc. neutr. Stämme auf -in-,
wo er ganz berechtigt ist, z. B. balin-ä. Da nun das Casus
suffix des Instr. singul. -ä ist, so erscheint bei den masc. neutr.
-i- und -?t-Stämmen eine Stammerweiterung durch n: agnin-ä,
värin-ä. Etwas Aehnliches lässt sich in diesem Falle weder
im Iranischen noch in irgend einer anderen indogermani
schen Sprache nachweiscn; daher hat es schon Schleicher
(Comp. 3 561) ein ,unursprüngliches n‘ genannt. Dazu ver
leitete ihn wohl auch die vedische Sprache, in welcher sich
diese Verhältnisse noch ganz anders gestalten.
Im Rgveda nämlich sind folgende Thatsaehen zu unter
scheiden :
1. Alle -i- und -w-Stämme haben, ohne Genusunterschied,
im Instr. singul. den Ausgang -yä, -vä, d. h. die schwache
Stammform und Suffix -ä, also pavyä (masc. pavi-'), rnatyä
(femin. mati-), krdtvä (masc. Jcratu-), panvä (femin. panu-),
mddlivä (neutr. mädhii) u. dgl.
2. Dieselbe Bildung hat oft den zweisilbigen Ausgang -iä,
-vä (mit Hiatus), z. B. ürmiä, femin. sumatiä' masc. krdtuä,
femin. edruä.
3. Es zeigt sich ein Differenzirungstrieb zwischen den
masc. neutr. einerseits, und den femin. Formen andererseits,
nämlich:
72
flanusz.
a) Masc. neutr. Stämme bekommen neben -yä, -vä (-iä,
-uä) die Ausgänge: -inä, unä.
b) Femin. Stämme bekommen neben -yä (-iä) zum Aus
gang -l (oft auch zu -i verkürzt), neben -vä (-uä) in einigen
Fällen -uyä.
4. Alle diese Formen werden so vermischt gebraucht,
dass man sogar bei den femininen Stämmen zweimal den Aus
gang -inä; bei den männlichen dagegen einmal den Ausgang -i
findet.
Ad 1. Die erste von den genannten Bildungen ist ohne
Zweifel die ursprünglichste. Im Iranischen hat sie noch
einige Spuren zurückgelassen, vgl. apers. äpiy-ä, avest. hasha
(für * liashya = sanskr. sakhyä); bäzva, khratvä (gdth.). Sonst
deckt sich diese Bildung mit der sowohl im Altindischen wie
auch im Iranischen geläufigsten Form bei den -r- und -n-
Stämmen, z. B. aind. dhäträ, rdjnä; avest. äithrä (gdth.),
zaothra, nruri-a, airiamn-ä (gdth.), wo ebenfalls die schwache
Stammform und Suffix -ä erscheint. Im Rgveda ist sie noch ziem
lich häutig, vgl. -i-Stämme: masc. pavyd 3 mal, rayyd (St. rayi-),
patyd 3 mal, sakhyä 4 mal (14 Belege bei 4 Stämmen); femin.
agityd, matyä, mithatyä, vasatyd, sumatyd 3 mal, sushtutyd;
acdnyä, äkütyä, ishtyä, devdhutyä, prdmatyä (13 Belege bei
11 Stämmen); -«-Stämme: masc. paraevd, pagvd 2 mal,
lirdtvä 57 mal, cigvä; neutr. mddhvä 17 mal; femin. panvd,
niddhvä 2 mal. Auch im Atharvav. sind diese Formen noch
gebräuchlich; vgl. masc. pdtyä 8 mal, rayyd 2 mal; femin.
svddhityä; neutr. mddhvä 3 mal; femin. eikitvä, ishvä (Lan-
man, Noun-infl. 378 ff., 408 ff.).
Ad 2. Die Formen auf -iä, -uä unterscheiden sich eigent
lich von denen auf -yä und -vä in ihrer Bildungsweise nicht,
denn auch sie haben schwache Stammform und Suffix -ä. Der
äussere Unterschied zwischen ihnen besteht nur darin, dass bei
den Formen auf -iä, -uä der schwache Stamm in einer sonst
nur vor consonantisch anlautenden Casusendungen üblichen
Form auf -i-, -u- auftritt; also urmi-d, krätu-ä wie ürmi-m,
ürmi-hhis; krdtu-m, krdtu-bhis u. dgl. Man kann jedoch diese
Formen nicht für ursprünglich oder mit Lanman (Noun-infl. 365)
für ,most organic' halten, denn die Stammvocale -i-, -u- wurden
vor vocalisch anlautenden Suffixen schon urindogermanisch
lieber dus allmälit'e Umsichgreifen der -n-Declination im Aitindischen.
73
zu y, v. Daher ist es wahrscheinlich, dass sie im Altindischen
erst secundär gebildet und in der vedischen Sprache meist
nur aus metrischen Rücksichten gebraucht werden. Im Rgvcda
ist nur hei den femininalen -/- und -u-Stämmen der Ausgang
-ia, -uä häufiger als -yä, -vä, z. B. ütiä, jntiä, vrshtiä und
anderen (37 Formen hei 19 Stämmen), dann mehatnuä, ddhennä,
gdruä 5 mal, susdrtuä, hdnuä (9 Formen bei 5 Stämmen).
Bei den männlichen Stämmen findet sich der Ausgang
-iä, -uä sehr selten: ürmid, pdtiä, sdkhiä 4 mal, krdtuä 2 mal
und nie hei den neutralen Stämmen, vgl. Lanman, Noun-
infl. 379, 408. Jedoch ist im Atharvav. dieser Ausgang auch
bei den neutralen Stämmen nachweisbar, z. B. madhuä 3 mal
neben madhvä 2 mal und madhunä 15 mal, vgl. Whitney,
Index verb. 217. Sonst finden wir im Atharvav. ein ziemlich
ähnliches Verhältniss, z. B. pdtyä 8 mal neben pdtiä 2 mal,
vgl. Whitney, Index verb. 171.
Ad 3 und 4. Schon früh zeigt sich in der Sprache ein
Bestreben, den Unterschied zwischen den masculinen und
neutralen Formen einerseits und den femininalen Stämmen
andererseits kenntlicher zu machen. Das vorzüglichste Muster
dazu hatte die Sprache bei den masc. neutr. -«-Stämmen, denen
die fern. -ä-Stämme mit ihren Formen von Alters her gegenüber
standen. Da nun Gen. singul. gdtes, dlienös, Dat. gdtaye, dhe-
ndve, Loc. gdtau, dhenau, mit den entsprechenden Formen der
masc. eignes, agndye, agnaü; cdtros, gdtrave, gdtrau zusammen
fielen, so wurden schon früh nach devyds, devyäi, devydm (St.
devi-), vadhväs (-väi, -väm, St. vaMhü-) die Formen gdtyäs, gdtyäi,
gdtyäm; dhenväs, dhenväi, dhenväm gebildet. Da aber der Instr.
singul. femin. gdtyä, dhenvä nicht nur mit masc. pcwyd, Jcratvä,
sondern auch mit femin. devyä, vadhvä (St. devl-, vadhü-) zu
sammenfiel, so musste die Sprache nach einem anderen Mittel
greifen, um die femininale Form von der männlichen unter
scheiden zu können. So wurde bei den -/-Stämmen nach der
Angabe der Grammatik der Ausgang -yä ,zu -i contrahirt und
dies dann bisweilen in i verkürzt' (Whitney, Ind. Gramm.
§. 336). Anders wird dieser Vorgang von Osthoff (Morph.
Unters. II, 139) aufgefasst und noch anders von Job. Schmidt,
KZ. XXVII, 287 f. 292. Diese Bildung ist im Rgveda die
häufigste; sie kommt nämlich 105 mal (bei 35 Stämmen), also
74
Hanusz.
in zwei Dritteln der Fälle vor; vgl. La'nman, Noun-infl. 380.
Jedoch die feminin. -»(-Stämme konnten so etwas Paralleles
im Altindichen nicht entwickeln, und da sie überhaupt viel
seltener Vorkommen als die -i-Stämme, so haben sie die Formen
auf -vä und -uä beibehalten. Nur von sechs Stämmen kommt
ein adverbieller Instrumental auf -vyä vor, nämlich: anushthuyd,
amuyä 7 mal, acuyä 2 mal, dlirslinuyä 15 mal, raghuyä, sädhuyd
6 mal. Diese Form ist wohl durch die Angleichung an den
Instr. singul. der -«-Stämme: senayä, Jcanydyä u. dgl. entstanden.
— So musste nun bei der Neubildung einer Instrumentalform die
sonst überall vorkommende Parallelität der femininen -i- und
-((-Stämme zerstört werden. Jedoch blieb dieses Verhältniss
nicht bestehen. Denn derselbe Differenzirungs,trieb, welcher
die Form femin. matyä durch matt ersetzen liess, griff wohl
gleichzeitig auch nach einem anderen Mittel, um den Unter
schied zwischen masc. (neutr.) und femin. erzielen zu können.
Man liess nämlich femin. matyä bestehen und griff zur Um
wandlung der männlichen Formen; masc. pavyä, kratvä mussten
nun durch eine Neubildung ersetzt werden. Und dies war gar
nicht so schwer. Wir haben ja schon erwähnt, dass im Alt
indischen seit Alters her mehrere parallele -i- und -/(/-Stämme
nebeneinander standen, die im regen Austausche miteinander
waren. So ist im ßgveda neben mandin-am (3 mal) ein mandi-m
I, 9, 2, neben khädin-am VI, 16, 40 wohl auch ein kliädi-m, vgl.
Nom. plur. khäddy-as (3 mal) neben khädin-as II, 34,2 \ Dasselbe
lässt sich auch in der späteren Sprache beobachten, z. B. gva-
nvi-am VS. XXX, 7 (nach Petersb. Wörterb. gvainn-, nach
Benfcy, Vedica 122 eine Neubildung zu guant-), cülapänin-am
MBh. vgl. Petersb. Wörterb. VII, 286, und besonders im Pali,
wo die einheimische Grammatik die Themen auf -in- nur als
Appendix der -/-Declination behandelt, z. B. dandirn neben
ilandinam u. a., vgl. E. Kuhn, Beitr. z. Paligr. 80; A. Torp,
Die Flexion des Pali 26 f.
So haben wir auch im Instr. singul. neben masc. ürmiä
(ünnyä) Rgv. I, 184, 2 ein ürnnn-ä (7 mal). Die Form ürmy-ä
war als Adjectiv sowohl masc. als femin., daher trachtete die
Sprache in irgend einer Weise das Genus zu unterscheiden.
Femin. ürmy-ä fiel schon ohnedies mit der Form devyä (St. devl-)
zusammen, es blieb also nichts Anderes übrig, als das masc.
Ueber das allmäligc Umsichgreifen der -n-Declination im Altindischen.
75
urmy-ä durch eine Neubildung zu ersetzen. Woher sollte nun
diese Neubildung genommen werden? Es war ja doch nichts
Natürlicheres, als vom parallelen -/»-Stamme die Form ürmin-ä
zu nehmen. So wurden auch wahrscheinlich * kkädy-ä, *arcy-ä,
* granthy-ä u. dgl. durch Instrumentalformen der parallelen -in-
Stämme: kliädin-ä, arcin-ä, grantliin-ä u. dgl. verdrängt. Bei
manchen Stämmen war diese Neuerung auch durch sprach-
physiolog'ische Rücksichten begünstigt; denn ein agninä war
gewiss leichter auszusprechen als * agnyä; daher findet man
schon im Rgveda nur agninä.— Den Formen: kliädin-ä, gran
tlnn-ä, agninä u. dgl. folgten nun solche wie kavinä (für ^kavy-a),
pdtinä (für pdtyä) u. dgl. — Ganz ebenso verhielt es sich mit
den -it-Stämmen. Auch diese haben einst ihre parallelen -un-
(-rcm-J-Stämme gehabt, auf welche solche Formen wie sädhün-ä
(Rgv. X, 14, 10), takun-ä, dhrshnun-ä, Ayun-ä, dhdnun-ä, adhun-ä,
avest. urun-a, atlianrun-a u. dgl. zurückgehen; vgl. Osthoff,
Forsch. II, 24 ff., Brugmann, Morph. Unters. II, 190. Wenn
wir also eine Instrumentalform takun-ä haben, so gehört sie
eigentlich dem Stamme tdkvan; daneben aber ist im Rgveda
auch der Stamm tdku- zu belegen, welcher wohl eine Instru
mentalform *tdkv-ä bildete. Da diese Form aber sowohl masc.
als fernin. war, so hat sich die Sprache zur Unterscheidung
der Genera so zu helfen gesucht, dass sie die Form takun-ä
als masc., *tdkv-ä dagegen als femin. verwendete. Wie nun
masc. *takv-ä durch taknn-ä, so wurden auch masc. krdtvä,
neutr. mddhvä u. dgl. durch ähnliche Neubildungen nach den
-»-Stämmen krdtunä, mddliunä u. dgl. anfangs vertreten und
später ganz verdrängt.
Auch hier ist zu bemerken, dass es bei manchen Stämmen
schon von Haus aus fast unbedingt nothwendig war, eine Neu
bildung zu schaffen; denn Formen z.B. wie *vagnv-d (St. vagmt-),
dhruhnv-a (St. dhrshnu-') waren gewiss nicht leicht auszusprechen.
Daher hat sich auch wohl deshalb die Sprache einer so nahe
liegenden Formübertragung von den -n-Stämmcn sehr gern be
dient. Diese Formübertragung wurde gewiss noch durch andere
Umstände begünstigt. Für neutr. -i- und -/(-Stämme ist dabei
der gleichförmige Auslaut des Nom. acc. singul. wold nicht
ohne Bedeutung gewesen; also nach bald : balinä wurde wohl
sehr leicht dem vdri ein vürinä, dem m.ddhu ein mddliunä hinzu-
76 Hanusz.
gebildet. Sonst waren sowohl für masc. als auch für neutr.
vielleicht auch andere Formen nicht ohne Einfluss; nach dem
Muster bali-bhis : balind, tdku-bhis : tdkunä konnte sehr leicht
sowohl masc. acjnibhis : agnind, gdtrubhis : gdtrunä als auch
neutr. väribhis : värinä, mdcüntbhis : mddhunä gebildet werden.
Auf diese Weise wurde nun auch von einer anderen Seite die
Unterscheidung der masc. neutr. Formen von den femin.
erzielt. Dass dieses Differenzirungsmittel eben so früh zu wirken
begonnen hat als jenes, welches von den femin. Formen aus
gegangen ist, sehen wir daraus, dass im Rgveda die Formen auf
-ind, -und ebenfalls die zahlreichsten sind. Mit dem Ausgange
-ind sind 51 masc. Formen (bei 25 Stämmen) belegt, darunter
gucinä II, 35, 8, welches auch für neutr. gelten kann; die masc.
Formen auf -und kommen 108 mal (bei 31 Stämmen), die neutr.
39 mal (15 Stämme) vor. Wenn man nun diese Zahlen mit der
Gesammtzahl aller anderen Formen (auf yd, iä; -vä, -uä) ver
gleicht, so sieht man, dass die Formen auf -ind zwei Drittel,
die auf -und sogar fast drei Viertel der Fälle bilden. In der
vedischen Sprache sehen wir nun, wie die alten masc. neutr.
Formen auf -yd, -vä (-iä, -uä) allmälig durch Neubildungen
auf -ind, -und verdrängt werden. Da dies Alles auf einmal
nicht geschehen konnte, so haben noch lange in der Sprache
die alten Formen neben den neuen gelebt. Somit besass die
Sprache eine lange Zeit hindurch verschiedene Formen zum
Ausdrucke eines und desselben Casus: so bei den -i-Stämmen:
masc. neutr. -yd, -iä, -ind; fern, -yd, -iä, -l (-i). Da nun durch
die älteste Form auf -yd (-in) noch immer eine Verbindung
zwischen den masc. neutr. einerseits und den femin. Stämmen
andererseits bestand, so kann man sich gar nicht wundern, wenn
hie und da der Ausgang -i bei einem männlichen, -ind dagegen
bei einem femin. Stamm zur Anwendung kam. So haben wir
im Rgv. masc. ghrni II, 33, 6, dagegen femin. dhäsinä VI, 67, 6,
näbhind VI, 39, 4. Jedoch hat die classische Sprache, dem
Triebe folgend, welcher wohl die Neubildungen auf -ind, -und
hervorgerufen hat, diesen Gebrauch dahin regulirt, dass die
masc. neutr. i-, -«-Stämme immer -ind, -und, die femin. dagegen
das alte -yd, -vä zum Ausgange des Instr. singul. haben. Der
selbe Unterschied tritt uns z. B. im Pali entgegen, wo ebenfalls
masc. -ind, -und, femin. dagegen -iyd, ■uyd haben, vgl. E. Kuhn?
lieber das allmUige Umsichgreifen der -?t-Declimition im Altindischen.
77
Paligr. 80—83. Als die einzige Ausnahme von dieser Regel
treten im classischen Indisch die masc. Stämme sdlclii und pdti
auf, die überhaupt als ,unregelmässig flectirt' betrachtet werden.
Im Instr. singul. haben diese beiden Stämme ihre uralte Form
sdkhyä, patyä auch im classischen Indisch beibehalten; im Pali
jedoch haben wir sakhinä (vgl. E. Kuhn, Päligr. 80).
IV. Die Declination der neutr. -i-, -u-, -r-Stämme.
Im classischen Sanskrit ist eine Regel herrschend geworden,
der zufolge die neutr. -i-, -n- und -r-Stämme vor allen vocalisch
anlautenden Casusendungen ein n einschieben. Ueber gen. plur.,
nom. accus, plur., instr. singul. wurde schon oben gehandelt.
Somit bleiben uns übrig noch folgende Formen:
1. Dat. singul. auf -ine, -une;
2. Ablat. genit. singul. auf -inas, -unas;
3. Loc. singul. auf -ini, -uni;
4. Nom. accus, dual, auf -int, -uni;
5. G-enit. loc. dual, auf -inos, -unos;
6. analoge Formen der neutr. -r-Stämme sammt dem Instr.
singul. auf -rnä.
Dass auch hier die Stammerweiterung durch n ebenso
unursprünglich ist wie in allen schon oben behandelten Fällen,
lässt sich kaum bezweifeln. Im älteren Indisch stand es damit
ganz anders, obwohl Joh. Schmidt (KZ. XXV, 52; XXVI, 17 f.)
so etwas Aehnliclies bereits für die indogermanische Ursprache
nachgewiesen zu haben scheint, vgl. drunas : ooupacro; = ndm-
nas : ovojxatot;. In der vedischen Sprache nämlich ist Folgendes
zu betrachten:
1. Die neutr. -i- und -«-Stämme werden in allen diesen
Formen von den masc. fern, nicht unterschieden; wir haben also:
a) Dat. singul. masc. agnäy-e, femin. ishtdy-e, neutr. cu-
cay-e; masc. äyd.v-c, femin. dhendv-e, neutr. urdv-e; d. d. die
starke Stammform -)- Suffix -e; seltener ist die schwache
Stammform, z. B. pdty-e, krdlv-e; neutr. paev-e.
b) Abi. Genit. singul. masc. eignes, femin. adit.es, neutr.
bhüres; masc. amhos, femin. dhdnos, neutr. uros, d. h. starke
Stammform -|- Suffix -s; seltener ist die schwache Stamm
form -|- Suffix -as, z. B. masc. ary-ds, pifv-ds, neutr. madhv-as.
78
Hanusz.
c) Loc. singul. masc. agnaü, äyai'i, femin. ishtau, sin-
dhau; neutr. uraü, also mit dem Ausgange -au; seltener ist
der Ausgang -ä: masc. agnä, femin. üditä, neutr. apratä (nur
bei den -i-Stämmen). Noch seltener kommt zur Anwendung ►
die starke Stammform -)- Suffix -i, z. B. yonay-i, däsyav-i;
femin. dhdna-sätay-i; neutr. sänav-i.
d) Nom. accus, dual. masc. patt, femin. uti, neutr. cvct;
nur bei den -u-Stämmen zeigt sieb hier insofern ein Unterschied,
als masc. femin. -u, neutr. dagegen -i zum Ausgange haben,
z. B. adhvaryü, femin. dlienü, neutr. urvi.
c) G-enit. loc. dual. masc. hdri-os, ürv-os, femin. ynvaty-
6s, lianu-os, für das Neutr. fehlen hier die Belege; wir haben
hier also den schwachen Stamm -f- Suffix -os.
Die Vergleichung mit den iranischen und anderen indo
germanischen Sprachen lehrt, dass die meisten von den ge
nannten Bildungen uralten Ursprungs sind.
2. Später tritt in der vedischen Sprache ein Bestreben zu
Tage, die neutralen Formen der -i- und -w-Stämme von den
masculinen und femininalen zu unterscheiden. Den Anlass
dazu gab wohl der Umstand, dass dieser Unterschied in manchen
anderen Casus von Alters her existirte; so stand der Nom.
accus, singul. neutr. väri, mädhu, den masc. a'gnis, agnim ;
catrus, gdtrum; femin. gdtis, gdtivi; dhentis, dJienum gegenüber;
ebenso unterscheidet sich der N om. accus, plur. neutr. väri(ni),
mddhü(ni) seit der Urzeit von masc. agndyas, agrdn; gdtravas,
gdtriin; femin. gdtayns, gdtis; dhendvas, dlimtis. Nach diesem
Muster etwa suchte die Sprache auch in den anderen Casus
einen Unterschied zu erzielen. Zu diesem Behufe mussten also
die neutralen Formen, die sich von den masculinen und
femininen nicht unterschieden, durch andere ersetzt werden,
die den Unterschied kenntlich machen würden. Woher sollten
nun diese Formen genommen werden? Hier kam wiederum
die schon mehrmals erwähnte Parallelität der -i- und -w-Stämme
zu Hilfe. Nach dem Muster mandi : mandm-e, mandm-as, man-
din-i; dual mandinl, mandin-os entstand hdri : hdmne, hdrinas,
lidrini; dual hdrini, harinos, wodurch diese Formen von den
masculinen und feminin, hdray-e, hdres, hdrau; hdri, hdryns
sehr deutlich unterschieden wurden. Dabei ist auch der Umstand
zu beachten, dass, insoweit man nach dem überlieferten Material
UebGr das allmälige Umsichgreifen der -n-Declination im Altindischen.
79
urtheilen kann, das deutliche Bestreben zur Unterscheidung der
neutralen Formen von den masculinen und femininalen
verhältnissmässig sehr spät sich entwickelt hat. Daher kann man
fast alle die seltenen Fälle, in denen hier die vedische Sprache
den Einfluss der -n-Declination bezeugt, dem uralten Austausche
zwischen den -i-, -u- und den -«Stämmen, sowie der weiteren
unbewussten Angleichung zuschreiben. Bei den -7-Stämmen
z. B. kommt hier wohl nur ein Beispiel aus dem Rgveda Imrim 1
IX, 70, 7 und eins aus dem Atharvav. dkshinl X, 9, 14; XI, 3, 2
in Betracht; selten auch sind derlei Formen in den späteren
vedischen Texten, z. B. Loc. singul. akshini, Brhad-äran. upanish.
IV, 2, 3. — Mehr zeigt sich dies Umsichgreifen der -n-Decli-
nation bei den -«-Stämmen; jedoch ist auch hier aus der ganzen
Veda-Samhitä in manchen Casus nur ein Beispiel aufzuweisen;
so haben wir: Dat. singul. mddhune Rgv. IV, 45, 3, Icagipune
Atharvav. VI, 138, 5; Abi. singul. madhunas Rgv. VIII, 24, 20,
sänunas Rgv. V, 59,7; Genit. singul. Rgv. cärunas 5 mal
(masc. cärunas mddasya VIII, 5, 14), dänunas 3 mal, mddlmnas
9 mal, vdsunas 11 mal; Loc. singul. Rgv. äyuni 3 mal, sänuni
I, 155, 1, Atharvav. daruni VI, 121, 2; Nom. accus, dual, jä-
num VS. XX, 8, Genit. Loc. dual, jänunos Atharvav. X, 2, 2.
Dass also in der vedischen Sprache die Unterscheidung der
neutralenFormen von den masculinen und femininalen noch
kein Hauptzweck bei der Anwendung dieser Neubildungen war,
sieht man daraus, dass sie noch so selten Vorkommen und dass
cärunas z. B. einmal sogar als masculin bezeugt ist. Aber es
kann wohl sein, dass diese Neubildungen, durch die Parallelität
der -«-Stämme mit den Stämmen auf -in-, -un- (-van-), dann
durch den gleichförmigen Auslaut des Nom. accus, singul.
-u) veranlasst, für die spätere Sprache ein bequemes Mittel
waren, um die neutralen Formen von den masculinen und
femininalen unterscheiden zu können. Nicht ohne Einfluss war
dann gewiss auch der Umstand, dass in manchen anderen Casus,
wie Genit. plur. auf -inäm, -ünäm; Nom. accus, plur. auf -Ini,
-üni; Instr. singul. auf -inä, -unä, die Formübertragung von den
-«-Stämmen längst fertig war. Die Ausgleichung der -/- und
1 Nach Lanman, Noun-infl. 392; Roth (Petersb. Würterb.) und Grass
mann (Würterb.) betrachten diese Form als zum Stamme harita- gehörig-.
80
Hanusz.
-wi-Stämme im Plural ist des ältesten Datums und mit vielen
anderen Factoren verbunden, daher auch insofern nicht voll
kommen, als die -i-Stämme den Ausgang -inürn, -ini haben.
Dasselbe gilt für die -«-Stämme.
Viel später ist die Ausgleichung zwischen den -i-, -u-
und den -?i-Stämmen im Singular und Dual bewirkt worden,
daher ist auch in der classischen Sprache die Declination der
betreffenden Stämme in diesen beiden Zahlen ganz zusammen
gefallen. Nach dem Muster bald, balinä, balibhyäm : baUn-e,
balm-as, bnlin-i, baUn-i, balin-os wurden zu väri, värinä, väri-
bhyäm die Formen värine, värinas, värini, värini, värinos ge
bildet und bei allen neutralen -i-Stämmen streng durchgeführt.
Dasselbe geschah mit den neutralen -«-Stämmen, denen auch
die neutralen -r-Stämme folgten, wie dhät.r, dhätfnä, dhätrne,
dhäti'nas, dhätfrß, dual, dhätrni, dhätrnos u. dgl. Neutrale -r-
Stämme sind überhaupt späteren Ursprungs; im Veda kommen
sie gar nicht vor. Sie beginnen erst in den Brähmanas zu
erscheinen, z. B. in T B. bhartf, jana.yitf als nähere Bestim
mungen zu nntdriksham, bliartfni, janayitrni in gleicher Weise
zu ndkshaträni, vgl. Whitney, Indische Gramm. §. 375.
Zu weit scheint mir Bezzenberger (Beitr. II, 132). zu
greifen, wenn er d.ätrnä : dätrne, dätrnas, dätrni u. s. w. für
Analogiebildungen nach rurudushä : rurudushe, -shas u. s. w.
betrachtet. Gab es nicht mehrere viel passendere Muster?
Die neutralen Stämme dkshi, dsthi, dddhi, säkthi, die in
den schwächsten Casus sich mit den Formen von Stämmen
auf -an- (akshdn-, asthan-, dadhän-, sakthdn-) ergänzen, z. B.
akslin-as, astlin-e, dadhn-ä, sakthn-i gehören wohl nicht zu
unserer Untersuchung. Es waren ursprünglich einsilbige con-
sonantische Stämme aksh-, asth- u. dgl., die aber ebenso wie
döfth- genit. doslin-ds, yush- genit. yitshn-ds, äs- genit. üsn-ds,
schon in der indogermanischen Ursprache ihren Stamm durch
Suffix -an- (-n-) erweitert haben. Auch die Stammerweiterung
durch -i- ist bei den erwähnten Stämmen schon der indoger
manischen Ursprache zuzuschreiben, vgl. Scherer, Zur Gesell.
S. 431 ff.; Job. Schmidt, KZ. XXVI, 16 ff.
Ueber ans allmälige Umsichgreifen der -n-Declination im Altindischen.
81
Schluss.
Als Gesammtresultat dieser ganzen Untersuchung glauben
wir Folgendes aufstellen zu können:
1. Das allmälige Umsichgreifen der -n-Declination begann
schon in derZeit des indo-iranischen Zusammenlebens und
hat sicli dann stufenweise bis zur Feststellung des classischen
Indisch entwickelt, und zwar:
a) Zuerst wurde der Ausgang des Genit. plur. -näm
auf die -ä-, -i-, -«- und -a-, -i-, -«-Stämme übertragen. Im
Indischen haben sich die femininalen Ausgänge -änäm, -inäm,
-ünäm, im Iranischen dagegen die masculinen und neu
tralen -anäm, -inäm, -nnäm allgemein verbreitet. Dann folgten
im Indischen der -«-Declination auch die -r- und manche
andere, diphtongische, ja sogar consonantische Stämme, wie
nr-näm und nf-näm, cjö-näm, catur-näm, shan-näm.
b) Auf indischem Boden, aber noch in einer frühen
Zeitperiode, wurde der Ausgang des Nom. accus, plur.
neutr. -ni auf die -cs-, -i-, -«-Stämme übertragen und die
Formen auf -äni, -Ini, -ivni durch Angleichung an die betreffen
den Formen der -?i-Stämme gebildet. Viel später erscheint,
bei den -r-Stäminen ein analoger Ausgang auf -toi, und hei
den consonantisclien Wurzelstämmen die Formen auf -nti,
-nci, -mpi u. dgl., die wohl auf *-c-ni, *-p-ni u. dgl.
zurückgehen. Ob die Formen der -s-Stämme auf -ämsi, -imsln,
-ümski auch so zu erklären sind, kann man nicht bestimmt sagen.
c) Ebenso speciell indisch ist das Umsichgreifen der
-?i,-Declination im Instr. singul. der -i- und -«-Stämme; die
Formen auf -inä, -unä sind bei den genannten Stämmen erst
in der späteren Zeit der altindischen Ueberlieferung gänzlich
durchgedrungen.
d) Am spätesten erfolgte das Umsichgreifen der -re-Decli-
nation bei den neutralen -«- und -r-Stämmen in den übrigen
Casus, die vocalisch anlautende Suffixe haben, also: -me, -nnas,
-i-nä u. s. w. Nur einzelne Fälle von diesen Bildungen reichen
in die vedische Zeit zurück.
2. Als Hauptanlässe zu diesen Neuerungen sind zu
betrachten:
Sitzungsbcr. d. phil.-hist. 01. CX. Bd. I. Hft, 6
82
Hann sz.
a) Die uralte Parallelität der -a-, -i-, -u- (resp. -ä-,
-l-, -ü-) Stämme mit den Stämmen auf -an-, -in-, -un- (van-),
die sich sogar auf die Flexion derselben erstreckt und einen
regen Austausch der Declinationsformen verursacht hat.
b) Das Bestreben sowohl den vocalischen Stamm des
Nomens, als auch das vocalisch anlautende Casussuffix nicht
durch Verschmelzung beider unkenntlich zu machen.
<) Der Differenzirungstrieb, dem zufolge sowohl
der Zusammenfall von zwei oder mehreren Formen bei den
selben Stämmen vermieden, als auch der Genusunterschied
bewirkt wird.
d) Der bei allen Analogiebildungen vorkommende An
gleichungstrieb, der sich, ebenso wie der vorher erwähnte,
in jeder Sprache unbewusst vollzieht.
Somit wäre die Frage über das -n- in den flexivischen
Silben der Declination vorläufig als erledigt zu betrachten, bis
auf einen einzigen Fall, nämlich den Instr. singul. der -a-
Stämme auf -ena, z. B. gatena (St. gata-). Das Iranische hat
hier den Ausgang -ä (-a), der sich mit der entsprechenden
Form der europäischen Sprachen ganz genau deckt; somit
scheint der Ausgang -ena eine indische Neubildung zu
sein. Eine plausible Erklärung dieser Form fehlt noch, denn
sowohl das diphthongische e. als auch das kurze a (nur in der
vedischen Sprache kommt manchmal langes « vor) erlaubt
uns nicht diese Form mit der -«-Declination in etwaigen Zu
sammenhang zu bringen. Am wahrscheinlichsten jedoch scheint
uns die Ansicht Mahlow’s zu sein, ena sei ,ursprünglich nur
der Instr. singul. von dyam gewesen, von da auf die anderen
Pronomina übertragen und zuletzt auch auf die Nomina
übergegangen' (Die langen Voc. 85); man vergleiche sonst die
Erklärungen von Schleicher (KZ. IV, 54 ff., Comp. 3 561),
Benfey (Vollst. Gramm. §.725), Bezzenberger (Bezz. Beitr.II,
130), Ludwig (Der Rigveda III, 8) und besonders Job.
Schmidt (KZ. XXVII, 292).
Herr Professor B ü h 1 e r war so gütig, meine Aufmerksam
keit darauf zu richten, dass es doch im Altindischen Fälle
gibt, wo ein Nasal hiatustilgend zu sein scheint, z. B. im
Rgveda: bharam ojali, eväm agni (neben eva agni) u. dgl., dann
in der Reduplicationssilbe solcher Perfectformen, wie äri-äga
Ueher das allmälige Umsichgreifen der -M-Declination im Altindisclien.
83
(Wurzel, ag-), än-äha (Wurzel ah-), und bei allen mit -r- an
lautenden Wurzeln, z. B. än-rce (rc-), än-rdlie (rdh-) u. dgl.
(vgl. Benfey, Gramm. §. 86; Whitney, Indische Gramm. 788).
— Freilich lässt sich hier der Nasal nicht so leicht erklären;
da aber diese Fälle nicht in den Bereich der Declination
fallen, so schliessen wir diese Abhandlung ohne dieselben
berücksichtigt zu haben. Vielleicht finden wir noch Gelegen
heit, diesen Nasal im Anschluss an andere ähnliche Fälle im
Pali und Präkrit (vgl. E. Kuhn, Päligr. 34; E. Müller,
Jainapräkr. 37) einer besonderen Untersuchung zu unterziehen.
6*
X. SITZUNG VOM 22. APRIL 1885.
Se. Excellenz der Präsident gedenkt des c. M. Herrn
Dr. Rudolf Eitelberger von Edelberg, k. k. Hofrath, Di-
rector des Museums für Kunst und Industrie, o. ö. Professor
an der Universität, welcher am 18. d. M. in Wien gestorben ist.
Die Mitglieder erheben sich zum Zeichen des Beileides.
Das k. und k. Ministerium des Aeussern macht die Mit-
tlieilung, dass nach einem Berichte des diplomatischen Agenten
in Cairo bei der durch Herrn Director Maspero vorgenommenen
Demolirung von mehreren aus alter Zeit stammenden Häusern
in Luxor, dem Tempel Neophis’ III. gegenüber, ein sehr grosser
viereckiger Raum mit 72 Säulen von alter und fester Bauart
aufgedeckt worden sei.
Herr Dr. J. Krall, Privatdocent an der k. k. Wiener
Universität, sendet ddo. Teil el Amarüah, 5. April 1885, einen
Bericht über seine von der kaiserlichen Akademie ermöglichte
Reise von Cairo nach Oberegypten. Es ist demselben möglich
gewesen, durch Einsichtnahme zahlreicher demotischer Texte
die Kenntniss dieses neuen Gebietes der Egyptologie zu er
weitern. /
Die Kirchenväter-Commission legt den IX. Band des Cor
pus scriptorum ecclesiasticorum latinorum, enthaltend von Ev-
gippii opera pars I: excerpta ex operibus s. Augustini, in der
Bearbeitung von Herrn Pius Knöll, vor.
Ferner überreicht dieselbe Commission zur Aufnahme in
die Sitzungsberichte eine Abhandlung des Herrn Professor Dr.
85
Brandt in Heidelberg, welche betitelt ist: , Verzeichnis der in
dem Codex 169 von Orleans vereinigten Fragmente von Hand
schriften lateinischer Kirchenschriftsteller'.
Von dom w. M. Herrn Dr. Pfizmaier wird eine für die
Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung: ,Vier Himmel des Ja-
mäto-Liedes. Erklärungen buddhistischer Dichtungen' vorgelegt.
Von Herrn Dr. Väclav Von dr als wird eine Abhandlung:
,Zur Geschichte des e im Slavischen' mit dem Ersuchen um
ihre Aufnahme in die Sitzungsberichte überreicht.
Die Abhandlung wird einer Commission zur Begutachtung
überwiesen.
Herr Dr. Stefan Smal-Stockij, Privatdocent für slavische
Philologie an der Wiener Universität, überreicht eine Abhand
lung : ,Ueber den Codex Hankensteinianus' und ersucht um ihre
Veröffentlichung in den Sitzungsberichten.
Die Abhandlung wird einer Commission zur Begutachtung
übergeben.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Acaddmie royale des Sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique:
Bulletin. 54“ annee, 3° serie, tome 9, No. 2. Bruxelles, 1885, 8°.
— of Science of St. Louis: The Transactions. Vol. IV, Nr. 3. St. Louis,
1884; 8°.
Berlin, Universität: Akademische Schriften pro 1882/83. — 24 Stücke 4°
und 8°.
Bureau, k. statistisch-topographisches: WUrttembergische Jahrbücher für
Statistik und Landeskunde. Jahrgang 1884. I. Band, 1. und 2. Hälfte.
Stuttgart, 1884—1885; 4°. — II. Band, 1. und 2. Hälfte. Stuttgart,
1884—1885; 4°.
Gesellschaft, k. k. geographische in Wien: Mittheilungen. Band XXVIH,
Nr. 3. Wien, 1885; 8°.
— für Geschichte und Alterthumskunde der Ostseeprovinzen Russlands:
Sitzungsberichte. Riga, 1884; 8°.
— Mittheilungen aus der livländischen Geschichte. Jubiläumsheft zum
0. December 1884. Riga, 1884; 8°. — Die Livländer auf auswärtigen
Universitäten in vergangenen Jahrhunderten. I. Serie. Riga, 1884 5 8".
Istituut, het koninklijk voor de Taal-, Land- en Volkenkunde van Neder-
landsch-Indie: Bijdragen. 4° Volgreeks, Deel X, 3° stak, ’s Gravenhage,
1885; 8°.
Johns Hopkins University Cireulars. Vol. IV. Nos. 36—38. Baltimore,
1885; 4.
Mittheilungen aus Justus Perthes’ geographischer Anstalt von Dr. A.
Petermann. 3. Band, 4. Heft und 77. Ergänzungsheft. Gotha, 1885; 4°.
Soeietd imperiale des Amis des Sciences naturelles, d’anthropologie et
d’ethnographie. Tome XLV, Nos. 1—3. Moscou, 1884; 4°.
Society, the Asiatic of Bengal: Bibliotheca indica. N. S. Nos. 528—530.
Calcutta, 1885; 8°.
Verein für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben: Württem-
bergischo Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang VII. Heft
1—4. Stuttgart, 1884—1885; 4".
—■ für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde. XLIX. Jahrgang.
Schwerin, 1884; 8°.
— historischer von Oberpfalz und Kegensburg: Verhandlungen. XXXVIII.
Band. Stadtamhof, 1884; 8°.
Pfizmaier. Vier Himmel des Jamato-Liedes.
87
Vier Himmel des Jamato-Liedes.
Erklärungen buddhistischer Dichtungen.
Von
Dr. A. Pfizmaier,
wirkt. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
Die Bonzen jj|| |5pJ' Ton-A, ^ Ken-ko, ^
Ziö-ben und J|| j|| Kei-un werden als die sogenannten vier
Himmel des Jamato-Liedes m w E % wa-ka-no si-teii)
angeführt, ein Name, den sie nicht sowohl wegen der Vortreff
lichkeit ihrer Gedichte als wegen des Inhaltes derselben, welcher
ein durchaus buddhistischer ist, erhalten haben dürften; denn
der als Dichter berühmte Bonze fj Sai-giö und noch andere
auch mit weltlichen Stoffen sich befassende Bonzen werden
zu den Himmeln nicht gezählt.
Unter den oben erwähnten vier Bonzen wurden über
Ton-A, Ken-ko und Kei-un einige, zumeist spärliche, über
Ziö-ben indessen gar keine Angaben gefunden. Was deren
Werke betrifft, so wurden von Ton-A zwei Schriften, eine
grössere und eine ganz kleine, von Kei-un eine einzige, ziem
lich kleine Schrift dem Verfasser zugänglich.
m i$ü Ton-A vermied in früher Jugend die Welt und
bestieg den in dem Reiche Mino liegenden Berg Hi-e. Nach
dem er daselbst die Vorschrift gelernt, trat er in das Gebirge
von Taka-No. Ein Freund der Dichtkunst, bethätigte er, wie
gesagt wird, wunderbare Begabung. Er starb vierundachtzig
Jahre alt.
In dem Werke ,Der Weg von Taka-No', ursprünglich
jpfj 0 j§|J tcika-no-no nikki, ,Das Tagebuch von Taka-No'
genannt, schildert Ton-A seine Ankunft in dem Gebirge von
Taka-No und was er in dem Kloster dieses Gebirges erlebte.
88
Pfizraaier.
Er schliesst in seine Schrift, welche in dieser Abhandlung er
klärt wird, eine Menge buddhistischer Gedichte.
Die ganz kleine Schrift rülj f{{] gii-mon-ken-
siü-batsu ,Nachschrift zur Erklärung der Fragen des Thoren an
den Weisen', ebenfalls von Ton-A, wurde, weil prosaisch, nicht
in Betracht gezogen.
Ueber Ziö-ben und j|| jig Kei-un findet sich
nur, dass sie Bonzen von der mit dem Namen Ilo-win
bezeichneten ersten Rangstufe der Bonzen gewesen. Von den
Schriften Ziö-ben’s wurde dem Verfasser nichts bekannt, von
Kei-un blos die kleine prosaische Schrift *j=j* J J jj'
gai-kotsu-no e-no sein ,Auf das Gemälde der Todtenknochen',
welche jedoch hier erklärt wird.
Von MM Ken-ko sind eine grosse Anzahl Dichtungen
vorhanden, welche in dem aus einem einzigen Buche bestehen
den Werke M M & IS® ^ M ken-ko liö-si ije-no atsume
,Sammlungen des Hauses des Bonzen Ken-k6‘ vereinigt sind.
Diese Sammlung ist dem Verfasser nicht zugänglich geworden.
Zu den ebenfalls nicht erlangbaren Sammlungen der Häuser
gehören ferner:
m m a? m m kei-un hb-si siü ,Sammlungen des
Bonzen Kei-un‘. Ein Buch in Handschrift.
Wi JpL Wt zoku sb-an wa-ku siü ,Fortgesetzte
Sammlung von Jamäto-Liedern der Pflanzenhütte'. Dieses aus
zwei Büchern bestehende Werk ist die Sammlung des Bonzen
Ton-A und enthält dessen Dichtungen.
Den genannten zwei Schriften wurde eine von dem Bonzen
i im Geiste des Buddhismus verfasste poetische
m fr y ie tbtörni-no mitsi-no ki ,Der Weg
«t Ä
Schrift:
von Tötomi' vorangesetzt. Zö-ki, ein Bonze des Berges Hi-jc,
sonst hinsichtlich seiner Abstammung unbekannt, soll in dem
Jamato-mono-gatari Vorkommen.
Auch über das Zeitalter, in welchem sämmtliche Dichter
bonzen lebten, schweigen die Verzeichnisse der Stammbäume.
Aus der chronologischen Ordnung dieser Stammbäume geht
indessen hervor, dass als Lebenszeit für die vier zuerst erwähnten
ungefähr die Jahre um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts
n. Clu - ., für Zö-ki ungefähr die Jahre um den Anfang des eilften
Jahrhunderts n. Chr. anzunehmen sind.
Vier Himmel des Jamäfco-Liedes. » y
Der Weg von Tötömi.
7 7 7 7 > IV -'s T
San-guatsu towo-ka adzuma-je makaru-ni \ tsutsümi-te ai-
minu hito-wo omö.
Am zehnten Tage des dritten Monats nach dem Osten
scheidend, dachte man an den Menschen, mit dem man ver
deckt die Zusammenkunft hatte.
2; ü A t - n iJ 7 ^ &
1j i/ - Jl t 7 7 n TU 3
n-VrTÜ-llirl
Mijako idzuru \ kefu hakari dani | hatsuka-ni-mo \ ai-mite
hito-ni | wakare-ni-si-ka-ba.
Aus Mijako man tritt, .
Heute nur allein,
Oberflächlich auch
Indem man sich sah, von dem Menschen
Als man getrennt sich hat.
7 0 U ^ — 7 föf
M H 7 7 # A
Kawa-bata-dera-nite mijako-wo kajeri-mite.
Von dem Kloster von Kawa-bata nach Mijako zurück
blickend :
y u ö 3 7 ^ y j
3. t V U 7
y y" y — is ^ ij o
Mijako nomi \ kaj'eri-mirare-si \ adzuma-dzi-ni | koma-no
kokoro-ni | makasete-zo jüku.
90
P f i z m a i e r.
Nach Mijako nur
Wo zurück man blickte,
Auf des Ostens Wege
Sich dem Willen des Füllens
Ueberlassend man geht.
w — o
Seid jama-no midzu-no liotori-nite.
An dem Ufer des Bergwassers des Passes:
& J \L & >r X tc - -fe
— w ^ A 1J
Seki-midzu-ni | mata koromo-de-wä \ nure-ni-keri \ futa-mu-
subi dani \ novianu kokoro-ni.
Von dem Passwasser
Noch des Kleides Hand
Befeuchtet ward,
Mit zwei Händen bloss
Nicht zu trinken, bei dem Willen.
t - ns 7 i u P A
i
W t h Mi V b # h
Hiio-no do kudari-ne-to i-i-si-wo seki-idzuruhodo-ni omoi-idete
Die Menschen sagten: Jedenfalls steige man herab. Bei
dem Austreten aus dem Passe kam in die Gedanken:
>) > 3 t
y y n
ij t h i
U-kari-keru | mi-iva adzuma-dzi-no | seki-mori-mo | omoi-wn
je ko so | todomezari-keri.
Traurig gewesen
Ich selbst, des Ostweges
't W A 7
* t + T ns 17
tu / y % u
Vier Himmel des Jamäto-Liedes.
91
Passwächter auch,
Von Gedanken glücklich,
Aufgehalten nicht hat.
iv y -f 7 y t
Wo-lcata-no liara-to iu tokoro-vio meguru-ni.
Indem man an einem Orte Namens Wo-kata-no hara
,Ebene von Wo-kata‘ umherzog:
j-fryyyrtfr typ
y X y P ru ij 7 )i/ t ^
TJki-na nomi \ oi-dzuru mono-wo | Inbari agaru | wo-kata-no
hara-wo \ mi-sutete-zo juku.
Der leichte Name nur
O dass gebannt wäre!
Wo die Lerche steigt,
Wo-kata’s Ebene
Aus den Augen lassend, man zieht.
y * y-^\Mtü
ju > m ? y y '
Kagami-no jama-no mine-ni kumo-no noborti-wo.
Als auf dem Gipfel des Spiegelberges 1 die Wolken stiegen:
fr fr y o y # y ^ Ui 77
>J ti ^ fr fr — ns fr 1 ^
>J h 77 3 A H £. ns €.
Kagami-jama | iru made mi-tsuru \ waga mi-ni-wa \ uki-jori-
hoka-no \ koto na-kari-keru.
In den Spiegelberg
Bis sie eintraten, man blickte hin,
1 Der Spiegelberg liegt in dem Reiche Ömi, Kreis Kama-fu.
^ !K
92 Pfizmaier.
An dem eigenen Selbst,
Ausser dass es traurig,
Eine Sache nicht gewesen ist.
Aka-tsuki-ni kisi-no naku-wo.
Bei Tagesanbruch schrie der Fasan.
ij ^ # h is — y
Sunii-nare-no \ no-be-ni wonore-wa | tsuma-to nete | tabi-juki-
gawo-ni \ naku kigisu kana.
Wo zu wohnen gewohnt,
In der Feldgegend er selbst
Und die Gattin nachdem geschlafen,
Mit des Reiseantritts Miene
Der schreiende Fasan!
^ V U 0 X 7 7 \L u n
ly y y A 3 r \iU 7 -
Haruka-ni lii-ra-no jama-wo \ asu-jori-wa kakure-nu-besi tote.
In weiter Ferne der Berg Hi-ra.' Man sagte, dass er,
von dem morgigen Tage angefangen, verborgen sein wird.
-hll]-V2T7X/li-
Kefu bakari | kasumazaranan | agate-juku j mijako-no jama-
wo j are-to dani min.
Heute allein
Nebel nicht wird umzieh’n;
1 Der Berggipfel Hi-ra befindet sieli in Omi, Kreis Taka-sima.
Vier Himmel des Jamäto-Liodes. 93
Den man vertheilen will,
Mijako’s Berg
Dass dort iät, wird man nur seh’n.
T I) M T y Z % S #7^4
ii; 7 y o & 'K y ij
7 b ^ ^ 7 » - - ly 3 is
{ v y =■ A y y y *> ] )
Mukasi komori-te okonai-si-haberi-si \ jama-dera-no hi-ni
jakete ari-si-ni-mo arazu nari-te \ amutsutsi-no maje-ni ari-si |
jama-buki-no lmsa-no naka-ni maziri-te | tolcoro-dokoro aru-ivo.
Einst wurde ein Gebirgskloster, in welchem man im Ver
borgenen den Gottesdienst beging, vom Feuer verzehrt und
war zuletzt nicht vorhanden. Die früher vor der Schiesswand
wachsenden Musspflanzen mengten sich inzwischen ein und be
fanden sich an verschiedenen Stellen.
>j # y pfr ^ )v ij r
4- y t -f y ( h x
Ada-nari-to | miru-miru uje-si | jama-buki-no | hana-no iro-
si-mo | kutarazari-keri.
Eitler Weise
Hier und dort die man pflanzte,
Der Bergmusspflanze
Blüthen farbig werdend,
Verfaulten nicht.
^ v* £ 3 n ij i) iy y i±j
^ i/ y 1 ' j t n 7
y S X 7 -fc 1- 11 )ls ^
94
Pfizmaier.
Jama-bnki-no | sirusi bakari-mo \ ria-kari-se-ba | idzuko-wo
sumi-si | sato-to siramasi.
Der Musspflanze
Kennzeichen einzig
Wenn es nicht gäbe,
An welchem Orte das bewohnte
Dorf, man nicht würde wissen.
IJ n A 1i y V )V 3
^ y o #f o t k - u
Soko-jori kudaru-ni hi-kure-nu \ katarai-si hiziri-no aru
tokoro-ni makari-tare-ba | sono hito-wa sini-keri.
Indem man von dort herabstieg, ging die Sonne unter.
Als man nach dem Aufenthaltsorte eines heiligen Mannes, mit
dem man gesprochen, sich fortbegeben hatte, war dieser Mensch
gestorben.
7 7 A M ^ h P & n €
7 fc U ^ # A 3 7 y b
ls Y 7 Y T 7 U 0 -
Moro-tomo-ni hdzime-liaberi-si-ni \ fu-ke ku wokonb tote
liito-bito amata liabere-do \ mi-mo siranu liito nari \ lnto-ioo jobi-
dasi-te iü.
Indem sie mit Allen zugleich begannen, sind viele Men
schen, von denen es heisst, dass sie die allgemeine Verwandlung 1
so vollbringen, doch es sind Menschen, welche man nicht sieht
und nicht kennt. Man sagt es, indem man die Menschen
hervorruft.
1 Die hier zu Grunde liegenden Zeichen sind (fu-ke) allgemein
sich verwandeln 4 , d. i. allgemein sterben. Es wird von einem Bonzen
der allgemeinen Verwandlung (Ju-ke-sa) berichtet, doch sind die über
ihn vorhandenen Erklärungen nicht gut verständlich.
Vier Himmel des Jamato-Liedes.
95
y ^ n & is \y y 7
Wnga omofu \ Jiit.o koso na-lcere | mukasi mi-si | mijako-no
tsuki-wa | omoi-idzu-ramu.
An den ich denke.
Der Mensch nicht gewesen sein mag,
Den einst icli sah,
Mijako’s Mond
In die Gedanken kommen mag.
I ij - t t ^ )i/ y M
7' h >1 ? ^ tA ^
Mata koto-bito-no saru-beki.-mo \ nnku nari-ni-keri-to kiki-te.
Auch konnte ein anderer Mensch ein solcher sein, und
man hörte, dass er gestorben ist.
b t * U =■ A > u 1-
Nazo-mo kaku \ mi-to mi-si hito-wa \ kije-ni-si-ivo \ kai-naki
mi si-mo \ nani toman-lcen.
Warum auf solche Weise,
Den von Leib man sali, der Mensch
Ausgelüscht ward?
Der Leib, dem nicht zu helfen,
Wie wird er eingekehrt sein?
— yx
Su-no mntn-no watari-nite amti-ni ai-te \ sonn jo jaqate so-
ko-ni tomnri-te haberu-ni \ koma-domo amata miju.
96
Pfizmaier.
An der Ueberfahrt von Su-no mata 1 hatte man Regen,
und als man diese Nacht sogleich dort einkehrte, waren viele
Füllen zu sehen.
1j ly 7 y 7 M ti 'y 7\
Saioa-ni sumu | koma liosi-karanu | mitsi-ni dete \ ln-gnrasi
sode-ioo | nurasi-tsuru kann.
An dem Sumpfe wohnend
Das Füllen auf dem unerwünschten
Weg indem heraustrat,
Die Abendgrille den Aermel
Befeuchtet hatte!
y- — y t? 7 €. fly 0 A 'P
Owari narumi-no ura-nite.
An der Bucht von Narumi - in Owari:
ij ■j-pllylV'hXA^U
U y^t/7^ly^\L
^ $ y t i'i 3 n t
Kai-naki-wa j nawo hito sirezu \ afu koto-no | liaruka-naru
mi-no | urarni nari-keri.
Wo kein Mittel,
Noch immer der Mensch nicht gekannt,
Der Begegnung Sache
In weiter Ferne des Leibes 3
Missbehagen geworden ist.
1 Der Fluss Su-no mata bildet die Grenze zwischen den Reichen Owari
und Mino, Der Name ist die Zusammenziehung von sumi-no mata
,Tintenschenkel 4 .
2 Diese Bucht befindet sich in Owari, Kreis Ai-tsi.
3 In den Worten liaruka-naru mi-no urami ,des in weiter Ferne befind
lichen Leibes Missbehagen 4 werden die inneren Sylben zu narumi-no
ura ,Bucht von Narumi 4 abgetheilt und als ein Wortspiel gebraucht.
Vier Himmel des Jamato-Liedes.
97
- n ( A 1/ y =■ 3 7
)V w h IV y '' w |1| ^
Futa-go-jama-nite, [ tsutsuzi-no haru-baru-to salci-te haberu-ni.
Als auf dem Zwillingsberge 1 weit und breit die Berg
rosen blühten:
^ - 7 7 a t ij — y
Kara-kuni-no | nisi nari-tote-mo | kurabe-min \ futa-mvra
jama-no \ ni-si-ki-ni-wa ni-si.
In des Chinareiches
Westen ob sie auch seien,
Vergleichend man wird seh’n,
Von dem Berge der zwei Dörfer 2
Dem Goldstoff glichen sie. 3
r ^ t ij A / / M
Sono jo ko-fu-ni tomaru \ kono omosi-no woka-ni liito-bito
tomari-te | kitana-to iü-beki-ni-mo arazu.
Diese Nacht kehrte man in dem Sammelhause des Reiches
ein. Indem auf der Anhöhe von Omosi daselbst die Menschen
einkehrten, konnte man nicht sagen, dass es garstig sei.
y- # h w \L ’v # y n -jj
11 U U ^ ^ ^ ^
1 Der Name dieses Berges ist auf der Karte nicht enthalten.
2 Dieser auch anderswo vorkommende Name eines Berges ist auf der
Karte ebenfalls nicht enthalten.
3 Ein Wortspiel zwischen den Wörtern nisi ,Westen 4 , ni-si-Ici ,Brocat 4 und
ni-si ,sie glichen 4 .
Sitzungsber. d. phil.-liist. CI. CX. Bd. I. Hft. 7
98
t
Pfizmai er.
— 1] — f# ^ h y 3" h
P (Ü )ly X 7t 3 t X ^
Kasiwci-qi-no sita-ni maku hiki-te jadori-haberi-te \ hito si.re.zu
omö koto oboje-haberu-ni \ ake-gata-ni.
Unter einem Steineichenbaum ein Zelt spannend, über
nachtete man und fühlte, dass man sich von den Menschen
ungekannt denke. Bei Tagesanbruch :
I | 7 7 | t/ ^ f
ir — M 'fl ?
o ü t m t y ? ^
Neraru-ja-to \ fusi-mi-tsure-domo | kusa-makura | ari-ake-no
tsuki-mo | sode-ni mije-keri.
Oh geschlafen ward,
Liegend wohl war zu seh’n,
Bei dem Pflanzenpolster 1 jedoch
Des Tagesanbruchs Mond
Auf dem Aermel war zu seh’n.
P P 1 t t X U
)v x 2. o ') y u
Sikasu-ga-no watari-nite | watasi-mori-no imiziu nure-taru-ni.
Als an der Ueberfahrt von Sikasu-ga 2 der Fährmann
überaus benetzt war:
^ 11/ y ^ X h JL h h
1 Das Pflanzenpolster ist der Schlaf im Freien.
2 Die Ueberfahrt von Sikasu-ga soll sich in dem Reiche Migawa neben
dem zu dem Dorfe A fl Tai-mon gehörenden Altäre der acht
Schwerter (ja-tsurugi-no jasiro) befinden. Sie soll auch in der Gedicht
sammlung der goldenen Blätter und in dem Tagebuche Sara-sina er
wähnt werden.
Vier Himmel des Jamäto-Liedes.
99
Tabi-bito-no \ tofä-mo mijene-do | sikam-ga-no \ mi-narete
mijuru \ watasi-rnori kana.
Der Reisenden
Jahre wenn auch nicht zu seh’ii,
Doch selbst an ein solches 1
Wasser dass gewöhnt ist, 2 man sieht,
Der Wächter der Fähre!
Mija-dzi-jama-no fudzi-no hana-wo.
Die Blüthen der Bohnenbäume des Berges Mija-dzi:
i) t t 7 ^ iw ; 7
Mvrasaki-no | kumo tomi-tsuru-wa \ mija-dzi-jama | na-takaki
fudzi-no j sakeru nari-keri.
Wo die purpurnen
Wolken reich gewesen,
Auf Mija-dzi’s Berg
Der von Namen hohe Bohnenbaum 3
Dass aufgeblüht ist, geschah.
lü tu y y x - iy &
Takasi-jama-nite suje-tsuki tsukuru-to kilci-te.
Man hörte, dass man auf dem Berge Takasi 1 irdene
Becher verfertigt.
1 Der Name der Ueberfahrt von Sikasu-ga wird hier als sikasu-ga, welches
mit dem abgekürzten sasu-ga ,selbst ein solcher 1 gleichbedeutend ist,
betrachtet.
2 Mi-naruru ist sonst in der Bedeutung: ,an das Sehen gewöhnt, zu sehen
gewohnt sein 1 üblich. Indem man hier rrti als Abkürzung von midzu
,Wasser 1 betrachtet, erhält das AVort die Bedeutung: an das Wasser ge
wöhnt sein.
3 Vielleicht, Anspielung auf Jjjl Fudzi-wara ,Ebene des Bohnen
baumes', den Namen des angesehensten japanischen Geschlechtes.
4 Der Berg Takasi befindet sich an der Grenze der Reiche Migawa und
Totömi.
7*
100
y
P f i z m a i e r.
+ b y t »j \U u y
hyy^yyyy
Tatsu naranu | takasi-no jama-no \ svje-tsukuri | mono-omoi-
wo-zo \ jaku-to su-to hiku.
Ununterbrochen
An des Berges Takasi
Töpferarbeit
Den Gedanken
Zum Versprechen dass man macht, hört man.
Hama-na-no liasi-no moto-nite.
An der Brücke von Hama-na: 1
7 b 1 7 7^77 nt'
Ilito sirezu | hama-na-no liasi-no | vtsi-watasi \ nageki-zo
wataru | iku-jo naki-jo-wo.
Den Menschen unbekannt,
Hama-na’s Brücke,
Bei ihrem Schlagen
Das Weh übersetzte 2
Wie viele Alter, entschwundene Alter?
7 iv v ^ u y ^
Hasi-no Icobore-taru-wo.
Die Brücke war zerstört.
' Die Brücke von Hama-na befindet sich in Tötomi, Kreis Hama-na. Man
baute sie im achten Jahre des Zeitraumes Gen-kei (884 n. dir.).
2 Die Wörter watasi ,übersetzen, hinüberführen, auch eine Brücke schla
gen 1 und wataru ,übersetzen oder verbringen 1 sind Formen eines ein
zigen Verbums.
Vier Himmel des Jamato-Liedes.
101
;v ÜL A -h x 7 7 7 4*
yyy^-#inyx
Naka-tajete j watasi-mo hatenu j mono juje-ni j nani-ni liama-
na-no \ hasi-wo mise-ken
Mitten zerrissen,
Das Schlagen auch, nicht zu Ende
Gebracht weil es ist,
Wozu Iiama-na’s
Brücke man gezeigt wird haben?
# t* y n y o y # ^ u ^
x 3- i] v # 7 m 7 y ij
Makari-tsidci-te notsi ame-no furi-haberi-kere-ba kaku oboje-
haberii.
Als man gänzlich fortzog und nachher Regen gefallen
war, dachte man wie folgt:
7 # 7 y 7 ^ n ff£
7 h A t ^ J D 7 A —
^ijyttyy^ü-f
Tare-ni iwamu | liima-naki koro-no | nagame furu | viono-
omofu liito-no \ jadori-gara-ka-ivo.
Wem wird man es sagen?
Zur Zeit, wo Müsse nicht ist,
Langer Regen fällt,
Der Mensch, an den man denkt,
Seiner Einkehr Art oh es ist?
7^713741
Hotogisu-no ko-e-ioo kiki-te.
Indem man den Ruf des Kukuks hörte :
102
Pfl zm ai er,
y y ^ x h ^ y n y
Kono goro-iva \ nete nomi-zo madzu \ hototogisu ] sibasi
mijako-no | mono-gatari-se-jo.
Um diese Zeit
Indess man nur schläft, früher
Der Kukuk
Eine Weile Mijako’s
Gespräche führen möge.
y^^yy-byv h ;/ a
Hako-dori-no naku-wo kiki-te.
Indem man den Kistenvogel 1 singen hörte:
b y y ^
)is t 2s y y a ti p* p*
Furu-sato-no \ koto-tsute-ka tote | hako-dori-no \ naku-wo
nresi-to \ omoi-keru kana.
Von dem alten Dorfe 2
Botschaft vielleicht dass sei,
Des Kistenvogels
Singen als freudig
Gedacht man hat!
ü >i^^pyyytiy-b
Nunawa-no nagaki-wo | Into-no niote-mbde-kitaru-wo mite.
Indem man sah, dass langen Wasserklee - ein Mensch
hereinbrachte:
1 Der Name dieses Vogels kommt bloss in zwei neueren Wörterbüchern
vor, deren eines dafür JU (halco-dori) ,ICistenvogel‘ setzt.
- Das alte Dorf stellt für die Heimat.
Vier Himmel des Jamato-Liedes.
103
t
T y )ls t A 3= y- b A ffc
KWe nara-ba | i/ce-to i-i-te-mo | nunawa | haruka-ni
kuru-wa \ madzu tome-temasi.
Wenn ich es 'bin,
Grebe! ob man auch sagt,
Der schwimmende Wasserklee,
Fernher indess man kommt,
Aufhalten früher wird. 1
m x - * u
7 1 7 * h >7 7
Jo-fukaku hototogisu-wo kiki-te.
Indem man in tiefer Nacht den Kukuk hörte:
2/ 7 >l~ "f
Mi-wo tsume-ba | aware-to-zo kiku | hototogisu | jo-wo hete
ika-ga | omojerai nasi.
Sich selbst wenn man bedrängt,
In Leid den man hört,
Der Kukuk
Die Nacht verbringt und wie
Gab’ es ein Nachdenken nicht?
- # ij 7 ; m b ^ M ^
Iioku-guatsu itsu-ka ame-no furi-haberu-ni.
Als am fünften Tage des sechsten Monats Kegen fiel:
1 Das Wort nunaioa ,Wasserklee 1 ist die Abkürzung von nuna-nawa ,Teich
schnur 1 , wobei numa oder nu ein Synonym von ike ,Teich“, Ilce kann
aber auch als Imperativ von iku ,gehen 1 betrachtet werden und ,gehe!‘
bedeuten. Nawa ,Schnur 1 wird als etwas, womit man den Kommenden
aufgehalten haben wird, angeführt.
104
Pfizmaier.
ift
V U ^ ^ ^ — -p ^ ^ 4*
v y y y )\ u 7 y
Jo-no nalca-no | uki nomi ’masavu \ nagame-ni-wa \ njame-
no ne koso | madzu nagare-kere.
Wobei von der Welt
Das Traurige nur zunimmt,
In dem langen Regen
Der Schwertlilie Wurzel
Zuerst wird geschwommen sein. 1
- # y u# * iz x
iv pf .1 — y i-
Tatsi-bana-no ki-ni hototogisu-no naki-liaberu-ni.
Als auf einem Pomeranzenbaum der Kukuk rief:
y V V )\ — A ^
iv m 11 ^ j a | "
Hototogisu \ hana-tatsi-bana-no \ kawakari-ni | naku-wa
mukasi-ja | koi-si-karu-ramu.
Der Kukuk
Auf dem blumigen Pomeranzenbaum,
Wenn die Blüthen verdorrt,
Dass ruft, einst vielleicht
Geliebt sie werden gewesen sein.
Mj )V * p 7 7 i) #
Jama-dera-jori mume-wo mote-mbde-kitaru-iuo mite.
Indem man sah, dass man von dem Gebirgskloster einen
Pflaumenbaum hereinbrachte :
Anspielung auf das vorhergehende Wort nlci, welches sowohl ,traurig*
als auch ,schwimmend 4 bedeutet.
Vier Himmel des Jamato-Liedes.
y 7 >) U ' ic 7 7
7 7 y a ^ # y
Mijako-ni-iva | sidzu-je-no mume-mo | tsiri-liatete \ tudu
kawakari-no | f.suju-no wokuramu.
In Mijako
Des unterzweigigen Pflaumenbaumes
Blüthen da ganz verstreut,
Nur der verdorrten Blüthen
Thau geleiten wird.
7 7 * 7 m ^
Hototogisu-no naku-wo.
Das Rufen des Kukuks:
u 7 iv 3 7 7 t- >j t
t ü t ^ 7 ^ m
1- t A M t 0 fl
TFar« bakari | loari-naku mono-jd \ omofu-ramu | joru hiru-
mo naku \ hototogisu kann.
Für sich allein
Unentschieden vielleicht!
Denken wird,
Tag und Nacht rufend,
Er der Kukuk!
7 7
Roku-guatsu nanu-ka rnata tsutomete.
Am siebenten Tage des sechsten Monats noch am frühen
Morgen:
3= u u y
7 7 + r
'j + p $ ns
7 7 tK I
7 H 7 Ul
106
Pfizmaier.
Natsu-jama-no \ ko-no sita kage-ni \ ivoku tsuju-no \ aru-ka
naki-ka-no | itki-jo nari-keri.
Der Sommerberg,
Unter seinen Bäumen im Schatten
Der Thau, der fällt,
Die zweifelhafte,
Vergängliche Welt geworden ist.
* 1] )V 1l 7 y x *
-yTAi-MUi
Jo-mo sugara tsuki-wo nagamuru akatsuki-ni.
Als man die ganze Nacht nach dem Mond blickte, bei
Tagesanbruch:
Tsure-dzure-wa \ nagusamane-domo \ jo-mo sugara | miraruru
mono-wa | owo-sora-no tsuki.
In Langeweile
Nicht getröstet man war,
Doch die ganze Nacht
Was gesehen ward, die Sache
War der Himmelsfeste Mond.
# ^ A )v x 7 - t y
Tsugomori-ni nerarezu haberu mama-ni | jo fukuru made
haberi-tö.
Als an dem Tage des Neumondes eben nicht geschlafen
wurde, war es bis tief in der Nacht.
)U ^ Ä t A I/ t ll^
§533 m&seL mmmiam
Vier Himmel des Jaraäto-Liedes.
107
Sora haru-to | jami-no joru-joru | nagamure-ba | aware-ni
mono-zo \ mije-watari-lte.ru.
Wie der Himmel sie spannt,
Finsterniss Nacht für Nacht!
Als man in die Ferne blickte,
In Leid die Sache
Sich zeigend, hinüber setzte.
A # iJ ti H M A R
Onazi-tsuki-no mui-ka | tsuju-no hotaru-ni kakari-te habere-ba.
Als am sechsten Tage desselben Monats Thau an den
Feuerlliegen hing:
U + ) U t 1 - P \L
Koi-wabi-te | nagusame-ni suvu \ tama-dzusa-ni \ itofu-mo
masaru | waga namida kana.
Liebend bekümmert,
Die zu Tröstung man macht,
Die Edelsteintafel, 1
Es verdriesst, besser als sie
Meine Thränen!
^ t y ^ a y -u
Nanu-ka-no tsutomete \ kawara-be hito-no iza-to mosu-ni.
Am frühen Morgen des siebenten Tages sagte an dem
Flussbett 2 ein Mensch: Wohlan!
1 Durch das Wort Edelsteintafel wird ein tkeures Schreiben bezeichnet.
Tavia-dzusa ist die Abkürzung von tama-adzusa ,Edelsteinhartriegel 1 .
Man sagt so, weil die Schreibtafel aus dem Holze des Hartriegels ver
fertigt wird. Diesen Versen liegt offenbar eine alte Erzählung zu
Grunde, welche sich jedoch nicht vorfand.
- Ob hier die Lesung lcawara-be ,an dem Flussbett 1 richtig ist, lässt sich,
da die Verbindung sonst nicht aufgefuuden wurde, nicht bestimmen.
108
A Y. K X & ^ X X
A J 7 T A 4 1 A T A
Tana-bata-no | ama-no lia-goromo | sugi-tara-ba \ Jcaku-te-ja
ware-ivo | hito-no omowamu.
Der Weberin
Himmlisches Flügelkleid
Vorbeigegangen wenn ist,
Auf diese Weise wohl an mich
Der Mensch denken wird.
0 t h )V V ^ P t-
y M y ~? y H
Onazi-bi uvajamare-nuvu nado omoi-haberi-te.
An demselben Tage, indem man dachte, dass man be
neidet werde:
ii 2/ ^ r a % M t ?
Tana-bata-wo | modokasi-to mi-si \ ivaga mi-si-mo | liate-wa
ai-minu \ tamesi-to-zo kana.
Die Weberin
Mühsam der sah,
Ich selbst bin es auch,
Endlich dass man zusammentraf,
Ein Beispiel es ist!
■3- ^ 11 A ^ # y 7 h T
A -j- A u 1 # y h 7 7
yyr >j t - y- & b- y
Die folgenden Verse enthalten eine Anspielung, dass an dem genannten
Tage, dem siebenten des siebenten Monats, das Sternbild der Weberin
über den Himmelsfluss setzt.
m
Vier Himmel des Jamato-Liedcs.
109
Afu koto-wo | hefu-to tcmomete | matsu. dani-mo [. ikä-baJcari-
ka-wa | asa-na tana-batci.
Der Begegnung Sache
Heute dass ist, hoffend,
Wartet allein,
Wie lange wohl es ist?
Am Morgen die Weberin. 1
w :/ 7 ci U b y )ls
Am sö-no moto-jori \ womina-hesi-ioo okosete.
Von Seite eines Bonzen schickte man Baldrian.
7 7 o - - y &
A w 1it; 7 ?
Sira-tsvju-no \ woku-ni saki-keru \ womina-Jiesi | jo-wa-ni-ja
iri.-te | kimi-wo miru-ramu.
In des weissen Thaues
Tiefe der aufgebläht ist,
Der Baldrian
In der Nacht 2 vielleicht eintretend
Den Gebieter sehen wird.
- 3 t p 1 a u a ^ j§
-h 7 - b # y y y y
T >) ^ 3 y V ^ 1] 3
# 7 y b ? U b 3 b
)ls <1- b ^ A 7 3 7 ftf
1 Es scheint hier und in dem Obigen wirklich angenommen zu werden,
dass der erwähnte Mensch das Bild der Weberin gewesen.
2 Die hier für jo-wa ,Nacht 4 gebrauchten Zeichen sind dem Sinne nicht
entsprechend, da (lia) ,halb‘ eine Hilfspartikel ist, und nicht als
Wörterschrift, sondern als Sylhenschrift zu gelten hat.
110
Pf i zmai er.
Wotnko-no koto-dokoro-jori kajö liito-no mato-jori | tsukurö
hito haberane-ba j ito kot.o-jb-ni nan tote \ furi-wo okosete liaberu-ni.
Da ein Mann, ein von einem anderen Orte verkehrender
Mensch, ursprünglich kein zurechtbringender Mensch war,
schickte er, es auf eine sehr verschiedene Weise sagend,
Melonen.
d u ^ y \U n ^
£ 3 )\ / ¥ 3 ' h
Aki-goto-ni | fada mim jori-wa \ furi-fu-jama | waga sono-
ni-ja-ioa \ nari kokoro-mi-nu.
Jeden Herbst,
Seitdem man es nur sieht,
Der Berg, wo Melonen wachsen, 1
In meinem Garten vielleicht
Entsteht, man hat es versucht.
r
Akatsuki-ni musi-no naku-wo.
Bei Tagesanbruch schwirrten die Insecten.
t ^ ' l' y ^ Wi t 1J ^
Kite-si kana \ waga koto aki-no | jo-mo sugara \ nevarenu
mama-ni \ musi-mo naku nan.
Gekommen es ist!
Meine Sache diess, im Herbst
Die ganze Nacht
Eben wenn nicht geschlafen wird,
Die Insecten schwirren.
1 Der Berg, wo Melonen wachsen (furi-fu-jama) befindet sich in dem
Reiche Mutsu, Kreis Sira-kawa.
Vier Himmel des Jamäto-Liedes.
in
- >J 7- h 3 7 0 ^ ff T
# t h A f ^ 7 )l^
Gr». ao-no nobovi-haberamu koto toi-te haberi-si-ni.
Indem ein Bonze fragte, ob man emporsteigen werde: 1
ti 1/ ly 17 7
y 7 t X A A ^ A
Kimi-wa omofu | mijako-wa koi-si \ hito sirezu | futa-mitsi
kakete | nageku koro kana.
Der Gebieter gedenkt,
In Mijako der geliebte
Mensch nicht gekannt,
Zwei Wege 2 betretend,
Wo Schmerz ist, um die Zeit!
b- x > u * m <i- 7
Kiku-wo ito owo ujete liaberu-ni \ nobori-haberi-nan tote
musubi-tsuke-haberi-si.
Indem man sehr viele Goldblumen pflanzte, band man sie
an, damit sie in die Höhe gehen.
»J 7 t 7 )ls y M 7 €.
t j x i i/ s t n y
y ^ ? t 3 7 d ^5“ 4^
Mi.tsugi-na-ba \ furu-sato-mo koso | wasurarure \ kono hana
sakanu \ madzu kajeri-nan.
Wenn man beschenkt,
Die Heimat auch
1 D. i. ob man nach Mijako reisen werde.
2 Der Weg der Schrift und der Weg des Krieges.
112
Pfizmaier.
Vergessen werden mag;
Diese Blume bevor blüht,
Früher man zurüekkehren wird.
>J 7 7 ü # — 7 t 7
/ i-
' 3 h l'i d
# -Y ^ 7 % ' h
Wotsi . . . ko-dovio-no liaha-no koto-icotoko-ni tsuki-te ha-
bere-bn | imiziü nageku josi-ioo kilci-haberi-te.
Indem man hörte, dass weggefallene 1 Kinder, als die
Mutter einem anderen Manne sich anschloss, überaus sich
beklagten:
>J 7 7 7 7^ A 737
i/ # i ^ " n 7 7 M
So-no-hara-no \ ko-zu-e-wo mire-ba \ hahalci-gi-no \ uki-wo
nomi kiku j sode-mo nure-keri.
Von So-no’s Ebene 2
Die Baumwipfel als man sah,
Der Besenbaum 3
Trauriges nur hörte,
Der Aermel auch befeuchtet ward.
77^7 >: &^77 7;
1 Nach wotsi, dem hier die muthmassliche Bedeutung ,Wegfällen' gegeben
wurde, ist in der Handschrift ein Wort oder eine Sylbenverbindung
ausgelassen.
2 Die Ebene So-no befindet sich an der Grenze der Reiche Sinano und
Mino, gehört jedoch zu dem Kreise I-na in Sinano.
3 Ein nicht ganz verständliches Wortspiel, wobei hahajci-gi ,Besenbaum'
wohl als haha-ki-gi ,Mutterbäume' zu betrachten ist. Das Andere dürfte
sich nicht zu einem Wortspiel eignen und der wortspielende Sinn ein
fach sein: die Mutterbäume Trauriges nur hörten.
Vier Himmel des Jamato-Liedes.
113
^ n| t n y
Kai-no suke-to iümono-no \ c/o-iuo imiziü konomi-haberi-si-ni
tuvkawasu toki nika-no naki-haberi-si-ni.
Ein Mensch Namens Kai-no Suke liebte überaus das
Schachspiel. Zu einer Zeit, wo er ausschickte, 1 brüllte ein
Hirsch. 2
X ^ n- -h T J in 3
# ly ly A 0 ns föJ y tj
o a ti <i- - % )v y
TJj-AAt-hhAA
Mijako-jori nemugoro-naru hito-bito-no | on-fumi-domo aru-
ni naku nari-tamai-ni-si hito \ owase-masi-Ica-ba-to mire-ba oboje-
haberi-te.
Aus Mijako hatte man Briefe freundlicher Menschen.
Als man sah, dass ein verstorbener Mensch es gewesen, ge
dachte man:
ni/ h 7 i y h
Ima hitori | sojete-ja mimasi | tama-dzusa-ivo | mukasi-no
hitn-no | am jo nari-se-ba.
Jetzt ein Einziger
Hinzufügend wohl, sehen wird
Die. Edelsteintafel,
Ehemalige Menschen
Wo es gibt, die Zeit da geworden ist.
1 Der Ausdruck ist offenbar bei dem Schachspiel üblich.
2 Die hier folgenden fünf Verse, welche in der Handschrift zwei zweifel
hafte oder unrichtige Zeichen enthalten und hauptsächlich aus diesem
Grunde sich jeder Erklärung entzogen, mussten weggelassen werden.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. I. Hft. «
114
Pfizmaier.
Kiku-ni musubi-tsuJce-si fumi-wo | ßrit Tiito-no mi-tamai-te
kokono-ka.
Indem ein Menscli ein an Goldblumen gebundenes Schrei
ben sab, am neunten Tage:
y # h n > ^ ^ ^
bi X b- A 7- ly 7 V
l/Z7777wA>> : £
Mitsugi-naku \ tomare-to made-wa \ omowane-do \ kefu-wa
sugu-to ifu | hana-to koso mire.
Ohne Beschenkung
Einhalt bis ist,
Diess man nicht dachte,
Doch beute das Vorübergeb’n
Als Blume man sehen mag.
1]
Kajesi.
Die Entgegnung:
Ma-golcoro-ni | jowai-si tomaru | mono nara-ba | tsi-dzi-no
aki made | sugi-mo sinamasi.
Mit wahrem Herzen
Wo man altert, die innehaltende
Sache wenn ist,
Bis an tausend, tausend Herbsten
Vorübergehend, man sterben wird.
h h y n
w - t
^ 0 + ffl
y —■ y
b
7
1)
7
Vier Himmel des Jamäto-Liedes.
115
M ^ ly 3* 1 M U
# -7 a t h 7 7
Na-wo idete ziü-itsi-nit&i j liama-na-no hasi-no moto-ni tomari-
fe | tsuki-no ito omo-siroki-wo ■ mi-haberi-te.
Als man wieder auszog und am eilften Tage an.der Brücke
von Hama-na einkehrte, sah man, dass der Mond sehr lieblich war.
A 7 t 7 t 7
* 1)- 7 7 7 Jls U AS ly
TJtsusi mote \ kokoro-sidzuJca-ni | miru-beki-wo \ utate-mo
nami-no | utsi-sawagu kana.
In Abspiegelung,
Ruhigen Herzens
Man sehen könnte?
Unmenschlich auch die Wellen
In Aufruhr sind!
= ? + / l ? 4- 7 #
Jo-fukete silca-no naku-ni.
Als in tiefer Nacht der Hirsch brüllte:
b-^^iyjyy, mm
Takasi-jama \ matsu-no ko-zu-e-m \ fnku kaze-no
simu told-zo | sika-mo ndki-kern.
Auf Takasi’s Berg,
In der Fichten Wipfeln
Wehend der Wind
In den Leib wo drang, um die Zeit
Der Hirsch auch brüllte.
AS \L 1 X a
7 7 A — )iy t
| mi-ni
P
y
8*
116
Pfizmaier.
Utsuroi-suru tokoro-ni iwai-no hohoro-wo.
Wo es wiederglänzte, hatte es den Sinn der Beglück
wünschung :
y - y ns i% P ns
Kimi-ga jo-iva | naru-wo-no ura-ni | nami tateru | matsu-no
tsi-tose-zo | kazu-ni atsumemu.
Was das Alter des Gebieters,
In Naru-wo’s 1 Bucht
Die Wellen, im Aufstellen,
Der Fichte tausend Jahre
Als Zahl werden sammeln.
ij u i y t ^ 7 i )i/ ^ ^
> X X # 7 IL' $f h 7 — 7
y7#Ay-&y-ry7^
Kono maje-ni naru-wo-no hama-to iü tokoro-no haberu nari
säte sono matsn-ica mije-haberi-si nari-to-zo.
Vorher gibt es einen Ort Namens Meerufer von Naru-wo.
Die . genannte Fichte war daselbst zu sehen.
Der AVeg von Taka-No.
7 b- — y 7 )V x y U 11
7 7 1 y Tf: I # 7
7 77 7 7 3
0 t U ü 0 h
1 Naru-wo befindet sich in Setsu, Kreis Mu-ko.
Vier Himmel des Jamato-Liedes.
117
Taka-no-jama-je maJcari-haberi-keru-ni | tsuje-no hodo-nite
matagari-taru ki-ni \ koromo-wo tsudzura-kadzura jo-no mono-nite
karami-tsukete \ saka-wo ori-kuru so ari.
Als man sich nach dem Berge Taka-No 1 fortbegehen hatte,
war ein Bonze, cler um ein gabelichtes Holz von der Grösse
eines Stabes das Kleid nach Art der Schlingpflanzen herum
wand und die Bergtreppe herabkam.
') 1/ 7 J t 11/ i f ^
A 3 -x V 1J 1J 7 # t 7
M 7 >J 7 ]y -s y )is U -Jj
7G ( Ifr # t U lS ZI 7 7
Juki-tsigbte omo-kage-no mi-taru kokotsi-su-mere-ba \ tatsi-
kajeri-miru | kare-mo onazi-ku tatsi-kajeri-tamo-wo \ joku-joku
mire-ba tsuna-moto nari.
Als man sich begegnete und man das Gefühl zu haben
schien, dass die Züge gesehen worden, blickte man zurück.
Indem er zu gleicher Zeit zurückkehrte' und man ihn ganz gut
erblickte, war es Tsuna-moto.
In-if-f »J ■}- :7 y -f -f
7 7- ^ -7 y a 1j 7 tl
— ^ A 7 i'i t ^ -i =-
7 h T i 7 ff 1 h h
77777h77i
Ika-ni-to ije-ba \ ito fu-i-no tai-men kana \ juku tokoro-wa
kefu narade-mo an-namu \ ana i-zen tote saki-ni tatsi-tamb.
Als man fragte, wie diess geschehe, sagte er: Eine sehr
unvermuthete Begegnung! Es wird sein, dass ich heute nirgends
hin wandle. Wohlan vorwärts! — Diess sagend, schritt er
voraus.
1 Der Berg Taka-no befindet sich in dem Reiche Ki-i, Kreis I-to.
118
Pfizmaier.
y )\ A t ^ 7 i!/ T -i
') # 7 t ^ 7- X A ^ »i
- y u t ^ ft f t y =
y^yy^yy^ty
xy^^-yyo^#
Siri-ni tsuki-te mukctsi-ima-no koto-domo kiknje-awase | sate-
?)io ari-si katatsi-wa jume-mo nokorade \ hb-ni mi-wo jatsusi-tama-
jeru sama \ geni-to omoi-nagara | namida-wa jukaku-nite siboru
bakari nare-ba | kiri-no simeri-ni magirawazu.
Ilnu nachfolgend, brachte man die Sachen von Einst und
Jetzt gegenseitig zu Ohren und dachte wirklich, wie doch die
gewesene Gestalt nicht im Geringsten mehr übrig und er durch
die Vorschrift den Leib verringert. Indem man dabei die
schweren Thränen nur auswand, war mit der Feuchtigkeit des
Nebels keine Verwechslung.
X ZI £ Ml Hi u x 3 3
y -p y ■=■ y x y # #
h y iy y n y y ^
Koko-kasiko mi-haberi-te \ oku-no win-nite-wa kare-watari j
kaze mi-ni sirni tori-no ko-e nado su-meri.
Während man sah, was hier und dort, war in dem inneren
Gebäude llinUberziehen von Aufheiterung, der Wind drang in
den Leib, die Stimme des Hahnes schien zu ertönen.
-p x £ ij a ^ ^ y y
y ? ^ y iy \/ y d a
y
Vier Himmel des Jamäto-Licdes.
119
Nobori-te-wa \ koJcoro-no kiri-mo | hare-nu-besi \ tcika-no-no
jama-vo \ mine-no viatsu haze.
Als man emporstieg,
Bei des Herzens Nobel
Aufheiterung konnte sein;
Taka-no’s Berg,
In seines Gipfels Ficktenwind.
2:
y
ly
+ 7
v A
m t
iy
y
T
ZI
X
n
y y
7
X
<£
€
Na-mo siranu \ mi-jama-no tomo-no | ko-e-wa site | afu hito-
nio nasi | mciki-no sita mitsi.
Den Namen wo man nicht kennt,
Des grossen Berges Genossen,
Ihre Stimme wie ertönt.
Ein begegnender Mensch ist keiner,
Auf dem Weg unter den Eiben.
y — t1 y f 1 7 t )i i'i
Kawara-ni-wa | viatsu saje ojete \ furu-tera-no \ koTce-no mu-
siro-mo | nori-ni siku-ramu.
In dem Flussbett
Die Fichte nur indess wächst,
Des alten Klosters
Moosteppich auch
Zur Vorschrift man wird breiten.
# A
v r
u u
l/
7t y
IJ ^ r
ZI y>V3ly±^ly$.
3 ^ 7 >) i'i - x - y
t * m y ^ t y y 0
120
#^^7^-0 b y i 7
y y y jl y
Aki-no hi nisi-ni nari jasuku | wo-no he-ni kakare-ba \ kore-
jori kudari-te \ tsuna-moto-no iwo-ni \ ko-joi-wa akasi-habere-kasi-
to are-ba \ idzuku-no liotori-ni-to tofu \ hi-no otsi-juku katci-ni
simete haberi-ke.ru.
Als die Herbstsonne sich nach Westen wandte und ruhig
über dem Berggipfel schwebte, stieg man von hier hinab, und
Tsuna-inoto sprach: Ich möchte diese Nacht in der Hütte ver
bringen. — Man fragte: An welcher Seite? — Man verschloss
an der Seite, wo die Sonne zu sinken im Begritfe war.
7, U =. )\ 7fr y \L 3 ^
z 7 3 - V y y t y
Juki-te mi-jo \ negai-wo matsu-no \ iwori-ni-wa \ nisi-ni ko-
koro-wo | kakete musuberu.
Hingehend siehe
Den Wunsch, die hchtene
Hütte, in ihr
Nach Westen das Herz
Wie man anhängt, sie geknüpft ist.
^ 1j r\ v r h
To are-ba kajesi.
Als diess gesagt war, lautete die Entgegnung:
y t ~J y ^ y 7fr ^ y
Taka-no-jama \ iiuori-musuba-ba | ware-mo mata \ nisi kgso-
t.o ornoJa | dnazi-negai-wo.
Auf Taka-No’s Berg
Die Hütte wenn man knüpft,
Vier Himmel des Jamäto-Liedes. 1^1
Ich dann auch
Nach Westen mich sehne,
Gleichen Wunsches!
p r # fts y n y u m 1 y
U ß? S M ^ 1 7C ^ \y
y x m ^ y k ') y
7 JU A 7 £ -b 7 ' P - X
i~ tl b~ b |S] -t 7 'J IV
jt/-=7 s AWl'£'b*(
kürzte tadovu-tadoru iwovi-ni iri-nu | tsuna-moto Ivi-utsi-ivo
tori-idete | tomosi tsuke-tamb-ioo mire-ba \ jaja sitsi-siaku si-men-
no iwori-ni mi-da-to dai-si-no zb-wo kakete butsu-rjn sawajaka-
ni | ari-taru noki-ba tsikb sitsurai.
Bei Dunkelheit trat man tappend in die Hütte. Tsuna-
moto nahm ein Feuerzeug hervor und zündete Licht an. Man
sah in der an den vier Seiten etwa sieben Schuh messenden
Hütte das Bildniss des grossen Lehrmeisters A-mi-da angehängt
und ein Vordach, wo sich die glänzenden Geräthe Buddha’s
befanden, in der Nähe aufgebaut.
h^-yspy^^r^y
y a 7 y y >R 1 x y
is y p iy t 7 \L ^
— [dH W — ^ t A ^
y y 3 t > j t ^
Sonn mama midzu mvsubi-bana via-irase-kaje \ hi kakage-
soje kciwori-ni-mo utsusi-te | kono zö kiki-wake-no fude-nite owasi-
masu-to-zo.
Dabei waren geknüpfte Blumen in Wasser zur Abwechslung
dargeboten, und indem man ein emporgehobenes Licht hinzugab,
122
Pfizmaier.
bei Weihrauch auch versetzte, war dieses Bild der Pinsel des
Hörens und Unterscheidens. 1
# 7 ä 7 H ns U A x 7
Jo-no tsune-ni mijezu | sai-gio sib-nin mi-dzukara kaki-tama-
jeru san-ke-siü-wo \ Jaki-waJce-tsutajerare-keru-wo \ ho-sio-zi sd-bb-
no lii-no toki jake-liaberi-keru.
Es war in der Welt gewöhnlich nicht zu schon. Die von
dem hochwürdigen Sai-giö 2 eigenhändig geschriebene Samm
lung der Berghäuser war durch Hören und Unterscheiden
überliefert worden. Sie war zur Zeit des Brandes der Bonzen-
zellcn des Klosters des Sieges der Vorschrift verbrannt.
0 ^ y 7 # A ZL ^ güj 7
t Is JL ') v Z Z =- ft '
Sono notsi sai-gib-no taku-ni \ tsuju tagawazu kakarete
haberi-si-wo | miserare-tamcii nari.
Später wurde sie in dem Hause Sai-giö’s ohne die ge
ringste Veränderung niedergeschrieben und gezeigt.
0 f # I IS A 1$
- Hz — $| ID
ffi 7 i y m
x ft & m w §
■t 1
ii/ n
n
h
— t h
1 Die Rede ist, wie aus dem Folgenden hervorgeht, von der Beurtheilung
der Schriftwerke oder auch der Zeichnungen.
2 Der Bonze Sai-giö, ein öfters genannter berühmter Dichter.
Vier Himmel des Jamäto-Liedes.
123
Kuki-je hitsu-ziütm hitosi-to i-i-si-mo | saru koto-ni liaberu \
jori-tomo dai-sio-no siü-won-so \ mu-dd-zi-nite mi-haberu \ sai-gib
hitsu-ni ni-tari.
Es war so, dass es hiess, die Schrift, die Zeichnungen
und die Kunst des Pinsels seien ein und dasselbe. Das
Pflücken der Gartenpflanzen des grossen Anführers Jori-tomo
sah man in dem Kloster des Bewegungslosen. Es war dem
Pinsel Sai-giö’s ähnlich.
Äh h # A £ + - 3
x h ift ii> x + h t y
# y h ’ü - & r M ^
)is ~ ^ m y ij o £ ^
Kono jama-ni-mo guan-mon uado ari | mina tagaivazu-nite
liaberu | kiki-wake-to kono san-hitsu hito-isu-ni mije-haberu.
Auf diesem Berge gibt cs auch Schriften des Gebetes.
Sie sind alle nicht verschieden. Bei Hören und Unterscheiden
zeigen sich diese drei Pinsel 1 als ein einziger.
7 T x 0 -fc ») / E
u 7 n f tj n # y -h
^ ^ t ^ y M & M vk
^1] 7 yfä
ß- y- - y b r 7 m $8
Sä-nari taka-nobu a-son-no owo-wara-no dzu roku-kuan \
fun-siki fude-no haje mi-dokoro ari \ sio-sio-no koto-ba kaki do-
Mtsu nari | owo-kata-nite-wa mo-zi lcake-b-mazi-ki nameri.
So ist es. Die von Taka-nobu A-son stammenden sechs
Bücher Abbildungen von Owo-wara, 2 der Ruhm des mehl
farbigen Pinsels, enthalten Sehenswerthes. Die verschiedenen
1 Nebst diesen Schriften des Gebetes werden oben noch die Schriften
Sai-g’iö’s und Jori-tomo’s erwähnt.
2 Das Feld voii Owa-wara befindet sich in Jama-siro, Kreis Oto-kuni.
124
P f i /, m a i e r.
Wörter sind im Schreiben der nämliche Pinsel. Im Ganzen
genommen, dürften die Schriftzeichen nicht einander entgegen
zu halten sein.
x ~ -r v - o 7 ~ m &
2. ^ u )i> - n ^ $p #
Ho-sei-zi-dono ohon-fude-ni mago bakari-ni haberi-si \ kakaru
füde-dzukai | ima jo-ni mijezu.
Eine solche Anwendung des Pinsels, wobei man bloss
den Pinsel des Herrn des Klosters Ho-sei ! nachahmte, ist jetzt
in der Welt nicht zu sehen.
Ifi:
)i/ y 2 ^ f 1 ^ n ^
Jo-no hedate haruka-naranu hodo-ni \ ito kutsi-osi-ku nari-
juku mono-ni haberu.
Da das Zeitalter kein getrenntes und fernliegendes ist,
beginnt die Sache sehr bedauerlich zu werden.
^ T ^ | I ^ 7 |
7 I )b ff t § t Ä 7C
^ 7 + i f ^ ^
u t r ± n m £ ^ ^ *
x # b ^7 f y ? t t
Sib-guan-win-no hoku-bb-nite mi-haberu \ mi-scise-tamai-si-ja
imcida si \ nobu-sane a-son-no mi-na-se-tono-no si-ki-no si-kuan !
1 Statt des Eigennamens eines vornehmen Menschen setzt man, wie es
hier geschehen, bisweilen den Aufenthaltsort mit Anhängung von dono
,Palast, Herr 1 .
Vier Himmel des Jamätu-Liedcs.
125
koto-ba kaki db-hitsu \ gio-sei nado-no aru naru atari-wa | ohon-
fude-mo kuwajerare-tari.
Man sah es in der nördlichen Zelle des Tempels Siö-guan.
Es geschah noch, dass der Gebieter es etwa zeigte. Die von
Nobu-sane A-son stammenden vier Bücher der vier Jahreszeiten
des Palastes von Mi-na-se 1 sind in der Schreibung der Worte
ein und derselbe Pinsel. An den Stellen, wo kaiserliche Ver
fertigung' 2 sich befindet, wurde der hohe Pinsel auch hinzu
gefügt. 3
^ v y ^ 7 / i
)V ^ ^ ? u & |g 7 - i ±
^ € v y n r * y ± m
v * * b- ^ \l v / y n m
--yisyfajyytmm
# y v * y y £ x rv u ®
)V ^ V 7 t" 3 ifc 1j A _h
Wo-no he-dono taki-dono ta-no kami-no ina-ba-dono | lcawara-
ni nozomeru kaja-buki-no loata-dono tsuri-dono | tokoro-dokoro-no
iwa-ki-no iro-ai | midzu-no kokoro-baje \ sono owoku-no ke-siki-wo
kaki-wakerare-si \ ima-mo me-ni tsuki-taru jb-ni liaberu.
Der Palast des Berggipfels, der Palast von Ta-no kami, 4
von Ina-ba, der auf das Flussbett herabblickende, mit Ried
gras gedeckte Durchgangspalast, der Angelhakenpalast, die
Erscheinung der Felsen und Bäume der verschiedenen Orte,
die Eigenschaft der Gewässer, die vielen Ansichten im Zeichnen
vertheilt, sie sind, als ob sie noch jetzt sich an das Auge
gelegt hätten.
1 lieber Mi-na-se ,wasserlose Stromschnelle“ findet sich blos die Lage:
Kreis Oto-kuni in Jama-siro und Kreis Sima-kami in Setsn angegeben.
Die beiden genannten Kreise berühren einander.
2 Die Schrift, der schriftliche Aufsatz des Hiinmelssohnes.
3 Es wurden Zusätze gemacht.
4 Ta-no kami befindet sich in dem Reiche Omi, Kreis Kuri-moto.
126
Pfizmai er.
^ t 7 i: t I ^ | t a 1
I) * u U # B y * ') 11 liri
# 1j ^ w 7 | ^ f t ;
"f 1 7 " y - ^ ^ ^
'V7-fe#' i fWW : £ — t
1-lti-no kuni-je womomukase-tairib-ni | nari-haberi-si toki |
on-katami-ni tote | 7co?io a-scm mesi-te \ on-kage-wo kakase-tamai-
te sitsi-deo-no nib-win-je \ ma-iraserare-si-to ivi-wo-mo | ogavvi-tate-
matsuri-liaberu.
Als er nach dem Reiche I-ki reiste, zur Zeit wo sie ent
standen, liess dieser A-son, 1 für ein Reisegeschenk Auftrag
gehend, sie abzeichnen, und man betrachtete sie mit Ver
ehrung, indem man sagte, dass sie der Kaisermutter des
siebenten Viertels dargeboten worden.
^ t t s t 3 'v f y
ft a 7 x ^ hniy
# —
3 I A 7 t ^ 'f I 7 7
^ t i * h t ^ 7 i
t: -N fi§ n n ^ )ls I; B
Sore-nite mi-kage-db-wa t.aternre-si-to-ka | midare-taru jo-
ni-ma ika-ga nasu-beki-mo hakarazu hito-hi mo-lwja de | mi-na-
se-je-mo owo-wara-je-mo ] juki-te m.i-sase-tamaje-kasi.
Somit wurde wohl die Halle der erhabenen Bildnisse er
richtet. Wie konnte man es in einem Zeitalter der Wirren
thun? Möchte man doch, ohne zu erwägen, eines Tages bald
hinaustreten, nach Mi-na-se und nach Owo-wara gehen und
zu sehen geruhen!
1 Der oben genannte Nobu-sane A-son.
Vier Himmel des Jamato-Liedes.
127
IV V
p
M
X
-£ D
7 h
3 1
7 7
w h
V -
7 7
2 >)
:? 7
6 7
u *
7 t
7 -k
i! m
7 3
t 7
' lil
Dai-si Jcono jama-no dzu-wo kakase-tamai-si \ hb-sei-win-no
bb-ni ari | idzure-no e-dokoro-to iü-to-mo \ wojobu-maziü mije-
habe.ru.
Es befindet sich in einer Zelle des Tempels Hö-sei, wo
der grosse Lehrmeister die Abbildung dieses Berges zeichnen
liess. Nennt man es auch irgend einen abgebildeten Ort, es
erscheint unerreichbar.
h t >) 2/ u x 7 -t x k a
^ 7 7 t ^ IV t 7 .ü n ft.
X IJ
Take-wa take-to mije lci-wa ki-to mije \ fori tori nado iü
mo-zi \ sono mono-to mijuru sama-ni \ kakase-tamai-si mono-mo
ari |' taje-naru mono nari nado kikoju.
Es gab auch Gegenstände, bei welchen er die als Vögel
benannten Schriftzeichen, wo Bambus als Bambus erschien,
Bäume als Bäume erschienen, auf eine Weise schreiben liess,
dass sie als diese Gegenstände sich zeigten. Man hörte, dass
es wundervolle Dinge seien.
h =& »7 7 + )V 7 7
^ A ff 7 - ij ^
^ 'M y ^ ~ X7
•J U ^ 7 k 7 t
)V -t h
7 H 2
^ A -
' y 7
128
I* f i z m a i o r.
Tomo-ni omoi-idzuru-wo mamci-no \ mono-gatari-su-meru
naka-ni \ nana-so-dzi-ni-mo take-lamaje.ru so-no \ icaga na-wa
umi-ije-to ijeri.
Während man das, was zugleich in die Gedanken kam,
eben zu erzählen schien, war ein in dem hohen Alter von
siebzig Jahren stehender Bonze. Derselbe hiess mit Namen
Umi-ije.
y y y y n in y 7 w y
ii 7 w r # ti n ^ 1- 7
A W A t )V 7 ly h 7 n >T
A ^ 1J- i h 3 € 7 L'
Kura-kere-ba to-bira tsikb narabete sbraje-domo mi-tamawasi \
ko-joi kaku todome-haberu \ ikade akasase-tamawan-to | no-tama-
wase-si-ka-ba.
Als es finster ward, richtete er in der Nähe den Thür
flüge], blickte jedoch hin und sprach: Heute Nacht wird man
so innehalten. Wie wird man die Zeit bis zum Morgen ver
bringen?
y n h h y a =?- y y w
y h »j 1 t y *)- y y x.
') ff ^ t ? n •= 7 t y
Jama-zumi-no mbke-ni sbro tote | utsi-oki-ni | awa-no i-i si-
so hi-siwo nado iü mono tori-soje | ziü-ni-san ko-zo mote-ku-meri.
Damit Erlangung des Bergbirnbaumes sei, nahm bei dem
Hinstellen Speise aus Hirse, Eingemachtes aus Basilienkraut
und andere Dinge hinzu. Zehn bis dreizehn junge Bonzen
schienen es zu bringen.
UV biJ ^ t 7 ty 2/ T ^
Vier Himmel des Jamato-Liedes.
129
y # A 7 y y ti A t f#
7 7 7 ;f 77-^7 ij
a 7 7 7 X ns ij tM: ( £
yii/Ajliyy^
& A 7 — A t ^ ^ ^
Jo-wa-no arasi-ioo sinogu made-no | jadöri-ni-to koso omoi-
linberi-si | mijako-vio tabi-tabi-no sawagi-ni \ jo-no hoka-ni nari-
juki-te | kakaru on-motenasi \ sute-bito-no mi-no uje-ni-wa j medzn-
rasiü haberu tote | si-nin mi-wo sobame-ivi-te hü.
Indess Mijako auch, nach welchem man in der Einkehr
bis zum Ertragen des Sturmes der Nacht sich sehnte, hei
mehrmaliger Aufregung die Aussenseite der Welt zu werden
im Begriffe war, weilten, damit eine solche Bewirthung fin
den Bonzen kostbar sei, vier Menschen zur Seite und assen.
IJ ^ 7
h M y
- t 7 t 7 7 ® 7 t T i
t f ^ + itfc 4 1 y ns ^
Säte umi-ije-no j jen-aru hoto-domo no-tamb naka-ni \ dai-si
kono jama-ico \ kiri-hirakase-sase-tamai-te \ db tate-sase-tavio-ni.
Während Umi-ije die bezüglichen Dinge sprach, liess
der grosse Lehrmeister diesen Berg 1 durch Abhauen erweitern
und eine Halle herstellen.
A A h y * 7 A 7 £ 7 3
¥ y y -t O y iy ly ¥ y y
7PJdd-hX7l/77 7£
1 Der Grund des Bergklosters, der durch Abtragen von Felsen oder Fällen
von Bäumen erweitert wurde.
Sitzungsber. d. plxil.-liist. CI. CX. Bd. I. Hft. 9
130
P f i 7. in <i i e i\
A i) 3 X t X A X ') In ^
^ x ht^-yfx^t
Kono miüi-no täte, mi \ mo-zi-no koto-ioo sirane-ba [ sirusi
awasu-beki kotovjari-mo nasi tote I iro-ha-no si-zvü-hatsi-zi-wo \
loosije-sase-tamai-si-jori | su-e-no jo-no hito-no | fasuke-ni-mo nari-
nu-to | kikoje-haberi-si-ka-ba.
Da man, die Herstellung dieses Weges sehend, die Sache
der Schriftzeichen, nicht kannte, Hess er, damit kein Grund sei,
Kennzeichen hinzugeben zu müssen, die achtundvierzig Zeichen
des I-ro-ha lehren, und man hörte, dass sie seitdem die Hilfe
der Menschen des letzten Zeitalters geworden.
■3- B >J W x M 1
- X ^ + 7 AUA
Sara-ba-to omoi-te \ iro-ha-wo kanfuri-ni woki-te \ si-ziü-hatsi-
gen-wo tsudzuri-itasi kage-no maje-ni sono.
Denkend, dass es so recht sei, setzte man das I-ro-ha als
Haupt und, die achtundvierzig Wörter zusammenstickend, 1 bot
man es vor dem Bilde 2 dar.
-y u ^ ^ t w
Ima-tote-mo | hotoke-no mitsi-wo \ motomene-ba | tavia-tama
hito-ni | naru kai-mo nasi.
Jetzt oh es auch sei,
Buddha’s Weg
1 Man verfasste achtundvierzig Gedichte, deren jedes mit einem anderen
Buchstaben des I-ro-ha begann.
2 Vor dem Bilde Buddha’s.
Vier Himmel des Jamäto-Liedes.
131
Wenn man nicht sucht,
Zufällig zum Menschen
Man wird, kein Nutzen ist.
Ro-mo kai-mo | ioare-ra-wa torade | nori-no mitsi \ tada
funa-nusi-wo \ tanomi-te-zo juku.
Steuerruder und Ruder
Wir nicht nehmend,
Der Vorschrift Weg,
Nur dem Schiffsherrn 1
Vertrauend, wandeln wir.
y ^ 7 -t y + =£ A A
y u y * y m ffi 7 x
Hatsi-su-ba-ni \ woki-te kije-namn \ tsuju-no mi-no | inotsi-
wo ike-no \ mi-dzukara-zo sine.
An ein Lotusblatt
Sich legend, der vergehen wird,
Der Thau, seines Leibes
Leben, dem Teich
Selbst ist es bekannt.
Nisi-je juku | tsuki hi-no kage-ni | sasowarete \ jowai lcata-
buku | tosi-wa uresi-ki.
Die nach Westen zieh’n,
Die Sonne, der Mond, von ihrem Lichte
1 Der Schiffsherr ist Buddha.
9*
132
Pfi zmaier.
Hingeleitet,
Wo clas Alter sich neigt,
Die Jahre, die freudigen.
n * zi n ti & (
Hono-bono-to \ ake-juku sora-wo | nagamure-la \ tmki-mo
lioi-siki | nisi-no jama-no ha.
Wo es dämmerig
Zu tagen beginnt, nach dem Himmel
In die Ferne wenn man blickt,
Der Mond auch an des lieblichen
Westlichen Berges Rande.
l I t ^ / i ^ ^
#fii
^ 7 >Ls 7 7 h i~ 7
Hedate-naki \ tsikai-to tare-mo | tanomu-ran \ siru-mo sira-
nu-mo | na-rnu a-mi-da butsu.
Ohne Scheidung
Auf den Eidschwur wer
Sich verlassen wird?
Wissend und auch nicht wissend
Namu Amida Buddha.
7 i/ ii/ y t £ ^ ? t >
^ 7 y a 7 > u y t
ly Id p ly A ') 7 7 ü
Tote-mo jo-no | homare-wo itofu | mi nari-se-ba | hito-no
sosiru-ja | vresi-karamasi.
Immerhin der Welt
Lobrede zuwider
Uns selbst wenn ist,
Ein Mensch vielleicht schmäht,
Freudig wird man sein.
Vier Himmel des Jaraäto-Liedes.
*
133
zi / 3 3 ^ X —
X t £ 0 ^ / 7 w
> # -3- # 4 A ' A
Tsikai-nite \ mumaruru nara-ba | tanomu-besi \ hotoke-jori
nawo | mi-da-no hito-lco-e.
Mit dem Eidschwur
Geboren wenn man ist,
Hoffen man kann,
Von Buddha noch immer
Mi-da 1 der einzige Laut.
Rin-niju-wo-mo \ wäre tasinami-ni | omofu na-jo \ muJcaje-
tovan-no \ tsilcai tanomi-te.
An die Schuppensammlung 2
Mit Sorgfalt ich
Denken möge,
Den entgegen man nehmen wird,
Auf den Eidschwur indem man vertraut.
^ ^ A J'i t t 7 > h X
iv W* ^ y u 3 a )is
^ h H X 7 / t DE x
Nuru hodo-wa I utsutsn-to omofu \ jo-no naka-wo \ samezu-
wa ikä-ga \ jume-to siru-beki.
Zu des Schlafens Zeit
Wirklichkeit ist, denkt man,
1 Mi-da, die Abkürzung von A-mi-da.
■ Die Schuppensammlung sind die vier Jahreszeiten, Hitze und Kälte,
welche wie Fischschuppen einander folgen und sich ohne Ende in
einem Kreise drehen.
134
P f i z m a i e r.
Was in der Welt;
Wenn kein Erwachen, auf welche Weise
Dass es Traum ist, kann man wissen?
M 4 - ^ :z. y t
>)
z-yy bk z^y^t-y
Ru-ri-no ike-no \ omoi-jararete | jukasi-ki-wa \ kowori-ni
sidzumu \ midzu-no tsuki-kage.
Der Smaragdteich
In Gedanken wenn vorgestcllt,
Der ersehnte,
In Eis versunken
Das Mondenlicht des Wassers.
' A k t n y y y
u y 7 t 7 ' ü / a +
Wonaziku-wa | mi-da-no tsikai-wo \ sirase-baja j tote-mo tona-
furu | hito-no kokoro-ni.
Auf gleiche Weise
Mi-da’s Eidschwur
Bekunden man möchte,
Immerhin anstimmt
Der Mensch in dem Herzen.
y-yyyyyy uv
U 3 $P 3 > ly y y \L 7J
y % x t n y a$ £. ?
Waga negai \ mi-tsu-no kokoro-wo | tadzunure-ba \ tada hilo-
lcg-e-no | vii-na-ni koso are.
Mein Begehren,
Die drei Herzen
Wenn man sucht,
Vier Himmel des Jaraato-Liedes.
135
Bloss mit clem einen Laute
Der hohe Name sei. 1
■? ^ 7 J Ä
Kakure-ga-ni [ sakctnu nardbi-no \ hanu nara-ba \ haru-ja
uki jo-no | koi-si-garamasi.
Im verborgenen Hause
Nicht blühende Reihen
Von Blumen wenn sind,
Der Frühling wohl nach der vergänglichen Welt
Sehnsüchtig wird sein.
3
^ 27 n x >j ^ n /
Jo-no naka-wa \ omolci tciki-gi-no \ jama-kajeri | sute-nuru
hito-wa | kurusi-mi-mo ncisi.
Mitten in der Welt,
Bei des schweren Brennholzes
Rückkehr zu dem Berge,
Der Mensch, der verliess,
Die Beschwerde nicht hat. 2
ij t i y ft * d ig > ^
>) ^ ^ 7 7- 0
m 7 ? i t
Ta-riki tote \ mi-na-wo wohotaru | kohoro-nite | ta-riki tano-
manu | kokoro nari-keri.
1 But.su ,Buddha 1 , welches als einziger chinesischer Laut betrachtet wird.
2 Nicht mit Gewissheit zu erklären. Es dürfte sich auf die Verbrennung
des Todten beziehen. Der Ausdruck ,Bergrückkehr 1 bezeichnet sonst
die Jahre des Falken. Der Mensch, der verlassen hat, d. i. der die
Welt verlassen hat, ist der Bonze.
136
Pfizmaier.
Viele Kraft genannt,
Das den hohen Namen hintansetzt,
Mit einem Herzen,
Ein auf andere Kraft nicht hoffendes
Herz sie geworden ist. 1
1j A h €. — 7 t f£V \s
^ y a 7 t lii y y -t
Reo-mo fusi | tora-mo uso-fulcu | jama-nite-mo \ mina icoto-
naje-ba \ ivosoru-beki-ka-iva.
Wo der Drache sich niederlegt,
Der Tiger auch brüllt,
Auf dem Berge,
Wenn alles wiederhallt,
Darf man sich wohl fürchten.
7 t 7 7 — 77 h 7
y h 7 X 7 IV p )V
Sosiru tote | urami-goTtoro-no \ aru-ni hoso | mi-wo sute-liate-
nn | hodo-mo sirare-Jd.
Damit man schmähe,
Das grollende Herz
Indess es gibt,
Wo gänzlich man sich wegwarf,
Die Zeit auch wurde gekannt.
)V 7 ^ 7 3 7 W —
Tsuwi-ni icare | mumare-juku-beki \ goku-raku-no \ tsikald
towoki-ja | inotsi. naru-ramu.
1 ^ ■n ta-riki , viele Kraft 1 verwandelt sich durch Setzung eines
verschiedenen Zeichens zu ta-riki ,andere Kraft 1 .
Vier Himmel des Jamäto-Liedes.
137
Wo zuletzt wir
Geboren werden sollen,
Das Paradies,
Das nabe, ferne vielleicht
Das Leben werden wird.
0 3 & ^ l/ h 3 # X ?
b- >j yyni-hy + 't
Ne-zamezu-na \ akatsuki-goto-ni \ tonafure-ba \ oi hoso mi-
da-no | tajori nari-kere.
Aus dem Schlaf nicht erwache!
Bei jedem Tagesanbruch
Wenn man anstimmt,
Gealtert, Mi-da’s
Hilfe geworden sei.
o 3 y n ^ x x s. ±
xttt^yxxxx
ij -j- 1 bf' b~ y y
Na-mu a-mi-da-bu | tasuke-tamaje-no | hoka-wa mina \ omoi-
mo ifu-mo \ majoi nari-keri.
Namu Amida Buddha 1
Wolle helfen!
Ausserdem Alles,
Das Denken, das Sagen,
Irrung geworden ist. 2
^txxny^b^ y
yh^yßyyity
i-yyiM'isyyh
RaJcu-to i-i | ku-to ifa koto-wo \ siranu mi-ioa \ tsumi-mo
wosörezu | mi-da-mo tonajezu.
1 Bu ist die Abkürzung, von butsu ,Buddha 1 .
2 Ausser dem Worte ,Namu Amida Buddha wolle helfen 1 sei Alles Irrthum.
138 p« zmaier.
Dass man Freude sagt,
Dass man Mühsal sagt, 1
Wer nicht weiss,
Der vor Sünde sich fürchtet nicht,
Den Ton Mi-da singt auch nicht.
ybWMS'^yy
^ n - 3 r t t
Muräsaki-no | iro-to omoioa-ba | aki-no jo-no \ tsuki-ni-ja
kumo-wo | itowazaramasi.
Für purpurne
Farbe wenn man es hält,
In der Herbstnacht
Monde vielleicht die Wolke
Zuwider nicht wird sein.
y A X ^ b P P ^
Urajamasi \ uresi-ki lcoto-mo \ uki koto-mo \ tomo-ni ivanu-
ruru | hito-mo sute-bito.
Beneidenswerth!
Die freudige Sache,
Die traurige Sache
Mit einander vergisst
Der Mensch auch, der verwerfende Mensch. 2
0
h >) A 7 * * % 7 'V ^
n -3- # # # ( n t y y
1 Die Wörter raku und leu stehen nur in Sylbenschrift. Sie sind ohne
Zweifel raku ,Freude' und ft ku ,Mühsal 4 .
2 Der die Welt verwerfende Mensch, der Bonze.
Vier Himmel des Jamato-Liedes.
139
Wi-ma-zo siru \ tsumi-fukaki mi-wa | naka-naka-ni \ tsikai-
wo tanomu \ tajori nari-to-wa.
In dem Wolmgemacli man weiss,
Für den, dessen Sünde schwer,
Wahrhaftig
Auf den Eidschwur hoffend,
Hilfe dass ist.
w 3 3 7
W A n iä n -h u h7i-
t- J ^ 0 7-^7
Notsi-no jo-iuo | makoto-ni negafn \ mi nari-se-ba \ kono jo-
no koto-wa | omowazaramasi.
Die spätere Welt
In Wirklichkeit der begehrt,
Jemand wenn ist,
An dieser Welt Sache
Nicht denken , er wird.
377 h ^ t t ? t
7 i- ? 0 A \L 7 7 )V t
Omoi-jaru \ imacla-ni-mo geni \ sabisiki-wa \ hitori juku-ran
notsi-no jo-no tabi.
In Gedanken man sich vorstellt
Immer noch, was wirklich
Einsam ist,
Wo allein man wandeln wird,
Der späteren Welt Reise.
7 ± \17^7777^
Kurusimi-no
tsikai-no \ funci-dzi
umi-wo-ba
narade-wa.
tare-ka
loatasu-beki
mi-da-no
Der Mühseligkeit
Meer, darüber wer
Setzen könnte,
Von Mi-da’s Eidschwur
Der Schiffsweg wenn nicht wäre?
y V 7 y 7 U u 7 ^
i; 7j ti -f ^ ( A 3 ^ w
y 9 y 7 =. y ' h 7
Jama-fukaki \ hito-no kokoro-wa | naka-naka-ni \ uki jo-to
itofu | kakure-ga-mo nasi.
Für das bergtiefe
Menschenherz
In Wahrheit,
Wo der vergänglichen Welt man müde,
Ein verborgenes Haus nicht ist.
^ 7 n % - u ^ u y ^
7 # y a & ^ 7 X 7
Magafu tote \ tare-ka wosijen | kage-dani-mo | ivaga 7iii-ni
sowanu \ notsi no jo-no jami.
Vermengt ist, sagend,
Wer würde lehren,
Dass Schatten bloss, t .
Unserem Leib was zugesellt nicht ist,
Der späteren Welt Dunkel?
y \uyi^y&nyjr
>) X 1J 7 W 7 7 7 )l/ —
A 7 ' - 1 jü ? A X
Ge-ni sutsuru \ lüto-wa ama-jo-no \ tsuki nare-ja | jama-ni
idete-mo | kakure-sumu nari.
Wirklich der verwerfende
Mensch in der Regennacht
Vier Himmel des Jamato-Liedes.
141
Der Mond mag sein!
(3b auch in das Gebirg er tritt,
Verborgen Klarsein ist.
2V
7
)ls
y
€
7
lV
v-
ZL
7
r
7 -
^ p
+ 7
jufu-arasi
Fuku tabi-ni | ge-ni uramesi-ki
rum | hana-no sira-lcumo.
So oft er weht,
Der wirklich gehässige
Abendsturm,
Ach! erwartet wird
Der Blumen weisse Wolke.
t 7
- T7
Tr #
sate-nio mata-
t ^ l'l tü' 1/ i <1" $7 Ü ^
-fr n 7 $ n ~ b
tl tl ^ 3k ^ 7 ') 17
Koto-no ha-ni \ itsuwari oiooki \ mi-ivo sire-ba | waga koJcoro
sage \ liadzuJcasi-ki kana.
Was in Blättern der Worte
Lügenhaft gross,
Das Selbst wenn man kennt,
Im eigenen Herzen nur
Beschämt man ist!
n 7 7 7 y h A JU t X
77 7^^7^7X7
71]7^-j--th7 A
Jenu hito-mo | je-taru kotoba-mo \ hitö-tsu-nite | tonafuru.
mi-da-no \ ko-e-zo kawaranu.
Der nicht erlangt, der Mensch,
Das erlangt hat, das Wort,
Als ein Einziges
Die man anstimmt, Mi-da’s
Töne, die unveränderten.
142
P fi 7.maier.
y >. 1- y ± ij ^ | ^ t 7
7 U 7 7 Ti ^ ^ 7 =■ 7,
*\L?Jlsb3SPUyr
Te-zusabi-ni \ Icala-wohu mi-na-no \ mo-zi-jori.-mo | tonafuru
ko-e-wo | tsikai-to-zo kilcu.
Zum Zeitvertreib
Den man niederschreibt, der hohe Name,
Aus seinen Zeichen
Angestimmt der Ton,
Als Eidschwur man ihn hört.
ly
^ m y
p + v
y A 7
y
U
3
y
7
n
i/
Aware jo-no | nigori-ni somade \ kije-na-ba-ja \ urajamasi-
ki-wa | hatsi-su-ba-no tsuju.
Ach! Von der Weit
Trübung nicht gefärbt,
Geschwunden vielleicht wenn er ist,
B eneidenswer th
Der Lotusblätter Thau.
•J ' n I A 4 7 7- ^
h — ly A y Ry jO t 7
Saki-datsi-te | negafu Icokoro-ja \ ojeru-ramu \ sono mi-wa
sibasi \ koko-ni ari-to-mo.
Vorangehend
Das begehrende Herz vielleicht
Entstanden sein wird,
Es selbst eine Weile
Hier wenn es auch vorhanden. 1
1 Das Herz, welches eine Weile liier vorhanden gewesen, werde voran
gegangen und in dem Paradiese geboren worden sein.
Vier Himmel des Jamato-Liedes.
148
» t 3? 7 # n 7 ^
r r n h P ns 1 y 3r
uyn-y^ntish'bn
Kike-ba koso \ nawo itowa.rure i sute-si jo-no \ uki-wo todzure-
bn \ sa-mo ara-ba nre.
Da man hörte,
Mehr noch Ueberdruss sei!
Die zurückgesetzte Welt,
Die traurige da man verschloss,
So wenn es ist, sei es.
jls y
Jume-samuru | kane-no hibihi-no | taka-no-jama \ sono aka-
tsiiki-ivo | matsu made-mo nasi.
Aus dem Traum indem man erwacht,
Der Glocke Wiederhall,
Auf Taka-No’s Berg
Diesen Tagesanbruch
Bis man erwartet, ist nicht da.
— t —
y b§£d~2. ; &4 : 2.JL
Me-ni mi-si-mo \ mimi-ni kiki-si-mo | na-nomi-nite | nalü
hito kazu-no | mi-to-wci sirazu-ja.
Die mit den Augen man sah,
Von denen mit den Ohren man hörte,
Dem Namen nach nur
Die Verstorbenen, unter ihrer Zahl
Ob selbst man sei, wohl weiss man nicht.
144
Pfizmaier.
t u b r ; z i'j ' y %
y y 1/ 3 A A tz A 7 #
y^t^^fyyy^yy
Mi-da-no na-wo \ tanomu kokoro-no \ kawarazu-wa | mi-no
josi asi-ivci \ tote-mo kaku-te-mo.
Auf Mi-cla’s Namen
Hoffend das Herz
Sich nicht verändert,
Des Leibes Gutes und Böses
So mag sein, oder auch so.
0 yyy^A^^y^
hUK n & & b V ^ ns
AT-hX/ — ^€.7:7
Siru-rame-ja \ aware mi-mo naki \ hito dani-mo | tanome-ba
sutenu | nctrai ari-to-wa.
Wissen vielleicht wird,
Der leider ohne Leib,
Der Mensch allein,
Wenn man hofft, die nicht abgelegte
Gewohnheit dass es ist.
ij 477£X^Xw 7
— )\ y ti & y y y K y
Erabi-te-wa \ mi-da-no Mkari-ja | terasu-ran \ mi-da-no tsi-
kai-ivn | tanomu bakari-ni.
Hat man gewählt,
Mi-da’s Licht wohl
Leuchten wird,
Auf Mi-da’s Eidschwur
Nur indem man hofft.
Vier Himmel des Jamäto-Liedes.
145
u ns y b n x =£ x - b
3- ^ x - ^ y x i v x 'j
Hito-ko-e-ni | tari-nuru mi-nn-no | knzu s-ofu-wa | makoto-
ni tanomu I sirusi tari-keri.
Der für Einen Laut
Genügte, des hohen Namens
Zahl hinzugefügt, 1
In Wahrheit, worauf man hofft,
Ein Kennzeichen hat genügt.
^ ^ X -N T * '] X - b
^ t ^ n 't - a n ^ x x
Motomuru-ni | je-gataki nori-wa \ negawarete | omoje-ba ja-
suki | mi-na-mo tonajezu.
Im Suchen
Die Vorschrift, zu erlangen schwer,
Begehrt indem wird,
Den, wie man glaubt, leichten
Hohen Namen singt man nicht.
■t -y ? 7 t ^ ^ i t
b X
0 C7 lly 4- Hl )V t t P X
Semete nado | utagai dani-mo | na-käru-ran \ mi-na-mo kiki-
nru | kokoro-na-kari-se-ba. .
In Minderung 2 warum
Zweifel allein auch
1 Wenn zu dem einzigen Laute butsu ,Buddha 1 noch mehrere Laute,
nämlich Namu Amida hinzugefügt werden.
2 Von dem Worte semele ,wenigstens 1 wird vermuthet, dass es die Ab
kürzung von seman-te beschränkt“ sein könne.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. Iid. I. Hft.
10
146
Pfizmaier.
Nicht wird sein,
Das den hohen Namen hören kann,
Ein Herz wenn es nicht gibt.
P 'r zl D n 1j ly ~ / X
Sumu hito-no \ sora-ni sirarete | jukasi-ki-iua | kemuri-ni mi-
juru | jdma-no kakure-ga.
Der wohnende Mensch
Im Himmel indem gewusst wird,
Ersehnt ist
In Rauch erscheinend,
Des Berges verborgenes Haus
)j u i a n p A 3 n
Itowanu-mo \ joku siru hito-mo | tonafure-ba \ mina murnare-
juku | tsikai nari-keri.
Unverdrossen, 1
Gut wissende Menschen
Wenn den Ton anstimmen,
Alle dass geboren werden,
Der Eidschwur ist entstanden.
P P
2y —
P 2/
& t
y n
p p
ij- r
4= p
- y
1 Dieses Gedicht, ist das letzte der 48 Lieder, welche je mit einem ver
schiedenen Buchstaben beginnen sollen. Der letzte der 48 Buchstaben
ist jedoch /\^ (2/ n )-> welches niemals im Anfänge, sondern immer nur
am Ende eines Wortes gebraucht wird. Warum hier das mit einem anderen
Buchstaben beginnende itofu ,zuwider sein 4 gesetzt und das zur Schreibung
unpassende & ito ,Faden“ angewendet worden, lässt sieh nicht er
klären. In der Handschrift steht JjJ mijako ,Hauptstadt“ und daneben
als Verbesserung ito ,Faden 4 .
Vier Himmel des Jamäto-Liedes.
147
Akenu saki-ni hutsi-toku-to se-si-ka-ba uta-no jö-m-mo nasi.
Als man es noch vor Tagesanbruch zu einer mündlichen
Erklärung machte, war es nicht nach Art der Lieder.
ii; - ü\Lij
y V 7 y b- y / n :?
U 7 2/ H yfc ÜL t A 7
Kane-110 ko-e-ni ije-wo hirake-ba \ otsi-ba-ga uje-no tsuju
simo-ni | kirameku Jiosi miru-miru kage-ga su-de | ko-no via-jori
joko-lcumo liilcn kinofu mi-nokosi-tsuru tokoro-dokoro min tote )
wara-kutsu nado tori-idzu.
Als man bei dem Ton der Glocke das Haus öffnete, waren
über den gefallenen Blättern die Thautropfen als Reif glitzernde
Sterne, sichtlich zog eine blosse Hand des Lichtes aus den
Zwischenräumen der Bäume die schrägen Wolken hervor. Damit
man die Orte, welche man an dem gestrigen Tage zu sehen
unterliess, sehe, nahm man die Strohschuhe und trat hinaus.
Auf das Gemälde der Todtenknochen.
llS t ii$ D t f£ A #
^ ^ vM pt ü h &
£ 7 llt ^ M 7 =
Osajuru buppb-ni iri | sib-zi-wo hanaren-to omo kokoro-wa \
köre nani-mono-zo \ tada kokoro-no minamoto-ioo kajesi-miru-besi.
Das Herz, in welchem man denkt, dass man in die nieder
haltende Vorschrift Buddha’s tritt, von Leben und Tod sich
10*
148
Pfi zm aier.
trennen wird, was für eine Sache ist diess? Man darf nur
auf die Quelle des Herzens zurückblicken.
U 1; 3 7 fr 7 # % M -
Manako-ni iro-wo mi | mimi-ni lw-e-ivo ldlci | liana-ni ka-wo
kac/i | sita-ni adziwai-ido namu | köre tare-ga on-ka-zo.
Mit den Augen die Farbe sehen, mit den Ohren den Ton
hören, mit der Nase den Geruch empfinden, mit der Zunge
den Geschmack empfinden, wessen Gnade ist diess?
■fr-J-tfl-yn-y--}-#
7 IV t 7 l'l 7 A 1l 7
b 7 ^ 7 y
t b^±7 3i^niilt
bb-f ifb^^bb7
Mv-si-jori kono on-wo nke-nagara j nusi-wo sirazaru koto-
rva, | tatoje-ba hito-no ije-ni jcidori-te \ tolcosi-naje-ni liagokumare-
nagara | ije-nusi-ni tai-men-mo sezu \ mata ika-naru hito-to-mo
sirazaran-ga gotosi.
Dass man, obgleich seit undenklichen Zeiten diese Gnade
empfangend, den Gebieter nicht kennt, ist gleichsam so, als
ob man, in dem Hause eines Menschen Wohnung habend und
ewiglich verpflegt, dem Herrn des Hauses nicht vor die Augen
treten und auch, was für ein Mensch er ist, nicht wissen würde.
^ y t l y i'i ^ v
u - n y H n
7 7 € 3 U Ä t &
t & -b
7 Ä X
y 7 ib
Vier Himmel des Jamato-Liedes.
149
Sare-ba iro-wo miru mono-wa | köre nani-mono zo | ko-e-wo
kiku-wa köre . nani-mono-zo | ka-ioo kagi adziwai-wo namuru \
mata korji nani-mono-zo.
Somit die Farbe sehen, was für eine Sache ist diess?
Den Ton hören, was für eine Sache ist diess? Den Geruch
empfinden, den Geschmack empfinden, was für eine Sache ist
diess ferner?
iv y y S T b y A ^ fr
v ^ t M y ^ P — y 4k
Gib-dziü-za-gua-ni tsukete-mo | kore-wa nani-mono-zo \ kono
utagai-wo okosi-t.e | Jcib-no utsi-no do-ri-ni jorazu | mi-dzukara
kajesi-miru-besi.
Oh man es auch auf Gehen, Stillstehen, Sitzen, Liegen 1
anwende, was für Dinge sind diess? Indem man diesen Zweifel
erhebt, stützt man sich nicht auf den in der Lehre enthaltenen
Grundsatz, man muss auf sich selbst zurückblicken.
n m v * bjj Bf ^ *
Mosi akiramuru koto-wo je-ba \ kub-kiaku-no mu-mib tatsi-
matsi-ni seö-messi hon-rai-no men-boku sunawatsi gen-zen-sm.
Wenn man die Verständigung erlangt, wird das Lichtlosc
der Zurückweisung des Lichtes plötzlich verlöscht und ver
nichtet, der ursprüngliche Aussenschein wird dann sichtbar
vortreten.
■ In den buddhistischen Büchern sind Gehen, Stillstehen, Sitzen, Liegen
die vier äusseren Merkmale der Ehrwürdigkeit.
150
Pfizmaier.
Kajesi-mi-jo \ loono-ga kokoro-wa \ nani-mono-zo | iro-wo mi
ko-e-wo | ldku-ni tsukete-mo.
Zurückblicke!
Das eigene Herz
An welche Sache,
Die Farbe sehend, den Ton
Hörend, man es auch hefte.
Her Morgen von Mijäko. 1
3 # d y m y zs -i > r M
') Zs \L & 8fr ^ 7 ') B
r m t ^ y y 7 h )L/ ^ y
Zs 1 3 # y £ X $ ' ^7 —*
uyr^l-'t\LTtLyA
A > 7 ^ t 7 5 t I y
y7ll7 ; 77^±2y|l!iä:
^T^7?77^itX
)l/ IJ 7 0 A 7 L' Ist 7
^^U7h : £7h7A
Kuan-wo-no koro \ itsi-nin-no jo-sute-bito ari \ mi-dzukara
gin-san sioku-heki-wo toworu kokoro-zasi nasi-to ije-domu \ ziü-ge
seki-zib-wo sivien-ato-ivo sitai-te \ idzuku-mo tsuwi-no \ sumi-ka
narane-ba-to omoi-nasi-tsutsu siranu hi-no \ tsukusi-wo tatsi-ide-si-
jori koko-kasiko \ majoi-ariki-haberi-si hodo-ni isasaka sirn tajori
ari-si-ka-ba.
1 Eine Schrift des Bonzen 1^2 Mune-liisa.
Vier Himmel des Jamäto-Liedes.
151
.Um die Zeit Kuan-wo 1 lebte ein Bonze. Derselbe, ob
gleich ohne die Absicht, durch den Silberberg, die Aemtermauer
zu dringen, liebte die den Stamm der Bäume, den Obcrtheil
der Steine bekundenden Spuren und sieb einbildend, dass
nirgends ein ähnlicher Wohnsitz sei, erhob er sich und trat bei
dem Verbringen des unbekannten Tages aus. Als er seitdem
hier und dort umhergeirrt war, hatte er ein wenig ihm be
kannte Hilfe.
i? iK
ft 1 -iftföy-hyy-tL
7 7^^77 ') n M 7 \U
Oico-je-jama-no kumo-ni fusi \ iku-no-no hara-no tsuju-ni
jadori-site \ sasurai-haberi-si hodo-ni | tan-ba-no kuni | ija-jama-
to iü tokoro-ni juki-nu.
In den Wolken des Berges Owo-je 2 sich niederlegend, in
dem Thau der Ebene von Iku-no 3 einkehrend, ging er zur
Zeit, wo er hin und hergewandert, zu einem Orte Namens
Ija-jama in dem Reiche Tan-ba.
= y 7 Sf 0 S I ? > > I
t y i; y y y ^ 7 i j
^ j y t s iii t # 7
+ 7 v h - y a u n # x
# ^ 3 ^ 7 t 7 y y ^
0 # I) w £ - 0 X 3 ^ *
* ft T7tt = -y~?fä
1 Der Zeitraum 1350—1351 n. Chr.
2 Der Berg Owo-je liegt an der Gränze der Reiche Tan-ba und Tan-go.
3 Iku-no ,das lebende Feld“ befindet sich in dem Reiche Tan-ba, Kreis
Ama-da.
152
Pfizmaier.
Mi-wo kakusu-beki jado-to vicide-iva tanomane-do \ sono tosi-
wo-ba so-ko-nite sugi-si-haberi-te \ mata-no haru jajoi bakari-ni mi-
jako-je nobori-te \ ni-san-nitsi haberi-si hodo-ni | si-midzu kita-no-
no mija nado-je mode-tsutsu \ sore-jori adzuma-no kata-je | siü-
gib-ni omoi-tatsi-haberi-ki.
Obgleich er nicht einmal eine Einkehr, in der man den
Leib verbergen kann, erhoffte, verging dort dieses Jahr. Im
nächsten Frühling, im dritten Monate des Jahres nach Mijako
reisend, erschien er, als es zwei oder drei Tage waren, an dem
reinen Wasser, in dem Palaste des nördlichen Feldes und an
anderen Orten zum Besuche. Hierauf war er für die Gegenden
des Ostens als ein den Wandel Ordnender entschlossen.
t- £
€ y
ly b-
a ly
ly ^
h
Mata jo-wo komute mijako-wo idzu | ari-ake-no txuki-no
kage \ higasi-no kawa-no nami-ni utsuri-te nakikwataru tovi-no
ko-e | towo-sato-no ato-ni kikojete \ soko-haka-to naku | kusumi
watareru sora-no ke-siki \ ito omo-sirosi.
Er trat noch in der Nacht aus Mijako. Indess das Licht
des Mondes des Tagesanbruchs in den Wellen des östlichen
Flusses sich abspiegelte, die Stimme des herüberkrähenden
Hahnes hinter dem fernen Dorfe gehört ward, war der Anblick
des ohne Ursache mit Wolkendunst sich überziehenden Himmels
3 ii r y
X \U 7 u
# 7 y y
sehr freundlich.
7 7 7 zi -f y
x ^ u M y ^ t
t y y ? y i w
y x
y 7
V 3
7 A
tl
)V h
7 7
m 7
y Ry
m .n
3 h
= n
7 y
y B
0 M
y jii
y y
3 ^
y x
-f &
y y
m y
y y
Vier Himmel des Jamäto-Liedes.
153
i ? i) v y ~j ^ ^ y ^ ^
y t x ju ' a o b h
s* m- b / n t & (
i/ ^ h ^[' -t y
~h^77 i y = ^-f^
Jagate afu-saka-jama-wo koju | sugi-no sita mitsi imada
ko-guraku\ seki-no iioa-ka-to fumi-narasu-mo | tado-tadosi-ki liodo
mijako-no itsu-si-ka hedatari-juku-mo j san-sen-ri-no hoka-no ko-
koro-site \ furu-sato-wo wasure-si-jori-mo \ nawo kokoro tomari-
haberi-si-ni-ja.
Er überschritt sogleich den Berg von Afu-saka. 1 Der Weg
unter den Cypressen 2 war noch dunkel, 3 und er machte das
Felsenthor des Passes durch Tritte ertönen. Während er tappte,
begann Mijako eine Zeit getrennt zu sein. Mit dem Herzen drei
tausend Ri auswärts, hielt er wohl, noch mehr als wenn er die
Heimat vergessen hätte, im Herzen inne.
* 7 ± & t # y ^ Ä
ff 7 #. ■= - 0 ^ lll 0
8ono hi-wa isi-jama-ni tsu-ja-si-Jiaberi-te-mo | hito-sudzi-ni
mu-zio bo-dai-sin-no kage-ivo inori-mbsi-ki.
Ob er auch an diesem Tage auf dom Steinberg den Tempel
besuchte, 4 betete er in einer Abzweigung den Schatten dos
Herzens des höchsten Seelenheiles.
1 Der Ort wird sonst der Pass der sich vereinigenden Bergtreppe (afu-
saka) genannt. Er befindet sich in dem Reiche Omi, Kreis Si-ga.
2 Der Name eines öfters genannten Weges in dieser Gegend.
3 Das Wort ko-gurasi hat nicht, wie es scheinen könnte, die Bedeutung:
von Bäumen finster, sondern hat, mit ko ,klein 1 zusammengesetzt, die
Bedeutung: klein finster, d. i. dunkel, düster.
1 Tsu-ja ist das Koje von Jfi # tsü-ja ,die ganze Nacht 1 und steht für
das sonst übliche ^||? san-ro ,Korb des Besuches 1 , welches ungefähr
den Besuch eines buddhistischen Tempels bedeutet.
154
P f i z m a i e r.
# 1 h t n - ff ; 0 A r
4$ ^ ' il y / 7 IV h 1/
S^JUh^tJ'i + ^ + T
fl 7 ^ gfc 1/ TL' 3 2> ti iwj
Akure-ba ge-kb-no hito-ni tomonai-te \ hi idzuru hodo-ni si-
ga-no ura-wo sugi \ kogi-juku fune-no ato | haruka-ni mi-icatasa-
rete | kano man-sei-su-na-ga \ nani-ni tatojen-to jei-zi-keru fu-zei-
mo | kokoro-ni ukabi-haberi.
Als es tagte, wurde er von den abreisenden Menschen
begleitet und kam um Sonnenaufgang in der Bucht von Si-ga 1
vorbei. Indem nach den fortrudernden Schiffen 2 in weiter
Ferne hinübergeblickt wurde, schwebte auch die Weise:
Mit was wird man vergleichen?
die jener Man-sei Suna-ja 3 gesungen hatte, in dem Herzen.
IV V BJ] y- IV 7 >j t ilf 3 X
7 b- 3L ir 7 1 7 b- J M-
A Ä JV h y U 3t 2S
2/ 1 y Mii % ' t y M ^
Jei-san reo-kon-no sen-toku | wa-ka-wa ke-ron-no mote-asobi
nari tote todomerare-keru-ga | aru toki itsu-tsu kokotsi-nite \ ake-
bono-ni mei-sui-wo mi-idasi-te owasi-keru-ni.
1 Eine Bucht des Landsees Bi-wa. Der Kreis Si-ga gehört zu dem
Reiche Omi.
2 In der Handschrift hier (ki) ,Baum £ statt (fune) ,Schiff*,
eine Verwechslung, welche ohne Zweifel dadurch entstanden ist, dass
in Pflanzenschrift diese zwei Zeichen mit einander einige Aehnlicli-
keit haben.
3 Dieser Name konnte bisher nirgends gefunden werden.
*
Vier Himmel des Jamäto-Liedes.
155
Von Seite Sen-toku’s, 1 der Seele des Jei-san,' 2 ward inne
gehalten, indem es hiess, das Jamäto-Lied sei ein Spiel scherz
hafter Erörterung. Zu einer Zeit hatte er mit fünf Gefühlen
bei Tagesanbruch das glänzende Wasser bemerkt. 3
\/ > -H* u > Ip A -
> A > 7 *7 / #
> iii + y ^ t )i> y
Oki-ni fune-no juku-wo mite hito-no liono uta-wa \ ei-gin-
zi-Jceru-wo kiki-tamai-te \ kuan-nen-no zio-en-to \ nari-nu-be-kari-keri
tote | sono notsi ni-ziü-hatsi-hiri ziu-raku-no uta nado ] owoku jo-
mare-keru-to | mbsi-tsutaje-liaberu-mo \ sa-mo-ja-to oboje-haberi.
t y
^ 7
>
ft #
■t
Als er die Schiffe auf hoher See fahren sah und von den
Menschen dieses Lied singen hörte, 4 konnte es eine helfende
Beziehung der Betrachtung geworden sein. Später wurden
daher Lieder der achtundzwanzig Classen, der zehn Freuden
häufig gedichtet. So etwa erinnert man sich, dass man es
überlieferte.
Uff 7 4 7 — S. ^ >7711
B t )V 7 T fft X 7 )ls X lil
1 Auch der Name Sen-toku konnte unter den vielen Namen von Dichtern
nicht aufgefunden werden.
2 Jei-san ist der berühmte Berg Hi-jei, auf welchem ein buddhistisches
Kloster steht. Er befindet sich in dem Reiche Omi, Kreis Si-ga.
3 Wegen Unbekanntschaft mit dem Gegenstände ist dieser Abschnitt
schwer zu erklären, und kann auch über ,fünf Gefühle* und glänzendes
Wasser* nichts gesagt werden. Was letzteres betrifft, so fehlt die aus
Bfj (mei) gebildete Zusammensetzung in den Wörterbüchern.
1 Die Rede ist von dem oben erwähnten unbekannten. Dichter, was aus
der Setzung des Ehrenzeitwortes ersichtlich ist.
156
Pfizmaier.
X X t »J >5? T Äü' »J A
# 7 1 "f *lfe T >
Kagami-jama-ioo suguru tote-ino \ sumi-dokoro-ni aratamv.ru
ivaga omo-kage-mo habakari aru kokotsi-site | iza tatsi-jori-te-to-
mo oboje-haberazu.
Obgleich man an dem Spiegelberge 1 vorbeikam, batte
man das beschämende Gefühl wegen des ihn zu einem Wohn
orte verändernden eigenen Bildnisses, und man erinnerte sich
nicht des Wortes: Wohlan, tritt hinzu!
y - ^ Ml/ h 7 i
\y t y tM: lU t & y u
Tatsi-jori-te | midzu-to lcataru-na | kagami-jama \ na-ivo
jo-ni tomen | kage-mo ukere-ba.
Hinzutretend,
Wasser dass es ist, sage nicht!
Der Spiegelberg
Den Namen in der Welt behalten wird,
Das Bild wenn auch verschwommen.
# t x y ■*
t u t x 7
^ t r
h >r V J V
n ( 0 ^
a ^ y u *
Säte adzuma-dzi-no tabi-no hi-kdzu-mo | jo-jo tsumori-juke-
ba | na-takaki tokoro-dolcovo | fu-wa-no seid narumi-kata \ takasi-
jama futa-mvra-jama nado sugi-te | sa-ja-no naka-jama-ni-vio
nari-nu.
>) 7 t lil )b (
X 4» h — 2. 7
1_L| ® X tMj )
— w X X 7
t t J I
•h ^ ^ is 1-
1 Der Spiegelberg befindet sieh in Ömi, Kreis Kama-fu.
Vier Himmel des Jamato-Liedes.
157
Als also die Zahl der Reisetage des Weges des Ostlandes
nach und nach sich anhäufte, kam man an den berühmten
Orten, dem Passe von Fu-wa, 1 der Fluthseite von Narumi, 2
dem Berge Takasi, 3 dem Berge der zwei Dörfer vorbei und
befand sich auf dem Mittelberge der wahren Nacht. 4
ft Ü
7 T — Ty^lzl/^hy
JL/ A & n )17 h t b 3. ^ @
Kann sai-gib-ga \ mata koju-beld-to omoi-ki-ja-to jome.ru-mo \
aware-ni omoi-awaseraru.
Was jener Sai-giö gedichtet:
,Dass ferner man überschreiten soll,
Vielleicht gedacht man hat/
wurde trauervoll in Gedanken verbunden.
ft ^ y y 3 iy y 41 7 y -t
)l7 P 3t Jr y ü Wi ä
1- ^
- - *§ ny 4» )v =. lg v 11 y
■^3 1-
^ > ± y # )v w |jj
T -fr & ft -t 7 \ 1 3
Sa-ja-no naka-jama \ sa-jo-no naka-jama-to iü \ setsu-setsu
aru-ni-ja | tsiü-na-gon si-naka tb-koku-no makase-mtn kudarare-
keru-ni \ do-min sa-jo-no naka-jama-to mbsi-haberi-keru tote \ tsiü-
ko-no sen-ren nado-mo sa-jb-ni jomarete haberu-ni-ja.
1 Der Pass von Fu-wa befindet sich in dem Reiche Mi-no, Kreis Fu-wa.
2 Die Fluthseite von Narumi befindet sich in Wowari, Kreis Ai-tsi.
Der Berg-von Takasi liegt an der Gränze der Reiche Mi-kavva und Totömi.
4 Der Mittelberg der wahren Nacht liegt in Tötomi, Kreis Sa-no. Man
schreibt in dem Namen sowohl ita-ja als sa-jo ,wahre Nacht*. Eigentlich
wird sa durch iä (na,) ,zur Seite stehen* ausgedrückt, doch glaubt
man, dass sa so viel sei als (sa) ,wahr*.
158
Pfizmaier.
Es gibt wohl die Erklärungen Sa-ja-no naka-jama und
Sa-jo-no naka-jama. 1 Als der mittlere Rathsherr Si-naka im
Aufträge dieses Reiches herabgereist war, nannte das Volk
des Bodens den Namen Sa-jo-no naka-jama. Daher wurde die
frühere Verbindung in dem mittleren Alterthum vielleicht so
gelesen.
ij tfj -j- n & # b- n ^ 7 4»
^ h y j y yjuMti'tä-
3 t h f T ft'lll H j* t
Sen-siü-no naka-ni-mo j mi-wo jobu kokotsi-si-haberi-si j mina-
moto san-wi jori-masa-wa naga-jama-to-zo mbsi-keru | kono tabi
rb-wfj-no ari-si-ni tadzune-haberi-si-ka-ba \ koto-jb-mo naku | sa-ja-
no naka-jama-to kotaje-haberi-ki.
In der ausgewählten Sammlung 2 sagte der zu der dritten
Rangstufe gehörende Mina-moto Jori-masa, der das Gefühl hatte,
als ob er sich selbst riefe, das Wort Naga-jama. 3 Da es diessmal
einen ehrwürdigen alten Mann gab, fragte man ihn. Derselbe
sagte in seiner Antwort nicht anders als Sa-ja-no naka-jama.
Ir -ij- 3 # 3 r h y ^ ^
ili y t ns 3 n A h 1 A
Ko-ko-ica mata \ idzuku-to toje-ba | ama-bilco-no | kotafuru
ko-e-mo | sa-ja-no naka-jama.
Dieser Ort auch,
Welcher Ort ist es, man fragte;
1 Der Unterschied ist, ob das Zeichen w ,Nacht 1 die Lesung ja oder jo
erhalten soll.
2 Die ausgewählte Sammlung japanischer Lieder.
3 Naga-jama ,der lange Berg 1 anstatt naka-jama ,der mittlere Berg 1 .
Vier Himmel des Jaraäto-Liedes.
159
Den das Echo
Zur Antwort gab, der Laut:
Sa-ja-no naka-jama.
# \l y - m 1 y y p iv ^
u ^^yy^T^pu ti
yt-u^PM.iyy^
^ I M t I lll B X
Jagate suru-ga-no kuni | u-tsu-no jama-wo koju \ tsuta-no
sita mitsi-mo \ imada waka-ba-no liodo-nite | momidzi-no aki otnoi-
jarare-haberi.
Sogleich überschritt man in dem Reiche Suru-ga den Berg
von U-tsu. 1 Der Weg unter dem Epheu wurde, noch zur Zeit
der jungen Blätter, als Herbst der rothen Blätter in Gedanken
vorgestellt.
^ y iv ~ p y y h-fet
fi y M[ y y * n
Momidzi-se-ba \ jume-to-ja naran \ u-tsu-no jama | utsutsu-
ni mi-tsuru | tsuta-no awo-ba-mo.
Wenn rothe Blätter sind,
Im Traume vielleicht wird es sein;
Auf U-tsu’s Berg
In Wirklichkeit 2 man sah
Des Epheus grüne Blätter auch.
D IV P y- ->
# y t # ti p o
Kijo-mi-ga seki-ni todomari-te | mata jo-fnkaku ide-haberu
tote omoi-tsudzuke-haberi-si.
i m
= ä
h u
1 Der Berg von U-tsu findet sicli weder in den Wörterbüchern noch auf
der Karte.
2 Wortspiel mit u-tsu, dem Namen des Berges, und utsulsu ,Wirklichkeit*.
160
Pfizmai er.
Damit man, in dem Passe von Kijo-mi 1 haltend, noch in
tiefer Nacht austrete, setzte man in Gedanken fort:
* # u 7 x t h # m
t y - ff r t i ä
>J M b- 1/ 7 77
Kijomi-kata j nami-no to-zasi-mo j aJcete juku | tsnki-ioo-ba
ilcd-ni | jo-wa-no seki-mori.
An Kijomi’s Fluthseite 2
Der Wellen Schlagbaum
Zu öffnen der gedenkt,
Der Mond, wie ihn nennt man
Den Passwächter der Nacht?
\) \s V 1 7 - ^ t #
Ul/ y t S ' T ?
f ^ h f ^ I ^ 0 7
Taranv M-mo ari-io kiki-si \ ta-go-no ura-nami-ni-mo tabi-
no koromo-de-wa \ itsu-to-naku siwo-tare-gatsi nari.
An den Buchtwellen von Ta-go, 3 wo man hörte, dass ein
unzureichender Tag sei, war die Hand des Reisekleides zu irgend
welcher Zeit überwiegendes Herabfallen der Salzfluth.
r ? / i iij 7 m i 7
- 7 77 0 - 7 7 7 A 7
1 Der Pass von Kijo-mi befindet sich in Suru-ga, Kreis Ro-wara.
2 Kijo-mi-kata ,die Fluthseite von Kijo-mi' ist eine besondere auf der
Karte verzeichnete Gegend des Meerufers in dem Reiche Suru-g'a.
3 Die Bucht von Ta-go befindet sich in Suru-ga, Kreis Ro-wara.
Vier Himmel des Jamato-Liedes.
161
^ t 3 t H ^ ^ J | I
Fu-zi-no jama-iuo mi-toatase-ha \ ito fukaku kasumi komete j
toki siranu jama-to-mo sara-ni mijezu | asa-lii-no kage-ni | taka-
ne-no juki ncnuo azajaka-ni mijete | kagami-wo kake-taru jb nari |
fude-mo wojobi-gatasi.
Als man zu dem Berge Fu-zi hinüberblickte, trat man
sehr tief in Wolkendunst und war, ohne dass die Zeit man
kannte, der Berg nicht mehr zu sehen. Im Lichte der Morgen
sonne erschien der Schnee des hohen Gipfels noch glänzender
und war es, als hätte man einen Spiegel hingehängt. Es war
für den Pinsel unerreichbar.
ST SX^XSftXI#
ft S ft S & U -3 y y
Toki siranu \ na-ivo sage komete \ kasumu nari \ fu-zi-no
taka-ne-no \ ha.ru-no ake-bono.
Wo die Zeit man nicht kennt,
Nur dem Namen nach indess man eintritt, 1
Wolkendunsten ist
Von des Fu-zi hohem Gipfel
Des Frühlings Morgendämmern.
y ft ft iv s — n ij s
lls X ® U ly S S S
Fu-zi-no ne-no \ kefvri-no su-e-wa \ taje-ni-si-wo | fuvi-keru
juki-ja j kije-sezaru-ran.
Auf des Fu-zi Gipfel
Des Rauches Spitze
Durchschnitten ist!
Der Schnee vielleicht, der iiel,
Geschmolzen nicht wird sein.
1 Die Zeit des Eintretens ist wegen des Nebels nur dem Namen nach
bekannt.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. I. Hft. 11
162
P f i zm a i e r.
7 7
2> Äjl )ls
* X
7 7
U A
h
7
U
itfc t
Ol
7
A
7
\L 7
7 7
Sr
7
7
m
X lg
1}
7
7 17 7 X # 7
7
l'l f T
7 &
7 n
y
7
7
Sore-jori uki-sima-ga hara-wo sugi | hako-ne-ni mbdzu | geni
qnn-gen-no arata-naru ohon-tsikai narazu-wa \ ltono jama-no ita-
daki-ni \ kakanc midzu aru-besi-to-mo obojezu \ ito fu-si-gi nari.
Von dort kam man an der Ebene der schwimmenden
Insel 1 vorüber, begab sich nach Hako-ne. 2 Wenn in Wahrheit
der neue Eidschwur Gon-gen’s 3 nicht entsteht, erinnert man
sich nicht, dass es ein dem Gipfel dieses Berges anhängendes
Wasser geben könnte. Es ist sehr wunderbar.
1/
7
cl
ZL
7 7 7
7 7 7
API1
h tt U
x ja a
7 7 7
H
n
7
11/
7
7
7
A
^ 7
7 7
A ist it
b a- m
a 7
7 IV
-7
7
= $
1J
7
7
7
7
n
7
7
Kono tolcoro-wo-ba \ kono jo-nagarn-no mei-do nari-to \ m'ösi-
tsutaje-taru-ni-ja | tokoro-no saraa-mo \ nabete-ni-wa \ kawari-tnru
koto oico-kari \ itsu-to-vaku nami-kaze arete | ito susamazi-ku miju.
1 Diese Ebene befindet sich in Suru-ga, Kreis Snn-tö.
2 Hako-ne wird auf der Karte als eine Einkehr des Kreises Asi-kara-no
simo in Sagami bezeichnet. Es liegt an der Gränze des Reiches I-dzu,
nahe an einem Landsee, der zu den berühmten Orten zählt. Es heisst
ursprünglich der Altar von Hako-ne. Hier ist der Berg von Hako-ne
gemeint, der nach einer Angabe zu dem Reiche I-dzu gehört.
3 Gon-gen ,die Sichtbarkeit des Einflusses' ist der Diamantstoff des Ge
ehrten der Welt (Buddha’s), dessen Einfluss auf die Verwandlung des
Leibes sichtbar ist.
Vier Himmel des Jamato-Liodes.
163
Von diesem Orte wurde wohl überliefert, dass er der
finstere Weg 1 in dieser Welt ist. Auch das Aussehen des
Ortes hatte im Ganzen vieles, das sich veränderte. Zu Zeiten
toben Wind und Wellen, und er zeigt sich sehr schauerlich.
)ly y y y 7 ^ JL' j|c Jß
Hako-nfi-dzi-ja j midzu-uvn aruru | jama-kaze-ni ' ake-jaranu
jo-no | usn-zo siraruru.
Auf Hako-ne’s Wege!
Wo der See tobt,
In dem Bergwind
Die Nacht, in der kein Tagen,
Ihre Traurigkeit man kennt.
l' A ü, £ * \ 7 $
# 1i # ' U 7 ly y r
^ + y 11/ ly & & -n ^ 1f
7" fft h u y y y ^ u
t "f / a — ? # 7 y ^
b -i)- a ± iy ij y y y
^ t+
Nette sagami-no kuni | kama-kura-jama-no utsi-to iü tokoro-
ni juki-tsuki-te \ ini-si-je \ jukari ari-si hito-wo tadznne-si-ni |
mukasi-gatari-ni nari-nu-to kiki-si-Jca-ba | liajb sumi-keru tokoro-
no sama nado mi-heiberi-te \ itodo jo-no haka-nasa-mo omoi-sirare-
hnberi-Jci.
Also* zog man nach einem Orte, der in dem Gebirge von
Kama-kura in dem Reiche Sagami sich befinden sollte. Als
1 Der finstere Weg ist die Unterwelt.
11*
164
Pfizmaie r.
man ankam und einen Menschen, mit welchem man ehemals
eine Verbindung gehabt, suchte, hörte man, er sei zu einer
alten Erzählung geworden. Man sah bald die Beschaffenheit
des Ortes, wo er gewohnt, und zu sehr wurde die Unbeständig
keit der Welt in Gedanken erkannt.
0 7 t fr T T 17
A 7 n n b ± b- A
Mi-si lrito-no \ koke-no sita naru \ ato toje-ba | sora-juku
tsuki-mo | nawo kasumu nari.
Von dem Menschen, den man geseh’n,
Die unter dem Moose befindliche
Spur, nach ihr als man fragte,
Der an dem Himmel wandelnde Mond
Mehr noch umnebelt war.
^ ij
b 7
i) ^ x 7 W)- [i ij y u o x
X t )ls 1/ — & 2s ft # 7 'i
# # 7 A 9 - b - y t
y >j a ? u n r r ? >j
/S'ono atari-ni kari-no jadori-wo iadzune j todomari-haberi-
si-ni | cm-gija-no so nado | amata ari-si naka-ni | hi-tatsi-no
knni | taka-woka-to iü tokoro-ni | jamu koto-näki tsi-siki owasu-
to | katuru hito haberi-si-ka-ba \ jagate tadzune-makari-nu.
Man suchte in dieser Gegend eine vorläufige Einkehr
und verweilte daselbst. Indem es viele reisende Bonzen gab,
waren Menschen, welche erzählten, dass in dem Reiche Hi-
tatsi, an einem Orte Namens Taka-woka, ein Wissender und
Vier Himmel dos Jiimäto-Liedes. 1 60
Erkennender 1 von hohem Range sich befinde. • Man reiste
sogleich ab, um ihn zu suchen.
h y ^ r# n / > r *
)V -•£ i w ^ ^ h
?j £ -t 7,/ t ME 7
Ho-hon-zi-to iü ter'a ari | mune-ki an-ziü tote J kü-gan wo-
aeö-no son-tei-nite owasi-keru-ga zai-to hisasi-ku si-tamai-te \ ten-
mohu-no naka-mine wo-sed nado-ni-mo ma-mije-tamai-keru-to-ka-ja.
Es war ein Kloster Namens Kloster des Stammes der
Vorschrift. Mune-ki, der Herr der Hütte, war der geehrte
jüngere Bruder des Bonzenvorstehers Kü-gan. Da er lange
Zeit in China gewesen, dürfte er von den Bonzenvorstehern des
mittleren Berggipfels des Himmelsauges 2 besucht worden sein.
y x y s ^ y h ift
I t f lL| I ^ 3 t 7
# - y s u z? r )\ y
y I y H a t 7 u )is
Jo-wo sutsuru-to nara-ba kaku koso ara-ma-hosi-ku oboje-
si-ka-ba j sono jama-ni san-ken-no bb-woku-wo musubi-te | hito-
natsu-ivo sugi-si-haberi-nu.
Als man sich erinnerte, dass, wenn man der Welt ent
sagt, es so zu wünschen sei, baute man auf diesem Berge ein
Riedgrashaus von drei Schritten und verbrachte einen Sommer.
7 * -fr U 3-^111^1®^^
'J fit li t w — l' H 7
1 Die Bezeichnung eines Bonzen.
'/ Das Himmelsauge p| ten-molcu) ist ein Berg des Reiches Ka-i.
166
Pfizmaier. Vier Himmel des Jaraäto-Liedes.
I) I y I 0 # ly ? J V
h n ft ' >) y »i t ? '
T i y i'i ^ | 7 >J — 2y
'z y \
ryy^yr^t^yh
Mata ka-i-no kuni to-kusa-jama-ni jama-gomori-lrisasi-ki
so ari-to | kiki-si-ka-ba | kano mura-ni-mo tadzune-makari-te j
sibasi ari-te \ mata hi-tatsi-no kuni-je kajeri-haberi-si-ni \ musasi-
no-no | hate-naki mitsi-ni juki-kurete \ sono jo-wa wokuri-tsure-no
so nado amata ari-si.
Als man ferner hörte, dass es in dem Reiche Ka-i, auf
dem Berge To-kusa einen Bonzen gebe, der sich lange Zeit
auf dem Berge verborgen, reiste man auch nach jenem Dorfe,
um ihn zu suchen, und indem man binnen Kurzem auch nach
dem Reiche Hi-tatsi zurückkehrte, wandelte man am Abend
auf dem endlosen Wege des Feldes von Musasi, und es gab
viele Bonzen, welche sich diese Nacht als Begleiter zugesellten.
Brandt. Fragmente von Handschriften lateinischer Kirchenschriftsteller. 167
Verzeichniss der in dem Codex 169 von Orleans
vereinigten Fragmente von Handschriften lateini
scher Kirchenschriftsteller.
Von
Dr. Samuel Brandt,
Professor in Heidelberg.
Die Bibliothek von Orleans besitzt in ihrer Handschrift 169
eine Sammlung von Fragmenten lateinischer Kirchenschrift
steller, die, so hohes Interesse sie in mancher Beziehung bietet,
dennoch ihrem Inhalte nach noch nicht genau bekannt worden
ist. Weitaus der grösste Tlieil der Fragmente ist in bisweilen
höchst charakteristischen Formen der Unciale oder Ilalbunciale
geschrieben, so dass diese Blätter mit einem nicht geringen
paläographischen Werthe die Bedeutung verhältnissmässig alter
Textesurkunden verbinden. Aus diesem zweiten Grunde glaubte
ich auch, nachdem ich eine genaue Ucbersicht über den Inhalt
der Handschrift erlangt hatte, 1 dieselbe im Interesse des von
der kaiserlichen Akademie ausgehenden Corpus der lateinischen
Kirchenschriftsteller veröffentlichen zu sollen, damit künftige
1 Im August 1884, als ich mit Lactanzstudien auf der Pariser Bibliothek
beschäftigt war, hatte Herr Delisle die Freundlichkeit, mich auf die
Handschrift, die er damals in Paris hatte, aufmerksam zu machen, da
sie zwei Blätter aus Laetanz enthält. Ich fertigte mir damals zugleich
ein bei beschränkter Zeit nur kurz gehaltenes Verzeichniss an, zu
welchem Herr Loiseleur, Conservator der Bibliothek von Orleans, mir
später einige Ergänzungen zu senden die Güte hatte. Die genauesten
Notizen über die Handschrift verdanke ich jedoch Herrn Dr. Gunder
mann (seit Januar 1885 in Paris), dem ich für seine grosse Bereit
willigkeit und Sorgfalt ebenso verpflichtet bin, wie den Herren Loiseleur
und Delisle, welche meiner Bitte, demselben die Benutzung der Hand
schrift, die mich aus verschiedenen Gründen sehr interessirte, auf der
Pariser Bibliothek zu ermöglichen, in entgegenkommendster Weise ent
sprochen haben.
168
B r an d l.
Herausgeber wenigstens von dem Vorhandensein und dem
Umfange dieser Fragmente unterrichtet sind. Anckdota Hessen
sich nicht constatiren, nach anderer Seite war es aber ein
kleiner Erfolg der Untersuchung der Sammlung, dass sogleich
in dem ersten Blatte ein in der Wiener Ausgabe zwar ver
öffentlichtes , aber damals seinem Aufenthaltsorte nach nicht
bekanntes Stück aus Cyprian nachgewiesen werden konnte.
Der Band, nach der vorne eingetragenen Notiz ,Ex libris
mon. S. Benedicti Floriacensis‘ aus der uralten Abtei Saint-Bcnoit-
sur-Loire stammend, für deren einstigen Reichthum an herr
lichen Bücherschätzen auch dieser Trümmerkaufe ein beredtes
Zeugniss ablegt, enthält in neunzehn Fascikeln jetzt 55, ur
sprünglich, wie sich aus den Bemerkungen der Handschrift zu
Fascikel 3. 7. 15 berechnen lässt, 59 Pergamentblätter, während
Septier, Manuscrits de la bibliotlieque d’ Orleans, p. 108, n. 169,
60 Blätter zählt, wenn er die Handschrift so einführt: ,Varia
Fragmenta ex SS. Patrum operibus in uno collecta, in-fol., 120
pag.‘ Da die meisten Fragmente aus einem oder zwei Blättern
bestehen, so hegt hier offenbar eine Sammlung von losgelösten
Einsatzblättern 1 vor, doch öfter findet sich auch eine grössere
Anzahl, wie in Fascikel 3. 4. 5. 8. 13. 19., so dass wir an
anderweitig erhaltene Reste von Handschriften denken müssen.
Ueber den Inhalt der Blätter sagt Septier a. a. 0. Folgendes:
,Ces pieces, au nombre de dix-huit (jetzt vielmehr 19), sont de
1’ Eeriture-sainte, des ouvrages de S. Basile, d’Optat de Mileve,
de l’hexameron de S. Ambroise, de S. Jeröme sur Isa'ie, Jcremie
et Zacharie; de S. Augustin k Dardanus; de son livre du
mensonge; de l’hexameron de Bede; de son explication sur
1’ epitre aux Romains; de 1’ epitre d’ Adalberon, eveque de
Laon, ä Foulques, eveque d’Amiensf Diese Angabe ist je
doch weder vollständig noch genau, in einem Falle, bei
Fascikel 14, geradezu falsch. Viel eingehender sind die von
einer Hand wohl aus dem Anfänge dieses Jahrhunderts ge-
1 Eine ganz ähnliche Sammlung ist der ebenfalls aus Saint-Benoit stam
mende Codex 16 von Orleans, doch enthält er nur biblische Fragmente.
Herr Omont bereitet eine paläographische Studie über denselben vor,
in der er auch Cod. 169 berücksichtigen wird. Vgl. Delisle, notice sur
plusieurs manuscrits de la bibliotlieque d 1 Orleans, in Notices et extraits
des manuscrits de la Bibliotlieque Nationale XXXI, 418.
Fragmente von Handschriften lateinischer Kirchenschriftsteller.
169
schriebenen Notizen, die sich aut' den Umschlägen der einzelnen
Fascikel finden, sowohl was die Angaben über die Zahl der
Blätter jedes Fascikels angeht, wie hinsichtlich des Inhalts
derselben. Wenn nun hier eine möglichst genaue Mittheilung
über diese Fragmente gegeben wird, so schien diese Sorgfalt
auch deshalb nöthig, weil bei der bekannten Zerstreuung
der libri Floriacenses die Möglichkeit nicht ausgeschlossen er
scheint , dass sich anderwärts noch Blätter finden lassen, die
mit den hier besprochenen aus denselben Handschriften
stammen, ja dass einzelne aus dieser Sammlung verschwundene
Blätter wieder nachgewiesen werden können. Denn dass die
selben sämmtlich sollten zufällig verloren gegangen sein, ist
deshalb nicht glaublich, weil bei Fascikel 3 offenbar durch
den Entwender, vielleicht Libri, der ja nach den schlagenden
Darlegungen von Herrn Delisle auch sonst die Bibliothek von
Orleans in raffinirter Weise geplündert hat, die entsprechende
Notiz auf dem Umschläge gefälscht worden ist.
Wir lassen nunmehr das Verzeichniss der Fragmente
folgen. 1
1. Ein Pergamentblatt, unten stark und auch am äusseren
Rande beschnitten, jetzt 22 auf 17 cm , zu 26 Zeilen, in zwei
Columnen in sehr alter Unciale geschrieben. Das Blatt be
ginnt ros in rebus sublimen und schliesst fidem tuam salu(b)ris
audü(us oble). Es ist dies das Fragment aus Cyprian ad
Donatum, vol. I pag. 14,28—16,6 cd. Hartei, welches der
Herausgeber von f Dr. Nolto erhalten hatte und vol. III praef.
pag. IX mit den Worten begleitet ,alterum (fragmentum) quo
pars libelli Ad Donatum seruatur ubi inuenerit Nolte nescio, sed
litteris uncialibus exaratum esse affirmat'. Die Identitätsfrage
ist völlig erledigt, da Nolte auch Fascikel 16 der Handschrift
collationirt hat.
2. Zwei Pergamentblätter, am oberen und äusseren Rande
mit Stücken des Textes bis in die Mitte der dritten Columne
weggeschnitten, jetzt 30 auf 21 cln , zu 41 Zeilen, in drei Co-
lumnen in Uncialc geschrieben. Nach dem Vermerk auf dem
Umschläge des Fascikels enthalten die Blätter excerpta quaedam
1 Nicht, sicher leserliche oder verschwundene Buchstaben sind ein<ra-
klammert.
t ifi
170 Brandt.
ex prooemio Sei Basilii episcopi in regulas fusius disputatas et
ex interrogationibus X. XIV. XVI. XVII, d. h. ans der lateini
schen Bearbeitung von Rufinus, und zwar nur aus Interrog. II.
VII. VIII. Blatt l r beginnt: (mo)do ta(men hoc pos)s(it i)m-
plere = pag. 99,29 der Ausgabe von Luc. Holstenius, Codex
regularum nionach., Paris 1663 part. I, und l v schliesst: semet
ipsum exhinaniuit. furmam = pag. 101,44. Blatt 2 1 ' beginnt:
(p)arentu(m i)mmo a(b ipsis pa)rentibus oblatus = pag. 109,3,
2 V scbliesst: flebitis ne c sane sed uere (für seducere) nos debit
simi = 111,7.'
3. Drei, ursprünglich vier Pergamentblätter, 24 auf 16 cra ,
zu 29 Zeilen, in Halbunciale geschrieben. Auf dem Umschläge
des Fascikels findet sich die Angabe: Tres foliis constat, aber
tres steht, wie es scheint, auf radirtem quatuor; auch die Form
Tres neben dem Ablativ foliis erregt Verdacht. Jeder Zweifel
aber wird dadurch ausgeschlossen, dass die als Schluss des
ganzen Fragments auf dem Umschläge angegebenen Worte:
dum pauca commemoro, ipsius Sei Petri beatitudo tribuat sich
jetzt nicht mehr in demselben finden, sie haben, wie sich aus
einem Vergleiche mit dem gedruckten Texte ergiebt, ein weiteres
Blatt geschlossen. — Die drei Blätter bieten ein zusammen
hängendes Stück ausüptatus vonMilevum, de schismate Donatis-
tarum. Blatt l 1 ' beginnt mit dem siebenten Buche: In hoc
nouissimo libro id est septimo = pag. 101,7 ed. du Pin, Blatt 3 V
schliesst: satis sit homini si de 'pec — 104,12, die erwähnten
Schlussworte von Blatt 4 stehen pag. 105,5.
4. Acht Pergamentblätter, 28 auf 20 cm , zu 27 Zeilen, in
Unciale geschrieben; die erste Seite ist stark abgerieben, an
allen Blättern ist die äussere untere Ecke beschädigt. Die
acht Blätter bilden einen Quaternio, dessen Zahl, III, unten
auf dem letzten Blatte steht, und zwar aus Ambrosius’ Hexae-
meron. Blatt l 1 ' beginnt: modo in psalmo d(ocemu)r Operationeni
= pag. 16 F vol. I ed. Maur., Blatt 8 V schliesst (c)ontemplatione
1 Wenn auf dem Umschläge die Bemerkung zugefügt ist: differt versio
Indus fragmenti ab ea quae edita est a. 1637, so ist dem gegenüber jeden
falls zu constatiren, dass der Text mit dem bei Holstenius stimmt. Die
Notiz kann nur die Ausgabe des Basilius, Paris MDCXXXYIII, was sie
irrthümlich mit 1637 wiedergiebt, meinen, welche, ein Abdruck der Aus
gabe von Ducaeus und Morellus, Paris 1618, zugleich deren lateinische
Uebersetzung wiederholt.
Fragmente von Handschriften lateinischer Kirchenschriftsteller.
171
tante maiestatis fide = pag. 23 D, aus Buch I Cap. 8 bis in
Buch II Cap. 1 reichend.
5. Vier Pergamentblätter, jetzt 25 auf 18 °™, zu 32 Zeilen,
in Unciale geschrieben; die unteren Bänder sind mit den letzten
Zeilen abgerissen. Die Blätter sind Palimpsest, 1 ebenso wie
in Fragment 7, und zwar stimmt bei beiden die untere Schrift,
eine Capitale ungefähr wie im Palatinus des Vergil, ebenso
wie die obere so überein, dass wir zwei Stücke derselben Hand
schrift, nämlich des Commentars von Hieronymus zu Jesaia,
anzunehmen haben. Die vier Blätter enthalten ein zusammen
hängendes Stück aus Cap. 48. 49. Blatt l 1 ' beginnt: (et)iniquus
atliuc ex utero uocdberis — pag. 555 E vol. IV ed. Vall., Blatt 4 T
sind die zuletzt gelesenen Worte, auf die noch vier sehr schwei-
lesbare Zeilen folgen, fient tempora dns inquit ab utero =
pag. 562 A.
6. Ein Pergamentblatt, dessen oberer Rand mit einigen
Zeilen fehlt, jetzt noch 26 auf 19 cm , zu 34 Zeilen, in Halb-
uneiale geschrieben. Der Text des Blattes ist aus Hieronymus’
Commentar zu Jesaia Cap. 4.5, beginnend: sanguis eius super
nos et super filios nostros = pag. 66 A vol. IV ed. Vall.,
schliessend: sicut gallina congregat pidlos suos = pag. 67 D.
Diese Handschrift des Commentars zu Jesaia ist nicht identisch
mit der, aus welcher die Fragmente 5 und 7 stammen.
1. Jetzt ein Pergamentblatt, dessen äusserer und unterer
Rand mit Text abgeschnitten ist, jetzt noch 16 auf 12 cm , zu
17 Zeilen, gleichen Ursprungs wie Fragment 5 und Palimpsest
wie dieses. Nach der Bemerkung- auf dem Umschläge ,duobus
constat foliis‘ ist hier ein Blatt abhanden gekommen. Das er
haltene Blatt, Hieronymus zu Jesaia Cap. 51, beginnt: genimina
uiperarum et ad libidinosos = pag. 576 B vol. IV ed. Vall., und
schliesst: (et appel)lantur caelestia. et adversariae = pag. 578 A.
Das jetzt fehlende Blatt begann nach der Notiz auf dem Um
schläge: isti ab aquilone et mari, alii autem — pag. 566 C
und schloss: ponit manifestius ecce isti de longo = pag. 567 F.
1 Eine Untersuchung der Palimpsestblätter in Fascilcel ö und 7 wäre sehr
zu wünschen und nach dem Eindrücke, den ich'hatte, nicht zu schwierig,
leider fehlte sowohl Herrn Dr. Gundermann wie mir die Zeit dazu.
Ersterer las an einer Stelle von Fragment 7 das Wort Quirites, man
möchte darnach an eine Rede denken.
172
Brandt.
S. Sieben Pergamentblätter, am äusseren Rande beschädigt,
29 auf 20 cm , zu 35 Zeilen, in Unciale geschrieben. Es ist ein
Quaternio, von dem jedoch das letzte Blatt verloren ging, das
Proömium und den Commentar des Hieronymus zu Jeremia bis in
Cap. 2 enthaltend, Blatt l r beginnt: Post explanationes duodecim
proplietarum = pag. 833,8 vol. IV ed. Vall., Blatt 7 v schlicsst:
maledictus chanam seruus erit fratribus suis = pag. 848 A.
1). Ein Pergamentblatt, 27 auf 19™, zu 30 Zeilen, in
Unciale geschrieben. Das Blatt enthält ein Stück des Com-
mentars von Hieronymus zu Zacharia, beginnend: o profundum
diuiciarum et scipientiae — pag. 934E vol. VI ed. Vall., schliessend:
et coquent in illis et non erit chananeus ultra — pag. 936 C.
10. Zwei Pergamentblätter, 25 auf 17 0111 , zu 27 Zeilen,
in Unciale geschrieben. Es sind zwei Stücke aus Pseudo-
Hieronymus Ad Marcellam, ut aduersa toleret. Blatt l r beginnt:
illo quo domum tuam = pag. 37,29 vol. V ed. Martianay, l' r
schliesst: sicut esse coepisti et gloria — pag. 37,60; Blatt 2 r be
ginnt: dns uide quanta gloria tua = pag. 38,47 , 2 V schliesst:
in ipso angulari lapide fundatam non = pag. 38,77.
11. Ein Pergamentblatt, 28,5 auf 19 cm , zu 33 Zeilen, in
Unciale geschrieben, aus Augustinus epist. CLXXXVII ad
Dardanum, beginnend: habet qui'dem aliquid simile etiam =
pag. 685 F vol. II ed. Maur., schliessend: spe enirn salbi facti
summ sicut — pag. 686 F.
12. Zwei Pergamentblätter, 27 auf 15,5 cm , zu 23 Zeilen, in
sehr schöner Halbunciale geschrieben. Sie enthalten ein zusam
menhängendes Stück des ersten Buches von Augustinus contra
duas epistolas Pelagianorum, Blatt l r beginnt: nis nostrae facientes'
uoluntatem — pag. 419 A vol. X ed. Maur., Blatt 2 v schliesst:
quod sequitur non ita expeditum, est quomodo de = pag. 419 Gr.
18. Vier Pergamentblätter, bezeichnet 34. 35. 36. 37, nur
Blatt 34 und 37 sind ziemlich unversehrt, von 36 ist nur ein
Vierte], von 35 nur drei Viertel erhalten; die ersteren, 18 auf
14 c,n , haben 23 Zeilen; die Schrift ist Unciale. Es sind zwei
Doppelblätter, einen Binio bildend, die so folgen müssen: 36
(Blatt 1) 34 (Blatt 2) 35 (Blatt 3) 37 (Blatt 4). Der Text
ist aus Augustinus epist. LIV ad Ianuarium. Blatt l r beginnt
ego vero de hac sententia — pag. 124 F vol. II ed. Maur.,
Blatt 4 V schliesst: benedixit cum etiam superi == pag. 126 F.
Fragmente von Handschriften lateinischer Kirchenschriftsteller. 173
14. Ein Pergamentblatt, am äusseren und inneren Rande
verstümmelt, 23 auf 17,5 cm , zu 25 Zeilen, in Unciale geschrieben.
Nach Septier’s Katalog wäre das Blatt aus Augustinus de men-
dacio, dagegen heisst es auf dem Umschläge: non est Augustini;
beides nicht richtig, die Stelle findet sich in dessen Enarratio
in Psalmum V, vers. 7. Der Text beginnt, weil das Blatt
umgekehrt eingeheftet ist, mit der jetzigen Rückseite: est. si
enim hoc dicitur = pag. 18 D vol. IV ed. Maur., und schliesst
auf der jetzigen Vorderseite: (m)anifestum est tune non esse
redd\ — pag. 19 A.
15. Ein Pergamentblatt, schlecht erhalten, 26 auf 19 cm ,
zu 32 Zeilen, in Minuskel des IX. Jahrhunderts geschrieben,
den Anfang von Beda’s Hexameron enthaltend. Es beginnt;
i(|)b(€R) €Xa(<T>)€r(on) (ü€ÖAe) pRBI (ll\l) Q€Nes(l)o> Incipit
prologus. Dilectissimo ac reuerendissimo = pag. 1,1 vol. IV ed.
Colon. 1688, und schliesst: tanta celeritate operationis =
pag. 2,13. Nach der sehr unklaren Angabe des Umschlages,
auf die jedoch näher einzugehen zwecklos wäre, würden es
ursprünglich, wie man wenigstens schliessen muss, zwei Blätter
aus Beda gewesen sein. Auch die weitere Notiz: pag. tertia
exhibet aliud frgm. de opificio dei; incip. ab iis uerbis eadetn
series et ordo membrorü, wozu von neuerer Hand bemerkt
ist: la troisieme page manque, erregt Bedenken, da sich in
Fascikel 16 ein mit denselben Worten anfangendes Fragment
aus der Schrift des Lactanz de opificio dei befindet und auch
auf dem Umschläge von diesem Fascikel 16 von derselben Hand
verzeichnet ist, welche anderseits jene Notiz auf Fascikel 15
geschrieben hat. Es ist schwer zu glauben, dass ein ganz mit
denselben Worten anfangendes losgerissenes Stück aus Lactanz
sollte zweimal, aus verschiedenen Handschriften stammend, vor
handen gewesen sein.
16. Zwei Pergamentblätter, 28 auf 21 cm , zu 32 Zeilen,
in zwei Coliunnen, in Unciale geschrieben. Die Blätter ent
halten Lactantius de opificio dei Cap. 7. 11, Blatt l r beginnt:
eadern series et ordo membrorum — pag. 185,19 vol. II ed.
Fritzsche, l v schliesst: frontem. nominatam var(ro) — pag. 187,17;
Blatt 2 1 ' beginnt: (con)cidere. qui meatus si aliquo — pag. 194,27,
2 V schliesst: consummari ex abortationi(bus haec) = pag. 196,23.
— Dieses sind die von Teuffel RLG 1 S. 932 (und schon
174 Br an dt. Fragmente von Handschriften lateinischer Kirchenschriftsteller.
3. Auflage S. 930) erwähnten Fragmenta Floriacensia des
Lactantius, deren Kenntniss ihm wohl von Halm zugekommen
ist, für den Nolte die Blätter collationirt hatte.
17. Drei Pergamentblätter, in Minuskel des X. Jahr
hunderts, nach der Notiz auf dem Umschläge: continet partern
cuiusclam tractatus uel epistolae ad quemdam pastorem. Dies
bezieht sich nur auf die beiden ersten Blätter, deren erstes
beginnt: hoc e mandatum meum ut diligatis inuicem; das zweite
schliesst: nolite inebriari uino i quo est luxuria non quia in
uino est luxuria sed in ebrietate. Auf der ersten Seite des
dritten Blattes, das sonst ganz leer ist, stehen eilf Zeilen,
über deren Inhalt auf dem Umschlag bemerkt ist: pagina 3 a ex-
hibet fragmentum aliud de peccatore qui revertitur ad peccatum
ram remissum. Nach den Anfangs- und Schlussworten besteht
das Stück aus accentuirenden trochäiscken Tetrametern, der
erste: Alexander urbis rome clarus olini pontifex, der letzte:
. . et credendum /po dicit caieta nutrix. Ich schreibe caieta für
das handschriftliche ceta. — Auf eine Untersuchung, woher der
Inhalt dieser drei Blätter stammt, habe ich verzichtet.
18. Ein Pergamentblatt, auf der Vorderseite 29 Zeilen,
in Minuskel des XI.—XII. Jahrhunderts, ein Tlieil eines Briefes
von Bischof Adalbero von Laon an Bischof Fulco von Amiens
(den ersten dieses Namens, vgl. Gallia Christiana, vol. IX p. 521
und vol. X p. 1162), beginnend (EPISTOL)A ADALBERONIS
LAUDUNENSIS . . (fulco)ni ambianensi epo subdialogo di-
recta j. . (f)ulconi ambianensi epo. A laudunensis , a anteceden-
tibus digna, schliessend ente amoris stimulis inquieto ut.
Auf der Rückseite Federproben.
19. Zehn Pergamentblätter, am oberen und äusseren, zum
Theil auch am unteren Rande beschnitten, Blatt 8 hat 17 auf
11™ und 25 Zeilen, die anderen ebensoviel oder weniger, in
Halbunciale geschrieben. Die Blätter sind sehr beschädigt,
auf Blatt 9 r ist ein zusammenhängendes Stück, indem jedoch
immer das Ende der Zeile fehlt, zu lesen: tifex ille quem tune
ordin | esset circumcisio spiritalis j circumcisionem carnis quia \ pon
tifex esse non poterat, h | duas tunicas unam mysterii \ intellegentiae
spiritalis scieb \ u. s. w. Trotz längeren Suchens in verschiedenen
Indices konnte ich die Stelle nicht nachweisen.
Bacher. Die hebr.-neuhebrfiische u. hebr.-aramäische Sprachvergleichung etc. 175
Die hebräisch-neuhebräische und hebräisch - ara
mäische Sprachvergleichung des Abulwalid Merwän
Ibn Ganäh.
Von
Dr. Wilhelm Bacher.
Vorbemerkung.
Die glänzendere, zumeist in’s Auge fallende Seite der
Sprachvergleichung Abulwalid’s bildet seine umfassende und
tief eindringende Herbeiziehung des Arabischen zur Erklä
rung des Hebräischen und der althebräischen, biblischen Litte-
ratur. Ein Bild davon habe ich in meiner Abhandlung: ,Die
hebräisch-arabische Sprachvergleichung des Abulwalid Merwän
Ibn Ganäh' 1 zu geben versucht. Aber im Grunde eben so be
deutend, wenn auch in den Ergebnissen nicht so hervorstechend
ist seine ebenfalls in ziemlich weitem Umfange geübte Ver
gleichung des althebräischen Idiomes mit dem ihm zunächst
stehenden, dem Neuhebräischen, und mit dem Aramäi
schen. Auch für diese beiden Richtungen der zu Zwecken
der Bibelexegese gehandhabten Sprachvergleichung bildet Abul
walid’s in seinem Hauptwerke niedergelegte Leistung einen
Markstein. Er fasst das bei seinen Vorgängern Gefundene zu
sammen, sichtet es auf Grund der von Hajjüg angebahnten
und namentlich von ihm selbst vertretenen neuen und sicheren
Spracherkenntniss, vervollständigt aber das Material in sehr
reichem Maasse, es mit scharfem Blicke und mit fester Methode
durchdringend. Auch hier werden die Grenzen, die er mit
kundiger Hand absteckt, für die Späteren maassgebend, und
1 Sitzungsberichte der philos.-histor. Classe der k. Akademie der Wissen
schaften, GVI. Bd., S. 119—196.
176
Bacher.
innerhalb derselben bewegen sich seine Nachfolger, das Beste
und Meiste dessen, was sie bieten, ilun entlehnend. Den Ein
druck, welchen die moderne semitische Philologie bei der Be
trachtung von Abulwalid’s Arbeiten empfängt, hat einer der
berufensten Vertreter derselben erst jüngst auf folgende Weise
umschrieben: 1 ,La perfection des travaux de cette grande ecole
arabe-juive nous surprend. La science moderne ne procedc pas
autrement, et on peut dire que Rabbi Jona, dans la premiere
moitie du XI e siede, pratique deja avec habilete les methodes
comparatives, qui devaient donner a la philologie europeenne,
sept ou huit siecles plus tard, une si incontestable superiorite.'
Obwohl, was hier Renan von der vergleichenden Methode
Abulwalid’s sagt, wahrscheinlich zunächst auf seine hebräisch
arabische Sprachvergleichung geht, so verdient doch auch seine
Anwendung derselben auf das Neuhebräische und Aramäische
gleiche Anerkennung und darum auch eingehendere Darstellung.
Damit ist Zweck und Inhalt gegenwärtiger Arbeit gekenn
zeichnet. Auf so annähernd vollständige Vorführung des Mate
riales, wie ich sie in der oben erwähnten Abhandlung an
strebte, konnte hier meine Absicht nicht gerichtet sein, da die
hier in Betracht kommenden einzelnen Daten der Sprachver
wandtschaft viel mehr auf der Hand liegen und viel weniger
Interesse bieten, als die reichen und mannigfaltigen Daten der
Verwandtschaft des Hebräischen mit dem Arabischen. Indessen
wird die den grössten Raum einnehmende Zusammenstellung der
Vergleichungen schwieriger oder seltener Wurzeln und Wörter
des biblischen Hebräisch mit dem Neuhebräischen von nicht
bloss historischem Interesse sein. Bei dem Mangel eines ge
schichtlichen Wörterbuches der hebräischen Sprache, welches
den Sprachschatz der althebräischen Litteratur mit dem der
Mischna und der verwandten Theile der Traditionslitteratur in
inneren Zusammenhang zu bringen hätte, kann ein gewisser-
maassen aus dem Wörterbuche Abulwalid’s ausgezogenes Glossar,
wie es hier geboten wird, auch an sich das Verdienst guten
lexikographischen Materiales beanspruchen. Ferner aber soll in
diesem Glossar, wie auch in den übrigen Theilen der vorliegen
den Arbeit ein Hilfsmittel zur Benützung des Abulwalid’schen
1 E. Renan, Nouvelles etndes d’histoire religieuse. 1884, p. 175.
Die hebräisch-neuhebräische u. hebräisch-aramäische Sprachvergleichung etc. 177
Wörterbuches geboten werden, indem in der Neubauer’schen
Ausgabe des letzteren der Stellennachweis sowohl für die bibli
schen Citate, als für die aus der Traditionslitteratur fehlt und
dieser Mangel namentlich bei den Citaten der letzteren Art die
Benützung und oft genug auch das Verständniss erschwert.
Noch eine Bemerkung sei mir gestattet über den Gebrauch
des Begriffes der Sprachvergleichung auf das Verhältniss zwischen
dem Hebräischen der Bibel und dem Neuhebräischen. Es wird
weiter unten ersichtlich sein, dass Abulwalid selbst das Be
wusstsein davon hatte, — wenn er es auch natürlich nicht so
formulirte, wie es die moderne Wissenschaft thut, — dass es
sich liier mehr um Sprachgeschichte, als um Sprachvergleichung
handelt. Aber er wendet bei seinen hebräisch-neuhebräischen
Vergleichungen dieselbe Terminologie zur Bezeichnung der Ver
wandtschaft an, als bei den Vergleichungen mit Aramäisch und
Arabisch. Indem er zur Beleuchtung und Erläuterung des bibli
schen Litteraturgebietes das von diesem streng geschiedene Ge
biet der Traditionslitteratur heranzieht, sieht er in den Idiomen
beider zwei von einander geschiedene Sprachgebiete und ver
gleicht sie mit einander, sowie er Hebräisch und die beiden
anderen semitischen Sprachen mit einander vergleicht. Ueber-
dies hatte er diese drei Richtungen der Sprachvergleichung als
coordinirt bei seinem hauptsächlichen Vorgänger auf diesem
Felde vorgefunden, bei Jehüdä Ibn Koreisch, der in seiner
bekannten Schrift (Risäle) zwischen den Vergleichungen des
Hebräischen mit dem Aramäischen und denen mit dem Arabi
schen als mittleren Theil die Vergleichungen mit der Sprache der
Mischna und des Talmud anbringt.
I.
Hebräisch-neuhebräische Sprachvergleichung.
In der Einleitung zu seinem Hauptwerke beruft sich Abul
walid auf die Erläuterung Saadja’s von 70 in der heiligen
Schrift vereinzelt vorkommenden Wörtern nach verwandten Aus-
Sitzungsber. d. pliil.-hist. CI. CX. Bd. I. Ilft.
12
178
Bache r.
drücken der Mischna und des Talmud,' als Muster für sein
eigenes Verfahren, Wörter, die ej: nicht aus der Schrift selbst
erklären kann, in erster Reihe aus dem Neuhebräischen und
Aramäischen zu erklären. 2 Neben Saadja nennt er als Vor
sänger auf diesem Gebiete auch die Gaonen Scherira und
Hai, wie denn in der That seine Citate aus den Schriften des
Letzteren zumeist Vergleichungen der bezeichncten Art be
treffen. Jehüdä Ibn Koreisch nennt er zwar nicht, aber
auch ihn meint er wohl unter den ,Anderen', auf die er ausser
den genannten drei Gaonen noch hinweist.
Der Gesichtspunkt, von dem Abulwalid bei diesem Zweige
der Sprachvergleichung ausgieng, findet sich am bündigsten an
einer Stelle seiner Grammatik angegeben, wo er einen von
anderen Grammatikern beanstandeten Ausdruck des bekannten
gaonäischen Buches Halachoth gedolöth vertheidigt. In diesem
Buche war nämlich für zweitausend D’SSX * l 3tE? gesagt, statt
D'äbX; Abuwalid weist nach, dass beide Arten, die Zweizahl
auszudrücken, sowohl in der heiligen Schrift, als in Mischna und
Talmud begründet seien, und scldiesst mit den Worten: ,Diese
Ausdrucksweise ist bei den Trägern der — hebräischen •—
Sprache gebräuchlich und geläufig, den Alten, wie den Neuen.' 3
1 Das hier citirte Schriftchen Saadja’s ist abgedruckt in Ewald und
Dukes, Beiträge zur Geschichte der ältesten Auslegung und Spruch
erklärung des A. T., II. Bd., S. 110—115, und in der kleinen Schrift
D-pTlp Q‘’"'0 , "T (Leipzig, 1844), p. 3—11. In der That sind darin nicht
siebzig, sondern neunzig* Worte besprochen, während die Ueberschrift,
vielleicht in Folge eines alten Schreibfehlers, nur von siebzig erklärten
Wörtern weiss. Sie lautet: jU\ die An
führung bei Abulwalid lautet: Ä LiJ
N"ipttJ\ ^9 Dünas ch ibn Lab rät, in der Kritik gegen Saadja,
Nr. 19, gibt den Titel hebräisch: rti'D D'WWn nro.
* 2 R. (Rikmä, ed. Goldberg), YII, 11—15.
Dieser Satz steht blos im arabischen Original, am Schlüsse eines Passus
der in R. p. 235, Z. 3 nach den Worten rVO^nri zu ergänzen ist*,
derselbe lautet: D'n«BH ]a JNJtn ja HIIN Hül AiJl Hiabn J\
ja Duben ja xbi pran ja iiryan ;a «bi nnx mann ja xbi hü (Ez. 45, u)
Us mxa ’n» j^jis (Pesachim 471, f.) tttumb nwa tib Hniaa D-nxan
a’-abx m3bnj\ ^JU\ Zu dem Ausdrucke <4düJ\ Jjfc\ vgl.
Wb. 713, 16, woselbst damit die Träger der Misclmaspraehe bezeichnet
sind, in R. 47, 12 die
Dio licln-äisch-ncuhebrilischG u. hebräisch-aramäische Sprachvergleichung etc. 179
Die Miselmasprache ist also die Sprache der neueren Hebräer,
sowie in der heiligen Schrift die der früheren Hebräer erscheint.
Aber es ist im Grunde eine und dieselbe Sprache, wenn auch
in zwei von einander genugsam verschiedenen Gestaltungen.
Abulwalid unterscheidet denn auch den ^Sprachgebrauch der
Mischna' von dem ,Sprachgebrauche der Schrift'. 1 Gewöhnlich
nennt er das Neuhebräische, als die in der Traditionslitteratur
gebrauchte Sprache, die Sprache der Weisen, der Alten. 2 Für
sie tritt er voll Eifer in die Schranken in seiner Bekämpfung
der fanatischen Gegner jeder rationellen Bibclexegese. Diese
wiesen sogar die Vergleichung von biblischen Ausdrücken mit
denen der Mischna ab, weil es in dieser Anomalien gäbe, die
den Gesetzen des Hebräischen widersprechen. Diesen frommen
Verkleinerern der Miselmasprache gegenüber beweist er, dass
die von ihnen als unrichtig beanstandeten Wortbildungen in der
heiligen Schrift ihr Analogon finden. 3
Ebenso bringt Abulwalid für anomale oder ungewöhnliche
Wortformen und Ausdrucksweisen der Bibel Belege aus der
Miselmasprache. Zum Plural flT'Sbü, Dan. S, 22, nach ihm
1 Wb. 156, 23 njööji J! — xnpüjl ; vgl. 770, 20:
i >Dkfi 311, 33: 156, 17: JWsJCooi.
2 jjlyiM JJlyA zweimal, Wb. 65, 30 und 226, 27: ÜLi),
Sprache der Väter. Ewald, Beiträge I, 87, Aimi. 2, sagt in Bezug auf
ÜAJ , das er mit , Sprache der Aelteren“ übersetzt: , Hierunter
verstehen diese Gelehrten vielen Zeichen nach die ganze ältere Sprache
sowohl zur Zeit des Alten Testamentes, als zur Zeit des Talmuds. 1 Das
ist gänzlich unbegründet, da unter nur die Lehrer der Mischna
und des Talmuds, die Träger der Tradition — hehr. Q'llÜTp, H'llÜTp —
gemeint sind. Dem kiü bei Moses Ihn Gikatilla, worauf sich
Ewald’s Bemerkung bezieht, entspricht bei Abulwalid, Wb. 129, 13:
auch das talmudische Beispiel zu ©11, Hiob 7, 5, nämlich
K»UK, Sabbath 15 b , hat Jener von Abulwalid.
3 R. VIII f. Die von Abulwalid gerechtfertigten Anomalien sind die fol
genden: Zu den Verben D“in, b^nnn, in denen das n der Sub-
stantiva Hann, nbiin, nynn als Radical erscheint, verweist er auf
DnTDÖ, Esther 8, 17 von HTTP-, zu (statt -[SIT) M. Kilajim, 2, 8,
auf 1-nnx, 11 dir. 20, 35, und TlbxiX, Jes. 63, 3, wo X statt n steht,
und auf ibau, Ez. 4-2, 5, statt lPDX’. In ivb»! ITnö, Chullin 113» ist
n’bo aus p’böQ geworden, damit es dem ersten Worte ähnlich werde,
wie in -]X31Ö1 “|X2tlÖ, II Sam. 3, 25, das zweite Wort aus gleichem
Grunde anstatt steht, vgl. Ez. 43, 11.
12*
180
Bacher.
durch Verwandlung des fi vom Sing, fTübö in , entstanden,
verweist er auf nVnS^lS, Aboth 3, 18, und nTOttlK, M. Pe-
sachim 4, ß. 1 Zur Nominalform nS>'3K bringt er das Beispiel
mpnx, M. Glittin 3, 2;* zu ITill, M. Zebachim 5, l. 3
Dass die Wurzel von DS, PI. DÜ2X, Mutter, nicht QÖK, sondern
nftX ist, beweist ihm der Plural ninttX, M. Pea 3, 4; Bera-
chdtli IG 1 ’. 1 Zur Combination des Niphal mit dem Hithpael in
einigen biblischen Wörtern, Ez. 23, 48, Prov. 27, 15, verweist
er darauf, dass in der Sprache der Alten diese Form, Nithpael,
häufig sei. 5 Für gewisse Nomina, die mit 3 beginnen, nimmt
Abulwalld an, dass dieses 3 der Niphalbildung der Verba ent
spricht, obwohl bei den betreffenden Wörtern von der dem
Niphal zukommenden Bedeutung nicht die Bede sein könne; so
für ,“DD3, II Chron. 10, 15; tibi, Jes. 30, 12; DittW, II Sam. 19, 43.
Analog damit ist rD"D3, M. Baba Batlira 2, 1. s. v. a. rüpllp. 11
Die Pluralform aus böplS?, im Neujahrsgebet, dient zur
Analogie für 1T3J735, Jes. 23, 8, Plur. von jJ733. 7 Mit der suffi-
girten Form TlSxip, TlJXfl vergleicht er Baba Kamma 38 a . 8
Als analogiegemässe Pluralbildung der Nomina auf H” nimmt
Abulwalld die Form an, in welcher vor der Endung Di“ ein D
als Aequivalent des H erscheint, wie in lTllPlÖlT, Hoh. 5, 13,
mriStyX, Echa 4, 5; denn dass von letzterem Worte der Sin
gular nSlTS sei, beweise der Sprachgebrauch der Alten.“ S2X
und sind zwei verschiedene Formen mit gleicher Bedeu
tung: Trauer. In der Sprache des Talmud lautet der Status ab
solutes zu dem in Gen. 50, 11 zu lesenden Status constructus
ebenfalls nach der Aussprache der spanischen Talmud
gelehrten. 10 Aus pöj, Rechte, wird das Adjectivum 'itt 7 gebildet,
1 R. 47, 10—18.
2 R. 73, 28. Unsere Ausgaben lesen mpfPI ’DSO, nicht Hjpnsn ’3S»
3 R. 74, 20.
4 Wb. 55, 24—27. Z. 20 ist für niHOXb zu lesen rVHÖX.
3 R. 97, 12—14: <j^ä AiU JJl^l Q_j.
0 R. 94, 41—95, 11.
' Wb. 325, 1.
8 R. 107, 25—27.
9 R. 227, 13.
10 R- 124, 21—24. Der letzte Satz: bat< jlttfb nf jiwbn Tßbnn pit’bl
vbas iniB3n»a usik ’aan nam p na rra-san ’nbsa anate lautet im
Diu hebräisch-neuhobräische u. hebräisch-aramäische Sprachvergleichung etc. 181
nicht zur Unterscheidung von Benjaminit, Esther 2, 5. 1
In der Mischna, Para 1, 1, wird ausdrücklich gesagt, dass
’ini zum Unterschiede von den Ordnungszahlen
so gebildet sind. 2 Von zusammengesetzten Ortsnamen bildet
man das Herkunftswort auch ohne Berücksichtigung des ersten
Bestandtheiles: Tö* 1 aus ptt’ J2; TlSinüIl, I Sam. 21, 8, aus
nbinSS ^38, Richter 7, 22. Ganz so findet sich M. Kelim 2, 2
nV£n^, aus ünb PPS. 3 Dass der Artikel manchmal auch vor
dem Status constructus steht, dafür dient zur Analogie der be
kannte Schluss eines traditionellen Gebetstückes: “pün. 4
Die Anwendung der männlichen Form des Zahlwortes bei weib
lichen Hauptwörtern, wie in Gen. 7, 13; Ez. 40, 20; Hiob 1, 4,
findet sich auch im Talmud. 5 JÖlTIl bj! DpD M. Sabbath, 2, 5,
citirt Abulwalid als Beispiel für die Verbindung von Präposi
tionen mit dem Verbum finitum, wie in nöttfilS, Lev. 26, 43;
doch sei es möglich, dass DPI Participium, nicht Perfectum ist. 5
Original: ^ D’ISC bSK dJA AiÜI ajjb nöbnjl AiJj
UjJj SoXjj Löj\ ÄslilM. Statt pt»bn ist also |l»ba zu setzen
und das Talmudcitat in R. aus Moed Katon 17 b ist zu streichen. In der
That liat es gar keinen Sinn, da es sich nicht um die suffigirte Form
von handelt, vielmehr Abulwalid sich auf die traditionelle Aus
sprache der Talmudisten seiner Heimat dafür beruft, dass welche
Form in der Bedeutung Trauer in der heiligen Schrift nur als Status
constructus vorkommt, auch in der nicht construirten Form so lautet,
bna im Talmud also nicht bloss den Trauernden, sondern auch die
Trauer bedeute. Damit entfallt auch die Bemerkung Geiger’s in Ozar
nechmad I, 101.
1 So schon Hajjüg im Artikel jö’: ^UJül JV3Ö\"1 'tö'n
pa’32 Jl a-Lo n’j'ö’n’j’ö’n. Vgl.
mein Abraham Ihn Esra als Grammatiker, p. 42, Anm. 10.
2 R. 137, 24—34. Z. 25 ist zu lesen: l’bj? UVUm (71 dede ljya.1 f J).
a E. 138, 25—31.
4 R. 223, 19: s ^ ^ JJlj'sfi obi lAbj
■n ’n nntc *p*o 0U3.
5 li. 207, 5 f. Das von Abulwalid citirte Beispiel lautet: njtölKl Htt’btttö
ptön 0313 p3“OÖ (sc. nona); die Oxforder Handschrift hat pö'lH statt
pitsn. Es ist die in Beracli. 46 a so lautende Barajtlia: 03131 -|TN N'JOl
01731X1 Offibilt [ptön. S. Alfäsi und Ascheri zu dieser Stelle.
6 Die Stelle findet sicli nur im Original, nach den Worten l’lütti bs, R.
31, 39. Sie lautet: C03 |t5Wn bl? Dftö 13.1 by D03 Oltitöjl JyÜ ^
nu-U u^l UiU U» ^ U7 j3 3”n nb'nsn bxr'vgi.
noch Z. d. D. M.G., 36. Band, S. 406.
182
Bacher.
Nach ‘Hin, Koh. 12, 12, ist die Präposition JÜ zu ergänzen, wie
auch Jebamoth 85" SITtS nntH gesagt ist, für niim. 1
Für die genaue Recitation des Bibeltextes, die Aussprache
des Althebräischen entnimmt Abulwalid Einiges den Aussprüchen
der Tradition. Aus der rabbinischen Vorschrift, Berachoth 16 b ,
beim Lesen der Schema-Abschnitte den Auslaut des Wortes
von dem mit dem gleichen Consonanten beginnenden folgenden
Worte wohl zu unterscheiden, schloss Abulwalid, dass sonst die
Assimilation von solcherweise an einander stossenden gleichen
Consonanten gestattet sei. 2 Ebenso glaubt er aus der Vorschrift,
jer. Berachoth 4 a , das T in l“Oin, Num. 15, 40, das D in
Ps. 118, 1, besonders deutlich auszusprechen, schliessen zu
dürfen, dass sonst in der Aussprache 1 vor 3 sich zu D ver
härtet, D vor “1 zu t erweicht. 3
Um wie vieles umfangreicher die lexikalische Verglei
chung des Hebräischen mit dem neuhebräischen Wortschätze
der Traditionslitteratur bei Abulwalid als bei seinen Vorgängern
ist, möge eine kleine statistische Uebersicht veranschaulichen.
Saadja hat 90 talmudischc Wörter zur Vergleichung hcran-
gezogen, Ibn Koreisch einige und 70, Abulwalid über 350.
Von Saadja’s Vergleichungen hat Abulwalid den überwiegend
grösseren Theil aufgenommen, meist mit denselben Belegstellen, 1
von denen Ibn Koreisch’s nur den dritten Theil. 5 Meist lässt
sich der Grund, weshalb Abulwalid die von seinen Vorgängern
gebrachten Vergleichungen nicht berücksichtigt hat, noch er
1 R. 161, 1 f.
2 R. 141, 23—29.
3 R. 144, 3 ff.
4 Von den 90 Vergleichungen Saadja’s hat Abulwalid nur 20 nicht, die
Nummern: 6, 9, 29, 33, 35, 30, 13, 45, 56, 02, 04, 68, 71, 73, 74, 75, 70,
79, 85, 88. Doch ist zu beachten, dass bei den Vergleichungen Saadja’s
öfters Wörter des biblischen Aramäismus erklärt werden, die Abulwalid
nicht behandelt, und auch hebräische mit talmudisch-aramäischen Worten
verglichen werden, wovon hier nicht die Rede ist.
5 Ibn Koreisch selbst hat von den Vergleichungen Saadja’s nur 18,
die Nummern: 1, 2, 4, 7, 8, 11, 22, 38, 39, 40, 45, 52, 54, 63, 71, 84,
85, 80. Menachem b. Sarük hat in seinem Wörterbuche nur zu 10
Wurzeln das Mischnaidiom — rTOön jl!£»b — herangezogen. Siehe die
Wurzeln 8-SX, 30»; bjDJ, 52»; 5p II, 58»; W3, 59 b ; pi III, 80 b ; HUB,
98 b ; -6d, 127“; QTJ IV, 136 b ; -]bs II, 142 b ; tDSJt, 148».
Die hebräisch-neuliefr&ische u. hcbniisch-aranuiischc Sprachvergleichung etc.
kennen; doch wäre es ohne besonderen Nutzen und würde zu weit
führen, das einzeln zu erörtern. Jedenfalls zeigt das angegebene
Zahlenverhältniss, dass Abulwalid das bei Jenen Gefundene nicht
nur ausgiebig benutzte, sondern selbst noch bei weitem mehr,
als Ergebniss selbständiger Forschung, hinzugethan hat.
Oft begnügte sich Abulwalid damit anzugeben, dass die
betreffende hebräische Wurzel oder die betreffende Bedeutung
einer Wurzel, eines Wortes in der Sprache der Alten bekannt,
verbreitet, sehr gebraucht sei; 1 zuweilen setzt er zu dieser
Angabe noch eine beliebige Stelle als Beleg dafür hinzu.' 2
Im folgenden Glossar, dessen Zweck in der Vorbemerkung
besprochen ist, sind nur diejenigen Vergleichungen alphabetisch
zusammengereiht, in denen seltene Wurzeln oder seltene Wort
bedeutungen des biblischen Sprachschatzes aus dem Neuhebräi
schen, mit Hinweis auf bestimmte Stellen der Mischna oder son
stiger Werke der Traditionslitteratur erklärt werden; namentlich
aber solche Vergleichungen, die von besonderer Wichtigkeit für
die Exegese sind und schwierige Bibclstellen erklären sollen.
n.
Hcbräiscdi-nculiehräisehcs Glossar. 3
D3X, füttern; püS M. Sabbath 24, 3. 18, 18.
rrm, Bund; pm M. Sukka 3, 8, ITtlK, M. B. mez. 1, 8. 19, 23 f.
' , t S. Wb. 19, 27, 113X; 57, 7,
|SX; 59, 7, D3X; 128, 27, *113;" 15(1, 8, p*l; 156, 18, mH»; 189, 24, ml;
210, 5, trän; 268, 2, mts-, 270, 4, nent?; 309, 27, 1J3; 332, 23, D33;
335, 10, Üfl3; 357, 6, 3pÜ; 422, 18, pTD; 451, 14, 31p3; 474, 20, ]3p;
486, 5, |Ü'D; 493, 27, D3D; 517, 29, S]tOJ7; 519, 1, 2W; 544, 31, 3pJ);
553, 28, pDJ); 565, 4, 313; 570, 13, 3110B; 599, 2, W3C; 636, 6, Dp;
655, 23, ’1X3; 671, 1, (113; 695, 10, 8X2); 719, 17, "132’. Ferner bei ara
mäischen Wörtern: 137, 23, XD’p 562, 31, X33BK; 649, 21, X232>p.
2 S. Wb. 142, 1, 133, M. Pesach. 4, 9 (56“); 156, 16, 313, Erubin 6, 1;
260, 4, 31310, Nidda 30 b ; 280, 3, 3J?’t, Sabb. 40“; 328, 4, 3D3, Kilajim
9, 2; 390, 28, 32B3, Baba bathra, 26 b ; 435, 7, D"D33, ICidd. 1, 7; 495, 5,
“]33D, Sabb. 21“; 616, 2, 3J>3t, Berach. 28“; 620, 14, “|33t, Pea 5, 4,
Berach. 3, 1.
3 Die Citate aus Misclina und Talmud werden nicht in extenso wieder
gegeben, wie sie Abulwalid giebt, sondern nur das betreffende Wort, das
184
Bacher.
TiX, Exod. 14,20 und Ps. 139, 11, Dunkelheit, das Gegeiitheil der
gewöhnlichen Bedeutung; TPp fip2“li6 TK, M. Pesachim 1,
1. 28, 13—15 (Mustalhik, Opuscules, p. 64).
nib'QX, Exod. 9, 32, bedeutet vielleicht verspätet, spätreif, wie
in der Mischna: PSKH im“ “iDDH TPT, 1 im Talmud,
Bosch Haschana 8“, KflxSSK; auch vom Regen: nP^SX,
opp. HTM, Tos. Taanith 1, 3, jer. Taan. 64“. 64, 26—30.
D’DSX, Ezech. 47, 3, ist als Synonym zu D'SS zu betrachten,
da dem hebräischen aramäisches (KT) Dö entspricht,
s. Dan. 5, 15; vgl. T DD2, Joma 87“. D'DSX ’Ö bedeutet
demnach Wasser, welches bloss die innere Fussfläche,
Sohle, bedeckt; das X ist prosthetisch, wie in D'WX, PJBX.
65, 27—32.
rnx, II Sam. 12, 4, bedeutet etymologisch den Wanderer, aber
im Sinne von Gast, vgl. imXtt, PHXritt, M. Demäi 2, 3.
68, 11—14.
p"12, untersuchen; 1pT2 Megilla 25 b . 84, 23.
“ITHS, Jer. 51, 22 hat die specielle Bedeutung des Unverheira
teten, wie im Talmud “11112 dem HP3 entgegengesetzt ist,
s. Ketliub. 10“ und Nidda 33“, die Erörterung über M.
Nidda 4, 1. 88, 31—89, 3.
San, Koh. 12, 3; s. Pt32p, M. Berach. 2, 5. 89, 28.
2 , 32. Zu dieser Wurzel, s. 2 , 3, Höhlung, M. Erubin 8, 10, ge
hört 2123, Exod. 27, 8; Hiob 11, 12. 90, 29—91, 4.
fPS bedeutet zuweilen die Gattin, so Exod. 1, 5, I Sam. 27, 3,
sowie jener Weise (22HJ') im Talmud — Sabb. 118 b — von
sich aussagt, dass, er seine Frau stets TP2 genannt habe.
92, 4—11. ’
Dp2, verschliessen; "DlPü “pS 01^2 (?), D1p2 “13£1X, Gittin 64“.
95, 32 f.
verglichen wird, oder ein kleiner Passus, in dem das Wort sich befindet.
M. bed. Mischna; die Namen der Talmudtractate bezeichnen die des
babylonischen Talmud. Ain Schlüsse jedes Artikels bedeuten die beiden
Zahlen Columne und Zeile des Wörterbuches. Neben einige Talmud-
citate, die ich nicht verificiren konnte, habe ich ein Fragezeichen gesetzt.
1 Diese angebliche Mischnastelle wird auch bei Ihn Parchon (5 (1 ) citirt,
doch richtiger T33H mit Jod. Kohut, der in seinem Aruch I, 216% die
Stelle aus Abulwalid citirt, bemerkt nichts über dieses Mischnacitat,
welches mir uniindlich ist.
Die kckräisck-neukebräisoke u. kekräisuk-untmäisoho Sprachvergleichung etc. 185
PDPD. Nach diesem Verbum und dem Nomen dazu JJ13P3,
M. Mikwaoth 10, 4, sowie dom damit verwandten ■’plSpS
’JTS, Sabbath 109“, ist mp3J?3N, Exod. 9, 10, zu er
klären. 100, 8—12.
rnp3, Lev. 19, 20, ist weibliches Adjectivum, nach der Form
von M. Terumoth 11, 10. Das Wort bedeutet die
mit dem Riemen Gezüchtigte (s^Ls.- 0 ), vgl. PlHp3 züch
tiget ihn', im Talmud; 1 aber auch gleichzeitig die Frei
gelassene, mit Nachsicht Behandelte, d. i. trotz der Geisse-
lung nicht dem Tode Preisgegebene, nach dem Sinne
von “ppan, Pea 4, 9, “i“3n, ib. 6, 1, "lp3H2, Schebiith 9,
4. 106, 10-31.
"13, Hiob 39, 4. Vgl. "13 "MH, opp. 31»' bu TI, M. Chullin
11, 2. 107, 4—7.
TU Dass diese Wurzel schneiden bedeutet, ist aus Baba me-
zia 39“ ersichtlich: TTb, "HU, vom Abschneiden (^o^)
der Datteln. 123, 14—19.
UH|, Haufen. Vgl. das Verbum: pUT, Baba batlira 89“, niUH3,
T Joma 48“. 125, 28—33.
UiD, Heuschrecken; 'X3tl M. Berach. 6, 2. 126, 27.
Ulü, Hiob 7, 5; Um, B. mez. 101“, M. Tohoroth 5, 1, XtT
Sabb. 15 b . 129, 23—28.
nnma, II Sam. 12, 31, Sägen, wie M. Arachin 6, 3. 131, 21.
Sm, Dan. 1, 10, hat dieselbe Bedeutung wie in lbm f33 ,T133 X31U
' (’b) m“ipn JJt^l Jyi tyo. Ebenso Saadja, Nr. 48 der ,siebzig Worte 1 :
nmpa Jls (so lautet die Leseart in der Handschrift, wie in D’"QT
D , p' l ‘Wj P- 8. n. 4, bemerkt wird, nicht'N"lp3, wie Dukes, Beiträge II,
112, ohne weitere Bemerkung nach Kerithoth 11“ berichtigt). ’Sipa in
dem Sinne, wie es an der eben angeführten Talmudstelle zur Erklärung
von mpa gemeint ist, kann weder Saadja noch der ihm folgende Abul-
walid im Auge gehabt haben. Dieser übersetzt das Talmudcitat mit
SjjdiA, also als Imperativ. Das in der einen Handschrift nach !THpa
noch folgende ’b ist wohl zu H'b zu emendiren ,ihn‘. Wie Saadja mpa
etymologisirte, wird ohne Talmudcitat von D. Kimclii im Wörter
buch, W. “Ip3 angegeben (wohl aus dem Commentare Saadja’s zu Levi-
ticus): npa bv njnma jn mpbonr -ab mpa jirb asx ’s, also von apa,
Rind. So muss Saadja wohl auch das aus dem Talmud citirte Wort er
klärt haben, und in lieidem folgte ihm Abulwalid. Aber immerhin bleibt
zu ermitteln, wie das so gelesene und erklärte Wort anstatt \X“ip2 in
den Zusammenhang der Tälmudstelle eingefügt war.
186
Bacher.
(so ist statt 1*3\1 p33 31130 1ÖTO zu lesen), B. mez. 27 b ,
ferner 1*3\1 p, Meg. 11“, Nedarim 39 b . 133, 14—17.
Pp, Neh. 7, 3, verschliß ssen; PpH, Oholoth 6, 3, (opp.
pnma), Zabim 3, 2. 134, 1—4.
*3*33. Der Hitlipael dieses Verbums in Gen. 43, 18 ist zu ver
gleichen mit 3133013? *313*33, Kidd. 27 b (Verursachen des
Eides). 135, 14—16.
0*33, Hiob 16, 15, Haut; vgl. 3111*33, M. Chullin 3, 2, 1*1*33,
R. Hasch. 27 b . 136, 13—16.
'0*33, Ps. 139, 16; D*313, M. Aboth 5, 7. 137, 21.
1Ö3, Ps. 57,3, 138,8, beenden, beschliessen; *1103*31, M. Be-
rach. 3, 2. 139, 19.
*3J33. Hiob, 21, 10 ist t 3“’i73“' nach dem talm. 31*333331 (Pesachim 30”)
zu erklären, worunter das Loslösen des Fettes von den
Gelassen durch Spülen im heissen Wasser verstanden wird.
Als Subject zu *3 , J33’’ ist der Same zu denken, von dem
gesagt wird, dass er sich nicht auflöst,, zerfliesst, sondern
fest wird und befruchtet. 142, 11 —19.
“1*13, Hithpael in Hiob 2, 11, sich kratzen; 1T13, R. H. 27 b ,
p13Ü, Sabb. 141“. 144, 12.
S]13, Ri. 5, 21; p113, M. Pesach. 4, 7. 146, 20.
*333333, Exod. 9, 31, ist nach der Bedeutung dieses Wortes in
M. Para 17, 7 zu erklären. Dort werden Dip als p*3lJD3
1*3333 X*3t3>, als Blüthenstengel, die noch nicht zur Frucht
gereift sind, erklärt. Daher bedeutet *33323 den Zustand
der Pflanze vor der Reife, wenn sie mit Bltithcn bedeckt
ist, vgl. Num. 17, 23, im Arabischen Man sagt
(OG-Ji) J^xSl. wenn sie in Blüthen gehüllt ist:
(Var. jlpb) j5 Lb (LAG Dl. [Gesenius, Thesaurus 261“,
citirt diese Erklärung Abulwalid’s, schreibt aber statt
ljr —Lo' (er las DÖJ31 statt Dftjin) und statt ^^Lb:
L-Ajb. Letzteres wird von Roediger im Nachtrag zum
Thesaurus, 78“, dahin berichtigt, dass cijlJb zu lesen sei;
Schnurrer habe in seiner Abschrift 1D*3iO gelesen. Das
Richtigste ist Neubauer’s Lesung: 113*310, Woraus sich
leicht die beiden anderen erklären. Das wird auch durch
die Röuener Handschrift bestätigt, die 1X13*310 hat. Eine
weitere Bestätigung dafür ist in Tanchums Erklärung
Die hebräisch-neuhebräische u. hebräisch-aramäisclie Sprachvergleichung etc. 187
cles Mischnawortes, welche Gesenius 1. 1. anführt:
bp33 J-A OUI (1. Zu clem
von Abulwalid als Uebersetzung von b333 gebotenen
und als Erläuterung dazu ist zu vergleichen, was
Kämüs bat: J~öoyJl 148, 8 —15.
HTl, Jes. 38, 15, Ps. 42, 5; pllü, 11123, M. Sabb. 18, 2, pllü
Sabb. 88 b . 153, 14—17.
111, im Hiphil abwischen; I^IÜl, Chullin 113“. 155, 4.
“111, Ball. Das 3 in 1113, Jes. 22, 18 und 29, 3 ist Verglei
chungspartikel, während es im 1113 der Mischna, Kelim 10,4,
Wurzelbestandtheil ist. 156, 20—25.
ibl, Holl. 7, 4. Vgl. lblbT13 Chullin 44“. 159, 17.
P]bl, Prov. 27, 15. Vgl. dasselbe Wort in M. Beza 5, l und
Machschirin 5, 3. 160, 4—6.
D131, Exod. 22, 2, ebenso Dl, Num. 35, 27, bedeutet Wehr
geld, Preis, s. v. als 133; D131, Pesachim 112 b . 161, 1—4.
□1123311, Esra 2, 69, und D11311K, I Chr. 29, 7, bedeutet
Denare, wie 1131311, M. Sehekalim 2, 1. 166, 2.
131123, Erklärung; 1311 13113 1t, Kethub. 4, 6. 166, 21.
1131, Ezecli. 42,12, gerade, Apposition zu "[11; [3113, Kethub. 86*.
169, 20—23.
*3131, Hos. 8, 13, gehört zu p313123, M. Menachoth 10, 4 und
13131, M. Sabb. 2, 3 (rösten, sengen). 184, 5—9.
11t. Von dieser Wurzel kommt 11, Exod. 28, 28; vgl. arab.
entfernen und im Talmud: 3b '1111, Sota 47 b , die
jenigen, deren Seelen sich überheben, von ihrem Orte
entfernen, S. auch Chullin 7“, wo die drei Varianten
p1123, pIltD und pl'ltü dasselbe bedeuten: beseitigen, ab
weisen. Hieher gehört auch: ibj? 11JJ1 111 DS13, Joiua 22 b .
191, 2—192, 7."
bit, sich bewegen, verwandt mit pbllt, Sabb. 65 b , Nodarim 40*
(liiessen). 192, 14—16.
ibblt, Eclia 1, 11, geringgeschätzt; blt3 1133 'Öl, Baba kamma
112*. 196, 5.
337, Josua 10, 19 und Deut. 25, 10; □1233 331231, M. Sehe-
biith 2, 6. 198, 10—14.
188
Bacher.
p]T, Deut. 33, 22: ,er ist übermüthig, ausgelassen, wegen der
Fülle an Gütern in Baschaiv. Vgl. 1p31 DK !T1, Chullin 38“.
200, 5-8.
*lpT, erheben; jSplI, Baba mezia 72". 202, 2.
“DIT Die Bedeutung Zauberei für diese Wurzel (s. Deut. 18, 11,
Ps. 58, 6, Jes. 47, 12) ist besonders aus der Bedeutung
des Wortes “DH in Jebamoth 121“ ersichtlich. 208,21—26.
211, Ezech. 18, 7; mm insi, Baba kamma 115". arß'IT),
Dan. 1, 10; ami m am (?)• 213, 22, 27.
”11“. In Jesaia 29, 22 hat Uli 1 denselben Sinn, wie der gleich
falls auf die Grundbedeutung ,weiss“ zurückgehende Aus
druck: D’om narr m paban, Aboth 3,11. 217, 8 f. 1
, *in, Gen. 40, 16, bedeutet Zweige, Ruthen, wie “111V, Kilajim 1,
8, in welchem Worte ' Bildungsbuchstabe ist, wie z. B.
in t01pS\ 217, 22—26.
nrn, Exod. 1, 19, bedeutet Hebammen; vgl. ,T1, Kidduschin 74“,
nrn, Sabb. 31 \ 222, 9—13.
pn, Ez. 13, 11; nsttlö, M. Baba bathra 1, 1. 223, 27.
bbn hohl sein, woher ablp bw ibPn, Pesachim 64",
d’blPn D'blbn, Berach. 60”;. Ketliub. 111“, Sin
gular zu mbriö, Jes. 2, 19. 225, 3—6 (vgl. Rikina 67, 12).
mbn, Ezech. 24, 6; vgl. Berach. 3 b von Wurzel ibn.
226,27-29.
abn. Zu Jes. 38, 16, vgl. BlPl (1. a^n), R. Hasch. 28";
zu Diabn, Hiob 6, 6: flB^I, Aboda zara 40". 229, 1—4.
pPn. InEsra 1, 9 sind B'sbld Messer; niS^HI na, M. Mid-
dotli .4, 7. 229, 26—29.
pbn. Dem Zusammenhänge nach bedeutet p’SrP, Jes. 58, 11,
benetzen, befeuchten, vgl. ib. V. 21 und 66, 14. Den
selben Sinn hat die Wurzel in Berach. 34 b : mn IDÜCPn,
,das Fieber benetzt ihn“, indem es ihn in Schweiss ver
setzt, so dass er gesund wird. Ebenso M. Erubin 3, 9:
imPm, was mit 1331111 synonym ist, so dass auch
1 Die von Neubauer in den Text aufgenommene Leseart der Oxforder
Handschrift TW 1'3B ist nur aus dem in der Kouener Handschrift
richtig gegebenen Misclmatexte corrumpirt, wolil in Folge der irrigen
Annahme, dass Abulwalid keine Analogie zur Bedeutung von V3B
mir, sondern ein Beispiel für die Wurzel Hin selbst bieten will.
Die bebräisch-neuhebräische u. hebräisch-aramäische Sprachvergleichung etc. 1 89
pbrr pTWOifPl an DBP jtrin, Prov. 15, 30, vgl. Hiob 21,
14, erinnert. 230, 19—30.
lybin. Jes. 14, 12; vgl. D?tPbn pb’tDÖ, M. Sabb. 23, 2. 231, 3“.
.“ItMCl, Hob. 2, 13, stimmt überein mit VDVIS ItOlHlt? R.
H. 15”, und mit ptOJin pC? HptPa DTH^?). Das Verbum
bedeutet den Beginn des Iiervorsprossens und Wachsens.
238, 8-12.
pp, Prov. 22, 6. Vgl. pirnS IP^H DX1, R. Hasch. 33“. 238, 20.
pSn. Zu dieser Wurzel, in der Bedeutung bergen, schirmen
(Deut. 33, 12, nSfl), gehört flHX Fjin, den. 49, 13, der
Ort, wo die Schiffe geschützt, geborgen sind; hingegen
gehört a 1 »'' pH, ib. zu pSH, in der Mischna, Nazir 6, G,
reiben, und bedeutet den Ort, an dem die Wogen sich
reiben, brechen, die Küste. Diese Bedeutung von -pn
passt auch besser als die Bedeutung ,Hafen* an Stellen
wie Jos. 9, 1; Jer. 47, 7; Ez. 25, 16; Deut. 1, 7. 240,
18— 33.
ppn, graben, höhlen; nipIPflH DlppffiP, Tosefta Kelim II, 7, 7
(vgl. M. Kelim 17, 15). 245, 5.
TUT Zu dieser Wurzel gehört wohl “1PI, II Kon. 12, 10; Hiob 30,
6; vgl. a'Pftin mn,' Ameisenlöcher, M. Pea 4, 11. 245,
24—26.
nn, aufreihen; DBI StP DiTnna, M. Baba mez. 2, 1. 247, 21.
pnn, Dan. 9, 25, Graben; p'“li1, M. Erubin 7, 3, dasselbe.
250, 22—25.
BüTI, Ps. 40, 18, bedeutet schätzen, hoch achten; vgl. 3“IX
aViPH, z. B. Taanith 14 1 ’. 253, 29.
pnn, Dan. 9, 24, entscheiden; T£’3 bv? rOTHI, Chullin 108“.
255, 30.
bann, Heuschrecke; bnnn nsra, m. Sabb. o, io. 258,7.
patD. Zum Pual, Exod. 15, 4, findet sich der Piel in den Gebet
stücken nach dem Schema: npatC D’ntl, patO mBinna. 259,
19— 22.
maa, Nabel; niDS mato, Nidda 30”. 260, 4.
1 Neben dieser Leseart, welche auch in der Mischnaausgabe von Neapel
sich findet, s. Kohut, Aruch III, 480 b , ist die gewöhnlichere 'H'Yin und
auch 'Hin zu verzeichnen. S. Kohut 1. 1. und Levy, Neuh. Wörterb. II,
26 a oben.
190
Bacher.
ftStDtO, Deut. 6, 8, ,was an die Stirne gebunden wird; 4 sb
niBtOloa, M. Sabb. 6, 1. 262, 19.
sbtO. Davon mxStDÜ, Jos. 9, 8, geflickt; vgl. PpStDÖ, M. Kelim 26,
2. 263, 30.
JÖÖ, verbergen; “I1D8 1 jÖßH MSK'IP dS'OI, M. Baba kamma 10,
9. 265, 11.
sptfi, Hoh. 5, 3, □'»SUtDttn niKlD», Tos. Berach. 2, 17 (jer. Be-
rach. 4 b ). 265, 11.
nyro, Ez. 13, 10; nptal, M. Berach. 5, 3. 265, 17.
JPtO, Gen. 45, 17; p' HUPtO, Baba mez. 32 b , jptSl p“IB, M. Baba
mez. 2, 10, ü"“X !UlJ7tD, M. Baba bathra 3, 8. 266, 1—4.
P|StO, Jes. 3, 16, bedeutet den geraden, künstlich gerichteten
Gang, so zu erklären nach fllBlStS, Joma 48 von dem
geraden,, weder gehäuft noch gestrichen Vollsein der Hand.
266, 24—32.
Gen. 8, 11, kann mit ,abgerissen, abgepflückt 4 übersetzt
werden; denn DJ7SD1, Gen. 41, 8, wird vom Targum mit
übersetzt: ,sein Geist war gebrochen 4 . Ebenso
wird vom Schiffbruch der Ausdruck fi3“1t0ün nröDH, M.
Taanith 3, 7, gebraixcht. Dass aber FptO in der That mit
“QiT synonym ist, beweist der Umstand, dass Jebamoth 121“
in der Erzählung Akiba’s D’O gesagt ist, während
ebendaselbst in Gamliel’s ähnlicher Erzählung dafür der
Ausdruck D'Ü angewendet wird. 269, 5—21.
nSs', Lev. 22, 22; n^'D 1 ’, M. Erubin 10, 13. 273, 7.
ITH’, Neh. 7, 5. Zu diesem Singular findet sich M. Jebam. 4,
13 der Plural Q'DIV, nach dem Muster von nsru
282, 5.
1°'- Diese Wurzel von “P”, Exod. 30, 32, gleichbedeutend mit
*P D > findet sich auch in der Mischna, Joma 8, 1: rÜf’IT'ID
3 nyD'Z). 287, 3—9.
1 Dass jÖÖfi die ältere, richtigere Leseart für pÖlDIlb ist, s. Rabbino
witz zu Baba kamma 118 b (Dikduke Sofrim, XII. Bd. 153 a ).
2 Die Angabe dieser Musterform beweist, dass Abulwalid an der an
geführten Stelle der Mischna nicht pDilV’ gelesen haben will, wie im
Text bei Neubauer gedruckt ist, sondern (pD^DiT.
3 Diese Leseart statt der gewöhnlichen rUD^DSI findet sich auch in dem
von Lowe edirten Mischnatexte
Die hcbniisek-neuliekriiische u. hcbräiack-aramäisclie Sprachvergleichung etc. 191
Sr. Diese Wurzel bedeutet I Sam. 22, 3, Ruth 2, 22, vielleicht
auch Exocl. 21,7, verweilen, verharren, sowie Berachoth 39“,
in der Redensart: 2322* 18*^13 x3 23*12*, d. i. Beide —
die zwei vor Bar Kappara sitzenden Schüler — verharrten
nicht in dieser Woche bis zu Ende, sondern starben wäh
rend derselben: EU J-> Uf.Xaj. liUb ^ bisUc.
(Abulwalid las statt 2312>: 2322* und übersetzt dies mit
was, analog dem hebräischen 322’, sowohl den
Schlusstag der Woche, als die Woche selbst bedeutet).
291, 4—14.
3322, Sieb. Das Verbum dazu s. M. Para 3, 11; Sabb. 20, 3.
306, 15—18.
“123; vgl. “123 3157311, M. Chagiga 1, 7. 307,4.
2*22, II Chron. 9, 18, Stufe; 2?22b 3^57, M. Zebach. 5, 3.
307, 19.
23)2, Jer. 7, 18; 44, .19. S. das Verbum JV2 M. R. Hasch. 3, 7,
pi2* M. Moed Katon 2, 3. 311, 25—27.
2*n2, mager sein; nt27iri2 3232 (vielleicht ist 32*132 332, Be-
, rach. 32 b , gemeint). 314, 25.
212. Verwandt ist 2121, M. Chagiga 2, 2. 324, 14.
322, Prov. 21, 14, bewältigen; 2ms p212, M. Kethub. 7; 10;
3212, Tos. Kethub. 5, 5, M. Kethub. 5, 5. 329, 2—7.
32, Sattel; s. M. Kilajim 9, 2, Mikwaoth 10, 2. Dass das Wort
von der Wurzel 332 stammt, sieht man Moed Katon 13 b :
332,3 3*22 32 p!2. 331, 5—10.
“[32. Zu “[*323, Esther 8, 15, auch M. Kilajim 9, 4, das Verbum
in M. Berach. 5, 1, “[132. 332, 3—5.
2*32, Prov. 27, 22; 2*2*3213 2*333, M. Terumoth 1, 8. 336, 29.
2232, Ps. 80, 14; durch den Wechsel von 2 und p dasselbe
. was 2*S21 31223p2* 332*, M. Pea 2, 7. 338, 10.
*13223, Hob. 4, 9: ,du hast mein Herz getroffen' mit dem
Pfeile deiner Augen, von 22b; vgl. 2*212b, M. Aboda
zara 2, 3, Bezeichnung der Thiere, deren Herz zu götzen
dienerischem Zwecke herausgenommen wurde. 343, 1—9.
32b, Exod. 3, 2, Flamme; 323*23, M. Baba kamma, 6, 4. 343,
16—20.
blb, I Ivön. 6, 8; 2*3l3 M. Middoth 4, 5. 349, 28.
192
Bacher.
in der Bedeutung gewöhnen, wie pTldP, M. Demäi 4, 5.
353, 27.
Ps. 114, 10; niilpbb, M. Megilla 2, 1; \yb, Me-
gilla 18“. 354, 10.
“TTÄ3. Von dieser Wurzel stammt “I1ÜÜ2, Deut. 23, 3, und D'SCD
nnnö, M. Chullin 12, 3. “fiia ist gebildet wie ÖÖH, Ha-
bak. 2, 19; bfiin, Jes. 44, 20. “1100 bedeutet demnach
Jemand, dessen Geschlecht, Herkunft verdorben ist
(Abulwalid liest ffilftÖ, nicht PlDTlti, auch übersetzt er
es mit dem lautverwandten arabischen Worte »jjJc, ver
dorben, faul). 369, 19—21.
rm Mit nntJIÜ, Sanhedrin 5“ ist zu vergleichen DTllÜÖ, Jes. 25,
6; es sind ,auserlesene“ Oele gemeint. 370, 24—26.
pp Ps. 73, 8, rohe Reden führen; X\T$ ’JÖÖ,-M. Ke-
thub. 7, 10. 373, 12.
Deut. 23, 26; vgl. ITldl bbp Beza 33 11 . 374, 19 (vgl.
Rikma 45, 10).
iUtt, zählen, vgl. mi 1JÖ3, M. Sabb. 1, 4; ,“I3Ö, einsetzen, vgl.
D’lÜDn, M. Schekalim 5, 1; rtJÖ, wie M. Iveth. 1, 2. 380,
33; 381, 5; 381, 25.
“IDÄ, überliefern. Vgl. llTHDtt, M. Joma 1, 5; rnöttl, Aboth 1,
1; 383, 21.
HJ7Ö, Jos. 48, 19, bedeutet kleine Kieselsteine, Sandkörner;
ebenso heisst ihrer Kleinheit wegen die dem Dänik ent
sprechende Münze nj7Ö, s. VTVIJJÖ, M. Ern bin 7, 11. 383,
26—284, 2.
“IIP I Kön. 7, 36, ist dasselbe, was “DJ?, ib. v. 30, bedeutet
also ,Seite“, ebenso wie die vollere Form mpö, Richter 20,
33. Damit ist vielleicht in Verbindung zu bringen (D’JtD)
D , ‘T’3d riVniyö, Beza 7“, d. i. Eier, die ,an den Seiten“
mit Adern umgeben sind (Abulwalid bemerkt, dass er diese
Erklärung des talmudischen Wortes bei keiner Autorität
gefunden habe, sie daher nur als Vermuthung hinstelle).
385, 25—386, 4.
ppö; vgl. anSD ppö, M. Sabb. 9, 6. 390, 34.
nid, Jes. 38, 21; ITIÖP “117, M. Pea 1, 6. 392, 24.
fp; PfTU HT“ll, Berach. 51“. 411, 31.
S]13, Ps. 48, 3; HID13 1S131, Kidd. 40 b . 418, 9.
Die liebräiscli-neuhebnLisclie u. hebräisch-aramäische Sprachvergleichung etc. 193
P?3. Zu mPfÜ, IT Kön. 2.3, 5, vgl. mbtö BW, Berach. 32 \
422, 12.
HW. Von dieser Wurzel stammt ntJIÖ nicht; dass dieses Wort
nach der Form von nfJ$Ö gebildet und das Ü radical
ist, beweist die Lesung der Tradenten der Mischna (der
Talmudgelehrten) — JTIttfÖ J\ «Ly hß —, welche im Plural
mraön, M. Menach. 5, 1, das 3 mit Kamez lesen, nach
dem Muster fllJDJ, Plural von 315333, u. dgl. Wäre das
Ö Bildungsbuchstabe, so müsste der Plural nillJÖ lauten,
wie ni^tö von Hlltö dgl. 423, 19—30. 1
53113, wahrsagen; 53irP3 1I1PK, Tos. Sabb. 7, 13 (Sanh. 65 1 ’).
427, 24.
31503 bedeutet Arnos 2, 8 sich stützen, anlehnen, wie HOpI 112'',
M. Berach. 1, 3. 430, 27.
3133. Idos. 14, 6 bedeutet “pl sich ausbreiten, vgl. H3Ö
B!T3öb, M. Bikkurim 3, 4. 434, 14.
3133. niBÖ, Deut. 4, 34 und 7, 19, ist verwandt mit 33, B^B}, bei
den Alten ,Wunder', nur dass dieses zur Wurzel 333,
jenes zu 3133 gehört. Möglicherweise stammt auch 3133 von
333, indem aus 31333 — vgl. 3135i>3 von 3353 — das 3
so ausfiel, wie das X,in 3“l5ni, II Sam. 22, 40, und der
Vocal a\if das 3 übertragen wurde. 438, 24—439, 2.
“1J33. Zacharja 2, 17 bedeutet “iij?3 dasselbe was 131p |rp in
Jerem. 25, 30, gehört also zu 1"1J3, Jerem. 51, 38, schreien;
vgl. “15313 “11311, Berach. 3 a , 442, 7—10 (s. Opuscules
d'Aboulwalid, ed. Derenbourg, p. 99; 258).
n“1.533, Werg, jnt3£ *153 mi5?331 M. Sabb. 4, 1. 443, 2.
Q"'^Tp3, Gen. 30, 49, bedeutet punktirt; wahrscheinlich sind
damit schwarze Punkte am Kleinvieh gemeint, nach M.
Maaseroth: lTpS’tTÖ p“lll153!l P31. 2 451, 10—12. — Öppl,
I Kön. 14, 3, sind kleine Kuchen (^XäS), vgl. p“!1p3, M.
Terumoth 5, 1. 451, 15—17.
1 Diese Beweisführung nennt Abulwalid eine entscheidende —
oUU —, hingegen ist nach Joseph Kimchi die Wurzel von nnjö: nnj,
und die traditionelle Aussprache des Plurals, niPISÜ, unrichtig.
5 Auch Lowe’s Mischnatext, hat ITpD'iTÖ, während Levy, 111, 433 b , das v
Wort als Niphal liest: npä’?>ö. Da das Verbum als Denominativum ge
nommen werden muss, ist die Hipliilform gewiss die richtigere.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. I. Hft. 13
194
Bacher.
Hpl Der Piel dieses Verbums in Jes. 3, 26, ebenso Jerem. 30,
11, bedeutet ausrotten, was mit der ursprünglichen Be
deutung ,reinigen' so zusammenhängt, wie die Redensart
XS2V’ “iHÜ, Berachoth 2 b , vom Verschwinden des Tages
gesagt ist, obwohl die Grundbedeutung ,rein werden' ist.
452, 4—10.
Pp], im Kal Jes. 17, 6, im Piel ib. 10, 34, abhauen; vgl. 'SpUÜ
\S2n, Baba kamma 119”, mH wX"lD P]pJÖ.H M. Gittin 5, 8.
453, 9—13. — riSpl, Jes. 3, 24 bedeutet Wunde, vgl.
IpDSCK rpU, Chullin 7 b . 453, 23—26.
IZlpl, Ps. 9, 17, umkommen lassen; vgl. D’pli 'DplÜ, die die
Dornen aus den Saaten wegschaffen, Baba kamma 119 b .
455, 7.
Xth). Diese Wurzel bedeutet in DSiyi, II Sam. 5, 21, nXitfÜ,
Richter 20, 12, verbrennen; vgl. niXllPÜ pX'iyü, M. R.
Hasch. 2, 3, und die Erläuterung im Talmud dazu, 22 b .
460, 13—18.
HXD, Maass. Davon stammt HKDXDD, Jes. 27, 8, im Sinne der
Redensart: *|p p“T1Ü "ITIÜ D"!XÜ> rfflSD, M. Sota 1, 7. 471,
5—8.
DSD. In 1DDÜ, Hoh. 1, 12, und 'DDÜ, Ps. 140, 10 hat die Wurzel
die Bedeutung sich anlehneii, stützen; vgl. "IJ? PDX'
DD'W, M. Pesach. 10, 1. 473, 10 12.
n:iD, Hoh. 7, 3, umzäunt; P'D, Zaun, Aboth 1,1. 476, 12.
"[ID. Zu "['DÜ, Richter 3, 24, "pDfl 1 ?, I Sam. 24, 4, vgl. "pDÜH
rbn ns, M. Joma 3, 2. 477, 3-7.
pD, Prov. 28, 3, Jerem. 46, 15. Vgl. HSITD (= nb'Sp), Pe-
sachim 40“. 479, 2.
[DD im Niphal, Koh. 10, 9, sich verletzen, schädigen; [D1DÜ,
M. Gittin 6, 5, Baba bathra 9, 7, Chullin 37“ b . 482, 8—15.
Sd^d, Prov. 4, 8, hocldialten, ehren; daher stammt blD^D, Be-
choroth 30 b . 483, 30.
“I^D, Hiob, 6, 10, verbrennen, vgl. USD mi^DH HICD. (Das
selbe angebliche Talmudcitat hat Ihn Parchon s. v. "I^D;
hingegen Menachem b. Sarük, Machbereth 127“: pn'l
USD mblDn HSTD pü6ü nrnb. Ibn Gikatilla im Com-
mentare zu Hiob — bei Ewald, Beiträge I, 85 — hat
msn jü n'"iSiD. Diese Version steht am nächsten dem
Die hebräiscli-neuliebräisclie u. hebräisch-aramäische Sprachvergleichung etc. 195
Ausdrucke in Gittin 57": Tixn JÖ “6lD TOPa plb). 484,
19—20.
“IÖD. Zu nnööö, Jes. 10, 4, und Ü'^IÖDÖ, Jes. 41, 7, findet
sich der Singular “IftDft in der Mischna: “lÜDöa IX “flSv!D
(?). 486, 12.
Q'OID, Ez. 2, 6, widerstrebend; p“lD XiT XP, M. Berach. 5,
3. 493, 2.
mD, Jes. 49, 7, verderben, fflTHD HStQ, Aboth 3, 1. 493, 14.
t2!2p, Deut. 15, 6. Damit hängt etymologisch zusammen tO'2]}
u'zys bv, M. Baba mezia 5, 7. (Es ist nicht klar, wie
sich Abulwalid den Zusammenhang denkt.) 499, 2.
“QJ/“, Hiob 21, 10; vgl. mSiPÜ !"H£, Baba kamma 47". 501, 3.
ltTSy, Joel 1, 17, verwandt mit roSpli- nSH, Berach. 40 b .
501, 6.
nur, Ruth 1, 13 (nmrn), bedeutet warten, harren, und dazu
gehört etymologisch DT’Jir, M. Moed lcaton 1, 1; so heissen
die Wassergräben, welche die Weinstöcke umgeben. Die
Wurzel bedeutet nämlich ursprünglich im Kreise herum
gehen, dann warten. 502, 5—8 (mit Hinzunahme der in
Anm. 67 daselbst citirten Erweiterung in der hebräischen
Version des Wb.).
Op^, Jes. 64, 5, gehört vielleicht zu “p Zeuge, und ist dann
dasselbe, was in der Mischna, Nidda 2, 1, Qp$7, was nach
einer Erklärung ebenfalls Dpi? gelesen wird. Das Dagesch
in “1 ist, ähnlich dem in D’JP, I Kön. 6, 18, Vertreter
des ausgefallenen ruhenden Buchstaben (langen Vocales).
508, 16—24.
“ipj, Jes. 5, 6; “pJ7 “HpXl ’üy “|HJ7, M. Baba mezia 5, 10.
507, 6.
mip, Exod. 21, 10; i“!3P ÜÖ31, Schebuoth 18”, miöxn HIPH
miro, m. Kethub. 5,6. 510,13-22.
pJ7. Zu dieser Wurzel (Piel PpP) gehört so heissen
die Wimpern wegen ihres häufigen Sichbewegens. Das
Wort stimmt noch genauer überein mit nöpSpÜ, 1 M.
Chullin 12, 3, womit das Flattern des Vogels um das
Nest herum bezeichnet wird. Diese Anwendung des Ver-
1 Statt nsysi'Ö haben die Ausgaben HS31SÖ. Die Leseart Abulvvalid’s
scheint richtiger zu sein, und demnach ist das Wörterbuch zu ergänzen.
13*
196
Bacher.
doppelungsstammes für das nicht vollständige Fliegen
ist analog der Bezeichnung der Farben, wenn nur ein
unvollkommener Grad derselben gemeint ist, mit den Ver-
doppelungsstämmen D’IÖ'IX, p'lp'T, “imni». 511,19—512,4.
Lev. 11, 13. In diesem Vogelnamen ist das 3 Vertreter
des zweiten Doppellautes der Wurzel T1J7, vgl. ITJtJJÖ, J es - 23,
11, Plural von llpfc; dies wird durch M. Kelim 17, 14
bekräftigt, wo der betreffende Vogel TlJJtt heisst. 515, 3—14.
pTP, Jes. 5, 2, umgraben; DISH ITO ptipn, M. Oholoth 18, 5.
516, 17.
!SJ7, Schreibrohr, Stiel. Dass die Wurzel dieses Wortes drei-
buchstabig, HIOS?, ist, kann durch iTni VtipD, Baba
bathra 17", bewiesen werden; VtOp ist analog den Formen
PpS, V“!p, VOtP, und der Ausdruck bedeutet nach dem
Gaon Scherira das Schreibrohr, mit dem der Tod über
die Menschen verhängt wurde (Os-Ji joJ-a-U-s
,_yU, so ist mit der Oxforder Ilandschr. zu lesen).
517, 4—8.
ohnmächtig werden; nS i ?PfT’ KÖti?, Sabb. 9", 'tt
nö® nöinöbi *|bpn:i irvo “pro nbin, Nedanm 87". 530,
18, 23 (s. Rikmä 81, 11—13).
imap, Micha 1, 11, ist soviel als lJTlttK und bedeutet Er
wägung, Ermessung, wie iTHttlX, Aboth 1, 16, was auch
nHblJ? gelesen wird; s. das Verbum dazu, M. Pea 5, 1,
ntsnsy xvi topb n&D pöix. 533, 32—34.
“I3£J7. ‘lltpö, Beil, wie M. Arachin 6, 3, Baba kamma 10, 10.
541, 11 — 13.
D3£y. Die Wurzel bedeutet in WlTlÜlty, Jes. 41, 21, und in
D'IStitJ?, Prov. 18, 10, Ps. 10, 10, Widerstreit, Kampf, wie
in pD lÖJtJttW, Sanh. 31 h . 542, 12—21.
nny, Waldesel, wie in Chullin 59": Tnj?n FS *T’3S2 KiTW.
548, 11.
ms>, Hoh. 2, 13, unreife Früchte; "32“, M. Schebiith 2, 5 und
4, 7. 561, 9—13.
Sl32, Lev. 19, 7, Ez. 4, 14; r63SD, P22S2 M. Menachoth 2, 3.
561, 14—16.
mna, I Kön. 7, 50; *V2fn nnpiw nimsn, M. Kelim 9, 2. 567,
17-19.
Die hebi'äisch-neuhebi'äische u. hebräisch-aramäische Sprachvergleichung etc.
nnns, Lev. 13, 55, Verringerung, Schwund; innS, nriHS, M.
Terum. 5, 9, mPlÖ M. Erubin 5, 4. 570, 4—6.
aSa, Fluss, ist verwandt mit jTböÖ, Sabb. 19“, auf’s hohe
Meer fahren. 572, 26—28.
ßSS, Ps. 56, 8, bedeutet ,wirf, schleudere fort', vgl. ntöbatZ? !"H3
JHT rODtT, M. Berachoth 3, 6. Dazu gehört auch IS^SD,
töSsD, Micha 6, 14; ßböl, Targum von Xpl, Jona 2, 11.
574, 9-14.
QJiS, Ps. 60, 4, spalten; nafiS p, M. Sabb. 8, 7, von
den Spalten, Fugen des Bauwerkes. 579, 16—18.
nns, Ez. 13, 20, fliegen; vgl. ausser dem Aramäischen: fHtan
jm, M. Chullin 3, 7, , iT“iaa, M. Sanli. 3, 3. Vielleicht
stammt davon D'lT'iaX. 586, 14—22.
tD“)5, Lev. 19, 10, die von den Trauben abgelösten, getrennten,
einzelnen Beeren; Ena, opp. bb'D, }1Ö"D ß'tlÖ‘1, M. Maa-
seroth 2, 6. 586, 23—26.
D“lD, Jer. 16, 17, Jcs. 58, 7; 1 nana glin, Baba bathra 9 b ,
na nana M. Demäi 5, 5. 587, 7—10.
jna y Ez. 24, 14, bedeutet umkehren, sich abwenden: ,ich werde
mich von meinem Worte nicht abwenden, von ihm nicht
zurückkommen'; vgl. jnBÜ 1 ?, M. Megilla 2, 1, ,umgekehrt',
vom Ende dem Anfang zu. Dazu gehört auch Ur“lSn,
Exod. 5, 4, abwendig machen 587, 33—588, 2.
mjna, Leut. 32, 42, Vergeltung; UnatÖ tlS jnsm, in dem
Gebetstücke nach dem Schema. 588, 5.
irna, Ez. 34, 12, Prov. 23, 32, trennen; HtS nt pD ttn&H HS2,
Sabb. 155 b . 589, 17.
ntra, Echa 3, ll; ntraity jb’X, M. Schebiith 4, 6. 590, 25.
ptra, Ez. 16, 25; B'Snn piaa, Kethub. 39 b . 591, 25.
1 Diese Lesung für ntS'HS findet sich nur bei Abulwalid. Rabbinowicz
z. St. verzeichnet sie nicht*, sie ist auch zweifellos die richtige, da der
mit dem angeführten Worte beginnende Ausspruch über Almosengeben
mit Jes. 58, 7 begründet wird, so dass PlDTl© jrYlDn dem DIS entspricht.
Sowohl J. Parchön als Kimchi haben in ihren Wörterbüchern das Citat
none jmun übernommen, doch Ersterer unrichtig mit der Citirungs-
formel für Mischnasätze (|3m). Biesenthal und Lebrecht in ihrer Ausgabe
des Wurzelbuches von Kimchi geben Demäi 5, 5 als Stelle an, sie mit
der anderen auch von Abulwalid angeführten Stelle verwechselnd.
198
Baclier.
bns, Num. 19, 15, fest sich anschliessend, wie in M. Kelim 10,
2. 594, 30.
nnna, II K. 23, ll, Umgehungen; a'mS2, Güttin
8 b . 596, 11.
D'i?132£, 1 Sam. 13, 18, Hyänen; “Dl J?132£, Baba kamma 16“.
599, 4.
C"U33, Ruth 2, 16, Bündel, Handvoll, soviel mit der Hand
zusammengefasst werden kann; vgl. U3Ü, M. Erubin 10,
15, Zange, so genannt, weil dies Werkzeug die Sache
zusammenfasst. 599, 12—16.
"1^ Seite. Dass die Wurzel Tl^ sei, beweist der Plural
M. Chullin 1, 4. 599, 23.
Gen. 6, 16, Lichtöffnung, Fenster, durch welches das
Licht eindringt, Gen. 8, 6 pPn genannt; vgl. USD, Oho-
loth 13, 1. 600, 31 — 601, 3.
D’bjfSlt, II Sam. 6, 5, Ps. 150, 5 sind Castagnetten,
s. Dozy, Supplement I, 659“), welche mit beiden Händen
aneinander geschlagen werden und so ertönen. Diese Art
der Handhabung des Instruments beweist der Ausdruck
der Mischna: ... ttUpni, M. Tamid 7, 3, und
D’pD, ib. 3, 8; denn ttUpfi bedeutet schlagen,
vgl. prpj, Dan. 5, 6, rbD“lp3 D’pfl, M. Bechoroth 7, 6,
JD’pm pQp“l D1T, jer. Berach. 12 b . 609, 18—32.
rVTlb^j II Kön. 2, 20; lntnSs 'S bj7, Baba kamma 49 h .
610, 28.
D’pDÜ, Hos. 9, 14; pDD^D, Sabb. 37 b . 613, 14.
UÖ2f, Hiob 6, 17, verdichten, zusammenziehen; vgl. pTHU UDl^,
M. Chullin 4, 6, Vereinigung, Bündel von Sehnen. 613, 26.
!m, Kälte, Prov. 25, 13; ptS2£U, Moed Katon 12“, UHJl^il, M.
Demäi 5, 3. 613, 30—33.
niÖ32£, Gen. 41, 23; HDDD US, Berach. 39“. 614, 12.
Prov. 11, 2, Micha 6, 5; jniCttit, M. Para 7, 8. 614, 14.
pUSS, Ezech. 32, 6, kann auf mehrfache Weise erklärt werden.
Nach dem Ausdrucke US1C U3UD, M. Menach. 5, 8, von
der flachen Pfanne, könnte man pUSSi p“IK übersetzen:
dein ausgedehntes Land J^l). 617, 13—16.
nTSS, Ez. 7, 7 Reihe, Kreis, Jcs. 28, 5 Diadem; UTTS1C, M.
Kelim 16, 3. 618, 24—27 und 712, 5.
bap, Exod. 26, 5, II Kon. 15, 10, Ez. 26, 9; 121 SS ‘TSpnb,
Joma 77 b . 624, 7.
tobp, aufnehmen, einziehen; ntoblp Aboth 5, 15; Blbp’', M.
Sabb. 1, 6; HtO^p, ib. 11, 6. 635, 27—32.
tOlap, Hiob 16, 8 und 22, 16; tööpü, M. Nidda 5, 8. 636, 28.
S^Sp, Gen. 41, 47, ist vielleicht nach S^SpS, Baba batlira
106 b , zu erklären. Mit dem letzteren Worte sagt der
Amora Samuel, dass man für den dritten, nach der Erb-
theilung gekommenen, Bruder von jedem der Antheile
der beiden anderen Brüder wegnimmt, damit er so sein
Drittel erhalte; ebenso bedeutet S’ÜSpb, dass die Aegypter
in jedem Jahre des Ueberflusses von ihren Ernten einen
Theil Wegnahmen und bei Seite schafften. 637, 12—18.
Hip, Jes. 46, 6, Wage. In der Baraitha, Baba bathra 89“, heisst
nur der Balken der Wage so, während die h. Schrift die
ganze Wage damit bezeichnet. 638, 30—33.
Jjppp, Lev. 19, 29, stimmt in der Bedeutung mit PpPpÖ, Taa-
nith 16“, überein; mit diesem Worte wird das Abreissen
und Zertrümmern des Gebäudes bezeichnet. pppp be
deutet graviren, einritzen, wie aus M. Makkotk 3, 6 er
sichtlich ist, wo als nothwendige Vorbedingung der
mit pppp bezeichneten Handlung erscheint, indem dem
Graviren das Zeichnen, Schreiben der darzustellenden
Figuren vorangeht. 652, 23—31.
pSp, Hoh. 2, 8; UlSxi p&pK, Gittin 49 b . 640, 19.
anp, Ez. 37. 6; ms la-ip^ ns, m. Sabb. i, io, ms bw anp,
M. Chullin 3, 1, r6plP Qnp, Clmllin 47 b . 648, 16—21.
pap, Jerem. 46, 20; T2£“lp, M. Joma 3, 4. 649, 17.
“Ipip. Dieses Num. 24, 17 und Jes. 22, 5 vorkommende Verbum
ist nach jmfYHp“]p, M. Kelim 2, 2, zu erklären; dieses
Wort bezeichnet den Boden, den unteren Theil der Ge-
fässe, demnach bedeutet das Verbum: das Oberste zu
unterst kehren, von Grund auf zerstören, sowie mppb,
Kohel. 3, 2 ,von der Wurzel ausrcissen' bedeutet, von "IpP,
Lev. 25, 47. 652, 32—653, 10.
nxn. Zu nx“ia, Spiegel, Exod. 38, 8 s. den Singular,. Sabb. 149 b :
nxias pxn P«. 655, IO. — Zu ars-n, Esther 2, 9, s. die
Redensart psbl “jsb Sin '’IK'-I. 655, 23.
200
Bacher.
Lev. 20, 16, ib. 18, 23 und 19, 19, ist metaphorisch
angewendet in HJPan, M. Taanith 3, 1, vom Regen, der
die Erde befeuchtet und ihr Wachsthum bewirkt, vgl.
Jesaja 55, 10. 662, 29—663, 3.
Sin. Tlbmn, Hos. 11,3, bedeutet: ich habe gewöhnt; vgl. bnn,
z. B. M. Taanith 2, 2. 664, 22—26 (Abulwalid verweist
ausserdem auf das Kitab al-luma', wo er an mehreren
Stellen — s. Rikmä 31, 15; 49, 8; 199, 14 — das neu-
hebräische bnnn heranzieht).
Q^D-I, Arnos 6, 11; vgl. DDHÖ, M. Sabb. 8,5. 682,30.
nibjn, Jes. 3, 19; vgl. nibljn, M Sabb. 6, 6. 683, 33.
DTlö*l, Hab. 3, 12; den Singular dazu s. M. Baba bathra 3, 3:
npa bb nan. 686,12.
JVttH, Esra 3, 7, Erlaubniss; m®1 IDfO, Berach. 6“. Daher
heisst die Herrschaft auch fll©'), Aboth 2, 3. 690, 1—3.
nm, Hosea 13, 1, bedeutet was WlTin, Targum von npn,
Exod. 15, 15; bei den Alten: D^bb , ‘T'3 flffpin. (Hier
wurde Abulwalid diirch einen sonderbaren Schreibfehler,
vielleicht einer secundären Quelle irregeleitet, denn es
kann mit dem Citat nur der Ausdruck in Chullin 54”
gemeint sein: D'bb 'TS nm^lH. Parchon, Mächbereth 65°,
schreibt ohne weiteres nach: 'Ta finmn UTllSI *HÜK1
aw.) 690, 32—691, 1.
m"TD£“l, II Chr. 2, 15; s. den Singular möS“l im jer. Talmud,
Berach. 8 C . 692, 13—15.
bibab, Ps. 58, 9; rrnab bibab xna, Sabb. n\ 699, i 5.
nab, im IJiphil, sich hinwenden, blicken; s. pnbbÖ pN, M.
Beza 3, 6. 703, 9. nab, Deut. 7, 13, Exod. 13, 12, gehört
zu inban mab, m. Berach. 5, 5, narn nab, m. Baba
bathra 2, 5. 703, 17—21.
Tfib, naib Richter 9, 49 und 48, Ast; nbsj Halb, M. Mach-
schirin 1, 3. 709, 27.
nnb, Bestechung, wird im Talmud auf das Reden übertragen;
man sagt anan “IHb, Kethub. 1051 713, 16—19.
anb, auspressen; paffib pX, M. Sabb. 22, 1. 714, 2.
nab. nabö, Befehl, Hiob 38, 33, gehört zu am nab, Schuld
schein. 717, 26.
bab. In I Chr. 28, 19 kann b’abH auf die Bedeutung ,hin-
blicken, betrachten' zurückgehen; dann ist zu vergleichen
Die hebräisch-neuhebrilische u. hebräisch-aramäische Sprachvergleichung etc. 201
M. Aboth 3, 1, in der Bedeutung betrachten,
um zu erkennen. 721, 10—13.
BSt$. In Hos. 6, 4, ebenso Jerem. 5, 8 ist D’BlpB ein Haupt
wort in der Bedeutung Morgen, Frühe, nach der Form von
rrmra, Jerem. 51, 25; ebenso ist in M. Bikkurim 3, 2
D’Wöbl soviel als “ipaPh 721, 33—722, 6.
I Kön. 7, 28, Stufen; mmifi D^D, Erubin 77",
D^Dn pB pSin rrn (?, Makkoth 7 b liest man:
ra’Siy ntoatwi abaa r6ij? rrn). 724, 12—14.
e\bw, Ps. 129, 6, bedeutet nach einem Commentator (s. Saadja
bei Ewald und Dukes, Beiträge, I, 70) die heisse Jahres
zeit, nach dem talmudischen WH£p ©bttf, Jebam. 116\
Gegen diese sonst vortreffliche Erklärung — bemerkt
Abulwalid — lässt sich nur einwenden, dass das Wort
so punktirt ist, als ob es ein Verbum im Perfectum wäre.
729, 11—14.
IttÖltf, II Sam. 6, 6, bedeutet verrenkt werden; vgl. pTH mölBlP,
pH fHOlBtP, Chullin 57“. 731,22.
“IJHttp Prov. 23, 7, Gen. 26, 12, ermessen; "YlJTty Dllb pXH>, M.
Pea 1, 1. 737, 25—27.
©#, Hiob 33, 21, gehört zu mt .TTD!? HBW , 1H, Aboda zara 49 b .
738, 14—16.
PStp, Fülle, Menge; BTStTön bil, M. Demäi 2, 4. 741, 7.
pSiT, I Kön. 20, 10, Hiob 20, 22, Jes. 2, 6, gehört zu
jna psfiDö uwa jna psnaaa (?), tb rb pso sS
Sabb. 128 b . 741, 9—15.
ppiT. Dass pipttto nicht Fenster, sondern Oberschwelle be
deutet, beweist die Talmudstelle: XpniX ’SÜ ‘©X “IBS
nbin “>© © pD’HBBiy pipwan bbr\ (?). 747,13—16.
“lpf, Jes. 3, 16, bedeutet winken, blinzeln, vgl. rrmpD, Tan-
chuma, Wajescheb g. E. 748, 1—8.
“nt>, I. Chr. 20, 3, sägen. “litt©, Säge, kommt vielleicht nicht
von “l“lttp sondern von “itt’j; vgl. O^-lPl btt? n“litttt, M.
Sabb. 4, 1, B^D© pBBBÖ, M. Sukka 1, 6. 748, 26, 31.
Bpu», Hitze. Vgl. mrr^ir ami© )b -©xn bx. 748, 33.
rntp verflechten; mtaBH DX pmtt©l, M. Moed Ivaton 1, 8,
atisa (na) nmx Hia^a, 1 M. Kelim 16,1.749,6—8.
1 Die gewöhnliche Leseart ist: DTQ nwb© rD mD’WÖ.
202
Bacher.
mtf. mtftt, Nnm. 6, 3, gehört zu p“YU£i, M. Sabb. 20, 3, 'Ö
mtrön, M. Berach. 3, 5. 749, 28—30.
nntt>. Zu dieser Wurzel, deren Grundbedeutung ,fhessen‘ in
M. Oholoth 3, 5, flfW, ersichtlich ist, gehört Iflitf, sowohl
Psalm 73, 9, als Ps. 49, 15. An der ersteren Stelle ergibt
sich aus der ursprünglichen Bedeutung die weitere: der
Rede freien Lauf lassen, vgl. fpton, Micha 2, 6; an der.
anderen Stelle die Bedeutung: sich zurückziehen, ver
bergen. 752, 15—28.
Dnttf, Num. 24, 3, schlaflos, offen, vom Auge; vgl. 11 "D
mnD'l, M. Ab. zara 5, 4. 753, 13—15.
fnir, I Sam. 25, 22; DIS pnW' xb, Baba bathra 19 b , XttbttD
’pnSS’' pPlWÖ, Megilla 27 b . 753, 16—24.
ta'SItt?, Esther 4, 11; tD^TiT IX bpÖ, M. Ab. zara 3, 10. 754, 15.
min, II Sam. 17, 19, hat die Bedeutung von “Hfl an der Pa
rallelstelle, I Chron. 17, 17 und in Esther 2, 12: Rang;
vgl. Dmn, Hoh. 1, 10, Reihen. Dazu gehört die Redensart
VSy ’bs min, Sabb. 124 a , Rang, Stellung äyyo
■Hsr° 5 ). 759, 26—31.
nn, im Hiphil Jesaja 18, 5; vgl. ÜXirt DX mH, M. Chullin 2,
3. 760, 4.
Dpn, Furche; trb&tt XITtT “1J?, M. Kilaj. 3, 3. 762, 27—30.
ergreifen; irvbtD S]p1D, Baba Mezia 3“. 770, 19.
Aus diesem Glossar sind diejenigen Vergleichungen aus
geblieben, in denen Abulwalid den Gaonen, besonders Scherira
und Hai, dieselben ausdrücklich nennend, gefolgt ist. Ueber
dieselben ist das Notlüge zu finden in meiner Schrift: Leben
und Werke des Abulwalid Merwän Ibn Ganüh (R. Jona) und
die Quellen seiner Schrifterklärung. (Leipzig, 0. Schulze, 1885),
S. 83—91.
III.
Hebräisch-aramäische Sprachvergleichung.
Die Verwandtschaft des Hebräischen mit dem Aramäi
schen 2 wird von Abulwalid in seinem ersten Werke, dem
1 Die gewöhnliche Leseart ist KW.
2 Abulwalid, wie überhaupt die arabisch schreibenden Juden bezeichnen
das Aramäische, ohne das Biblisch-Aramäische, Targumische, Talmu-
Die hebräisch-neuhebräisohe u. hebräisch-aramäische Sprachvergleichung etc.
Mustalhik 1 , so charakterisirt, dass er die letztere Sprache die
Zwillingsschwester der ersteren nennt, indem sie unter allen
Sprachen die meiste Aehnlichkeit mit ihr habe.. 2 Als Beweise
hiefür erwähnt er daselbst insbesondere, 3 dass beide Sprachen
im Gebrauche der Yocale Kamez und Pathach, ebenso in der
Vocalisation bei Gutturalen und endlich in der Bildung des
Hithpacl von Wurzeln mit Zischlauten als erstem Radical über
einstimmen. Als Beweis könne ferner gelten, dass die Hebräer
selbst in der Massora die beiden Sprachen vollständig gleich
stellen, indem sie z. B. von "Q? sagen, dass sich dieses Wort
dreimal linde, nämlich ausser Ps. 18, 26 noch Daniel 2, 25 und
5, 11, 4 also ohne jegliche Unterscheidung eine hebräische mit
zwei aramäischen Stellen zusammen nennend. Ebenso heisst
es in der Massora, dass in ff 3*12 das D stets mit Dagesch
gelesen werde, mit Ausnahme von DrT’512, Richter 7, 6 und
’ITC-n, Dan. 6, 11. 5 Auch in der Massora über die Frage
partikel !”!ff wonach diese vor PI und J? stets PIÖ gelesen werde,
mit Ausnahme von fünf Stellen, wo 812, und zwei, wo 812
punktirt ist, wird als eine der fünf Stellen eine aramäische
disclie von einander zu unterscheiden als syrisch, ^jb^co. Doch über
setzt 8aadja, Jesaia 36, 11, mit «jbJa^üb.
1 Opuscules, ed. Derenbourg, p. 133, Z. 7 f.
Lgo bbbLD\ A-o\De-
renbourg übersetzt die letzten vier Worte dieses Passus so: ,et qui
lui ressemble pour la plupart de ses racinesh Er liest also statt
c r , ’
(d. i A-^Xio, hinsichtlich der Aehnlichkeit) das Adj. und fasst
CbbüJ\ nicht als ,Sprachen 4 auf, sondern im Sinne von ,Ausdrücke,
Sprachwurzeln 4 . Vgl. 11. VIII, 4 f., wo das Original zu dem folgenden
Passus-, nbupbrt 8212 nnr mirbb nan -anan pa>8n nrw sin» asa so
lautet: 1 oUJj Lj_-A CA-sAh yfc M- Hier ist
l^AA soviel als A-^AA.
3 Opuscules, p. 133 ff.
4 S. Massora zu Dan. 2, 25. R. 133, 16 nimmt Abulwalid an, *13,3 in
Psalm 18, 26 könne ein Aramäismus sein.
5 S. Massora zu Dan. 6, 11: '2 ja 22 (Norzi IW!) D’UHH Ö’222 pi»8 8w.
Bei Abulwalid steht dafür: '2 |ä 22 p!M2 (W8 82. Abulwalid urgirt den
von der Massora gebrachten Ausdruck N3!t"8 *72, indem durch diesen
bewiesen sei, dass man die beiden Sprachen als eine betrachtete:
204
Bacher.
genannt: Dan. 4, 32. 1 Wie sehr, eben wegen dieser nahen
Verwandtschaft der beiden Sprachen, die Hervorragendsten
unter den Hebräern in alter Zeit die Kenntniss des Aramäi
schen besassen, sehe man auch daraus, dass sie in den Büchern
Daniel und Esra ohne Nöthigung aramäische und hebräische
Abschnitte untereinander mengten.
In grammatischer Beziehung hat Abulwalid nur selten
Veranlassung, das Aramäische zur Vergleichung heranzuziehen. 2
So sagt er von dem X, mit dem die Wörter “QfiriX, II Chr. 20,
35, 'nbX2X, Jes. 63, 3, ibbintTX, Ps. 76, 6 und T222X, II Chr. 10,
14, beginnen, es sei analog dem X in D'^DX, Dan. 7, 15, und
anderen aramäischen Zeitwortformen. 2 Nach dieser Analogie
ist vielleicht auch das X in liTOTXni, Jes. 19, 6, aufzufassen. 1
Das Karnez unter dem n in 13njn‘\Tn, Jos. 2, 17, und sonst,
zwischen dem Objectsuffix 12 und der mit £1 schliessenden
Verbalform, entspricht dem gleichen Karnez in X2D3mn, Esra 7,
16. 5 Das 1 in ptM2T31, Arnos 3, 12, ist das aramäische Relativ
pronomen "7, welches hier dem in ähnlicher Weise einge
schobenen arabischen U> entspricht. 11 Zu der Form m“Cnnn,
Dan. 11, 23, verweist er auf aram. D"—“IjilH, Esra 7, 16."
Von den zum Zwecke lexikalischer Vergleichung heran- *
gezogenen aramäischen Wörtern ist nur ein kleiner Theil dem
Talmud entnommen. 8 Zu ffl2£D, Jerem. 17, 8 citirt er XD*712t3,
Kethuboth 97“. 11 Zu pfl2, ausser pH2, Targum von “Wl, I Kön. 18,
1 Bei Abulwalid lautet die Massora vollständiger als die bei Frensdorf,
Massora magna, p. 253, citirten Stellen; sie beginnt bei ihm so: b'S
prtna 'Di paap 'n o ja an nai na pri rmb.
- Ihn Koreisch stellt im Anhänge seiner Risäle (p. 93—101) die gram
matischen Verwandtschaften der drei Sprachen, besonders in Präfixen und
Suffixen, zusammen.
3 R. 54, 1—5. Norzi, zu II Chr. 10, 14, bemerkt, er habe in ,mehr als
300 Jahre alten 1 Pergamenthandschriften TDDX für “T’DDH, und zwar
ohne vorhergehendes ’DX gefunden.
1 Wb. 199, 22—28. ►
5 R. 229, 11—14.
6 R. 34, 3. S. Die hebr.-arab. Sprachvergleichung Abulwalid’s, p. 20.
7 R. 96, 22.
8 Wb. 489, 2 wird in einem solchen Falle der Ausdruck Häbnjl KkJ
angewendet.
s Wb. 105, 4.
Die hebräisch-neuhebräischo u. hebiäiscli-aiainäische Spraclivergleiohung etc.
205
42, auch pHJ in einer talmudischen Phrase. 1 Q'“THri Jes. 45, 2,
hat die Grundbedeutung: Windungen, Krümmungen, und ist
verwandt mit xn“p“1 Hiob 6, 17, bedeutet kalt
werden, als Gegensatz zu im selben Verse; dazu wird
der Ausspruch R. Aschi’s citirt, 3 dass man am Versöhnungs
tage auch mit der Berührung eines nicht ganz gefüllten Bechers
sich nicht abkühlen dürfe, nn'TlftP D1ITÖ, d. h., weil die Kühle
des Wassers sich den Becher mittheilt, auch wenn er nicht
ganz voll ist. 3 ‘oSdIT, Deut. 28, 38, ist vielleicht s. v. als Ur
verwandt mit Spft, beendet sein.’ pPpT, Ps. 68, 14, bedeutet
1 Wb. 132, 9—12. Die citirte Talmudstelle: 3“ 8 ffi'hpl J'PIJ übersetzt Abul
walid mit: IhLki', ,er neigte sich herab, um ihm ins Ohr zu
raunen 1 . So ist die Stelle nirgends zu finden. Vielleicht meint Abulwalid
die Stelle: IT 1 ? «rnbl »3 33 33 KTiS', jer. Sabb. 14 a (s. Levy, 11, 497“),
wo er etwa vor 1831331 noch jTU las. Doch rathsamer ist es wohl an-
zunehmen, dass er hier nach einer secundären Quelle den Schluss des
Sprichwortes: rh »113^131 jVI3 KS1J -|nn'K, Baba mezia 59“, citirt, und
zwar in der Form, wie sie auch bei Kimchi, Wörterbuch s. v. |33, vor
kömmt: 3*3 !£>inbl 1133. Indem er den Zusammenhang nicht kannte, las
er 3’?, machte aus dem Imperativ das Perfectum und übersetzte dem
gemäss.
2 Wb. 171, 6. Dieses Citat, von Abulwalid so erläutert: ,was sie — die
Stadt — umgiebt, umkreist 1 , findet sich gleichfalls nicht. Sollte es nicht
verschrieben sein aus X13333 N333, Chullin 48 b , 113 a , welchen Ausdruck
auch Kimchi zur Erklärung von E , 3133 hat? Dieses Beispiel passt um
so eher, als die ursprüngliche Leseart N3133 ist, s. Levy I, 455 b . —
Abulwalid citirt auch noch die talmudischen Redensarten: N33 33N 333
(333) , er wandte sich um und sagte 1 , ITBWÖ 333, , er erklärte es wieder
holt 1 .
3 J6ma 78“, wo nach Dikdüke Söfrim z. St. alte Handschriften und andere
Autoritäten ebenfalls "i'K 31 lesen, statt des N32 33 der Ausgabe.
4 Wb. 202, 5—10. Abulwalid bezeichnet diese Erklärung von 3'33ltt3 QlWtt
als seine eigene Ansicht, ,jpUi_Xsl, Raschi erklärt 3'331ö mit,glatt sein 1 ;
Aruch, der anders liest ("ia331N i 7 '3K3 DITO, s. ICohut’s Edition I, öl“),
erklärt:,verschüttet werden 1 . Nach dieser Erklärung hat Buxtorf, 687 b :.
ut effundatur parum, wo aber parum durch ein sonderbares Versehen
entstanden ist, indem Buxtorf zu 3’331tt das im Talmud darauf folgende
X3'J7T (Zei’ra, Name eines Gelehrten) hinüberzog und übersetzte. Uebri-
gens hat auch Saadja die Vergleichung von 1331' mit 3'33U3 (s. Ewald
und Dukes, Beiträge I, 8G, Kimchi s. v. 331).
5 Wb. 239, 8—11: 3131Ö 333 boH. Kimchi s. v. bon, hat dafür nScil
n':Ga .3333 Ut ’3l8a 333. Vgl. Aruch, *733 H.
206
Bacher.
gelb, wie , p1"V, Kethub. 107 L 1 PU2D, Ez. 17, 7, ist transponirt
aus HS3D und gehört so zu X'S'DD, Versammlung. 2 “IHl, in
Jer. 31, 12, Jes. 2, 2, Micha 4, 1, Jes. 51, 24, ib. 60, 5, be
deutet anblicken, betrachten, wie denn auch an der letzten
Stelle damit parallel ist; vgl. das talmudische:
"h Ppfl "f?. 3 "p, Ps. 42,5, bedeutet Menge, verwandt mit pD,
Summe, XDD, summiren. 4 S1BDS2, G-en. 24, 25, bedeutet alle
Arten von Viehfutter, wie das arabische und ist verwandt
mit nSD, 'SD, zu essen geben, nur dass der dritte Wurzellaut
zu X wurde. 5 nuS, I Sam. 30, 21, bedeutet miissig sein, stille
1 Wb. 298, 14—16, wo das Wort ’pil 1 lautet.
2 Wb. 329, 12—14 (s. Levy, II, 358 b ). Ganz so, ohne Abulwalid zu
citiren, Kimchi, v. r. [23.
3 Wb. 413, 3—7. Der angeführte Satz, Rosch Hasehana 34 b , wird von
Levy, III, 37“, nach der anderen Leseart (X3"I03 statt X3"l03) so über
setzt: ,wenn ich dir durch Schnauben ein Zeichen geben werde, so blase
für mich 1 . Ansprechender ist wohl die Erklärung Abulwalid’s: wenn ich
dich anblicke; doch wird "03 in dieser Bedeutung sonst nicht angewandt.
Ibn Parchön, Machbereth 39 b , gibt dieselbe Erklärung des biblischen
"03, verweist aber auf eine andere talmudische Phrase: lbsHD' IWWB
Blba ob X303 Tlöbn Jlüb31; er meint das Wort, welches ,sich erinnern 1
bedeutet, s. Aruch, "03 IV, Levy, III, 350“ b .
4 Wb. 481, 9—15. Das erste Beispiel XWBl "|D, mit ,Summe
des Kaufes 1 übersetzt, linde ich nicht. Das andere Beispiel, ’B’WB DHD
’3D -po, ist wohl zusammengezogen aus dem Baba bathra 166 b unten
sich findenden Satze, aber in der Form, wie er in Halachötli gedölöth,
Hiloh. Halwää (ed. Wien, 82 b oben) zu lesen ist: '!3'3"X p3f!3 xb ’tü'iiiQ"!
• • ■ '1113 Ob O’D "ID'» xbx X"IBt£>3. Für 'B'ÜB haben die Talmudausgaben
■'BOB, für ’3D "[D'Ö (Peal): [3DÖ ’31DX (Aphel), richtiger '3DÖ ’BIDX, s.
Levy, III, 521 a . Ibn Parchon. s. v. “pD, 45 b , hat das erste Beispiel
so: noba xnant pD. Es ist vielleicht die aramäische Uebersetzung von
HpÖ D1IDD, Beza 29 b , welchen Ausdruck Kimchi, s. v. 130, citirt.
5 Wb. 488, 18—489, 2 (s. die Berichtigung in Z. d. D. M. G., 38. Band,
S. 62 b ). Die angeführten Talmudstellen sind: Pesachim 3 b 1DD);
H'3Ö n'b 13D xbl (?); Xpl3'b n’BDl mWä xb ’XÖX, s. Ghullin 107 b ,
wo die letzten zwei Worte fehlen; ferner theilt Abulwalid in extenso
die Erzählung Eabba bar bar Chana’s mit, aus Chullin 106“. Für diese
hat er mehrere erhebliehe Varianten, so O’TD 'b 123 xbl statt HIT xbl
O’tt ’b, und am Schlüsse nach den Worten pbplb H13tÜ noch die Moti-
virung: 0""03 H'b IBD xb"IÖ. Gerade aus diesem Schlusspassus beweist
Abulwalid, dass “’ÖD nicht einfach ,geben 4 , sondern ,zu essen geben 4
(^aM) bedeutet: ,denn das Geben, ohne dass man es zum Essen gäbe,
reicht nicht hin, um den Empfänger zur Theilnahme am gemeinschaft
lichen Tischgebet (|1EW) zu berechtigen 4 .
Die hebräisdi-neuhebL-aische u. hebräisch-aramäische Sprachvergleichung etc. 207
stehen, nach talm. “132, Müsse haben. 1 Zu U1BK, Dan. 11, 45,
vgl. talm. X312X: beide Wörter bedeuten einen burgartigen
Bau. 2 D’IIIB, IIKön. 23, 11, sind die dem Tempel umgebenden
Räume, vgl. «HUB 121 122, Kethub. 54“, Babel und seine
Bezirke. 3 pUlp', Jes. 29, 21, hat die Bedeutung des talmudischen
iPWlp, Widerlegung, Gegenbeweis. 4 Dass zu 1p, 11p, 11pÖ die
Wurzel 11p ist, beweist talm. I’lp, kalt. 5 Hyt&pm, Zeph. 2,
1, darf vielleicht übersetzt werden: fißwerdet alt, d. i.
vernünftig, indem gewöhnlich mit dem höheren Alter auch die
höhere Einsicht verbunden ist; das Wort ist dann mit talm.
fcWtTp verwandt. 6 Indem Abulwalid auf Grund einer arabischen
Wortvergleichung 7 ti’HI, Ps. 45, 2, mit ,hervorsprudeln lassen'
erklärt, wendet er diese Erklärung auch auf das talmudische
ttMl an. s rpbty, Deut. 28, 57 ist soviel als talm. XJTbD. 9
Für die bei weitem überwiegende Masse seiner hebräisch
aramäischen Sprachvergleichung entnahm Abulwalid die Bei
spiele dem biblischen und targumischen Aramäismus. Er hat
ausser den bisher erwähnten talmudischen Vergleichungen für
ungefähr ein Vierteltausend hebräischer Wurzeln verwandte
1 Wb. 562, 6 — 9. Die citirte Talmudstelle lautet: |b “llinx xb XÖUD ’XÜ
USX xb XJ’DXl 'XI,"1 XÖ1’ 1'ax ms Xia (Taanith 23 b ). ,T© XI» ist eine
nicht ..schwer zu erklärende Corruptel aus ,1'SX 1Ö, und “ittnx ist wohl
aus “nnx corrumpirt, wie eine alte Variante i'iir das “IDDX der Ausgaben
lautet. XÖV TJX ist ebenfalls eine alte Variante für Di’ “V3I5 (s. Dikd.
Sofrim 2. St.). Vor USX hat die Iiouener Handschrift des Wb. noch XH,
vielleicht aus Xp geworden.
2 Wb. 562, 30—563, 2. S. Levy, I, 136 b .
n Wb. 596, 6—8.
4 Wb. 636, 6—9. Ibn Parchön, 59°, erklärt demgemäss jitrip' mit
X’ünp.
5 Wb. 645, 15—17. Er citirt, ’~l’“ip X’Ö, Chullin 49 b , und das Sprichwort,
Sabb. 53% so: rrb Tip iiön neipro ib’ax xian.
0 Wb. 649, 28—650, 2. Ibn Parchön erklärt demgemäss: D'JplD 1ÖDHITI.
7 S. Die hebr.-arab. Sprachvergleichung, S. 35.
8 Wb. 077, 6—15. Abulwalid citirt den Ausspruch Aschi’s, Megilla 27 b ,
und bemerkt zu den Worten n'nnsir JWPIIÖ 'Wim: ,Er vergleicht die
Bewegung der Lippen beim Gebete mit dem das Hervorsprudeln des
Wassers bezweckenden Graben 1 ; ferner die Erzählung von den zwei
Stummen, Chagiga 3 b , HTTinBlü jüTnöl, womit ihr Wunsch zu reden
auf Grund derselben Vergleichung bezeichnet werden soll.
9 Wb. 725, 2. S. Levy, III, 532“.
208
Bacher.
aramäische zur Vergleichung- herangezogen; etwa 70 derselben
nimmt er aus Daniel und Esra. Wenn er eine Targumstelle
citirt, in der das betreffende Wort vorkommt, thut er das in
der Regel mit Angabe des hebräischen Textes; doch bei häufig
vorkommenden Wörtern begnügt er sich damit, dass er angiebt,
welchem hebräischen Worte das herangezogene zur Uebersetzung
diene. 1 Von ÖS'VP-. Gen. 45, 17, sagt er in diesem Sinne:
Mnöro ounn y»; 2 von mto, Hiob 16, iß: 1j? nmn. 3 DIT^PÖ,
Iliob 34, 25, ist dem Aramäischen verwandt und soviel als
D!TE7J?tt. 4 Für Knochen, genügt es ihm zu sagen, es sei
dem Aramäischen verwandt; 5 ebenso für empfangen. 11 ITir,
Jes. 29, 22, “TlH, Esth. 1, 6, 'Hin, Jes. 19, 9, sind nach der
,Sprache des Targum' zu erklären, wo für pb, weiss, Tl'n ge
sagt wird." Von fOl, bellen: dieses Wort ist sowohl dem Ara
bischen als dem Aramäischen verwandt. § Zu Lev. 21, 20,
citirt er xSpn 'WK. 9
Abulwalid hat in seiner hebräisch-aramäischen Sprach
vergleichung das bei seinem Vorgänger Ibn Koreisch Vor
gefundene Material zum grösseren Theile benützt. Wenigstens
finden sich die aramäischen Wortvergleichungen, die der nur
zur Hälfte erhaltene erste Theil der Risfile 10 enthält, zumeist auch
1 So Wb. 92, 23 (vgl. 323, 13), zu [321, Koh. 8, 10; Esth. 4, 16: OUin yb
1K1. 126, 12, zu 11, Hiob, 30, 5: “|lfl DUItl; 153, 19, zu .13110, Jes. 14, 4:
Kam am ainn 211, 5, zu nam, 11 Sam. 22,46: ouinjl jy ^
KT11 1D3 221, 3, zu ItDH, Jes. 11, 1: N1B11 1BÖ DUiri; 235, 15,
zu 1Ö1: TI; 329, 16, zu JS2: 3jn Tl; 500, 12, zu 11311, Jos. 5, 11:
pi TI; 503, 20, genauer 508, 5, zu IS, Gen. 49, 27: SSiy <fl; 521; 31,
zu 1 PS, Ps. 55, 4: 113 Tl; 596, 22, zu 0313, Koh. 8, 12: 131 TI; 647’,
26, zu 3ip: nanba ’n.
2 Wb. 103, 2.
3 Wb. 705, 30.
4 Wb. 498, 1.
5 Wb. 144, 27: yb,.
6 Wb. 624, 2.
7 Wb. 217, 7, vgl. Mustalhik, Opuscules, p. 79.
s Wb. 401, 21.
9 Wb. 70, 29; gewiss nach Ibn Koreisch, Kisäle, p. 28. S. Löw, Aramäische
Pflanzennamen, S. 62.
10 Von diesem Theile fehlen nämlich die Buchstaben 1 bis 2’ und der An
fang von D. Vermuthliche Anführungen aus dieser verlorenen Hälfte bei
Abulwalid s. folg. Seite Anm. 8.
Die hebräisch-neuhebräische u. hebr&isch-anumlische Sprachvergleichung etc. 209
bei Abulwalid wieder; doch hat dieser auch hier eine grosse
Menge neuen Materiales hinzugebracht. Indessen finden sich
bei Ibn Kor ei sch nahezu 40 Vergleichungen des Hebräischen
mit dem Aramäischen, welche Abulwalid nicht in sein Wörter
buch aufgenommen hat. Das liegt an verschiedenen Gründen.
Einige der betreffenden Wörter hat Abulwalid lieber mit dem
Mischnahebräisch verglichen. 1 Anderswo fehlt die Vergleichung,
weil die Bedeutung der Wurzel überhaupt nicht besprochen
wird, wie bei mehreren schwachmütigen Verben. 2 Bei anderen
Wörtern hält es Abulwalid für unnöthig, so wie Ibn Koreisch
das verwandte aramäische Wort anzugeben, da das hebräische
zur Genüge bekannt ist und die Vergleichung überflüssig wäre. 3
Manchmal ist anzunehmen, dass Abulwalid die Vergleichung,
die Ihn Koreisch bietet, nicht billigte; so wenn dieser '“IPIXni“!,
Ez. 21, 21, vom aram. TflX = hebr. IHK ableitet, mit
aram. f^X, Baum, gleichstellt, "lEX, I Kön. 20, 38, trotz des
X, mit X“)S5?Ü, fW"lX, Ps. 21, 3, ohne Rücksicht auf die ver
schiedene Wurzel, aber auf Grund der alten Wurzeltheorie mit
r^-i, xn mit xn, Tibm, Hiob 32, 6, mit rfbnn vergleicht. DHi
zieht Abulwalid vor mit dem Arabischen zu vergleichen; 1 □''"lin
erklärt er nicht für das, was es im Aramäischen bedeutet,
,Freie'; 8 für TinötD, Echa 2, 22, hat er andere Vermuthungen. 6
Es finden sich bei Abulwalid auch directe Abweichungen von
aramäischen Vergleichungen Ibn Koreisch’s, wenn er auch diesen
nicht mit Namen anführt. So wenn er in dem ersten Artikel seines
Wörterbuches die Vergleichung von 'lax, Hob. 6, 11, mit 1T3X,
dem Targum von V1£, Ez. 47, 12, nicht gelten lässt; 7 oder
wenn er noch entschiedener die Ableitung des Wortes n“TUX,
I Sam. 2, 36, vom aram. X"VX, Lohn, abweist. 8
1 So |SK, Wb. 57, 7; '33, 126, 27; “IÖ3, 139, 19; 31h, 3Tt, 213, 21, 27;
epn, 240, 20, 2G; tpn, 770, 19.
2 So Stk, t]ba, snx, run, npt, mn, mn, mn, nan, srp, np\
3 So npK, 333, “93, pbi, pm, San, ?|bn, irbn, -icn, nba, ^33.
4 Wb. 288, IG. S. ITebr.-arab. Sprachvergleichung, S. 37, Anm. 1.
5 Wb. 217, 15.
0 Wb. 2G7, 1—10.
7 Wb. 15, 8—10. Vgl. den ersten Artikel der Kisale, p. 3.
8 Wb. 21, 2—5, citirt mit der Formel: Mit, dem Aus
drucke Leute, citirt einmal auch Hajjüg den Ibn Koreisch (s.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. I. Hft. 14
210
B lieh er.
Aus der grossen Menge der hebräisch-aramäischen Ver
gleichungen Abulwalids seien hier noch folgende hervorgehoben,
die auch ein specielles exegetisches Interesse haben.
“"X, Deut. 23, 14, und ni3T, I Kön. 22, 38, sind mit aram.
p, Waffe, zu erklären; das X im ersten Worte ist prosthetisch. 1
TtfX, Deut. 3, 17, HT^'X, Jos. 10, 40, stammen von Tip, ver-
giessen. 2 IST, Neh. 7, 3, bedeutet verschliessen, s. Targum zu
Richter, 3, 13. 3 D£“irD, II Sam. 23, 9, ist vielleicht nach pT,
scharf, zu erklären; ,als sie scharf waren gegen die Philister',
gegen sie ergrimmten, als ob es hiesse: D33inT!"D, vgl.
pinirx, Ps. 73, 21. 4 pX ■'Dirnö, Ps. 74, 20, ebenso DWn,
Prov. 22, 29, sind die niedrigen, gemeinen Menschen, vgl.
XT’TIl, Targ. von D^Tl, Jerem. 39, 10. 8 Neh. 3, 15:
beschatten, d. i. bälken, bedachen, vgl. Targ. von
Gen. 19, 8 und pStsn, Dan. 4, 9.° F]£)tD, Jes. 3, 27, bedeutet
die schwankende, sich hin und her neigende Bewegung, die
dem Schwimmen gleicht; die letztere Bedeutung hat nämlich
ptDK, Targ. von püH, Deut. 11, 4. 7 nnbö, Wüstenei, Einöde,
gehört zu lPlbttJ, Jes. 51, 6, abgeschnitten sein, zerfallen, und
ist verwandt mit aram. PDÖ, Wnbö Esra 4, 14.s ini’1, I Sam. 7,
meine Grammatische Terminologie des Hajjüg, S. 40); ebenso Abul-
walid selbst (s. Hebr.-arab. Sprachvergleichung, S. 31, Anm. 1). Vielleicht
gehören dem nicht mehr erhaltenen Theile der Eisäle Ibn Koreisch’s
folgende bei Abulwalid anonym citirte aramäische Vergleichungen an:
PID3, Wb. 320, 31 ( ?? s Jls); ’tö (Deut. 32, 24), 369, 8—14, verworfen
( f5 s rjiJ US); Wöb (Ezech. 16, 4), von WJ7®, Glätte, 396, 13 — 15.
(Zachar. 5, 2), von Targum zu nbs31 (Exod. 26, 9), falten,
510, 25 f.; nia (X Sam. 30, 21) = 1DT1J, von JljnjBn, Targum zu
ÖDinn (Exod. 23, 24), 562, 10, vgl. E. 190, 26. Die letzten drei Er-
klärungen sind mit es wurde erklärt, eingeleitet.
1 Wb. 190, 12—15 und 31, 15—18. Ebenso Ibn Koreisch, Eisäle, p. 4,
und Menachem b. Sarük, |! III, 79 11 , wo der Herausgeber statt b]}
Deut. 23, 14, irrthümlich und sinnlos angiebt: 2"' J"B bKpttT “pJIN b]}.
— rmm, I Kön. 22, 38 übersetzt auch Targnm mit X3’l ’JÖ.
2 Wb. 70, 7—11. Ebenso Ibn Koreisch, p. 7, und Menachem, p. 35“.
3 Wb. 133, 27—32.
4 Wb. 249, 25—250, 4.
5 Wb. 254, 6—8.
c Wb. 263, 23—20. Ebenso Ibn Koreisch, p. 23, und Menachem, p. 98“.
1 Wb. 266, 19—24. Ebenso Ibn Koreisch, p. 24.
8 Wb. 377, 7—10. Hier folgt Abulwalid, wie es scheint, traditioneller Er-
Die Uebräisch-neuhebräisclie u. hebräisch-araraiiieclie Sprachvergleichung cte. 2 11
2, bedeutet: ,sie versammelten sich 4 , verwandt mit pmiTl, Targ.
von V)p33, Jer. 3, 17.' ÖITO 1 ’'), Num. 14, 45, gehört zur Wurzel
D23, im Aramäischen = hebr. “pP3, beissen; es ist das eine
auch im Arabischen übliche Metapher für das Tödten im Kriege,
vgl. 122731, Jer. 8, 17. 2 ‘12P’ , 1, I Kön. 6, 21, ist verwandt mit
X“12JJ, Targ. von PP"l2n, Ex. 26, 28, Riegel. 3 Jes. 64, 5,
ist vielleicht verwandt mit Targ. von DilSd, Lev. 13, 2;
d’ip 232 bedeutet dann ein Kleid, das mit dem so benannten
Geschwür in Berührung kommt, also unbedingt unrein wird. 1
ldb Gen. 45, 26, ist gleichbedeutend mit ddb am, ib. 42,
28; denn 32 *12 ist das Targum von 31X122, I Sam. 25, 37. 5
Der Flussname pWÖ, Gen. 2, 11, stammt von 2712, sich mehren. 0
p3£, Jer. 48, 9, bedeutet Flügel; die Flossen, ,die Flügel der
Fische 4 , werden aram. pSC’it genannt, s. Targum zu “l l, 2Jd,
Lev. 11, 9. 7 IClblf, II Sam. 19, 8, bedeutet den Fluss durch-
schneiden, indem man über ihn setzt, vgl. Clblf, Targ. von
Ppd’l, Gen. 22, 3. H Zu 'map, Jes. 38, 12, map, Ez. 7, 25,
vgl. das Targum zu fi“l3£p “lÜpH, Jes. 50, 2: mapJTX a“12pn\aH,
einschrumpfen, abgeschnitten werden. 9 Zu IldaT, Zach. 14, 10,
= HÜ“!!, vgl. d^a“!, Targ. von ,123, Ez. 28, 2. 10 ,1d“l, Gen. 21,
20, ist vielleicht s. v. als aram. ■’d-i, J üngling, s. Targ. zu
Gen. 37, 2." '227^, Ps. 32, 4, bedeutet vielleicht ,Seite 4 , vgl.
KT27, Targ. von "p% Exod. 40, 22. 12 irDWl, Köln 8, 10, ist
am besten mit aram. H227, finden, 11271278, gefunden werden, zu
klärung der Stelle im Buche Esra, wonach das aramäische Wort Ptbü
Zerstörung bedeutet. Diese Erklärung haben nicht nur Ihn Esra und
Kimchi, wie Gesenius, Thesaurus 790b, augiebt, sondern auch Rasehi,
der ebenfalls nnbi? damit vergleicht.
1 Wb. 412, 6—U.
2 Wb. 436, 19—30. Von Ibn Parchon, p. 40% als □’IÜIN tP’ citirt.
3 Wb. 500, 10—12.
4 Wb. 503, 20—22.
5 Wb. 565, 1-3.
6 R. 67, 2 f.
7 Wh. 608, 8—10, Menachem, I, p. 151% statt mit HSU zusammen.
8 Wb. 610, 3—15.
9 Wb. 640, 10-12.
10 Wb. 658, 4—6.
n Wb. 661, 1-3.
11 Wb. 704, 28.
14*
212 Baclicr. Die hebr.-neuhebräische u. hebr.-aramäische Sprachvergleichung etc.
erklären. 1 nmüll, Jes. 41,23 vielleicht auch nSTii’Kl, Ps. 119,
117, gehört zu ’JJJUtfX, erzählen, Targ. von 12D' l V i “plTTir,
Jerem. 15, 11, gehört zu KTiPftl, lösen, Dan. 5, 12. :i “pfTniT,
Ez. 27, 25, ist verwandt mit 'Hty, sich niederlassen, s. Targum
zu II Sam. 17, 12.*
' Wb. 719, 32.
2 Wb. 737, 5—8.
3 Wb. 749, 24.
* Wb. 757, 10 f.
XI.'SITZUNG VOM 6. MAI 1885.
Von Herrn F. Friedrich in Prag wird seine Schrift
,Kurzgefasste Anleitung zur raschen Erlernung des richtigen
Lesens in fünfzehn Sprachen',
von M. P. Willems werden Nachträge und Register
zu seinem Werke: ,Le Senat de la republique Romaine', über
reicht durch das w. M. Herrn Professor Büdinger, einge
sendet.
Die Direction des Communal- Real- und Obergymnasiums
zu Neu-Bydzow dankt für die Ueberlassung akademischer
Publicationen.
Der Vorsitzende der Centraldirection der Monumenta
Germaniae in Berlin übermittelt den von ihm erstatteten Jahres
bericht, sowie den Etat für das Jahr vom 1. April 1885 bis
31. März 1886.
Von Herrn Regierungsrath M. C. Ritter von Wurzbach
wird der 51. Theil des ,Biographischen Lexikons des Kaiser
thums Oesterreich' mit dem Ersuchen um Gewährung einer
Subvention vorgelegt.
Ferner wird ein Gesuch um Subventionirung der Heraus
gabe der ,Acta Tirolensia' durch Herrn Dr. Oswald Redlich,
Ofiieial im k. lc. Statthaltern-Archiv in Innsbruck, überreicht.
Von dem c. M. Herrn Regierungsrath Dr. B. Dudik
wird eine Abhandlung unter dem Titel: ,Das päpstliche Regesten-
214
wesen unter Benedict XII.‘ zur Veröffentlichung in den akademi
schen Schriften eingesendet.
Die Abhandlung geht an die historische Commission.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Accademia, R. della Crusca: Atti. Firenze, 1885; 8°.
— R. delle scienze di Torino: Atti. Vol. XX, Disp. 2 a —4". Torino, 1885; 8°.
Akademie der Wissenschaften, königl. schwedische: Öfversigt af Förhand-
lingar. 41. a Arg., Nr. 6—8. Stockholm, 1884; 8°.
— der Wissenschaften, königl. bayerische: Sitzungsberichte, 1884. Heft IV.
München, 1884; 8°.
— — Abhandlungen, XVII. Band, 1. Abtheilung. München, 1884; 8°.
— — Homer oder Homeriden von W. Christ. München, 1885; 8°. -
Rudolf Agricola, ein deutscher Vertreter der italienischen Renaissance.
Festrede von Friedrich von Bezold. München, 1884; 4°. — Die römi
schen Grenzlager zu Passau, Kiinzing, Wischeiburg und Straubing von
F. Ohlenschlager. München, 1884; 4°.
Gesellschaft, k. k. geographische in Wien: Mittheilungen. Band XXVIII,
Nr. 2. Wien, 1885; 8".
Heidelberg, Universität: Akademische Schriften pro 1883—1884.25 Stücke
4° und 8".
Institut national genevois: Bulletin. Tome XXVI. Gdnäve, 1884; 8°.
Mittheilungen aus Justus Perthes’ geographischer Anstalt von Dr. A.
Petermann. XXXI. Band, 1885, III. Gotha; 4".
Museum, germanisches: Mittheilungon. Jahrgang 1884. I. Band, 1. Heft.
Nürnberg; 8". — Katalog der im germanischen Museum befindlichen
Glasgemälde aus älterer Zeit. Nürnberg, 1884; 8°.
— Anzeiger. I. Band, 1. Heft, Nr. 1—12. Nürnberg; 8°.
Society, the Asiatic of Bengal: Journal. Vol. LIH, Part 1. Calcutta,
1884; 8“.
— Proceedings. Nr. XI. December, 1884. Calcutta; 8°.
— the royal geographical: Proceedings and Monthly Record of Geography.
Vol. VII, Nos. 3 et 4. London, 1885; 8».
— the royal historical: Transactions. N. S. Vol. II, Part. IV. London,
1885; 8“.
Verein für hessische Geschichte und Landeskunde: Festschrift zur Feier
des 50. Stiftungstages am l(i. August 1884. Cassel, 1884; 4°.
Wissenschaftlicher Club in Wien: Monatsblätter. VI. Jahrgang, Nr. 6
und 7. Ausserordentliche Beilagen Nr. II, III und IV. Wien, 1885; 8°.
XII. SITZUNG VOM 13. MAI 1885.
Se. Excellenz der Herr Curator-Stellvertreter A. Ritter
von Schmerling gibt bekannt, dass er im Aufträge Seiner
kaiserlichen Hoheit des Durchlauchtigsten Herrn Curators der
Akademie die feierliche Sitzung am 21. d. M. mit einer An
sprache eröffnen werde.
Das k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht über
mittelt die ihm durch die kais. russische Botschaft dahier zu
gekommenen Werke: ,Reglements Judiciaires de 1’ Empereur
Alexandre IR und ,Appendices aux Codex* vom Jahre 1883.
Von Herrn Dr. Georg Bippart, emerit. o. ö. Professor
an der Prager Universität, wird eine Abhandlung: ,Die sechste
und zehnte Epistel des ersten Buches des Horaz' mit dem Er
suchen um ihre Aufnahme in die Sitzungsberichte vorgelegt.
Ferner wird eine Ausgabe von ,Philodemus, Ueber den
Tod, viertes Buch* nach der Oxforder und Neapolitaner Hand
schrift von Herrn Dr. phil. Siegfried Melder mit dem Ersuchen
um ihre Veröffentlichung in den Sitzungsberichten überreicht.
Beide Vorlagen werden zur Begutachtung Commissionen
zugewiesen.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Aeädemia real de la Historia: Boletin. Tomo VI, Guaderno III. Madrid,
1885; 8».
Academie royale des Sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique:
Bulletin. 54 e annee, 3 e sc5rie, tome 9, No. 3. Bruxelles, 1885; 8°.
216
Central-Commission, k. lc. statistische: Oesterreichische Statistik. VIII.
Band, 3. Heft: Statistik des Sanitiitswesens für das Jahr 1882. Wien,
1885; gr. 4°.
— — k. k. zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen
Denkmale: Mittheilungen. XI. Band, 1. Heft. Wien, 1885; 4°.
Gesellschaft, kais. russische geographische: Nachrichten. Tome XIX, 1883,
Nr. 2. St. Petersburg, 1883; 8°. Tome XX, 1884, Nr. 2—G. St. Petersburg,
1884; 8°. Tome XXI, 1885, Nr. 1. St. Petersburg, 1885; 8°. Bericht der
ostsibirischen Abtheilung im Jahre 1883. St. Petersburg, 1884; 8°.
Kiew, Universitäts-Nachrichten. Tome XXV, Nos. 1 et 2. Kiew, 1885; 8°.
Lese- und Redehalle der deutschen Studenten in Prag: Jahresbericht.
Vereinsjahr 1884 — 1885. Prag, 1885; 8°.
Militär-Co mite, k. k. technisches und administratives: Militär-statistisches
Jahrbuch für das Jahr 1879. I. Tlieil. Wien, 1884; gr. 4 n . — Für die
Jahre 1880, 1881 und 1882. I. und II. Tlieil. Wien, 1884—1885; gr. 4 IJ .
Societä italiana di antropologia, etnologia e psicologia comparata: Archivio.
Vol. XIV, fascicolo 3°. Firenze, 1884; 8".
Society, the American geographical: Bulletin, 1884. Nr. 4. New-York; 8°.
— the royal of Victoria: Transactions and Proceedings.' Vol. XX. Melbourne.
1884; 8°.
Tübingen, Universität: Akademische Schriften pro 1883—1884.— 27 Stücke
4» und 8°.
Verein, historischer für Schwaben und Neuburg: Zeitschrift. XI. Jahrgang.
Augsburg, 1884; 8°.
Zeitschrift für Geschichte und Landeskunde der Provinz Posen, III. Band,
2. und 3. Heft. Posen, 1884; 8 n .
;
XIII. SITZUNG VOM 3. JUNI 1885.
Die Abtheilung für Kriegsgeschichte des k. k. Kriegs-
archives übersendet im Aufträge des k. k. Generalstabes den
X. Band der ,Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen 1 .
Von dem Curatorium der Savigny-Stiftung in Berlin wird
die Zinsenmasse des Stiftungsvermögens pro 1884 der kais.
Akademie zur statutengemässen Verfügung gestellt.
Die Savigny-Commission überreicht zur Aufnahme in die
Sitzungsberichte eine fünfte Abhandlung des Herrn Ober
bibliothekars Dr. Emil Steffenhagen in Kiel über ,die Ent
wicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels', und zwar
,die Bocksdorf sehen Additionen'.
Von Herrn Professor Dr. D. H. Müller wird eine Ab
handlung unter dem Titel: ,Die Keilinschrift von Aschrut-Darga,
entdeckt und beschrieben von Prof. Josef Wünsch, publi-
cirt und erklärt von D. H. Müller' mit dem Ersuchen um
Aufnahme derselben in die akademischen Schriften vorgelegt.
Die Abhandlung wird einer Commission zur Begutachtung
zugewiesen.
Herr Dr. August Engelbrecht überreicht eine Abhand
lung unter dem Titel: ,Untersuchungen über die Sprache des
Claudianus Mamertus' mit dem Ersuchen um ihre Veröffent
lichung in den Sitzungsberichten.
Die Abhandlung wird einer Commission zugewiesen.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. II. Hft.
218
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Academie des inscriptions et belles-lettres: Comptes-rendus. 4 e Serie,
tome XII. Bulletin d’Octobre—Novembre—Decembre. Paris, 1885; 8 n .
Akademie, königliche, gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt: Jahrbücher.
N. F. Heft XIII. Erfurt, 1885; 8°.
Bibliotheque de l’Ecole desClmrtes: Revue d’Erudition. XLVI C annee 1885,
l re et 2° livraisons. Paris, 1885; 8°.
Gesellschaft, deutsche morgenländische: Zeitschrift. XXXIX. Bd., 1. Heft.
Leipzig, 1885; 8°.
— königliche der Wissenschaften zu Göttingen: Abhandlungen. XXXI Band
vom Jahre 1884. Güttingen, 1884; 4°.
— — Nachrichten aus dem Jahre 1884. Nr. 1—13. Göttingen, 1884; 8°.
— — Güttingisclie gelehrte Anzeigen. 1884. I. und II. Band. Göttingen,
1884; 8°.
Johns Hopkins University Cireulars. Vol. IV, No. 30. Baltimore, 1885; 4°.
Mittheilungen aus Justus Perthes’ geographischer Anstalt von Dr. A.
Petermann. XXXI. Band, V, 1885. Gotha; 4°.
Society, the Asiatic of Great Britain et Ireland: The Journal. N. S. Vol.
XVIII, part II. London, 1885; 8°.
— the royal geographical: Proceedings and Monthly Record of Geography.
Vol. VH, Nr. 5. London, 1885; 8».
Spitzer, Sam. Dr.: Die Uhr. Ein Beitrag zur Culturgeschiclite der Alten.
Essegg, 1885; 8 ft .
Steffenhagen. Die Entwicklung der Landreclitsglosse des Sachsenspiegels. 219
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des
Sachsenspiegels.
Von
Dr. Emil Steffenhagen,
Oberbibliotkekar in Kiel.
Y.
Die Bocksdorf’scheu Additionen. (Vgl. CVI, 197 ff. 1884.)
Die Drucke des glossierten Sachsenspiegels, ,den der
ehrwürdige in Gott Vater und Herr, Theodericus von Bock-
storf, 1 Bischof zu Naumburg, Seliger, gecorrigieret hat',
vom Jahre 1474 bis 1501 2 enthalten ,Additionen' zu Text
und Glosse, welchen der Charakter einer Glossierung beiwohnt
und die daher in der Entwicklungsgeschichte der Sachsen
spiegelglosse berücksichtigt werden müssen. Ihre Ueberlieferung
war bisher sehr ungenügend bekannt. Man kannte sie fast
nur aus den Drucken und auch diese nicht vollständig. Dass
der Recension der Bocksdorf’schen Drucke eine andere,
davon unabhängige gegenübertritt, dass wir zwei verschiedene
gedruckte Formen auseinanderzuhalten haben, war nicht
bekannt. Die Kenntniss der handschriftlichen Ueber
lieferung beschränkte sich auf ein paar beiläufige und in der
Hauptsache unzutreffende Angaben Homeyer’s. 3 Gänzlich un-
1 Die Literatur über Um siehe in den Sitzungsberichten XCVIII, öS,
N-, 2. 1881 und über seine Glosse ebenda CI, 756, 775, 787 ff., 794 ff,
803 f. 1882.
2 Homeyer, Genealogie, 8. 135 f. Nietzsche, Allgemeine Literatur-
Zeitung 1827, III, 713 ff.
3 Homeyer, Sachsenspiegel, 3. Ausg., S. 75* und Kienkok (in den Philologi
schen und historischen Abhandlungen der Berliner Akademie 1855),
S. 400 f.
15*
220
Stoff enhagen.
bekannt war die nahe Beziehung der Additionen zur Stendaler
Landrechtsglosse. Für die Kritik der Glosse selbst ist von
Wichtigkeit, dass die Additionen auch in Gestalt von Inter
polationen überliefert sind, so dass wir ohne genaue Kenntniss
jener uns über den Charakter dieser keine Klarheit verschaffen
können. So ist die Bearbeitung der Additionen zugleich
eine wesentliche Vorarbeit für die kritische Behand
lung der Glosse. Es wird deshalb unerlässlich sein, die
gedruckte Ueberlieferung voll, die handschriftliche wenigstens
in ihren wichtigeren Bestandtheilen vor Augen zu führen, um
die Erörterung der sich daran knüpfenden Fragen zu belegen.
1. Wir zählen unter den Bocksdorf’schen Drucken nur
einen Primärdruck, Basel 1474; auf ihm beruhen acht ab
geleitete Ausgaben, Augsburg 1481, 1482, 1484, ohne Ort und
Jahr, Stendal 1488, Leipzig 1490, Augsburg 1496 und 1501. 1
Ein zweiter Primärdruck, Leipzig 1488, folgt zwar ,in Les
arten des Textes, der Glosse und in der Zählung der Artikel'
nicht der Bocksdorf’schen Recension, 2 bietet aber ausser der
Bocksdorf’schen Glosse zu den Schlussartikeln III, 88 bis 91
auch die Additionen. 3 Aus ihm soll die Kölner Ausgabe von
1492 geflossen sein. 4
Während in dem Baseler (ältesten) Primärdruck die
Addiciones ohne Bezeichnung als Bocksdorfische erscheinen, 5
giebt ihnen der Leipziger Primärdruck die Uebersclirift : 6
Dyt fin de additiones, vp den || faffevfpygel ghefettet van ||
dem Erwerdighen In god || vader vnd liern, hem Then-
1 Ueber das Abstammungsverhältniss siehe ausser Nietzsche a. a. O.
Sp. 719 f. besonders Homeyer, Sachsenspiegel, 3. Ausg., S. 76 f., 80.
2 Homeyer, Genealogie, S. 137.
3 Homeyer, Sachsenspiegel, 3. Ausg., S. 74 f.
4 So nach Dreyer, Beyträge zur Litteratur und Geschichte des deutschen
Rechts. Lübeck und Leipzig (1783). 4°. S. 112, Nr. XIH auf Grund einer
brieflichen Nachricht des ,Holsteinischen Rechtsgelehrten 1 Joachim
Friccius vom Jahre 1739, Homeyer 1. c., S. 69, 78, 80. Ebert
(Bibliographisches Lexikon, Nr. 19718. II, 673. 1830) notiert hinter der
Leipziger Ausgabe die Kölner als ,Nachdruck der vorigen 1 ; ob nach
Autopsie?
5 Homeyer a. a. O., S. 74.
c Vgl. Homeyer 1. c., S. 75.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des'Sachsenspiegels.
221
drijcus von Bockßdorff , byffcop ihm Nueniborch,
dede 1 fignert fyn na dem text vn | de der glofen, icorme fe
vynden fclial,
nennt also ausdrücklich Dietrich von Bocksdorf als Ver
fasser.
Die beiden Augsburger Ausgaben von 1496 und 1501
bezeichnen die Additionen auf dem Titelblatte kurzweg als
Bocksdorfische:
Hye hebt fich an der fa [j chjfenfpiegel mitfampt den cautelen
■und addi\cionibus bockjtorff-
und ebenso in der Scblussscbrift:
Hye endet fielt der fachjfenpiegel (so!) fl mit fampt den
cautelen vnd ad,ditio-\bus (so!) Bockftorff u. s. w.
In den beiden Primärdrucken stehen die Additionen für
sich am Schlüsse und in dem Baseler mit einem Eingänge,
wonach sie hyn vnd her in deine fachfenfpigel vßwendig des
textis vnd der glofen foltent gef ehr eben fiehen. Sie waren
also ursprünglich Randglossen. Von den abgeleiteten Aus
gaben setzt sie bereits die Leipziger von 1490 ,theilweise
gehörigen Orts an den Rand oder in den Text' und lässt sie
am Schlüsse fort. 3 In den späteren Ausgaben seit 1501 ge
schieht das allgemein. 4
Von dem Baseler Primärdruck (B) weicht der Leipziger (L)
sowohl in der äusseren Einrichtung, als auch hinsichtlich der
Vollzähligkeit und im Inhalt ab. Er hat jenen Eingang nicht.
Die Stichworte des Textes und der Glosse, zu welchen die
einzelnen Additionen gehören, schliesst er nicht in runde
Klammern ein, sondern er markiert sie durch die Zahlen der
Artikel mit dem Zusatz in textu oder dem Hinweis in glo\(a].
* dede, verstärktes Kelativum, ,der da*, ,die da‘, in den Additionen des Leip-
. ziger Drucks öfter gebraucht (vgl. z. B. Anhang 1, S. 281, N. 17). Schiller
und Lübben, Mittelniederdeutsches Wörterbuch I, 492, 1875. voc. de.
- So lautet der Titel der Ausgabe von 1496. Nietzsche (Sp. 715, Nr. 154)
bemerkt von ihr irrig: ,ohne Aufschrift*. Vgl. Homeyer, Kichtsteig
Landrechts, S. 25 zu Nr. 8.
3 Homeyer, Sachsenspiegel, 3. Ausg., S. 75*, 77.
4 Ueber die Zobel'sehe Ausgabe von 1535 siehe Homeyer a. a. O., S. 79
und unten §. 7.
222
Steffenhagen.
Die Sachsenspiegel - Citate in den Additionen sind gemäss der
besonderen Artikeleintheilung des Leipziger Drucks (Homeyer,
Genealogie, S. 188 ff.) geändert.
Was die Vollzähligkeit, betrifft, so giebt der Leipziger
Druck theils mehr (21), theils weniger (91). Mehr
im I. Buche die Additionen L, 2, 7, 14, 15 (statt B, 16),
46, 56 bis 59, 69, 71, 73 (statt B, 94), 74, 75, 80, 82
(Summe 16); im II. Buche L, 3, 4, 11 (Summe 3); im
III. Buche L, 6, 7 (Summe 2);
zusammen 21. Einmal hat L statt der verkürzten und corrum-
pierten Fassung des Baseler Drucks (B, 26 im I. Buche) den
ursprünglichen Wortlaut bewahrt (Anhang 1, S. 257 mit N. 18),
einmal die vollständigere Form (L, 16 im II. Buche). Eine
Addition (B, 86 im I. Buche) trennt L in zwei, was jedoch
bei der Zählung besser unberücksichtigt bleibt.
Andererseits ermangelt L der Additionen
B, 7, 13 bis 16, 22, 40, 45, 48, 51, 58, 62 bis 68, 70,
71, 78, 79, 81, 82, 84, 85, 87 bis 92, -94 bis 104, 106,
107, 112 bis 114, 116, 118 bis 120 im I. Buche (Summe 52);
B, 2, 4 bis 6, 8, 12 bis 15, 18, 19, 21, 23 bis 28, 30
bis 32, 37, 38 im II. Buche (Summe 23); B, 2, 4 bis 6,
8, 10, 11, 13 bis 21 im III. Buche (Summe 16);
zusammen 91. Im Ganzen begreift
der Leipziger Druck 84, 18, 7
der Baseler Druck 120, 38, 21
Additionen in den drei Büchern. 1 Folglich bleibt L (109) hinter
der Gesammtzahl der Additionen in B (179) um 70 zurück.
Auch die Wortfassung ist in beiden Primärdrucken eine ab
weichende. Sie repräsentieren mithin zwei verschiedene, von
einander unabhängige Recensionen der Additionen.
Rechnen wir den Bestand beider Recensionen, soweit sie
sich nicht decken, zusammen, so beläuft sich die Summe der
gedruckten Additionen auf 179 (B) -j- 21 (L mehr) = 200.
Davon besitzen B und L gemeinschaftlich 88, B singulär 91,
L singulär 21. Nachstehende Tabelle wird die Zahlenver-
hältnisse verdeutlichen.
1 Homeyer (Sachsenspiegel, 3. Ausg., S. 75*) begnügt sich mit der Be
merkung, der Leipziger Druck zähle ,zum dritten Buche nur 7 Ad
ditionen statt der ‘21 im (Baseler) Drucke'.
Die Entwicklung der Landvechtsglosse des Sachsenspiegels.
223
I. Buch .
II. Buch .
III. Buch .
Zusammen .
Anzahl
der Additionen
B
120
38
21
179
L
84
18
7
109
Davon
gemeinsam singulär
BL
68
15
5
88
B
52
23
16
91
L
16
3
2
21
Gesammtzalil
B + L
136
41
23
200
2. Die Additionen kommen auch handschriftlich vor.
Schon Homeyer hat darauf hingewiesen, dass ,unter den Hand
schriften der Bocksdorf sehen Recension in der ihm zugehörigen
von 1460 (jetzt im Besitze der Berliner Universitäts-Bibliothek) 1
die beiden ersten Additionen (des Baseler Drucks) am Rande
zugeschrieben' seien, ,ausserdem aber noch manche andere im
Druck fehlende Marginalnoten'. 2 Diese Angabe ist zunächst
dahin zu vervollständigen, dass nicht bloss ,die beiden ersten
Additionen' und nicht bloss die des Baseler Drucks, sondern
über die Hälfte von den Additionen beider Primärdrucke
sich in der Homeyer’schon Handschrift vorfinden.
Im Vergleich zum Baseler Druck fehlen ihr
im I. Buche die Additionen B, 7, 14, 16, 20, 22 bis 24,
27, 28, 30, 31, 33 bis 35, 40, 41, 45, 48, 50 bis 52, 57,
58, 60, 62 bis 68, 70, 73, 76, 81, 84, 88, 90 bis 92, 94
bis 96, 98, 99, 102, 104, 106, 107, 112 bis 114, 116,
119 (Summe 54); im II. Buche B, 2, 4 bis 7, 12 bis 15,
18, 19, 21, 23, 24, 26 bis 28, 32, 36, 37 (Summe 20);
im III. Buche B, 2, 4 bis 6, 8, 10, 11, 13 bis 16, 18
(Summe 12);
zusammen 86. Von den 179 Additionen des Baseler Drucks
sind demnach 93 in der Homeyer’schen Handschrift vorhanden.
Dabei tritt für B, 26 im I. Buche wie in L der ursprüngliche
Wortlaut ein. Zu den vorhandenen hat der Baseler Druck
1 Vgl. Sitzungsberichte CI, 756 nebst N. 5.
2 Homeyer, Sachsenspiegel, 3. Ausg., S. 75 *. Von letzteren sind mehrere
in dem mir vorliegenden Kieler Exemplar der abgeleiteten Augs
burger Ausgabe von 1496 (Sitzungsberichte CI, 756 mit N. 4) von
späterer Hand nachgetragen.
224
Steff e nhage n.
längere Zuthaten bei I, 16, 32, 41, 67 = B, 15, 42, 55, 93;
bei II, 7, 12 = B, 9, 17; bei III, 3 = B, 7. Ausführlicher,
als in der Homeyer’schen Handschrift lauten im Drucke die
beiden Additionen B, 43 und B, 72; abweichend die beiden
Additionen B, 12 und B, 54 im I. Buche. Einmal erscheint
im Baseler Druck statt der deutschen die lateinische Fassung
(B, 78 im I. Buche).
Die dem Leipziger Primärdruck eigenthümlichen Addi
tionen hat die Homeyer’sche Handschrift sämmtlich, wenngleich
L, 2 im I. Buche anders gefasst; L, 69 im I. und L, 3, 16
im II. Buche in vollerer Gestalt. Insgesammt theilt sie mit L
90 von 109, mit B + L 114 von 200 Additionen. In den
jenigen Additionen, welche beiden Primärdrucken gemeinsam
sind, nähert sich die Homeyer’sche Handschrift mehr der
Fassung von B, als von L, während sie dem Wortlaut der
singulären Stücke in L selbständig gegenübersteht.
In tabellarischer Form ausgedrückt, gestaltet sich das
Verhältniss der Homeyer’schen Handschrift'(H) zu den beiden
Primärdrucken folgendermassen.
Buch
II.
Buch
Anzahl der Additionen in 13
L
120
84
38
18
III.
Buch
Zusammen
21
7
179
109
Davon a) gemeinsam in HB
HL
HB L
66 | 18
67 | 16
52 1 13
b) in H fehlend aus B
L
BL
54
17
17
20
2
2
Gesammtzahl in B -|- L j 136
Davon a) in H vorhanden
b) in H fehlend
82
54
41
21
20
12
23
11
12
93
90
70
86
19
19
200
114
86
Homeyer erklärt es ferner für unentschieden, ob die
Additionen seiner Handschrift ,schon gleich im Jahre 1460 ge-
Die Entwicklung der Landiochtsglosse des Sachsenspiegels.
225
schrieben, odei»crst später aus einem Drucke hinzugefügt sind.'
Mit Unrecht. Die diplomatische Prüfung der Schriftzüge er-
giebt, dass die Additionen von demselben Schreiber (Nicolaus
Roher de pirnis) und gleichzeitig mit Text und Glosse am
Rande hinzugethan sind. Aus ,einem Drucke' können sie
schon deshalb nicht entlehnt sein, weil sie weit zahlreicher und
zum Theil ausführlicher sind, als die gedruckten Formen. Aber
auch deshalb nicht, weil die Drucke selbst, wenigstens der
Baseler mit seinen Nachkommen, wie oben (§. 1, S. 221) gesagt,
im Eingänge auf eine geschriebene' Vorlage hindeuten, in
der die Additionen nicht am Schlüsse zusammengestellt waren,
sondern ,hin und her' ,auswendig des Textes und der Glosse'
standen. Es ist evident, dass umgekehrt die Drucke ihre Addi
tionen aus Handschriften geschöpft haben.
3. Unter den Handschriften der Bocksdorf’schen Recen-
sion 1 ist die Homeyer’sche nicht die einzige für die Additionen
in Betracht zu ziehende. Ihr treten zur Seite ihre beiden
Schwesterhandschriften, welche von demselben Schreiber an
gefertigt sind, die Dresdener vom gleichen Jahre und Tage
und die älteste datierte, Q.uedlinburger von 1454 (Homeyer,
Nr. 171 und 577). 2
1) Die Dresdener (D), MS- Fol. 14 der Prinzlichen
Secundogenitur-Bibliothek, 3 vorher Rittmeister von Burkersroda
zu Burgliessler (in Thüringen), 1 Papier, 1460 am Sonnabende
nach Epiphanie domini, gr. Folio, von Homeyer nicht benutzt,
stimmt in Text und Glosse Spalte für Spalte, Zeile für Zeile,
Wort für Wort, ja Buchstabe für Buchstabe mit der Homeyer-
sclien Handschrift. Sogar die gemalten grossen Initialen am
Anfang der drei Bücher und ihrer Register zeigen die gleiche
Ausführung. Die Additionen am Rande sind nach Stellung,
1 Vgl. über dieselben Homeyer, Genealogie, S. 136, 137 und Sachsen
spiegel, 3. Ausg., S. 41.
2 Sitzungsberichte CI, 756, N. 5.
:l Ausführlich beschrieben von Julius Petzholdt, Öatalogi bibliothecae
secundi generis principalis Dresdensis Spec. III. Lipsiae 1840. 8". p. 6ff.,
mit einem schönen Facsimile, welches auch die Additionen veran
schaulicht. Vgl. Anhang 1, Nr. 67 im I. Buche.
4 Homeyer, Verzeichniss deutscher Rechtsbücher. Berlin 1836. S. 32,
Nr. 65. Verzeichniss der von Adolph Samson von Burkersroda (unter
lassenen Büchersammlung. Leipzig 1839. 8 n . S. 21, Nr. 409.
226
Steffenhagen.
Zahl und Wortlaut beiden Handschriften gameinsam. Die
Fehler und Sinnlosigkeiten der Dresdener Handschrift giebt
die Homeyer’sche unverbessert und sclavisch getreu wieder.
Sie entstellt aber ihre Vorlage durch Auslassung einzelner
Worte oder Silben und durch Schreibfehler. Danach kann es
keinem Zweifel unterliegen, dass die Homeyer’sche Handschrift
aus der Dresdener abgeschrieben ist, und dass hier, sozu
sagen, zwei identische Ausfertigungen eines und desselben
Schreibers vorliegen, von denen die Dresdener Handschrift die
correctere, stattlichere und schöner geschriebene ist.
Uebrigens wurden beide Exemplare wohl für einen Auf
traggeber ausgefertigt, oder befanden sich zeitweise wenigstens
in einer Hand. Das beweisen drei kurze Marginalnoten mit
der Jahreszahl 1525, welche beiden Exemplaren an denselben
Stellen am Rande der Glosse zu III, 44 und von derselben
Hand gleichlautend beigeschrieben sind. Auf spätere Identität
des Besitzers weist, dass beiden Exemplaren vorn und hinten
dasselbe Bibliothekzeichen und dasselbe Wappen eingeklebt ist.
2) Die zweite, ältere Schwesterhandschrift (Q), in der
Stadtbibliothek zu Quedlinburg (ohne Nummer), 1 Papier,
1454, gr. Folio, zeichnet sich dadurch aus, dass sie auch das
Lehnrecht und dessen Glosse mit Additionen (,Randnoten')
versehen hat. Sie enthält ausser dem Lehnrecht mit der
,längeren' Glosse das Landrecht mit der Glosse der Bocksdorf-
schen Recension, das Schlussgedicht QOt in deme Reiche,“ 1 und
die glossierte Weichbildvulgata in 135 Artikeln (wie bei Daniels).
Das erste Blatt, zu Zepernick’s Zeit vorhanden, 3 mit dem
Prooemium zur Lehnrechtsglosse und dem Anfang des Lehn-
1 Tob. Eckhard, Codices manuseripti Quedlinburgenses. Quedlinburgi 1723.
4°. p. 53 f., Nr. CXI (mit falscher Jahresangabe: 1497; s. Nietzsche,
Allgemeine Literatur-Zeitung 1827, III, 709*). G. Chr. Voigt, Geschichte
des Stifts Quedlinburg. Leipzig 1785. 8". I, 391 f., 393 nebst Facsimile
in Beilage 2. Zepernick, Nachrichten von den Handschriften des sächsi
schen Lehnrechts. Halle 1794. S. 87 ff. llomeyer, Sachsenspiegel II, 1,
S. 32, 66, 74, 77, 78.
2 llomeyer, Sachsenspiegel, 3. Ausg., S. 53, VII. Unsere Handschrift ist
daselbst naelizutragen, ebenso eine zweite und eine dritte (Homeyer,
Nr. 261 und 287). Davon gehört Nr. 287 nicht zur Bocksdorf’schen
Recension. Ueber Nr. 261 vgl. unten §. 4, Nr. 3.
3 Siehe dessen Nachrichten, S. 89.
/
Die Entwicklung der Landreclitsglosse des Sachsenspiegels.
227
rechtstextes, ist beim Neubinclen verloren gegangen. Der
Schreiber hat seinen Namen (Nicolaus Roher de pirnis) am
Ende des Lehnrechts und die Zeit der Abschrift hinter jedem
der drei Hauptstücke angegeben: Anno etc. liiij 0 , fferia
tercia ante palmarum — Anno domini M° cccc° liiij 0 , In
vigilia Jacohi apoftoli hora vj —Am fonnahende vor fente
Michels tage, In d.eme vier vnde funffczigiften Jare.'
Auch hier sind die Additionen von vornherein und von
demselben Schreiber am Rande oder auf eingeklebten Zetteln
beigeftigt. Das gilt ebenso von den lehnrechtlichen Additionen,
wie von denen zum Landrecht. Die Behauptung Homeyer’s,
dass Jenes eigenthümliche Mehr' zum Lphnrecht ,als später
hinzugefügtes auftritt', 2 ist für die Quedlinburger Handschrift
abzulehnen.
Ueber die lehnrechtlichen Additionen behalte ich mir eine
gesonderte Darlegung vor. 3 Für jetzt sei im vorliegenden
Zusammenhänge nur so viel bemerkt, dass sie denselben Ver
fasser haben, wie die zum Landrecht, da letztere an zwei
Stellen des I. Buches auf sie Bezug nehmen. So heisst es am
Schlüsse der Addition zu I, 21, §. 1 ,cjlouhe‘ (Anhang 1,
Nr. 43):
de lioc vide lehnr. c. xxxi in maryine,
zu welcher Stelle des Lehnrechtstextes die Quedlinburger
Handschrift in der That die citierte Randbemerkung hat. Die
gleiche Randbemerkung ist es, welche am Ende der Addition
zu T. 52, §. '1 funder erhen glouhe‘ (Anhang 1, Nr. 71) an
geführt wird: 4
vide lehnrecht c. xxxi in maryine in addicionibü».
Die Additionen der Quedlinburger Handschrift zum Land
recht, von Homeyer nicht berücksichtigt, reichen über das
I. Buch nicht hinaus. Dabei sind sie weit weniger zahlreich,
1 Die drei Schlussschriften sind vollständig, wenngleich incorrect abge
druckt bei Zepernick, S. 88 f. Voigt, der bloss die letzte Schlussschrift
sah, ergänzt die Jahreszahl nach den Schriftzügen um ein Jahrhundert
zu früh (1354).
2 Homeyer, Sachsenspiegel II, 1, S. 77 mit S. 74.
3 Vgl. auch unten §. 9, S. 243 nebst N. 5.
4 In der Quedlinburger Handschrift fehlt obige Addition. Sie steht aber
in der Dresdener Handschrift.
228
Sfceffe nhagen.
als in der Dresdener Handschrift. Von den im Anhang 1
mitgetheilten Additionen der letzteren vermissen wir die Stücke
3, 9, 15, 17, 18, 21 bis 24, 26, 30, 33, 35, 39 bis 42, 44 bis
46, 48, 51, 55 bis 64, 71 (oben N. 4 zur vorigen Seite), 74
bis 76, 80, 83 bis 87 (zusammen 42 von 87). Dazu kommen 6
von den abundierenden Stücken der Drucke: B, 20, 23, 52, 104
(theilweise), 106, 112, so dass die Summe der handschriftlich
vertretenen gedruckten Additionen von 114 auf 120 steigt. Mit
B, 112 schliesst die Quedlinburger Handschrift. Hinsichtlich
der Form der Ueberlieferung geht sie mit der Dresdener auf
eine Urquelle zurück. Sie theilt deren Fehler und Lücken,
die sie noch vermehrt, bietet aber auch abweichende Lesarten
und ist stellenweise correcter.
4. Von den übrigen Handschriften der Bocksdorf’sehen
Recension sind zu beachten die Görlitzer von 1470 (Nr. 261),
die Leipziger von 1461 (Nr. 377), die Sondershausener
von 1475 (Nr. 626), und die Wolfenbüttel-Gude’sche(Nr. 700).
Es scheiden aus, weil ohne Additionen, die Breslau-Saganer
Handschrift von 1462 (Nr. 82), die undatierte Quedlinburger
aus dem XV. Jahrhundert (Nr. 579), und die Zwickauer
vom Jahre 1472 (Nr. 736).
1) Die Wolfenbütteier Handschrift (W), Cod. Gud.
Lat. 4 der Herzoglichen Bibliothek, vorher Marquard Grude, 1
Papier, XV. Jahrhundert, gr. Folio, führt die Additionen am
weitesten (zum Text des Sachsenspiegels bis III, 88, §. 5; zur
Glosse bis III, 87). Sie hat die EigenthümlichReit, dass sie
die Additionen zwar meistens an den Rand verweist, aber im
I. und II. Buche auch der Glosse und n u r der Glosse als
Interpolationen einfügt. Der Kürze wegen bezeichne ich
ihre eingeschalteten Additionen zum Unterschiede von den
Randnoten durch I. Für die am Rande befindlichen Addi
tionen ist verschiedentlich von Hause aus Platz gelassen, da
sie in den Raum von Text und Glosse hineingeschrieben sind.
Die Gleichzeitigkeit der Niederschrift derselben mit der von
Text und Glosse wird dadurch über jeden Zweifel erhoben.
1 Bibliotheca . . . a Marquardo Gudio congesta. Kilonii (1706). 4°. p. 550,
Nr. 65 unter der irrigen Bezeichnung ,Weich-Bildt k , die von neuerer
Hand auch auf der Kehrseite des zweiten, leeren Blattes eingetragen ist.
Die Entwicklung der Landreclitsglosse des Sachsenspiegels.
229
Mit der Dresdener Handschrift hat die Wolfenbiitteler
gemeinsam von den Stücken des Anhangs 1 :
im I. Buche 2 bis 4, 6 bis 14, 16, 18, 19, 22, 26 (I),
27, 28, 30 bis 32, 33 (in der ausführlicheren Form der
beiden Primärdrucke), 34 bis 42, 44 bis 51," 52 (in der
ausführlicheren Fassung des Baseler Primärdrucks), 53
bis 55, 60, 61 (theilweise), 62 bis 65, 67, 68, 70, 73, 78
bis 82, 84 (Summe 60);
im II. Buche 1 bis 5, 7, 8, 10, 11, 13, 15, 18, 20 (wie
im Baseler Primärdruck an die Glosse zu II, 41 angehängt),
22, 24 (Summe 15);
im UL Buche 1 bis 9, 11, 12, 14 (Summe 12);
zusammen 87 von 126.
Die abundierenden Stücke der Drucke, welche in D fehlen,
sind in W am zahlreichsten vorhanden. Ausser den Zuthaten
des Baseler Primärdrucks zu Addition I, 41, 67 und zu Addi
tion III, 3 kennt W:
B, 14, 16 (I), 20, 22, 23 (I), 27, 28 (I), 30 (I), 31, 33
bis 35, 41 (I), 45, 50 (I), 51 (I), 57, 58 (Glossenstück),
60, 63, 64 (I), 65 (I), 68 (I), 70 (I), 73, 76, 84 (I), 88,
91, 94 bis 96, 99, 102, 112, 119 im I. Buche (Summe 36);
B, 23, 24 (I), 27 im II. Buche (Summe 3);
B, 2, 4 bis 6, 8, 13 bis 15 im III. Buche (Summe 8);
zusammen 47 von 86. Nur 3 von den 47 (B, 20, 23, 112 im
I. Buche) theilt W mit der Quedlinburger Handschrift (§. 3,
Nr. 2, Alin. 4). Die übrigen 44 treten neu hinzu und ver
mehren die Anzahl der handschriftlich beglaubigten Additionen
der Drucke von 120 auf 164.
Die Leseweise stimmt mehr mit dem Baseler Primärdruck,
als mit D oder L. Gleichwohl kann die Wolfenbiitteler Hand
schrift aus B nicht abgeschrieben sein, weil sie gegenüber B
durch selbständige und bessere Lesarten ausgezeichnet ist.
Ihr Entstehungsort ist Leipzig. Darauf deutet, dass sie
in der Glosse zu I, 25 über den Ort einer gelobten Zahlung-
Halle und Leipzig statt Magdeburg und Frankfurt substituiert:
Alfo glohit eyner czu halle czu gehin x marck, er darff
fie czu leypezk nicht gehin u. s. w.
230
Steffen liagon.
2) Die Sondershausener Handschrift (S), in der Biblio
thek der Stadtkirche 235,' Papier, 1475 2 quarta feria ante
feftum Calixti, gr. Folio, ist neben der Dresdener die voll
ständigste und eine Schwesterhandschrift der vorigen. Wie die
Wolfenbütteier, stellt sie die Additionen bald an den Band, bald
in die Glosse (I); nicht minder trifft sie mit W nach Wortlaut
und Vollzähligkeit zusammen. Sie weicht nur darin ab, dass sie
vor W von den Additionen der Dresdener Handschrift (Anhang 1)
und von den abundierenden Stücken der Drucke voraus hat:
im I. Buche 1, 5 (I), 29, 56 (lateinisch, wie im Baseler
Primärdruck), 58 (am Bande und wiederholt in der Glosse),
74, 76, 77 (hinter B, 106 gestellt, wie in Q), 83, 85 bis
87 und B, 7, 40 (I), 67 (I), 104 (theilweise, wie Q), 106,
107 (Summe mehr 12 —j- 6 = 18);
im II. Buche 12, 17, 19, 23 (ohne Alin. 2), 25 und B,
26, 28 (Summe mehr 5 + 2 = 7).
Auf der anderen Seite entbehrt S im Vergleich zu W
der Additionen:
63 (obwohl das Stichwort im Text markiert ist), 3 73 und
B, 20, 34, 68, 84 im I. Buche (Summe weniger 2 + 4 = 6);
8, 9, 12, 14 und B, 2, 4 bis 6, 8 im III. Buche (Summe
weniger 4 + 5=9).
Demgemäss zählt S in den drei Büchern von den Addi
tionen der Dresdener Handschrift 70, 20, 8 und von den abundie
renden Stücken der Drucke 38, 5, 3. B, 40, 107 im 1. Buche
und B, 26, 28 im II. Buche sind S eigcnthümlich, wodurch
die handschriftlich belegten Additionen der Drucke einen
Zuwachs um 4 bekommen von 164 auf 168.
Die letzte (singuläre) Addition in W (zu III, 88, §. 5)
übergeht S, desgleichen die singuläre Bandnote zu I, 24, §. 3
(unten §. 10, Alin. 1). B, 28 im I. Buche ist in S abweichend
1 Auf ihre Existenz hat zuerst Gerber (Kritische Jahrbücher für deutsche
Rechtswissenschaft. 1844. XV, 93) aufmerksam gemacht. Genauer ist sie
beschrieben, freilich ohne Berücksichtigung der Additionen, bei Homeyer,
Rechtsbücher. Berlin 1856. S. 149.
2 Nicht 1375 (M° Cö0° LXXV), wie es bei Gerber 1. c. heisst.
3 Davon unabhängig ist ebenso, wie in W und im Baseler Primärdruck,
der Inhalt des zweiten Alinea zusammen mit einer anderen Ausführung
als Interpolation in die Glosse eingereiht. Vgl. Anhang 1, S. 274,
N. 14 und S. 275, N. 1, 7.
ÜB
31
Die Entwicklung der Landreclitsglosse dos Sachsenspiegels. 231
gefasst. Addition 52 (= B, 72) im I. Buche wird in der aus
führlicheren Fassung des Baseler Primärdrucks, wie in W,
aber nur theilweise mitgetheilt. B, 95 im I. Buche, in W ge
trennt und zum Theil wiederholt, giebt S in dem Wortlaut des
Baseler Primärdrucks.
Bei den gemeinschaftlichen Stücken hält S mit W in dem
Interpolieren nicht gleichen Schritt. Von den Additionen der
Dresdener Handschrift hat sie im I. Buche Nr. 6 nicht bloss
am Rande, wie W, sondern nochmals in der Glosse; Nr. 36
grösstentheils der Glosse angehängt und nur den Schlusssatz
davon am Rande. Von den Additionen der Drucke setzt sie
im I. Buche B, 14, 57 in die Glosse (W an den Rand) und
umgekehrt B, 28, 64 an den Rand (W in die Glosse). Die
Randbemerkung der Wolfenbütteler Handschrift zu in, 85
Glosse (unten §. 11 S. 245 bei N. 4) hängt S an die Glosse,
wozu am Rande gesagt wird: Hic Incipit fe vna aclicio et
durat vfque ad textum (nämlich des folgenden Artikels III, 86).
Im Ganzen herrscht doch die Uebereinstimmung zwischen
beiden Handschriften vor. Jedoch ist keine aus der anderen
entlehnt, auch nicht die den Schriftzügen nach jüngere S. Denn
jede von beiden weist Fehler und Lücken auf, wo die andere
richtig liest, und jede von beiden hat Stücke, welche der anderen
fehlen. Vielmehr liegt beiden eine gemeinsame Quelle zum
Grunde. Wenn die Sondershausener Handschrift die Stichworte zu
den Additionen in Text und Glosse durch runde Klammern ein-
scliliesst, wie der Baseler Primärdruck, so ist sie dennoch und
trotz ihres jüngeren Alters ebenso wenig, wie W, direct von ihm
abhängig. Verglichen mit W, ist S weniger correct und durch
gi'obe Fehler, namentlich in den lateinischen Stellen, verunstaltet.
3) Die Görlitzer Handschrift (G), MS. 22 in der Biblio
thek der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften,
Papier, 1470 Am fonnobinde vor Trinitatis, kl. Folio, befand
sich 1762 im Besitze von Karl Ferdinand Hommel, dessen
Bibliothekzeichen dem Vorderdeckel eingeklebt ist, gehörte
dann dem Oberhofgerichtsassessor August Friedrich Schott zu
Leipzig 1 und gelangte demnächst an Karl Gottlob von Anton
1 Catalogus bibliotliecae Aug. Frider. Schott. Lipsiae*(1793). 8°. p. 362,
Nr. 6532.
232
Steffen ha g e n.
in Görlitz. 1 Sie nimmt insofern eine singuläre Stellung ein,
als sie die Additionen, mit wenigen Ausnahmen (unten N. 3,
4, 5), nicht am Rande bringt, sondern dem Landrechtstext
und der Glosse einverleibt, so dass sie in eigenthümliclier
Weise interpoliert erscheint.' 2
Solchergestalt hat sie, verglichen mit der Dresdener
Handschrift, folgende Stücke des Anhangs 1 sich zu eigen
gemacht:
im I. Buche 1, 7 (nur ein Citat), 8, 9, 14, 16, 19, 22,
25, 27 bis 29, 31, 32, 33 (in der ausführlicheren Form
der beiden Primärdrucke), 34, 36 bis 38, 40, 41 ,- f 43
47, 49 bis 51, 52 (in der ausführlicheren Fassung des
Baseler Primärdrucks, aber nur theilweise, wie in S),
53, 57 bis 59, 61, 62, 64 bis 67, 69, 70, 73, 77 bis 79,
81 bis 87 (Summe 50);
im II. Buche 3, 6, 9, 10, 14 bis 16, 20, 21, 25 (Summe 10);
im III. Buche 3 bis 6, 4 9, 10, 12 bis 14 5 (Summe 9);
zusammen 69.
Von den abundierenden Stücken der Drucke sind auf
genommen, ausser dem Zusatz zu Addition III, 3:
B, 7, 23, 24, 52, 64, 65, 67, 70 (theilweise), 95, 112,
119 im I. Buche (Summe 11);
B, 6, 7, 24 (verstümmelt), 32 im II. Buche (Summe 4);
B, 14 im III. Buche (Summe 1);
zusammen 16. Davon decken sich 3 (B, 23, 52, 112 im
I. Buche) mit Q; 7 weitere (B, 64, 65, 70, 95, 119 im I. Buche;
B, 24 im II. und B, 14 im III. Buche) mit W. Es überwiegen
demzufolge 6, um die sich die Zahl der handschriftlich nach
gewiesenen gedruckten Additionen von 168 auf 174 erhöht.
In den Lesarten erweist sich die Görlitzer Handschrift
unabhängig von der Gruppe der Dresdener und ihrer Schwester-
1 Nietzsche, Allgemeine Literatur-Zeitung 1827, III, 705, Nr. 52.
2 Eine vereinzelte Parallele hierzu gewährt die nicht der Bocksdorf’schen
Recension angehörige Göttweiger Handschrift (Anhang 1, Nr. 8, N. 18).
2 Addition 40, Alinea 2 mit Add. 41 stehen verbunden ausnahmsweise
am Rande.
4 Die beiden Additionen 5 und 6 am Rande.
5 Add. 14 am Rande.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. ]233
handschriften, mehrfach bekundet sie Verwandtschaft mit der
zweiten gedruckten Form (L).
4) Die Leipziger Handschrift der Bocksdorf'sehen Recen-
sion (Lb), in der Stadtbibliothek Rep. II. fol. 15, 1 Papier und
Pergament gemischt, 1461 in die Margarete virginis, gr. Folio,
ist unter allen nächst der Quedlinburger die dürftigste. Früher
in Zobel’s Besitz 2 und von ihm, wie Homeyer meint, für den
Text des Sachsenspiegels gebraucht, 3 hat sie ihm bei den Ad
ditionen jedenfalls nicht gedient (vgl. unten §. 7). Aeusserlieh
behandelt sie die Additionen insoweit verschieden, als sie die
Remissionen durch rothe Schrift unterscheidet.
Von den Additionen der Dresdener Handschrift (Anhang 1)
überliefert Lb:
im I. Buche 2, 6 bis 8, 13, 16, 19 bis 21, 27, 77 bis 79,
81 bis 83, 85 bis 87 (Summe 19);
im II. Buche 3, 6 (als Interlinearglosse), 7, 9 bis 12, 14
bis 17, 19 bis 21, 25 (Summe 15);
im III. Buche 2 bis 6, 8 bis 14 (Summe 12);
zusammen 46.
Hierzu treten von den abundierenden Stücken der Drucke,
ausser dem Zusatz zu Add. III, 3:
B, 2Ö, 23, 24, 112, 119 im I. Buche (Summe 5);
B, 14, 23 (theilweise), 26 im II. Buche (Summe 3);
B, 16 im III. Buche (Summe 1);
zusammen 9. Davon sind B, 14 des II. Buches und B, 16 des
III. Buches in Lb singulär enthalten, so dass sich die gedruckten
Additionen mit handschriftlicher Quelle um 2 von 174 auf 176
vermehren.
Im Wortlaut steht Lb der interpolierten Görlitz er Hand
schrift am nächsten.
' Aem. Guil. Eob. Naumann, Catalogus librorum manuscriptorum, qui in
bibliotheca senatoria civitatis Lipsiensis asservantur. Grimae 1838. 4°.
Nr. CCXCVIII, p. 92.
2 C. W. Gärtner, Eykens von Eepgow Sachsen-Spiegel. Leipzig 1732. Pol.
Vorbericht §. 10, Nr. VI.
:l Homeyer, Sachsenspiegel, 3. Ansg., S. 78 mit N. * Gärtner 1. e., auf den
sich Homeyer (Iiechtsbücher, S. 117) beruft, äussert sich lediglich ver-
muthungsweise und ohne innere Begründung.
Sitztmgsber. d. pliil.-hist. CI. CX. Bd. II. Hft. 16
234
Steffenhagen.
Zu den beiden Artikeln des Sachsenspiegels 17 und 52
im I. Buche sind Präjudicate aus den Jahren 1545 und 1552
eingetragen, auf Veranlassung der Doctoren Fachs und Lössel,
von denen jener damals Bürgermeister in Leipzig war, dieser
Mitglied des Leipziger Raths. 1 Die Eintragungen führen die
Formeln: Quod iuffit huc annotare D. Fachs und: Et lufferwnt
huc annotare Fachs et d. Löffel. Die Handschrift wurde dem
nach im XVI. Jahrhundert von dem Leipziger Schöffenstuhl
officiell benutzt. Das erste Blatt mit den auf den Leipziger
Schüffenstuhl bezüglichen Eidesformeln ist ebenso, wie die Ein-
zeichnungen auf den beiden Deckeln; 2 vor dem Neubinden ab
handen gekommen.
5. Die Additionen sind keine Specialität der Hand
schriften der Bocksdorf’schen Recension (III. Ordnung). Wir
haben eine Glossenhandschrift zweiter Ordnung vom Jahre
1434 (La), Ilonieyer Nr. 378, hinzuzufügen, die jene an Alter
erheblich übertrifft. Aus Zobel’s Nachlass an die Leipziger
Stadtbibliothek gelangt, 3 Rep. II. fol. 16,' Papier, 1434 des
neften donerftagis nach des heiligen Crucis tag exaltacionis,
gi-. Folio, ist sie für die Additionen in den Zobel’schen Aus
gaben des Sachsenspiegels nicht benutzt. Homeyer kennzeichnet
sie als ausgestattet ,mit vielen Nachträgen und Correcturen
im Text und am Rande', 5 er .hat aber nicht erkannt, dass die
,Nachträge am Rande' die Additionen sind.
In der Vollzähligkeit besteht ein auffallendes Missver-
hältniss. Während das I. Buch eine reiche Zahl Additionen
aufweist und darunter gerade von den abundierenden Stücken
der Drucke mehr, als GLbQ., treten sie im II. und III. Buche
nur vereinzelt auf. So sind zu verzeichnen an Additionen der
Dresdener Handschrift (Anhang 1):
im I. Buche 7, 8, 10, 11, 18 bis 22, 24 (in der verkürzten
Fassung des Baseler Primärdrucks), 28, 29, 31, 33, 34,
36 (hinten nachgetragen), 37 bis 41, 43, 45, 47, 49 bis
1 Lab and, Zeitschrift, für Rechtsgeschichte VI, 333, 1867.
2 Naumann 1. c. (oben N. 1 zur vorigen Seite).
3 Gärtner, Sachsenspiegel. Vorbericht §. 10, Nr. V.
1 Naumann, Catalogus librorum manuscriptorum, Nr. CCXCIX, p. 92.
5 ITomeyer, Rechtsbücher, S. 117.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels.
235
53, 58 bis 62, 63 (ohne Alinea 1), 64, 65, 69 bis 71, 77,
78, 81 (Summe 43);
im II. Buche 13, 14 (Summe 2);
im III. Buche 3, 13 (Summe 2);
ferner an abundierenclen Stücken der Drucke, ausser dem Zusatz
zu Add. III, 3:
B, 27, 28, 30, 34, 35, 45, 48, 50, 51, 57, 60, 62, 63, 66
bis 68, 70, 76, 90, 94, 96, 98, 104, 112 im I. Buche
(Summe 24);
B, 21 im II. Buche (Summe 1).
Mit Ausnahme von 19 im I. Buche (B, 27, 28, 30, 34, 35,
45, 50, 51, 57, 60, 63, 67, 68, 70, 76, 94, 96, 104, 112) finden
sich die genannten 25 Stücke der Drucke in keiner anderen
der bisher besprochenen Handschriften (§§. 2 bis 4). Dadurch
wächst die Anzahl der gedruckten Additionen mit handschrift
licher Grundlage um 6 von 176 auf 182.
In der Leseweise erscheint unsere Leipziger Handschrift
ebenso, wie Lb, nahe verwandt mit G.
Bemerkenswerth ist ein Marginale zu I, 59, welches in
charakteristischer Weise umgeformt wird, wie der Vergleich mit
der Wolfenbütteier lind der Sondershausener Handschrift
(§. 4, Nr. 1, 2) lehrt:
Leipziger Handschrift (La).
Nota, hoc totum c[apitulum]
ucl cM'[ticulus] eft verum in ko-
niges ban. abir wir, ut in lip-
czig, et in terra mifnen\fi]
dinget man jn marggrauefchajft.
WoIfehbütteler- Handschrift.
Nota, quod 1 ifte totus Ar|ti-
culus] eft verus, ivo man dinget
vndir koniges bann.' 1 Sed lyp-
czen[fes] et. tota terra mifnen-
[l'is] dy dingen in marggraue
fchajft.
Wir entnehmen daraus, dass die Additionen der vorliegen
den Handschrift in Leipzig geschrieben sind.
6. Ueberblicken wir das Resultat, so erhellt, dass von
den Glossenhandschriften II. Ordnung eine, von den zehn Hand
schriften der Bocksdorf’schen Recension sieben die Additionen
in verschiedenem Umfange überliefern. Sämmtliche acht sind
quod fohlt, S.
wo bis bann] S yn koniges ban. Wie La.
236
Steffenliageü.
mitteldeutsch, stammen aus dem XV. Jahrhundert und bieten
die Additionen nicht nachtragsweise, sondern von vornherein.
Nur in einer Handschrift der Bocksdorf’schen Recension (G)
begegnen die Additionen fast durchaus, in zweien (W und S)
wenigstens theilweise in Gestalt von Interpolationen zu Text
oder Glosse, in einer (Lb) einmal als Interlinearglosse zum
Text. Sonst stehen sie überall am Rande.
Gegenüber den beiden gedruckten Formen beobachten
die Handschriften, wie unter sich, in Aufnahme der Additionen
nicht gleiches Maass. Es lässt sich nirgend behaupten, dass die
Handschriften aus den Drucken geschöpft hätten. Eine solche
Möglichkeit ist bei den meisten ohnehin dadurch ausgeschlossen,
dass sie früher, als die Drucke datiert sind. Von den Hand
schriften der Bocksdorf’schen Recension fallen fünf (Q, H = D,
Lb, G) aus den Jahren 1454, 1460 (zwei), 1461, 1470 vor die
Drucke. Noch weiter hinauf reicht die Leipziger Handschrift
II. Ordnung (La) vom Jahre 1434. Ausser einer undatierten
(W) giebt es bloss eine (S) mit wenig späterer Datierung (1475),
als der älteste (Baseler) Primärdruck. Von beiden aber ist
sicher, dass sie nicht aus ihm abgeleitet sind. Obgleich die
beiden Primärdrucke auf handschriftlicher Grundlage ruhen,
ist doch keine der uns bekannten Handschriften ihre Quelle.
Zu eiuer Gruppe schliessen sich zusammen die Dresdener
mit der daraus abgeschriebenen Ilomeyer’sclien und der ältesten
datierten (Quedlinburger) Handschrift der Bocksdorf’schen Re
cension (§§. 2, 3). Ebenso sind die Wolfenbtitteler und die
Sondershausener Handschrift derselben Recension Schwester
handschriften (§. 4, Nr. 1, 2). Im Uebrigen ist das Abstammungs-
verhältniss nicht näher anzugeben.
Von den 200 Additionen der beiden Primärdrucke sind
im Ganzen 182 in den in Rede stehenden acht Handschriften
nachzuweisen. Unbelegt verbleiben (neben den Zuthaten des
Baseler Primärdrucks zu Add. I, 16, 32 und zu Add. II, 7, 12)
5 im I. Buche:
B, 81, 92, 113, 114, 116;
10 im II. Buche:
B, 2, 4, 5, 12, 13, 15, 18, 19, 36, 37;
3 im III. Buche:
B, 10, 11, 18;
Die Entwicklung der Landrechtsglosso des Sachsenspiegels.
237
zusammen 18, also eine verschwindende Minderzahl. Davon
ist B, 81 im I. Buche ein blosser Verweis auf die vorhergehende
Addition; B, 92 ebenda eine blosse Wiederholung der vorher
gehenden Addition; B, 18 im III. Buche ein blosser Nachtrag
eines fehlenden Stückes der Glosse.
Weit bedeutender ist die Zahl der ungedruckten Ad
ditionen, um welche die Drucke von den Handschriften über
troffen werden, und von denen im Anhang 1 nur die wichtigeren
mitgetheilt sind. Es zeigt sich, dass die Drucke eine blosse
Auslese veranstaltet haben.
Die folgenden drei Tabellen werden die Vollzähligkeit der
handschriftlichen IJeberlieferung, soweit sie Anhang 1 berück
sichtigt, 1) gegenüber der Dresdener Handschrift und 2) gegen
über den abundierenden Stücken des Baseler Primärdrucks,
sowie 3) im Ganzen erkennen lassen.
23S
Steffenhagen.
3.
Gesammtealil der mit D + B gemeinsamen Stücke
Insgesammt
131 von 141
35 „ 45
23 „ 26
189 von 212
Ueber die Vollzähligkeit der gedruckten Ueberlieferung
ist noch zu bemerken, dass in den Bocksdorf’schen Drucken
mehrere Additionen, deren Aufnahme beabsichtigt war, durch
Versehen gänzlich ausgefallen sind. Wenigstens sind die be
treffenden Stichworte in der Glosse und im Text von der
üblichen Parenthese eingeschlossen, ohne dass die dazu ge
hörigen Additionen vorhanden wären. 1 Solcher Stichworte zähle
ich vier allein in der Glosse zu II,'13, jo eines in der Glosse
zu II, 36, II, 41, III, 39 und drei im Text II, 15, §. 2 ,Glonbit 1 ,
II, 30 ,gezfiAigen‘, III, 75, §. 1 ,lelin‘, zu welchen ersteren
beiden die Handschriften je eine Addition haben (Nr. 10 und
Nr. 17). Einmal ist eine Addition (zu II, 41, §. 2), wie in der
Wolfcnbütteler und in der Sondershausener Handschrift,
der Glosse ein verleibt.
Prüfen wir die Ueberlieferung auf ihren inneren Gehalt,
so lässt sich nicht verkennen, dass die ursprüngliche Form
verloren gegangen ist. Drucke wie Handschriften sind durch
starke Corruptionen (Fehler und Lücken) entstellt, verbessern
und ergänzen sich aber gegenseitig. Es wird daher gleich-
mässiger Berücksichtigung der Handschriften wie der Drucke
bedürfen, um die Additionen in reinerer Form wiederherzu
stellen.
Als redactionelle Fehler charakterisieren sieb wörtlich
gleichlautende Wiederholungen von Additionen zii verschiedenen
I. Buch .
II. Buch .
III. Buch .
S
108
25
11
W
96
18
20
G
61
14
10
La
67
3
2
Lb
24
18
13
Q
51
Zusammen
144
134
85
72
55
51
' Ein Seitenstück hierzu bietet, die Sondershausener Handschrift
(oben §. 4, Nr. i bei N. 3).
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels.
239
Stichworten, worin die Drucke theils für sich dastehen, 1 thcils
mit den Handschriften zusammcnstinimen.' 2
7. Zuletzt ist der Zobel’schen Drucke des Sachsenspiegels
zu gedenken, welche Text und Glosse aus ,geschriebenen Exem
plaren' verbessert haben wollen. 3 Inwieweit dazu die beiden
Leipziger Handschriften aus Zobel’s Nachlass (§. 4, Nr. 4 und
§. 5) herangezogen sind, mag hier dahingestellt bleiben. Die
Additionen hat Zobel anderweitig hergeholt.
Es genügt, als Repräsentanten den ersten Zobel’schen
Druck (Z), Leipzig 1535, ins Auge zu fassen. Er stimmt weder
in der Vollzähligkeit noch überall in der Wortfassung mit einem
der sonstigen bekannten Texte, er modernisiert die Sprache und
trägt Spuren einer theils kürzenden oder ändernden, 'theils mit
Zuthaten verbrämten Ueberarbeitung. Meistens stellt er die
Additionen an den Rand, in vielen Fällen als Interpolationen
(I) in die Glosse, einmal (zu I, 36) zwischen Text und Glosse.
Von den Additionen der Dresdener Handschrift (Anhang 1)
correspondieren mit Z:
im I. Buche 1, 2 (I), 8, 9 (Lateinisch), 10 (verkürzt), 12,
16 (getrennt), 18 bis 22, 23 (getrennt), 26, 27 (verkürzt
und Lateinisch), 28, 29 (I), 31 (zweimal), 32, 33, 34 (ab
weichend), 35 (I), 36 (I), 37 bis 40, 41 (abweichend), 42
bis 44, 45 (I), 46, 48 bis 50, 52 (I), 4 53 (I), 55, 58 bis
60, 62, 64, 65, 67 (I), 69, 70 (getrennt), 71 (verkürzt),
73, 76, 78 bis 82, 84 bis 86, 87 (zweimal) (Summe 60);
im II. Buche 1, 2 (beide in deutscher Fassung), 3 (zwei
mal), 4, 5, 7 bis 12, 14, 16, 18, 19, 20 (wie in BSW an
die Glosse angehängt), 24 (Summe 17);
im III. Buche 3, 4, 6, 7 (verändert), 12 (Summe 5);
zusammen 82.
Von den abundierenden Stücken der Primärdrucke sind
in Z vertreten, ausser den Zuthaten zu Add. I, 16, 41, 67; zu
Add. II, 7, 12; zu Add. III, 3:
1 B, 91 und 9-2 im 1. Buche.
■ Im I. Buche 65 und 79 = B, 89 und 109; im II. Buche 8 und 9 =
B, 10 und 11 resp. L, 7 und 8. Ueber die Dresdener Handschrift
im Besonderen vgl. Anhang 1, S. 275, N. 7.
Homeyer, Sachsenspiegel, 3. Ausg., S. 78 f., 80.
4 In der ausführlicheren Fassung des Baseler Primärdrucks.
Sfceffenhagen.
240
B, 7, 14 (I), 20, 23, 24, 27 (verkürzt), 30, 31, 33 bis 35,
45, 48 (nur ein Citat), 51 (I), 52, 58 (Glossenstück), 63,
65, 76 (I), 84 (I), 88, 90, 92, 94 (I), 96 (I), 98, 102, 106,
112, 114, 116, 119 im I. Buche (Stimme 32);
B, 6, 12 bis 15, 21, 23, 24 (I), 26, 27 (abweichend), 28,
32, 36 im II. Buche (Summe 13);
B, 2, 13 (I) im III. Buche (Summe 2);
zusammen 47. Darunter sind 7 Stücke (B, 92, i 14, 116 im I.
und B, 12, 13, 15, 36 im II. Buche), welche handschriftlich
nicht Vorkommen.
Näher, als den beiden Leip ziger Handschriften, steht Z
dem in Leipzig geschriebenen Wolfenbüttel er Codex (§. 4,
Nr. 1), dem sich Zobel in manchen eigenthümlichen Lesarten
anschliesst. Besonders charakteristisch dafür ist, dass Z das
Marginale zu I, 59 (oben §. 5, S. 235 bei N. 1) nicht aus der
älteren Leipziger Handschrift (La), auch nicht in der Fassung
von S, sondern in wörtlicher Uebereinstimmung mit W herüber
genommen und ebenso die singulären Landnöten zu I, 24, §. 3
wie zu III, 7 Glosse (unten §. 10, Alinea 1 und §. 11, Alinea 7)
aus W sich angeeignet hat.
Indessen hat Zobel nicht unmittelbar aus W geschöpft,
sondern aus dem Leipziger Druck von 1528, einem Nachdruck
der Augsburger Ausgabe von 1517, welche ihrerseits wieder
auf die Leipziger aus dem Jahre 1490 zurückgreift. Nietzsche’s
Meinung über die Ableitung der Zobel’schen Drucke wird da
durch trotz des von Homeyer erhobenen Widerspruchs bestätigt. 1
8. Ein geringer Bruchtheil der Additionen (4) berührt sich
endlich mit einer Reihe von Glossenhandschriften, in denen der
Inhalt der betreffenden Stücke einen integrierenden Bestand
der Glosse bildet. Diese Handschriften, sieben an der Zahl,
sind theils mitteldeutsch, wie die beiden ehemaligen Mainzer
Handschriften, 2 theils niederdeutsch. Eine davon (siehe Nr. 4)
1 Nietzsche, Allgemeine Literatur - Zeitung 1827. III, 720. Homeyer,
Sachsenspiegel, 3. Ausg., S. 78* Weiter spricht für Nietzsche, dass
Zobel’s wortreicher Titel ersichtlich dem Leipziger Druck (1528) nach
gebildet ist, und dass Zobel ebendaher die Magdeburger Fragen entlehnt
hat. Vgl. Behrend, Magdeburger Fragen. Berlin 1865, p. XLYII f.
2 Die zweite Mainzer Handschrift bezeichnet Homeyer irrthüinlich als
,niederdeutscli‘. Dem widerspricht die bei Spangenberg (unten N. 4
Die Entwicklung der Landreclitsglosse des Sachsenspiegels.
241
rangiert in der II. Ordnung, die übrigen in der III. Ordnung
der* Glossenklasse. Erstere steht mit der Stendaler Glosse in
Verbindung, letztere fallen in den Bereich der Tzerstedisclien
Glosse.
1) Dahin gehört zuvörderst die Polemik wider Kienkok
zu I. 3, §. 3 a. E. (B, 16), welche, ,der gewöhnlichen Glosse
fremd', in übereinstimmender Fassung aus dem Mainzer Codex
von 1421 (Homeyer, Nr. 434) 1 durch Grupen mitgetheilt ist, 2
ausführlicher in beiden Exemplaren der Tzerstedisclien Glosse
(1442) und in der Hallenser Handschrift vom Jahre 1478
auftritt. :i
2) Auf dieselbe Mainzer Handschrift und auf eine zweite
(Homeyer, Nr. 435), deren Glosse damit ,ziemlich überein
kommt', 1 führt die Addition zu III. 51, §. 2 ,Runciclen‘ (B, 15)
zurück; 5
3) auf erstere ausserdem nach Ausweis von Grupen’s Copie
die Addition zu III. 51, §. 1 ,Stelente‘ (B, 13). 0 Beide Addi
tionen (2, 3) decken sich noch mit der Tzerstedisclien Glosse,
sowie der Amsterdamer und der bereits genannten Hallenser
Handschrift. 7
4) Mit einem singulären Zusatz der Berlin-Branden
burger Handschrift (Homeyer, Nr. 30) zu einem Excerpt aus
der Stendaler Glosse stimmt die Addition B, 21 zu ,meyn
vetter‘ (Glosse II, 20) überein.
Von den angeführten vier Additionen sind 2, 3 zugleich
singulär in der Wolfenbütteier und der Sondershausener,
zur folgenden Seite) ausgehobene Probe und Grupen’s ausdrückliche
Angabe der Sprache (Spangenberg, S. 103 a. E.).
' Die Literatur über diese verlorene Handschrift habe ich in den Sitzungs
berichten CV1, 21G, 1S8-1 zusammengestellt.
2 Grupen bei Spangenberg, Beytriige zu den Teutschen Rechten. Hallo 1822,
S. 98 f. mit S. 94, 96, 97. Homeyer, Kienkok, S. 406 f. Sitzungs
berichte CV1, 207 ff.
3 Sitzungsberichte a. a. 0., S. 209 mit N. 1.
4 Grupen bei Spangenberg, Beytriige, S. 44.
5 Sitzungsberichte CVI, 212 nebst N. 3. Ueber die Meininger Hand
schrift, in welcher der bezügliche Passus als Marginale zum Text steht,
siehe daselbst N. 4.
0 Sitzungsberichte a. a. O., S. 212 mit N. 7.
7 Sitzungsberichte 1. c., S. 211 f. mit N. 3 zu S. 212.
242
Steffenhagen.
4 in der Leipziger Handschrift II. Ordnung am Rande auf
genommen. 1, sonst aus den Additionen-Handschriften nicht
zu belegen, fügen SW in die Glosse ein.
9. Die Frage nach dem Verfasser der Additionen ist
streitig. Homeyer hat im ,Klenkolc' (Seite 407) vermuthet,
dass ,die additiones von Tammo von Bocksdorf herrühren,
. . . nicht aber von dem bekannten Theodorich von Bocks
dorf, . . . dessen etwanige Zusätze zur Glosse wohl sofort in diese
selber aufgenommen worden sind/ In der 3. Ausgabe des
Sachsenspiegels (Seite 75* a. E.) schränkt er diese Vermuthung
soweit ein, dass die Zusätze ,wenigstens theilweise schon von
Tammo von Bocksdorf stammen/
Er stützt sich dabei auf die oben (§. 8, Nr. 1) hervor
gehobene Thatsache, wonach die Polemik, wider Kienkok
aus dem Mainzer Codex in die gedruckten Additionen über
gegangen ist, und meint, dass Tammo, der den Codex mit
Concordanzen und Randglossen ausgestattet hatte, 1 ,doch jeden
falls jenen Tadel gegen Kienkok aus dem Mainzer Codex
kannte/
Dazu kommt ein weiteres, von Muther beigebrachtes Zeug-
niss. 2 Chilian König (y 1526) 3 schreibt in seiner ,Practica'
(Cap. 8) die Addition zu I. 46 ,Vormunden 1 dem ,Tammo
de Bucksdorff Doctor* zu: 4
,2Iber Cammo be Bucfsborff Doclor / in ber abbition
bes ^6. artiefeis / aüff bas mort / furmunbe / jagt / So
ein frarn ober 3 UTI Sf l ' atü bcflagt tuirb / fo mus fic aud)
einen fiirmunben haben /ober mirb et fcllig /ic/ 5
Nach Muther ist es ,zweifelhaft*, ,wie viel* von den Addi
tionen dem Theodorich von Bocksdorf, ,wie viel seinem Bruder
1 Grapen bei Spaugenberg, Keyträge, S. 43, 44, 76 f., 127. piomeyer
Kienkok, S. 406 mit N. 32.
- Muther, Zur Geschichte der Rechtswissenschaft. Jena 1876, 8. 82 (auch
Zeitschrift für Rechtsgeschichte IV, 390).
3 Vgl. Stint,zing, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, 1. Abth.
München und Leipzig 1880, S. 560 ff.
4 Ich benutze die Ausgabe (,Franckfort an der Ader 1 ) 1550. Folio.
Stintzing, S. 5G1.
5 Der angeführte Satz stimmt nicht wörtlich mit der betreffenden Addition
(B, 94), sondern ist nur dem Sinne nach wiedergegeben.
Ei
Die Entwicklung der Landrcchtsglosse des Sachsenspiegels. 24:3
Tamrno angehört', 1 ,doch wird man Theodorieh von Bocksdorf
die Hauptautorscliaft nicht bestreiten könnend 2 Für letztere
Annahme beruft er sich neben dem Leipziger Primärdruck von
1488 auf zwei Schriftsteller des XVI. Jahrhunderts. Conradus
Wimpina erwähnt unter den Schriften des ,Theodoricus Bucks
dorf' an erster Stelle: .Addition um super speculo Saxonum
lib. Id 3 Auf Dietrich von Bocksdorf, mit Entstellung des
Vornamens in Johannes, bezieht sich folgendes Citat in den
Consilien von Henning Gröde (f 1521): 4 '
,Tertio & clarius atteftatur & affirmat hoc idem D. Io an.
Bockedorff, olim Epifcopus eccleßae N. in dicto jure
Saxonum practicus expertiffimus, ac maximae autoritatis,
& qui in eodem jure varias fecit additiones, quae
l'ic ante & poft eum inconcuffae obfervatae funt, in addi-
tione quam ponit ad allegatum cap. Lehenrecht, 32. &
in additione quam ponit Lehenrecht, cap. 37 15 u. s. w.
10. Ich bin geneigt, die Additionen dem Tamrno von
Bocksdorf beizulegen. Für die Addition zu I. 46 ,Vormunden 1
(B, 94) ist seine Urheberschaft bestimmt beglaubigt (§. 9, S. 242
mit N. 5). Von entscheidender Bedeutung scheint mir eine zwar
den Zobcl’schen Drucken und ihren Vorgängern bekannte,
aber bisher unbeachtete Randnote, welche sich singulär unter
den Additionen der Wolfenbütteier Handschrift (§. 4, Nr. 1)
erhalten hat. Sic bezieht sich auf den Satz des Sachsenspiegels
I. 24, §. 3 ,Gold vnnd filher vngewurcht, das gehorit die
frawen nicht an 1 und wird mit den Worten eingeleitet:
I Allgemeine deutsche Biographie II, 790, 1875.
- Muther, Zur Geschichte der Rechtswissenschaft, S. 82 f.
II Conradi Wimpinae scriptorum insignium . . . centuria, emendata a
J. Fr. L. Xlieod. Merzdorf. Lipsiae 1839. 8°. p. 35.
4 Vgl. über ihn Stintzing a. a. ()., S. 2G3 ff., 2G5.
5 So nach der Wittenberger Ausgabe 1G09. Folio. Gons. XXII, §. 11 a. E.,
p. 14G. — Die erste der gedachten beiden Additionen, zum Lehnrecht 32,
§. 1 , Wenne fie /ich atnr teylen‘, findet sich in der Quedlinburger
Handschrift von 1454 (§. 3, Nr. 2) auf einem eingeklebten Zettel (cedula),
desgleichen in einer Wolf enb ütteler von 14G4 (llomeyer, Nr. 709),
in der Be rlin-Brandenstein’schen Handschrift von 1467 (Homeyer,
Nr. 23) ,als Randglosse 1 , in den Drucken seit 1537 ,zwischen Text und
Glosse 1 . Homeyer, Sachsenspiegel II, 1, S. 74. Zum Lehnrecht 37 kennt
die Quedlinburger Handschrift gar keine Addition.
244
Stef f en h age n.
MercJce hir, As ich in den Glofen vs eyme fachfenfpigel
des Biffchoffs von Meydeiurgk gefundin habe: ,dy
fraioe nyrnpt ouch ires mannes gewurcht felber 1 u. s. w.
(Ebenso' bei Zobel hinter der Glosse, im Augsburger
Druck von 1517 zwischen Text und Glosse.)
Es liegt nahe, hierbei an den verlorenen Mainzer Codex
des Erzbischofs Günther von Magdeburg zu denken, welcher
Codex, wie wir wissen, dem Tammo Vorgelegen hat, 1 und der
nach Grupen’s Abschrift die fragliche Interpolation zur Glosse
in der That enthielt/ 2 Danach würden wir Tammo von Bocks
dorf als Verfasser der obigen Randnote zu betrachten haben,
ihm auch an den übrigen Additionen einen hervorragenden
Antheil zusprechen müssen.
Bestärkt wird eine derartige Schlussfolgerung durch den
Umstand, dass nicht bloss die Polemik gegen Kienkok, sondern
ebenso der Inhalt von zwei anderen Additionen aus der Glosse
desselben Mainzer Codex in den Baseler Primärdruck herüber
genommen ist (§. 8, Kr. 1, 2, 3). Bedeutsam ist endlich die
Aehnlichkeit einer Randnote des Tammo zum Codex Moguntinus
(I. 4 ,altvile‘) mit einer Addition der Handschriften (Anhang 1,
Nr. 18).
Nicht verwerthen dürfen wir Stobbe’s Behauptung, wo
nach ,ein Theik der Tammo’schen Glossen in die ,Additiones
boekstorfp der ,alten Ausgaben von 1474—150P aufgenommen
sein soll/ 1 Sie reduciert sich auf ein Missverständniss der Be
merkung Ilomeyer’s (Rechtsbücher, Seite 6, Nr. 3) über die
1 Sitzungsberichte CVI, 216, 218. Vgl. oben §. 8, Nr. 1, 2, 3 und §. 9,
Alin. 2.
2 Das Glossenstück lautet bei Grupen (Celle) vollständig: Die vrouwe
nimpt ouch yres mannes geworchte filber. folde yre mam das ouch yrer
gef pinnen gebin, ab fin wib fturbe, is teere gördele edder filueren geuefze?
Sage Nein. Was die vrouwe getragen nette. das volgede yr zeu rade, vnde
ioas der man nicht genutzet hette. die vrouwe nimpt is abir vs ires mannes
gute zeu Rade, wan ire mam ftirbt, dar vmme das fie das dicke zciugen
von yrer beider gute, des die gef pinne nicht entut. Alfo ift is ouch vmme
die fchaff. Hierzu fügt die Randnote der Wolfenbütteler Handschrift
unter Beziehung auf die nächstvorhergehende Addition (B, 76) hinzu:
als vor annotiert. Sed cafus huius practicam adhuc non vidi.
3 Stobbe, Geschichte der deutschen Rechtsquellen I, 384, N. 41.
Die Entwicklung der Landrecktsglosse des Sachsenspiegels.
245
,Widerlegung Johann Klenkok’s', welche, wie erwähnt, der von
Tammo Vorgefundenen Glosse des Mainzer Codex angehört.
Wenn die älteste und von der Bocksdorf’schen Recension
unabhängige Additionen-Handschrift (§. 5) aus dem Jahre 1434
datiert, so reicht sie doch über die Zeit nicht zurück, in welche
Tammo’s Wirksamkeit gesetzt wird (1426). 1
Das entgegenstehende Zeugniss des Leipziger Primär
drucks (§. 1, Alin. 2) hat um so weniger Beweiskraft, als der
älteste (Baseler) Primärdruck über den Verfasser ganz schweigt.
Wir würden uns damit in der Weise abzufinden haben, dass
der Leipziger Druck den Namen des bekannteren und bedeu
tenderen Dietrich eingeführt hat. Wimpina und Henning Göde
(§. 9, S. 243, N. 3, 5) wiederholen die Tradition des Drucks,
Göde mit entstelltem Vornamen.
Vielleicht ist die Betheiligung Dietrich’s von Bocksdorf
dahin zu fassen, dass er die von seinem Bruder Tammo her
rührenden Additionen für den Druck vorbereitet und seiner
Bearbeitung des glossierten Sachsenspiegels angehängt hat.
11. Der Name ,Additio‘ wird bereits in den Additionen
selbst zu ihrer Bezeichnung gebraucht. Das geschieht mit
Bezug auf das Land recht lediglich in dem Baseler Primär
druck 2 und zum Tlieil in der Wolfenbütteier Handschrift, 3
ferner in einem singulären Zusatz der Leipziger Handschrift
von 1434 zu B, 76 im I. Buche (Anhang 1, S. 273, N. 13) und
mit Nota bene hanc addicionem in einer lateinischen Randnote
der Wolfenbütteler Handschrift zu III. 85 Glosse, ähnlich
ebenda in der Sondershausener Handschrift. 1 Die Dres
dener Handschrift bezeichnet einmal (I, 71) als addiciones
die Randnoten zum Lehn recht, 5 ebenso ein Zusatz der Leip
ziger Handschrift (1434) zu derselben Stelle (N. 12).
Bald lateinisch, bald deutsch abgefasst, bald dem Text
des Landrechts, bald der Glosse hinzugefügt, tragen die Ad
ditionen die Form von kürzeren oder längeren Glossen und
1 Sitzungsberichte CVI, 218 mit N. 2.
2 li, 41, 44 (N. 4) im I. Buche und B, 17 (Zusatz) im II. Buche.
3 Nur bei B, 41 im 1. Buche.
4 Ueber die Sondershausenar Handschrift vgl. in dieser Beziehung oben
§. 4, Nr. 2, Alin. ü a. E.
5 Vgl. oben §. 3, Nr. 2, Alin. 3 nebst N. 4.
246
Steffen li agen.
einen ähnlichen gemischten Charakter, wie die Arbeit des Sten-
daler Glossators. 1 Sie sind der letzte Ausläufer der nach der
ßuch’schen Glosse unternommenen Versuche zu selbständigen
Glossierungen. Selten gewähren sie ein sprachliches oder rechts
historisches Interesse. 2
In sprachlicher Beziehung kann nach dem Befunde der
Ueberlieferung keinem Zweifel unterliegen, dass in den deutschen
Bestandtheilen die obersächsische Mundart die ursprüngliche
ist, die niedersächsischen Formen des Leipziger Primärdrucks
wie der abgeleiteten Stendaler Ausgabe als Uebertragungen
aufzufassen sind.
Der Inhalt der Additionen ist mannigfaltig. Sie bestehen
in Concordanzen, Remissionen, Belegstellen, Antinomien, Auf
lösung von Widersprüchen, Worterklärungen, Interpretation von
Rechtssätzen, polemischen Erörterungen, kritischen Notizen, Be
ziehungen auf den lateinischen Text des Sachsenspiegels, Aus
führungen aus den fremden Rechten und Bemerkungen aus
der Praxis, Nachträgen, Wiederholungen oder Variationen von
Stücken der gewöhnlichen Sachsenspiegelglosse, Excerpten aus
der Stendaler Glosse. Sie benutzen ausser den fremden Rechts
quellen mit deren Literatur 3 die Magdeburger und Leipziger
Schüffenpraxis, unter Polemisierung gegen die Magdeburger
Schöffen, neben der Stendaler die Buch’sche (oder Bocks-
dorf’sche) Glosse zum Landrecht, die Lehnrechtsglosse
und die Glosse des Weichbilds, von deutschen Rechtsbüchern
Sachsenspiegel- Land- und Lehnrecht, Richtsteig Land
rechts, Weichbild, Sippzahlregeln. 1
Reine Wiederholungen oder blosse Variationen der
Buch’schen Glosse sind die mit der Formel vel Jic eingeleiteten
1 Ein Flüchtigkeitsfehler Gärtner’s ist es, wenn er bei seiner Beschrei
bung des Baseler Drucks (Vorbericht zur Ausgabe des Sachsenspiegels
§. 11, Nr. 1) die Additionen auf die Glosse einschränkt und sie ,in
Alphabetischer Ordnung“ gruppiert wähnt.
2 Sprachlich verwerthet ist ihre Nieder sächsische Fassung nach dem
Stendaler Druck von 1488 in dem Mittelniederdeutschen Wörterbuch
von Schiller und Lübben. Vgl. Sitzungsberichte CV1, 212, N. (1 und
unten Anhang 1.
3 Einmal wird die Summe des Azo zum Codex, einmal Bartolus ange
führt (B, 70 und 107 im I. Buche).
4 Anhang 1, N. 12 zu S. 254.
Die Entwicklung der Landreclitsglosse des Sachsenspiegels.
247
Additionen B, 2, 5, 6, 8 im III. Bnclie, welche die Wolfen-
btitteler Handschrift erheblich vermehrt. Einmal wird das in
der Bocksdorf’schen Recension mangelnde Schlussstück der
Glosse zu III, 69, §. 3 nachgetragen (B, 18). Das Gleiche ge
schieht ohne ausdrückliche Angabe mit einem übergangenen
Glossenstück zu I, 20, §. 6 (B, 58). Die Glosse der Bocks
dorf’schen Recension ist wiederholt in B, 99 des I. Buches.
Für die Bekanntschaft mit der Stendaler Glosse erhalten
wir einen neuen, beachtenswerthen Beleg. Aus ihr sind Stücke
zum deutschen wie zum lateinischen Text des Sachsen
spiegels entlehnt. Das gilt sowohl von denjenigen Additionen,
welche die Handschriften mit den beiden Primärdrucken theilen, 1
als auch von den bloss handschriftlich überlieferten.-
Singulär wird in zwei Additionen der Wolfenbüttelcr
und der Sondershausener Handschrift zu III, 7 auf das
,KaiserrechH Bezug genommen. Damit ist das Schwabe-n-
spiegel-Landrecht gemeint, welches nach zwei verschiedenen
Texten citiert wird, einmal in einer nach Büchern abgetheiltcn
Gestalt, sodann mit durchlaufender Artikelzählung. :l Ich setze
die beiden Stellen aus W hierher. Es heisst zum Text des
Sachsenspiegels:
Iiic concordat keyferreclit li. iij ar. xj § j. hoc verum
von vorftolener habe,
und zur Glosse (ebenso bei Zobel und seinen Vorgängern):
Eyn criften 4 ift neliir, eynen Juden czu uerczugenn, ivenne
der iude den criften, keyfirrecht ar. IxiiiiJ
Es bleibt noch übrig, die Frage aufzuwerfen, welcher
Ordnung die Glossenhandschrift zuzuweisen sein dürfte, die
den Additionen zum Grunde gelegen hat. In ihr erstreckte
sich die Glossierung bereits auf den Bereich der häufig un-
glossierten Stücke I, 7 bis 14, §. 1, I, 26, III, 47, wie die Ad-
1 Im I. Buche '24, 46, 48, 55, 76, 80 und B, 33 (letztere nur in der
Wolfen bütteier und der Sondershausener Handscliri ft); im
II. Buche 2, 4, 5, 13, 18, 22, 23, 24; im III. Buche 1.
2 Es sind die Stücke 75 im I. Buche und 1 im II. Buche, ausserdem
viele andere von mir nicht mitgetheilte Stellen.
3 Vgl. Sitzungsberichte CVI, 222 nebst, N. 3.
4 S fh. man.
5 ar. Ixiiii] S mit der Zahl in Worten: c. fexagefimoquarto.
248
Steffenliagen.
ditionen 27, 29, 34, 51 im I. Buche und 5 im III. Buche be
weisen. Indessen ist daraus ein sicherer Schluss auf die ganze
Gestaltung nicht zu ziehen. Entscheidender scheint die End
grenze der Additionen. Sehen wir auf den Text des Sachsen
spiegels, so gehen die Additionen der Bocksdorf’schen Drucke
über III, 73, allenfalls über III, 75, wo ,lehn‘ §. 1 wenigstens
im Text markiert ist (oben §. 6, Alinea 7), die des Leipziger
Primärdrucks über III, 77 nicht hinaus. Die Dresdener und
die Görlitz er Handschrift reichen weiter bis III, 83, §. 3
(Nr. 14), am weitesten die Wolfen bütteier bis III, 88, §. 5.
Zur Glosse schreiten die Additionen in der letzterwähnten Hand
schrift bis III, 87 vor. Dagegen findet sich eine Addition zu
der Glosse der Schlussartikel (III, 88 bis 91) weder in den
Drucken, noch in den Handschriften. Dürfen wir aus dem Fehlen
schliessen, so würde die Vorlage der Additionen in die zweite
Ordnung der Glossenklasse zurückgreifen. Dazu stimmt, dass die
älteste Additionen-Handschrift (1434) der II. Ordnung angehört.
Auf die Gebahrung der späteren Glossenliteratur zur Zeit
der Drucke waren die Additionen nicht ohne Einfluss. Noch
Christoph Zobel (1535) hatte ihnen in der Weise der Leipziger
Ausgabe von 1528 und der Vorgänger derselben eine Stelle
eingeräumt (§. 7). In seinen späteren Drucken sind sie am
Rande fortgelassen und statt dessen Zusätze in die Glosse ein
gestreut, welche nach Form wie Inhalt den gleichen Charakter
bekunden und in übereinstimmender Weise mit dem Namen
,Additio' gekennzeichnet sind. Dazu tritt, unter der Uebcr-
schrift , Addition es ' dem deutschen Text des Sachsenspiegels
vor der Glosse artikelweise folgend, eine eigenartige umfang ;
reiche Glossengruppe, in der sich Reste der alten Additionen
erkennen lassen, deren überwiegender Inhalt aber aus modernen
Zutliaten besteht. Diese Entwicklung erreicht ihr Ende mit der
letzten Zobel’sclien Ausgabe (1614), womit die ,erste Epoche'
der Sachsenspiegel-Drucke sekliesst.
Im Anhang gebe ich 1) einen verbesserten Abdruck der
Additionen auf Grundlage der Dresdener Handschrift unter
Vergleichung der übrigen Handschriften und der Drucke und
füge dazu 2) eine Uebersicht ihres Bestandes in den hand
schriftlichen und den gedruckten Formen.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels.
249
Anhang.
1. Die Additionen der Handschriften, verglichen mit den
gedruckten Formen.
Für die handschriftliche Ueberlieferung ist die Dresdener
Handschrift als die vollständigste und relativ beste zum Grunde
gelegt. Ausserdem benutze ich an Additionen-Handschriften die
Görlitzer, beide Leipziger, die Quedlinburger, Sonders-
hausener, Wolfenbütteler. Ihre Variantenbuchstaben sind
im Abdruck hinter den betreffenden Stücken in alphabetischer
Ordnung hinzugefügt. Die Homeyer’sche Handschrift bleibt
ausser Ansatz, weil identisch mit D. Auf die übrigen Glossen
handschriften (§. 8) ist an den bezüglichen Stellen hingewiesen.
Ich zähle die Additionen der Dresdener Handschrift und
der Primärdrucke in jedem der drei Bücher besonders und
verweise am Rande auf die beiden gedruckten Formen. Dabei
bezeichnet B den Baseler, L den Leipziger Primärdruck,
deren Varianten unter den Text gesetzt werden. 1 Neben den
beiden Primärdrucken ist die Stendaler Ausgabe mit heran
gezogen, weil sie zwar dem Baseler folgt,' 2 aber doch Eigen
heiten besitzt, die auf eine davon unabhängige handschriftliche
Quelle zurückzugehen scheinen. Ferner notiereich die singulären
Lesarten der Augsburger Ausgabe von 1496, welche im
Uebrigen ebenfalls auf dem Baseler Primärdruck beruht. 3 Von
den Zobel'sehen Drucken ist der erste (1535) als Repräsentant
der späteren Ueberlieferung verglichen.
1 Den Baseler Druck benutze ich nach dem stattlichen Exemplare der
königlichen Bibliothek zu Berlin, welchem auf dem vorderen Vorsetz
blatte ein deutsch geschriebener Bericht über den Aufruhr zu Halber
stadt (1423) von einer Hand des XVI. Jahrhunderts eingezeichnet ist.
Vgl. lateinisch bei G. Schmidt, Urkundenbuch der Stadt Halberstadt II,
76 f. Halle 1879 (in den Geschichtsquellen der Provinz Sachsen). —
Für die Leipziger Ausgabe stand mir das Exemplar der Göttinger
Universitäts-Bibliothek zur Verfügung. Das Exemplar der Lübecker
Stadtbibliothek ist leider hinten defect, so dass die Additionen gänz
lich fehlen.
2 Vgl. Homeyer, Sachsenspiegel, 3. Ausg., S. 77.
3 Sitzungsberichte CI, 7ö0 mit N. 4. Vgl. oben §. 2, N. 2.
Sitznngsber. d. pliil.-liist. 01. CX. Bd. II. Ilft. 17
250
Steffen li ag c n.
Die im Vergleich zu D abundierenden Stücke und Zu-
thaten der Primärdrucke reihe ich auf Grund des Baseler den
Additionen der Dresdener Handschrift gehörigen Ortes ein. Ich
gebe sie da mit kleinerer Schrift, wo sie aus den anderen
Additionen-Handschriften nicht zu belegen sind (IS). Ebenso
stelle ich den Eingang des Baseler Drucks voran. Die in den
Primärdrucken fehlenden Additionen, von denen ich nur die
wichtigeren mittheile, sind durch fett gedruckte Nummern her
vorgehoben.
Die Reihenfolge bestimmt sich danach, dass bei jedem
Artikel des Sachsenspiegels sämmtliche Additionen zum Texte
denen zur Glosse vorangehen. Die Stichworte des Textes oder
der Glosse, nach der Lesung der Dresdener Handschrift, zu
welchen die Additionen in Beziehung gebracht sind, zeichnet
gesperrter Druck aus.
Mit dem Abdruck der Additionen verbinde ich die nöthigen
literarischen Angaben. Die Hinweise auf die Stendal er Glosse
(§. 11, Alinea 6) entnehme ich theils dem Augsburger Primär
druck von 1516, theils meiner Abhandlung über dieselbe. 1 Wo
nichts Anderes bemerkt ist, handelt es sich bei der Stendaler
Glosse um den deutschen Text des Sachsenspiegels.
Zur leichteren Uebersicht diene der nachfolgende Schlüssel
der gebrauchten Variantenbuchstaben, wonach im Ganzen zwölf
Texte (7 Handschriften und 5 Drucke) verglichen sind.
A = Augsburger Druck 1496.
B = Baseler Primär druck 1474 (§. 1).
D = Dresdener Handschrift 1460 (§. 8, Nr. 1).
G = Görlitzer Handschrift 1470 (§. 4, Nr. 3), mit ein
geschalteten Additionen.
L = Leipziger Primärdruck 1488 (§. 1).
La = Leipziger Handschrift 1434 (§. 5).
Lb = Leipziger Handschrift 1461 (§. 4, Nr. 4).
Q = Quedlinburger Handschrift 1454 (§. 3, Nr. 2).
S = Sondershausener Handschrift 1475 (§. 4, Nr. 2).
St —■ Stendaler Druck 1488.
W = Wolfenbütteler Handschrift (§. 4, Nr. 1).
Z — Zobel’s erste Ausgabe 1535 (§. 7).
1 Sitzungsberichte C, 887 ff. 1882.
251
Die Entwicklung der Landreehtsglosse des Sachsenspiegels.
B iVv ift zu wiffen, das man hir nncli vindet, alle znfeczt, genant in
dem latin addiciones, die do hyn vnd her in deme fachfenfpigel vßwendig
des textis vnd der glofen foltent gefchreben flehen, die feyn alle hir noch czu
fampnen gefai.cz vnd doch vnderfcheidelichen. Alfo wo mit diffen czeiclien
( ) ader den glich in dem fachfenfpigel eyn wort ingefloffen ift, das
hedut, daz obir das felhige wort gehorit eyn addicio. So fedlu ahir hir noch
fuchen das felhige ingefloffen wort mit den obgenanten czeiclien, vnd daz
funderlichen ftehit in einer linien. Bor noch vindeftu gefclirehen die addicio.
So machfiu denne iczliche fchriben an ire rechte ftadt. Vnd fo beginent, f ich
ldr addiciones obir d,az erfte buch, geordiniret, als fie in dem fachfen-
fpigel noch einander volgen.
Erstes Buch.
1) I, 1 ,<7012] Got hat clorumh von hymmele das Reich laffen n, 1. l. 1
werden, uff das 1 recht were uff 2 erden, ut li. iij ar. liij 3 in
prwi[cipioJ </Zo[fe]. (GQSZ.)
2) Gl. ,welchs ift das hochfte'] Ap der hobift hocher fie, l, 2
danne 1 der lceyfer, vide jnfra li. iij ar. IvjA (LbQSW. — Z
in der Glosse.)
3) Gl. ,Der lceyfer nymmet auch czyns R von gotifhufernb, 2. h, s
ut xi q. i ,magnum‘ [cap. 28]. 7 Hette her feyn reich von deme
bobiftef fo mochte her von den kirchen 9 Iceynen zcinß 10 nemen
ader tributum. 11 (SW.)
4) Gl. ,das her widder die criftenheit nichten en t.hu‘j vide p,, 3. l, 4
li. iij ar. vij ,Der Jode/ et Ixiij ,Conftantinus.‘ 1 - (QSW.)
5) Gl. ,vmb offinbare funde‘\ 13 ut H in c. ,nouit‘ [13] 15 b, 4. l, 5
,de Judic[iis]' [II, 1]. (Q. — S in der Glosse.)
1 LGS fh. ttat (das). * L fh. der.
3 L xlvii. 4 W adir.
r> LbS Ivij. SW fh. in #Zo[fa|. L fasst die ganze Addition im Sinne
der päpstlichen Ansprüche: De pan)es is lioger, den de lceyfer, li. iii
ar ticul o xlix.
G ouch czyns] DLbQ nicht.
7 ut bis ,magnum 1 fehlt S.
8 B fh. nicht.
9 den 7c.] LW der kerke (kirchen).
10 keynen zcinß\ L neue tinfe. 11 L tributli.
12 In L zu dem regierenden ,vnd.e dwyngen 1 gestellt und verkürzt:
li. iij ar. vij et Iv.
13 In BS ist das Stichwort ,Conuenior 1 aus dem in der Glosse vorher
gehenden Citat-, in L das spätere ,fturen l .
14 B Et. 15 BS fh. extra.
17*
252
Stcffonhagcn.
Erstes
Buch
B, 5. L, 6
L, 7
B, G. L, 8
B, 7
B, 8. L,9
B, 9. L, 10
6) Gl. (Citat) ,peccunia‘\ ibi eft textus: 1 ,Si quisp6bunia‘ 2
u. s. w. bis ,repellere‘ [Dist. 79, cap. 9], 3 (LbQW. — S am
Rande und zugleich in der Glosse.)
7) I, 2, §. 1 ,wanne her zcu feynen tagen lcomen ift‘]
Wanne eyn man 1 zcu feynen tagen 3 komen iftfl hof tu jnfra 1 li.
i ar. xlij s et lxij.' ] (GLabQSW.)
8) §.2 ,richtere‘] Notafl 0 die dingpflichtigen 11 fint dem
riclitere von irem 12 eygen 13 keyns 14 pflichtig, danne alleyne das fie
fin ding fluchen, 15 wanne fie das thun, fo haben fie ir eygen hegen
deme richtere 10 gebufflet, 11 vnde haben is domit entpfangen. |s (GLab
QSWZ.)
§. 3 ,eynenfroneboten‘\ vt jnfra li. iij ar. xlv.'-' (GSZ.)
9) §. 4 ,pflichtig 1 } wer die flint,’ 20 li. iij ar. lxi il etc.
(GSAVZ.)
10) ,alle vngerichte, das an den Zip'] 22 welch vngerichte an
den Up geht, 23 li. ij ar. xxxj u welch an die hant 23 geht,™ li. ij
ar. xvj. (LaQSWZ.)
1 ibi eft textus\ L Dar v) de text.
2 DQ ,'pecuniam 1 .
2 BSW fh. vt Ix (SW Ixxix) cZi/^tinccione].
4 eyn man\ La eyner. r ’ LaW jaren.
0 komen ift\ L Jcumpt.
I lioftu jnfra] La JRequire.
8 G hat von der ganzen Addition nur das Citat li. j ar. xlij“.
9 W xliii. — et Ixij fehlt LLa. Lb abweichend (mit rother Schrift): wie
her zcu tagin kommen iß, l. i. jß[ubrica] Ixii (darunter schwarz xlij).
10 La Merg/ce hir, das. — Nota fehlt G.
II W pßegehafftenn.
12 von irem\ L vor neu.
13 irem eygen] Lb eigens.
14 Z nicht. Lb fh. nicht. Q fh. nur. GLa fh. mehir.
15 Das Uebrige fehlt Z.
16 G gerichte.
17 LGLab gelofet (geloft).
18 Wie in G steht obige Addition auch in der sonst nicht hierher ge
hörigen Göttweiger Handschrift, Homeyer Nr. 275 (D/), im Text und
in übereinstimmender Fassung. Homeyer N. 13 ad h. 1.
19 Z l.xv. 2(1 wer die fint\ Z Qui funt.
21 W lxvj. 22 BL haben zum Stichwort ,Vngericlite 1 .
23 welch bis geht] Z Welchs das fey.
24 La xiij. 25 L liut.
20 welch an die li. g. fehlt Z.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels.
253
Erstes
Buch
B, 10. L,11
11) GL ,jd en darff man des nicht genügen 1 \ Der 1 do
nicht völgit.' 1 ift her abir 3 in wertlichem gerichte getotit, mau fal
on nicht rügen, Inftitu. ,de perpe[tuis] et iemp[oralibus]
«c[cionibus]‘ [IV, 12], §. ,nos [lies non] auterrii [1], (LaQSW.)
12) Gl. ,in viertagen 1 ] welche rechte vir tage fint, 1 li. ij b, n. l, 12
ar. x in glofaf lehnr. c. iiij in gfZo[raJ. (i (QSWZ.)
13) Gl. ,lantfeffen'] 7 eczliche lute s fügen, das die heißen'' b, 12. l, 13
fcheppinbar vrie lute, die do ander vrien haben, 10 die do fcheppin
gef in mögen. Die fagen unrecht, wanne 11 die heifen fcheppinbcire
lute, die ir eiiqen frie haben, do non fie fcheppin ammecht haben
mögen. 11 (LbQSW.)
14) Gl. ,als wir dich hirnach. berichten 1 * wollen'] Nota 11 B . 13
li. ij ar. lix. [i Nota 16 fynnonima 17 lantfeffin, czinßlute vnde bir-
gelden, lehnr. c. Ixix ante f i\nem] </[lol'e]. 18 (GQSW.)
1 Vor Der schicken BL voran vel (L ohne vel) ibi debet poni: ,Man fal‘ etc.
2 L vorluft. — Der bis volgit fehlt, La.
3 Q fh. in pinlicher clage.
4 welche bis fint\ Z Viertage fein.
3 BLSWZ fh. et.
6 In DS ist diese Addition ohne Stichwort mit der vorhergehenden com-
biniert. In QW steht sie, wie in BL, gesondert zu dem ausgehobenen
Stichwort.
1 BL stellen die obige Addition richtiger zu dem Stichwort ,Scheppinhar l
resp. ,Schepenbarvry‘.
8 lute fehlt W. 9 lieiffen fehlt DSW.
10 die do bis haben fehlt DSW.
11 Das Folgende stützt sich auf die Bueh’sche Glosse: Schepenbare vryen
fyn, de eygen vry hebben, wen dat fy dar fcliepen aff wefen fcliolen.
Vgl. auch die Stelle der Glosse zu III. 73 (nicht 76) bei Stobbe, Zeit
schrift für deutsches liecht XV, 333, N. 55 a. E. 1855.
12 In B weicht die Addition von dem Wortlaut der Handschriften folgen-
dermassen ab: Scheppinbar frei fint die, dy do ander freien haben, die
do fcheppin fein mögen. Ader fage, als hir in glofa. Aehnlich L:
Schepenbar vry fint, de er egen vry heben. Eder fegge, alfe hir in glo[ fa].
Vgl. die vorige Note.
13 In BW zu , Wollen“.
14 B Scilicet. — Nota fehlt LbQW.
15 Nota bis lix fehlt G. W giebt das Citat abgesondert, Lb als Interlinear
glosse.
19 G fh. hie.
17 fynnonima fehlt B.
13 amte f. </.] G in gloza.
Erstes
Buch
254
Steffenhag en.
l, 14 15) I, 3, §. 3 ,fich zcu der fippe geczigen']' Illam regidam
intellige fecundum declaracionem ar. xvii jnfra li. i, videlicet' 2
, non in collateralibus, ut ibi, fed afcendentibus et defcendentibus, 3
et in ifto iniquiffime errant ma<jfc£[ebui’genfes] nolentes intel-
ligere ius darum.
H, u Gl. ,alfo froneboten‘\ Vnd henger, die dy i luthe von ge-
richts wegen toten, lieiffen ouch ritter, 5 (W. — SZ in der Glosse.)
ü, 15 16) Gl. ,Diffe nederwert nemen der uffwert erbe vor alle,
die feytlialben geborn fint‘ j ut" jnfra e. li. ar. xvij. 1 Nota, s
■ift nyrnant nederwart zcu nemen," fo nemen is, die offwart fint,'"
vor alle die, 1 ' die fietlialben dorczu geborn fint.' 2 das ift dorvrnb, 13
das ,is nicht uß deine bofeme- geth, die wile der rechte bofeme do
ift,‘ ut infra e. 11 ar. xvij,' 3 ut'" C. ,[de bonis,] gue liberis‘
[VI, 61J l. i. vide C. ,de fuis et Ze</t7[imis] 7iere[dibus]'
[VI, 55] auten. ,in fucceffione‘ et in l. ij C. ,ad /en«[tus]
conful\tuw.\ orpAiftianum]‘ [VI, 57], (GrLbQSWZ.)
BZ fli. Nota,' 1 magde bürgenf es et lipf enfes pronunctiant con-
trarium, quia pronunctiant, 18 quod auus fine auia et fr ater fiue foror patris
vel matris 19 fimul fuccedunt. 20 Vgl. oben N. 3 zu Nr. 15.
i), in Gl. ,wijfe auch, das der bobift mag edle recht vnde priuilegia
vorkeren'] Ouch fage, wonimbe wolde der babift vnfer aide recht
1 In L zu dem Satze der Glosse, auf welchen sich Nr. 16 bezieht.
2 videlicet fehlt L.
3 Das Folgende in L abweichend: Et mag dehur ^raffes] et liptzen [l’es]
pronunciant contrarium, quia pronunciant, quod auus fiue auia et fr ater
J'iue foror patris uel matris fimul’fuccedunt. Uebereinstimmend mit dem
Zusatz zu Nr. 16 in B.
* W do.
5 Die Buch’sche Glosse an der angeführten Stelle sagt: Alfe vroneboden,
dy lieyten ock ridder.
6 Z Cvncordat. 7 ut bis xvij fehlt GLb.
8 W Item. 9 zcu nemen fehlt GLbZ.
10 fint fehlt GLbW. 11 alle die] Z allen andern.
12 Aus den Sippzalilregeln III. §. 4. Wasserschieben, Prinzip der
Successionsordnung. Gotha 1860. S. 24 mit S. 128.
13 das ift dorvrnb] Z Bacio. 14 BGLbW fh. Z£[bro].
15 die wile bis xvij fehlt Z. Die folgenden Belegstellen sind in GLb über
gangen. Statt dessen fügt G hinzu: Nota hie, quod directi excludunt
collaterales. In Z stehen die Belegstellen mit dem Zusatz des Baseler
Primärdrucks als gesonderte Addition.
16 BW et. 17 Z Tarnen. 18 quia pr.] Z fcilicet.
19 Z fh. defunctis. 20 Z fuccedant.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 255
Erstes
Buch
oerkeren, 1 wenne her fie ivol vorbeffern maijlc t noch deine mal' 1
der keifer diffe recht gefaczt hat, wanne 3 der keifer macht hat,
wertlich recht zu fetczen, vnd der babift daz geiftliche. und die
altfaren fachfen vernemen diffen ar[tikel] alfo: ,Habe der babift
irloubit, iveip czu nemen in deme fünften gelede, Da mitte mag
her vnfer lantrecht vnd lehenrecht nicht geergert haben, daz man
fich möge 4 in deme fünften gelede nemen/ 5 Vnd alfo was meifter
kilenkochf der moncli von dem orden heremitarum, der diffen
artickel ftrajfte, diffes artikels 7 nicht irfarenß vnd von dem
correlario mag das fein, das eyn weip ires mannes erbe nemen
magk, wenne fie keyne kinder hat vnd ire man keyne 9 nehir magen,
wenne feyn 111 wip in dem fünften gelede hat etc., vt patet in textu. 11
(SW in der Glosse.) Vgl. oben §. 8, Nr. 1.
17) Zu demselben Stichwort.] Anstatt der vorigen Addition l, 15
wiederholen DL den in L fehlenden, in D aber vorhandenen
Schlusssatz der Glosse zu I, 3: Wiffe auch, das der bobft alle
priuilegia vnde recht vorkeren mag, wo fie vnredelich vnde widder
der feien feligkeit fint, nt ,cle cori/Ktitfcionibus]' [I, 2] c. ,licet‘
[1] li. vj.
18) I, 4 ,altvile‘] alteuil, 1 ' 1 id eft der zcu 13 uil hat, fcilicet
utrumque fexum, u ut ermafrodita. 15 (LaSWZ.) Aehnlich eine
Randglosse des Taiumo von Bocksdorf zum ,Codex Mo-
gunt. II. 1 Spangenberg, Bey träge S. 44 und Homeyer, Sachsen
spiegel, 3. Ausg., S. 160.
! Mainzer Codex von 1421 engeren. Sitzungsberichte CVI, 208.
2 SW fh. das. 3 W fo.
4 daz man fich möge (d. h. dürfe) statt daz fich möge (d. h. Magen).
Sitzungsberichte CVI, 209 mit N. 4. S liest richtig das fich mag.
5 Sachsenspiegel I. 3, §. 3 am Ende.
6 Kienkok. W kylenhach. S cleinkoch.
7 Der Mainzer Codex fh. fin. Sitzungsberichte a. a. O., S. 208.
8 diffes bis irfaren] W der fich diffes ar. nicht erfavnn hatte.
9 W kegnen.
10 So in W. Mainzer Codex fin. BS frei (freye).
11 vt patet in textu fehlt S.
12 Z Alij ,Altuille‘.
13 Z alzu.
11 Z fh. als zers vnd fudt, wie im ,Vocabularius‘ (Homeyer, S. 160).
15 S hermofrodilus. — ut e. fehlt Z. La kürzer: Is heyft alzcuvele, ut
ermofroditus.
I
b, n. l, 16 19) 1,5, §. 1 ,ungeteilt“] Nota, ij't her ußgeteilt, 1 fo hat
her glichiool fien teil 2 an den erftorbin gutem, ab die 3 der elder-
uater gelaffen hat, toicAfbild] ar. Ixij, de quo vide hie ftatimd
(Gr Lab QS WZ.)
B, 18. l, 17 20) , Des en mag der tochter kinde‘\ Illud eft cor rectum, 5
ut dicit, jnfra glo [fa], de quo habetur in auct. ,de Äere[dibus |
ab intef[tato]' [IX, 1 = Nov. 11.8] §. ,nullam‘ [4].° (LabQZ.)
b,io. L, iS 21) §. 2 ,gerade“] Was zeit der gerade gehört, li. primo
ar. xxiiij. 1 (LabZ.)
b, 20. l, io ,Eyn weip‘] De hoc vide jnfra e. li. s ar. xxi in glofa.'- 1
(LbQWZ.)
b, 21. l, 20 22) §.3 , Der pfaffe nym-pt gliche teil“] (7oncor[dat] 1,1 jnfra
e. li. ar. xxiiij. 11 Do hoftu, das man den frauwen, die do erbe
nemen, nicht darff vi gebin die gerade, fage, man fal yenis vor
nemen von der 13 nyjfteln vnd auch 14 von den frauwen nach eyns
mannes tode. Abir pfäffen vnd tochtere die nemen die 15 gerade
vncl an le erbe. Racio, wanne die fone nemen darhegen 17 das her-
gewette vnd das lehn. (CrLaSWZ.)
b, 22 Gl. ,ader feyne Icinder fint nicht ebinburtig“] Ebinbort ift
vierley, vt li. iij ar. Ixxiiij in glofa in fine et jnfra ar. xvi { ^
§ i 10 et wich. ar. iij.' ln (SW.)
i!,23. l,21 Grl. ,Das fagit her abir von elichen frauwen'] De hoc in'[cle|
ZeAenre[clit] c. xxxi in glofa,]. (GLbQZ. — SW in der
Glosse.)
1 Q ungeteilt. LaSW vßgerad. — ift her u.] L teere de fone afgedelet eder
afgefundert.
2 L erfdel. 3 ah die] L de.
4 W fh. infra. LbS fh. infra poft duas rigas. Z hängt einen längeren
Zusatz aus der Leipziger Schöffenpraxis an. de bis ftatini fehlt LGLa.
5 B incorrectum.
6 La verkürzt: eft correctum, ut in glo [fa].
7 BLD xxviij. Lb xxiij. 8 Q fh. j.
9 in g l. fehlt L. Z fh. & weich [bild] ar. xx ij col. jpewfultima]
in glo [fa].
19 GLaSW Contra. 11 BL xxiij. 12 L dorft. 43 GLaSW den.
14 Z nicht. 15 die fehlt BZ. L dat. 16 an fehlt BLZ. GLaSW auch.
17 darJcegen fehlt G. Racio bis dar hegen] L dariegen nemen de fone.
18 W xxj.
19 §. i] W in ß. ,Ngmand e etc. in </[lofa]. S ebenso, ohne in fi.
20 SW fh. ,Von vndirfcheid eigenn vnnd frei*.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 257
Erstes
Buch
Gl. ,wanne alle die toerlt genufet ires gebptis 1 ] Vide jnfra b.m. l, n
li. i.j ar. xxvij et li. iij ar. Ixxd (GLbZ.)
23) I, 6, §. 2 ,Wer das erbe nympt 1 ] Is helft allis' 1 erbe, b, 25. l,23
das zcu der kirchen nicht 3 gehörit, xij q. iij c. ,nulli quicun-
que‘ [2] et c. ,obitum‘ [2. C. XII. qu. 5], ,de «e/li[amentis]‘
[III, 26] c. ,relatum‘ ij [12], 4 Item der erbe fal auch vorftolin
gut widder geben, ap 5 hers reich 6 wurden ift, jnfra li. iij a r.
xxxj in fi. </[10fc] § i. 1 (Z.)
24) ,die fchult gelden‘] Hoc verum puto, fi fecit inuenta- b, 26. l. 24
rium. alias mim heres s tenetur ad folucionem omnium debitorum,
ut C. ,[de iure] deK[berandi]‘ [VI, 30] l. ,fcimus autem
duas‘ [22], n et dicunt quidam, quod ’ 0 heres habet x dies ad fa-
ciendum inuentarium a morte defuncti, ,de rap. [?] c. ,figni-
f icauit/ fpe\culator] 11 uero dicit, quod habet 42 xxx dies 13 a die
adite hereditatis et xl 14 ad conplendum, 15 vi[de] in fpe\culoj ,de
i«/irw[mentoruin] edi[cione]' [Lib. II Partie. 2] § ,dicto‘
[16] w?’[bis] jnhuiusmodi autem. 117 hoc naturale de iure im-
periali, fecus de iure faxonum, quia ibi non curatur inuentarium. IS
Der grösste Theil der Addition bis an hoc naturale wörtlich aus
der Stendaler Glosse zum lateinischen Text.
1 GLb Ixxix. Z Lxxx.
1 Is h. allis\ L Alle dat het. 3 nicht fehlt Z.
I ij fehlt L. Bis hierher wörtlich aus der Buch’schen Glosse. Der Rest
steht in Z gesondert.
5 L iff et, dat. 6 LZ ryker (reicher). 7 §. i fehlt L.
- 8 Hoc bis heres] L quia, fi non fecit inuentarium, heres.
0 ,fcimus autem d. ( ] L ,fanximus e .
10 dicunt quidam, quod fehlt L.
II Das ist Wilhelmus Durantis.
12 quod habet fehlt L. 13 dies fehlt L.
u Stendaler Glosse quadraginta. Richtig Ix.
15 Das Uebrige in L abweichend: hoc de iure impcriali. fed de iure faxo
num non curatur inuentarium et ad nihil tenetur, nifi quod probatum
fuerit, amplius non, nifi penam et wergeldum.
16 D ,dari l .
17 Durandi Speculum Juris. Francofurti IG 12. Fol. Pars II, p. 365,
col. 1, Nr. 21.
18 BLa substituieren folgende verkürzte und an L (N. 15) anklingende
Fassung: IIoc eft vemtm fecundum iura imperialia (La fli. ut Supra),
fecundum autem s. s. [i. e. speculum saxonicum] non. Quicquid pro
batum fuerit, dabit, amplius non (La et non amplius), nifi cum pena et
wergeldo. La noch mit der Variante nam statt fecundum autem s. s. non.
Erstes
Buch
B,27. L, 25
B, 28. L, 26
B, 29. L, 27
B, 30. L, 28
B, 31. L, 29
258
Steffen hagen.
25) ,ader bürge was wurden‘] Nota enim, textus eft hic
tranfoofitus; debet fic ftare: ,dube nach roub nach toppelfpil
ift her nicht pflichtig zcu geddene, nach die fchult ader wo her
borge was wurden, wanne der her widderftatunge entpfingM Jure
enim f axonuni huiusmodi 2 ratione fideiuffionis predeceffor con-
ueniri non poteft, ut dicit glo[(&\ 3 ita 4 eciam in practica fer-
uatur. (GQ.)
,Die fchult fal der erbe gelden‘] Man fal die 5 erben noch
toder hant 3 felbfibende irynnern? Ä[equire] li. iij ar. xli § vlti. s
et wich. ar. xxvi ,Nu vernemet‘ et ar. Ixvij in glofa in
medio 9 et lehenrecht c. xlv X3 in glofa etc. (LaSAVZ.)
Gl. ,nach Iceyferrechte en darff her der erbe nicht alleyne
gelden‘] Vt li. iij ar. vi §. jVertoppelt 1, et wich. ar. ci 11 et
libro ij ar. Ix §. ,welch man‘ etc. (LaS. — AV in der Glosse.)
26) Gl. ,was abir eyn fchilling ift, als du vindift ‘] Keyn
richter fal richten obir toppelfpel nach vmbe buffe gelt 12 nach vmbe
wette gelt 13 nach vmbe allerliande 14 vorpfliclitunge, ut CM ,de alea-
[toribus]' [111,48] l. i. et wich. ciM (Z. — SAV in der Glosse.)
Gl. ,fcheppinbare frey fint‘\ Vnd ouch noch frone rechte
ader ivichbilden rechte 17 fo f int ouch 18 fclieppenbar frie, die esu
deme ftule gefwaren haben, vnd ouch alle dy yennen, 19 die in deine
frone vnbefclmlden von iren vir anen 20 fitezen, vnd die man ouch
zu fcheppin kyfen' n magk, ap mans bedarff.' 1 ' 1 (LaZ. — SAV in
der Glosse.)
I, 7 , Wer icht burgit ader gloubiV] Concordat ivich. arti.
Ixxv ,wirt eynem manne t23 et Ixxxviij ,leyge vnd not‘
1 Nota bis ,entpfing‘ fehlt G.
2 G Tieres. 3 G fh. jnfra. 4 G Itaque.
5 SW den. 6 noch t. 7i.] L na dem toden.
7 L vorinren. — Man bis irynnern] Z verkürzt Selbfibende.
8 §. vlti. fehlt L.
9 et ar. Ixvij bis medio fehlt LZ. 10 Z xlvj.
11 Das Uebrige fehlt LS. S abweichend: Wy man vörfpelt gut widdir er
lange, haftu jnfra li. iij ar. vj et wich. arti. cj.
12 huffe gelt] BSZ boß (bös) gelt. L bote.
13 wette gelt] LZ wer gelt. 14 S ander hande. 15 Z ff.
16 Z fh. et infra li. iij ar. vj. 17 ader w. r. fehlt L.
18 L de alle. 19 yennen fehlt L. 20 L mannen. 21 Z welen.
22 ap mans b. fehlt Z. 23 Das Uebrige fehlt L.
Die Entwicklung der Umdrechtsglosse des Sachsenspiegels. 259
>§>■ vlti. et lehenrecht c. xix ,ap eyn man 1 et xlvi ,nicht
wanne drie fachen/ (SWZ.)
27) ,das fal her ftete halden‘] 1 Contra' 1 li. iij ar. ix 3
in glo[l'aj. 4 Hage, her Jait do uon vnmogelichen gloubden, der 5
darff man nicht holden(GLbQSWZ.)
‘ ,mit feyme eyde‘] Et fic iuramentum cedit 1 loco foludonis,
l. ,iufiurandum‘ [27] ff ,de iure iuran[do]' [XII, 2]. vnde H
dicunt vulgares: Talis ,J foluit debitum cum [v iuramento, et non
folum per iuramentum folucio, fed eciam ex quibufcunque alijs
legitimus probacionibus oftenditur, u vt C. ,de probacioni{bus]‘
[IV, 19] l. ,proprietatis‘ [4], 12 (SWZ.) Der erste Satz stammt
aus der Stendaler Glosse, im Augsburger Primärdruck an
die Buch’sche Glosse angebängt. Sitzungsberichte C, 890, N. 2.
,der fachwaldige f ] Nota hie, der fachwalde darff nicht
Jweren, dorumbe das der richter vnd fcheppin haben gefwaren
iczlichem zu feynem rechtend 3 Similiter verum eft U{ de arbitris et
compromiffarijs. 15 (LaWZ.)
1,8, §.3 ,Sune l ] Wich. ar. liij 1(1 ,Wo abir fune‘ et
Ixxxv ,Wirt abir‘ etc. (LaSWZ.)
28) ,felbfebinde 1 ] Vornym in pinlicher fache, abir in burg-
licher fachen felbdritted 7 alfo heit is auch die geivonheit,' s do man
1 In G ist die Addition an die Glosse zum vorhergehenden Artikel ange-
hiingt, mit Umstellung des Contra u. s. w. hinter gelden (unten N. 6).
2 BZ Concordat. L de lioc. 3 L xli.
4 in gl.] L in jpri«[cipio]. Das Folgende in L abweichend: alle vnvwgetikc
louede dorft me nicht holden. In Z verkürzt und Lateinisch: ibi de im-
poffibilihus.
5 GLb dg (die). — der fehlt DQ.
6 G gelden. — holden fehlt DQ.
2 iuramentum cedit] Stendaler Glosse ius iurandum fuccedit.
8 L et hoc. 9 L hic.
10 debitum cum fehlt L.
11 per bis oftenditur] L fit folutio iuramento, fed qualibel legitima probatione.
12 Z hat nur das Citat.
13 vnd bis rechten] Z gefchworen hat, yder recht zu thun.
11 Similiter verum eft\ LaZ Idem.
15 W compromifforibus.
16 L lii. Das Uebrige fehlt L. 17 Q felbfibinde.
18 alfo bis gewonheit] La et fic tenet confueludo. Der Rest der Addition
fehlt LGLaZ.
Erstes
Buch
B, 32. L, 30
B, 33. L, 31
B, 3t. 1., 32
B, 35. L, 33
B, 38. L, 3 t
Erstes
Buch
B, 37. L, 35
B, 3S. L, 30
B,39. L, 37
260 Steffenhagen.
burglich clagit. Clagit man abir in pinlichen fachenf fo mus man
die fune 2 geczugen felbfebinde, ut 3 dicit textusd (GLaQSWZ.)
29) Gl. ,fo vorlore der antwerter den lip‘] Vornym in pin-
licher clage, vnde auch das her offinberlich der tat 5 bekenne 11 in
feyner antwert. Brengit her aber die fune in eynern wanne 1 vor,
fo ift her nicht obirwunden, in c. ,cum venerabilis‘ [6] de ex-
cep[cionibus]‘ [11,25] et in c. ,excepcionem‘ [12] et ,dere-
|gulis] iw?’[is]‘ [Y, ult.] li. vj. (GLaQS. — Z in der Glosse.)
30) I, 9, §. 6 ,zcu laffene‘] 8 Vornym, ab is lehngut ift.
•ift is abir erbe ader eigen, fo mus hers laffen, ut fiat differentia
illorum paragraphorum, ut eciam liic </Zo[fa| dicit in fine, uel 0
die 10 et 11 melius f 2 quod eft differentia inter vendentemf 3 quia 14
tenetur tradere, et inter eius heredes, quia 15 non tenentur tr adere,
ut dicit ftatim 10 glo\fn] jnfrad 1 et ie*[tus] loquitnr de vendicione,
quia fecus eft, fi fieret 18 aliud pactum, ad illud her es obligatur
indiftincte, quia in clevendicione 1!) habet loc.um pecunia dando
intereffe, ut in iuribus in glo[(‘&\ aHe[gatis]. fecus in alio 21 pacto
uel alia' 12 promiffione. (SW.)
31) Gl. ,wie fidde danne yenner feyns geldis 23 entpern‘]
Das u ift der verkouffer 2i vornym das, alfo 28 das erfte teil fpricht:
wanne der erbe des kouffes louckent. Das ander teil fpricht:
wanne der erbe des kouffes bekennet vnde wil geczugen, das fin
1 in p. f.\ BSW pinliche fache.
2 die fune\ W das. 3 BSW fh. hic.
4 dicit t.~\ W in te.r[tu]. In D ist obige Addition fehlerhaft zu ,felhfe
hin de { §. 1 statt zu §. 3 gestellt.
5 der tat] L de clage. 0 Z bekennet.
7 in egnem wanne] GLaS in eigner loere. BLZ feyner were (fyner 10er).
s In BS zu den voraufgehenden Textworten ,1 affen f ul de 1 .
9 uel fehlt B. in D di 1 — dicit. 11 et fehlt L.
12 et melius fehlt W. 13 S cedentem. 14 BLSW qui.
15 Wie vorige Note. ,G ftatim fehlt L.
jnfra fehlt W. L fh. eo[dem]. 1S W fiat. BS fuerit.
19 BLSW vendicione. 20 BLSW danda. L fh. et.
21 L aliquo. 22 alia fehlt BSW.
23 Zu ,geldis ( in DQ, zu yenner 1 in W. La ohne Stichwort. BL stellen
die Addition zu ,vnd‘ in dem späteren Satze der Glosse ,vnde verczugit
feignen redelichen kouff vnde pfennige c .
24 Q Biß.
25 Das ift der v. fehlt BLG, ist aber in BG in die Glosse herübergenommen.
26 Das bis alfo fehlt La.
Die Entwicklung der Landreclitsglosse des Sachsenspiegels.
261
Erstes
Buch
vorfarn 1 hat 2 das gut gekoufft 3 vnde gelt doruff gegebin. (GLa
QSW. — Z zweimal.)
Gl. ,Johannes der deuczfche faget von den erben, vnde wer b, 40
ane not vorkouffd] Dy mögen duz gelt wider geben vnd feyn loß.
(S in der Glosse.)
Gl. (Schluss) ,etc.‘] Nota hic addicionemd Ouch merke ß,4i. l,3»
von kouffe infti. ,de emp[cione] et «endüfcione]‘ [HI, 23]
§x [jetzt §. 3J. Wenne der kouff vnd verkoujfunge volczogen 5
ift, vnd das l! man vrnbe daz gelt obirein kommen ift, vnd das do
kein fchrifft obir gegeben ivirt, der fchade des verkoufften 7 gutis s
gehorit deme von ftunt an, der is gekoujft 11 hat, ivol das daz
dingk w dem koujfer nicht geantwert ift. Item § xi [§. 3 verb.
,ltaque‘\I 1 dor noch 12 fteit, was gefchijt ane trogene vnd ane
fchult des verkoujfers, was fchade dem koujfer gefchijt, 13 des ijt.
der vorkoujfer u ficher. Item von lehene ff ,de periculo et com-
modo rei tradite‘ 15 [XVIII, 6, 1. 15]: ,Si vina, que in doleis 1,i
erunt 17 vendita, et antequam ab emptore tollerentur, fua natura
corrupta fuerint, fi quid de bonitate eorum affirmauit 18 venditor,
tenebitur ernptori. Quid, fi nihil affirmauit? emptoris erit peri-
culum, quia non deguftauit vel deguftando male probauit.‘(In
SW der Glosse angehängt.)
32) I, 10 ,cleydere vnde ors vnde pferde ‘ | 20 Vnde auch b, 42. l, 39
allerleie 21 varnde habe, fo doch das der uater die gäbe thu zcu
1 fin vorfavn] B feyne vorfaren.
2 BZ haben, und zwar in B ans Ende des Satzes, in Z hinter (lau gut gestellt
3 W vorkaufft.
4 Nota liic addicionem fehlt LS.
5 L vul/camen. 6 L wen.
7 LW gekoftes (gekoufften).
8 SW ding es. 9 S vorkoufft. Vgl. unten N. 14.
10 L Icoft gud. 11 S xij. W i.
12 Item bis dor noch] L in dem negeften §.
13 was gefchijt bis gefchijt] L real gefchichtes eder vngelükes dem gekofien
dynge wedervart ane des verlcopers fchult vnd drogen.
14 der vorko7iffer~\ L he. S der kouff er. Vgl. oben N. 9.
15 L ,vendi[tQ~\ L . — Item von l. bis ,tradite e fehlt W.
10 doliis. 17 SW erant. Wie Halo ander.
18 W affirmabit. 19 L fh. fibi imputet.
20 In BL zu dem vorhergehenden ,cleydere c .
21 StS alle.
262 S teffen hagen.
Erstes
Buch
der czeit, alfo her ' von rechte gehen mag 2 ut jnfra e? ar. lij. 4
(GQSWZ.)
B fh. Wenne ii der vater geben mag, iüfequire] li. ij ar. lij et jnfra
e. li. ar. liij.
b. 43. l, 40 33) ,Stirbit dornach feyn vater, her en s darf 1 ] Des glichen
vernym auch 6 von der tochter, 1 ap fie s der gefmücke gebin, 11 alfo
der uater deine fone, 40 wich. ar. Ivij in </Zo[fa]. 11 Merke den
text, do her fpricht 42 ,teilen/ 13 weren fie abir mete ußgerat ader
beftgtjf, 14 fo muften fie is yn brengen, weiden fie mete den >r ' vn-
beßaten 1(1 fweftern ader brudern 17 teilen IS nach lantrechte, ln ut jnfra
e. 20 ar. xiij. was abir ußgerat fie, 2 ' hoftu wich. ar. Ivij in
</[lofa]. 22 (GLaSWZ.)
b. 44. l, 41 34) I, 11 ,von vngelucke 1 ] 23 Is fie danne, das eyn bruder,
der mit den andern brudern vngefundert ijt, 2i Vormunde were,
' L fh. fe.
2 L möchte. Q fal. — zcu bis mag fehlt Z.
3 e[odem] seil, libro. 4 Z liij et li. ij ar. lij.
5 In BL zu ,vater‘. G vernym auch] La ift zu vernemen.
7 der tochter] La den tochtern. 8 La die muter.
9 La gegehin hette. — ap bis gebin] Z vnd yrem gefchmuck.
10 alfo bis fone fehlt Z.
11 La fh. ante jifnem]. G fh. vnd es der vater gehen mag, vt jnfra
e. li. ar. lij.
12 den bis fpricht fehlt La. do bis fpr. fehlt Z.
13 GLa ,fy endurffen is nicht teyelen c .
14 ußgerat ader b.] Z abgef'ändert.
15 BLGLaSW iren (eren). St deen. 16 L vnhegeuen.
17 fweftern adei' br.] S gefwißern adir Idndem. — ader brudern fehlt GLa.
18 L deil nemen.
19 weiden bis nach l. fehlt Z. nach l. fehlt GLa.
20 Siehe N. 3. 21 La heißet.
22 was bis g. fehlt Z. Statt dessen BLGSW ausführlicher: Nota (L ohne
Nota), vß geratli ift alfo vil gefprochen, als zu rat,he vßgefaezt vß feines
(L des) vater vnd muter brote in feyn eygen hrot mit abefunderunge des
gutis, daz fie annamen wollen, -m[de] (L vt) wich, vbi .s[upra] (W ar.
Ivij in <7[lofa] statt vbi s.).
23 In BLQS ist diese Addition zu ,der kinder Vormunde 1 in dem letzten
Satze des Textes gestellt.
24 der bis ift] So in L. B der mit den andern vngefundert were. GLaQW
der andern brudere (W kindernf mit den her vngefundert (Q gefundert)
ift. S den andern, mit den her gefundert ift. D fehlerhaft der andern
brudern mit dem gef änderten ift.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 263
Erstes
Buch
der dar ff 1 nicht rechen. 2 ut 3 jnfra e. li. ar. xxiij. A
(GLaQSWZ.)
I, 12 , VorfpelV] jnfra 3 Zi. ij ar. Ix , Welch man‘ et b,
Zi. ZZy ar. u* ,vortoppelt‘ et wich. ar. c 8 ,Eyn iczlich man 1
§. vlti. et ar. fequen[tij cum </Zo[fa] eZc. (LaSWZ.)
35) I, 13, §. 1 ,cm der vnbeftaten fwefter, fie muffen yn b, 40. l, 42
die teilunge 7 Z>ren.</e«‘] Nota, fuper illo articulo »ia<jfd[ebur-
genfes] male s fentenciant'-' et eum male feruant, quia ipfi fenten-
ciant 10 indißincte: ,wo mit 11 die tochter abegefundert ijt, do mus
fie eyne genüge an hanf 2 vnde fie lmn darnach zcu glicher teilunge
nicht lcomen, ah fie weide ynhrengen, wo mete fie abegefundert
ioere.‘ 13 contrarium huius 11 manifeße difponit ille articulus. 13 fed
ma</eZ[eburgenfes] addunt: ,Is were danne, das deine vater fin
gut anirftcrrbin icere, fo mag her die tochter nicht abegefundern,
fie nymmet glich wol teil ir> mit den 17 andern erbin. 1 IS fed 19 addunt:
,noch mi'c/i[bilde] rechte.‘ funder nach lantrechte tune procedit ille
articulus. (SW. In Z der Glosse angebängt.)
36) I, 14 Gl. ,vnde w keyfer fredrich gap das lehnrecht‘\ b,47. l, 43
Wil 2 ' der 22 bruder das lehnrecht halden, 23 fo neme ich das erbe,
1 L dovft.
2 In Z lautet die ganze Addition abweichend: Der vngezweite brudei' darff
feinen brüdei'n nicht reclien.
3 der darff bis ut fehlt GLa.
4 B fh. Idem vide jnfra in addicione circa ßrh’[cu] lum xxiij. Vgl.
unten Nr. 44.
5 LaS Dequire. 6 La Cj.
7 In BL zu dem vorhergehenden ffwefter 1 .
8 male fehlt L. 9 L fentiunt.
10 L fentiant. — ipfi f.~] Z tenent. 11 wo mit\ L Wen.
12 do bis hau] L fo mot filc nogen laten.
13 S wirt. 14 huius fehlt L. W illius.
15 contrarium bis articulus fehlt Z.
16 glich wol £.] BL glichen teil (geliken deil). 17 den fehlt DSW.
18 fie nymmet bis erbin\ Z fo das fie nicht gleichen tlieyl neme.
19 Z Et.
20 In B zu dem ,etc. 1 am Schlüsse der Glosse gestellt. Ebenso in GSZ
der Glosse angehängt. In La ist die Addition mit der Glosse zu I, 14,
§. 1 zusammen hinter der Schlussschrift des Codex nachgetragen.
31 Z schickt vor Wil voran: Vnd Keyfer Fridericli fatzte diß alfo.
22 Wil der] L Wil ein. BGWZ Weide meyn. LaS Wenne wolde myn.
23 lelinrecht. 7t.] BLLaSWZ lehengut behalden (leengut beholden). G lelien-
gut. haben.
264 Steffenliagon.
Erstes
Buch
douon fo gebe ich ym keyn teil. 1 So wurde her mich beclagen vor
dem lantgerichte, 2 fo mufte 3 her mir danne widder antworten,
anders darff 1 her mir vmbe 5 lehn 11 nicht antworten vor deme lant-
gericlite. 1 das is abir meyn bruder 8 alleyne behalde, hoftu lehnr.
c. vj in (/[lol’a]. wanne do is ym Jin vater ujflifi, vnde der herre
em das leig, do was is fin, vnd darff is mit feynen brudern nach
feynes vater tode nicht teilen, doch fo gewynnen is ym die andere
brudere an zcu lantrechte f wanne nach lantrechte follen fie glich
teilen, 10 alfo hir. Et a contrario fenfu 11 wich. ar. Ivij in
</[lofa[. 12 Abir die gewonheit hat beftetiget das lehnrecht, fo das
is der bruder zcuuor behalden möge. Tene mentid 2 (GLaQSW.
— Z hinter der Glosse, mit der Bemerkung am Rande: Sequitur
additio Bogsdorff.)
b, « I, 15 Gl. (Citat) ,preterea‘] Nota liic, wie fibenerleie dinft
iß an einem vermieten gute, vt jnfra li. ij ar. lix u ,wil ein
herre feinen czinfimqn‘ in glo[l‘aj poft, principium et lehen
recht c. ,Wer‘ Va in glofa. (LaZ.)
b, 49. l,44 37) Gl. ,vnde her cloran beweyfe redeliche fache‘\ Nota
bene: 111 Is ift nicht gnug, das ich fpreche: ,das ding ift meyn,
vnde ivil das meyn machen‘, funder ich mus 17 dorczu bewiffen rede
liche fache, wurumbe is meyn ift. is (GLaQSWZ.)
b,50. l,45 Gl. ,das man lipliche''-' bewiffen mag 1 ] Vnd ich fpreche:
,liepliche‘, als fehen vnd vernemen 2n (La. —■ SW in der Glosse.)
I das erbe bis teil] L em fyn deil
‘ 2 . LaS lantrichter. L landrechte. 3 L mot.
4 anders darff] L fus dorfte. 5 L vjp. G W lehnr echt.
7 BLLaSZ lantrichter. G lantrechte. W lehnhernn.
8 is bis bruder] GLaS heiß (her iß).
9 GLaS fh. czu gleichem teile.
10 wanne nach l. bis teilen fehlt, LaS. • In G ans Ende gestellt. Siehe
unten N. 13.
II Et "bis fenfu fehlt LDQ.
12 Bis hierher in S der Glosse angehängt, das Uebrige am Rande. Der
Rest fehlt La.
13 G fh. wenne noch lantrechte füllen fie gleich teilen. Vgl. oben N. 10.
14 In Z nur das Citat: vt li. ij ar. lix.
15 c. yWerLa ar. Ix.
1G Nota bene fehlt GLa. bene fehlt SW.
17 L doch. 18 wurumbe bis ift fehlt La. 19 ,lipliche/ fehlt DG.
20 L abweichend: Dat ilc lifliken fen hebbe eder Vornamen.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 265
Gl. ,das man uff eynen man mit Worten faget 1 ] Als daz x
man einen czihet vnwißlichs 2 dinges. (La. — SWZ in der Glosse.)
38) I, 16, §. 1 ,vtorluft 1 ] Vornym 3 zcu dem male, ut jnfra
li. ij ar. vj et li. primo ar. xxxijd (GLaQSWZ.)
jlantfeffen recht 1 ] Concordat 5 li. iij ar. Ixxx. (GQZ.)
39) I, 18 Gl. ,gehört is eyme nicht 1 ] 3 Vornym 7 nach fech-
fiffchem rechte, ut jnfra 8 li. ij ar. xxxiiij in glo\['&] ultra
medium. 3 Intellige, 13 fi iuramentum 11 defertur aparteparti; alias
contra, de quo vide jm riehtfüge, uhi n ,die virde burgliche
clage fromet 13 douon 1 [11, §. 1] in fi. xi vide eciam jnfra li. iij
ar. xxij poft principivm gloj'e. Et quomodo iuramentum defer
tur a parte parti, vide jnfra li. ij ar. xxij in teccftu] et Supra
e. li. ar. vj ibi ,ab der man fevnes aeczuqes ivil abegehn‘
[§. 3]. (LaSWZ.)
40) I, 20; §. 1 ,geczune‘] Do meynt her auch huf er e mete,
die do finj 3 H- Ij ar - xxi.
Nota, mit deme Worte ,czune‘ meynt her auch 18 leyhwende
vngecleibitd 7 (GLaSWZ.)
1 däz fehlt S. W ap. 2 Z vnbew&ißliches.
3 Vornym fehlt G.
4 et bis xxxij fehlt L. In G folgen die beiden Citate in umgekehrter
Ordnung.
5 Concordat fehlt G.
6 La schickt voran: Concordat li. iij ar. xxij in glo[ fa] circa prin-
[cipium] et li. ij ar. xxxiiij in glo[fa] ultra medium.
7 BLSWZ Das (Dat,, Dis) vornym. La Das ift war.
8 7 d ,V\f ra ~\ S Et cowcor[dat].
9 ultra medium fehlt L. In La ist das Citat an den Anfang gestellt
(oben N. 6).
10 La et hoc verum. 11 iuramentum fehlt La.
12 BLSW ver[bis]. La in vcr[bis].
13 LaSW ykommet 1 (\kompt l ).
14 Das Uebrige in La abweichend: s. s. [i. e. speculo saxonico] li. ij
ar. xxij, do ftliet, wie der man Jelbir fage etc., id ibidem.
15 BLGLaSWZ flehen (ftan).
10 mit bis auch] GLa czevne daz feyn (La wereh).
17 Das zweite Alinea, welches in DGLa mit Add. 41 verbunden ist und
in D hinter Add. 42, in G ausnahmsweise am Rande der Glosse steht,
haben BLSWZ in folgender abweichender Fassung: vernym, die do
(L ohne do) vngecleibet feyn vnd flecht vjfgehauwen (A anffgebauwen).
Z fh. vnd alfo noch nicht vorbracht nach gehaben.
Sitzungsber. d. phil.-liist. CI. CX. Bd. II. Hft. 18
Erstes
Buch
B, 51
L, 46
B, 52. L, 47
B, 53. L, 48
B, 54. L, 49
266 Steffenhagen.
Erstes
Buch
n, 55. l, öo 41) ,vnde czymmer 1 J 1 ,Czymmer‘, das ift eyn uffgehauwen
(jebude,~ gefatezt oder 3 vngefatezt, 4 gebuwet oder vngebuwet/'
das 11 do mit die czogen 1 vnbefloffin 8 ift. (GLaSWZ.)
BSW fli. Sage, das hufer, die do vnbecleibet fein vnd ßechts
vffgericht, die heiffen ,czymer‘. wanne die namen fallen bequeme
Jeyn den dingen, anders liette ye der text gefprochen von Imfern
vnd, nicht von czymmere etc.'-'
b,5g. l, 5i 42) §. 2 ,mit deme gebuwe rumen 1 ] Nu mochte eyner
fprechen: nymmet doch die w frauwe leeyn 11 gebude. fage, das
kommet d.ouon, das man fie 12 dormete nicht nur 13 bemorgengabit
durch, miffeften 14 der dorjfere. wurde abir eyne 15 domit bemorgin-
gabit, fo Hilde man is cdfo, als is alhir ftet gefchreben. Sünder
man left, fie nu nicht 10 dormete bemovgingaben, uff das die gutere
nicht wufte werden, 17 ut jnfra li. ij ar. xxi in </[lo('a]. (SWZ.)
Pi,57. l,52 Grl. (Citat) ,dicat‘] In libro/ettfdorum] 7?[ubrica]
,äe co??/ite[tudine]‘ [II, 33] Do fteit: kriget der herre mit weme, 1 '-'
weiß man, daz her recht hat, adir zwiuelt man dor an, der man
fal deme Herren heiffen. Ift daz abir offenbar, das her unrecht hat,
er fal w ym heiffen zu feyner befchirmunge. Wil der herre abir
ymande 21 befchedigenß der n man mag ym heiffen, ab er wil. Ouch
fteit in den nehften geallegirten allegatenwere der herre zu
1 BSW schicken voran Item nota (W ohne nota).
2 BLSW hufi vnd gebuwede (hus vnd gebuw).
3 B vnd. 4 ader vngefatezt fehlt LLaS.
5 gebuwet ader vngebuwet] BLGSW bewart adder (L vnd) vnbewart. La
nur vnbewart. GLa fh. vnd vmbecleibit (vngecleibet).
0 D do. 1 do bis czogen fehlt L. die czogen] BGLaSW czogebruclcen.
8 G hef laßen.
9 Z bietet die Addition nebst Zusatz in veränderter und zum Theil lateini
scher Fassung: Qezimmere fein aujfgericht ader vnauffgevicht, vnge.de/jbet
heufer ader gebeude. Quia uerba dehent effe amfona rebue, alias
dixiffet domos.
10 BLSWZ keine (neyn).
11 BSWZ das. Vgl. die vorige Note, leeyn fehlt L.
12 A dye. 13 BLSWZ mehir fmerj.
14 L miftalt. St wufte werdent.
15 BSWZ fh. frauwe. — abir eyne] L fe ouer.
10 L fh. vier. 17 Sünder bis werden fehlt Z.
18 L vfi | b u s j. 19 L fh. vnd. 20 er fal\ L fo fr.hal me.
21 L iennigen. 22 L fh. eder fcliaden. 23 L fin.
24 den n. g. a.] W dem nelift allegirtten attegato.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 267
Erstes
Buch
adir 1 von deme konnige in die achte gethan, der man darff 2 ym
nicht heißen adir* dynen. (LaW. — S in der Glosse.)
Gl. ,das die fachfen allen frauwen zcu irem eyde gelafen b, ss
haben 1 ] Nu moch/tu fprechen: der nicht eyn fachfe were, der
muckte der 4 frauwen laffin, icas her weide , 5 des endorßte eyn
ander nicht thun.° Ich fpreche: 7 ya, wanne is ift keyferrecht, s vnd
ivas clanne das keyferrecht teil, daz muffen ander recht lyden vnd
halden. wanne der keyfer ift ein vater des rechten, vt infti.
,2wi[bus] mofdis] tefta,[menta] [in]/irwia[ntur]‘ [II, 17] §. 9
,ex eo‘ [7] et in auct.en. ,de raptis xa m«Zie[ribus]‘ [IX, 26,
al. 13 = Nov. 143], Diese Addition ist nichts Anderes, als
ein nachg'etragenes Stück der Bucli’schen Glosse, welches an
seiner Stelle in den Bocksdorf’schen Drucken, wie in D über
gangen ist. In SWZ in der Glosse vorhanden.
43) I, 21, §. 1 ,mit erbin gloube‘\ Non 11 intelligas filios, b,59. Ij,53
fed alias lieredes, quia filij contradicere non poffunt, et /ioc 12
propter confuetudinem, que hodie feruatur per totumf 3 jnfra l-i. iij
ar. Ixxv in glo[fa]. 14 de hoc vide u ’ lehnr. c. xxxi in margineN
(GLaQZ.) Vgl. oben §. 3, Nr. 2, Älin. 3.
§. 2 jLipgeczucht en kan 1 ] Raciof 7 das macht, daz is in b, so. l, 54
kegen ire' s metegift gedinget vnd gegeben ift, vnd wirf nicht ehir
ire, danne noch des mannes toded 9 vnd ap der man daz bey feinem
lebin 2(l mit irer vulbort 21 verkauft, 22 daz fchat ir nicht, fie habe is
1 zu adir fehlt LLaW. 2 L dorft.
3 LaSW noch. 4 SWZ den.
r ’ was h. w.] SW worczu fie weldin. Z wozu er wolde.
0 SW fh. Solucio. — des bis thun fehlt Z.
7 Ich fpreche\ 7a Sprich.
8 ya bis keyferrecht] SWZ das dis (Z das, S is das) keyfirreclit fei. Z fh.
dis aber fey fachffenrecht, das dorffen nicht alle lewte leyden. Der
Rest fehlt Z.
9 B c. 10 B ,raptu ( . 11 G Nota per hoc.
12 et hoc fehlt BGLa.
13 et hoc bis totum\ Z de confuetudine hodie.
14 Z fh. & [fa] hic fequenti.
15 de hoc vide\ L et.
10 B glo[fa]. — de hoc bis margine fehlt Z.
17 Rado fehlt W. 18 in kegen ire\ L in er er.
19 noch bis tode] L de man doet is.
20 feinem lebin\ L erem leuenden.
22 LSt vorlcofte.
21 L vorwillinge.
Erstes
Buch
,61. L, 55
B, 62
B, 63
B, 64
L, 56a
268 Steffenhagen.
danne verfwaren. dorumbe 1 mag fie 2 «'s noc7i tode ires mannes
widder fordern von eynem iczlichenn etc* (LaSW.)
44) ,bynnen irem rechten 4 tedingen 1 ] Das ift bynnen 5 dre7i
virczen tagen* von der czeit, als is ir irkant 1 ift, das fie is vn-
billich gelaffen habe, wanne, iven s eigner gut n left, der mus is
bynnen 10 m 11 wochen icidder in feine gewere nemen, 12 lelmr. c.
Ixix et Iviij et lix. (SWZ.)
Gl. ,N eme auch eyn man czwey wip‘] Doch mögen fie ire
lipgedinge vßthun vnd vermyten. Sie follen is abir den erben vor
anbieten, anders mögen fie is nicht vßthun ader vorkouffen, vt
wich. ar. Ivi ,Keyn weyp‘ in glo[fa] ante medium etc. (La.)
Gl. jdomete eyne frauwe ire lipgedinge vorwirken mag 1 ]
Vornym diß, daz is war fie, 1 * cip is ir man widderte vnd wider
dingen lijfe vor deine lehenherren 14 adir vor gerichte. blebe fie
aber fuft fitczen bey ires mannes leben, noch feynem tode mochtens
feyne erben nicht gebrechen etc.' b (LaSWZ.)
Gl. ,Dis were widder die recht, die liir vor ftehn gef ehr eben']
vt Supra e. ar. in glo[ia] in ,daz virde‘ et Supra ar. v in
(/Zoffa]."' (GS. — W in der Glosse.)
45) Gl. ,Dis entrichte alfo‘] 17 Nota bene illam diftinc-
cionem, quia ma(/d[eburgen Ces] indifferenter pronuncciant, quod
uxor retinet 18 bona eciam propter adulterium a viro diuorciata,
quod eft contra illam diftinccionem et contra cafum Supra notatum
in </[lofa]. 10 (LaSW. — Z in der Glosse.)
I L fus. 2 S fh. nicht.
3 La fh. vi[de] loich. ar. xxj, quando hoc verum eft.
4 In DL ist die Addition fehlerhaft zu ,cjefcheiden c im letzten Satze
gestellt.
5 A bey. L in. 6 virczen tagen] L vireldagen.
7 BL gelcundiget. W vor kundig et. Z kundt.
8 B weme. 9 L fin gud. BSW feine (feyn) lelien.
10 A bey. L in. Vgl. oben N. 5.
II BLSW fechs (vi). D vir.
12 wanne bis nemen] Z fimile in feudis.
13 St ys. — Voi'nym bis fie\ La Nota, hoc intellige verum. SZ Nota, hoc
verum. W Nota, hoc eft.
14 A lehenrecht. 15 La fh. m[de] ut Supra in v ar. in margine.
16 SW haben nur das zweite Citat.
17 In L zu ,gefcreuen c im vorhergehenden Satze, dem Stichwort der
Addition B, 64.
18 Z retineat. 19 cafum bis </.] L multa iura.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 269
Erstes
Buch
Gl. ,das ir eyme yn eyn geiftlich leibin weide 1 ] Das muß b, cs
gefcheen mit des andern wille. 1 (GZ. — SW in der Glosse.)
46) I, 22, §. 1 ,Der erbe 1 ]' 1 Notaß fecundum magd[ebur- l, S6c
genfesl her es tenetur foluere exequiasd fed fecundum leges com-
munes impenfa funeris 5 ante omnia ex hereditate deduciturß et
procedit omne creditum et es alienum, 1 ut in fpe[culo] ,de inftru-
[mentorum] edifcione]' [Lib. II Partie. 2J §. ,ut autem caute 1
[12] circa jfi[nem] s wr[bis] ,circa legata vero fcias‘ 9 et in
acZcG'fcionibus] [nämlich fpeculi] ,de pctri'ofckiis]' [Lib. IV
Part. 3] «erfficulo] ,pone reif 10 (SWZ.) Aus der Stendaler
Glosse zum lateinischen Text.
§. 2 ,Ift en abir‘]Concorclat wich. ar. Ixxviij in glof a] b, 6b
et jnfra li. ij ar. xxxij. (La.)
47) ,zcu vil lones gegebin‘] n Nota, entget dir dyn kneckt, l, 57
ir die mytunge 12 ufi get, So darfeftu ym nichtif nicht 13 gebin, et
datum reftituat dupliciter, ] i jnfra li. ij ar. xxxij. (GLaQSW.)
48) §. 3 } mufteilen‘] Mufteil fecundum ma</cZ[eburgenfes] l, 58
ift allis getotis fleifch vnde gefaltczen fleifch vnde getrocken 15 fleifcli,
et non 10 maft fwyn, dorczu alle 17 mufkorn, alfo etc. erbiß fl s alles 19
brotkorn, ane fatkorn, 20 vnde brot vnde getrenclce. (SWZ.) Der
1 des andern wille\ G irer beider willen.
2 In D ist die Addition für sich und ohne Stichwort fälschlich der Glosse
zu I, 21 beigeschrieben. In L ist sie ebenso fehlerhaft mit der Ad
dition 45 der Dresdener Handschrift verbunden (vgl. die nächste Note).
Dass sie zu I, 22 gehört, zeigt ihr Inhalt und die Stendaler Glosse.
In W steht sie bei I, 22.
3 L fh. circa eandem jrZfofam], quod. 4 L exceffus.
3 communes impenfa funeris) L verderbt fi communes impenfe fuerunt.
6 L deducuntur. 1 es alienum] L omnis res aliena.
8 Das Uebrige fehlt L.
0 Durandi Speculüm (oben S. 257, N. 17) 1. c. p. 330, col. 1, Nr. 45.
Der Rest fehlt WZ.
10 Die Stendaler Glosse hat ,po. rei 1 . Das Citat scheint verderbt.
” In DQ zu ,Vorlouckent‘, dem Anfangswort des nächsten Satzes.
12 die m.] L de tit der medinge.
13 nichtif nicht\ SW nichtis (nichts), ohne nicht. GLa nicht (ohne nichtif).
L neyn Ion.
14 dupliciter fehlt L. La duplicatum.
15 SW getruget. — getotis bis getrocken] Z gefalzens vnd gereuchert.
10 et noti] LSZ vnd nicht. W Abir nicht.
17 alle fehlt L. 18 W fh. grotze. S fh. lynfen.
20 Z famen. — ane fatkorn fehlt W.
18 D als.
Erstes
Buch
B, 67
B, 68
L, 59
B, 69. L, 60
270 Stoffenliagen.
Inhalt stimmt nahezu wörtlich mit der Stendaler Glosse zu
derselben Textstelle. Sitzungsberichte C, 922 f. Nr. 17. Vgl.
unten B, 68.
Gl. ,das ift des hem 1 ] Die teile her 1 dint. (GLa. — S in
der Glosse.)
Gl. ,mufteiln, das ift die J'peyJ'e teiln‘] Das ift, trugefleifch,
gefaltczen fleifeh, lcorn mel etc., vt wich. ar. xxiiij in principio
glo\Te]. (La. — W in der Glosse.)
49) I, 23, §.2 ,torheit‘\ Die wert biß 2 xxi iarn. danne
fo ift is 3 körnen zeu fernen tauen, nt jnfra in alo\l'al et jnfra
ar. xlij in </[lofa[. 1 (GLaQSWZ.)
50) ,der en darf keynem manne b.erechen £ ] 5 Vornym das,
wo her in vngefundertem gute fitezt mit den hindern. 6 Ift her abir
gehindert, fo mus her berechend wen eyn iczlich Vormunde, her 8
fie erbe ader nicht, der mus rechen dem lande f wanne is 10 zeu
feynen 11 iaren kommet, 12 anders nicht, wanne her mochte alle feyne
gutere vorthund 3 Sünder ehe 11 is zdu feynen iaren kommet, fo mus
der rechen, der nicht erbe ift. Aber der d.o 15 erbe ift, 16 der darjf
nicht ehr recliin, das kint kome danne zeu feynen iarn. 17 hoc verum,
fi habet 16 bona diuifaf !) ut wich. ar. xxvj in medio glo[l'e], ut w
eciam hic glofa dicit in fine(GLaQSWZ.)
1 A der. 2 LGLaQWZ fh. to (zeu).
3 L he. 4 et bis g. fehlt L.
5 So BSW. D stellt die Addition unpassend zu ,berechen t in dem
früheren Satze ,deme fal des hindes Vormunde beredten 1 , Q zu dem
folgenden ,des hindes gut l . L bleibt fraglich , da das Stichwort im
Text nicht markiert wird. G verlegt die Addition hinter ,bürgen
f etczen e .
6 Z brudern. 7 Vornym bis berechen fehlt La.
8 wen bis hei’] La Nota hic, der Vormunde.
9 dem lcinde] L den hinderen.
10 L fe. u L eren.
12 L Jcämen. G fh. vt jnfra in nottula. Nota, der Vormunde feg erbe a.dir
nicht u. s. w. mit Wiederholung des vorhergehenden Passus bis Jcompt.
13 anders bis vortliun] BLGLaQSW anders (La fh. /Jo) mochte er alle fein
gut (Q feyne guter, L fine guder) vertliun.
14 G wenne. 15 W nicht eyn.
16 Aber bis ift fehlt LDQ.
17 BGLaSW fh. vt hic. — das hint bis iarn fehlt GLa.
18 BLaSWZ hdbent. 19 BSWZ indiuifa. L diuerfa.
20 B et. 21 ut eciam bis in fine fehlt L.
271
Die Entwicklung der Landrcclitsglosse des Sachsenspiegels.
Gl. ,Daa vir de ift eyn vnde czwenczig iare‘] Das wiffe,
das ein kint Icompt zu feinen tagend wanne is xxi iar alt,' 1 Als
liir. 3 Wiffe ouch, das diffe keyn teftament fetczen mögen: Als
unmündige kinder, tobende lute, dy nymme fynne 1 haben, fpellute,
ftummen, blinden, vnd dy verthumet J’yn zu dem tode, vt in
fumma h azonis 6 ,qui teftamentum facere poffunt 1 [VI, 221."
(GLa. — SW in der Glosse.)
51) Gl. ,alfo ab eyn bruder feynes bruders hindere Vor
münder were‘\ Idem intellige de alijs coniunctis, alfo bruder
hindere, wo fie gancz vngefundert fin. nota bene. (GLaSW.)
52) I, 24, §. 1 ,veltpferde‘] Vornym ftrinczen. 8 wanne
alle menliehe thir gehören zcu dem erbe, lehnr. c. Ivj in </[lol'a]. IJ
(GLaQSW. — Z in der Glosse.)
BGSWZ ausführlicher: Nu moclftu wenen, H) daz man ouch
ftudpferde meynte, wanne dy heißen 11 ouch veltpferde, 12 vnd man
muß die™ hüten. Sage neyn, her meynt liir mete ftrintzen. 11 vnd 15
fpricht der text ,fwine‘ [§. 1], dor meynt her fuwe methe, wanne
alle menliche thir geliorn zu dem erbe. 1(i Wayn 17 pferde vnd pflug-
pferde geliorn nicht zu der morgengabe efc. 18 Nota, kuwe vnd kelber
vnd ftudpferde, die man nicht ynfpennet, die gehören noch lant-
recht. zu der morgengabe vnd gerade, ader noch wich [bild] gehören
fie zu deme erbe. 19 Schiller und Lübben, Mittelniederdeutsches
Wörterbuch IV, 437. 1878 voc. strintze.
Erstes
Buch
B, 70
B, 71
B,72. L, 61
1 La iaren. 2 SWSt fh. ift (ys). A fh. wivt.
3 Das Uebrige fehlt G. La hat den liest der Addition besonders und den
Anfang als Einschaltung zur Glosse.
1 nymme fynne] A nymmen fynn. SW nymmer fynnen (fynne).
5 S fentencia. 6 13 afonis.
7 Summa Azonis. Basileae 1572. Fol. col. 595, §. 1.
8 Sachsenspiegel III, 51, §. 1 veltstriken. Homeyer S. 316 mit N. 28
und im Register S. 491 voc. Veltperde.
0 in y. fehlt La. 10 St menen. 11 Z feindt.
12 GSWZ velt genge (veldgeng). 13 St fe. G ir.
14 G ftrinczel. St fh. edder moderen. 15 GSW Ouch.
10 Bis hierher GS. SWZ fh. lehnr. c. Ivj (Z Iv). Das Folgende in Z
gesondert.
17 Wagen. Vgl. Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch III, 646. 1878
voc. wain.
18 Das Uebrige in W getrennt.
19 WZ fh. wich. ar. xxvj. Aehnlich lautet die Addition in L: Her meynt
hir neue ftodperde, fander he meynt perde mit ftrutzen. he fecht oh ,mefte
272
S teffenliagen.
Erstes
Buch
B,73. L, 62
B, 74. L, 63
B, 75. L,64
B, 76. L, 65
,czununge vnde czymmer‘\ Czune vnd l geczymmer gehorit 1
zu morgengabe, als der text hir fpricht. Das faltu alfo 3 vorncmm :
Czune 4 daz J'int czunftecken vnd gerten/ dy nicht volkomen fint.
das gezune 11 mag dy frauwe vjf flißfen 7 vnd vjf ire gut fetczen,
ap die erben daz geczune s nicht gelden 9 wollen-.Al Ar czymmer,
daz ift gebuwe, daz clo vngericht i/t, 11 ader gericht vnd vngedacket- 12
vnd nicht volkommen ift, 13 daz mögen die erben lofen, ap 11 fie
wollen etc. (SW.)
53) §. 2 ,Gemefte fwyn‘\ Vornym, die do gefaltczen fin
vnd geteiltA 5 fuft gehören fie zcu dem erbe, wanne mufteil ift
eyne fpiffe, die eyn man zcu feyner notdorfft geflan hat, wich,
ar. xxiiij 1(i in p[lol'a]. 17 (GLaQSW. — Z in der Glosse.)
Martitz, Güterrecht des Sachsenspiegels. Leipzig 1867, S. 107,
N. 7 am E. mit S. 74, N. 13. So viel ich sehe, die einzige
von Martitz benutzte Stelle der Additionen.
54) §. 3 ,das zcu der gerade gehöret‘] Wo abir 18 die nyjftel
gerade nympt der frauwen, die fal ,!l dem manne bereiften fin' 20
bette, ut jnfra li. iij ar. xxxviij in fea;[tu|. (QSW.)
,fclioff‘] Nota/ wiffe ouch, 22 daz die frauwe alle fchaff ires
mannes nympt zu gerade. Hette aber ein 23 man 2i eynen funder
lichen fchaffhertten/ die fein wem, 20 die gehören' 21 irer' 2S nijftel
fwyne* [§. 2], weilte alle minfclilike deer hören to dem einte, wagenperde
vnd pluchperde hören to morgengaae. Ko vnd keluer, rynder, ftodperde,
de me mede in fpannet, de hören na lantrechte tor morgengaue vnd tom
gerade. Sünder na tüic/i[belde] hören fe tom einte.
I Czune vnd fehlt L. 2 L hören.
3 W ouch. 4 L tymmer. 5 St roden. L tun roden.
6 das gezune\ St de tliune. L dat getymmer.
7 St ajfbrelcen. L vth fluten.
8 daz geczune] St wie oben N. 6. L dat timmer.
9 LSt Letalen. 10 L wolden.
II do vngericht ift] L me noch nicht vpgericlitet lieft.
12 L nicht gedecket. 13 vnd nicht v. ift fehlt L.
14 L iffet dat. 15 Z fh. zu flücken. 16 Z xxiij.
11 BZ fh. et Supra ar. xxij, vt notaui etc. LSW fh. et sitpra ar. xxij.
18 Wo abir] L wen. 19 die fal] L fcal fe. 20 L dat.
21 LaZ fh. hic (hie). — Nota fehlt SW.
22 wiffe ouch fehlt LLa. SW Hy (Hir) wiffe ouch.
23 La ir. Z der. 21 Z fli. fonderliche Schaf odder.
25 eynen f. fchaffhertten] La funderliche fchaff herdin.
26 die fein wem] St vnd de fchape fyne weren. Z der fein were.
27 L horden. La geboren. 28 LaSt fyner.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels.
273
Erstes
Buch
nicht, ap fein weip fturbe. Was die frauwe felbir hat 1 an Jehaffen,
daz erbit fie' 2 vff ire nelifte gefpynne. 3 Als weip 4 vnd meide, die
fehaff lietten, Das prüfe 3 hir bey, daz do fteit. indem xxxi. ar.
hirnocli. Stirbit aber das weip, dy ß erbit heynerleye varnde habe,
funder gerade vnd eigen, ap fie daz hat, vff ire nelifte. 1 hat fie
felber s Jceyne fehaff, die ire feynf fo endarff 1(1 der man feines
weibes gefpynne' 1 feyne fchaff nicht 12 zu gerade geben. 13 Et feabini
magdeburgen\[es] fie pronuncc,iant. u (LaSW. — Z in der
Glosse.)
55) I, 25 Gl. ,die haben vorlorn alle lehn 1 ] Idem 13 de iure b, n. l, 66
communi, l. ,deo‘ [56] C. ,de ep*/’[copis] et cZe[ricis]‘ [I, 3J.
in|de] eciam: 1(i ,qui clericus efficitur aut Votum religionis affumit,
lwc ipfo 17 feudum amittit 1 , c. ,qui clericus‘ [6] ti. ,fi de /"ettfdo]
contro\verfia]‘ [II, 26] ls in ufu feudorum. (SWZ.) Aus der
Stendaler Glosse zum lateinischen Text I, 25, §. 3.
56) Gl. ,her darff or zeu Franclcenfurt nicht gebin 1 ] Wo b, 78
man gloubit zeu lialden, do fal mans holden. 111 (S.)
57) I, 26 Gl. ,kommet, fuft fogetane eynem herreif Alfo b, 7i>
epte,' 2n bifchoffe vnde eptifchynne. (G.)
58) I, 27, §. 1 'teie | Zyi/ (aber (1/1/6 nyftel auch 6? 1)6 b, so. l. gt
mete, fo hat fie die koref 1 ab fie die gerade nemen wil ader erbe,
Supra e. li. ar. xxiiij in fi[ne] </[lofe]. 22 (GLaZ. — S am
Rande und später abermals in der Glosse.)
1 L hede. 2 L fik.
3 nelifte gefpynne] L fpihitagen. 4 St frowen.
5 LSt marke (mercke). 6 StLaSWZ Je (fie). L dal.
1 ap fie bis nelifte fehlt L. 8 felber fehlt L.
9 keyne bis feyn\ L nein fchap, dat er is.
10 L dorft. 11 L fpilmagen.
12 feyne fchaff nicht] L nein fchap.
13 La fli. Iftam addicionem inveni in «[cabinornm] ejpi[ftola]
M agd[ e b ur gen f i u m ].
14 Et bis pronuncciant] La et ita eft pronunciatum fecundum Scabinos M.
15 BLSWZ fh. dicendum eft (LSWZ ohne eft).
16 ui[de] eciam] BLSWZ Nam.
1 ' BDSW ipfum. — hoc ipfo fehlt Z.
18 B ,contra fueriV. LSWZ ,contro Mer[fia] fuerit'.
19 In BS Lateinisch: Qui certo loco foluere promittit, ibi tenetur.
20 epte fehlt B. 2 » Z wal.
22 in fi. g. fehlt L. <7[lofe] fehlt B und S am Rande, steht aber in S
in der Glosse.
274 Steffenliagen.
Erstes
Buch
B, 81 Gl. ,Gerade ißt hußgerethe 1 ] Jam liabita eft ibi: ,Ift aber dye nifftel
auch‘ etc. Vgl. die vorhergehende Addition. 1
u, 82 59) I, 28 ,frone, boten 1 ] Was aber deine fronehoten douon
blibit,' 1 lioftu li. iij ar. Ivj. (GLaZ.)
b, 83. l, 68 60) Gl. ,durch des toden bruche 1 ] nt, fi fuiffet Jiereticus,
uel fe ipfam metu mortis 3 interemijfet, li. ij ar. xxxij. (LaSWZ.)
l, cs 61) I, 29 ,iar vnde tage 1 ] Contra jnfra li. iij ar. Ixxxiij.'
Do lioftu/' man fal is geweren, die teile eyner lebe.“ ibi foluitur,
vide wich. ar. xvj.~ fac diftinccionem, an ab intef[tato], et tune
requiruntur xxx anni; an ex empcione feu donacione feu alio
contractu quocunque, tune fufficit annus. Tene menti, illa eft
fententia omnium laicorum, vide jnfra li. ij ar. xliij in glo[fa]
et li. iij ar. Ixxxiij in </£o[fa]. 1 ' Item contra fe£c[tum| habetur
jnfra li. ij ar. vi in fi. ibi foluitur in jfZofl’a]. 9 (GLaJSW.)
B . 8i Gl. ; Das andere fint heilige ding 1 ] Exemplum 10 laiche,
mejfebucher, u meffegewant etc. (WZ in der Glosse.)
B . 85 62) I, 31 Gl. ,Nu mochftu fügen, ich faite vnrecht 1 ] Vor-
nym 12 doran, das her ym text fpriclit, das eyti man feynes wibes
gut in feyne vormundefchafft nympt. (GLaSWZ.)
b, 86. l, 70 63) I, 32 ,Keyn weip‘] Nach Jceyn man. wanne wer fo an
feyme lehne ader an deme v “ lipgedinge feyner muter ein eygen zeu
fagit, der vorluft is, li. ij ar. xliiij in textu in fi. 11
1 Der Verweis erklärt sich daraus, dass der Baseler Primärdruck eine
Handschrift vor Augen hatte, in welcher, wie in S, die fragliche Addition
zweimal vorkam, zuerst zum Text, dann in der Glosse an der be-
zeichneten Stelle.
2 Was bis blibit] Z Fronbote, was der douon hat.
3 metu mortis fehlt L. 4 W Ixxiij. S Ixxii.
5 Do lioftu] GLa vbi dicitur. 0 eyner lebe] GLa her lebit.
7 LaSW xxj. G v. Den Anfang bis hierher rückt La hinter die folgende
Ausführung. In W fehlt das Uebrige. G fh. Contra jnfra li. ij ar. vj
in fi. Ibi foluitur in fjlo [ Ca |. Vgl. den Schluss der Addition.
9 In L, mit Uebergehung des Restes, verkürzt: dat if war, lieft lie dal ex
emptione, donacione uel alio contractu, fecus, fi ab inteftato, fo is em not
xxx Jar, wich. ar. xvi, in li. ii ar. xliii in <}Z[ofaj.
0 Item bis in gl. fehlt La. 10 WZ Alfo (als).
11 meffebucher fehlt Z. 12 GLa Intellige.
’ 3 B feinem. — an deine fehlt LW.
14 in textn in fi. fehlt L. Das ganze Alinea ersetzt La durch eine andere
Ausführung, welche nebst dem folgenden Alinea BSVVZ in die Glosse
recipiert haben.
Die Entwicklung der Landroclitsglosse des Sachsenspiegels. 275
Erstes
Buch
Fallit, 1 wanne eyne frauwe hatte erbe ader eygen zeit lip-
gedinge, 2 vnde die 3 kinder fturben, Jo fturbe 4 der muter das
erbe in den fehaß, vnde 5 behelt danne ir lipgedinge zeu eygen
vnd erbit is danne abir nicht G alfo lipgedinge, funder alfo erbe
propter mutacionem. 1 (LaW.)
64) I, 34 Gl. ,is hiebe doch, des kouffers‘] Contra 8 li. iij B . 87
ar. iiij. do fpricht die glofe: 9 ,diewile ich eyn gut vor gerichte
nicht vorgebe, 10 fo ift is nach meyn.‘ (GLaSWZ.)
Gl. -Jage, is fie gut durch vierleie fache 1 ] Concordat lehen- B > 88
recht c. xvi et xxxvi. vnd man fal n gut verrechen in cleme
gerichte, dor is ynne leyt, ader vor dem hofelierren, vide 12 wich,
ar. ylii[mo] 13 in recapitulacionibus. Do haftu ouch, wie lange
einer dem andern gewern fal in iiij calumpnis. u do fal man ouch
clagen, li. iij ar. xxxiij §. vlti. et wich. ar. xxi in glo[fa]
ante medium. (SWZ.)
65) I, 36, §. 1 jbefchelden‘Y b Hie hoftu, 13 dar der vn- B . 89
eliche 17 vorfpreche nicht gefin mag. wanne du hoff, jnfra ar. Ixi
e. li. [§. 4]: vorfpreche mag 18 nicht gefin der, ,den man an feynem
rechten befchelden mag. 1 ergo etc4 9 (GLaQSW. — Z hinter dem
Text des ganzen Artikels.) Vgl. unten Nr. 79.
1 La Sage, quod £ea;[tus] hic fallit, wie BSW in der Glosse. Vor Fallit
wird in L vorgemerkt: In glo[ti\] eofdem] ar. adde, während B den
Eingang des mit Fallit beginnenden Alinea unmittelbar an das vorige an-
sehliesst. Bei der Zählung lasse ich die Trennung in L unberücksichtigt.
2 Das Uebrige fehlt BW, wo statt dessen auf die Einschaltung in der
Glosse (N. 14 zur vorigen Seite) verwiesen wird: vt jnfra e. ar. in glof a.
3 L er. 4 L fteruet. 5 L fli. Je.
6 L fh. mer vp ere frunde.
7 propter mutacionem fehlt L. La fh. racione deuolucionis. dar vmbe blibet
noch differ £e#[tus] recht, wie BSWZ in der Glosse. D hat das Alinea
Fallit zweimal, und zwar einmal in obiger, mit L stimmender Fassung
für sich, sodann am Ende verkürzt in Anlehnung an das erste Alinea,
dessen Inhalt kurz wiederholt wird.
8 BWZ Concordat. 9 die glofe] G her.
10 GLaSW engebe. 11 Z mag Je. 12 B et.
13 Das Uebrige fehlt Z.
14 in iiij calumpnis fehlt W.
15 In D fälschlich unter die Glosse zu I, 35 gestellt.
16 Hie hoftu] BQSWZ Dor vß (Q uff) mercke.
17 der vneliche] BQSWZ egn vnelicher. St eyn vnechte.
18 GLaSWZ kan. 19 ergo etc. fehlt LaQSVVZ.
Erstes
Buch
B, ‘JO
B, 91
B, 92
L, 71
B, 93. L, 72
L, 73
276
S tef fen hag e n.
I, 38, §. 1 ,Kampfin‘\ Kämpfen das fint dy, dis vmbe gelt
wehten, 1 Ader katzen ritter. die heißt man jm latin' 1 actores arme. 3
(LaZ.) Schiller und Llibben, Mittelniederdeutsches Wörter
buch II, 435. 1876 voc. kattenriddev.
§. 3 ,gewynnen‘1 Erbe zu nemen. wanne alle feyn gut das
ift vorworcht gut. (SW.)
,yn feyn recht kan her ahir nicht widder Icomen‘ (Homeyer N. *23)]
Noch eliche 4 Jcinder enmag der man Jeder nicht gewynnenf erbe czu nemen.
wenne alle fein gut ift vorworcht gutS' (Z.) Wiederholung der vorigen
Addition.
66) I, 39 ,wallenden keffel 1 ] Das ift abe geleit, vide wich,
ar. xxxij in g^o[fa] ante mediumJ (GQ.)
67) I, 40 ,vnde nicht feynen lip‘] s Contra 11 e. li. ar. liij. U)
Do fpricht die glofe: n ,her vorluft feynen lip.‘ die, ut ibi in
(/£o[fa]. 12 (GQSW. — Z hinter der Glosse.) Vgl. das Facsimile
bei Petzholdt, oben §. 3, Nr. 1, N. 3.
BSWZ fh. Sage, das her fait in dem liij. 13 ar. von dem 11
ftritfluchtigen, der vorluft feinen lip. Hie fait her von dem her
fluchtigen, deme vorteilt man feine ere vnd feyn lehen. 15 Vgl. hierzu
die Buch’sche Glosse zu I, 53, §. 2 und Sachsenspiegel I, 40.
68) I, 46 ,muffen 1 ] 16 Contra 17 jnfra li. ij ar. Ixiij ls et
li. iij ar. xxx. 19 Do fpricht die glofe j, das is anders fie nach
geiftlichem rechte. (QSW.)
1 St liest mit Nichten rechten (Schiller und Lübben), sondern hat nur ein
ausgesprungenes v, welches dem r ähnlich sieht, dessen Reste aber in dem
Exemplar der Lübecker Stadtbibliothek noch deutlich erkennbar sind.
2 die h. bis latin] Z latine.
3 Z fh. ut infra eo[dem] [seil, libro] art. xxxix in glo\fa].
4 St echte. 5 B fh. czu.
6 gut fehlt Z.
7 GQ finem. — in gl. ante m. fehlt L.
8 In B zu } truweloß‘. 0 BZ Concordat.
10 W Ivii. BZ Ixiij. BGSZ fh. in ^Zo[fa].
11 die glofe] BGSWZ her. Vgl. oben S. 275, N. 9.
12 L hat nur den Satz: die, ut ibi in glo[fa].
13 W Ivii. B Ixiij. Wie oben N. 10. 14 BS den.
15 S lehnrecht. Z fh. aber nit den leib.
16 In L zu dem Stichwort der Addition B, 94.
17 SW Concor [dat]. 18 SW Iviij.
19 et bis xxx fehlt L.
277
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels.
,Vormunden 1 ] Nota hic, wer abir eyne frauwe antwert-
terynne, 1 das man zu iren guteren claite, 2 vnd hette keynen Vor
munden, wanne fie danne vor gerächte qweme, fo mufte fie von
ftundt einen Vormunden kyfen, der fie vorantwertte, adir 3 wurde 4
f eilig. Hette fie aber einen rechten Vormunden, vnd der were
nicht ynheymifch/’ das her fie verantwertten muckte, 3 fo mag fie
iren Vormunden 1 hinder fich cziheh xiiij tage, das fie ’yn vor-
brengen mögen 3 (LaSW. — Z in der G-losse.) Dem Tamrao
von Bocksdorf zugeschrieben. Vgl. oben §. 9, S. 242, nebst N. 5.
I, 47, §. 1 ,eyde‘]' ] Nota hic, daz man dy frauwen nicht
obirczugen magk, vnd daz fie nicht 10 recht wiffen dorffenf 1 Et die,
quod illud liodie receffit ab aula. (GSW.)
,Er rechte Vormunde‘] Nota hic, daz 12 rechte Vormunden
heyffen 13 als eyn man feines weibes ader der nehfte ebinbortige u
fivertmoge. die folen gewere thun vnd leijten 15 vor fein ivip vnd
mundelin. ln Die abir von gericlitis halben zu Vormunden gegebin
werden, dorffen des nicht, vt jnfra. ftatim in ar. fequenti.
(LaSW. — Z in der Glosse.)
69) I, 48, §. 1 ,gemacht 1 ] Vide jnfra li. iij ar. xvj et
lehnr. c. Ixiiij. (GLaQZ.)
,klage 1 ] Die zu kämpfe gehit etc. (LaZ.)
I, 51 Gl. ,Die elften fint rechtloß 1 ] Nota, 17 wurde eyn
geczug angefprochen, ls daz er rechteloß were, daz mufte yenner
zu liant bewifen, vt C. ,de <e_/7'i[bus]‘ [IV, 20] l. ,fi quis 1
Erstes
Buch
B, 94
B, 95
B, 9(5
B, 97
B, 98
B, 99
1 St antwerdet.
2 Nota bis claite] La Item ßo man clagete zu eyner frawin gutere.
3 St fh. fe. 4 Z wirt. 5 St tho huef.
6 daz hei' bis machte fehlt LaZ.
7 iren Vormunden] La yn.
8 WSt mag (mach). LaS möge. La fh. vnd fie vorantwerte. La combiniert
damit die Addition B, 96.
9 G bringt die Addition in den Text des vorli ergeh enden Artikels. In W
ist sie in zwei getrennt und theilweise wiederholt.
1(1 St neyn. 11 vnd bis dorffen fehlt G.
12 La welch. 13 La fh ut in tex[tu].
14 ebinbortige fehlt La. 15 La fh. vnd entffhan.
10 Der Rest fehlt La, wo die Addition mit B, 94 verbunden ist. Vgl.
oben N. 8.
17 SW fh. hic.
18 wurde bis angefprochen] W wenne eyn g. angefprochin wurde. S stimmt mit B.
Erstes
Buch
L, 74
L, 75
B, 100
278 Steffen hagen.
[17], 1 vnd daz fix kein wort vor gerichte fprechen mögen, 2 ,de
acctt/a[cionibus]‘ [V, 1] c* ,om.nipotens‘ [4], (SW.) Aas
der Bocksdorf’schen Glosse wiederholt, mit Umstellung des
letzten Satzes.
70) I, 52, §. 1 feyn eygen nach feyne lute gebin 1 ] Contra
Supra ar. xxxiiij. do lioftu, das eyn man mag ivol fin eygen
vergebin ane des Achters orloup. Jage, her fagit do uon bewege-
liclien gutem, hie abir 1 von vnbewegelichend' in bewegelichen dingen (i
darf man nicht mer, wanne yens gunft, der is gab, 1 ut jnfra li.
iij ar. Ixxxiij in glofa]. vide eciam li. iij ar. iiij in gZoffa]. 8
(GLaQSWZ.)
71) fander erben gloube‘] n Nu mochftu fpreclien: ln left
doch eyn man fein weip bedingen ane erben gloube, vnde die erben
muffen is vefte halden. Sage, feynem ivibe mag hers wol ihm
vnde uff geben 11 ane erben gloube, ader nicht eynem andern, vide
lehnrecht c. xxxi in margine in addicionibus. 12 (LaZ.) Vgl.
oben §. 3, Nr. 2, Alin. 3 nebst N. 4.
72) §. 4 ,vorgebit‘] Sage, 13 her mag in feynem ficlibette
vorgebin alfo vil, alfo her obir das bettehret gereichen mag. do
von hoftu in dem 11 wich. ar. Ixiiij in dem biefacze der glofen.
(Q.) i* Vgl. Sitzungsberichte CI, 797, N. 8, wo die Addition
nach der Homeyer’schen Handschrift abgedruckt ist. 111
I BSW ,autem‘. 2 W fh. extra. 3 B l. 4 L "ficht lie.
5 Bis hierher in GLa lateinisch. Der Rest in Z abgetrennt.
6 L gadern.
7 darf bis gah\ L is nicht anders men de gunft des geuers.
8 Die Citate fehlen L.
9 In D ohne Stichwort der folgenden Addition nachgestellt.
10 Nu mochftu fprechen] L dar mochte ein feggen.
II thun vnde uff g.] L vp laten eder geuen.
12 in m. in addicionibus fehlt LLa. La fh. ponitur in ad die [i oni bus]
differentia inter gedingen vnd vndir lihen u. s. w. Z verkürzt die ganze
Addition folgend er massen: Seinem weybe gibt der man on erben laube,
vide lehenr e[o,Yit] c. xxxj in margine in ad di.
13 B Eczliche Jagen, daz. 14 do von bis dem\ B i»[de].
,r> In Q, auf einem eingeklebten Zettel, auf welchen am Rande verwiesen
wird mit: vide cedulam de hoc.
10 La hat statt dieser Addition den vollen Zusatz über die Gesundheits
proben des Bürgers in der Form der Petrinisehen Glosse und der
Bocksdorf’schen Drucke. Sitzungsberichte CI, 790 f. In DQ wird ein
langer Zusatz angehängt, der in G für sich dem Texte einverleibt ist.
279
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels.
73) I, 53, §.2 fuße 1 ] Conc,or[dat] 1 jnfra e. li. ar. Ixij
et ar. Ixx in glofa. (GQWZ.)
§. 4 ,Keyn man wettit‘] Mercke oucli ym dritten buche
ym xxxix. ar. §. penulti. do vindeftu in feiner (//.offen], wo
man deme richter dreiens 2 wettit, vnd ift doch nicht widder diffen §,
der Ivir ftehit: ,nymant wettit‘ etc. (SWZ.)
74) I, 54, §. 3 ,Czins‘] Intellige de cenfu hereditario quo-
cunque facto, 3 non redempcionis contractu, 4 fecundum magd[e-
burgenfes]. (S.)
75) §. 4 ,pfenden 1 ] Vnde jnfra annum et diem, nam poftea
emouentur cenfus et alia communia debita, fecundum magd[e-
burgenfes]. Wörtlich gleichlautend mit der Stendaler Glosse.
Sitzungsberichte C, 924, Nr. 30. Im Augsburger Primärdruck
Erstes
Buch
B, 101
B, 102
übergangen.
76) I, 57 ,lceyn gerichte 1 ] 5 Et fi iudicet, 6 fententia fua non b, 103
valet et eft, nulla. nam que a iudice incompetent.e fiunt, nulla
funtß C. ,fi a non conpetenti 1 [VII, 48] s l. i. (SZ.) Aus der
Stendaler Glosse zum lateinischen Text.
I, 59, §. 1 ,ane‘J Äliqui 9 non habent illam dictionem ,ane‘. 10 b, 104
(Sec/ 11 habent: ,vff yn felber clait‘, 12 et lioc vult (/Zo[fa] jnfra
iftius arfticuli]. (LaQS.)
77) I, 60 Gl. ,das eyn vorfpreche fich wol mag laffen b,ios. t,7«
myten‘] 13 Nota, u eyn vorfpreche 15 mag 10 icol feyne wort ader tat 17
1 Concorfdat] fehlt WZ. B vt.
2 WZ dry fiunt. S stimmt mit B.
3 quocunque facto fehlt S.
4 redempcionis contractu] So in S. D re emptoris contract.a.
5 In Z zu I, 55. c S iudicat.
I nulla funt\ Stendaler Glosse non valent.
3 BSZ fh. ,iudice 1 . 0 Q alij.
10 Das fiebrige fehlt QS. Aligui bis ,ane‘ fehlt La.
II La alij. 12 Homeyer, N. 2 ad h. 1.
13 In L zu dem Stichwort der folgenden Addition gestellt. QS verlegen
die Addition hinter B, 106 und verbinden beide zu einer.
14 BQS Vnd. La Alzo fpricht auch das recht, das, unter Voraussehickung
einer längeren Ausführung.
13 La Ratgehe in dem rechtin.
10 La muß.
17 feyne ?/>. ader /.] BGLabQS feinen rath. L fyne wort vnd. fynen rat.
Erstes
Buch
B, 106
B, 107
B, 108. L, 77
B,109. L,78
B, 110.L, 79
L, 80
280 Steffen ha gen.
verkouffen, ut xi q. iij c. ,non licet 1 [71] et xiiij q. v .non
Jane 1 [15]. 1 (GLabQS.)
Gl. ,feinen rath wol verkaufen 1 ]' 2 Nota, aduocatus bene 3
poteft vendere confilium fuum. (QSZ.)- 1
Gl ,Nu fage du‘] Glofa de procuratoribus/> quod gratis
debet procurare, defendere vel agere, m[de] ibi &ar[tolumJ, qui
reprehendit ibi glofam (i et concordat hic cum gZoffa]. (S.)
78) I, 61, §. 1 ,bürgen fetczen 1 ] Intellige" in caufa criminali,
fecus in ciuili, jnfra li. ij ar. v* in prm[cipio| </[lofe] !l et li.
i ar. lxvij i0 in (/Zoffa]. 11 (GLabQSWZ.)
79) §. 4 ,befclielden‘] Nota, liie hoftu, das der vneliclie n
nicht kan y2 vorfpreche gef in, fo XA man on an feynem rechten be-
fchelden mag, Supra ar. x'xxvj. (GLbQSWZ.) Vgl. oben Nr. 65.
80) 1, 62, §. 1 ,zcu eyner clage‘] Sic communiter 15 litis
conteftatio eft formale principium iudicij, quod per partes remitti
non poteft, ut in /pe[culo] ,de /e[ntentia] prola[taf [Lib. II.
Part. 3] §. ,iuxta‘ [8] 111 ,quid fi de parciüm/ 11 (SWZ.) Aus
der Stendaler Glosse zum lateinischen Text.
81) §. 3 ,drey fchillinge'] Dorbie ls faltu vernemen, 19 das
man vrnbe alle ander boffe w brache,id eft T1 geringe brocke auch
fal mit dren fchillinge wetten eyme iczlichen richter. vnde das
heijt 215 die cleyne buffe. Abir vrnbe groffe broche, alfo totflag vnd
' et bis ,non ferne' fehlt L, wo der Inhalt der folgenden Addition in
deutscher Fassung hinzugefügt wird: Jo mach olc firnen rat vorkopen
eyn aduocate.
2 So in B. In D fehlt das betreft'ende Stück der Glosse.
3 bene fehlt Q.
4 Wegen QS vgl. oben N. 13 zur vorigen Seite, wegen L N. 1.
5 S fh. dicit. 6 ibi glofam] S in <j(Zo[fa]. 7 BLS Intelligitur.
8 Z iij. 9 Z fh. übi limitatur. 10 S Ixv.
11 et bis gl. fehlt L. BSWZ fh. et wich. ar. xxvij (WZ xxvi, S xx)
in glo[la,].
12 St vnechte. 13 LWZSt mach (mag).
14 BGSWZ fint. St fint dat. L dar vmme dat.
15 BLSWZ de iure communi. Ebenso die Stendaler Glosse.
10 LSW fh. «e);/?[culo]. BZ fh. uer[ficulo] ,fed‘.
17 Durandi Speculum (S. 257, N. 17) I. c. p. 439, col. 1, Nr. lö.
' 8 L Hir.
19 Dorbie f vernemen] GLa Nota hic, das du hir bie falt vernemen.
20 GLabWZ bloß. 21 SWZ geruffle. 22 L vnd.
23 das heißt] L dar vmme hei dat. Z fh. dicke.
Die Entwicklung der Landreclitsglosse des Sachsenspiegels.
281
Erstes
Buch
fleijchwunden faltu 1 wetten, 2 alfo du lioft 3 li. iii ar. Ixiiij.
(GLabQSWZ.)
82) §. 4 ,ane fcliaden'] Contra 4 Zi. y 5 ar. xxxvj. c <7o b,ui.l,8i
fpricht die glofe: 7 ,irloubit der riclder 8 widder recht, feyne ir-
loubunge entfchuldiget den cleger nichtibi vide in g[lofa]. 9
(GLbQSWZ.)
I, 63, §. 1 ,houbtloche‘] 10 Das ift bey dem obirften loche n b, 112
feines cleides ader bey 12 deme kollnerW (GLabQSWZ.) Letzte
Addition in Q.
I, 66 Gl. , Wanne her danne durch vngehorfam alleyne vorueft wart‘] Sir B, 113
fpricht her nu, was ei/nem dij veftunge, do her vnhenumet ift ynkommen, fchade.
I, 68, §. 2 , Wer den andern‘] Concordat li. iij ar. xvij. (Z.) B, 114
83) ,mit knutteln‘] u wer abir y -' den andern fchilt ader login l, 82
ftrafft, 16 der gebit ym feyne buffe, li. ij ar. xvj. (GLbS.)
84) ,ane fleifcli wunden 1 ] Hat her aber fleifcli ivunden, b,h5.l,83
fo verluft her 17 die liant, li. ij ar. xvj. is her vorluft domit feyneh
Up nicht, li. iij ar. xxxvij et li. ij ar. xvj in fi.'° (GSWZ.)
§. 3 ,valin zcu kämpfe'] Daz ift in hantliafter tat vorbrengen vnd B, 116
felbfihinde geczugen, vt wich. ar. xxvi , Nu horit ( . (Z.)
85) I, 69 ,man‘J Thar her vor 211 angift feynes libes nicht is.in.L.si
vorkomen 21 vnde en bereden, fo gebe her dem richter feyn gewette
vnde tliu, alfo du liaft jnfra li. ij ar. xiiij. (GLbSZ.)
86) I, 70, §. 1 fff gut 1 ] Wie hers entreden fal, vide lelmr. n, ns
c. xiiij.n (GLbSZ.)
I GQSWZ fal man. 2 faltu wetten fehlt. La. L wedde.
3 du hoft] L fielt. 4 Z Concor[dat]. 5 BSWZ iij.
6 D xxvj. 7 do bis glofe] G in gloza, dy fpricht.
8 L fh. wat. 9 ibi bis g. fehlt L.
10 LbQ schicken voran: Alij habent: ,bie deme houpt gate 1 . Homeyer,
N. 7 ad h. 1.
II St hale. 12 Q von.
13 GLbQ Icolnere. A goller. Z koller. St lcraghen. La giebt von der ganzen
Addition nur die Worte: ader kölner.
14 In G hinter der folgenden Addition dem Texte eingereiht. In S zur
Glosse gestellt.
15 wer abir] G Adir wer. 16 L het.
17 Hat her bis her] L dede enen flefcliwundet, de vorluft.
18 D xxxvij. 19 li. iij bis in fi. fehlt L.
20 BGLb von. 21 BSZ bekennen.
22 G fh. et li. ij ar. vj.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. II. Hft
10
Erstes
Buch.
282
Ste f f enliagen.
b, ns) Gl. ,vrbare‘\ 1 Id eft 2 nutcz, et ideo habent aliqui 3 exprejje
,von nutcze. (i (GLbSWZ.)
b, 120 87) Gl. ,die nicht dingpfliclitig ßn‘] Nota, der 5 Ift ding
pflichtig, der do zcu dinge geladen ift, ader der do eynen 6 zcu
dinge geladen hat, loich. ar. xlvj et lehnr. c. Ixv 7 in glofaj.
(GLbS. — Z zweimal.)
B Hir enden fielt addiciones des erften buelies, und folgen hirtweh
addiciones des andern buches. L T)yt fint de additiones vp dat
ander boeck.
Zweites Buch.
1) II, 1 ,So pich fünften 1 ]* An iviramentum vniuerfitatis
tranffeat ad fucceffores, w[de] in gueftione dominiealifl que
incipit ,Bononienfes.‘ w ibi concluditur: 11 ,filij ex contractu patris
poffunt conveniri, non tarnen funt periuri ex iuramento paterno,
cum periurus dici non poffit, qui non iuravitf 12 (SW. — Z in
deutscher Fassung.) Aus der Stendaler Glosse zum lateini
schen Text.
b, i. l, i 2) Gl. (Citat) §. ,conuenticulas‘] Conuenticulas quoque
omnesque coniuraciones 13 in ciuitatibus, et extra, eciam occafione
parentele, et inter ciuitatem et ciuitatem, 11 et inter perfonam et
perfonam Omnibus modis fieri is prohibemus. fingulis coniuratorum 10
pena vnius libre 17 auri ponenda eft. is £e»:[tus] [nämlich Feud. II,
53, §. 6]. ln
1 D liest ,erbe‘.
2 Id eft] WZ vrbar ift alfo vil, alfo. S stimmt mit B.
3 GLb alij. 4 ,von nuteze] WZ ,nutz‘.
5 Nota, der] D Non dicitur. c A. fh. dingpflichtigen. ' Lb Ixx.
8 In D ohne Stichwort an den Fuss der Glosse zu II, 1 gestellt.
0 Von Bartholomeus Brixiensis. Sitzungsberichte C, 896.
10 Die Stendaler Glosse fh. et eft xxxviij.
11 SW fh. quod.
12 Vgl. das Kieler Mannscript Cod. Bord. 24 Blatt 178 b , Sp. 2. Steffen
hagen und Wetzel, Die Klosterbibliothek zu Bordesholm. Kiel 1884.
8°. S. 31.
13 BS communicaciones. L comminationes.
11 et ciuitatem fehlt D. 15 D fiue. 16 BSW coniuratori/ms.
17 D libri. — pena vnius /.] BSW pro pena libra.
13 fingulis bis eft fehlt L. Vgl. jedoch unten S. 283, N. 3 a. E. po
nenda eß\ Stendaler Glosse puniendis.
10 <ea;[tus] fehlt BLS.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels.
283
Zweites
Ruch
Similiter 1 eciam prohibentur coniuraciones negociatorumf ut
videlicet res certo precio et non minori vendantur, 3 C. ,de monopo-
[liis]‘ [IV, 59] l. i. (SW. — Z deutsch gefasst). 4 Beide Absätze
aus der Stendaler Glosse.
II, 2 Gl. ,alfo is bedemmerte das gut vorwerit'] Alfo der tag, do mete B, 2
verweint daz gut.
3) II, 4, §. 2 ,hat der richter gewunnen, vnde nicht der b, 3. l, 2
cleger 1 ] Contra li. iij ar. ix. do fpriclit her, 5 der cleger falle is
haben. Sage, 6 das her hie fagit von eyme, der do vorueft ift,
dor über 7 wirt yenner nicht vorueft. 8 dorvmbe fal der cleger dorte
das wergelt haben, hir aber der richter. (GLb SW. — Z zweimal.)
II, 5, §. 1 ,gerichte c ] Drey hogifie wetten macht ein halb wergelt, B, 4
wich. ar. xlvi in glo [ f a]. Daz ift war, her liette denne den hantfreden
glabit vnd felbift gebrochen, vt wich. ar. Ixxxiiij et xlvi in glo[fa] etc.
4) §. 2 ,die man vor gerichte geivint 1 ] Nota, debitores non l, 3
funt cogendi gladio aut metu foluere, fed ordine iudiciario, ut in
l. ,negantes‘ [9] C. ,de acc*[onibus] et o5G’[gacionibus]‘
[IV, 10]. ffallit hoc, fi debitor fuit 9 fugitivus, ut in l. ,ait pretor 1
[10] §. fi debitorem‘ [16] ff ,de hijs, que in /r«tt[dem]‘ etc.
[XLII, 8]. 10 (SWZ.) Aus der Stendaler Glosse.
5) II, 6, §.2 ,Alle vor güldene fcliult 1 ] Nota, quod 11 allegcms L > *
folucionem debet illam n probare, hoc de iure magi^feburgenfi] 13
verum, fi reus dicit, u actori folucionem fore factam, fecus fi
tercio. (SWZ.) Aehnlich die Stendaler Glosse. Sitzungs
berichte C, 925, Nr. 34.
I L fic. 2 L mercatorum.
3 D videantur. — ut bis vendantur\ L quo certo precio aliquam rem vendi
volunt. Stendaler Glosse /[cilicet] vt fpecies diuerforum corporum
negociationis non minoris precij, quam int er Je ftatuerint, venundentur.
L fh. pena eft libra auri. Vgl. oben N. 18 zur vorigen Seite.
4 BLW vereinigen die beiden Absätze der Dresdener Handschrift zu
einem Stück.
5 Z der text. 6 Z $oZ[utio].
7 dor uber\ GLb WZ dort (W da, Lb dor) abir.
8 wirt bis vorueft] Z von einem vnuerfeften. 9 SWZ fuerit.
10 In L verändert und verkürzt: Nota, debitores cogi Juditiario ordine, non
metu nec gladio, nifi fuerit in fuga, in l. ,ait pretor* [10] § ,fi debito-
rem e [IG] ff ,de liis, que in fraud[em] c [XLII, 8].
II Nota, quod] SWZ et. Mit der vorhergehenden Addition vereinigt.
12 S iam. 13 de iure magd.] LS WZ dicunt magdebur gen\i es].
14 D dedit.
Zweites
Buch
B,
B,
B, 7. L,
B,
B, 9. L, G
B, 10. L, 7
B, 11. L,
284
Steffenhagen.
§. 4 ,g abe‘] Concordat lelienre [eilt] arti. xvij , Welches mannes
gut‘ et Iv ,Wirt‘ in li. iij ar. Ixxxij , Wer/in recht‘ in
glo[fa] vlti. et wich. ar. xxix ,welch man'.
II, 8 ,vor geladen 1 ] vt li. i 1 ar. Ixij in glofa]. 2 (GZ.)
II, 11, §. 1 ,dem richten f ] vnd nicht dem fcheidefrichtere. 3 (G.)
6) ,deme manne feyne büße gebin 1 ] Vornym vor g er iahte/
ader 5 nicht vor den fcheidefluten. 6 (GLb.)
7) §. 2 ,des eydes‘] Idem eft, wanne eyner eyne fache ge-
czugen wil vnde brenge 7 feyne geczugen f wil yenner der geczu-
gunge 9 nicht hören, fo hat her yennen lü oberwunden, wanne wo
gliche fache ift, do ift auch gleich recht, li. i n ar. iiij, vj et ix. 12
(LbSWZ.)
BLZ fli. Cmicordat wich. ar. xcij 13 et fequenti in glo[fa] et xv in
glo[ia.} et li. iij ar. xi et wich. ar. xvij.
8) TI, 12, §. li ,abe laffen 1 ] Das vornym, wanne die fcheppen
yoworten in das gefundene orteil, ab danne dornach fich ymant
beriffe, dennach u fal her nicht abe laffen, der is gefunden hat.
Alfo aber wurde eyn orteil gefunden vnd nicht geyawort, 15 danne
fo mag her ivol abe laffen ane fchaden, ut in contrario. (SWZ.)
9) Gl. ,wanne dievolbort, vorfprochen 10 wurde 1 ] Dis vornym,
wanne die fcheppin volborten 17 in das gef undene orteil, ab danne
fich dornach ymant beriffe, 16 dennacli fal der richter 19 nicht abe
laffen, der is gefunden hat. alfo aber imrde 2{1 eyn orteil ge
funden vnde nicht gevolbort, danne fo mag her wol abe laffen
ane fchaden, ut in contrario 21 (GLbZ.) Wörtliche Wiederholung
der vorhergehenden Addition.
1 G fh. ar. Iiij et. 2 in gl. fehlt G.
3 dem fch.\ L den fchedes luden. G vor den fcheides luten.
4 Vornym v. g. fehlt BLb. 5 BLb vnd.
c ader bis fcheidef luten fehlt G. 7 BLb hrengit.
8 D geczugunge. — brenge f. g.\ L fine tugen Vorbringen. S breiigen feyne
geczugunge. WZ feyne geczugung brengen (Z fh. wil).
9 der geczugunge] L fe. 10 hat her yennen\ L is he.
11 WZ ij. Lb iii. 12 wanne bis ix fehlt L.
13 Das Uebrige fehlt L. 14 L dar na fo. 15 L geiart.
16 In B zu dem folgenden ,wurde‘. In L zu dem vorhergehenden ,vol-
bort 1 . In G ist die Addition dem Text des nächsten Artikels (II, 13)
hinter §. 2 eingeschaltet.
17 L vorwilligen. 18 L beropen wolde.
19 richter fehlt BGLbZ. der r.] L he.
20 L wert. 21 ane bis contrario fehlt L.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 285
Zweites
Buch
II, 13, §. 1 ,eyne dube*] Eyner mag 1 dube 2 irkrigen, vnd'ifi doch kein B, 12
dip, vt jrifra ar. xxxvi et li. iij ar. v in glo[fa] et wich. ar. xl in
gio{raj. (z.)
§. 8 , Welch rieht er‘] Nota hie, richteftu nicht obir einen dip, du bift B, 13
eyn dip? vt jnfra ar. Ixiiij 4 ,wip vnd mait e in glo\ fa] et wich. ar. xi in
glo [fa] poft medium. Melius 5 wich, ar.xvij in glo[ fa] poft prindpium. Do
liaftu, wie man ow 6 obirloinnen 1 fal, et xxxvi cum duobus fequentibus. (Z.)
II, 15, §. I fogethane fache, clo her eyne gewere 1 ] Was b, u
mergelt fißf li. iij 9 ar. xlv. Wenne vnd toie 10 mans 11 gelden
fal, libro primo ar. Ixv, 12 (LbZ.)
10) §. 2 ,Gloubit l ] Von der gewere zeu tliune vnde auch
von deme nuteze hoftu jnfra li. iij ar. xiiij. 13 (G-LbSWZ.)
II, 16, §. 1 ,eyn iczlich man e ] Concor dat li. i ar. Ixv iij et jnfra B, 15
efodem] [seil, libro] ar. xxxiiij et lehenrecht c. lxx u et wich. ar.
Ixx 15 et Ixxix in glo[£a] etc. (Z.)
11) §. 8 , Wen 1 ] 10 A contrario fenfu, fint is vleifchwunden i«. l, 9
ader kampffbare wunden, 11 fo mag her fleh nicht ledigen mit flechter
buffe, funder mit eyme halben wergelde jn burglicher clage. In
pinlicher clage geth is em an die harnt, ut e. ar. §. ij. 18 (LbSWZ.)
12) II, 17, §. 2 ,ußnemen‘] 19 ivich. ar. Ixxv, 20 das her b,i7. l,io
em felbfebinde ußzciliin fal, et ibi 21 dicitur , 22 das der uater den
fon driemal ußzciliin mag. (LbSZ.)
BZ fh. Item li. ij ar. xvij § penulti. in <;i(o[fa] ibi ,Das vernym 1 .
nota addicionem fequentem. Nota? 2 wurde her 24 abir begriffen in hantliafter
1 Eyner mag] Z Merck aber, das auch eyner woll mag.
2 Z diebifch gut. 3 eyn dip] Z fchuldig. 4 B Ixv.
5 Z Sed melius. 6 Z den dyp. 7 St auertugen.
8 St ys. 9 B iiij. Lb i. 10 vnd wie fehlt Lb.
11 Z man auch dz wer gelt. 12 Z xlv.
13 In B ist nur das Stichwort im Texte markiert, während die Addition
dazu fehlt. Vgl. oben §. 6, Alin. 7.
14 Z Ixxix. 15 Z Ixxij.
16 In L zum Stichwort der vorhergehenden Addition.
17 kampffbare w.~\ W kampffirwunden. Lb kamppirwunden. L kampwunden.
7i kampff wunden. St kampuerdyghe wunden.
18 Das Citat fehlt L. Z fh. vide lib. iij ar. xxxvij.
19 In D falsch zu ,vater c §. 1 gestellt.
20 Z Ixxvj. Lb fh. dicitur.
21 Lb ibidem. — et ibi\ Z vbi.
22 et ibi dl\ L vnd den fteit.
23 nota bis Nota] Z wiffe auch. 24 Z der fun.
Zweites
Buch
B, 18
B, 19
L, 11
B, 20. L, 12
286 S teffen liagen.
tat, oder das man 1 yn mit geczugen 2 anclagetef fo mufte her antioertten, vnd
der vater mochte en nicht 4 vßnemen.
II, 18, §. 1 ,wie c ] Nota, teil man ohir einen rouber adir dip richten,
man fal vor beweifen laffen, daz her is fie.
II, 19 61. ,wanne her mag is vmbe redeliclie fache erbeloß machen‘]
vmbe welche fache, vt li. i ar. xvi in glo[fa] et lehenrecht c. xxvij in
<7Zo[fa] et Ixxij in glo[fa] et li. i ar. xxviij in glo\fa].
13) II, 20, §. 1 ,Vngeczwieter bruder 1 ] Nota, fecundum
ma<7d[eburgenfes], vbicunque diftinctus et jndiftinctus con-
currunt in equali linea, 5 prefertur jndiftinctus, et fic des toden
halben fuoefter Jon ift nicht fo nahe, alfo des toden volle bruder
Jon. Si autem vicinior quis s effet, fit diftinctus uel indiftinctus,
ille fernher 1 preferturf alfo ,des toden halbe bruder Jon ift nehir,
danne des vollen fwefter kindes kint‘. 0 hoc eft hic contra textum,
et dicunt, 10 quod £e*[tus] hic et li. i ar. iij §. ij feruatur in
lantrecht et non 11 in «wc7i[bild]. 12 (LaSW.) Aus der Stendaler
Glosse. Sitzungsberichte C, 926. Nr. 43.
14) Gl. ,meyn foller bruder ift nehir 1 ] 13 Secus eft in
patruo, quia u excluditur per uterinum. Item fecus eft de 15 affun-
culo 16 et matertera. ratio diuerfitatis, quia vnum eft expreffum
in fpecido faxonum, aliud non eft expreffum, 17 vnde ut 18 filij
fratrum equaliter Juccedunt cum uterino, 19 non autem in 20 patruo.
(GLabZ.)
I das man fehlt B. 2 Z fh. der tad halb.
3 das man bis anclagete] St meth ghetuge an gheclaget.
4 Z fh. vortretten nach.
5 in equali linea fehlt in der Stendaler Glosse.
G vicinior quis] L quis proximior.
7 fit bis femper fehlt L, 8 L proferreretur.
9 Ueber die Quelle dieses Satzes s. Sitzungsberichte C, 906 nebst N. 4.
10 W fh. Magd[e>\)y\.xgenfes].
II non fehlt LDLaW.
12 hoc bis wich.] L et hoc fecundum wech. magd\
13 In L zu dem späteren ,mynes haluen broder e .
44 BLGLabZ qui.
BLGLaZ in.
19 BLGLabZ auunculo.
17 eft expreffum fehlt Z.
18 eft expr. vnde ut] BLGLab Expreffum eft enim, quod. — vnde ut]
Z fcilicet quod.
19 BLLaZ vterinis.
20 Z cum.
Die Entwicklung der Landreclitsglosse des Sachsenspiegels. 287
Zweites
Buch
Gl. ,meyn vctter‘\ Nota liic, in eczlichen Jteilen, als do u, 21
man magdeburgks wichbilden recht 1 heit,' 1 do heit 3 man
den halben bruder nehir, danne dy vngeczweiten bruderkint. cdfo
tut man ouch den brudern vor Jones kint. wenne fie rechen dor
den nehften noch den 4 perfonen, Als wer den toden von per Jone
wegen hoben 5 der elder kinder vnd brudere vnd fweftern nelift
finf daz dy 7 ouch deme erbe 8 nehir 9 fin 10 vnd teilen ouch daz
erbe nach perfonen czal, do doch dy vorgejcliriben 11 recht 12 kegin
fyn etc. (LaZ.) Uebereinstimmend mit dem Zusatze der Berlin-
Brandenburger Handschrift zu dem in die Additionen (oben
Nr. 13) übergegangenen, aber im Baseler Primärdruck fehlenden
Excerpt aus der Stendaler Glosse. Sitzungsberichte C, 926,
N. 8 mit S. 891, N. 3. Vgl. oben §. 8, Nr. 4.
15) II, 22, §.5 ,mit geczuge‘\ Wanne 10er J'ich 13 geczug b,22. l, 13
vermift, volkompt hers 14 nicht, fo mus her wetten vnde buffen, li.
i ar. Ixij in qlo[fab allo mus differ auch thun, der fich felbir
oberczugitW (GLbSW.)
II, 24, §. 1 ,czu feynen rechten tedin gen‘] Wie man em b, 23
teclingen fal, li. i ar. IxvijW Daz ift zu allen drien dingen vnd
nicht zu eyme acler zu zweien alleine. (LbSWZ.)
Gl. (Citat) ,«& 17 inicio 1 ] Et inregulci ls ,non firniatur‘ B > 24
[18] ,de re[gulis] i'w[ris]‘ [V, ult.] li. vi et ff ,de refgulis]
iit[ris]‘ [L, 17] l. ,iure‘ [206]. 1!) (G. — SWZ in der Glosse.)
1 magd. wichb. recht\ La wiclibilde Mctgdebitrgijch recht. Z Magde-
burgifcli weyclibylde recht. Die Berlin-Brandenburger Hand
schrift (Br) fh. vnd oh in branden [burgifchem] rechte.
2 lielt fehlt B. 3 Br heet. 4 Br der.
5 B belcen. St belcent. A gegen. Z vor. La liest richtig, in Ueberein-
stimmung mit Br.
G Br fy. Z wer. Br fh. hy fy van getiveider odir voller bort.
7 Z der. 8 deme erbe] Br den eruen. 0 Br negeft.
10 Br fy. Z wer. Vgl. oben N. 6. daz bis fin fehlt La.
11 vorgefchriben fehlt La. 12 Br fh. eyn deil.
13 Wanne w. f.\ S Wenne fich der.
14 BSW er (her). G der. L he der.
15 alfo bis oberczugit fehlt BLSW.
10 Das Uebrige fehlt Lb.
47 ,ab‘ fehlt D. 18 Z c.
13 In G verstümmelt: et c. ,non firmatur* li. vj. Das zweite Citat
fehlt SWZ.
Zweites
Buch
B, 25
B, 26
B, 27
B, 28
B,29. L, 14
288
Ste ffenhagen.
16) II, 28, §. 3 ,bie der iveyt 1 ] Das ift, man fal en Tiengen,
das ift dorvmbe, das der doran geerbit liatf ut in glo[fa]. 2
(GLbZ.)
17) II, 30 ,geczugen‘] Wie man 3 geczugen fal, li. i ar.
vij, 4 (LbS.)
II, 31 Gl. ,ab fie lichte beclait ader begriffen weren 1 ]
Adir ap fie fich toten bey gefundem libe yn~° vorczioiuelunge.
(LbSZ.)
Gl. , Wiffe auch, das die big rafft 1 ] Scilicet quod fub tecto
autfub limite extrahuntur 6 et non per ianuam deportantur et fupra
raftrum educuntur et in ftruno 7 fepeliunturß et illa dicitur fe-
pultura canina, vt in c. ,placuit‘ [12] xxvi q. i [lies xxiij q.
v] etc. (SWZ.)
II, 34 Gl. ,warheit, redelichkeit vnde gerechticlceit 1 ] Tres
comites debet habere quodlibet iuftum iuramentum f vt in c. fi
xps‘ [26] ,de iure iuran[do]' [II, 24] et hic, als ,warheit, rede-
likeit vnd gerechtikeit. 110 (SZ.)
18) II, 35 ,flucht 1 ] 11 Nota, hic eft cafusf 1 vbi 13 fugafacit
quem 11 adeo Vö fufpectum, quod poffit contra eum w ferri 17 fententia,
de hoc in ype[ctilo] ,de j9?'e_/Mm;p[cioiiibus]‘ [Lib. II. Part. 2]
§. ijN et habetur liic 19 fugiens pro confeffo, et regulärster fuga
nocet, ff ,quod me[tus] caw[fa]‘ [IV, 2] l. ,metum l [9] §. i.
1 der bis hat] BZ dar an gearbeit ift.
2 ut in gl. fehlt BZ. 2 LbS fh. is.
4 B nur mit Markierung des Stichworts im Text, ohne Addition. Vgl.
oben S. 285, N. 13 und §. 6, Alin. 7.
5 St van. 6 W extrahantur. 7 SW ferinio.
8 Z abweichend: Quia ifti debent fub tecto domus, ubi fibi mortem confciuerunt,
deijci uel fub limine domus extrahi & fupra raftrum educi & comburi aut
fepeliri in campo.
3 Tres bis iuramentum] Z Nota, iuramentum debet habere hos tres comites.
10 et bis gerechtikeit fehlt Z. als bis gerechtikeit fehlt S.
11 In D steht die Addition am Fusse der Glosse des vorhergehenden Artikels.
12 hic eft cafus fehlt L. 13 LZ quod.
14 quem für aliquem. D quam.
15 L Ha. 18 Z ipfum. 17 B fieri.
18 Die Stendaler Glosse fh. per /«[mnem] an[dree] in a<2ci[iei-
onibus], Durandi Speculum (oben S. 257, N. 17) 1. c. p. 381,
col. 1, Nr. 3 am Ende.
48 L et.
Die Entwicklung der Landreclitsglosse des Sachsenspiegels. 289
Zweites
Buch
w'[de] in ar. /egfuente] ibi de lioc4 (SWZ.) Aus der Stendaler
Glosse zum lateinisclien Text.
19) II, 36, §. 1 ,geczug‘\ Wie hers geczugen fal, li. iij B . 30
ar. iiij. (LbSZ.)
20) II, 41, §.2 ,drie gewette ader eyn wergelt 1 ] 2 Merke
diffen text am ende, 3 wie meynt hers, nach demmale das der
richter nurt hat i feyn gewette in dem gerichte, vnde der cleger
hat 5 feyn ivergelt vnde feyne buffet Sage, der richter hat auch
in eyner fachen wergelt, das ift, wanne eyn verueft man fich
ußzeihen wil vnde fetezt dem Richter bürgen vorzeukomen. kompt
her danne nicht, fo nympt s der richter vnde nicht der cleger,
das were 7 eyn wergelt, 8 wanne die clage get an den hals, ut
Supra e. li. ar. iiij et x in glo\fa], jm Richtftige c. xxxiij.
Riffe burgeezog mag der Richter entpfan ane des clegers wille.
(GLbSWZ.)
21) Gl. ,drie gewette vnd eyn wergelt 1 ] Vornym 9 eyns tags, b, 31
lehnr. c. lxix iü et lxviij u et Supra li. i ar. Ixij. (GLb.)
II, 42, §. 1 ,gliche 1 ] Daz ift n bynnen 13 iare. (GZ.) Vgl. b, 32
Homeyer, N. 8 ad h. 1.
22) §. 3 ,vorfigelt‘] Quibus ftatur u contra dominum et b, 33. l, 15
preiudicant 15 fibi ut confeffo, 16 ut in c. ,fi caucio‘ [14] 17 ,de
/i[de] zn/tMtfinentoruittp [II, 22], et idem eft, fi dominus
alteri tradidiffet x% fuum /il/fillum]. Confidit enim quis de illo, cui
1 § i bis hoc fehlt L. -üi[de] bis hoc fehlt Z. Statt dessen BSW et hie
(S hec). Die Bezugnahme der Dresdener Handschrift auf den ,folgenden 4
Artikel, d. h. II. 35, erklärt sich aus der Stellung der Addition (oben
N. 11 zur vorigen Seite).
2 In BSWZ ist die Addition mit der Glosse zu II, 41 verbunden.
3 Merlce bis ende] BGLbSWZ Mercke, er fait hie ,eyn ioergelt‘ (GLb von
eyme wergelde).
4 nurt hat] BGLbSWZ nicht en (Z nichts) hat denne.
5 Z fh. vnd hehelt. 6 BGLbSWZ gewynnet.
7 BGLbSW wirt. 8 toere eyn w.] Z hürgnifs vnd wergelt.
9 B Adde. GLb Intellige. 10 G Ixv. 11 G Ixvj. Lb Ixii.
12 Daz ift] Z Vornym difs. G fh. heyde.
13 A hey. Z fh. eynem.
14 Quibus ftatur] BLSW Nota, quod ftatur figillo domini.
15 BLSW preiudicat.
16 BL confeffio. Ebenso die Stendaler Glosse.
17 D ,canon ( . 18 Stendaler Glosse tradidit.
Zweites
Buch
,34. L, 16
290 Steffen liagen.
figillum tradidit, et totam 1 voluntcitem illi committit, cum in
figillo inprimitur 2 ymago domini, ,de |;e[nitentia] <3 [C. 33.
qu. 3] dif. i [lies ij] ,principium‘ [c. 45], 4 uel j'altem ca-
racteres nominis eins, ,de fi[de] in/<ru[mentorum]' [II, 22]
, int er dilectos‘ [6J. Et figillum, cuius 5 non poteft legi feri-
pturaf non probat nec meretur dici 1 figillum, notatur in s c. ,int er 9
dilectos 1 . 10 et figilli appenfio 11 facit confenfum, ?io[tat] bar-
[tolus] 12 in c. i § ,preterea‘ [5] ,quibus modis /ewfdum]
amittitur nz [Feud. I, 5]. (SW.) Aus der Stendaler Glosse.
23) II, 45 Gl. ,Das ift, der eynen man in keginwertickeit
beclcigit‘\ 14 Ratio, quia 15 fugiens judicium videtur de 16 fua iufticia 17
difeedere, 18 xi q. j 19 ,xpianis‘ [c. 12] 20 et 21 Ixxiiij. 22 dif ,hono-
ratus‘ [c. 8], 23 (S.)
Secus ergo, quod poffum debitorem meum fugientem capere 24
et detinere, donec ipfum ad iudicem perducam, in l. ,ait pretor‘
[10] ff ,gue in frau\dem] cre[ditorum]' [XLII, 8] 20 § ,fi
debitorem‘ [16]. non tarnen poffum ab eo rem per violenciam
auferre, ut C. ,de cZecitrifonibus]' [X, 31] l. ,generali 1 [54]
et in l. ,fciant cuncti‘ [IV, 19, 25] et C. ,vnde vi‘ [VIII, 4]. 26
Beide Absätze aus der Stendaler Glosse.
I Die Stendaler Glosse fh. fuam. 2 BSW imprimatur.
3 BSW , confe [ cratione] £ . L ,conf ecr a[ tione]‘.
4 ,principium‘ fehlt BLSW. 5 D eins.
6 non bis fcripturci] L feriptura leeji nequit.
7 meretur d.] Stendaler Glosse dicitur. 8 BSW fh. dicto.
9 y inter l fehlt D. 10 nec bis ,dilectos c fehlt L.
II Stendaler Glosse appofitio.
12 D bor. Stendaler Glosse JBaZfdus].
13 ?zo[tat] bis ,amittitur e fehlt L.
14 In L zu ,antwert c im Text, in S zu ,dingfluchtig‘ ebenda.
15 Ratio, quia\ L quod. 16 BLS a.
17 D iudicia. L iurifdictione.
18 L decedere. Stendaler Glosse diffidere. 19 LD iij.
20 D ,xxanus e . 21 xi bis et fehlt BS.
22 D xliiij. BS Ixxxiiij.
23 D ,honeratus‘. B ,oneratus c . S ,orieratus c . — ,xpian is‘ bis ,liono-
ratus c fehlt L.
24 D r apere. 25 ,que in fr au. cre. cl \ D ,qui inftru. re‘
26 Das Alinea Secus fehlt BS. In L wird es in verkürzter Form an das
erste Alinea angeschlossen: et poteft quis /h[um] debitorem fugitivum capere
et ad iudicis prefentiam ducere.
Die Entwicklung der Landreclitsglosse des Sachsenspiegels. 291
Zweites
Buch
24) II, 51 Gl. ,Das ander gebot 1 ] 1 Quia vim facit, qui b, 35. l, 17
contra inhibicionem 2 facit, ff ,quod vi aut clam‘ [XLIII, 24]
l. i § ,quod ficut‘ [lies ,quid fit 1 ] [5]. aduerfus violentiam
eciam 3 parum prodefi cuftodia, ff ,quod me[tus] cau[fa]'
[IV, 2] l. ij.‘ l (SWZ.) Aus der Stendaler Glosse.
II, 54 Gl. ,Das ift durch das, das vihe fteticlich fchadet‘] Eyn ding 36. L, 18
muß man 5 nicht thun durch zukünftigen fchadens loillef vt hic et w ich. ar.
cxxiiij in glofa etc. (Z.)
II, 60 Gl. , Wie, ab ich gerne tete c ] Ap ein man gewarnt adir ander B, 37
ding tete czu nehene vnd wurde em geftaten, quid iuris etc.
25) II, 61, §. 5 ,ledekeyne‘] Das ift, wanne 7 die faet s b, 3s
ledigen 9 hat, das ift, wanne fie gefchoft 10 hat, ader wanne fie
bletter hat. 11 (GLbS.) Vgl. Homeyer N. 19 ad h. 1. Schiller
und Liibben, Mittelniederdeutsches Wörterbuch II, 649. 1876.
voc. ledich.
B Hie enden Jich additiones des andern buchf, vnd volgen hienach
additiones des driten buchs. L Sequuntur additiones tercij libri.
Drittes Buch.
1) III, 3 ,thören 1 ] ymmo fententia lata contra furiofum b.i-l, i
uel bonis interdictum 12 eft ipfo iure nulla, ff ,de re iudica\t&]‘ u
[XLII, 1] l. ,furiofo‘ [9], 14 ,cle /xtcce/yfionibus] ab in-
tefta[to]' [III, 27] c. /7[nali] [3]. (SW.) Aus der Stendaler
Glosse zum lateinischen Text.
III, 4 Gl. ,das eyner, deine eczwas gegebin were‘] vd fie: b, 2
weine waz 13 gegeben 16 adir verkouft were, der were daz 17 nehr zu
1 In D am Kopf des Textes.
2 W prohibidonem. 7i fh. aliquid.
3 eciam fehlt L und in der Stendaler Glosse. 4 Z xj.
5 L fh. dicke. Z fh. oft. 6 Vgl. hierzu die Buch’sche Glosse.
7 BLb fh. daz körn vel (A oder, Lb das ift). s S fnodt.
9 G gelode. BLb geledet. A gelidiget. S gelediget.
10 B fh. ader gledert (A oder geledet). S fh. ader geledert. G fh. adir gelodirtli.
11 wanne fie bl. hat] BGLbS gebleitert.
12 bonis interdictum] L cuius bonis interdictum eft.
13 ,de re iud e .] Stendaler Glosse im Augsburger Primärdruck corrumpiert:
,de reg. iuris e .
14 Das folgende Citat fehlt L. 15 Z das.
17 Z des.
16 WZ vor gebin.
Drittes
Buch
292
Steffenhagen.
behaldene, denne is yenner zu verfachene.* Hir hegen ift hiruor
etc. (WZ.) Variation der Buck’scken Gilosse.
b, s. 2) Gl. ,wanne is ift nach feyn‘f L Das 3 vernym, wanne her
das verkoujfte ding in* feyner gewere hehalden hatf als Supra 6
li. i 1 ar. xxxiiij in (jio[fa], quia per tradicionem eciam s
extraiudicialem tranffertur dominium,, § ,per tradicionem‘ [40]
Infti. ,de refrnm] diuifi[one]‘ [II, 1], (LkSW.)
b, i Grl. , Wer do koujfunge bekent‘] vel fic: was einer verkauft
ader vergibit, des fal her gewere feyn. (W.)
b, 5 Grl. ,Wanne Jage, is en fie‘~\ vel fic: daz her do fait, daz
die erben iren meteerben follen gewern, die dorff, dy ym geben
fint von 9 feyme eldervater, dy werden em vor ein teyl feines 10
gutis gegeben, vnd hir fait her etc. (W.) Variation der Buck-
scken Glosse.
b, 6 III, 5 Gl. ,Hie merke das vnderfcheit dißs artickels“'] vel
fic: hir mercke vnderfcheit des** ar., der hiruor ftehit, vnd diffes.
Yenner ar. fait von deme antwerttere, der fich czuet an feinen 12
gewern, daz daz angefangete gut feyn bleiben folle. Differ ar.
verantiuert daz gut alfo, nicht daz is icht feyn fie, wenne her
begert, daz hers mit rechte gelofeW (W.) Variation der Buck-
scken Glosse.
b, 7. l, 3 3) III, 6, §. 2 ,befatczt‘] Vornym das alfo, wie wol der
Jcnecht habe ym uß gedinget 14 vnde befaczt, das der herre om fulde
legen 15 vnde gebin 16 alle feynen fcliaden vnde alle feyne vorlufi,
die teile her an feyme dinfte ift,* 1 glichwol darff* s her fulchen
fcliaden vnde vorluft, alfo hir in dem texte ftehit, nicht legen*'* etc.
(GLakSWZ.)
BGLakSWZ fk. Eacio, wenne daz 20 ift feyn guter wille
vnd feine fchidt.
1 W uorßehne. Die letzten Worte fehlen WZ.
2 In L zu dem vorhergehenden ,glieweren e . 3 B vel. 4 L by.
5 L heclde. 6 D jnfra. BLLbS contra (LbS fh. Supra).
7 W ij. 8 eciam fehlt B. 9 W adir.
10 W eyns. 11 W diffes. 12 W eynen.
13 W fh. Hyr merc/ce dreyrley ftuclce, wie in der Buch’schen Glosse.
14 Z gedient. 15 L leggen. S legin. BLaW legeren. Z wegeren.
18 vnde gebin fehlt BGLabSWZ.
17 die lüile bis ift fehlt BLabSWZ.
18 L dorft. 19 S legin. BLaW legem. Vgl. oben N. 15.
29 WZ do.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 293
Drittes
Buch
Gl. ,ader ab ße der egnanten ingefinde'] vel ßc: daz ße b, s
dem geßnde feyn nottorft mete koufften, ader ap 1 etc. (W.)
Variation der Buch’scben Gilosse.
4) III, 31, §. 1 ,anticerten‘] Das vornym 2 ab man auch b,9. l, -i
deme erben 3 nicht 4 gloubit hette. 5 wer do eyme icht 6 nymmet,
der pflegit 7 deme erien nichtif nicht 8 zeit glauben 9 wide mws
em 10 doc7t dor wor antwerten, ut hic. n (GLbSWZ.)
Gl. ,wie en füllen die erben'] Nota hie, das dy erben den fchuldigen ß, 10
nicht dorffen irynneren 12 noch toder hant, fundern man muß fie irynnern 13 vff
des vaters fchult, vt hie, vide proceffum etc.
III, 32, §. 8 ,lier nympt‘\ vel ßc: her nympt fein erbe noch feyme tode B, li
vnd feine kinder, ap fie noch em gehören, 14 dimittendo vnd erbit is.
5) III, 47 Grl. ,das die buffe gliche 15 groß feyn fülle'] Dis b, 12. l,ö
vornym, wanne man pynlichen claget, fo henget man vnder wilen
eynen, vnde vnder wilen fo flet man en zeu der ftuppen, 16 li. ij
ar. xiij." (GLbSW.)
III, 51, §. 1 ,ftelente‘] Das fint dy enten, do man wilden is b, 13
enten mit ftellit. (SW. — Z in der Glosse.) Val. oben 8. 8,
Nr. 3 nebst N. 6, 7.
,hobewart'] Id eft der hunt in deme hufe des mannesf 9 b, u
(GSW.) Schiller und Lübben, Mittelniederdeutsches Wörter
buch II, 325. 1876 voc. hofwart.
§. 2 ,runcziden‘] Daz fint roß, 20 dy zu ftreite 21 togen 22 B . is
(SW.) Schiller und Lübben a. a. 0. III, 532. 1877 voc. runt-
siden. Vgl. oben §. 8, Nr. 2, 3 nebst N. 5, 7.
III, 64, §. 8 ,Deme fcliulteyfen'] Daz fint richter in b, io
mergkten. (Lb.)
1 W fh. fie. 2 GLbWZ faltu vornemen.
3 erben fehlt D. 4 BGLbZ nichtis (nichts).
5 BLGLbSWZ fh. wenn (Wente, wann). c Lb recht.
7 Z fh. ya gewißlich. 8 nicht fehlt BGLbSWZ.
9 L geuende. Z gelden. 10 em fehlt LG.
11 ut hic fehlt LZ. 12 dorffen irynneren] St bewifen.
13 fie irynnern] St dat bewifen. 14 St geboren.
15 ,gliche' fehlt I). 18 zeu der ft.] A mit zutten.
17 Das Sachsenspiegelcitat fehlt G, wo die Addition ausnahmsweise an den
Rand geschrieben ist.
18 SW ander. Ebenso die T z erst e dische Glosse. Sitzungsberichte C VI, 211.
19 G kürzer: id eft den huß hunt. 20 St perde.
21 W czufchte. S czofte. 22 St dhenen.
294
Steffen hagon.
Drittes
Buch
B, 17
B, 18
B, 19
B, 20
6) §. 9 ,Deine belehnten voyte‘] Vnde das ßnt gogreuen,
die man zcu langer zceit keuft, der ift nu nichtf ut li. i ar.
Iviij* in glo[fa]. (GLbSWZ.) 3
III, 69 Gl. am Ende ,etc.‘] Nota hic partem glofe fuper articulum
Ix ix pertinentem ad finem illuc, videlicet ,vnd vinden { etc. [§. 3]. JDiß ift
widder daz Iceiferreclit, daz fpricht,der richter Jolle dy orteylfelber vinden, u. s. w.
bis Wenne daz orteil ift allerlobelichft, daz von vil luten gegeben wirt vnd ge-
fulbort, vt (Citate). Dieses nachgetragene Stück der Buch’schen Glosse fehlt
an der betreffenden Stelle in den Bocksdorf'sehen Drucken, wie in D, wo
die Glosse zu §. 2 , Sitczende‘ abbriclit.
7) III, 73, §. 1 ,Nympt aber eyn frie fcheppinbare iveib
eynen birgelden 1 1 alfo hie faltu den text nicht anders han, danne
alfo her hie ftetd eczliche buchen haben: ,nympt das fcheppinbare 0
iveib eynen birgelden 1 . die haben unrecht, wanne is ift widder
den latinifchen textf vnde auch dor vrnbe, das das ammecht
ift der manne ammecht, 7 ut dicit </Zo[fa] hic in pnn[cipio].
(SW. — In Z verändert und weitschweifiger.)
8) §. 2 ,die dinftman‘] Dinftman, id eft die eygen. abir s
faqe, her lieift hie die dinftman, die do dunen vmbe ir (lut, ut
jnfra 9 glo[fa]. (LbW.)
9) §. 3 ,ire burtmit‘] Das ift, fie geben irem 10 hem eyne
gäbe vnde muffen das myten, das fie mögen man genemen, vnde
das helft merces copulacionis. (GtLbW.) Schiller und Lübben,
Mittelniederdeutsches Wörterbuch I, 450. 1875 voc. bumede.
Vgl. D% im Text (Homeyer N. 29 ad h. 1.).
1 der bis nicht fehlt 6.
2 B Ivij. Ebenso Lb ursprünglich, aber mit nachgetragenem i.
3 In G stellt die Addition ausnahmsweise am Rande.
4 alfo bis fiel fehlt SW. Statt dessen setzt S: In ar. Ixxiij faltu habin
in principio: ,Nympt eyn fcheppenibar frey man eyne birgelde 1 . Die Be
merkung trifft nicht die Lesung der Dresdener Handschrift, welche
im Folgenden verworfen wird, sondern die des Baseler Primärdrucks:
,Nimpt abir eyn fcheppenbar frei man eyne birgelde‘ (Homeyer N. 2 ad li. 1.).
5 SWZ fh. frey.
G Der Lateinische Text des Sachsenspiegels lautet in lieber eins timmung
mit der Deutschen Lesart der N. 4: ,Si vero pagana aut villica bannito
copuletur‘ (Homeyer a. a. 0.).
7 W fh. vnd nicht der wyber. 8 BLbW Ader.
8 BLbW fh. in.
10 D statt geben irem zweimal irem.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 295
Drittes
Buch
10) ,ire man‘] 1 Idem eft, 2 fi maritus repudiat uxorem, b, 21
quod tune temporis lieuit fecundum iura fl au 0 r u in. (GLb.)
Letzte Addition in B. 3
11) III, 76, §. 2 ,der man 1 ] Nota, das weih erbit lteyne l, g
farnde habe bie des mannes lebin, ane alleyne 4 gerade vnde
eygen, vide li. i ar. xxxi in _prora[cipio] <jrZo[fe]. 5 (LbSW.)
12) III, 77, §. 1 ,Tvt eyn man‘] Du falt den text alfo l, ^
vornemen: 6 wanne eyn man nympt eyne icittewe, 7 die do s acker
hat, 9 tut danne der man 10 den acker uß, 11 wanne danne die icit
tewe ftirbitf 2 fo fal der man, der den acker gemyt hat, den erben,
uff die 19 der acker gefellit, u widder gebinf 5 vnde die erben füllen
deme mittere gebin fulchen 10 zcinß, alfo her yeme gebin fulde, do
her en vmbe vor mit. 17 ab auch das des myters fchade icere, fo
mus hers glich wol thun, ut hie dicit glo[(a] in fine. (GrLbWZ.)
Letzte Addition in L.
13) III, 83, §. 2 ,gewern‘] Das faltu vornemen von lelin-
gutern nach lute des latinifchen textes. 18 (GrLab.) Letzte Ad
dition in La.
M) §■ 3 ,die wile das her lebit‘] Intellige ante tradicionem
iudicialem, uel intellige, fi tale pactum factum eft inter partes,
alias fufficit vnus annus, Supra e. ar. § proximo. uel intellige
hic textum contra abfentem, ut wich. ar. xxi in glo[fa]. (GrLbW.)
Letzte Addition in DG. 19 In W steht die letzte Addition zu
III, 88, §. 5 ,volkommen‘.
1 In D zu ,wendi/ch‘. 2 Idem eft fehlt B.
3 B schliesst hier mit Finis feliciter.
4 ane alleyne] L funder. 5 in pr gl. fehlt L.
0 Du bis vornemen] L Vornim deffen ar. alfo.
7 Z fh. Aber herwiderumb eyn fraw einen man.
8 Z fh. eygen. 9 Z lietten.
10 der man] Z yhr eins.
11 Z fh. vmb zynfe, dem man yhme dauon geben folt mit ybenes ivillen.
12 wanne danne bis ftirbit] Z Stirbet dan dafs, des der aclcer eygen wafs.
13 L fh. dar. 14 L vpp folt. GWZ fh. den acker.
15 Z laffen. 1G Z fouill.
17 her yeme bis vormit] L me iennen geuen fcholde, den en em vormedet liedde.
18 ,Qui vero alicui plieoda conferat c u. s. w. (nach dem Augsburger Primär
druck).
19 G giebt die Addition ausnahmsweise am Rande.
296
Steffenliagen.
2. Uebersiclits- Tafel der Additionen.
Die nachfolgende Uebersichts-Tafel vergleicht den ge
druckten Bestand der Additionen mit der handschriftlichen
Ueberliefer ung, ohne auf diejenigen abundierenden Stücke der
Handschriften, welche im Anhang 1 nicht mitgetheilt sind, ein
zugehen. Bei allen Handschriften, deren Additionen ich (ausser
der Dresdener) nicht beziffert habe, ebenso bei dem Zobel’schen
Druck bedeutet ein Gedankenstrich ( —) das Vorhandensein des
betreffenden Stücks, wogegen das Fehlen nicht besonders aus
gedrückt wird. Wo die Additionen als Interpolationen zu
Text oder Glosse auftreten, ist statt des Gedankenstrichs ein
I gesetzt. Zum Text des Sachsenspiegels verweise ich auf die
Zahlen der Artikel und Paragraphen, zur Glosse nur auf die
Artikelzahlen der drei Bücher, in beiden Fällen ohne die Stich
worte. Wegen der Bezeichnung der Handschriften und Drucke
vgl. bei Anhang 1 den Eingang am Ende.
Sachsenspiegel
Glosse
Die Drucke
Die Handschriften
D G La Lb Q S W
I. 1
2. §. 1
§. 2
§• 3
§. 4
3. §. 3 .
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
1 Am Rande und zugleich in der Glosse.
Die Entwicklung der Laudreclitsglosse des Sachsenspiegels.
297
Sachsenspiegel
Glosse
Die Drucke
Die Handschriften
D G La Lb Q S
W
I. 5. §. 1
§• 2
§■ 3
6. 8. 2
8. §. 3
9. §. 6
10.
11
12
13. §. 1 .
14
15
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
16
22
26
27
1 Zweimal.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. II. Hft.
20
298
Steffenliagen.
Sachsenspiegel
I. 16. §. 1 .
20. §. 1 .
S. 2 .
21. §. 1 .
§. 2.
22. §. 1 .
§. 2.
§. 3.
23. §. 2 .
24. §. 1 .
§. 2.
27. §. 1 .
28
Glosse
Die Drucke
B | L
15
18
20
21
22
23
25
26
27
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56 a
56 11
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
Glosse
Die Handschriften
D G La Lb Q S
53
54
55
56
57
58
59
1 Alinea 2 am Rande.
2 Am Rande und später abermals in der Glosse.
W
I
Die Entwicklung der Landreclitsglosse des Sachsenspiegels.
299
Sachsenspiegel
Glosse
Die Drucke
Die Handschriften
D G La Lb Q S
W
I. 29.
32.
36. §. 1
38. §. 1
§•3
39.
40.
46.
47. §. 1
48. §. 1
52. §. 1
§•4
53. §. 2
§■4
54. §. 3
§•4
57 . . .
59. S. 1
61. §. 1
§•4
62. §. 1
§•3
§•4
63. 8. 1
28
29
31
34
51
60
66
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
102
103
104
105
106
107
108
109
110
111
112
113
70
76
65
69
77
Zwischen Text und Glosse.
20*
300
Steffenhagen.
Sachsenspiegel
I 68. §. 2
§■ 3
69. . .
70. §. 1
II. 1 . .
4. §. 2 .
5. §. 1 .
§.2 .
6. §. 2 .
§•4 •
8. . . .
11. §. 1 .
§.2 .
12. §. 14
13. §. 1
§.8
15. §. 1
§•2
16. §. 1
§•8
17. §. 2
18. §. 1
20. §. 1
22. §. 5
24. §. 1
28. §. 3
Glosse
70
12
19
20
24
Die Drucke
114
115
116
117
118
119
120
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
Die Handschriften
D
10
16
La Lb Q
W
I Zweimal. 2 j n deutscher Fassung.
II Deutsch gefasst. 1 Zweimal.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels.
301
Sachsenspiegel
II. 30. . . .
35. .
36. §. 1
41. §. 2
42. §. 1
§• 3
61- §. 5
III. 3. . . .
6. §. 2
31. §. 1
32. §. 8
51. §. 1
§• 2
64. §. 8
§• 9
73. §. 1
§• 2
§■ 3
76. 8. 2
77. §. 1
83. §. 2
§• 3
Glosse
31
34
41
45
51
54
60
5
6
31
47
69
Die Drucke
B L| Z
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
14
Die Handschriften
D G La Lb Q S
17
W
XIV. SITZUNG VOM 10. JUNI 1885.
Das k. und k. Ministerium des Aeussern übersendet das
ihm von der hiesigen niederländischen Gesandtschaft über
mittelte ,Nederlandsch-Chineesch Woorden bock', herausgegeben
von Professor Dr. Schlegel, Theil I, Lieferung 2.
Von Herrn Professor Dr. Adolf Bachmann in Prag wird
eine Abhandlung eingesendet mit dem Ersuchen um ihre Ver
öffentlichung in dem Archiv. Die Abhandlung ist betitelt:
,Beiträge zur Kunde österreichischer Geschichtsquellen des
XV. Jahrhunderts. I. Das segenannte Chronicon Universitatis
Pragensis untersucht von Michael Rustlcrd
Die Mittheilung geht an die historische Commission.
Von Herrn Josef Maurer, Pfarrer in Markthof, wird eine
Abhandlung unter dem Titel: ,Die Theilnahme des Cardinais
Leopold Graf Kollonitscli an der Päpstwahl des Jahres 1689,
mit dem Ersuchen um ihre Aufnahme in die akademischen
Schriften übersendet.
Die Abhandlung wird der historischen Commission über
wiesen.
Das w. M. Herr Hofrath Dr. Mussafia legt eine Ab
handlung mit dem Titel: ; Zur Katharinenlegende IT vor.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Academia Real de la Historia: Boletin. Tomo VI, Guaderno I, IV et V.
Madrid, 1885; 8°.
Academie, imp&'iale des Sciences de St.-Petersbourg: Bulletin. Tome XXX,
Nr. 1. St.-P6tersbourg, 1885; gr. 4°.
— — Zapiski. Tome XLIX. St.-P6tersbourg, 1884; 8 U .
Akademie der Wissenschaften, künigl. bayrische: Sitzungsberichte der philo
sophisch-philologischen und historischen Classe. 1884. Heft V und VI.
München, 1885; 8°.
— der Wissenschaften, künigl. schwedische: Handlingar. Ny Följd. Band 18,
1880. Stockholm, 1881 1882; 4°. — Band 19, 1881. I. und II. Stockholm,
1881—1884; 4«.
— Öfversigt, 1884. 41: a Arg., Nr. 9 und 10. Stockholm, 1885; 8°.
— Bihang tili Handlingar. VI. Band, 1. und 2. Heft. Stockholm, 1880 bis
1881; 8". — VII. Band, 1. und 2. Heft. Stockholm, 1882—1883; 8°. —
VIII. Band, 1. und 2. Heft. Stockholm, 1883—1884; 8°. — IX. Band,
1. und 2. Geft. Stockholm, 1884—1885; 8°.
— Lefnadsteckningar öfver efter är 1854 aflidna Ledamöter. Band II,
Hafte 2. Stockholm, 1883; 8°.
Akademija jugoslavenska znanosti i umjetnosti: Muuumenta spectantia
historiam Slavorum meridionalium. Vol. XV. Zagrabiae, 1884; 8°.
— Starine. Knjiga XVI. U Zagrebu, 1884; 8°.
— Rad. Knjiga LXXIII. Razredi lilologicko-historicki i filosoficko-juridicki.
IX. U Zagrebu, 1884; 8 n .
304
Institute, the Anthropological of Great Britain and Ireland: The Journal.
Vol. XIV, Nr. 4. London, 1885; 8°.
Societe royale des Antiquaires du Nord: Memoires. N. S. 1885. Copen-
hague; 8°.
Verein für Meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde: Meklen-
burgisches Urkundenbuch. XIII. Band. 1351—1355. Schwerin, 1884; 4°.
Wissenschaftlicher Club in Wien: Monatsblätter. VI. Jahrgang, Nr. 8
und Ausserordentliche Beilage Nr. 5. Wien, 1885; 4°.
io
I
I'
I
Mekler. Philodemos lieber den Tod, viertes Buch.
305
OIAOAHMOS riEPI 0ANATOT A.
Philodemos lieber den Tod, viertes Buch.
Nach der Oxforder und Neapolitaner Abschrift
berausgegeben von
Siegfried Mekler,
Dr. pbil.
Die kerculaniscke Rolle Nr. 1050, welche das vierte, bis
jetzt allein aufgefundene Buch von Philodemos’ Tractat über
den Tod enthält, ist, nachdem sie längst geöffnet und von
John Hayter, der im Besitz des erforderlichen Materials war,
zur Publication bestimmt gewesen, die jedoch nicht erfolgen
sollte, erst 1848 auf Grund der Neapolitaner Copie (n) im
neunten Band der Herculanensia Volumina, Collectio prior, der
Welt bekannt gemacht worden. Seither ward, soweit der eben
genannte Text in Betracht kommt, die Schrift nur einmal der
Gegenstand kritischer Behandlung, indem F. Bueckeler im
fünfzehnten Band des Rhein. Museums, 1860, S. 289—296, eine
Reihe von Stellen daraus nicht so sehr eindringender Prüfung,
als einem flüchtigen Augenschein unterwarf, der, so summarisch
er auch war, immerhin in Ansehung namentlich der quantitativen
Unzulänglichkeit der zu Gebote stehenden Vorlage ein keines
wegs verächtliches Ergebniss geliefert hat. Es bedurfte und
bedarf auch heute nicht erst des Beweises, dass den streitbaren
Jünger Epilcurs, wie den Meister selbst, derjenige schlecht
kennt, der ihrer Spur auf dem schlüpfrigen Boden der Be
arbeitungen der Academici nachzugehen bemüssigt ist, und
dass ein Text von der Beschaffenheit des hier von dem Be
arbeiter Ant. Ottaviani zugrunde gelegten — um von dessen
20'* *
306
M ekler.
Transscription in ein höchst fragwürdiges Griechisch ganz zu
schweigen — eben nur als Nothbehelf dienen konnte, woran
fernere Bemühungen um die Restauration des Originals noch
des öftern hätten Schiffbruch leiden müssen.
Die Hoffnung, einen zuverlässigeren Text aus kundigerer
Hand zu empfangen, schien auf Verwirklichung rechnen zu
können, als Herr Prof. Th. Gomperz im zwölften Bande des
Hermes, S. 223 ff., die Probe einer Bearbeitung mittheilte, zu
deren Abschluss es ihm dermalen an Müsse gebrach. Mit Hilfe
eines in seinem Besitze befindlichen Facsimile (o) der in der
Bodleiana verwahrten Hayter’sclien Copie vermochte er schon
hier, im Bereiche der drei Schlusscolumnen des Buches, den am
besten erhaltenen unter allen, in nicht wenig Fällen Ottaviani’s
Lesung zu ergänzen, beziehungsweise zu berichtigen, und Les
arten, die Buecheler’s divinatorischer Blick erschlossen, die
erfreuliche Gewähr handschriftlicher Ueberlieferung zu ver
leihen. Wie viel mehr durfte demgemäss dort zu erwarten sein,
wo die prächtigen Kupfertafeln der Neapolitaner sammt ihrer
fadenscheinigen Gelehrsamkeit uns im Stich lassen, also vor
nehmlich im Gebiete der Fragmenta, deren ärmlicher Ertrag,
wie Taf. III, IV, V zeigen, nicht einmal zur Bearbeitung einlud,
sowie in den unteren Partien der weit besser erhaltenen Co-
lumnentafeln, wo zollbreit klaffende Lücken stellenweise jede
Möglichkeit, den verlorenen Posten vereinzelter Silben und
Buchstaben eine irgend vernünftige Losung abzunehmen, aus-
schliessen zu sollen schienen.
Indess liessen anderweitige Arbeiten Herrn Prof. Gomperz
auch späterhin zur Vollendung seines Vorhabens nicht gelangen';
so überliess er denn kurz vor dem Ende des Jahres 1884 dem
Schreiber dieser Zeilen die Oxforder Copie zur Veröffentlichung
der Schrift und unterstützte ihn überdies wesentlich in der
kritischen Thätigkeit durch zahlreiche Ergänzungen des ver
stümmelten Textes, wie durch werthvolle Nachweise im sach
lichen und sprachlichen Gebiete. Für beides sei ihm an dieser
Stelle der gebührende Dank des durch ihn vielfältig belehrten
jüngeren Mitforschers abgestattet.
Wenn nun auch, wie dies bei dem beklagenswerthen Zustande
des Originalpapyrus begreiflich, die Herstellung des textlichen
Urbildes nicht überall in wünschenswerthem Grade zu er-
Pkilodemos Ucker den Tod, viertes Buck.
307
zielen ist, zumal auch in o die gemäss der dort gegebenen
Bezifferung an den Anfang tretenden Columnen, die in der
Neapolitanischen Ausgabe den Schluss bilden, Spuren tiefgrei
fender Zerstörung aufweisen, so wird doch schon eine kurze
vergleichende Ueberschau lehren, um wieviel reicher die nun
mehr zum ersten Male in ihrem vollen Umfang ausgebeutote
Quelle fliesst. Der Zuwachs ganzer und halber Columnen wäre'
an sich schon bedeutend genug, doch ist der Ertrag aus dem
mehr weniger fragmentarischen Texte im Ganzen nicht zu hoch
anzuschlagen; dagegen ist unendlich oft für Buchstaben, Silben,
selbst ganze Worte, deren Existenz nach dem Ausweis in n
nicht sicher gestanden, aus der andern Quelle die urkundliche
Bestätigung gewonnen, während verhältnissmässig nur selten
der Fall sich ereignet, dass umgekehrt n mehr bietet als o.
Dank der so ermöglichten bessern Kenntniss ist jetzt der
Text, soweit beide Copien in Rechnung kommen, auf eine er
heblich gefestigte Grundlage gebaut, derart, dass nicht blos
solchen Ergänzungen Ottaviani’s, die auf Beachtung Anspruch
machen durften, angesichts abweichender Lesungen in o, theils
ausdrücklich bezeugter, theils unschwer ergänzbarer, der Boden
entzogen ist, sondern auch, was noch schwerer ins Gewicht
fällt und wofür in den Noten bezeichnende Belege gegeben
sind, die Wiedergabe des Originals durch o (dessen Fac-
simile von durchaus unbefangener Laienhand herrührt) sich
im Allgemeinen als die getreuere zu erkennen gibt.
In den Anmerkungen zum Texte glaubte ich mich umso
mehr der knappsten Einkleidung und Beschränkung auf das
Wesentlichste befleissen zu sollen, als für nicht zu ferne Zeit
eine Veröffentlichung des Oxforder Facsimile durch W. Scott
zu gewärtigen steht; ebensowenig habe ich, eine geringe Zahl
von Stellen abgerechnet, Veranlassung gefunden, mein Eigen
thum an Restitutionen von dem des ersten Herausgebers zu
sondern, weil ich die Bände der Acadomici wohl in den Händen
aller Jener, Avelche an meiner Ausgabe auch ein philologisches
Interesse nehmen, vermuthen darf.
308
Meiler.
I. (11. A. a.) 0. , y.siv
■ . o (na-
pa|j.60iov . . ooE'/.a
sa'
x)diq oXo.i? . . So
5 ty;v avata(0v)a)i'av (tyjv ev
tw(t) TsGvctvai [i.vj(osv si-
vat irpop ’f)\mq ’ euo(p,oX6y^tov . . . .
to ty)V GTEpyjoiv t(wv ava-
OOv p.Ex avat<70r)<r(i'a<; u-
10 xap^ouo(a)v avmtovs
•ko), ou TOtaÜT^v o'fav e
i^Yjv v) . . •/.avop.sv
y.aOwTYjaiv. OTt §(s
•/.E’.p.SVMt TWl \v/t
15 TSIOV ßo‘/j0sT TiaXo
TGITOÜ Tüspl ßlü)V Sou
y_ETO!l 3’ 0U0EG
o.rr,c avato(0)YiGi'a(q
Mr l Tp6o(o))pov otaip
20 -/.o!Tac[)Ep(s)oOa! te
EV TWt a(T)Ep^GlV op.s
^Etp.EV
/0.G
V/.
I. 10 txvuTrovdrjTov
14 XE'/Odvri?
15 BONOfl O.
ElV« l?
Philodemos Ueher den Tod, viertes Buch.
II. (1. A. b.) O. YVjvsv
OV
X 'cYJTlOEff
... £•%... TCEpl aUTOU? <pu-
. . . Xeyov . . v ottw? p.Y) y.a
® £0’ äxXw? km
. . p.v; TayaSa oia to
. ävatcr(O^T(iJc) au-iol? ey_eiv y.a
y.arsXa . . . ei yap stci fo
7tXs(iGT0V s)v twi £?jv yoaa
t)y)v t(öv aY«)Oöv atepyjajv
Tv5)y t(s 7tpocX)7]i|iiv y.ay.wv
. v) oup.EV üveiag eye
. cy.o'. . . . voao) y.aTE-/o-
[J.) EVOU . . . a'.C0'(](J£UV
t)«? £■/. a)xo(3oX^? aÜTüiy
et ävovTO? 486vas
DOS OGYJKSp TOU Cx(d-
vsw<; eo/d)xr;; yal OTü)/£t(a?
. . . . u? dvaSeyop.svou u
20 . . . 8y] . . o? Ss y.a! . ... v
. . . tcov awao v
. . . WV ü>
. . . p.sv
III. (2. B. a.) O. Tqv.öta
(7IV EV jAV)S
. 7]VK
at 7i(e)pi ÖEOu; stv(ai. . .
ii. 5 aHuc o.
12 f. ay_c(a-.c yivcoJoxo^t’av) ?
15 flOPOAHCAYTUI o.
310
M e k 1 e r.
5 o)"t to ab)\j.a ~m0’ ex
YtVETC((t . . .
aiteipov, xara äs vq . . . a
xexspaopievü) tox(w . .
vxai xal to ysy°v(°S
10 t£ xai eveoib)? xai t'o -(z.(')r r
oojxevov äv) aXoY^ov (t«i
TsXecou(at . .
yj V. Fr. 1. N.
vx
15 STt^O
. . . . e Ta(XaQxwpop sxo'.(p.ü)Eei?
oi(o)v saT£pY)Tai äiaXeXu(p.evo<; to
owp.)a uxäpywv. emxi(l>|A(e0a . . .
. . . pvj[xevoi<; Aibq oü)Tr)p(o<; ....
20 . . y))oovy]V ozoao? xpovo? Ttot a-
Yaöa) zapaoy.sua^eiv xesuxev 0T(av
.... ty)s yaraXaß-f] tou? opou? to
. . a)p,a to oapy.ivov euöuc axop.ö(p-
Ey)? t)o p.eY£0o? ty;? yjoovy]«; cxe(p
25 .... axetpo? xpovop xepiexotY] . .
IY. (3. C. a.) 0. tsits Y. Fr. 2. N.
ouvaTov av
III. 8 "Kl/ / € PAG M 6 NU o.
18, 19 CTiyEtöpeöa und awrijpo? von Buech. p. 292 ergänzt.
Zeilen 1—12 fehlen in n, dagegen sind dort 13—15 mehr Reste vor
handen als in o:
riNfT
AtrKIA
AC6CYII
15 ZHNH/767/fTIZ
23 AnOMC n, AriOAA o.
IV. l - €IT€ n, — €!//€ 0.
Philodemos lieber den Tod, viertes Buch.
311
. . . . xi YtvscGca XEyeta(i) x.aOä (ixsp
.... Suvaxov Ü7rdp/£(t)v etSwX
5 .... vacOat yaO’ ou? axo (St) Swai .
. . . vjjj.ets p,ev o3v xoi:? EtpY]p.svo(i?
Xp(!))pte6a itept xwv '7rpoy.stp.svuv . .
. . xXooct'w? y.a"sv/ w stpoucrt xop. . .
. . xapaxtöevxs? öxav e(y)xvsov(xe? ©a-
10 vw)©tv w? peO’ rjSov (vj?) xeXsuxwv (xa?
. . xou? ev xwt (a)uvou(<Ttä)^etv y.at xo
. . xop, s(v)d(pp)wcxt'at? yov
. . top.e v . . . .
stSsv auxot? stuswv . .
15 vw? StoxtGsv
. . y.a . Y"eaxtv Xa
. . ou
(4. C. b.) O. ... otc . wv xat ot’ äxmv xa(l (japp.d-
y.wv ättovw? dp.aupoup.sv (ou? . .)
p.exa xd? s(ü)w/.(a? sv xot? 6ir(vt)ot? y.at
7t)potsp,(e)vou? xat xou? evx . . . ouy.s
5 . vcrsy. . . scrtv avataö^xou v(6x)xa y.at
vjpip)av (Sta)©spovxa?. dXXa . . opta©
. . xota(ü)x’ e/sxmcav o xwv
7 nPOKflMCNUN 0, nA NUN n.
10 €INUC n. ©avüj)otv erg. Gomp.
11 . YNOY. . . nZCIN 0, neiN n.
12 Ergänzung von Gomp. 'JA . UCTIAIC o, wovon ausser 11A für
TIA n nichts hat.
Y. 1 Der gegebene Kaum spricht eher für y.at ©. als für xa't 3t* cp., vor
ausgesetzt, dass das abgerissene Stück rechts, dessen oberste Zeile . ZHN
enthält, in der richtigen Entfernung geklebt ist.
3 YT. ' . . OIC o, Herstellung von Gomp. Der Gedanke scheint
sich mit dem Lucrezischen qui somno partem maiorem conteris aevi III, 1060
eng zu berühren.
10
14
16
TI. (6. C. c.) 0.
10
Metier.
Tate . (!) m/etp^o-ecty . .
. w; . . !v '(ap -/.o'-voiost .
.... Ttov £Ypv)|*evu)V /.
'ütp.SV
. . ou . .
. . . VS . Ott
15
. . . . q a\'crfi(6')'>oq mW . . (-it)ep{ Tivag
ay.oAouGoüotv . . svopa
v xb Tipooavs? . . . at irpoo
. . . VTtOV
. . . Atay
. . . Aste
vou y.a(v £7Ta)to0ö(p.s-
vot oiaTsX)sowo([V,) n&q oliv, s.lv.6: sc-
Tt) . . . . y.aTaoTps^oVTa; äApjSö-
ot) xsprai'iTTStv; ouosy.a .
y.ouoouoo TYjV Gypaoia
o)7:spp.aTiy.YjV suiiopov
ts y.at cw.'XrjpoT? ouvs
oa y.at scspi twv aTray-
TVjViov auTüiv aptaoT-
to y)e p.r ( v aw/.apTspouv-
Ta . . . ?Ää)p£tü)<; Gfito0v<}o(-/.)stv
y.at xovot? e)vs-/soOat ßapeotv
orepl ßpup-aT 1 •))) icspt (t:ö)tou; spvov
Adfoociv ä-jro'TcA^x.TOu oa(vTaot'ac
v . . . VTSOO
VII. (39. D. a.) 0.
. . ov p.a
. . ßapiiv
. . p.evT
fev w Sta
3e atoOrp (t) y-rp uo
o)TSptOX£o0at "/Oip (?TOt“
VI. 8 äKa-yy opivcuv ?
i
Pliiloderaos Ueber den Tod, viertes Buch.
313
10
15
20
22
24
25
27
30
35
cüxa. jj.ev oy; Ta t
t'ov ’AxoAAocpdvYjv
7JJJ.LV o' o(Atl>5?) oiaxixT(ouaL
’Exiy.oüpw(c Si)ay.£)^o)(pio'-
. . vTat 3 . . . . ttjv . . a
. . cc.a .... to; öltoxo
t (ä)x£§£t)r(0)7] ai(a
Sl TL . . TO y.aL [J.S .......
yj <j(T£pi'ax)ea(6)ai tl(vo?? ....
uclvo
äAyjYjS6voc üx
.... lov ... to y.aL
ay
y.av
uv
ai
ouy
Ta
LCTOpYJJjiv-
tzyei Ta p.sv
. . . ? £A)aTTGVw(v e)ioev(at?
xgcltjv £x(ay)oi
diu/Ij? ytvop.£vo
I . . TtOV OS |J.STa
VOL5 TSASUTw(vTO)V
. . TOV£
<iu)via)Letv t
e)-AXV07J
YJCjlV
VII. 8 Ein Apollophanes wird Vol. Here. C. A. IV, 208 als Rhetor
oder Philosoph genannt (s. Gomp. in d. Zeitsehr. f. üsterr. Gyinn. 1864, S. 705);
derselbe Name erscheint bei Scott Eragm. Hercul. Pap. 19—698 in einer titel-
losen Rolle, für welche der Hsg. den Titel <I>iAoor]ijou mpi aiaO^oEto; rnuth-
masst, Catalogue S. 19, Introd. S. 17.
Sitzungsber. d. pbil.-hist. Cl. CX. Bd. II. Hft.
21
314
Me kl er.
VIII. Fr.l (14.D.b.) 0. -cstcd xe y.axä xcv Xo(-fCV I- Fr. 1. N.
a . pwv äXyy)36vü)V o
xeXeuxäp ä!*io6vx(i)(v) 8uy(aibv
xv;v ävuxepßXY)xov X(6)ea6at au . . .
5 av ]j.v) |.ut’ oy_7^c£u(c) ävux£pß(Xr ( xou
crpaoptev xe xr,v aup.xaötav xpo(p xo
aö|j.a xrjp 'hoyjfjq et xat xä xoXXä x . .
p.ex’ o'/Xv^oewp atxia a . . . p v) x(u)y.(vou-
c)y)c äaupip.expwp xä p.(epY] x)wv lo’)(cüv?
10 y) ottaxavoüayjp. äXX’ oü a . . . v ve äoü(va-
xov XuOijvat ttox’ auxvjv (xijp S)uaxuyoü(p
. . . exspouöaewp yjxtp y.al (£a)xt xtvop
äX)*f(vjSo)vop akia • X(ex)xo|y,epep yäp
awp.)a xatxeXswp eüy.i'v(r,xov 'i)u(/ii)p rj xa
15 a xoux' ex p.ty.poxäx(to)v a(uv)saxv)x(uia
.... oxdxtöv xat x£piffis(pec)xd(x)ci>(v
p.)s(p.tY)p.£V^ xat xapä xou(x)o xoXXvjv
ä)7ropta(v xa)pe(‘/)ouaa tzoyaou eiptxxa-
xat X(eX£tjj.|j.ev)wv xoptov ev xvjt aa(p-
20 xt x(oXXtSv) Vj [x(uptü)v . e)y. xtvop . . xav
an ... 6 . äXYpSov)o(p) aixt(a
XY] yptGtv .... (oe—
ootxa(p.£V ä)xox£xeX£a-
M-s)y- an
25 ouv o)VX . . . v
X (xl)p4Eü>p a
axa . . .
xoup äx(oaxaa|j.oup?) .... au|v.ßa(iv)et
xaxa ottxep . . . poup 3 . a
VIII. 2 azpaiv? vgl. Plato Phileb.45a^Sovä; — xä; äxpoxdxa? y.ai atpoopoxocxa;
8 CHn . N n.
12 auvETEpouoaeo)?, liier sehr wohl passend, obsc.hon sonst nicht nach
gewiesen, vermuthet Go mp. 13 A . .TOKPICTAP o.
14 f. xai r.apa xoux’? vgl. 17 16 XEjtxoxdxtov oder ).Eiox«xtov Gomp.
Philodcmos Ueber den Tod, viertes Buch.
315
30
35
IX. Fr. 2 (15. D. c.) 0.
10
15
vpov avet Ttp, sTcstSi^Tirep (ex
TOlOUTw(v c)uV£CTY)X£V, (a)^[(l)iv;t (av)
aTTOVTWV xaxd Tr ( v a6vx(p)w(iv ov-
tw? (jusO’ ■qbovrji; ^(sgOm Ta? ts-
XsuTa? oux av a7U'!6av(ov
. to jjiev oup.ßatvs
avuxepßXvjTov xotvo
a(i t)ep&£w? xai y«
. vt(ov p.sya
. . xa Tiva? p,E0ap xai '/an
. . zovou (xa)0a , T£p ei« ty)? a ... .
. ax'o Tuiv xaiSiwv etk ty)? . . . \i:q
. tqq dTi(ä)cr7)? xk'o twv dx(p)wv <p0t—
ce(o?) £Tt t'o Y^P a ? ‘ YWOVTat äs vsavi-
aiq) p.ETaßoXal xai oc’ äc;up,;j,eTpwv
xivyj)[mEt<i)v woxsp siq uxvov 6-'o tou
javjx)o)vioo • xXYjV xai t'o ßia!ou(?
0ai) Tobe dTOOxaap.ou? tyj? t|w)dij(?) aito
tou ow)p,aTO(; xai Sta toüto tvjv [asYicr-
TYJV £T)£pOtü)OlV (s7j)aXOXoU0EtV a(u)TW
...... ©oo)ix(6)v e .. vout . . p£T a')tr('/.r t q
oex ... vw ... . £tou . q xap-
otu? tw)v oevoow(v . . . ä)XX’ ä(va)vxa
d)iraXXoTpi(oüa0a i?) .... Xe
X . . teXeo TOV
xa(0a)Ttep Ü7U£p.ip.v^oxo-
p,£v) . . T£ . . . . x . . . . oxoivov.
33 AfllfAN o.
37 Y* v w a ^tu;?
IX. 1 TATI NAC o, TACYN n.
3 päpp]? Gomp.
4 Tfjs bis tpOlaEco? erg. Gomp.
5 vEaviai; erg. Gomp.
8 pjxam'ou und ytvExOai erg. Gomp.
9 f. Ane MATAKAI n,
1-2 NOY"
II. Fr. 2. N.
, NO o.
21*
316
Mokier.
x.
.... avo syst . Y)v
20 . ... ©et (ä:r)oo'xa©p.3t;
.... ovuv ot
pivetv uoxetov < . v
xb)v Xö^ov eptev
[Ar ( -s Bta Tt)etpa? |Jtr,xe Bia oy)|as(iuv
■/.aTaXa)ßetv ir,v evx . . cey . a . . e
uty)c x(a)vTü)<; o(y)X^ceo)c
octa? oTOTepo)? (e)yet. ?*)([«
3’ 0Ü06TSp)0V feäpXElV, StTTEp «p« t
iwc’ ’Extaou(pou) Btä (x)üv . .
uv xa p.sv £•/. ~r,z e:rt(p.)ap-
-(optao voeio)8ai, xa B’ iv. ~rj(c) ts!((;) ©at-
vc(p.evo 15 o’jp,©)uvtac, uv oüBexs-
pov (aTroSEB)wxaai(v) . Tbyap au p.(exa/.-
Xäa(oeo0ai?) . . Trspl xo . . a . . . xt. . .
0a Ge'.cqc op.oXoye ....
v
a aptaeu; Bta . . . uv
e y.Y) . . . aoa
Xt
a
20 O0t
. . . VO OOT’.V
... £ 00
U70
X
25 a B . . . ve
Ba
X. 1 uaxEpov? Das folgende Zeichen ist wohl Interpunctionszeichen.
2 otot t’ e)ou.£v? 3 ft’, vgl. Gomp. j£Epi orjp. xat arj|j.£uoo. fragm. 4,
Zeitsc.hr. f. österr. Gymn. 1866, S. 706, und Philippson de Philodemi libro
7** 7 * P- 10 yoeiaOat Gomp, 12 dnoioEOüj/.aaiv erg. Gomp.
(9. D. d.) 0.
5
10
Philodemos Ucber den Tod, viertes Buch.
317
27
29
30
35
(5. E. a.) O.
10.
15
. . o a~o . Tau .ot
Gt|AV] .... pwv TI VYJXOT
w? ('Aa^Odxep aic . . . <nt . ogvjg . . Öac
. . . svoi cpaciv co . . pa
OVTOC . . Tipoce^ ... IC
aiscv Ta? aiv'aq . . . gey;
ty;(c) TsXeurcj? a . Twca
•/.a(c y)ap ev tw; -(a)ij-/ov(Tt
*/a (ö)racp7Eiv o
v . . . Tjt Gijctojaev
TYjV eici TYJ ..£... V . .
ce [j.-q
ur.b ty;? . . wo
oav er, <s(cA)cGoa>(i'av
p . y.oTcC £’? ©(Xuapiav? p.sp.u-
0/;c0ai to . . . vav
O-aVTS . . . eravrox (äX-
■'j'yjoovco(v) aup.ßatVcT
tov eiaxevai -/wpio
TeXeCOO s(-/)eiV 0 [J.YJ SsT (c£-
Btsvai, toc(v)to(? os touto
Tepivs .... piev ByjXoi •/.
vco ? ex toö wp
.cts
y.aT aaXßtoo
av ac y.ai ttoX
.v p.w? eyei
. s a'.cco~o:u
y.aTaGT
i^OUGlV sa(u-
XI. 14 f. /.araXaßcoai und (tsOv)ava* zu vermuthen läge nahe, wenn sicher
stünde, dass die bis Zeile 28 reichende, isolirt stehende Partie so weit nach
links gehört,
318
Me kl er.
XII.
20 a? $’ aXuv) 5 • .
oo
oco? nai xäk m
p . (j)paiia|j,s(v
60
25 piVO
(Jtvr)p.a . . . .
eva
7t
Fr. 3 (16. E.b.) 0. . . cxspcv o . !!• Fr. 1. N.
§10X1 XY]V awpov T6Xs(uTr]V
oivsp enx.a .... oiv eXi
Xwv aYaO(ö(v e)v xok 7tXet(ovt “/povw
5 , ttjoiv §;eiv (y v (o)pi;; vqq yVYja(tat; co-
<ptoi; cüS’ £v Ü7t(vw)t Süvaxac
Oai 2t’ vjv atx!a(v) auxrjv vsox
xü)v TtXeioxwv (ä)vOp(j)7tü)V £
XO 7tX|Ü(JX0V '/(po)vOV E7U06CIV
10 7tOtOUJJL£VU)V a(7t)o XÖfOU Ttup 0
ov • zpövüit p.ey (jd)p p.£xpc5vx(s<; xäya-
0(ä) ouSev p,e(va ic)spiiton)oö|xe(0a ...
. . . . at x% o . . . O'.aq 07t£p xtüiv . . .
XOV . . . OV -/.EVÖC 7t£
15 .... ouxex . . £ . vxat . . ExatwaXa . .
xspwv .... apo . . . 60 . . .
XII. 2 T€AC o, TfN«.
4 f. jAtta-w yo. abcyatv Ottav.
6 ouo’ Iv ujtvto] vgl. Philod. rxepi u.oua'./.rj; p. 45, n. 54, 11 K.
9 riAIICTUN Ap(ographa).
10 djto Xoyou] vgl. ajto Xoyojv Gomp., die Ueberreste eines Buches von
Epikur j;=pt oöatcoc, Wien. Stud. I, 30, Zeile 9 t.
11 f. habe ich zuerst xäyaöbv ergänzt, aber mit Gomp. xaystOa vorgezogen.
13 otavofa? ?
14 ONKINUC o, NRNÜC n.
Philodemos lieber den Tod, viertes Buch.
319
. . . -picfm
T’.VOC
19
26
30
TW; TipOCf . . u . . .
aiov . . . u<j
(ovsira
. . . . rf/M . . aioiG rcpb; dX-
X . . epwv oüÖev sü(p , r i )'/.w? dya-
Ob(v) .. s . <j . . . 5 aicoXX . ... Eta tou
p. . . . . vtc; <feao a; . tou yap
eXEvjaai vsov eariv t'o
ävaXoyi£op.svov . . wv IIuOoxX(e-
a y-sXsüei Mv)TpoSü)(po?) . icspnco(i■fys-
vjTat ys . . vwoout . . . vo . . twy.a . . .
Er. 4 (17. E. c.) 0. "/.a äXX’ oüyi to
ßto(v) ’Cfysa.G aVOTCOVÖYJTOi;
to(i) jivqxca zavTo; eI'Souc 0
sv xoaaH ypövwi io piytarov au
5 xai TieptTro'öcaoOai xa(i) aTtoXaucaivj (y.a-
OaTOp ÜücSsti: ....£.. IVEOOTIC 0
p.a£op.evoc stc(I) to(ö)to y.ac ty); äir£(i-
pta?, ouy o(ti) ty); tou (y)EpovT®; xpo0-
r,G£Tai >(y))c, £Tt Ss p.sipay.iov d'^0(o-
10 va irspi(TOtY^a)£Tat tou(t)wv wots ye-
yavwpivoc äirspysaOai y.av pY)0vjv(ai
7iXI(o)y (ß)£ßiw/ivai twv avaxoXaöo-
t)wy (ooa cie)£wv ety). oiwttö jap 8-
ti) TcoXXotyt toXXoI; t(w)v aippovw (v) to
15 ve)ou(; TsX)e(u)TYjaai Xuo(iteXeo)tepov
oa)iv(£Tat xat p.Yj) y.az(a) ty)v YjXiy.tav
s)uO(y)Voucpi) Tpa®Yjv(ai ot)xois, ev
a)8s(ta oe Tpo)®Yj; d(®Oovi)av p. . a
?7cai)oi 8’ (^Sova; a):rd®a(c Eiraup)s<:0(ai?
XIII. S ys'povro; Gomp. flfPONTOC o.
11 yEyavwpEvto; ?
320
M e k 1 e r.
üü ° !c
...
. . . tovte;
. . . ovsst
Sc
25 v OU
\ ... . poc 0
[j.. . . cm y.at op.vj
vo? x(e) Aeuxa . . vw xXa-
0r, (x)povov (exi)^Y)V Et
30 x . 0 wstoy a
7.S . TUa OVTlVaT Ast
So . av(6vr,xov? Y)ap x'o xot(ouxo <pai)vs-
xa(i) xsp(So)? ouos . vx pt
e . ßüoc Stax . ouat £V
35 A . . s totJTE . . cp . oaiY)(Jt.o °p.acr
. . . vat TE Se ^YJXEtV x XT)V
.... xtav (05 (x)Xeicjxov (x)pö(v)°v £v)v
aips)xGV y.af xi(vot)q veou? xeXeu-
XIV. Fr. 5 (lS.F.a.) O. xüvxa? Sta xouxo 8u.sxo(ft)eu; vop.(t- I. Fr. 2. N.
lsv). x'o [j.ev '(dp, ha. ouvxe(X)sor l Tai' x(t?
xä? <7'jvy(s)vty.a<; y.at extQupia(<;
y.at xäaotv axoXaßy] xr ( v o('.)xsioxäxYjV
5 yj) ev8s(/)sxat 8i«y*>>T^ v » °p£T Ea ® al xp = G-
ßiö)vat xiva ypovov, woxe (x)Xv)p(o>)07;-
vat) xwv ävaööiv y.at xäca(v) syßaXstv
xrjv) y.axa xa? sxtöupia? 8(x)Xi)«v
p£|j.)tat; p.sxa7.ap.ßävovxa, vouv ey v ov-
38 NPCYCTfAPY 0.
XIV. 5 r) habe ich mit Gomp. ergänzt; auch i)'i oder, wie Ottav. will,
ei wäre müglicb.
8 f. öyl.rjaiv, das Buecli. S. 293 fand, bestätigt 0 mit O . AHCIN.
Gleich nachher habe ich für Buecli.’s ^auy iac yorgezogen ^psuta; zu schreiben.
vlAC liat o, was ebensowohl zu MIAC als zu XIAC ergänzt, werden kann.
15
30
35
XV. (7. F. b.) O.
10
to? s)cftiv avGpüircou • t'o S’ tva tyj?
?aTCtp)(a?, Tioaa oyJ ott£ Ti? ( i ä)poo(ß[was-
t’ £T’o) y.a(0)ä7;sp E^ovt« T(ap.t)sTcv tou
^v? T:ap)a('Ä:)Xv]ai’(j)? tcv a-s(pavTov
/pcv)ov ts ovx, . p.a
sXX
U X 0U
tou y.sp(oou??
va? ost
Ttva os
<pwaaa0a
TWt vo
St? TY)V T
twosit:
ipat . . X p.£t
. . . . X.S . . . (poßo{l(p.£v)o[
. e0ayo
y.)aTaoTps(®s) tv aXXa . tvjv
. . VTSt . . . Ttäv TO OY) XsYOjJlcVOV
o"? s)v (t)oiou(t)wi '/.aTaarijptaT! tu-/-
/ävou)otv ovts? y.at to7? p.v)-(o[t] £y)v
ouoi)v ty.avol? st? tcuto ßXsiroyTs?
ou oap.sv ou)p.<pepstv p.Y) 7upoTs(p)ov y.a-
TaoTps®st)v y) ty)V aptoTY)') (y.ap'iru)otv
ä7roXaß)stv? ou/ tva tw? s/ov(ts?
yaT’ s)ystvyjv tyjv p.sTay.oo(p.iov
/wpav) su Staywotv y.av auva
v Ttatv y.ay.ü? y.a
ij/u/ . a . . ts y.aT« oo)-
p,a-) X ... v Xutüh ota
VT OTY)V p.STa
XV. 2 a. E. TYN
3 €'NONT€C o.
IV. Fr. 1. N.
21**
m
322
Mokier.
? nXa)Tü)Vo(s) ( I>at-
4
15 Swv-) . tyjv izp . . .
OJASV ....
17 0 YEVOJJ.SV . .
26 TOI
OSf_
'>’W-
ei ti? e!aä(YOi [jtstpdy.iov?
30 0Y) . . . 0Xk
•£po£UAaßo(up.£Vov jj-v; crbv TOAAaT?
aX(Y)v)B6ai -/.«(TaoTps^Y)?
. . . tov eAa
£Ti 3’ oüoe (ffluat)y.öv e(ivai vo|aigteov
35 r / So(vY))v ty)v (äx.)epo!to(v vsov cwa?
£Y )v(oy.£(vai
0 ay.aTav
ai tsXejt
XVI. Fr. 6 (19.F. c.)0. a . a'AAov op . . o p,r ( 9sv XII- Fr. 1. N.
8 . . you xpb? aircov tou (y.)aTä
- . . . Tpottov w? Ivoe/ETai oiaYsiv
Y) oec. v.q o’ av Siaoopw? Trpo? touto
5 y.ay.(ü)? e);yoi '/■«"« Y £ T '0 V qww-V öppwjv
'/.ai |a(yj) £v So^wv, tktcv ce cptöVöW p.a-
täcw(v) c/.z.o . . a?; Sto oyj vsaoIov t '°
xpo(aE)vaTYjp.a zsp; twv outco?
iS . . . svtov ev tüi y.aTaaTpE(cp)siv
1° ~p . . . octo . ? aÜTO t'o toü )fpÖV0U
y.s(poo? ßAs)-ovTa .... aSa0 . .
v . . . . yaq r.v.'t y.ai .
XVI. Die linksseitige isolirt stehende Partie Zeile 2 —14 ist in n durch
ein Versehen um eine Zeile zu hoch gerathen: HACI TPOIION u. s. w.
2 TOY . ATA o, POY . . MA n.
3 UC deutlich o, statt dessen TH nicht minder deutlich n.
7 AKC .. \$ ™, 8 yon Gomp. ergänzt. 12 fl€l n, TT£I »•
Pliiloderaos lieber den Tod, viertes Bucli. 323
sutß . . taxetü) ovx . .
. . ip . . . <j<i>pt,aTO .... p.aXo . w
«v . . . . *p t'o :rpo . . . Xet . .
T£AeUt(’/5)v tote ....
. ouaXaT . . . Sta t(y;v
a) YWVY]V puxe . .
• • ■ • |J.p= v) Xoy Yjxa . .
20 IVO? TOU 0 . . . . OU 0 . .
patvov .... Tv;v p.. . .
äotaffl(6pio)<; Iy_ou(aiv
. . . p.)£p.o(o) piv<i)(v) y<x
Xv]£ . yj . pETaXOGp,
25 uv Xoymv «tootiv ....
OuSvoi? auTof? S . . . .
. ... ca -/.ät’ auTob? äva
te toi . . . wyctua . . .
y w )wpicp.cu . . TaTET . .
30 e
avrjy.£
evio ov . .
Trjv
34 aXXa
36 0e . . TY]<j . . . tou
?0aup,ä?(i> S)e tou oo(cpou) Xo-fou
tov ßsXTiov Xe-
Y°VTO? TY] ijjUyjj) TOU? a(nb) tou
XYII. Fr. 7 (20. F.d.)0. owp.aT)o? -/wpujp.(oii)?, uc(t)e t'o ty)(v) Ta- III. Fr. 2. N.
/(((TTTjV TOÜ)tO aup.(ß)aiV£IV aipETOV u-
:tä(p)(ei)v. oij p.v]v ouS’ ex£(Ivo) ye )((a)pi'-
ev up.(voX)oYsIv oT! 3tä Tauj’ 01% a'ip£(TÖ)v
XVII. 3 X/-B 1 n, X . PI o.
e
4 YM . . . iriN o. Ergänzung von Gomp.
324
Mekler.
5
10
15
20
25
30
vecu; t(sX)£UTäVj sxeiBt) xoXXa ouv(a-
xotoov(xat t)wv ev xwi £i)V xaxwv ■ xal
yap an(aXX)ayqaovd' w; sotxs 0äxx(o)v
eX0ovts(<; xp)'o<; xob<; xoXaaxä? xal xwv
y.ay.wv a(vxa)XAdxxa?, s” t’ svtoi xoüxo
|ju; XEtoo(vxa)i ? xi Sioi'asi veou; y^ it(p)sa-
ßuxa; a(bxobc xs)).soxäv; oaoi 3e xsfaov-
xai, xi ä(v £pwx)wip.sv öx(7))a')xot xo-
t’ (^cvte; sxxv)sccev pä(iov;)? . . xepa yap
w y.ay.wv (d<patp)sai<; ex
. oa rr,(q) 4ux(y)s) äv3p0w(0si(j)-^ ev Oa-
vaxw) . wq o . .01 s<pY;a(av) . . .■ . to xob
x . £? ’Ava^aY(cp)av ctxa tei ß
07) . . . e^v« . ca . . ca0EtvY)T . . . vxei
X . . pOOT .
er . [J.o . . yc/.p 3
. . xw . . . v . . ovxo? orj . .
pw . . . Tisv ay .
. . . . ott .... svop. 0a
. . . . a v /) • e
. . . xpoo (? ai)xiav
ava ov
. §utj<popoüp.£(v)... ytjv (xal oeay))v(yjv?
’Av)a^a(Y)6p(a)? xi to(u vob?) xiv-
. . . 3 . q>e . ev . Tax7) oo
. aXV ob . . xspt x(7j)? aW«(s) . . . xou
eoY] (<ptAoo)o<f>ob(ot) vsp.a . £ . u>oxsp
. . siq. Xs'fw . . . . t Y«p o ■ ■
. . woxs . . x . . . . ap.svov i .... 4
x)axä oc’Aooo<pi'a(v) y' äpxä£sa0ai 3
10 AioiceiNoeoYc p, was vielleicht, in Sioloet flOsou; aufzulösen ist.
11 rUIL)N n. 28 KIK o.
•A-
29 TATH u.
Philodemos Ueber den Tod, viertes Buch.
325
35
XVIII. Fr. 8
(21. G. a.) 0.
5
10
15
19
22
25
.. <pu<nx.(bv) (j.sv t(o v)urr£c(0)a(i t)ov to(i-
oD)tov Öu([xbv? a)XXo(i); EuXoYi’aVirapa-
St)Sou5 tou xaiä <piXoco?£av
tt(p)oy.c^£!(V) .... 0aujjta a-
7*00 (0)aup.(a)£o ....
y.a 0 . p.u . wv. a(ir!0)avov IV. Fr. 2. N.
21 £(Tri2£x)xiy.y)v pwixap(i'a? S)'.o;0£a(e-
u; <iu(y_v)v) p.r) ToiaiTYjv e . . . w; uirap-
yetv o>(o-)t£ . . c ^10X6701? a(Ya0o)ic ^(p)p.a-
xi(j0at, Yey(o|As)vr ( v Ss oyj . . . ey. cpt-
Xoao91a? ... m ... . xai t:(a)yT£Xd>5
oby oiov te . . TispioEOpayOat Oaup.a-
ctiov aYa05(v ; w)ote YaupwptaTOi; amevat
ptearov. to(Xu? [j.)ev oüv y.petTTo(v t)tjv trpo-
(pavxacocp . . . ov a^(i)o)i; <p6(c)Eü)i; auv-
au^0rjv(a! -/.a! a7t)oXauoai tyjs Suva-
TÜ)TG£T(1>(<;) (e)ÜETY]p(ia)c. äXXa
v.y.1 io Y e f (a)ijiov xoX-
Xvj? y.at tat oiay(£T)o0at 0
. . tw(i) ypövio([ ^
TT
Xe
c
ei
Ttov a
e . .
.....£. 7UJ
xaya . .
p
XVIII. 6 KAI O, NAI n.
8 Durch CAMATOC in n wurde Buech. S. 291 f. irregeführt, als er
ÜEi|xoiTo5 ergänzte.
9 f. Gomp. vermuthet Keminiscenz an Pind. Ol. 1, 187 rrpotpavTov aotpla.
30
XIX.
. yjpr] . ovy
35 ... vovo? oi>5(e pexa)y.oc(p.f)av?
sys . XIVX XpO
xpe euoep.
ap s y £ guvS • • al
Fr. 9 (22. G. b.) 0. vuv .... cptot Y^vopievtöt y - a ' TO3(b)v
/pövo(v e)iril^aavx(t) xb p.eYtcxov aY“ -
öov axe(t)Av)xxat. r?)? 8e y.axa xy)V iao-
xr ( xa aux(o)u y.at xyjv 6p.oetoetav x(o)pei-
5 a? y ivo I j * £ ( v '0?) sw? (e)t? äxetpov ei ouva-
xov er») ß(aoi)£etv oiyeiöv eattv • av
oe xapaY( £V )'G Ta ( l ):> H-® v eu3«tn(o-
via? ä<paip(eat)<; ou Yivexai iij? Y £ 1 0VUla ?;
y.w/uai(<;) 3e ty)? ext p-excuciac; auxrjc.
10 aXV ouS (p)exelvat xaüxY)V e-
xataöt ai . y.at My]x(po)8o)p . .
’Exi*ou(p . . x)e xoaauö’o(aa x)poet)(e(v
ex'fj (x)Xeiova . . . (e)xtßtü)Ga
/ap xoo .... ß ... .
15 xAe ocev .... vxax . .
3 e
Col. I. N.
. at .
xwtp.
op.
XIX. 1 xutpwi? vgl. Ar. Plut. 2G5 f. xpeaßuxrjv . . xutpov.
6 P. . .) ZeiN n, I / . . . Z6IN o. 6 ff. s. Buech. S. 293.
um. AI o, N n.
srrr*>mm
i nwrii
Philodemos Ueber den Tod, viertes Buch.
327
20
22
25
30
35
XX. Fr. 10
(23. G. c.) 0.
5
10
xoSt
v ? • • X
Y]pü)
1U0V1) .
...... av ew .
3 ttoa . . .
« sva ... ex . . .
p . . . . ext Se p. at^aa
idiq aux(oti;) xp‘t)c(xeo)v xapapuGtotq o
o’ extSe/cpevoi; . xav u
. ißerat, Xüxv5<jex(at) 8’ ouSapfwg eijat-
p)oüpevo? ex xwv o(v)xwv w? ei prjSe-
ptav ic"/ey xvj(<;) eXXei6ea)(? exat)c0r]-
atv. 5 8’ a(<pp)ci)v out’ ääjibX(oyov) extXvp
tj;ex’ äyaOov, äv xat (x)ov T(t)0covou 3(ta-
yevY)x(at) /pövov o . aXXo . wx
povau . . vo . . . (o)xav Y(evv])xat? . . .
xa)t£<jxkjv, a(XXä ßpa)S6xepov «
xa pßouSetMpevyjpey . . aX-
Xa xoüxo pev xo pepo; oSuvöv xä-
X« xat civyvwoxöv eaxtv • x'o 8’ ext xöt
xotx; Sua(p)eveTi; ext/apitjceo0at pä-
xatov äa(uyy)v(»)ffx(j); eoxt’v • xavxeg pev
yäp oüx e(xai)G0vjcovxat xtöv exixat-
povxtov r, . . evo . xeXew?. evo^XeT
Be <puGtxö)((;) exe(Y)yeXwv sy^Opsc,
öxav exa(ta0)avopevot? xouxo xotr ( t xat
xaxa xapa (xoü)xo ot»pß«tvv)t xot? ex(tx)at-
popevot? • (xwt) Se a(y)a0ü)t xaxa 8ta0(e-
Col. II. N.
30 iüatpoiipEvo; erg. Gomp.
36 PONAY o, P6INA n.
XX. 2 OAYNAN o, OAINAN n; berichtigt von Bnech. S. 293.
5 -avtto? ? 8 €n€(r)rtaaun Ap.
10 von Gomp. ergänzt.
328
Metier.
15
20
25
30
35
XXI. Fr. 11
(24. G. d.) 0.
(uv ouSs'k; az(aJj) ixzyw/.ox; abx(p)')
•yivsTat ouo(|j.sv)y5?, u<p’ w(v iyß)pcd')(&a-
0at Xuzvjpov . . . u . oSe^O . . . säst o
.... out’ szt/(aip)(i)v ewpo
. zoXXeiv s/ojji.(sv)oc, (St)a6scre(i) p.£T
.... ouqstvs . . stv ate
ov
Ssp.
toua
. . . . Sta TYjv .ca.
.... ouv
ou
ou
aöps9a ci-/.a(t)<»)? X . . ß . . .
r ( ptv 8’ axa(p) a-/w(?) ei9 .... aeza . .
pisu; oouv(i)p.£0a oü(y. av
(p0avotp.sv äStaXstzT . p . 3
ts; aÜTo'u? sz’ ou-/. oX!(y~
TOV TpOz(o)v av9p((l)z)ot ya. w
yivopsviov zsp e ‘/.at . .
Ttjvt tp’.XoGocpsTv -/(al) tov . .
. . . pS'pCTWl Tü) ITSt (zS-
ptzoiifaav(TS<; ßa)0o;? <jaa(pai;ia; azo-
0vr l o*/.ops(v
8 . . . . oitat . t psXov Yjpuv eaz(tv
twv (y.)ap(3)6z(i)v o,tt zots zäo/ouotv
e<p’ yjp(Tv) e(*)Xsi(zo)ucnv, sz't 8s xoiq pr]
Col. III. N.
12 Ar. . 9T€rN03KUC o, Ar. . . . OIN03KCJC n. Eyvwxw; eruirte
aus n schon Buech. S. 293.
15 OYTemx o, cTeriAC «. io üoaaü fehlt in 0 .
17 OCZ9IN9 . . eiN O, 9CTCINC . . €N n.
28 PIOIC O, TOIC n. 36 0NHCK9M9 o, . . HCKATA n.
XXI. 2 APNOriUr 1 O, verbessert von Gomp.
10
15
18
22
25
30
Ssv a(Y«)0'ov ioyrjxiaiv sav /(at)pyj(i)
tu;, loxa(i) xatpwv exl xo(i)c y.a-
■/.wv ä(xoX)sXup.£voi?. vjjjs-Tv xe /.«Ta
xt xe0v(s(i>a)iv sxiy w apYja£xat xiq, äpa
'(■£ ctcxt (Xgy)i<J|j.(5v (?) e<jxep-r ( p.E0a (v)) Stö-
xi y.y.7MC . xaX . yo|J-sv; aXX’ c’jcexe-
pov scxa(t xs)pi Yjp.a;, £>cjx’ ei;scxi p.(a)vt-
av y.axa(Yiv)tiay.(Et)v x£5v ExiYs(X)<t>v-
xiov • Xu(xY)cop.)e(v)ou<; xs xoXXou(c) y.ac
ayaOcbg (e!;op,sv) xeXeuxY]aav(x)£i;,
5 xpoXap.ßa(v6|i,)Evov x (<p)u-
Gty.ä)S E . . . Y £ • • • ont
<pia
e)vOJ((a£T?
pa
S ovop.
So auxa y.
oav . y_ . iv
?sx)aip!y.(ov
x(dp)scu xöt xa . . . .
/aipovxac sljeiv (?) o .
tl/Et. St'o XOUXOUXE/_ . .
Xvjpot a . . . xova ....
Xi . . uoiv ov
XYjp.SV XpOXEpOV EXC . . .
sy.üpyjoe xouxo . oXXovs .
(sxi-
(p.)dx(aioi?
. V7]p.ax.
. . vx .
Et y.a't
5 ijou; stellt Gomp. her unter Vergleichung von Plato Gorg. 491 E to;
ei und ähnlichen Wendungen. 7 T60N o, FfON n.
8 ).o-pcr!j.!uv Gomp. PI C P'U N o, mit etwa zwei Buchstaben fassendem
Riss hinter Sion. Nachher ist ?| von Buech. S. 290 liinzugefügt, der in n
NO TI fand und hienach H OTI las, während o deutlich AIO TI zeigt.
9 KAKG3C . nAA//rOM€N o, KAKU . . TANTOMCN n. Eine
wahrscheinliche Ergänzung steht mir nicht zu Gebote.
24 IN fehlt in o. 27 XAIPON . AC€Z6I >1 o, XAI PONTAT€Z£N «.
30 XI . . YCIN o, MA . . CIN n. 31 61110 «.
Sitzungsber. 4. phil.-hist. CI. CX. B4. II. Hft, 22
330
M ekle 1'.
35
XXII. Fr. 12
(25. H. a.) O.
10
15
20
. . . Oavaxot 8^x(o)u6ev eiciv u . . .
a . . VTOC £7Ct^ w at(p)£lV OVOp.
.... aAt . ... a cü(p.axot; exe-
po!w)c£v(xe •/.»' y.)äy.ut;(iv üxc-
c)ri;vac y,s(vov ?) xu? I(xt)xAa?
.... to Y£v(v^)oovTa'. p.sxa 060 /oc-
'/.... Yl J - a S; ö y.ai Sr, xpoAap.ßävov-
T££ bi Tut ilvjv xov xp'o<; aüx(o)l)? e/o'j-
ot 6(av)axov, vjp.uv ex’ ouBsvi xoio(üx)ut
xa(pax)xop.(e)vuv. v.cd xöcto(u); auxot?
vo(p.'Zo)p.sv ext/apvjcecröat oxouBat-
ou? <p(umy.)ü<;, ua>’ üv y.al £üvxsi; sß/.a-
xxovx(o) y.ai 8(t)sxeÄouv xapaxxop,£-
vot p.7) (y.)oAaa-(0)ücrcv; p.äxatov 3’ sa-
xt y.ai x('o) XuxetaGat xcXeuxüvxai;
exi xü(t x)e-/.va p.Y] /.axaXeixeiv 3t
aAc-you . . • y v ä(p)tv Y*p xou Staxrjpsla-
0at xu ... a y.aÖEUostv s^eaxtv e-
x' äp.o(öx£pa), p.optuv, p.äXXov (8’) axet-
puv x . . . . xot? (ovo)p.actv xp(o)oaYO-
p£’Jo)p.(ev)o)v . . . y.ai xoux . . tuv
. p.ao xovx .o
p.u sv/.a . .
pto p° . .
otßs
cv v . .
x
Col. IV. N.
34 cm KAI . CIN O.
XXII. 1 f. ypo'vou artypä; Ottav. 9 AAC ..CIN u.
12 AACrOY o, AACrO n. 8i’ a ).=you.£v ,ob ea quae (licimus 1 Ottav.
13 U in TU ist nur durch o bezeugt; xa xf/.va Ottav., vielleicht richtig.
14 ap/pÖTEpa nach Meineke Men. fragm. p. 143, während Ottav. aus un
vollständiger Vorlage fehlerhaft ex’ dp-epoxsptov uxtov ergänzte.
Fliilodemos lieber den Tod, viertes Buch.
331
25
30
35
XXIII. Fr. 13
(38. H. b.) O.
10
XOU O'J . .
apou aou
uv . .
. cpu)ctx
. wv ex <f(uG'.v.riq xotvwvta«;?) auo-
|xevwy (tI/ujr)üW esu a icoi-
elv, oü/ oxt yivexat (dvOpwxtoi)? ([Mi
xet’ oöatv (e)za(t)(j0r)ff(t? . . . xe)xva
ffl£)Xa [tev -rev(ö)p.evo: xau(x) . . . a . .
. et xai xceptx('o) exepov ouS’ e(av xä'A)X’ dsx-
o)ßij(t) [mj ffiiX(a) . . xat xw v
Xewv xav xce . .
xwv xat
YjiS sxa st
S(a)t|i6v((i))v xwv auv(Tti"c)opo6y(xwv
avöpwstwv. ei oe xol? (a)scoxeAe<j|i.(a-
cri)v zpyj xexp,a(tp) eaOat, xt? exu^sv
xt))Ss[a6vü)v otwv IIoX6(a)ivo<; xat Myj-
xpo)owpo? xa(i) Aeovxe(u)c xat ’Esnxou-
p(o? ab)xbc äxcb xr}? xsXeux^ d/pt xat
vü(v, x)at xaxa Xöyov axavx(e)«; ot xaxa xy)V
ax . . v rj|j,wv xrpcx6il;avx(e<;); cpwjAev
3e x(a)i xwv iStwxwv xtoAAoui; xu(y-
Xav(o)vxaq dxca^axxaox]? x(i)|m;<; evvo-
pt,o(u xa)t ffluctxvji; uxo xt . wv äEioXö-
Col. V. N.
XXIII. 3 NXPH o, AIXPH n.
4 zrosudvtov ergänze ich nach o, worin vor £ noch \, der schwache
Rest eines A, wahrzunehmen ist; ^yeirdvcov Ottav.
5 A60NT€C n, von Ottav. berichtigt, €ONTO . C o.
8 ATC . N o, AT. . N n: Ottav. S. 10 vermuthet aycoyr,v ,disciplinam‘,
ich würde äydXrjv den Vorzug geben, vgl. Epiktet bei Stob. Fi. V, 113. —
xpoxo^avTE; habe ich aus der Verballhornung in o nPOCOYANHI hergestellt;
minder deutlich riPO -X OYANT in n.
11 Yn07/1: v UN o.
22*
332
Mekler.
15
20 •
25
30
35
ywc; . y.orjaävTwv xoXli (|x)öXXov
Touq t(£?) Aavaoij xat taSsAcpou y.a:
tou Ka(^S(j.ou) . .
ou £y.ai(b)v? xoX
ts y.sp(o)ai'v(e)iV
xanaa
ol xaiB(e?) . . . .
aveicOp
V . . tovo
X
X£pl
T(i)V ....
0at . . . . e
.. OG ... V. .
. YO • XEptSuT . .
. . . IV . V . .
va . . .
[AY)COV
10VTY)
pO . . .
. . a . . toxoXi
p, . . (öv xe . .
auT . .
. Vü)
e)v xoXep.(u>t) Ta
y.ava . . va . . . . Tot
SlOlGO
. Tel ... q/.
? oi>eX6(c s)ctiv p. . . . . y_o . eiv . . .
o ßaöuv s . . <pXuapov xaXs(t)v py; . . .
\ x .
y.at p.spy)T . . . oitc auTOU?
3’ (s)vuXVIO .... TOtOUTWV
[M]Se Tot? tc(poy)6voii; vjp.töv sy(ar^-
p.(a)TO? y£(v)ovötoc; xeptoua(iai;) ■SjS(e—
o6af T£ ov(e(pa)aiv xap’ocov . . . ei?ax(e-
xox(T)cp.y;v tvjv SiaSo^yjv . auvs-
X)iov Xeyw oiö(ti) . . xa Xsi-
<p(0£VTO)V r) p.)r, y.aTaXsicp0s(yT)wv
12 'IOHCANTUN n, wonach evvo7|<to:vt(dv Ottav. o zeigt einen Bucli-
stabenrest vor O, in der Gestalt C, der auch von einem y herrühren kann.
Eine definitive Herstellung müssen wir uns wohl versagen.
15 OYCKA n, IYCKAT. 'i o. 18 Ol n, 01 0 .
19 ANPKGP n. 30 BAOYN€ . . OAYAPON o.
36 ,insofern ich die Gedankenfolge durch eine Abschweifung unter
brochen habe 1 ? KOI I . OMNTHNAIAAO (HN o. 37 AO n, A^TU o.
XXIY.
Philodemos lieber (len Tod, viertes Buch.
333
Fr. 14
(37. H. c.) O.
10
15
20
25
30
s.yyö'jiü'/ y.y.'t guv(t)eXouvtw(v) <ic xpo-
eixafisv to6tiüv ’q (t)ivwv 60ve(i)ü)v
•)) \i:qSeviov dx(X)tö(?) ouSsv sorat
xpb? Y)p,ä? [xäXXov y) xaid tou? s(xt
Ooptovsio? Y£Yov(6-r)a(?) • e! pw) vrj (Ai-
a) xaia toüto Xuxiqpiv egtiv dxa(tSo)?
x)aTa(a)Tpo<p'<5, (8)1611 toÜ? xXv;pov6pt,o(i?
s)oTa(t) ia xovyjOsvTa, xa0ax£p ou/t
x)oXXaxt? axaGtv y.aTaXsixetv ^ Sei
. . 00 . VT0? T] TlOtV TEXVOl?, /(Opi?
tou) ptvjSs «pauXou? sTvat pw)S’ äva-
£({)ou? eviote tou? xXvipovopt^oav-
i(a?) • Eav 8’ waiv xov(Y])pot, xpotpuXa?ao-
0(ai) Suvaiov 1 cxouSat'ot? xat
qu'(X)ot? axoXeX(otx-) . . eit? oux s/st, St
et t(o)ut’ SGTIV o(l)xTp(6?, 0)0/ OTl / . . . G
Tat . toi xax . . tau .... ve . . . (?0-
Tt S’(d)xoXs(Xotx)6T(i c)upi.(ßatv£t ex xs-
ptou(oia)? ei? ay.poT^T(a o)xa(vEU>? atpt-
xso(0a)t, Eora(ix)pb? (-/jp.)ä? cxoto . . .
X . s . CouGtva v . .vy . . .
TtV EXl TO i^tüVTa XX . . .
/EW) . . YjpUÖV OTO
y.a . . . Touy.a X
. a . . . . X ex
. prj . . . Tote V)
<ppÖv(Y))otV OUX «O/SW
ou pi.s((o)v oe xai . . . xovrjpot? ou-
/)t TOI? (xX)Y)povöpt(ot)? x(p)o? xaxoü ye-
VY)as(Tat) xXouto? Et Se p.yj ys toi? 0-
Xot? o(uS)sv o(cpe)Xo? (a)x(o)toEt . to^E? 8’ au-
C0I.VI. N.
XXIV. 8 ou yprj Ottav. 9 äxaiotv? 10 O^. NTOC 0,
OM ,TOC n. 21 A . 6 . ZOYCIN o, K . O .TOYCIN n. .
334
Me kl er.
35
XXV. Col. 1
(26. H. d.) O.
10
15
20
TO Xo(ÜXO Xa)To(§'JpO[ji)v(oi?), OXt »u-
pt£Ücr(ouo)t xüv oav(tSwv) ouq ob 0eXou-
oiv, e(^eo)rai v.at tez(v)o)v utrap/ov-
twv (x.ax)a0pir)ve(iv, lirsi)Sv) y.ai x6p)
■f] 7iä'rt)ü)v ouvä(axi? äv9p(j))^(ov o(T-
a x’ eoxiv exe(f)v()jv äfeXoiy.sVY] tr(pocr- Col. VII. N.
ptiiai toi? x(u)xoöatv. xo toi'vuv x.a-
xaXewcetv vovst? rj :taIoa(?) •); Y a (p-)e-
ty)v vj xiva? aXXou? xöv l(ra)xY)8£(t-
wv, ev cup.©o(p)ai? s<jop.evo(u?) Sia (x)i)V
y.axaaxposr ( v ^p.öiv ^ y.ai x(ö)y av(ay-
y.aimv eXXetdiovxao, b/u |j,(e)v ap.e-
Xei ®uac/.(>)xaxov SyjYptbv y.(al 8)a(y.)pü-
uv Ttpoeoet? bpeipei iG>’. voöv e^ovx(t
p.ovov p.äXiaxa • x'ov os xooouxov
Xpovov ocov eyX£i'<|*eiv itsf9(ex)a!
xeXw . . ßaiovxa . y.ai |1,ey.i£(Xy)V?) ou
7ca(paay,)suc(^e(t X6)itv]v, streiS^ . . v . .
ootfs . . . iovte? oi y.(a)xa7.ere6[;.ev(ei
|j.£ 6Suy(r / 0£v)xe? sx' aux . i . .
•xXei . . . (a)YaOo ovxax ....
xax . . . a . pvfcwv au . ot? Y“P s(xxy;pe—
ao£(? wv . . . (x)ap-(joexat o . . .
p.Evoo a . n . o =<p’. . . (ftsp)tsrcoiY](erev
y.ai Eif’ 5 ... o . . (a~s)Xa(uae)v x(wv
i'{a9)wv? . . o . . . ov . . . io(* . vtov . .
33 6 AN o, 6A n. 35 KAI o, AAI «.
30 bis ixvOpco—cov Ergänzung von Gomp., oVa meine eigene.
XXV. 2 ff. vgl. Lucr. HI, 907 ff. 3 f. tlA . 6 THN o.
7 PAAPITONTAC o, wodurch Buech.’s Lesung 290 f. bestätigt wird.
11 €KA€!Y€IN n, während n d. i. €T, ausweist.
12 ~PAU . . BAIONTA «, T€AC . . . tAIONTA o.
U TAAfinO/' €NA «. 17 AY OIC o, ATIA . C n.
19 MONOC n.
Philodemos Ueber den Tod, viertes Buch.
335
25
30
35
XXVI. Fr. 15
(10. I. a.) O.
o
10
Y. . uie . . 0a . . . p.v)(y,)e(T’) 8(v)to? ?
St S .... et t(v))v au(x)^v e(v-
0)up.oup.£Vo(<;) v . . au ... .
p.Y} ti iro(0(o)ai
. . Eli) er
. v ... a ... t o .... v 7cpovo(i’a? eve-
x,ev (v^) y.Y)Ssp,o(vta)i; aü-ot? T£ vte(pSo<;
e)c(op.£v)oU? ot)S(e)v STtip.sXv'jCOp.E-
voue) yjttov sau(r)oü . xai ? ,OTt cuv-
YEV^Et?) ovt£<; vi (c)T£(pYop.)evot Staoe-
pivTWi; un . u u t . . . ? ei a'tv aa-
Tetoi . . . Y svl ?(0° Tl ("töjv äXXiov ot-
couc(tv) aÜTo(t tv;)v (•/.aTaci)pof/ i / v, s(t
Se p.rj, otoxt p.(aT)atov saxt Tac tSi-
ap <p6(p)oVTa -/.(ay.OTtaOsta? et)i Ta(?
£T£p(o))v aup.<pop(a)^(st)v . Y)
e)äv S’ eiet §evyj<; ouc(t/.oii;) ar, ... .
ysA ©tXoXÖYot? x,a(t) [/.ccXict’ ea(v) yoye~ig Col. VIII. N.
cuy(y) £V£ ^? ä’XXou? eiet tyji; itarptSo?
aisoXe({)itii)siV, aXX’ mots vutteiv p.o
sov, o(u)x wcte X6-SCVJV nat p,£YaXr ( v
TaÜTYjv EiaoepEtv (y.)aTa©Epop,svoui;
eiet Ta? ev töi '(vjv (ira)pay.oXou0oücac
e)ie't ä;evv)c (y - ?))? o(u)c/p(^c)-tag. y.otia p.ev
TO OUVE/OV OTl Itpb? (Yj)p,aC OUo’ OUTOC
ECTtv 6 OavaTOi; y.a06(cov) Oavato? aTE p,Y)Ssv'o<; eicata-
Qvjoopivou?, ou^ OTt t(o)u y.EtcOat Ta
XsttLa(v’) vjp.tov eiet ä;e(vv)s). eEt’ ouSe (St’)
aÜTO ©e(u)y.T0V oöy. ecti(v ob)Ss to y.aTa-
oTpEtfetv eit’ äXXoor ( p.(tac) ouSe St’ au-
TO Ttp.(t)ov TO ETt tffi oty.(e!etc), wct’ st
36 oüpov-a y.av.o-aOstac erg. Gomp.
XXVI. 3 f. povov Gomp. 9 Die Worte xa8o(aov) OctvaTo; sind über
der Zeile nachträglich hinzugefügt. 11 €10 o.
336
15
20
25
30
35
XXVII. Fr 16
(36. I. b.) 0.
Meiler.
[x£V cpo(y)aosc y £ v6[X£Vo(i xsX)suxq)(i)y]-
[j.sv -i) Si’ aXXi)v xivd aix(iav i}) xEpic-
xaacv a(uv)^0(r;), iüy-q B’ a . . ya .... -q
. sov . . wq ou -/.aöocjov (xeX-
s)uxwpisv. öxcxs Ya(p
. XaXl (l)V£
. . ava p,ay.
"i BsT Xc^foxois'Qv -q . . z
ücxspov .... (y.)axdGxact(v
. uBeita i
• • • • r,q ? . . . . y
.. . . xa . . . aXXax
. . . xepov . . . txaxst -q . .
xov 9(Xwv (x)avxa xa ijui0ou|y,(s)vwv
y.ai xspt(cx)sXXovx(ü))v .StG
. . . oxs xsü(va)vxtov (xw) p.'j(0wt) xs
. . vat. . . . a . . . xei . . . xo . . . Myj-
xpoBwpo .... Beg xsv
•q xapä xaB . . . xapp.Evs
X . . coro p,ovx . . a . . cy.wi
.... XWV VE'/ü) .... IW . .
xswau w . .
w yxi|* . .
. . ss'jg . . . xot? E9(0)6vei? 3:jx’ Be Xap.-
xpoxEpo(v)£i? BöSjav sT/ev w<; y.a(l) xoüxot?
y.ai Aeovxsi y.ai MYjxpoBiopw. Os(p)axEU-
opiE'voi? ux’ dXXvjXwy y.ai 0spaxsöooGS xa-
ctv ’Ex£y.ou(po)v, 'Epp.äp/on Be y.a(i) xspt-
oxsiXavxi y.ai xoi? XsuMvoit; ^sBpEÜ-
ovx: xag av x(t?) su fpoväta önoXoyÖGst-
Col. IX. N.
15 f. CYTUH M€N 0, fK. NH ;M€N n. 17 C .. HG o, O . K6 n.
24 A€f1A n. 33 xa o('£a)xapu.iv(a?
XXVII. 1 TOIC<l<t> o, POC<t> «. 7 Tic von Gomp. ergänzt.
Philodeinos Ueber den Tod, viertes Buch.
337
10
15
20
25
30
35
sv. akX y.)at xouxo /.axa^spopsvoiv
ext xa y.axa xou? pt.66oui;, st (juvj vt) Ata
xoixwv y.at (xo) xopptnxepov atpt^ec-
0at xpo? xov (axo)5s8siY|Aevov au-
xoi? xa0’ 'Ät8(ou y)ßpov xwv 7cpb(<;) xr^v
äStaXv)t{;ta(v) . . . xat (x)o xavx(ayö)Osv
I'oyjv etvat xr ( v (öSo)v xrjv st? "Ai§o(u) y,ax(ä Atoy-
svvjv. xo p,ev(xot) y £ S(u)o06|jui)? e(y)etv
exi xtov . . xou xpovto)(v x)oxs
•/.axaaxä(osü)v) pwv
xt cuvxsv vso . .
oXov . . xa ou . .
ax . . . am . .
u vr, t .
sioooou? a . . Y«a • •
aaavrjxYi t .......
vouO . . . a
. . . xovxa vat .
. uv xuyx £ y.cty.(t)ov
y v p)ovi?ouo(i)? .... ecx(£p)Y)|A£Vo(u? xs
y.)at üxo xs(<ppa? 6p)üiv exvjpsäaot (y.eip.-
svouj y.at . . . . ? y.at x(u)voßp(wx)oui; (£-
o)op,evou<; . o . . . . xop.sxa . . . vo>v
. a)i . . . at -/.axa
.... p.a vsytv (y.ay.sÜ-
vo svo(yXew X£Y)ouotv e(vtot, xeaeu-
xrj? avai;(tou xoAAou? x)sxs(u)ysvat (xoiv
10 nUPPUTfPON o. 11 axoo. von Gomp. ergänzt.
12 ytöpov von Gomp., 'Atooo von mir selbst ergänzt.
13 f. Der Ansspruch, bald Diogenes, bald Anaxagoras und anderen zu
geschrieben, bei Wachsmuth, Die Wiener Apophthegmensammlung, Nr. 33.
36 f. in der Hauptsache von Gomp. ergänzt.
338
M e k 1 e r.
XXVIII.
Col.2 (27.1. C.) O. 7Up6(xEp)(5V ■ El Be TO VEVEWAy^p-EVOV Col. X. N.
ev x(vjt x,)Xi'vYji xal -j'(p)a(t)Siou xpoiiov, äX"
X’ ou/i ‘p.eya pE^ovxa xai saaop.evoi-
ci ’xuQecQai’j xaGaTisp s0o<; evtoi? xpayw(i)-
5 Beiv, ü'zo'x'Krfeia itoXXv; ziq saxtv • w?
yap ev "Atoou TipoT'.p.-fjG^aöp.Evot xaGä-
z(s)p o ’AxiXXsu? xtov 'xvjy.EBövt Gx(u)ye-
pyj(t)’ xeXeuxdmwv (o)üxws e/oucri(v
Ü7c(o) Trj? aBtaXvjiptai; siriXavSavopiE-
10 vo(t) ouitoxe xaxax.petveiv xwv syX(t-
tco(v)t(ov ävaia0r;<nav TravxeXyjfc] x.(at
Bia xoöxo xob? anu£op.Evou<; xa XsitJ'a-
va y.(oi)©T)v yatav a£ix(t')£eiv p,eveai've(i)v
Xey(ovx)e<;. o0ev oij 3(i)axptvei ©peva?
15 e'xw(v) xa iioiT)xiy.a x(^c) xeXeuxijs st? ä-
vaia(0r]awi)v xai avuirap^iav Ttavxa
xapa(7üXY))ci'w<; ay(o)vxa, ttXvjv xöv |ae-
Xpt wi.. dt... r,. i. i. x. [Aei^(ov)a jtovov
Xe Ti . p.evov y.at xe(X)sav (av)aX(y)r ( tt-
20 av 7i:a(pa)cy.Euail(6)vxuv • &tjxe a(u)v-
Y)vü)h(i]) 8oxe(a ß)ouXop,Ev(ü)i ko)t(e?) xa-
xa toX(e)[aov axoGv^oxeiv, et npoaßaX-
Xei xö(t icpei xa/^swc (vj xt)vt xöv o-
p.otwv (a)ixa(XX)aY^cE<j6(ai) xoü £/jv, ä(X-
25 X’ ou vö(ffti)t) xat xvji xa(pcr/-fl?) . . . otc
sxop.Ev . p,r ( VE evo/oc ys-
XXVIII. 2 y.XfvTji ergänzt Gomp. und vermuthet, dass hier irgend eine
Reminiscenz aus der Komödie vorschwebt. — r. AAICY O, r. AAKY n,
wonach Buech. S. 295 Euxponov, ohne sicli über den Sinn dieser Lesung aus
zusprechen.
3 Nach Hom. X, 305. 7 Hom. X, 201. 13 Nach Hom. £2, 54.
16 avuroxpljfav, das Buech. S. 290 durch Conjectur fand, wird durch o
bestätigt, wo ANYllslIIAN steht. 19 HAen o, HAOT n. Etwa
Xei7:o|i.evov? Nachher avaXyrjatav von Gomp. ergänzt.
24 TOY 0, POY n. 25 AOY . O o, AUN n.
iAß» 1 St 'fl ‘iIIAXXX pnn 61 ‘iIXXX
‘fl ‘IIIAXX i> lrx aooa uz '^A '“ NAN NAON II
•cluiof) -Sja ir.oiD^x- 01 '89 ‘il '8SI ‘i 'V8X '} 9
'S6S 'S 'qoana s 'Jtf 5 '“ NONOW ‘° N3NOLJ I XIXX
•)? *n i»5»dj£)5oi»y. Alixjg acoi»£]oc)^ xi •££
‘Xuy ‘uoiq jni? siQMUiH ^iui -duio*) - S.i8 Acoijpjjodat 2,8 'diuo*) uoa
SunztreSig; '» NOAO NOJ. a fS '« OWVNOW 06
'N 'IX 'I°0
S;o;rl(3'(02i) 5ioi A0,.3Yi(9X)»rl i»(o!/.)i
-C3'(?i (,mAno)oAA3 5(0'(»(v.) " " ,j)»A(p) 5wi
-a)»h no c in»(a,) ncrho d»X ,.3-d coXs - ,.oi
-,.)cA»Q0:i» 5i»X»rl ,.3 5q)(d)nrl»Y 101
-i»y. aoaäqsii» 3<p AWA3r!oooA,L;o
/.mdo ,-0)i9.Qnn'» ‘331,-0X2 (5)»A3di i»y.
AOOA 10 531,.» (ll) l»lA0Q132i 00 ACOiijOOY?^
,.o)i 5noi(o))3Yi 5noi ;»-/. l/„g »YY?
-odittj^j i»y. Ao(d)no7ci2ig c ixiqv.li.'js Scod^i
-(oy.ion® i»y. Aiono^irtoA no Awrhgio»
acoi i’ooYY» (5)oojdnirl i»y. »r/vodsi] i»y.
mok 103Y31 101119,. 5(/.gigny.no0 wl/.i ,.o
‘3g »3Yy-oioirl30 ‘)»A3X»dii(3)it 11 Agdu
-t!»y iod3iD3A3/L»i3rl 10 aioooa»j)tI»y
-0110 5»lA0y.a!).AQ021» aoaot! 1=5j»i
-»d»ll A3 5oo(l l»)v. 13 t 0 A010»'rin»Q T»1
_ A0YY9 X ® A103(jj)»i»d»!i 5l»l A3 A011
-gd)i ,.CQi»(£|od)li 10YY021 (l3113 ‘,.i)x>»n
-»ia)»ii i3Qno(Y)oy.»d»n 31 ^5io(Ajyo)aoa
• • • ■ 31 • AO • • ■ AOA3rl9o!).Q(o)l»a3 y.0.0
A01 5(0)”, 13),-l(y) 3100 AOAS'rigoJ/'Ani
5iOA3 - rioAiliai(9) 3ioi i»y 11 »(j.3)rl i»q©31
-i»dn»ig 0» (d»)X 01 ‘1009,- 1» Aionods©
-1113 5»,-9g!/.(-l)Y» 5i»X»r! (a|) ,.q>i ,-o>
—1A3 dnojisrl 3gqo 3gno 5iy.
-»YY on i»(y.‘i) a S?i' n3 Y 31 -’ ,0 Y3^ > (®)d»ni»it
3»iXod[a (^g) • • • • IOI^ISyI » - X 6 A01A911
A0)1 - ’ 13 ' ‘ 0 ( g 1»13A1Ä , (i)kQ03©1/.A
ST
01
o
•O ('P 'I 'SS)
IT 'Ai
SS
OS
XIXX
688
•qoug; sai}jaiA ‘poj, uep .iQqafi soiuapoiiqj
340
Metier.
20
25
30
35
XXX. Fr. 18
(34. K. a.) 0.
5
10
■/.cd (ouy, ä)y.o(u)otov xpÖTOV •/.
2 t s TroiYjxmou p.E .
. . . . ?äto)icXtj§i'«s £u/ap .
6 VjV . . . . CJJI.EV . .
p . . . . (o)ü8s x(s)pi xr}q a
. tili) . ... ccr. .. . xau .
.au au
xa o . . . Ta . . .
. votc .... (asywtov ■t)'(0'J
t% 8’ au (oy)to)86vos e/ei .... (?y.axa
Ayjp,6y,piTo(v) . . . . xo Suawze^cOat
ota ty)V ooo . avx txou
. xao . . y.at (o)uqj.o(p<ft)ac • y.axa(^epov-
xat yäp Eitt (xo)toux(o) ~aQo<; w? (y.)at xö(v
p.ixä x(vj? £utj)apy.ta? (x)ai xou y.aXXou(<;
ä'To0yi)(ay.6v)x(i)v y.at xwv ex
T(J)V TO 70 . . OUT . . vS
. (i>v y.at epei y p’M
8_E xa 7t(spt? TeX)eUTY)V .0
. otaqSu .... T’ijörjaop.EV . . . (■/.)axax£v-
Yop.Eva. (y.)at ixapa7C£|u,7couatv oxt (xctv-
x£? ap.a xoti; gx; MtXwv suaa(p)y.ot<; o)dyou
pt£v zpovou cxsXetoI Yt'vovxat, xo 8e
Tcipai; £t? xa? Tuptbxai; <y.vaX(6)ovxai <p6-
ost<; - üitay.ouaxsov §£ SqXovöxt xa xot?
Etpyjjj.ävoti; avaXoY« xal 'ixsp(t) xr\q y.a(yo-
•/)po!a.i; y.ai auvöXux; xvjt; 8uapt,op«p(ai;. (•/.£-
vöxaxov xotvuv eoxiv xo XwteioQai ~po-
opco[j.Evou<; (x)y)V ou tcoXuxeXy) xa(pt)v
•/.at (ix)E(p)tßXE'7r(x)ov, aXXa Xtxvjv xaticpoct-
xu-/(oüo)av • y.(a)xa®Epo|j,£Vii)v ydp eoxiv
ü)o(ei) -/aO’ "A(i8ou) oiap,EVoüvxo)v (xo(?
CoL XII. N.
18 ouz axoüaiov erg. Gomp. 29 öotppavx-? 32 APHIAC o.
XXX. l OTA n. 2 tYCA.KOl o.'fYCA. KOX n. 8 T€ Ap.
Pliilodemos Ueber den Tod, viertes Buch.
341
p.ev xöv iioXuxe(X)<nv, toT? Se xöv (x)u-
X<5vx<ov, y.ai xon; (j.ev eitnpaveiac eco-
15 |iivrj<;,xo(i(;) o’ä5(o)^t'a?, Xr,07](t)xoü xav-
xag äixXöi; avfo^taOvjxeiv, p,ä(X)Xov Se
|ay]3’ eTvai, y.a(l) xouxcov ei? xa? xa^a?
x)a fjLev ai>xo(i)? (auYy.axa)y.c(£a0a'., xa Se
a)uv(xaq?)evxa y.oviop(x-
20 <ot £vjv
21 . ?p.ax.)apio?
25 Xey
0aiova .
xexapa(Yp.£vo)(; eu3ai(|j.(ov?) . . xevx .
3’ am vty] aXXa
. '(O Gtv . . . TOX . . e . .
30 . ov 08T(j)V . . ap,Y)X . . . TCpWYj ....
. (oi Xa(p.)Tip<n? I) Xixö? eijevEyOsvxa?
v)) xa<p(£vx)a? eTt(fc)xavxa(i) xai S(i)ap.vr;-
ptoveiiouciv oik' (oc)v aitavxe? (ö)jAvöaiv
Yj X)syiogiv 5 p.yjxex’ iov ei:a[G0
3o . . COJJ.YJ .... £7r(iY)Evr;p.a X ...*.. a.
. . xoS’ ae Y elv sgtiv ei p.vj ßeXx(t-
ov) eyrjsev 'H(®aia)xiiov ’Ei:iy.o(u)psu
XXXI. Fr. 19 rj) I IXatotvoc, aXXa xoüvavxtov g- Col. XIII. N.
(8. K. b.) O. , , „
pioJiYE coy.st y.ay.ooai|j.ovo? eivai
£iia)pp.a piäXXov, eäv auxo? xt? erccmw)-
iha? y.)ai ipaivrjxai y.axEcnrouSa^/,)«?.
5 (jj(a)ivovxac Se y.ai xöv vop.oOexöv
15 ''ENHC o, . P. NHC n. AAUZIAC o, . . AEIAC n.
16 a. Auf. TAC v, T '€ o. 18 AYTOC o, AYTO0 n.
25 nach o, 'A£C n. 26 nacli n, ONON o.
27 M. C€Y€NA n. 28 AAF1€ n. 36 iipa. osp:iv?
XXXI. 3 Iniuzrjijia; habe icli nach Ottav. geschrieben, der (in den Ad-
notationes S. 26) EjiiarnjjixEtv vermuthet, S. 25 aber sinnlos ergänzt. AI vor
OAINHTAI steht nur in o, nicht in n. Die Richtigkeit der Lesung wird durch
Zeile 13 bestätigt, wo wieder o aushilft, während in n nur ~6IN übrig ist.
342
Me kl er.
XXXII.
oft) <puot7w? v.cti y.aAÜg otaxa§|ä)|A£-
VOt 7.ai 7S70JAU7CX£C £7. . . w . . Oat
7(a)xa Tag xacpd? otx x'o xwv i^wvxwv
x)a<; “/p£ia? d<p(a)ipst<j0ai, toaXwv 7at
10 Sta o06vov xouxou xa? oücr(t)a? a®a-
vi^etv 7SASucvxwv, Eoiv.axi cs
7at xwv tStwxwv d Xapis(v)xc? (s-
OTC^/.^itxeiv goto? av suoxaAw? (e^-
e)v£/0w(gi 7)at xaowstv
15 xi)ves 7a(t vt)v(i)07ouacv ox(t jat) oupos-
xw)oou;? extvo(£)a? svs7sv x(ouxo ßoü'Aov-
xa)t? aovxsA£t(a)0at 7at xoux
. . p.£ . . . ota(xa)!;st 7axa 70[a(tov . . .
s<j0at xoT? .
20 x . . wv a
24 uct xwv .
25 xwt [A£ .
xptatvs . .
xcxouB . .
At(xw?) xsptax(sXA-? . . .
Xouacv °[ao!wc
30 x’o os [a(y))§’ oXw; ....
siv wv svs7a axa
ojasvwv ou ixavx
ki^wov? STc(i)Yivsxai yäp so . . .
.... x w ? saoxwv irpovevo(r ( iJ.s)vou?
35 axa .... vjoavataa . . . y.o
Col. 3
(28. K. c.) 0.
. . . . XS . . . [AS . . . iOT/ty vou
7)at xouxotc Xuixqcsx’ av . . . r)v . . v
xoiq, 007 sxt xotq [Asxa xr,v xs)vEUxy|V.
oxav §s xi? so xs ßsßto>[i]y»o>c; rji 7a:
Col. XIV. N.
7 Gomp. vermuthet ixxexuXhdca, wozu aber der Raum nicht reicht.
10 TOYTOY beide Ap., xouxov Ottav.
xxxii. 1 oyx 0. 2 T€ n, re o.
Philodemos lieber den Tod, viertes Bncb.
343
10
15
20
30
©CXoi«; dijCoi? eauTGÜ x£)ipY)|jt,evo<; ; Ci
to 3e vjyjr t c •!, tovvjpta? dvOponrwv
XEXWAUp.EVOV TU/SIV, 0u8’ k'hC/:/j.<j-
tyji cuvE^e-cat Xöitvj(i) to |ay)3’ scE(70ai
icpb«; eauxbv aoy^6|aevo? • Si yap e-
m-fivExai to XtMnjpöv, ouy. eoj(sv, aX-
Xd TOuvavTiov tov. oi>3s ycip to die—
•ysiv Ttvä? y) TaAaixwpi^etv ütcote-
c(e)tT’ auTwi - tüiv ydp euXoyigtwv ouoe
s(l)<; GUVaiCTSt TI TOIOUTO, tüv 8s ouv-
aiTTÖVTWV OuS’ SV TtOt £y]V EVTlOTpS-
1CT60V, Ol)/ OTl y.aO’ ov /pövov ou8’ e-
xaic8avö|j.s0’ aCiräv ouS’ oAing saptEV.
aXXa ov) y-a ; . |j.upi'oi twv y.ai tJ-svaXo-
vt(p)e7i;tov y.ai 7cX(o)ouio)v xat 8(u)vcc(jtmv
T(a)cpv)c (o’u)x. etu(/)ov, o(vg o)bSsic xät«-
p,(e)|A©£(Tai) y.ai TaXa(i)x(i)ptiC(e)! (<p)pe—
v(a)q e/(i)(v).. Ta. a;. (ti)? -pdp ov; (y.)ai 81-
siX)Y]|Ap.(evo)<; etiot . . <xq utoXv^iIie-
Tfti) vrap(aXXa)y);v sXa(-/)i’aTY)v (e)/siv,
oüyj OTl (|xe)YcC(X)v)v, (Cm)ep y5)(v Cito
y(v))v äyaia0(v))Te(t)v; v) t£?, av o(v] |.i.)eTd
TauTa 3id tiv(o)? aiTia; Yup.(v)ü>0Yj(i)
TaXEi't}ia(v)äT(iv)o?, ÖTOAXax(l)i; (oi)8a-
[a(e)v yey(ov6?) ; o(r/.)Tpbv vjf^oeTai t'ov
oux ovT(a); t((? 8’ o)uy. av TOia0s(i)v] (x)a(i
tou? VT£(pie)oTaAp.evooq xai (to)'os (s)i??
Tofoou? (si)<; a to(t)e vo[m£ei o(toi)i)sT-
a u:ävTa; dvaXu0vjasc;0a!; xsvov toC-
vu)v y.al to tvjv ev 0aXäTTY](i) xe^pi-
y.ev)at xaTaoTp(o)fV)V jaSXXov fj tv)v
14 KAKON 0. 26 f. CAA M . NTCTA 0, liergestellt von
Gomp. o’ioapev <aucli rapi Oecov SiayaiYfj? col. 14, Zeile 12 (Scott).
344
M e k 1 e r.
XXXIII.
35
Col. 4
(29. K. d.) O.
10
15
20
ev X)in(vQ«i) y.a! ix(o)xa|j,(Si xb (x)e (ev)xaü-
0' ax)oßi(ou)o0ai? p-äXXov ^ xvjv (ev p.ä)xpa([)
. . . y.a!) x(o)oxo (y)&p üypov, xb (6’) üx iyO-
uwv y.)a(xaß)p(<D0)ijvai yeTpo(v) . . i e . X . .
Oev eyei xov y^K 1 ) xe>cpup.|j!,evov utx’ eu-
Xüv y.a! cy.wX-^y.wv ^ y.etp.evcv e-
x! y?)? üico xupo?, oxav vs p.^x’ evteC-
vwv p.Yjxe xoüxtov alaG^at? v)t xG>i
Xetiiavut, x! Bei ScaijEpeaGat; p.a-
xaiov Se y.a! xb mpyoov 'ev txeXctY 61 ’
XeYovxa'y.a!xwi Atßwws oe(o'.a)’, tab (x)p(i6W 8’
xexxäptov axouvtYvjvat ß(p)6y0wv, o-
xav ev iroeX(w) Yevvjxai. 1X0? 8’ oux, acr-
xiyto? 6 Aeyu)v ’Oäucaeu? • 'xpi? paxape?
Aavaoi y.a! xexpay.i?, ot xcx’ SXovxo Tpoi-
Y](i e)v eupeiYj(i) yapiv’Axpei'Sv)(t)art ©epovxe? -
&? y.a! eyiov otpeXov 0ave(e)tv - vüv 8e
p.e XeuYaXewi Oavaxou etpapxo äXwvat,’
o'jcxcxp.ou? evop,i£ev xobc ev xaÜ? va(u-
\j.ayJ.ai? txepi x?j? ixaxpt’So? axoGavov-
xa? w? xou? eit’ ’Apxep.ixfwi y.(a!) SaXap.i-
vi y.a! xou? ucxs(p)ov y.a! p.e0’ vj|j.a<; xau(xä
xeiaojxevouc; (ob) yap yjxxov x(i) pe^ouat
•/.a!) ec(c)o|j.evo(tct) xuGeoGat xöv ev IlXa-
xai)al?, exeibv) y.(a)y.eiywv ix(Xeto)u? o!w-
voßpwxoi y.a! y.uvoß(p)wxoi Y(sib}va(ctv
Col. XV. N.
34 Äipvtw erg. Gomp. nach o, worin Cd sich findet; IM und nichts
weiter n, wonach XC(j.vr) Ottav.
35 iv päy.pa erg. Gomp. unter Verweisung auf das von Sauppe zu
Philod. de vitiis 1. dec. p. 25 über diese Wortform Gesagte.
36 ff. vgl. Lucr. III, 883 ff. — utP työuwv hat Buecli. S. 294, xocTaßpco-
0i)va’ habe ich ergänzt. Am unteren Kand der Columne ist ä(y)a0dv bemerkt.
XXXIII. 1 ouOev (oder prjOIv) i/zi scheint nöthig.
€
8 f. OTAN n, OKAN o. 9 nYAA Ap.
10 Hom. s, 306—308. 11 TOT o, 110 n.
13 Hom. e, 312. 19 f. vgl. XXVIII, 3 und Buecli. S. 295.
Bhilodemos Ueber den Tod, viertes Buch.
345
25
30
35
Col. 5
(30. L. a.) O.
5
10
y.(at) Yevr ( oovxai. xi -fap S(e)t Xe(yetv) xcb;
ä(xb) <piXop.(a0ia)i; exavayo^evout; ■?, xo)bc
e(ve)y.a cuvrjGoiv xXeovxa? (xa)isou- (e-
^•/.s(t)vou; ptevxoi (v)r, t'ov A!oc y.a('t) thsystv (vj
y.(a)y.o3atp.ov(tQetv oucty.bv rj tou?
o(i)gc ctXoy.ep8t(a)y (x)bv (a)xavxa (ß)i'ov ex(i-
•Aup.«txi^op,sv(ou)<; y.ott Sta xoüxb xo(xe
ßu(0t)'(op.£vou;; (a)XXa xb £ijv o!(-/)xpb(v ou-
x(to)?? abxaiv, oby v o 0avaxo? ox’oby. ey. xa(xpi-
3(o<;) o(Y av)ayy.a(iot)<; piv /pdaq xXecv-
xcov, ~'jyr){i) 8e äßouXYjxwt ouvy.u(pr,!7av-
twv ob3ex£p((i)v), aXXü)? ye p.^S’ si; ä-
vavy.r (( ; xcu y.a(xa)axp£^£tv Iv0’ av
i^t xbvou? i<7)((up)o(x)£poui; ex(tif)£pov-(o?.
x)äXtv Sv) a6v(Y)ywarov 3t(v) 8oJ;ets(v
eivat xb XuxItoGat p.eXXovxa y.<y.xacrx(p)e-
©etv ßiaiü)? bxb 8ty.a<jxv)ptöu xaxaxex.pt-
pivov $) Suvaaxou, y.aGäxep b riaXap//)-
8y)? y.a't Swy.pixyj? y.ai ELaXXtaöevY)? • bo
xt p.Iv yap äp.IXet xüv ayav xapotXo-
ytov y.a't axavtoixtxxcov x£p't soeob? av-
Spac, ob - / Sxt yoüv evepyoua' xt xaiv etc
xoux’ äyuywv, äXX’ ob3e y.otvixvjxa? xa-
ps/ouctv. äXX’ exeiSv^xep oby. äSuvaxov,
Ixt Se p.äXXcv ext xojv p.r, xeXet'wv xou-
xo Guvy.uprjcjai, xb p.Iv ct3vjy.xw<; Iy_£tv y.a-
xa xäv ob pätStov, xb 8’ evo^XyjÖevxa
xävu p.exotwc xoT; 3Xo(i)? yevvaiüii; b(x)o-
oepetv e^eaxtv xoT? x(ot)obxot? StaXo-
Col. XVI. N.
24 Zu oiXopaOia? vgl. XXXVIII, Z. 8. 26 NOYM6NTO n —
€
Y6TIN o. 31 ax’? — a. E. 61 CFA o. Dies und das Folgende bis Z. 36
im Wesentlichen von Gomp. hergestellt.
34 OYA6T6P o, OYA6T6Y «. 37 CY. . . . 6TCIC n.
XXXIY. 1 ff. vgl. Buech. S. 294.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. II. Hft/
23
346
M o k 1 o r.
15
20
25
30
35
XXXV. Col. G
(31. L. b.) O.
YiGp.oIt;. oxav p.ev y(äp x)i? evo/s? S>v
toT? üx'o x'a-i)0ou? v) B(uvac)xou y.axay.p(i-
Oslciv aicr^(p)o't<; xuy(x)4(vy;i) T 4? xaxaG(xpo-
a>v)?, ä0Aio(i p,)ev sg(ovx’ ? a)XV oxi ?wv(xs?
xota(6)xr ( v 3eBia(ct xiV/Yjv), ou^ oxi x(e-
AeuxT)Gao(i) y.ay.bv (eGxa)i Biä xyjv a-
Boi;tav. o(x)av Bsix .... v.xAwq y.a(i
xavx’o^ gx . ou y.a0 . . . x ex tpOövou
xai BiaßoA(v))c y.ai ö(py.wp.)ooia<; avOpü r
xmv x(a|J.xov)i)pii)(v Bia xü)/_7jv xotau-
x - i)V B(y))^0ei? ouapo ouxav xpoo . .
uta (p.)<y.AAov fj Bta v6g(g>)v el’or)
/_£i)|j.äiEo(v)xa?? o S’ si(x6x)g><; y.ei xä(s J-
vax(x)oi oiG(x)pwp.EVo? üxcpavio
vy)g(sx’) auxwv, xov B(e) xpoxov xrj;
xe/.euxtjs o(u)xe y.aO’ (aux)bv ^yijaexai
thexxbv •)) xa7v(at)xo>pov (ou)xs Biä xo xou;
£^ü)0£v äv0(p)iü)7r(ouq) üx(o)7,ap.ßäv£iv
Bia xo p/<|X£ xävxac oi£G0at p/^xs
woXXois ’ £t xe y.ai xävx(e)<; evopi^ov,
S o)e xyjv guvyviogiv er/ev y.ai xr,v
i^<i)Y]v <x(v)£Y(y.)7^xov y.ai paxapiav
av . . XIGOIS . . Ü>S E^EIV GEpOWV a
x . . pwv y.a(i o)u povov aii(xo)v evxe-
y.)u(p)yjy.£vai, (xo)8(p)yov ouy, evoyy.sl • y.ai
Yap (xupwus oiBe y.ai xöv exiipavsaxa- Col. XVII. N.
xwv oOovioi y.ai Biaßo7ä)i xspixsoov-
xa? (s)v xe o^poi? y.ai xapa Suvacxai?,
uxo Be xupävvwv xai xou? apioxoui;
23 öp-/.(ü(j.ooia; von Gomp. ergänzt, der an das homerische x.I.Ejtxoaüvr)
0’ opxco xe (Meineid) erinnert; O . . . . OCIAC o, C ... . OHAC n.
24 TYANC . HPU O. 25 A . <€€IC o. 38 OM€NON n.
39 xoOpYov erg. Gomp. ■— 6NOXNII o.
XXXV. 1 €IA€ n.
l’hilodcmos Ucbor den Tod, viertes Buch.
347
5
10
15
20
30
j-i.dX'.axa y.ai ßa[tJ(KA£i? £wb ßaciXetov,
•TustOexat oI y.ai xou? -/.axaYyovxa; ev
xe xöt Ttavxi ßiwi x£Ti(j«op7)ä0ea icp'os
x?)? ev aüxoti; v.QivJ.zc y.ai ot’ aüxov jjle—
xapisXei'ati; 7:oXXai:; öcuvYjtjeaOai, xd-
>^a Se y.ai •/.oXatjOrjcEoGat Sua^epscxE-
pov £wt’ aXXwv. £yw Ss Oaup.di^o xtöv
dßi'mxov r)Youij.£vwv xb xaxaYvwa-
Grjvat y.ai xaux’ oü/_ uxo oicouSaiwv, aX-
X’ ütco jrstpioriüv av0p<i)xwv, p.äXXov
os 0y;(p)i(i)v, £i [J.ay.apt(i)c ^You(v)xai ße-
ßtor/.lvat y.ai ßtwoeoGat xou(g) itapwto-
v.Y5po(u)? p.=v, ä-oX(u)c[j.£voo; bl otaßo-
Xöv •!) p.v;§6Xw5 StaßaXXo|j.(e)vou;
txapa xoTc xoio6xo(q ; Ixt o’ ei p.(v;) voptt-
"'^Coosiv (y.)a(i) xwv (j/povtp.ü)(x)ä(xwv) xov
ßt'ov ety(ai) xaXawtwpov, e’räep Itj(xt) copt-
<popa[i] x(o Yt)v£(j0at Ttspwrexrj xot(<;) xotoi-
xoic, 7rpoXap.ß(d)vovxa<; IW? e<j£(a)0at -/.ai
rcspi sa(u)x(ou<;), £(u)et§y) xö^ujs ei(ci)v Ip-
Yov. ou(xti>) o’ lex! maxbv xo Ysv(v)at'(i)(;
SüvacGat (<pspet)v xä xotauxa xo(u)i; ape-
x(ij)<pöpou<; xöiv (av)opüv, toaxe y.a(i) xwv
totwxü(v) icdp(£a)xtv Oewp(etv x)tv(a)? ou—
■/. euXoipto; p.ovov uixoq>epovxa(i;), aX-
Xa y.ai •/t(ax)avwxt£op.EVou? xiov Si-
axt0EVXü)(v) . aYaps Xuy.päx(Yjq) y.ai Zr r
vwv o ’E(X)zdvr t (<;) "/.ai ’Av(ä)cap- < yo(;, a><; xive?
tax(o)pou(ot), y.a(i x)tvei; aXXot xöv cptXoao-
ipYjaävxwv. To y s | J -V eicl xtot icpb?
20—24 im Wesentlichen von Gomp. ergänzt.
PI
21 BioNfiro, BION6T». 22 neneTH a p . 25 ecnne.. n«.
33 laxopoucrc erkannte schon Bueeh. S. 292 in n.
23*
348
Mekler.
35
40
XXXVI. Col. 7
(32. L. o.) O.
10
15
20
p)8sv(o)s (o)Xw? jjiVY)iAov£uO^(a£<j)8ai
SY)Yp.(bv x)tv’ dva8eys(c7)0ai <puGtx(bv) £oi-
y.ev elv(at) • ^wn)? Y“P “®tXo(u) y.ai
;j.y]Bev (äYa)0'ov scppwia? exiY^vr;-
p,’ Ecm(v ' sa)v (8)s ti? s(u ßjtWGa? '/.cd (ypv)-
crd(p.)£vo(?) suvotat? (x)ü(x,)r;(t) xtvi ouy(y.u-
p-^cv;(t), xou? e^vorz-oxtz? avEipyji . xat toi?
oXot? oubev eXXei4ei • ypetav Y.(“p) £®X 0_
p,sv xöW auvEy.xxMp-axuv (o)uy svs-
y.ev aüxäiv, aXXa ivj? su3oy.oup.evy]?
i^co-?)? rjt xe®uy,sv extYivsa0a:(i) ‘ Stcxep
äv EX.SIVY] <JUVTsXEO0Y;(t), XOU [AK)8sV XpO?
Yjp.a? ou8’ swooup.EVou YEV'otjExai
9povxic. oT 3’ eoixautv 58uvy)pbv ry'slo-
0at xb p.exa xv]v ^wr,v d[v]p.vy;p,6yeu-
xov, Yjvt'y.’ oux siofv, ext xr)v ev xcot £vjv
ätppovxicjxfav Gx’ ävOpüxuv y.axaips-
pop-svoi. Xyjpouat 8’ aXXw? •/.«! xr ( v ktf' ol?
Col. XVIII. N.
8‘öxoxs 0aup,o£cp.evot? Gx’ avOpwxwv
p.vöpvjv Eu8atp.ovi'£ovxe? r ( Tt? exa-
y.oXouGsi ’((oat? xaXatxwpotc, aXX’ o(u) p,6-
vyjv xyjv s®’ ol? axeXau(s)v xi? ayaOot? •
aXXa p.v)v st aup,cpopä (xb) p.y) p,vrjp,ovs(6-
sa0at, xou? (x)Xewxou? y)(y)YjXEOV otx.xpo(b?
XEYovEva(t) xwv uxap^ä(v)x(i)v äy o(u 8yj-
xo)xe ypovo(u) p^v^p.y;? ;^td)0-^ (xt G-
x)apyov, ax(a)vxa? 3s x(ou?) xpöxspo(v), e-
xst)8vjxsp (ouS)st? ou8e(v t<j)x6p(v))<rsv (av0)p-
d>)x(ov, ou(x) av 90ävo(i)p.EV ge y.(at x)ct(v-
x)a? ax(Xö?) xou? y^Yov(bxa)? (xe y.ai) ya-
35 V.AUC o, IAUC n.
XXXVI. 1 Vermuthlieh ist xou; iyvtoy.dxa; Sv Euprjy.ot xat zu lesen.
2 y«p mit Ottav., h. P steht in o. 6 AN o, AI n.
8 ff. s. Bueeh. S. 292. 12 AMUC n, was Ottav. mit ,quodammodo‘
wiedergiebt. 19 Sijxoxe erg. Gomp.
Philodenios Ueber den Tod, viertes Buch.
349
25
30
35
40
XXXVII. Col. 8
(33. M. a.) O.
o
10
v)r,!jo|j,(s)vo(uc) ev tw: xo(a)p.wr <p_. . . . ev-
qc, yap (o)u§(ei)<; p.vv)p,o(v)eu
Xyjtu . . dXXd zäi xaxw . xw . . . . (x)3cv
xavxec aux'ov üxovotoa(t)v o('i ixeia^ye-
vecxepoi [J.axapiü)? ei|r)XEv(ai, oü xe)xou-
tp(i)xto? Ecxa(t) zfjc aü'hlac, ... es
x(v))v extvör)<j(t)y. za S’ avotXoyoc /p-i] SteiXv)-
^tpsvat xat x(e)pt xoö Stoxt 8uff<pr)|/.e(t)(j-
Oai p.eXXet Xuxouptevou toöt(oii; x)e
xat toi? üxe(p) xwv ßiata)(q) dx(o0V7jG)xov-
tuv stpYjptevoit; xai xep(t x)ou 0(py)voü)v-
xoi; Sri xout; xXaucro[jt(e)vou<; o(ux 2o^)ev
xat tou? exilßr)Tvfaov(T)a;. eicriv (Se xat
~^x(t)veq xat xapax(X)'ö<Jt(ot x)o6x(ot?) . . . a
x(avu) dv(ÖY)TOi?) xa
x . . a e .... xai
. . xoXiv xat da<y)Y]p.5v(i>c ts Xuxoutjtevop
Tcptv 5) oüvaxov e’tV) xabx’ dvaptaxeca-
u0at, xat xa0’ ixacrtov /povov et xoux’ e-
xtSibv Y^voptevov dxE@vv)axsv 'oüx äv
exEaxpe<p6|JtY]v zfjc zeAeuzr^' Xefwv,
xäv, Et OeXst TIC, C p.£x’ cXofflUpp,OU ßowv
c syo) |aev ex xöv £(i>vxü>y atpopiat xat
xoXXcty.t?, ä-yaOa Tocaux’ e/ w wv xat Su-
vdp.evo? dxoXaüetv, 6 Setva oe xat 6 Set—
v)a xepteaxai’. xat vttp ßXexexat ot’ wv
o ptev xsü^exat xapap.uO(ac, 8 8’ ouoe
zpotjffiwv^aewi; dijtmO^aexat. ouveXöv-
Col. XIX. N.
AA
31 TANAAOTA Ap.
36 Erg. von Gomp. ouy. I'Xotev Ottav.; auch o>/_ supev wäre denkbar.
XXXVII. 1 äayr)(j.övM; Gomp. Herrn.
2 nPIN6l Ap., verb. von Gomp. Herrn.
7 f. Gomp. vergleicht Plato Apol. 30 c ovo’ Et oAXtu xoXlctxt? TEÖvtxvat.
9 AH NA an beiden Stellen Ap.
350
M e k ] e r.
x(t) S’ eixetv, ä(n)e(py]|ASVfa>v twv paXtoxa
St)x£lV s(!)Gtc(|JI,)£VO)Vj ouSsv ■/.ai[aT]£Z£t-
15 y) 21 tü>v xavTooaxwi; ASirjfiovoüv-
i)o>v aal pixTa^opiEvwv xpotpäoEiq
Ey.XEptoBs(6)etV, El •/.«! (a)aTa TO -(a)paxi-
x(t)ov ä^(i)ouvTai Xoyo(u). to toivuv auv-
a(p)xa(EcrOa(i) OavaTou xpoaxfxxov-
20 t(o)?, w? äxpoff(8)ox^TOU tivo? xai x(a)pa-
S(6)c;ou ouv«(v)tövto(s), ^(p,Ei)v (p.e)v
oü(/!, Y0 V£ ' ta ( 1 S)e X£ P l T ° ;j ? ttX£(ar(ou)s,
ävvooüv(x)a? ot! xä? avGpwxoc, y.(a)v
ia(^)upÖT £ po? Yj(i) t(3v Trj-avtojv, £o(vj[ji,)£-
25 poc (sw)xt xpo? I^üyjv xat (t£)X£ut-(jv, y.ai
aB(y)X)öv e(oti)v ob to aii(pi)ov |j,ov(o)v,
äXXa xai (to a’u)Ti'x.a Bv^ • (xä)vT£? Y“(p) «-
ti(/ic)tov (xöXiv) xpo? 6ä(v)aTov oiy.o’j-
p.sv (x,)ai Tcdv(Ta) y^-ei xo(i)y]tiäwv a(ti-
30 tou xapa T£ t(vj)v fuaiwjv auaraai(v, yj-
p.<5v outw; ä(o)8£Vüv ovtuv y,a(i t)y)?
a m/J& £Toi(|xo)TäTOu? x(c)poui; slq (e)y.-
xvoyjv £^o’jij(r]?), y„ai toü (jc)epii'/ j o'no<;
apa Tvjt tüx'O 1 StaxptoEü)? y)|juöv a-
35 puGyjTa ysvv(<3)vtos y.ai xoXXay.ii; dpa
vo-(](p.)«Ti y.at xovyjpJ«? ävGpwxwv, y.ai
Tau(T)a y.at x«(p’ aö)T0u? ou(a)TÖxacrTa y.ai
xdpxoXX’ oo(a) xpoa£~£ia<popouov)(<; •
<;)ot’ st tJ/r, v.q e(o)tiv (£)uT£XEoraTO<; (e)i(? to
40 X)oyov Y)YswGa(t), y,a(t x)a(p)a3o£(o)v oo-
22 a. A. 6Y o, von Gomp. Herrn, zweifelnd ergänzt.
27 ff. Metrodor zugeschrieben bei Stob. Flor. 117, 33.
M
29 T€N€I Ap. 32 YO . HC n.
35 Hinter dpiSÖ7]Ta vermisst man aitia oder xapaazEuaaTixa, wie Gomp.
vermuthet. —• ap« vorjpavi] vgl. Epikur Journ. of phil. XIII, 298, Scott pap. 993,
col. XVI, fin. Tr]v Y^vetjtv aürtuv du.« vorjuaTt tj'jp[joßr]ZcV axoTEletaOai und im Brief
an Herodot D. L. X. 48.
Philodemos Ueber den Tod, viertes Buch.
351
XXXVIII.
Col. 9
(12. M. b.) O.
5
■/. e! Te(V)s'JTä(i) aXX’ ei SiaptEVEt ~p'oq
~ocb'> /povov, t'o oe xai p,£y v pi
y.ai TspaTUoeoTaTov. sviot 8’ outw?
etalv xov avOptöxivov ßiov xapw(v)Y]y,6-
tec, oü “/uSaioi jj.6vov, aXXa y.ai xöv ?(-
XoootpeTv Syj Xeyo|asvwv, öote xa't 81-
«(xapxovxai xooauxa [aev ett] Siaxpsi-
Col. XX. N.
distv ’AS^vyjoiv <piXo[Aa0ouvx£c, xoaaü-
t« 3e tyjv 'EXXaSa y.ai ttjc ßapßapou
XO xa Suvaxa 0Eü)poüvx£?, xooauxa Ss
oi’y.oi StaXe^oixEVOt, xa 8s Xotxä p.s-
xa xöv YVtopijJKüV • aipvw 8’ aoavxov
xpooeßa p,aypap aopaipoiptsvov sXxi-
8ac xb jcpsuiv. 0 Ss vouv e^uv, axs 1 .-
15 Xv^wp 8(xt) Süvaxat xäv xspixoivjoai
x)o xpop sboaiptova ßtov aiixapy.sp, £u-
Oup vjSr) xb Xoixo(v) svxsxacptaapts-
vop icspHtaxEl y.a(l) xr)V p.iav igpipav
<bp aiwva xspSa(£)vsi, xapaipoupivr)?
20 8e oute (o)x£v(ä)^(w)v s(i) ouxw? IXXe£x(o)v-
v. xoü y.(p)axioxou ß(i)oo ouvay.oXou0£i (x'o
x£)p_ap yjSyj, y.ai xyp> sy. xou /p(o)vou xpocOv;-
y,)r)v ä^io(XÖY(»>)c a(x)oXaßÄ>v u>p xapaSb-
jpw(i) ouvy.s(x.)upr ( y.wc sbjuyjtx(t y.)ai ya(x)ä
25 x(o)uxo xb 7:pä'(iJ.a . r,v s'j;ya(p)!(XTs'E. xap
0’ 6 y.r ( cpy)(v)woY;p y.a(i y) £ P“'> (y)£vÖ[asvop
XXXVIII. 1 Anders Gomp. Herrn., welcher die dort gegebene Ord
nung der Stelle nicht mehr aufrechthält.
7 AIATTONTAI Ap., berichtigt von Buech. S. 290.
12 ff. Fragm. trag, adesp. 100 Nauck, vgl. Buech. S. 289.
16 f. OY0YC 11. 20 TNIZON 0, dann 6AA£ I IKON TI Ap.,
beides corrigirt von Gomp. Herrn.
21 f. npo; D AC_LAH 0, nPO|lA . . AI n. ,Ich vermag keine
gelindere Herstellung zu finden 1 Gomp. Herrn.
25 IN o. Gomp. Herrn, vermuthet zweifelnd auvEu^aptoxaf, ich habe
an (jtpay[i’) axpjv (= hi) gedacht.
352
Mekler.
xxxix.
30
35
Col. 10
(13. M. c.) 0.
5
10
dyev66(|x)vjTÖ<; eax(i) xou 0v(r])xo3 xa i (e-
x(i)xYjpou (vq)q auaxäa(e)w? 7 xai (ic)i0avbv (yjy-
e(I)xat XeY(ei)v t'ov <pa(a)xovxa «apaSoijov
e(i)vai yep(o)yxa xuße(p)vnjXY]v (i)SeTv xai x(ü-
p(av)v(ov), oüy//)(Y)stxai Be x(a)ix'o xoivw?av0pü)-
xov • aXXa xai Xoi[m(x)öv xaxey_6vxwv (0-
a(va)xov ou ixpooBoxa(t), p.aXXov Be xai xa-
xa xt]V aSiäXvjxxov cpopav ouBe xyjv ä-
0avaciav äxeXixi^et, xa0ä7cep eaxi B?;-
Xo? apxt x(u)7tapixxoup <puxe6wv xai %e-
p? Büo yaXxwv Ö7taY%6p,evo? xai 0e-
ftiXia xaxaßaXX6p,evo? o(t)x‘öaewv
ou(x) ei? ytXioax'ov exo? £mx(e)Xea0-/)vat
Sovv)<jo[A£Va)v. xatxot xa xä0(^) x(au-
xa Btacpepeiv oux av xi? eiiteie xo(3) v(o-
pii^etv üaXiva xai xepap,eä Gxeut]
auvxpoöovxa ■JxapwxoXXou? ypövoo?
aBap.avxivoi? axäxaxxa oiap.e-
vei(v). aXX’ eotxaai Bia xo <ptX6^(»)iov
ex xou xeippixevai x'ov Oavaxov, ou
Bia xo ßiouv vjoew?, xai xä? emßoXa?
xa? eic’ aux'ov eijwOew, eT0’ oxav evap-
-fyz auxou yeviQxai 0ea>(p)ta[i], ttapäBo-
§0? auxoi? üxoxixxei, xap’ yjv aixiav
o)i)Be 3ia0ijxa? utxop.evovxe? Ypafeu-
Col.XXI.N.
28 f. ^yeixai Xiyti'i und 30 f. ioetv xai xupavvov erg. Robert, Hermes XII,
508, nach Plut. sept. sap. conv. 147 BC und de gen. Socr. 578 D. (T. j P.
e
NOYX n, gleich schmales Spatium nach P zeigt o, wo übrigens jenes 0 fehlt.)
35 AI16AHIZ0 o, AI~16AYT . 'I n, welch’ letzteres schon Buech.
S. 290 berichtigt hat.
XXXIX. 2 xou Buech. S. 290. TO Ottav. mit n, während 0 zwar nur
einen Rest des zweiten, aber genügenden Raum auch für den dritten Buch
staben zeigt,
3 YANNA A P .
10 östopia Gomp. Herrn. ©6UMAI 0, 06L3NAI n-
Philodemos Ueber den Tod, viertes Buch.
353
6)ai icspixaTctXyjwTOi -jxv(o)vxat xai Si-
?) epupopetv ava'p/.a^ovTat ■/.ax(a) Ayj-
15 p.öxptxov. ot oe ^pevrjpeti; x.(äv) S(i)a xi-
vo? aixiag ävcrfxaia? <xv(uxo)vöy]xoi
■pevwvxat xou xay v ’ cj(uv)xup-(5(a)etv
xyjv xou ß(£)ou Trapavpao^v, (o)xav ev op.-
p,axt Ysvyjxat, xep(t)ooe6aavxE<; äpp-<5(-/.-
20 xw? xou; gcyvooüotv o^6xa(t)a -/.ai xb
xa)vxwv axoXe(X)auxev(oa) */.«; xb
x(e)Xeav auxob? £(xi)Xap.ßävstv a(v)aic-
6(y]a)£av ouxw? ax.axaxXYp/.xw; e - /.x(i-
G(eioi)v, w? e(i) p.r;§e xov EXa-/(t)oxov “/(p)6-
25 v(o)v syXEfeouaav eo^ov xyjv exißoX^v.
XL. (40. M. d.)0. <DIAOAHMOY
ntPI GANATOY
Ä
A
5 HAH\
CT£(Xi8)ep £y,a-
xov S £x(a) ö-/.X(i)
Stc . . .
13 Sic E|j.cpop£tv (so n, f M<t>f Pf IN o) Gomp. Herrn.
23 f. EXTiOäaiv Gomp. Herrn, f KTf Nf 0 . N o, f K .. f j f (in fiss.) . . N n.
XL. 4 lind 8 fehlen in o, ferner steht A in Zeile 5 nicht völlig sichert
A o, £. n\ doch liegt kaum A vor.
i
I
-
354
Mokier. Philoilemos Ueber den Tod, viertes Buch.
Nachtrag.
Nochmaliger Durchsicht des vorstehenden Textes von Seiten Herrn
Professors Gomperz verdankeich die folgenden Bemerkungen, welche nicht
mehr an Ort und Stelle Platz finden konnten.
21, 9 xaxw; ;j.xa' (oder roxvu) oi(op.sv? Gomp. Hiezu mag 29, 27 ff. ver
glichen werden. —• 22, 12 ff. yjxpiv yap tou oiaT»]pEta0ai Touvopa xa0suosiv
. . . |rupitov, paXXov 8’ ärafpeov toT; a u t o T ; ovopaaiv jtpoaayopEUojrfvwv war
mit Gomp. zu schreiben, der auf Iph. T. 695 ff. und das in seinen Beitr. zur
Krit. H, 10 f. (Sitzgsb. d. k. Ak., ph.-hist. CI., LNXX. Bd., 754 f.) dazu Be
merkte verweist; vorher wird wohl nichts übrig bleiben als pj xoaaXEiitEiv
oiaoE^opEva zu setzen, oder, da der Raum zu beschränkt scheint, Btaäo'^ou;.
— 25, 12 deuten die Zeichen auf ßaiov, ein Wort, das Philodem auch sonst
gelegentlich sich gestattet; doch weiss ich auch damit der Stelle keine be
friedigende Gestalt zu geben. — 25, 38 vermuthet Gomp. tpuaixof; SriypoT?,
womit z. B. Z. 8 derselben Columne verglichen werden kann. — Zu 27, 8 f.
xaTaipspopivcov etei t« xata tou; p.ü0ou; weist Gomp. auf Epikur bei D. L. X, 87
Ejci 8e tov |j.u0ov y.oaappBi. — Ebenda 12 f. ,Hiess es nicht t5v Jipo; Trjv d8ia-
Xvphiav yi'vetai tou tt., die mangelnde Einsicht in den Umstand, dass etc. 1 Gomp.
— 32, 20 f. Etwa apfva; e’^mv [rETpix;, sodann SiEiXrjpjrfvw; etcioto(j.evo;? Gomp.
— 33, 23 f. schlägt Gomp. vor: tou; aKo cpiX. ETEavayopivou; rj ev. cruvrjOwv "Asovra;
ao-joüc. — 34,37 f. a^peptov aitziptov? Gomp. — 36,23 f. ergänze ich zu oux
äv cp0avoi|jEv ratVTa; tou; etc. wie zu 21 (aTravra; t. r.p.) aus 18 oixrpou; yyoü-
jrEvot; Gomp. denkt an oüx äv o0. 8e xäteXe7](jXv| te;, doch ist zwischen K und A
höchstens Raum für drei oder vier Buchstaben.
Namen- und Stellenregister.
Achilleus 28, 7.
(Aigyptos) 23, 13.
Anaxagoras 17, 17. 28.
Anaxarchos 35, 32.
Anonymer Tragiker 38,
12.
Anonymus irep! ßiuv 1,16.
Apollophanes 7, 8.
Artemision 33, 17.
Athen 38, 8.
Danaos 23, 13.
Demokritos 29, 28. 39,
14.
Diogenes 27, 14.
Epikuros 7, 10. 10, 8.
19, 12. 23, 5. 27, 5.
29, 9. 30, 37.
Giganten 37, 24.
Hellas 38, 9.
Hephaistion 30, 37.
Hermarchos 27, 5.
(Homeros) 28, 3. 7. 13.
33, 10. 19.
Kadmos 23, 14(?).
Kallisthenes 34, 4.
Leonteus 23, 5. 27, 3.
Libysches Meer 33, 7.
Metrodoros 1, 19. 12,33.
19. 11. 23,4. 26, 31,
27, 3. 29, 9. (37, 27).
Milon 30, 2.
Odysseus 33, 10.
Palamedes 34, 3.
Perikies 29, 7.
Phoroneus 24, o.
Plataiai 33, 20.
Platon 31, 1. 15, 14 (?).
Polyainos 23, 4.
Pythokles 12, 32.
Salamis 33, 17.
Sokrates 34, 4. 35, 31.
Themistokles 29, 5.
Thukydides 29, 6.
Tithonos 19, 34.
Zenon der Eleat 35, 31.
Mussafia. Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
dOD
Mittheilungen aus romanischen Handschriften.
Von
Adolf Mussafia,
wirkl. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
II.
Zur Katliarinenlegende.
Die Handschrift 13. D. 59 der Nationalbibliothek zu
Neapel, dem Anfänge des 15. Jahrhunderts gehörig, enthält
ausser anderen Schriften religiösen Inhaltes in süditalienischer
Mundart eine Katharinenlegende, welche in den folgenden
Blättern zum Abdrucke gelangt. 1 Der Verfasser nennt sich
am Schlüsse: Buccio de Ranallo. Auch giebt er das Jahr an,
in welchem er die Legende dichtete: 1330. Im sechsten Bande
von Muratori’s Antiquitates italicae ist nun eine Reim
chronik von Aquila. abgedruckt, deren Verfasser sich ebenso
nennt. Buccio, sagt in der Vorrede der Herausgeber Antonio
Antinori, nrass im zweiten Decennium des 14. Jahrhunderts im
Jünglingsalter gestanden sein; er starb hochbetagt im Jahre 1363.
Ungefähr tun 1343 mag er begonnen haben, die Chronik ab
zufassen; er setzte sie dann bis zum Jahre 1362 fort. Die
Identität des Namens und das Zusammenstimmen der Jahres
zahlen lassen kaum einen Zweifel zu, dass wir es mit einem
und demselben Verfasser zu thun haben. Dazu kommen ein-,
zelne freilich nicht sehr bedeutsame Wendungen, die in beiden
Schriften mehrfach wiederkehren und die Beschaffenheit der
1 Ich verdanke eine Abschrift der Güte Monaci’s, welcher sie für mich
bereits im Jahre 1874 verfertigt hatte. Zu einer überaus sorgfältigen
Collation mit der Handschrift fand sich bereit Herr Dr. Erasmo Percopo,
der auch in Beantwortung meiner wiederholten Prägen sich unermüd
lich erwies. Beiden verehrten Freunden statte ich hier den aufrich
tigsten Dank ab.
356
Mussafia.
Mundart. Die Legende hat sich wohl eines geringeren Beifalles
als die den Localpatriotismus interessirende Chronik erfreut,
denn während Antinori von letzterer nicht weniger als fünfzehn
Handschriften, alle in Aquila, verzeichnet, ist von der ersteren
bisher nur eine nachgewiesen worden. Diese verdanken wir
einein Dom Petru de Nicola, welcher in einigen am Schlüsse
hinzugefügten Versen sich als den Schreiber nennt. Ob wiederum
der Neapolitaner Codex uns die Abschrift des Dom Petru selbst
bietet oder, da Fol. 1—77 von einer Hand herrühren und Dom
Petru sich sonst nirgends nennt, nicht eher ein Schreiber
dessen Abschrift benützt und dabei auch die Schlussverse auf
genommen habe, ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Jeden
falls leidet die Neapolitaner Handschrift an manchen offenbaren
Gebrechen. An mehreren Stellen sind Verse ausgelassen: hie
und da fehlen einzelne Worte. Leicht denkbar ist es auch,
dass die sprachlichen Formen manche Modificationen werden
erlitten haben. Wenn daher in der nicht sehr umfangreichen
Schrift eine ziemlich grosse Anzahl von dunklen oder wenigstens
nicht sehr deutlichen Stellen vorkommt, so ist es schwer zu
entscheiden, wie viel davon auf Rechnung des — wie auch die
im gereifteren Mannesalter abgefasste Chronik erweist — nicht
gerade sehr gewandten Erzählers Buccio, und wie viel auf jene
des Schreibers oder der Schreiber zu setzen ist. Immerhin
aber verdient unser Text alle Aufmerksamkeit; vor allem als
ein wichtiges Denkmal der älteren abruzzensischen Mundart,
dann als eine im Ganzen recht ansprechende Darstellung der
überaus beliebten und in zahlreichen Versionen auf uns ge
kommenen Legende.
Ich hoffe den seit lange gehegten Plan, über die ver
schiedenen Redactionen der Katharinenlegende zu berichten bald
.ausführen zu können; vor der Hand will ich nur bemerken, dass
die einzelnen Begebenheiten, welche die mit Maxentius Auf
forderung zum Götzendienste beginnende Legende (abgesehen
also von der später hinzugekommenen Geschichte der Jugend
jahre Katharina’s) erzählt, fast überall bis auf unwesentliche
Einzelheiten dieselben sind; auch reihen sie sich aneinander
in gleicher Folge; der Unterschied zwischen den einzelnen
Versionen beschränkt siijh beinahe ausschliesslich auf die Aus
führung. Eine unmittelbare Quelle für Buccio’s Gedicht auf-
Mifctheilungen aus i omanischen Handschriften. II.
357
zufinden ist mir bisher nicht gelungen; dass er eine lateinische
Schrift benützt habe, scheint mir bei weitem wahrscheinlicher
als dass er einer vulgärsprachlichen Vorlage gefolgt sei. Seine Er
zählung berührt sich bald mit der grossen von Einenkel neulich
herausgegebenen Legende bald mit der damit verwandten aber
manch’ Eigenes bietenden Version bei Jacobus a Varagine;
vielfach findet wörtliche Uebereinstimmung mit Bonitus Mom-
britius statt, der sein Material zunächst aus Handschriften
italienischer Bibliotheken geschöpft haben wird.
Nicht ohne Interesse ist es, auf die Reminiscenzen aus
der Divina Commedia hinzuweisen; am deutlichsten 406-7 che
spandi si gran fiume de nobile parlare (Inferno I 79-80).
Dante’sche Ausdrücke sind auch 743 con vergogniosa fronte
(Inferno I 81), 744 paraule conte (Inferno X 39). Schliesslich
sei bemerkt, dass zwar alle Versionen heidnische Weisen auf
zählen, deren Schriften Katharina studirte, und dabei bezüglich
der citirten Namen zahlreiche Varianten Vorkommen, dass aber
in keiner Redaction die Liste so grosse Aehnlichkeit mit jener
des vierten Gesanges des Inferno zeigt, wie die unseres Textes. 1
Im Folgenden soll über Sprache und Metrum des Denk
males das Nöthige bemerkt werden. Ich kann mich hier um
so kürzer fassen, als ich auf das im vorigen Jahre über das
altneapolitanische Regimen sanitatis Gesagte (Sitzungsberichte,
Band CVI, 507 ff.) bezug nehmen kann. 2
Vocale.
1. Neben chiaro im Verse und im Reime, am Ende von
V. 1690 cleru, nicht beweisend, da das Reimwort fehlt. -ari-
stets als -er-; nur 754 primäro innerhalb des Verses.
Umlaut von e und o vor -i (das unmittelbar oder mittelbar
auf lat. -i zurückgeht) und -u ist bis auf geringe Ausnahmen
streng durchgeführt:
1 In der Chronik kann ich mich nicht entsinnen, derartiges getroffen zu
haben; höchstens könnte man an papale manto (Str. 192) erinnern.
2 Zur besseren Orientirung füge ich zu den hier verzeichneten Erschei
nungen die betreffende Ziffer der Paragraphen in RS. hinzu.
358
Mussafin.
2-4. 11-13. Von e: benedicto imd -decta, replino (doch 159
plenu unter lauter classischen Namen, also Latinismus) und
plena piena, impriso und presa prese, quiti und queta Vb. quete,
signo insigno und Vb. insegno, virgini und vergene; Demon-
strativa, sieh später; accrisci und crescere, cridi und credo
creda, prindi und prendere, prisci und prese, vindi (ven-ui) und
venne; 2. Impf. Ind. der E-Verba -ivi und 3. -eva; 2. Impf.
Conjun. der E-Verba -isci und 3. -esse. Ferner capilli, incriduli,
ligno, pisci, serinu, sino, sinnu (,Sinn, Verstand'); affisu, missi,
despisu; mitti, tinne.ro 1 (ten- statt ten- an ven- angebildet).
Suff, -entum weist bald e (77-8) bald i (704-5) auf; 1252-3 -into:
-ento; 1210 im Verse -inti. 2 Südliche Mundarten haben meist
e oder ie, beide auf e (-entum) hinweisend; doch tose. -ento.
Man kann das Schwanken dulden oder angleichen. 1041 recepi
statt -ipi; etwa gelehrt? Meco als Indeclinabile ist keine ent
schiedene Ausnahme.
16-18. 23-26. Von g: Sing, -one, Plur. -uni; Sing, -ore,
Plur. -uri; Suff. Masc. -uso, -usi und Fern, -osa; adurno und
adorna, diclci und dolce, fuscu und fosca fosche, prunto prunti
und pronta, spuso (1413 sposo) und sposa; acluri und adora.
Ferner cunto, jurno jurni, mundo, mucti, pulli, rotundo secundo,
suzo, vultu; dui; nui, vui; dudici (aber docento). Fontein hat
hier wohl o; daher 327 fonti unorganisch und zu funti zu
bessern. Nosco vosco sind wie meco zu beurtheilen. Vergogni
ist keine Ausnahme, da dieses Wort vielfach gestatt o aufweist. 3
Hiatus-7 bewirkt keinen Umlaut; vgl. z. B. §. 81 eze gg. izi,
§. 97 vegio gg. vigiu.
Zu o ist noch zu bemerken, dass einzelne Wörter an dessen
Stelle, unabhängig vom Umlaute, u aufweisen. 3 Vor Nasalen:
duna, puno, inpune (doch ponate 2, apponere 364); mustra (auch
vortonig mustrby, 5 nume (nome 414). Wie puno, so puse (trotz
pös-)yrespu.se entweder schon wegen n (*responsit) oder zugleich
1 Falls das im RS. §. 2 bezüglich fecero Gesagte seine Giltigkeit hat, so
ist tinnero durch tinni herbeigeführt worden.
2 HAqu. 1 hat hie und da -into, meist aber -ento.
3 Sic. virgogna, vrig. vriognci, teram. sbrivnegno (postverbal aus sbruvignare
— sbrivugn.).
4 Vgl. die Bemerkungen über den Reim, §. 112.
5 Daneben monstrara, latinisirend, vgl. §. 56.
Mittlieilungen aus romanisclien Handschriften. II.
359
an puse angelehnt. Dazu multa multe, conuscere (aber vortonig
conoscate), ein paar mal majure 444. 586.
Schliesslich sind mintri, undi, dundi zu erwähnen. Voran
gegangen sind wohl Formen mit -e. Handelt es sich um bei
behaltenes klass. i, ü oder hat hier späteres -i Umlaut hervor
gebracht: mentre, mentri, mintri? Noch eigenthümlicher ist
ancuri (: -uri). Es ist von ancore (ZRP. VII 255) auszugehen
und (dem Ital., Franz, u. s. w. entgegen) o anzunehmen; es
bleibt die Frage, woher ui Da die bei mintri angenommene
erste Möglichkeit wegfällt, so bleibt nur die Vermuthung, -i
habe analogisch gewirkt: wie z. B. aduri, so ancori zu ancuri.
5-8. 19-21. 28 Dipktkongirung von e, und q kommt nirgends
vor; vgl. im Glossar jecola.
27. Zu au. Volksthümlich 6 (neben parole, paraule);
gagiu gajora weist d auf. Ein anderer Fall wäre ade; vgl.
Anm. zu 458. repuso 1641 = it. riposo; ü wegen Einmischung
von ponere; auch vortonig repusato 1428.
29-43. Zu den tonlosen Vocalen seien erwähnt e zu o in
sobultura (Einfluss der Labialis und Einmischung von sub-),
soductu (Einmischung von sub-) ; u zu e in remore (Einmischung
von re- trotz folgender Labialis); o zu a in affiso = it. off eso,
vielleicht auch in apponere; s. Glossar.
44. Zum Hiatus-t. Für i die Schreibungen gli, lli, gl.
Für gn: gn, gni; einmal abesongiusi 1586; wohl nicht ng, sondern
n auszusprechen; vgl. abisognasse 1603. Dent. -f- I: giurno
und jurni; Suff, -agio und -ajo. Lab. -j- I: nur einmal ajo
gg. stetem -gi-; dann sajo 1153 neben sonstigem savio. cs stellt
dar zz in palaczo, speczare und im Suff, -ecz-, wohl 66 in sacza
und moczecare (s. Gloss.). Cons. TI = Cons. S: adalsa, forsa
1716 neben forza. 1 it. g (— tj, sj) entspricht sei: rascione,
frisciata (fregiata), malvascio,prescione (doch pregiata 980). 177
scheint sei für ci (= ecce liic) und 578 seih für cid (= ecce hoc)
zu stehen.
47. -o und -u schwanken in den Flexionen vielfach; kaum
-e und -i. Ein paar mal -e statt -o (u) in der Nominal- und
Verbalflexion; etwa die damals schon vorhandene oder, in Ent-
1 Andere Belege in ltS. Die Erscheinung ist eigenthüinlich, da gerade
im Süden s nach l y r, n zu z wird.
360
Mussafia.
Stellung begriffene Verdumpfung andeutend. Dazu das adverbial
gebrauchte eerte 26. -e statt -a nur zweimal §. 81; Suff, -eze
= itia ist ein eigener Fall; ibid.
48. Aphaeresis: spectate neben asp.; pistola, rede; nante
nanti, namorata, maginb; celli (it. uccelli). Prothesis: acchoro
1615 neben clioru 344.
49. Apocope ist schon in der Handschrift nicht selten;
andere Male käme sie dem Metrum zu statten. Für lat. liomo
hat die Handschrift fast immer die Abkürzung hö, das ich mit
hom auflöste. Ich hätte aber besser gethan liomo anzusetzen
und dem Lesenden zu überlassen, dort wo Apocope nöthig ist
(meistens fordert das Metrum die volle Form), sie vorzunehmen.
Habe ich doch, und ich glaube mit Recht, lidi als homini (nicht
homi) aufgefasst.
52. Zusatz von -i nach Vocalen: in mei, sei §. 87, in Ver
balformen §. 99. oy = aut wie im RS. In ey, crai ersetzt es s.
Consonanten.
54. C'ons. -f- L bald erhalten, bald zu Cons. -f- I: cliia-
rnava; piana; infiammata, fiumi; plangeano, placiviliczi und die
gelehrten Wörter gloria, flagello; dann plena und piena, com-
plendo und compienno, templu -piu, exemplu -piu, chiaro und
dem. autra ist der einzige Fall von AL vor Dentalis zu au,
einer Erscheinung, die in den jetzigen Mundarten beständig ist.
55. r vor s abgefallen in moczecare. Porphyrius wird
Profßlio genannt; also -rio zu -’lio und Metathesis des r (Ein
fluss von pro-?)
55. * Domna (dompna) und donna, condempnare, omne und
onne; ome 1728 ist wohl nur verschrieben; nicht mn = m.
mb zu mm: ammasciata, palomma, tromma; im Zusatze bam-
macina; doch combacte, amburo ambendora, auch anbendue
(mit n). Ebenso nv = mv = mm: commenente neben conv.
56. Anima und ahna. inlese; in- vor Labialen bald er
halten bald als im-, nd — nn: Gerund. -anno, -enno; dunni,
granne, manna, vennenno neben häufigem -nd-. Dazu die um
gekehrte Erscheinung (Lautentwicklung oder Schreibung?):
Avicenda, oguando, vando, vindi. Sponsa und monstrarä neben
-s- sind Latinismen. cosiglio, quantuca (727, sonst stets -unca,
Mitteilungen aus romanischen Handschriften. II.
361
-unqua); wahrscheinlich fehlt das «-Zeichen (wie in dem zweimal
vorkommenden se&r-); doch da n vor s ausgefallen sein kann
und Formen wie nuca noca im Altnorditalienischen und im Pro
venz. Vorkommen, beliess ich die Schreibung der Handschrift.
57. Intervocalisches p gern erhalten; doch soboltura.
58. Anlaut, b zu v: vocca, vove neben bovi. 1
59. v zu b nach Prüf, ad-: abiaro; nach ex-: sbergogniati;
nach quod-: cobelli. v ausgefallen und durch d ersetzt: vi-
danda; neben empaurire, inpagorenno, 2
60. Intervoc. t meist erhalten; doch auch -d-: imperadore,
gewöhnlich -at-; neben häufigem -ate (-atem) hie und da -ade:
strade, contrade. tr erhalten: patre, matre; neben fratri (: -ati)
auch frati; im Süden geht frate nicht nothwendig auf den lat.
Nomin. zurück, da hier tr — t üblich ist 3 ; daher imperadice
1376 gg. sonstiges -tr- nicht gebessert zu werden braucht.
Anders im Condit. von potere: porria; tr zu rr oder blos zu r
und dann die übliche Gemination des r.
60.* Im Suff, -id- einmal d zu t: cdndite 1076 neben
luddeJ Intervoc. d abgefallen und durch v ersetzt: paravisü.
62. qu erhalten, meist im Interrogativpronomen que; hie
und da auch in der Conjunction. Auszusprechen ist jeden
falls k. -unqua und -unca; hier könnte qu lautliche Geltung
haben, et. ist eine oft wiederkehrende Schreibung für den Laut
tt (auch aus anderen Quellen, wie gemin. t, pt u. s. w.). Pra-
dica ist eigenthtimlicli; man würde gerne d als für ct ver
schrieben ansehen, wenn in einem anderen abruzzischen Texte
(Antiqu. ital. VI, 908) nicht pradicare vorkäme.
65. ce zu sce in dumiscella (it. -ige-). Die einmalige
Schreibung chiascuno st. ciasc. möge erwähnt werden.
67-68. 1452 renegi ist wohl -eghi zu lesen. Intervoc. g vor
e zu j: pajese; ausgefallen: rnaica. Neben ingenoccliia auch injen.
1 Man könnte sich geneigt fühlen, mise vocca, chi vove als Worteinheiten
zu erblicken, in welchem Falle dann h intervocalisch wäre; damit
würde hovi am Beginne des Verses stimmen. Dem steht entgegen, dass
in den jetzigen Mundarten anlautendes b stets zu v wird. Oder handelt
es sich da um Verallgemeinerung eines früher bedingten Lautwandels?
2 Vgl. HAqu. 2 fagurione 85 (favoreggio).
3 Ich hätte daher RS. 195 quacto — it. quativo unberührt lassen sollen;
unser Text hat freilich quat.ro.
4 HAqu. 1 80 spUndito; ebenso neap. campb. u. s. w.
Sitxungsber. d. phil.-liist. CI. CX. Bd. II. Hft, 24
362
M us s a f i a.
1266 und ignen. 1445. gn zu in: aini neben agnelli; zu n:
senavano 396. 473. 1382 1 neben signo, insegno.
69. Tonloses s vor i häufig zu s: scia (sit), sei cosci,
ascise; dissci (dixi'), 2. Impf. Gonjunc. -assci -isci; forscia ist
daher nicht = forsan sondern forsi mit der bei Indeclinabilien
beliebten Endung -a. Wenn, wie kaum zu zweifeln, in mocze-
care cz — c ist, so haben wir hier c aus s (oder z). sm = mm
in medemme. s nach l, n zu z: volze 939, penza 323 (neben
-Is-, -ns-). x ist latinisirende Graphie für den daraus ent
standenen Laut ss (excellentia ist w r ohl als eccell., exciuti als esuti
auszusprechen); durch umgekehrte Schreibung x auch für lat.
ss: foxa, foxe, paxione.
70. j ist erhalten: ja, jovene, judicio jura justo. ajuto.
71. Abfall von -r im vereinzelten pe = per 1098 von -n
in co, no. Wie ist fi (in per fi ,bis') zu deuten? Aus fin, oder
aus fine (ZRP. VII, 130), durch Einfluss des paragogiseken -ne?
In letzterem Falle stünde dem Paare di dine das Paar fine fi
zur Seite. lieber hello, §. 74; über ve — lat. venit, §. 99.
Abfall von -te: citä ein paarmal; sonst -ate -ade von -de:
gran. 1720 hat die Handschrift qn; man wird trotz des
Metrums eher quando als ejuan lesen.
72. Paragogisches -ne in Verbalformen, dann in dine, mone.
-ce in foce (finit) durch Einfluss von fiece fe; über convecb
s. Glossar.
74-75. Gemination des Anlautes eines Begriffswortes nach
Procliticon a-rrascionare 229, vielleicht a-llosengare 1479, a-
llaude 1512; sehr oft bei Formwörtern, und zwar wird anlau
tendes l von Artikel und Pronomen und der Anlaut von te, se,
eih nach me, tu, te, se, ne; che Pron.; a; e, sei, seConj., c7?.eConj.
geminirt. Bei noll-, coli-, pell- kann man zweifeln ob no-ll,
co-ll, pe-ll oder nl, rl — U vorliegt. Eher ersteres; vgl. auch
hello (bene illud) 279, das ich zu he-llo trennte, da nl — ll auf
unserem Gebiete mir nicht sicher schien. 2 Nach mehrsilbigem
Oxytonon: responderb-cte, cosi-lli. Dagegen nach der 3. Sing,
des Perf. Indic. nie Gemination: parole, speczole. Ebensowenig
1 HAqu. 1 seno; vgl. ausser der überall vorkoiruuenden Producte von cogno-
scere, empb. prien§ (praegnus).
2 be ist dann wie fi (§. 71) zu deuten.
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
363
wenn Reflexivpronomen an Oxytona inclinirt: pose, sase. Ein
mal ausnahmsweise Gemination nach einem Paroxytonon: era
lly 748.
Nominal- und Pronominalformen.
78. Artikel: lo (lu), la, li, le. Zweimal el, eine süd
lichen Denkmälern sonst unbekannte Form 325. 740. Die Prä
positionen verwachsen damit: ausser den eben erwähnten allo,
noch dello, collo (colo 33 8), pellu pella, netto, einmal nullo, eine
sonderbare Form, die ich nicht anzutasten wagte, da Finamore
im jetzigen Aquilanischen gniul gnjiul nachweist, endlich no
234, na 350 (vgl. auch Anm. zu V. 275).
79-80. Masculina der I.: poeta als Plur. 409. Masc.
der II.: Sing, -o (-u); Katharinens Vater heisst Costa (lat. Costus);
Plur. -i (-e 1587); -io gewöhnlich -ii (die Handschrift schreibt
meistens ij); doch neben savii auch savi. Masc. der III.:
Sing, -e, Plur. -i.
81-83. Femin. der I.: Sing, -a 1 , Plur. -e; doch im Reime
cnrti 169. 541, stradi 798, tucti 540 im Verse. 2 Parol 911
gegen sonstiges -ole zeigt einen ungewöhnlichen Abfall von -e. :i
Femin. der III.: Sing, -e, Plur. -i; nur einmal tale 804. In
eigenthümlicher Weise verhält sich das Suff, -itia, das stets
-eze ergibt 125. 150. 430. 906-7. 1149. 1152. 1187. Man
möchte darin eine Abschwächung des -a zu -e und Verbleiben
der betreffenden Nomina bei der I. Declination erblicken; der
Plural lautet aber ebenso consequent auf -izi, also mit -i der
III. 1 Annahme einer Endung -ities scheint gewagt; Einfluss
des Hiatus-/' auf -a (in welchem Falle Plur. -i durch Analogie
aus dem secundären Sing, -e zu erklären wäre) zeigt sich auf
unserem Gebiete nirgends. Manns bietet im Plur. mani; 195
mit -ani, 304 mit -anu reimend; soll da die Nebenform manu
(RS. §. 83) zugelassen werden?
83. Pluralia von Masc. auf -a mit verändertem Genus:
le coltella, le malefitia, le peccata auf -öra: ausser lat. corpora
1 date 807, donne 824.
2 HAqu. 1 carti 20, casi 185, favi 501.
3 Vgl. Ant. ital. VI, 1008 Udendo le parol del capitanio; ein Endecasillabo.
4 HAqu. 1 fortellizzi. 1855; HAqu. 2 Sing, parentecze 78, jentelecze 414, Plur.
prodiczi 120.
24*
364
Mussafia.
noch le parameutu, gajora (gaudia), lenguajora, lumora. Aus
dem Plur. Neutrum das Femin. Sing, la prima secola 484.
85. Veränderung der Declination: airo, novembro, decem-
bro; communamente.
86. Zum Genus: una dia 309 nb. lu altro di 76 und qmlli
(-o?) dine 1721.
86.* Aus den flectirbaren Numeralibus sei dui erwähnt,
auch auf Femin. bezogen, ambora Fern. Plur. (-dra) ist die
bekannte auch anderswo vorkommende Form 1 ; daneben inner
halb des Verses ambendora 2 ; wie zu betonen und wie zu beur-
theilen ?
87-88. Personalia I. und II. Person. Nomin. io, tu, nui,
vui (nur einmal gegen das Umlautgesetz voi). Obliqua betont:
me (mi 55, mei im Reime 589), te, nui, vui; tonlos me, te, ce
(selten ci 828, -nci 829) und ne z. B. 793, vi (nur einmal
ve). 3 III. Person: illo (-u) Uli ella eile. Obliqua betont: lui
lei loro; daneben für' Fern. Sing, oft ella; tonlos: lo (lu)* li la
le. Dativ für beide Genera Sing, li; Plur. theils loro tlieils
li.-' Reflexiv betont: se, sey 1422, tonlos: se. inde = ne, als
Encliticon -nne 0 -nde. ecce hie = ce. ibi = vi.
89. Possessiva:
M.asc.. Sing. Fern. Sing. Mase. Plur. Fern. Plur.
meo mio me’ mea mei mie mei
teo tou tea ton taa soi soe tei toi
seo sio sou soa, sua soe soi
nostro, vostro, loro.
90. Demonsträtiva: isso issi essa esse; quesso (vostro dire)
statt quisso 927 quessa. quisto (questo 662 reimend auf -isto)
quisti questa queste (quista■ 572. 1723 -e 930), Neutr. questo
(quisto 429). quillo 1 quilli quella quelle; Neutr. quello (quillo
1 Aus ambutrum (Romania XI, 109); altit. amburo, afz. ambure; 6 ent
spricht, tla v, in utrum kurz ist, den Lautgesetzen besser. Die Endung
-a in unserem Texte durch Einfluss der Plur. auf -dra.
- Das n vor d auch im veralteten ital. mnbendue; steckt in darin oder
ist es Wiederhall der Nasalis, welche die vorangehende Silbe scliliesst?
3 Warum diese besondere Behandlung von vi?
4 1341 recliandoselle — -llo. 5 So z. B. 567. 853.
r ’ Es sei hier daran erinnert, dass andosenne, recliandosello u. s. w. Paro-
xytona, nicht Proparoxytona sind.
3 quelc 1003; vgl. Anm.
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
365
403). costei. quettoro 207, colloru 1442; Gemination des l zu
bemerken, meclemme als Masc. Sing. 288, als Masc. Plur. 302,
als Fern. Sing. 644. Wohl nicht zufällig -e für -o, -i, -a; eher
Gebrauch des Wortes als Indeclinabile und -e statt des zu
erwartenden -o. 1
91. Relativum: che (que), Obi. cui; auch ca; lu (el) quäle
u. s. w. ille qui = clii (che; s. Anm. zu V. 670 ff.) Uli qui
= acl cui 4. 1274.
91*. Interrogativum, adjectivisch und neutral: jche (que)
quäle in persönlicher Bedeutung ,wen* 1190, in neutraler
,was* 1205.
91**. Verallgemeinernde: Persönlich qualunqua (-e), chiun-
qua chunq.' 2 , quantunqua ,so Viele immer*; adjectiv. quantun-
cha 1213.
Verbalfoimen.
92. Infin. -are (zu governdli 336 s. Anm.) -ere, ere (ein
mal -eri 1178), -ire. fare; convertire, recepire, sapire; selbst
perdire im Reime, und etwa mordire aus morclisse 1437 zu er-
schliessen.
92*. -nt fällt ab, wenn der Flexionsvocal in den zwei
Numeri verschieden ist; bleibt als -no, wenn er identisch ist,
wodurch bei Abfall von -nt Singular und Plural zusammen
fielen.
93. Präsens Indicativ:
A-Conjug. -o -i -a
E-Conjug. -o 4 -i -e
I-Conjug. -o -i -e
786 sapemo gg. rnehrf. -imo, -ite.
94. Präsens Conjunctiv:
A-Conjug. -e -i -e
E-Conjug. |
I-Conjug. J
Das Verharren von -e in der 1. 2. Plur. der A-Conjug.
ist bemerkenswert!!. Zu ajuta st. -e siehe Anm. zu 1606.
-%
-amo
-emo
-imo
-emo
-amo
-ate
-ete
-ite
-ete
-ate
-äno 3
-u
-u
-eno
-ano
1 HAqu. 1 li Iciici medemmo 796.
2 So, ohne i, HAqu. 2 213.
3 1707; vgl. Anm. zu 1581,
4 676 comb acte.
366
Mussafia.
95. Imperativ. 2. Sing, in der A-Conjug. -a; in den zwei
anderen -i; doch ade 458 (?) und exaude 1579. In der 2. Plur.
wird auch bei anderen als den üblichen Verben Conjunctiv
statt Imperativ gebraucht, sowohl im prohibitiven (99. 841.
1154) als im adfirmativen Heischesatz (2. 470. 776. 1189. 1352.
1353. 1567).
96. Aus den inchoativ flectirenden Verben der I-Conju-
gation wären zu erwähnen: offerisca und convertiscano nb. con-
vertano.
97. Der Einfluss des Hiatus-i stellt sich folgendermassen dar:
Indicativ
Conjunctiv
Ij: voglio
doglio
nj: tengo
bj: agio 1
degio
pj: saccio
dj : vegio
*dj: [credo]
vagio
* tj:
cj: faccio
6
/ volu]
' vengu
-agio
digiu
vigiu
crigiu
pozu
agia
2
vogli
agi
tenga
venga
degia
sacza
poza
faccia
agiamo
sostengate
agiate
sacciate
facciate
vengano
degiano
cregiano
[vadano]
j facci
99. Besondere Formen, a) im Indicativ:
Esse : so, ey si’ (sei’) se’ 453, e ene, semo, sete (site 702), so sone sonno.
Habere: o one, ay, a ane ay ao (au) anno (ando)
Dare :
Stare :
Facere :
Sapere:
Vadere:
dai
sta stane stai stao (stau,)
fai fa fane fau fanno
sai sa sao
va vao vanno (vando)
Also, wie überall im Italienischen, sowie auf anderen
romanischen Gebieten, die stammbetonten Formen dieser oft
gebrauchten Verba möglichst kurz und an einander angeglichen.
1 agie 1120.
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
367
Das Vorbild gaben dare, stare. Das -i der 3. Sing, ist in unserem
Texte paragogisch. Noch immer nicht recht klar ist mir, auf
welchem Wege die 3. Plur. auf -ao (-au) entstanden ist. 1 Zu
erwähnen sind noch 2. Sing, voi, poi und 3. po (mit enclit.
Reflexive) neben pote. Auch teuere und venire folgen der
Neigung zur Abkürzung der Formen; denn 2. Sing, sostei kann
nicht auf lautlichem Wege aus *te[n]i-s sich entwickelt haben.
Die 3. Sing, ve könnte allerdings aus vene durch Einfluss des
paragogischen -ne erklärt werden (wie fa fane so umgekehrt
vene ve) oder die apocopierte Form ven könnte ihr -n wie co,
no verloren haben; indessen scheint mir natürlicher, auch hier
Bethätigung jenes Zuges zu erblicken, kraft welches derartige
Verba nach kurzen Formen streben.
b) im Conjunctiv:
Esse : sia (scia), si’, sia (scia), . . . siate (sciate), siano.
Dare: 3. Sing, dea (de-vi)
Stare: 2. Sing, sti’, 3. Plur. steano
Posse: 3. Sing.pcm« (nb. dem bereits angeführtenpoza=*pot-i-g,m)
c) im Imperativ. 2. Sing, va, fa (fe 1278 2 ), di; toi;
neben veni auch vei. 2. Plur. faite 1674; ist die Form richtig, so
ist sie aus einem Sing, fa + i, dem die Endung der 2. Plur.
angehängt wurde, zu erklären.
100. Imperfect Indicativ:
A-Conjug. 3. -ava 6. -avano
E-Conjug. 2. -ivi 3. -ea 6. -eano
I-Conjug. 2. -ivi 3. -ia 6. -iano
Nur einmal -v- erhalten: odivano 123. Paria 389 setzt parire
voraus. Neben fac- auch fee- 112. 122. 124. 187; Einfluss
der starken Perfectflexion. Von esse kommen vor eri, era, erano.
1 Am meisten sagt mir zu die Annahme, dass man der 3. Sing, die
Endung des 3. Plur. der E-Verba angehängt hat: a-u, fa-u u. s. w.
Auch ital. hanno, fcinno, vanno lassen sich nicht lautgesetzlich aus ha-
bent, faciunt, vadunt erklären; sie als Anbildungen an danno, stanno,
anzusehen, geht nicht an, da streng genommen auch diese Formen
nicht unmittelbar aus dant, stant entstanden sein können. — Mir will
Vorkommen, als ob auch die in letzterer Zeit so oft besprochenen (am
ausführlichsten von P. Meyer, Romania IX, 192) provenzalischen Formen
au fau vau nicht anders zu erklären sind.
? Vielleicht Schreiberfehler; kaum aus fai.
368
Mu ssafia.
101. Perfectum schwach:
1. 2. 3. 6.
A-Conjug. -cd -o -one; ao -aro (-aru)
E-Conjug. -isti -ecte -ero
I-Conjug. -isti -io -ero
Das Schwanken der 3. Sing, in der A-Conjug. bildet in
unserem Texte, der sonst eine grosse Uniformität in den
Flexionen aufweist, eine Seltenheit; -ao kommt ein Mal inner
halb des Verses, dann 1258-9, wo also der Reim nichts
beweist. Aber 1062 wird durch -ao statt -one der Reim
genau. Ueber -one : -ane sieh unter ,Rcinr. Wenn, wie es
allen Anschein hat, contese 46 it. contb entspricht, dann hätten
wir einen Beleg für die Endung -ese, welche in jetzigen Mund
arten des Abruzzo häufig ist. 1 Dass auch die I-Verba in der
3. Plur. -ero haben, verdient Beachtung.
Perfectum stark. I. Classe: 1. fui, 3. fo fone foce, 6. foro
(-u); feee fe’; vide (vidi 190; s. Anm.J, videro; stecte; de’ deo
dene. II. Classe: 1. disci 3. disse 6. dissero; fisse, remase, mise,
rise, trasse; puse pusero; appcirse, volse (volui); lesse recolse,
1. prisci 3. prese, ascisej respuse, intese, stese, volse (volvi).
III. Classe: abe, abbe (letzteres richtiger; -hu Voc = bb), sappe;
piacque; 6. tinnero, 1. vindi, 3. venne; starke und schwache
Flexion nebeneinander: vide und vedecte, videro und vedero
videro (874. 1290), respüsero und responclero; neben abe dbera
(§. 103), aver 555, das wegen v nur schwach sein kann und aver
zu betonen ist. Tonloser Stamm ist in der Regel schwach;
doch neben facisti auch fec., dixisti, nacquisti.
102. Imperfcctum Conjunctiv schwach:
2. 3. 6.
A-Conjug. -asci -asse -assero
E-Conjug. -isci -esse
I-Conjug. -isci -isse -issero
Sapesse 596. Der tonlose Stamm ist meist schwach; doch
redixesse, jacquesse. Dass in vennesse starke Flexionsart, nicht
etwa schwacher Stamm mit willkürlich geminirtem n vorliegt,
zeigt die Endung, welche im zweiten Fall -isse lauten würde.
1 War einst auch in Campobasso gebräuchlich; davon ein Uehcrcest. bei
psse: 1. 3. fosg, 6. fosgng (Arch. glott. IV, läö, 183).
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
369
Man wird dasselbe von tennesse sagen, wo freilich auch die
schwache Form -esse lauten würde. Bei cappissero dagegen
scheint die Endung darauf hinzuweisen, dass wir es nicht mit
capp- = *capu- sondern mit dem schwachen Stamme cap- und
Gemination des p zu thun haben. Yen esse: fosse (foxe); von
stare: staesse.
103. Plusquamperfectum Indicativ mit conditionaler Be
deutung: 1. fora, 3. dbera.
104. Participium schwach: -ato, -uto (flect. convert.), -ito;
-uto auch von schwachen I-Verba: exciuti, partuti, sentuti,
vestiUa. Stark: dicto, facto; concolti recolte; rechiesa, affisu, lesu,
despisu, presa impriso; conquisto. Besonders zu bemerken lesto
dellesto, mosta. 1 1653 hat die Handschrift victu, man könnte um
so eher annehmen, es fehle das n- Zeichen als das Fern, venta
lautete; indessen da HAqu. ebenfalls diese Form aufweist (dazu
Perf. viquette, Irnpcrf. Conjunc. viquesse; also nach der III. Classe,
aber ohne n), so beliess ich die Lesung der Handschrift.
106-7.. Futurum. Die Endungen sind: agio (ajo) ö one,
ai, ä, -emo, -ete, ao u. agio 1093. Vom Condition, kommen vor:
1. -ia, 2. -i’, 3. -ia, 6. -iano. Zur Gestaltung des Stammes sei
bemerkt: der Infinitiv der A-Verba bleibt unverändert; mostrerä
471 ist die einzige Ausnahme. Ebenso meist jener der E-Verba;
doch teuer- und terr-; nur porr-, vorr-. Der Infinitiv der
I-Verba verändert i zu e: jerr- (von gire), oder-, vener-, Con
verter-. Beliebt ist Gemination von r: darr-, farr-; dirr- (neben
dicer-). Von esse: serr- und sarr-.
Hier noch ein paar Bemerkungen über Syntax. Bestimmter
Artikel wird gebraucht vor Micchaele 625. 650, vor qualunca 550;
wird unterdrückt: fecese croce 700, ad celo 615. 637. 1554, ein
mal ad celi 1035. — Tonloses obliques Personale erscheint ge
trennt von Verbum finitum: durch non oder no (104. 246. 263),
mo (820), pur (365; durch diese Partikel auch im Alttoscani-
schen); wird einer infiniten Form des Verbums vorangestellt:
della testa li tagliare 1516; Massentio li guardando 399, la vergene
lo odendo 839. —r Gerundium statt Infin. nach udire und vedere:
1 HAqu. 2 teste Fern. Plur. 612. ,In dialetti meridionali mosto e normale 1 ,
sagt D’Ovidio, Arcli. IV, 410. Die Literatur über -si-Participien ist
bekannt,
*
370 Mussafia.
gran geilte odio gridando 185, lu imperadore odenno costei cosi
dicendo 509; auch wenn der Infinitiv in passiver Geltung ge
braucht ist: vedendo lu primaro vencendo 754, odenno grandi
laude dicendo de questa vergüte 955. In der HAqu. gebraucht
Buccio das Gerundium -nicht selten in sehr freier Weise, so
dass es fast als Vertreter einer finiten Form erscheint; in den
Anmerkungen verweise ich auf einige Stellen, in welchen auch
unser Text Aehnliches aufzuweisen scheint.
Metrum und Keim.
112. Die Legende ist in Versen zu sechs (nach italieni
scher Zählung sieben) Silben abgefasst, die paarweise mit
einander reimen. Wir haben hier also die nämliche Form wie
in Latini’s Tesoretto und Favolello. Manche Verse sind zu
kurz; bei einzelnen dieser ist offenbar dem Schreiber ein bedeut
sames Wort in der Feder geblieben; auch bei den anderen
lässt sich vermuthen, dass sie im Originale richtig gemessen
waren und es wäre ein Leichtes, sie durch Anwendung vol
lerer Formen oder Zusatz von Füllwörtern auf die Beine zu
bringen. Bei weitem zahlreicher sind die zu langen Verse. Auch
hier geht es oft leicht an, durch Gebrauch von contrahirten
oder apocopirten Formen und Tilgung leicht entbehrlicher Wört
chen die Verse auf ihr richtiges Maass zurückzuführen; nicht
selten aber versagen solche Mittel und da wird es gestattet
sein, die Abschreiber vom Verdachte nachlässiger Wiedergabe
der Vorlage zu entlasten und die metrischen Sünden auf Buc-
cio’s Rechnung zu setzen. Nicht als ob ihm (wie die beliebte
Wendung lautet) nicht zuzutrauen wäre, dass er bis sechs zählen
konnte; sondern er mag hie und da, vom Ausdrucke gedrängt,
lieber diesen als das Vcrsmaass geschont haben. Dass ich
dem Metrum zuliebe den Text nicht antastete, wird man bei
dem conservativen Verfahren, das ich betreffs noch wichtigerer
Punkte beobachtete, verständlich linden; ich konnte mich
aber auch nicht entschliessen, die Anmerkungen mit Vorschlägen
zu metrischen Emendationen zu belasten. Es kann doch Nie
mand hoffen, dass es ihm gelinge, überall das Ursprüngliche
zu treffen; da scheint es mir gerathener, dem Leser eine so
grosse Menge von subjectiven Ansichten zu ersparen.
Mittheilnngen aus romanischen Handschriften. II.
371
Der Keim, ist oft unrein:
a) Betonte Vocale. Von geringem Belange sind die Fälle,
in denen Beobachtung des Umlautgesetzes reine Reime ergibt;
so questo : cönquisto 662, fiovi : coluri 1162, fonti: munti 327;
ebenso Bindung derselben Endung in verschiedener Lautgestalt,
wie -ento : -into, §. 2-4. Die Bindungen cridi : superbi 292,
vegio : crigio 929, strominti : genti 1118, multo : dessolto 1572,
multi: concolti 190 ergäben reine Reime nur bei Verletzung des
Umlautgesetzes; man wird da eher i: e, ü : 6 annehmen, trotz
dem es sich meist um e, o handelt. 1591 schreibt die Hand
schrift dono : sonno (d. h. sono = sunt); duno ist vorzuziehen
(vgl. §. 16). 1432 vui:toi; man wird die organische Form vui
nicht antasten und entweder tui (toi) statt toi (tqi) einsetzen,
oder — da erstere Form in unserem Texte nicht belegbar ist
— auch hier u:o dulden. 1612 soe:voy; da diess die einzige
Stelle ist, in welcher unorganisches voi vorkommt, so darf man
sich erlauben, vui zu bessern (über -e:-i siehe unten). Bei
der Beständigkeit der Schreibung der Handschrift und der
Bestätigung von Seite anderer Denkmäler wird man 6: ü
auch bei jenen Fällen zulassen, in denen o, wenngleich nicht
durch Umlaut, als u erscheint: multa: ascolta 690, multe: re-
colte 96, corona : duna 1032 (wenn nicht coruna), respuse : pose
(potost se) 984. 1174 und: -ose (-avit se) 1364. 1430. Weitere
Belege für i: & sind Sevilla : appella 162, meco : dico 598, Cata-
rina : piena 1481. Und ist eine solche Bindung als möglich
anerkannt, so wird man sich in den zahlreichen Fällen, in
welchen Verbalformen mit e und solche mit i mit einander
reimen, davon enthalten, die grosse Regelmässigkeit in der
Flexion, welche unser Text aufweist, zu Gunsten des Reimes
zu verletzen: vedere : apparire 1525, convertimo : crederemo 793,
averete : gite 847, languia : tenea 387, feceano : odivano 122, giano :
aveano 1533, porria : avea 246, porriano : occideano 104. Vgl.
noch lucea : dia 1008 ; in farria : tea 889 wäre es nicht schwer,
ein tia (an mia angebildet wie tea an mea) anzunehmen; man
darf aber das Ueberlieferte bewahren. 1 Zu erwähnen ist schliess-
1 132 mea \ porria könnte man allenfalls, da mia vorkommt, angleichen
Als ein weiterer Fall von geringer Bedeutung sei erwähnt die Wieder
gabe von Deus reimend mit io (der Text kennt nur diese Form) ent
weder als dio 487. 900. 1362 oder als deu 1493. Auch hier lässt sich
372
Mu ssafi a.
lieh desiderio : martirio 1507. 1574; in beiden Fällen käme
allerdings dem Metrum zu statten, desiro zu lesen; ob aber
das so schwanke Metrum genügt, um eine solche vom Stand
punkte des Reimes nicht nöthige Aenderung vorzunehmen, möchte
ich bezweifeln. Wohl aber ist Aenderung geboten, wenn andere
Vocale als die zwei bisher besprochenen Paare mit einander
gebunden erscheinen ; 1062 pregone : ao; 1. pregao. An anderen
drei Stellen finden wir dieselbe Endung -one mit ane (377),
fane (485), sane (1396) reimend. Auch hier muss die Endung
mit -ä- in Anspruch genommen werden; nur fragt sich, ob
do: ane mit unreinem Reime in dem posttonischen Theile der
Wörter, oder ob, um reinen Reim zu erhalten, die sonst im
Texte nicht vorkommende Form -ane (d. h. -ä statt -ao und
paragog. ne) anzunehmen ist. 1638 pigliate : menete in coor-
dinirten Sätzen; beide Male -atu oder -ete. 1664 petuta : exaudita;
darf man nach dem Muster anderer Participia schwacher I-Yerba
(§. 104) exauduta ansetzen?
b) Auslautender tonloser Vocal; -o:-u, wenn beide auf
lat. -u zurückgehen (-ato :-atu 1519, -aro : -aru (-drunt) 1354
u. s. w.; auch -ao : fau 1256 gehört hieher) hat keine Bedeutung;
nur adoro : choru 343, provo : novu 495 sind zu bemerken, da
unser Text für -5 kein -u kennt. Selten -e : -i: fratri : sostengate
1537, denanti: levante 1102, giogie : ogi 300, Adv. forte : accorti
751. Fern. Plur. soe: voy ist etwas mehr störend, da -i sich an
den betonten Vocal diphthongisch anlehnt, -e aber nicht; da nun
soi für Fern. Plur. belegt ist, so darf man diese Form ansetzen.
Auch wird man sich erlauben, dort anzugleichen, wo die Gram
matik dafür spricht; paventi: molte gente 146, abesongiusi:tu li
fa copiuse 1586. Andererseits wird man, da Femin. der II.
auf -i doch zulässig erscheinen (§. 81), sich enthalten, aus gram
matischen Gründen bei carti : arti 168. 540 den Reim zu trüben,
oder bei stradi: citade 797 reinen Reim herzustellen. Grösser ist
die Unreinheit des Reimes, wenn es sich um andere auslautende
Vocale handelt als um die erwähnten zwei Paare. 1 425 arti :
angleichen. Und wenn wieder neben deu: seo 1412 auch dio: teo 1368
vorkommt, so mag man in letzterem Falle dco ansetzen; durchaus noth-
wendig ist diess nicht.
1 Die Bindung combacte : abacto 676, beide 1. Pers. Sing., kommt selbst
verständlich nicht in Betracht.
Mittbeilungen aus romanischen Handschriften. II.
373
cartu ist leielit zu carti zu ändern. 1606 ajuta 3. Praes. Con-
junc.: virtuti; die regelrechte Form ajute ergibt -e: -i; über
mani: vanu §. 11 ; signore : allorä 1444; 1. allore (ZRP. VII 255).
139 citade : cliiamata bliebe demnach der einzige Fall.
c) Verschiedenheit betreffs der posttonischen Vocale be
gegnet in bestie: tempeste 186; andere Fälle unter d).
d) Consonant. -ade : -ate, -ajo : agio, Voc.NN : Voc.ND
(hieher gehört auch dompna [donna] : monda) bilden keine Asso
nanz ; es sind verschiedene Behandlungsweisen derselben Laute,
die Angleichung zulassen, ja fordern. Auch savio: coragio 544
liesse sich zu sagio ändern.
Der Assonanzen sind indessen ziemlich viele. Vor Allem
ist tönendes mit tonlosem s zu bemerken: remase 148, cose 878,
respuse 1174. 1364. 1430, reimend mit oxytonen Verbalformen
nebst inclinirtem se; es handelt sich aber überall um ein s, dem
einst n vorangieng und das im Toscanischen den bekannten
eigenthümlichen, dem des tonlosen s ähnlichen Laut hat. Die
anderen Fälle sind: stane : entrare 226, paxione : core 353, citade :
adorare 890, fede : deve 642, ardita : mica 248, iniquo : inimicu
1280, fece : contese 45 , palazo : raetu 564; losinghi : prindi 910,
regna : sempiterna 740. 1196, defenda : regna 1745, vergogni : ogi
898; poza (oder possa) : mosta 580, comandamento : dentro 1114;
dazu -ate : fratri (wenn nicht frati wie 28) schon unter h)
und cridi : superbi schon unter a) angeführt. 1 Bei Proparo-
xytonis um so leichter; m.enano : degiano 1378, convert.ano :
flectano 1276, videci: carnifid (zugleich verschiedener vorletzter
Vocal) 1535, legere : compyrehendere 152, respondere : -poliere 363,
1178, maica:pradica 1485. Paroxytona mit Proparoxytona ist
eine seltene und vielleicht abzulehnende Erscheinung: carne:
campdrone 870, farene 1218; -ar im Perf. ist leicht annehmbar;
im Infin. pflegen zwar südliche Mundarten -e auch bei Inclina-
tion zu bewahren (RS. §. 50); indessen kennt gerade unser
Text manche Fälle der Apocope, so 974 redirelo: sapirlo, wo
ohne weiteres anzugleichen ist und 1326 ajutarla: toccarula;
entweder -arla : -arla oder -arela : arula mit verschiedenem vor
letzten Vocal. 188 vederelo : ello, ist zu -erlo : -ello zu ändern;
Der Schreiber Dom Pet.ru wendete unter sieben Verspaaren dreimal
Assonanz: Nicola : nova, bammacina : Maria, lege : governe.
374 Mussafia.
einen reinen Reim erhielte man durch die Form vedello; aber
ich bezweifle dass diese Assimilation in unserer Mundart statt
haft sei. Am Sonderbarsten ist magnanula : faula 1172; der
Accent im ersten Worte kann doch nur auf dem ersten a ruhen;
wenn man auch annimmt, faula sei als Proparoxytonon gefühlt
worden oder dafür fannula ansetzt, so ergibt sich eine Un
gleichheit in der Anzahl der posttonischen Silben.
Andere ungenaue Reime kommen zur Sprache in den
Anmerkungen zu den Versen 112. 170. 335. 849. 993. 1000.
1104. 1106. 1453.
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
375
feignuri, bona gente, 57
Ponate eore et mente
Alle sant.e parole,
Ad cni odire le vole;
5 Clia le cose mundane
Sapite clia so vane,
Clia mnlti l’au nno anno,
Clie-llu altro se-nnc vando;
Ma le cose eternali
10 Loco no pozu mali.
Quilli ehe ben conuscu
Lo cliiaro dallo fusen
jSTo-lli ene bisogniureprendere,
Cha ben la sao comprendere;
15 Ma vui che qui sedete,
Se ascoltare volete,
Io vi contaragio,
Breve quanto porragio,
De una nobile ystoria
20 De quella plena de gloria,
De santa Catarina,
Quella vergene fina,
In cui og'i la gente
Tncta comraunamente
25 La porta con devotione,
Certe con gran rascione.
In quilli tempi andati, 57' 1
Ascoltate, boni frati,
In terra alexandrina
30 Era questa farina.
Allora signioriava
Uno che se chiamava
Masscnzio imperadoro,
Pessimo et mal factovo;
35 Sedca pro tribnnale
Con sua verga regale.
Trenta sei anni regnatu
Avca lu imperiatu
Quando ipso divisone
40 Et questo commandone
Per tueto sou pajese:
Terrazano et forese
Yadano ad sacrificare
L’idoli ehe fece faro.
45 Una pistola fece
La quäle cosi contese:
,Massentio imperadore,
Lu nobile signore,
Ad omne soa citade,
50 Yille et soe contrade;
Salute da soa parte
Vi manda in omne parte.
Tucti quanti sciate
Cha in cort’e indevisate,
55 Che ciaschunoad miyenga, 57
Como se-lli adconvenga,
Ad odire lu bando
Che-sse-lli inpune oguando.
Qualunqua no vennesse
60 Ad tale pena jacquesse
Como e custoditu;
Dello seo scia sealtrito;
De foco et de coltellu
Li darremo tlagello. 1
65 Eoce quisto bando mectere
Et poy mandö le lectero.
Poy che fo saputo,
Cotantu fo temuto
Che venne cotanta gente
70 A-llui subitamente
Che locu no trovavano
Nella eita dove stavano.
Poy che-lla gente vede,
Massentio reprovede,
75 Pro tribunale sedendo;
Et lu altro di venendo,
376
Mnssa fi a.
Eeee comrnandamento
Senza demoramento
Che omne hom che l'icco era
80 Tenga cotal manera,
Che degia allu templii giro
Ciaschuno ad offerire, 57 d
Chi vove et chi vetello,
Chi castrato et chi agnello
8ö Oy altra bestia grossa,
Secundo eomo se possa;
Et altri poverelli
Eecheno pulli et celli;
Alli ydoli offeriscano,
90 Tucti quanti ohediscano.
Odendo In commando,
(Che-sse-lli inpune oguando)
Ciaschuno no tardando
De gradu in grado andaro
95 Et loro offerta donaro.
Poy che foro recolte,
Erano bestie multe,
Bovi beu conto trenta,
No credate eh’io menta,
100 Senza bestie menute
Che foro reeepute
Et de aini et de castrati
Che no foru nominati;
Contare se non porriano
105 Quanti se-nne occideano.
Et altri pulli et celli;
Sacciate ca foru uelli,
Non tanto che cappisscro
Allo tompio doye gissero, 58“
110 Ma tucta la citade
Plcna era in veritate;
Tanto remoro feceano
Che omne hom sei assorda-
Tuctc genti cantayano [vano.
115 Ad altu et poy sonavano
Tromme et corni et bucine
Ch’ erano senza fine,
Et altri loro strominti
Che usavano allora le genti.
120 Una per lo sonare,
L’ altra per lo cantare
Tanto reraore feceano
L’ uno T altro no odivano.
Lumora tante feceano
125 Che gran ehiareze faceano
Senza lumora d’ entorno
Per le lumora d’ entorno.
Lo sangue delli animali
Correa como canali,
130 Che allora se occideano,
Che sacrificare yoleano.
Ma per la lengua mea
Contare no se porria
La gente che vi andava 58 b
135 Ad quella opera praya.
Or quella gloriosa
De Jhesu Christo sposa
Era in quella citade
Che Alexandria e chiamata;
140 Or voglio che sacciate
Per ferma veritate
Clia figlia fo de l'ege,
Secundo como sc lege.
Mortu era allora lu patre
145 Gerte et an che la matre;
Eemase'ad soe parenti
Ella con multe gente;
Et ella rede remase
Comu per scriptu sase.
150 La riccheze che avea
Tucta la despondea
In libri et in lege [re]
Per omne seientia eomprehen-
Ora vi yoglio dire [dere.
155 Quanto fo sou sapire:
Eectoriea parone
Quanta se-nne trovone,
Virgiliu et Galieno
Et Aristotile plenu,
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. H.
377
100 Homeriu et bonu Platone, 58 c
Avicenda e Zenone,
Oratiu e Sevilla,
Ovidio se appella,
Et altri savii multi
105 Che qui no so concolti;
Tueti sapire volso,
A mente li recolse.
Infine de tucte arti
Sapire volse per carti;
170 L’ arte de gramatica
Troppo bene sapia;
Sesanta dui lenguajora
Questa plena de gajora
Tucte quante parole,
175 Et bene ministrolc;
Nulla scicntia cra
Che no sei fosse vera.
Cotanto abominose,
180 Santa Catarina,
Vergene pura c fina,
Avea dece et octo anni,
Vestuta fascie et panni.
Uno jorno stando,
185 Gran gente odio gridando,
Et altri animali et bestie
Chefeecanograntempeste; 58 d
Volse girc a vederelo
tiue fosse per ello.
190 Vidi gridare multi,
Ch’ erano loco concolti,
Eortemcnte plangeano
De quello che vedeano;
Vedeano li pagani
195 Colli strominti in mani
Ad fare lu sacrificiu,
Aspectando beneficiu,
Alli mali loro yduli;
De Jhesu Christo incriduli,
200 Quilli ydoli adoravano
Et Jhesu Christo lassavano,
Sei che-lli christiani
Stavano quiti e piani,
Parlare no scuctiavano,
Uanti se-llo duravano.
La vergene, sguardando .
Quel che quelloro fanno,
Andosenne con genti
Ch’ erano soy serventi;
Andö forte et veloce
Collu signu dclla croce;
Allo tempio ne andone
Et davontro entrone. 59 a
Ad uno sou servente disse
Che ad Massentio ne gisse;
,Dicerai cha: „Q.uesta
Nostra dompna no entra,
Dice che vole entrare
Con vui ad rascionare“;
Mo vidi que te dice
Ciuclla cruda cervice.“
Entrö lu sou servente,
Passö fra quella gente,
Disse allo signore
Prunto con gran vigore:
,La domna nostra stane
Alla porta per entrare;
Dice cha vole entrare
Con vui a-rrascionare.‘
Quillo rospuse: ,Venga,
Chapar ehe-sse-lli aconvenga*.
Lu missu no se fisse,
L’ammasciata redisse;
Et ella no tempio entrone
E Massentio vi trovone
Con gran turba pienera-
E con grande lumenera,
Tucti sacrificando
E loro idoli adorando. 59 b
Quando nel tempio entrone,
Omne hom li mirone
Che era tan tu bella;
205
210
215
220
225
230
235
240
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CS. Bd. II. Hft.
25
378
Mnssaf ia.
Lucea piü clic de stella.
Sei bella creatura
245 No fece la natura;
Contare se no porria
Le belliqi cli’ avea.
Andö pronta et ardita,
No inpagorenno mica;
250 Da Dio era infiammata
Et bene confortata.
Yide quisto exercitiu
De quisto saerificiu;
Ad Hassentio ne andone
255 Et sci-llo salutone,
Udite en quäl manera,
Quella vergene vera:
,^yo vi salve, signore,
Et devi forza et vigore
2C0 Che Christo eonoscate
Con granne sanctitate,
Et P idoli lassete,
Che piü ce no credete. 1
Et fece sou sermone,
265 Lu quäle mai'no fone 59“
Ne piii bello ne piü adurno
Como fece in quillo giurno.
Nello sou dirc tonca
La manera ch’ avea
270 Virgilio nel parlare,
Cha ben lo sapia farc,
Cha Deo era con ella
In lengua et in favella.
Lo sou parlare recha
275 Allor na lengua groea;
Ben abera potuto,
Se avesse voluto,
D’ onne lengua parlare;
Cha be-llo sapia fare.
280 In quisto sou sermone
Multi savi toccone,
Disse allo signore:
,Par che sti’ ’n errore,
Par che agi congregata
Questa gente qui adunata,
Et- faila tucta errare
Coli’ idoli adorare.
E tu medemme ey erratu
Se P idolu ai adoratu;
Or leva su lu core
Et esei de quisto errore,
Ad Jhesu Christo cridi, 59' 1
Ne fare como superbi,
Che volu contenere
Che Christo no ä potere.
Or vidi quisto exempiu;
Reguarda ad quisto tempiu
Como so lavorati
E t-ucti per me nati,
Con tucte queste giogie
Como nui vedemo ogi;
Et P idoli medemme
D’oroet de argento'eon gemme
Tucti so facti ad mani;
Chi altro crede e vanu.
Or no sai ehe un gran ventu
Tucti da fondamento
Quisto tempiu farria
Scervicare una dia?
Or no voglio che tardy;
Yollio che ad celo guardi
Colle soo paramenta,
Lu solo colla luna.
Che tantu lume duna,
Et anche delle stelle
Che [so] lucide e belle,
Che mai ficta no fanno;
Pellu airo vao volando
Et vengu da Oriente
Et vaosenne in occidente, 60"
Nulla no e che-sse figa
Senza de lor fatiga.
Or penza chi le fece:
De quisto dire convece
El quäle fece lu mundo,
285
290
295
300
305
310
315
320
325
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
379
Ch’ e bellu et e rotundo,
Clie mari et frami et fonti,
Clie vanno fra li munti,
Et eelli et pisci con fere,
330 Che regere li mere;
E-lla terra chi fructa
La vita monstrarä tucta.
Or te micti ad pensare
Chi lo fa questo fare,
335 Et li liomini et li animali
Chi governali fane:
No altri che solu Dio,
Isso colo flgliolo sio,
Che nellu mundu mandolo,
340 Che-llu recomparolu
Dallu peccatu
Dello primo liom natu;
Or quillu Deu adoro
Che sta sopre onne choru,
345 Che e signore potente 60 b
Sopre omne anima vivente;
Eo sempre et serrä
Che mai no mancarä,
Et sempre soa gloria
350 Portarö na memoria;
E lu santo sou figlio
Io vog-lio per cosiglio;
Et la sauta soa paxione
Io portaragio en core;
355 E quella santa croee,
Dove illu posto foce,
Ad quella me acomando,
Sempre Christo laudando.
Tu, se questo farray,
300 Lo meglio prenderay. 1
Quistu sermone fornito,
Massentio fo jorditu
Et non potea respondere,
No tantu che apponere.
365 Poy se pur confortone
Massentio et favellone
Et disse: .Damiscella,
Taci mo toa favella;
Non c’ impedementire
Questo nostro offerire;
Lu sacrificiu faetu,
Eesponderocte ractu 60 1 '
A-cciö que proponisti,
Poy che qui venisti. 1
Eactu lu loro orditiu
De quillo sacrificio,
Massentio commandone
Alli famigli che ane
Che tostu fosse presa,
Senza hulla defesa,
Ad palazu menata
La vergenc biata.
Como illu commandone
Cosci factu sei fone.
Quando in palaczo introne,
Massentio li mirone;
Quasi tucto languia
Se mente li tenea;
Pariali tanto bella
La gentile damiscella!
Per la gratia de Deu
Lucea lu viso seo;
Como sole in jurno
Lucea cl sou yiso adurno.
Quanti ne-lli guardayano
Tucti se-nne senavano
Delle soy grandi bellizi
Colle placiyiliczi.
Massentio li guardando,
Ad ella favellando, 60 d
Disse: ,Tu sei’ figura
De sole per natura.
Que fo quillo che dixisti
Quando ogi ad me venisti?
Et eome ene lu tou nume,
Che spandi si gran frame
De nobile parlare,
De cotantu alegrare
De savii et de poeta,
370
375
380
385
390
395
400
405
25*
380
Mussafi a.
410 Et de omne scientia spleta? 1
Respuse Catarina,
La piena de dootrina:
,3STo conusci ehi sone
Et lu nome ehe io one?
415 De Re Coste fui nata,
Catarina so chiamata;
Et lu tempu mio ö despisu
ln legere ehe o impriso;
Che Virgiliu paray
420 Et multi libri assai,
Et poehi auturi so stati
Ch’ io no agia parati,
Et de omne. gran scientia
Io eredo aver prudentia;
425 Infine le scptc arti
Tucte parai per carta;
Et de omne lengua saeeio; 61 il
Bene ad sapire te faceio:
Tucto quisto sapendo
430 Et mea l'icheze yennenno,
Tucta 1’ ag-io lassata,
Ad Christo me so data,
Ad quillo Christu amoruso;
Quillo yoglio per spuso.
435 Conyenente m’ e statu
Com’ e prophetatu,
Como disse lu propheta
Con soa loquela spleta:
Perderö lo sapire,
440 Lo quäle me piaoque dire,
Do omne granni scientiati
Li quali agio parati;
Or tengo altra scientia
De majure excellentia,
445 La quäle rechö Christu;
De quella farragio aquisto.“
Lu imperatore respuse,
A-lley mente puse:
,Io eredo fermamente
450 Che nata non si’ niente
Allu mundo de hom natu,
Che si bene ay favellato;
Ma se’ qualehe yisione, 61 b
Che qui apparisti mone.‘
455 .Respuse la polzella
Con soa franea fayella:
,Masseptio, anohe indurisei,
Ade quel ch’ io te dissci:
Dioi cha so yisione
460 Et femena no sone;
Li dei dove spenc puni
No contrastau ad yisiuni?
Or dime: in que figure
So faete queste seolture?“
465 Maxcntio disse ad ella:
,Que parli, semplecella?
Nostri dei so gloriusi
Et multo virtuusi.“
Et Catarina a-llui:
470 ,Or desputete yui,
Et io te mostreragio
(Nanti no me-nne yagio)
La oroce ch’ e senata,
De stelle incoronata;
475 In septeandrionali
Vederai quisti segniali.
Anche te voglio pregare
Tu-cte micti ad pensare
Lo nenguere et lo piovere
480 Et la terra commovere,
Bonnire et tonetare, Gl c
Eulgori et allustrare;
Queste no e facto jecola,
Eo dalla prima secola.
485 Quillo che ordenone
Questo che-sse fane,
Quisto e quillo alto Dio
Del quäle te dico io.
Lu errore dove state
490 Delli dei che adorate
E una cosa soctile,
Obscura, fosca et vile,
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
381
Et ene gran fantasia
Tenere per questa via;
495 Ma io te insegno et provo
Per hi testamento noyu
E-lla gloria de Deu,
Lu quäle e spuso meo.‘
Lu imperadorc, odenno
500 Costei cosi dieendo,
Multo meravegliose
Et enfra se turbose
Et disso: ,Io no saccio
Respondere viyaccio,
505 Ca no so lecteratu,
Che tantu agia paratu;
Ma io venire farragio
Li savii che averagio;
Quilli te saperao respondere,
510 Ro-lli porrai confondere; 61 d
Da loro venta sarray,
Da poy che oderay
Tucta particulare
La lege che-sse deve fare;
515 Et tu eonven che aduri
Li nostri dei migliuri.“
Complendo quisto parlare,
La pistola fece fare;
In questa forma fone
520 Como vi contarone:
,Maxentiu imperadore,
Lu nobile signore,
Ad omne soa citade
Et yille et soe contrade;
525 Salute e benivolentia
Vi manna la sua clementia,
Significando ad vui
IJna femena enanti
Con soi dulei predicanti,
530 Con soa lege nova,
Che-lla nostra reprova,
Et dice che e falsa
Et la soa pure adalsa,
Et ä tanto sapire
535 Con sou soctile dire
Che non sapimo respondere;
Tucti ci vole confondere,
Et plena e de omne gloria,
Tanto a sinno et victoria; 62“
540 Et tucti secte 1’ arti
Ella prova per carti;
Undi vi commandamo,
A-cciö che-lla vencamo,
Davuneha e hom savio
545 Che sia de gran coragio,
In qualunqua scientia
Diu avera prudentia,
Venga senza tardanza
Ad nui con securanza;
550 Et lu qualunca abacte
Costei che me combacte,
Darrajoli gran duno,
In gran gloria lo puno.‘
Queste lictere gite,
555 Poy che-lle aver udite,
Qualunca ä gran core,
Che se sacza vigore
Che gran scientia ayesse
Che honore avere credesse,
560 Subito se abiaro,
Davanti allo Re andaro;
E for ben cinquanta,
Secundo che-lla storia canta.
Poi che foro in palazo, 62 b
565 Lu emperadore ractu
Ad tucti fece honore,
Et contoli lu tenore
E disse: ,Qui se mustra
Chi k scientia lustra,
570 Che penza a lei contendere
E nostra lege d elendere,
Ad quista savia femena
Che tanto sapire semena;
Dice che nostri dei
382
Mussafia.
575 Sonno demonii rei;
Cosi lo afferma et diee
Et lo sou deu ben lo dice.
Seid cbe dieo [e] questo:
Qualunque ä tanto lesto
580 Che contrariare poza
Ad questa question mosta,
Che questa persona ammacte,
Che tanto me combacte,
Se tanto e ohe-lla quete,
585 Io li do ciö que pete.‘
Lu majure lioterato
Allora abc pariatu:
,Or yenga mo costei,
Che sia denanti a mei;
590 Alla scriptura prima
De Omero ehe fo cima
Io te-lla venceragio
Con quello ehe dirragio. 62 c
Como se trovaria
595 Domna nata ehe sia,
Che cotanto sapesse
Che contra me staesse?
Falla parlare con moco;
Odendo quel oh’ io dieo,
600 S’ io no-lla ammacto questa,
lamme tagliar la testa. 1
Lu emperadore, odendo
Queste parole dieendo,
Multu se fo alegrato
605 E tosto a commandato
Che Catarina venga
E soa lege contenga
Davanti alla soa bancha,
Dove soa gonte sta franca.
610 Ad questo questionare
Fa gran gente adunare;
Mandaro alla prescionc
A dir che yenga mone.
615 Le mani ad celo stese,
Dieendo: ,0 alto Dio,
Tu che ey spuso mio,
Tu me sta appresso onn’hora,
Cha io per mc niente fora.‘
620 Complcndo questa oratione 62 d
Con g-rande devot.ione,
Jhesu Christo benedicto,
Che ajuta lo derieto,
Alla santa Adele
625 Mandö lu Micchaele
E dice: ,Catarina,
Yergene pura et Ana,
Sta ben francamente,
Cha 1’ alto Dio omnipotente
630 Te darrä sapientia
Sopre la tua scientia,
Che tucti vencerai
Quilli che trovarai,
Et convertire se digiu
635 Da poi che mo se avigio,
Et martiri sarrao,
Ad celo yenerao;
Et multi altri, allo ver dire,
Se digiu convertire
640 Per lu exemplu de quisti
Che foru cosi antisti,
Sei che-lla sancta fede
. Per vui crescere deve;
Tu medeme pe questo,
645 Como ce e dellesto,
La corona averai, 63“
Ad eelo venerai
Ad recepire la gloria
Con signo de yictoria;
650 Io so lu Micchaele,
Che colle mie loquele
Vrndite ad confortare
Et ad evangelizare
De quello che averai,
655 Sei che te alegrarai.*
Q/uisto sermone complito,
Lu angelo fo partito.
Mittheilungen ans romanischen Handschriften. II.
383
Li serventi pigliarola,
Ad palazu. menarola
660 Nanti lu emperadore.
Ella disse: ,Signore,
Che judicio e questo
Che äi cosi conquisto?
Che adunare feoisti
665 Quantunca sayii avisti
Per fareli disputare
Et tucti contrastare
Con una femenella
Che de Christo favella;
670 Et dice che mc abaete
Che contra Dio combacte
Gratia gnidardone daili 63 b
Et multn exaltaraili;
Et a me no fai spene
675 De faremc nnllo bene,
Se io per Dio combacte
Et tucti quanti abacto.
Ma io ö spene in Deo,
In Christo spuso mio,
680 Che nullo mio sermone
Multi ne converterone,
Et sarrao chiamati,
Da Christo coronati,
Et io averö victoria
685 Da Christo Deo de gloria.“
Lu primo licterato
Allora abe parlato
E disse: ,Ei tu questa
Che äi sei savia testa?
690 Or sta queta et ascolta
La mea scientia multa,
Et io te ascoltaragio
Et ben te responderagio.“
Ad quisto parlaminto
695 Fo grande adunaminto
De genti che guardavano
Quando questionavano.
La yergene gloriosa, 63'
De Jhesu Christo sposa,
700 Fecese croce et rise
Et ad parlare se mise;
,Site yui lu migliore?“
Yolsese allu doctore,
Feceli uno argominto
705 Soctile ad complcminto,
Lu quäle de Omero fone,
Lu primo che allegone;
E dapoi mise vocca
E multi sayii tocca
710 E tucto lu sou sermone
Provoli ben per rascione.
Poi che-Uu abe complito,
Lu savio fo storditu,
Lu eapo abe flectuto
715 E stava como muto.
E-lli altri savi entorno
Yedeano quisto scorno;
E sancta Catarina,
Quella yergene fina,
720 Sorrise et disse a-llui:
,Como no parlate vui?“
Da poi se yolse a tucti
Dicendo cotal mucti: 63 d
,0 cechi della mente,
725 Yedete veramente
Ch’ io yi agio provatu
Onantuea agio allegatu.
Or responda chi yole
Sopre le mei parole;
730 Vui sete cacciunelli,
No sapite cobelli,
Ma nello parlar mio
E scientia de Dio,
La quäle ä reprovati
735 Tucti nostri peccati.
Adunqua yi voltate
E Christo conoscate,
Cha ad quillo se convene
La gloria et omne bene,
740 El quäle viye et regna
384
M u s s a f i a.
In gloria sempiterna. 1
E lu doctore se asoise
Con vcrgogniosa fronte
Delle paranle conte.
745 Tucti li altri doeturi
E Maxcntiu aneuri
E tueta 1’ antra gento
Che era-lly presente
Sedcano sbergogniati 64a
750 Collc Corpora inclinati
E dubitaro sei forte,
Poy che-sse foru aecorti;
Li altri doeturi vedendo
Lu primaro vencendo,
755 Hullo fo scuttiante
Che fosse a-llei parlante.
Lu primo se levone,
Ad Maxentio favellone:
,Hullo hom mai trovay
760 Ch’a me staesse may;
Sol a questa puella
Con soa soctile favella,
Ch’ e in omne sou latino
Lu spiritu divino,
765 Con sou grande sapire,
Ho sapimo que dirc.
Perö no ne responda,
Ca par ehe ee eonfonda;
Con sou saneto signaculo
770 Par ehe mustre miraeulo,
Che a Deo ce convertisca;
Chi altro dice se invisca.“
Ln imperatore iratu 64 b
Alli altri ä commandatu:
775 ,Doeturi tucti quanti,
Faceiatevi denanti
Collo sapir o’ avete,
Che-lla vectoperete. 1
Li doeturi respusero,
780 Ad Maxentio propusero:
,Se-llu primo doctore,
Che de vui e lu miglore,
Da-llei e reprovatu,
Che-llu a veetoperatu,
Como nui scuetiarcmo
Dire, che no sapemo?
Sei che nui te diccmo,
Ad quello ehe vedomo,
Che ydoli se no cregiano,
Ma rompere se degiano.
Se questo tu no fai,
Lo peju prenderay;
Ma nui ne convertimo,
In Christo orederemo. 1
Lu imperatore iratu
Allora ii commandato
Che in mezo della citadc
Helle majuri stradi 64 c
Che siano nello focu arsi
E nella cene[r] sparsi,
,Che ad una femcnella
Con soa sootil favella
Veneere vi lassate
E tale parole usate;
Adunqua per rascione
Morite a derisione.“
Date questa sententia,
Hanti la sua presentia
Li cavaleri pigliaroli,
Allo focu menaroli.
Uno ne favellone,
Alli altri se voltone
E disse: ,Q,ue faeemo,
Che appresso a morte semor 1
Un altro disse: ,Io dico
Ad ciaschuno mio amieo
Che ad ella ne acostemo
Che-llo insigno paremo
Della sua saneta fede;
Eorscia ei mo concede
All’ alma pietate
Per la sua santitäte
785
790
795
800
805
810
815
820
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
385
Che requie trovando. 1
Colla donne yando, 64 d
825 Guardaro alla benedeeta
Con devotione necta
Dicendo: ,Sancta dompna,
D’ ogni peoeato ci monda;
Danci lu sancto signo
830 De quillö dolce ligno,
De quella santa croce
Dove Christo posto foce,
Che pella nostra morte
Ce opera le porte
835 Delhi santo paraviso,
Dov’ e gagiu e riso;
Per la tua sanctitate
Questa gratia impetrate.“
La vergene lo odendo
840 Po lieta et respondendo:
,No vi dnbitete, frati,
Cha bene sete biati;
Per lu meo salvatore
Sete usciti de errore;
845 Como sete conjunti,
Or state arditi et prunti;
Lu baptisimo averete
Delhi focu dove gite
Et pocu fatigarete
850 Ad quello che acquistate. 65 a
Lassat.e la casa inferna
E gite a vita eterna.“
Cosi-lli favellone,
Cosi-lli confortone;
855 La croee li fece fare,
Ad tucti Deo laudare;
E nellu focu intraro
Et issi se consumaro.
Da poi che loro paxione
860 Cosi complita fone
A giurni dicisepte,
E depo’ questo facto
Christiani giero racto
Gnasi furunimente
Tenendo pella gento
Loro Corpora [cercaro,]
Inlese le trovaro
Che ja no erano arse
He pellu focu sparse.
Hon tanto la loro carne,
Ma li capilli camparone,
Che no-lli tocchö focu;
Chiascuno era in sou locu.
Guando questo vedero,
Multi se convertero; 6ö b
Poy foru quisti pilliati
E bene socterati.
Complite queste cose,
Maxentio voltose
E disse: ,Catarina,
Nobile fantulina,
Piena sei’ de scientia
E d’ ogni gran prudentia;
Solu che me cridisci
E-lli mei dei obedisci,
Io te farria exaltare
Che no trovassci pare.
Figura una farria
Alla semeglia tea
In mezo d’una citade;
Farriala adorare;
Digna sarri’ ad regnare,
Lu imperio ad signoriare.
Luce lu tou viso Uno
Como lu sole in serino.“
Catarina respuse,
Ad Massentio respuse: 65 c
,Or como no vergogni,
Suzo cane? ca ogi
No te agio dicto io
Yoglio per spuso Dior
E quillo e mio dilectu
E omne bene perfectu,
E quella e la mia spene.
865
870
875
880
885
890
895
900
386
M u s s a f i a.
905 Soa gloria e ogni bene,
E quella ö mia dolceze
E omne placeyeleze;
Da quisto amore may
No mo rovocarai,
910 Nö tanto me losinghi
Che con toi parol me prindi;
Ne tanto me menaooi
Che martoriu me facci. 1
Maxentio fo adirato
915 Ad ella ä favellatu:
,No par che yogli fare
Cosa da te honorare,
Ma yetoperarai yoy
Tu con parenti toy.
920 De rege tu nacquisti
E purpura yestisti;
No me-cto fare fare
Cosi vetoperare.“ 65 d
Tja vergene a pariatu:
925 ,Maxentio, como ei errato!
Cridime empaurire
Con quesso vostro dire;
Ja no me par forte;
Cha multa gente vegio
930 Che in Deo mo crigio,
Quilli spetialmente
Che so della tua gente. 1
Lu cmperadore iratu
Allora ä commandatu
935 Che-lli foxe spogliata
La purpura frisciata,
E fecela legare
E poy la fe’ frustare;
No yolze altri luscuni
940 Se no nervi vaccuni.
Per spatiu de dui höre
Patio quisto dolore.
E poy fo impreseionata
La vergene biata
945 In carcere obscurata;
Dudici di vi stecte
Che civo no vedecte.
Poi abe eommandato
Che un cane foxe trovatu
E sia factu affamare
Per ella moczecare.
Hostroli allo presente, 66“
Ma no-lla toccö niente.
Essendo impreseionata
La vergene biata,
La imperatrice, odenno
Grandi laude dicendo
De questa vergene saneta,
Undi la storia canta,
Dcsiderava multu
A'edere lu sou vultu,
Ma no-llo seutiava,
Per lo signore doctava.
Uno jurno se stava,
Yestiase et adornava;
Nello palazo entrone
Uno che-sse chiamone
Proffiliu dalla gente;
Mastro era d’onne servente.
La dompna se accostone,
Privatu lu chiamone,
Disse: ,Profilio mio,
De ciö que te dico io
Jura de no redirelo
Ne de fare sapirlo:
A direte veritate,
Gran vollia agio, saeciate,
De parlare ad Catarina 66 b
Questa sera o de matina,
Perche m’- e sei pregiata
Ch’ e sei scientiata;
Et dice ch’ e sei bella
Che no trova pare ella. 1
Profiliu respuse:
,Ciö que voi fare pose,
No se saperane,
950
955
960
965
970
975
980
985
—II ’JnuSSimia
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
Sei cautu se farrane.
All’ ora vespertina
Ad terra vei et declina. 1
990 Ad vespero sonatu
Profiliu fo tornatu
Et disse alla madonna:
,Alla vergene mo va. !
La imperatrice raotu
995 Rcspuscli: ,Eeco factu. 1
Et tostu se-nne gicro
Con grande lume pienero
Et con soy cavalcri
Ch’ erano üdeli ot veri.
1000 Nella prcscionc intronc;
Yidero gran lume ehiaro,
Che pariano loro lumere
Fra qucle fosche et nere;
Et li angeli vi stavano,
1005 Ad ella menestrayano, 66 c
Le piaghe giano curando
Et tucta la sanando,
Sei che tucta lucea
Como lu sole in dia.
1010 Quando questo vedero
Tucti inpaurero.
La imperatrice guardanno
Tucta quanta tremando
Ad pedi ad Catarina
1015 Se ingenocchia et inclina
Et disse a-llei: ,Beata,
Tu si’ glorificata;
Tou viso et tua natura
No se[m]bra ad creatura,
1020 La quäle sia humana;
Ma tucta e celestiana.
Deila gloria divina
Piena si’, Catarina;
Et io so namorata
1025 De vui, sancta beata,
Et so contenta multu
Che vegio lu tou vultu
Et so acconci’a fare
387
Ciö que say commaudare.“
1030 Respuse Catarina:
,Tu si’ beata et fina,
Cha io vegio la corona 66 a
Che ad vui se recha e duna;
Ad tre jurni averaila,
1035 Ad celi porterajla,
Ad quillo signor jerrai
Che regna sempre mai.
Or fa che si’ costante
Como le hone sante,
1010 Et no te para forte
Se recepi la morte.'
■ La vergene gloriosa,
De Jhesu Christo sposa,
De fi a matotinu
1045 Li lesse quisto latino;
Tanto la predecone
Per fi ch’ ella ammollone,
La soa fede lassone
Et convertuta fone.
1050 Profiliu questo odendo
Et li segnali vedendo,
Isso con soi cavaleri
Et colli soy scuderi
— Et foro ben docento
1055 Per cunto, no vi mento —
Tucti se ingenocehiaro
E-lla sancta fede piglaro
Davanti alla polzella,
Che stava cosi bella. 67“
1060 La vergene verace
Li deo la santa pace,
Et poy si-lli pregone
Che ciö que vedutu ao
Nullo lo redixesse,
1065 Celatu lo tennesse.
Et poy se-nne foro exciuti
Che no foru sentuti;
Tornano alle loro case.
La vergene remase,
388
Mu ssaf ia.
1070 Dudici di vi stecte
Che civil no vedecte,
Ciö e civo mundano;
Ma hi habe celestiano.
Como Deo commandone,
1075 Lu angelo li recone;
Como palomma venne
Colle candite penne.
Et depo’ questo Dio
Alla prescione gio
1080 Con grande lumenera
Et con turba pienera
De angeli et de sancti
Et de virgini constanti
E disse: ,Catarina,
1085 Vergene pura et fina, 67 b
Leva l’occbi et lu core,
Conusci lu tou creatore,
Per cui amore sostey
Cotanti martorii rey.
1090 Infra le femmene sancte
Beata si’ ehe tante
Persone per tou amore
Converteragio lu core.‘
Jhesu Christo benedicto,
1095 Compienno quisto dictu,
Ad celo retornone
Con quilli che menone.
Lu imperadore pe questo
Recordose et fo presto
1100 De sancta Catarina;
Eecela gire ’n agina.
Quando li gio denanti,
Lucea como sole levante.
Lu emperadore guardone
1105 Et ella si bella stando
Infra se maginone
duale persona li deo
Ad questa a magniare,
Che no potea affare:
1110 Se no avesse magniato
No averia lu fiatu. 67°
Allora con grande ira
Alli guardiani mira,
Et fece commandamento
1115 Che siano missi dentro
Per fareli manifestare
Chi li de’ a magniare.
Catarina respuse,
Ad Maxentio propuse:
1120 ,Io no agie avuto civo
Da bomo in terra vivo;
Christu me notricone
Collu angelo che mandone;
Omne di me a reebiesa,
1125 Recandome la spesa*.
Quando Maxentio 1’ odio
Tucto quanto stordio,
Illo con tucti quanti
Li stavano denanti.
1130 Poy se pur confortone
Massentio et favellone
Et disse: ,Catarina,
Nobile fantolina,
Lu tou nobile aspectu
1135 Pieno e d’ogni dilectu;
Lu tou viso e chiaritu
Piü che sole e politu. 67 d
Dico per fede mea
Che se[m]bri ad quella dea
1140 Che Venus e ebiamata,
Che tanto e dellicata.
Digna sarri’ ad regnare,
Lu ’mperiu ad signuriare;
Or cridi a nostri dei
1145 E connosco te-nde vey,
Et nui promectemo ad vui
Che regnarai con nui;
Or no volere perdire
Toa belleze et sapire. 1
1150 Or Catarina a-llui:
,De que pensate vui?
Mitteilungen aus romanischen Handschriften. II.
389
Se-lla bellezc ch’io agio
Et de mio intelleoto sajü,
De questo no pensete
1155 —■ Cha no e como credete —
Che si cara la tenga
Che convosco me-nde yenga.
Le bellizi mundane
dSTo sapite ca so vane?
1160 Io no-lle prezo niente,
Ca saccio fermamente
Che so como li flori
De nobili coluri, G8 a
Che 1’ uno di stao politi
1165 E 1’ altro stao affoschiti.
Cosi e la carne mea;
Che mo te paro dea,
Et poy che sarrö morta
Et alla foxa adorta,
1170 La carne mea marcisce
Et tucta invermenisce;
Li vermi magnanula
E loro yidanda faula. 1
Maxentio respuse:
1175 ,Puella, se fare pose,
Ho pensare lo veneturo
Deila carne che-sse fa seuro,
In dubio no responderi,
En mi spene poy ponere,
1180 Cha io no te teneragio
Como fameglia che.agio;
Ma como regina
Te tenerö, Catarina,
Bella, adorna, parata,
1185 Mul tu glorificata;
Et tu triumpharai,
Omne alegreze averai. 1
Et Catarina a-llui: 68 b
,Or judicete yuj
1190 duale degio goliare
E meglio procacciare
D’ ayere pro meo spuso:
Jhesu Christo amoruso,
Che e grande et potente
1195 Sopre omne hom vivente,
Lu quäle viye et regna
In gloria sempiterna,
Oy uno homo mortale
Che e factu ad temporale;
1200 Ogi ene jovene et sano
Et crai e yecchio et vetrano. 1
Massentio fo adirato;
Allora abbe parlato
E dixe a Catarina:
1205 ,Ad quäle tou eore declina?
Oy ora nostri dey
E conosco te-nne vei
Oy tu te puni en coro
Morire ad gran remore,
1210 E torminti averai,
Li quali no foro mai.‘
Et Catarina a-llui:
,Quantuncha pare a yui
Martorii troyare 68 c
1215 Per fareme consumare
Acconcia tu de farelo,
Cha io so acconcia a durarelo;
Dcllo sangue de mia carne
Io voglio offerta farene
1220 Allu mo’ salvatore,
Dov’ e tucto lo meo core.
tiuillo per noi se dene
Ad morte et alle pene;
Per nui recomparare
1225 Laxose passionare;
Or quillo b lu meo deu
E dolce spuso meo;
Jhesu e lu meo amatu,
Et issu e meo advocatu,
1230 E isso e meo signore
E-llo mio predicatore,
E isso ene la mia spene
E tucto lo mio bene. 1
Quisto sermone eomplitu,
390
Mussafia.
1235'Hassentio fo storditn,
No sapia que-sse fare,
Presese ad conselliare.
Et uno favellone,
Lu quäle se cliiamone 68 J
1240 Cesar dalla gente.
Dixe: ,Signor potente,
Quatro rote fa fare \
Con ferri da tagliare,
Che vi siano leyate
1245 Le coltella affilate,
E messa scia infra esse,
Che ciaschuna li desse,
Quandunca se yoltassero,
Le carni li taglassero,
1250 Et tre jurni se tenga
Che qnesto ella sostenga.
E quisto gran torminto
Sarrä sbavoctementu
De tuoti li cristiani
1255 Che so contra pagani,
E mai no scuctiarao
De fare quello che fau.‘
Como illu divisao,
Maxentio commandao
12G0 Che siano facto le rote
Tostu quanto se pote;
En tre di facta fone
La mala operatione.
Allora Catarina,
1265 Vedendo questa ruina; 69“
In terra injenocchione
A Dio se accommandone,
Et fece questa preghera,
Odite en quäl manera
1270 Dixe: ,Signore Dio,
Se e justo lo preghu mio,
Acciö che sia tua gloria,
Allu tou nume victoria,
Exemplu ad cui la vede,
1275 Che nella toa fede no crede,
Che illi se convertano,
Ad tua laude se flectano,
Deu! tu la fe speczare
L’opera che fece fare
1280 Quisto malvascio iniquo,
Che vi e cosi inimicu.“
Quando questo abe dictu,
Lu Angelu benedictu
Apparse et speczole
1285 Et tuete dessepole.
Ad quello despeczare
Sei fece tribulare
Quactro milia persone;
Tuet-i pagani sone.
1290 L’altri che-llo yidero 69 b
Tucti inpaurero,
L’uno all’ altro paidava
Priyatu et rascionava;
Per lu grande terrore
1295 De quillo emperadore
Diceano ad piana voce':
,Quisto deu postu in croce
Che questa adora et crede,
Da-llui sei procede
1300 Queste gran di virtuti,
Dundi semo aveduti
Cha quisto e dio potente
De sopre ad tucta gente.“
JVTassentio, vedendo
1305 Quisto remore facendo,
Eo troppu con turbatu,
Sei che abe commandatu
Clie foxe tormentata
La vergene beata.
1310 La emperatrice odio
Cotesto che-sse ordio
E sappe dellc rote;
Vasenne quanto pote
Davanti allo marito
1315 Et steseli lu ditu
Mittheilungen aus romanischen Handschriften II.
391
Et disse: ,Imperatorc, G9 C
Abassa lu ton furore
Contra de questa puella,
Sposa de Christu bella.
1320 Poy che-ll’äy sententiata
Che sia ad morte data,
Le rote fecisti fare
Per farela scarsciare;
Se Deu per lu aou amore
1325 Muströ lu sou yigore
E piacqueli de ajutarla,
— Le rote no tocearula —
No volere loctare
Con Deu ehe no a pare.‘
1330 Lu emperadore, odenno
Questa cosl dioendo,
Tanto per questo dire
Quanto per ammonire
E cbe-llu repillione
1335 Quando sacrificone,
Dundi fo menaeciata,
(Piü di stecte eolata
Che nanti no-lli gio
Per fl che questo odio)
1340 Undi lu imperadore,
Eechandoselle a core
Quello che dicto ayea,
Et questo che dicea, 69 J
Tanto fo adiratu
1345 Che abbe commandatu
Che sia la moglie presa
Senza nulla defesa;
In primo li siano prese
Ambendora le sese,
1350 Per grande erudelitate
Da pectu li siano cavate;
,Et poy la decollete
Et loco la lassete.“
La fameglia pilliarola
1355 Et de fore menarula,
Cioe fore della terra,
Dove li rey se afferra.
La imperatrice allora
Ingenocchia in terra et plora
1360 Et disse ad Catarina:
,0 vergene pura et fina,
Ora pro me a Dio
Kante che trapasse io‘.
Catarina respuse
1365 Et ad essa reinclinose:
,Beata te‘ dicendo
,Sta franca, no temendo;
Cha amata sei’ da Dio,
Che sarrä spuso teo;
1370 Perdi spuso mortale, 70»
Acquisti lu celestiale;
E no te para forte,
Se recepi la morte
Pro ayere tantu bene
1375 Mintri lu seculo ene.‘
Allora la imperadice
Costante parla et dice
Ad quilli che-lla menano
Che tostu fare degiano
1380 Ciö que-lli e commandato,
Che no sia piü tardatu.
De croce se senone,
A Deo se acommandone.
Li carnifici allora
1385 Pilliaro le sese ambora,
Da pectu li cavaro
Et poy la decollaro.
Poy che fo decollata
Profilio l’ay pilliata
1390 Quasi furunimente;
Issu colla sua gente
Allora la socterraro
Con pianto forte amaro.
Lu altro jurno venenno,
1395 Massentio se sedendo, 70 b
E uno a-llui parlone,
Che-llu factu no sane,
Disse vorria fare
De questa socterrare
392
Mussa f i a.
1400 Cha sarria vetoperiu
De tucto lu altu imperiu.
Multi ne respondero
Ben sarria vetopero.
Massentio, questo odenno,
1405 Allora eommandö dioendo
Che fosse socterrata.
Con gente adunata
Proffilio se fa nanti
Arditu como sancti
1410 E disse: ,Io socterraila,
Mea gente a-lley menaila,
E lu saneto corpu seo
Faetu e sposu de Deu;
E io colla mia gente
1415 — Sacciate' fermamento —
Prisei eo-llei la fede
De Christu, soa mercede,
Et tengola et terrajo
Mintrunqua viveragio. 1
1420 Allora lu imperatorc
Iteplino de dolore 70 c
Strillando disse oysey:
,Proffilio, soduetu ey;
Tu eri la mia spene,
1425 Omne meo ajutu et bene;
Lu meo imperiu regiyi
Con quilli che tenivi;
Erane ropusatu;
Or chi me-tte a gabbatu? 1
1430 Cesar respuse
Et ad Profilm voltose
Et dixe: ,Perche yui
Con tucti li toy
Sete da nui partuti,
1435 Che si ben sete stati tenuti?“
Con tanta ira lo disse
Paria che-sse mordisse.
(Juando quilli l’odero,
Niente respondero;
1440 Stavano admarmoriti
Et multu impauriti.
Proffilio, yedendo
Colloru no respondendo,
Denanti allu signore
1445 Ignenocehiaro allora
Et disse: ,Eccho la testa.
Yoi sete signor grande, 70 J
Ciö que piace fanne. 1
Massentio fo adiratu,
1450 Eespuse adoloratu:
,Tu si’ digno de morte,
Se renegi mia corte. 1
Allora commandandone
Alla fameglia ehe ane
1455 Che no sia piü tardatu
Che-llo capu li sia talliatu
Ad Profilio et alli soy
Che-llu sequero poy;
Et le corpora loro
1460 Senza fare demoro
No siano sooterrate,
Ma siano alli cani dato.
Poy che-llo commandone
La gente lo pillione,
14G5 Et foro decollati
Quilli sancti biati;
Loro morte fornero,
L’ anime a Deo rendero
Poy che fo questo faetu,
1470 Lu omperatore ractu
Mandö alla presciono
Dove Catarina fono 71“
Et fecela venire
La piena de sapire;
1475 Sedea pro tribunale
Collu officiu emperiale.
Q/uando nanti li vene,
Massentio mente li tene,
Comenzö a-llosengarela
1480 Mostrando troppu amarela
Et disse: ,Catarina,
Mittheilungeii atts romanischen Handschriften. II.
393
De omne scientia ey piena;
Avenga che facisti
Con arte che ayisti,
1485 Ciö e quess’ arte maica,
Che fai aci mala pradica;
Fecisti alla mia emperatriee
Talliare la cervice
Et altri multi assai
1490 Che predicati li äi,
Dunni io assai me dog-lio
Et conuscere no-llo voglio,
Se fai ciö que te dico io
Et lassi quisso den
1495 E-lli mei dei aduri,
Che so multu megliuri,
Nel locu doye io ayea 71 b
La imperatrice mea
Io te farragio sedere
1500 Et donna de meo ayere;
Se qnesto no voy fare,
Eacciote decollare. 1
Respuse la benodecta:
,Fa ciö que te delecta;
1505 Ciö que me fai patire
So acconcia ad sofferire;
E quillo e meo desideriu
De ayere gran martirio;
E se me dai la morte,
1510 Ja no me pare forte,
Ma lo agio per grande aquisto
A-llaude de Jliesu Christo.“
Qsuando cosi parlone,
Massentio se adirone;
1515 Fecela condempnare
Deila testa li tagliare.
La fameglia pilliarula,
Deila terra cacciarola;
Allu locu deputatu,
1520 Lu quäle era ordenato
De fare le malefitia,
Menarola con letitia.
Co-lloro gto gran gente, 71°
Eemene spctialmente,
1525 Che giano per yedere
Se-nci deyea apparire
Uualche noya cosa
Per lei miraculosa.
Orlando foru allu locu,
1530 Disse: ,Spectate un pocu.“
Volsese entorno ad essa;
— Venia la gente spessa
Et multi ci ne giano
Che pietate li aveano —
1535 Et poy guardao et yideci
Appresso li carnifici;
Dixe: .Pregovi, fratri,
Uno pocu sostengate,
Ch’ io yoglio un pocu orare,
1540 A Dio me adcommandare,
Ad Jhesu Christo meo,
Ch’ e figliolo de Deo
Ouesta mea oratione
Poy me lassarone.“
1545 Li carnifici guardan[n]o
La gente che illi stando,
Multe genti vedeano
Che per toa amor plangeano;
Dixero alla benedecta:
1550 ,Vostra oratione facciate, 71 J
Per mi no-llo lassate.“
La yergene ingenocchiava,
In ve lu celo adocchia;
Le mani ad cehi stese
1555 Et a dicere prese;
,0 spene, o salute,
O suma gran vert[ut]e
De cunqu’a vui a spene,
Che en tua fede crede bene;
1560 Tu gloria delli sancti
Et delli angeli ch’ äy davanti;
Tu piena de justitia,
Non te piace malitia,
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. ßd. II. Hft.
26
394
Mussaf 1 a.
Christo meo gloriuso,
1565 Che ei tanto pietuso,
Per la toa pictatc
La preco mea exaudate,
Cha e qui multa gente
Che spera fermamente
1570 D’ ayere guidardone
In questa mea paxione;
Undi io tc prego multo
Nanti che sia dessolto
Meo corpu allu martirio:
1575 Quisti c’ ando desiderio
Vedere alcuna cosa 72“
Per mii miraculosa,
Aeciö che sia tua laude,
Per lu meo amore exaude;
1580 Ad chiunqua me ä cordolliu
Et de me pcnso et dollio
Et anno qualehe male,
Patre ruio celestiale,
Tu li da sanitate
1585 Et infine sanctitate;
E se so abesong'iusy,
Tu li fa copiuse
Delle cose mundane
Multu piii che no ane;
1590 Et quilli che ricchi sonno,
Che appctano per mi dono,
Tu li guarda da male
E da pena eternale
E da rea opcratione
1595 E da mala congregationo
E de omne gratia preterito
Et infine li da merito.
Anche, dolce signore,
Te prego per mio amore
1600 Che ciaschuna persona
Con doyotione bona
Che ad mi se acommandasse 72 b
De ciö que abisognasse,
Avendo spccialmente
1605 La mia paxione ad mente,
Che per mio amore lu aiuta
Colle toi granni virtuti;
Et anche chi. ve’ a morte,
Ad quillo puncto forte,
1610 Et illo me chiamasse,
De me se recordasse,
Che-lle peccata soe
Li perdunete voy,
Per fi chc-ir anime loro
1615 Yengano all’ alto acchoro.
Anche tc prego, Christo,
Grande dolce mio acquisto,
Che ciaschuna citade
O castella o villate,
1620 Che faccia de mi storia
Che me agia in memoria,
Tu li accrisci omne bene
De ciö que mistero li ene,
De fructu et de guadagnia
1625 Et de ciö que gente magna.
.Ancora te prego, Jhesu,
De chiunqua ad mi älesu72°
Tanto lu emperadore
Collu sou malu core
1630 Quanto qualunqua altro homo
Affiso me ä quanto et como,
Perdunali, Signore;
Cha-llo fa per errore,
Che no sa que-sse farc
1635 Ne da que-sse guardare.
Et poi te prego, patre,
Per la mia dolce matre
Che T alma mea pigliate,
Ad celo la menete;
1640 Tu che ei gloriuso
Et de omne bene repuso,
Ad vui lo recommando,
Lu spiritu meo te mando. 1
1645 Con grande devotione,
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
395
Una voce sonone
Nell’ airo et ley cliiamone
E disse: ,Catarina,
Sponsa mea pura et fina,
1650 Veni, dilecta mea,
Toy la corona tea
Et recepi la gloria
Cha ai victu eon victoria, 72 J
In sinu de Habrae
1655 Clie recogliera te.
Non te curare de morte,
Cha ä aperte le porte
Delhi men paraviso,
Dov’ e gaju et riso
1660 Et colli angeli stando
Colla pane rechando,
Et tucti te stao aspectano
Che corona te mectano;
La gratia ch’ ai petuta
1065 Io te 1’ agio exaudita.
Io so lu spuso teu,
Christo figliolo de Deo.‘
Odendo quisto dictu
De Christo benedictu,
1670 La yergene hiata
Allora s’ e voltata
Et disse alli sergenti:
,Or no siate piu lenti,
Eaitelo sbrigato
1675 Ciö que vi e commandato. 1
Quilli la pilliaro
E si-lla decollaro,
Et sangue no ne uscio,
Anche lacte appario. 73“
1680 Dapoi subitamentc
Davanti ad tucta gente
Multi angeli pilliarola,
L’ alma ad celo portarola,
Lu santo corpu seu
1685 Per commandamento de Deu
In monte Sinay,
Como scriptu stay,
Loco la spogliaro
Et si-lla soeteraro
1690 Con gran triumpho cleru;
Ma poy che-lla pilliaro
Nanti no-lla adterraro,
Nellu airo vinti dine
Lu tinnero coscine.
1695 Quando vede la gente
Cotale commenente,
Multi laudaro Deo
Collu figlolu seu.
Cosi fo paxionata
1700 La vergene biata
Dello mese de noyembro
Sei di nanti deeembro.
Or vollio' che sacciate
Per ferma veritate 73 b
1705 Ca de soa soboltura,
Secundo la scriptura
Et per quilli che ci anda,
Che ne escio multa manna;
Et dieo che a sanati
1710 Senza fine ammalati,
Sei che omne homo natu
Cristianu baptizatu
Deve avere in memoria
Questa sancta sua storia.
1715 Or Deu per lu sou amore
Ci dea forsa et yigore
Che sempre conoscamo
Illu, da cui agiamo
Allo mundu. hono statu,
1720 Senza grave peccatu.
Et quando ve’ quilli dine
Che veneremo ad fine,
Chiamemo quista sposa
De Christo gloriosa,
1725 Che sia nostra adyoeata
Denanti 1- Anunctiata
Et davanti sou figlio
26*
396
Mu ssafi a.
Che de ome bene e eosiglio.
Ora vi voglio dire 73°
1730 Ca lo male se dcve punire.
Massentio, che fe questo
Male che vi e lesto.
Hin punito fone
Quando se retrovone
1735 La nostra sancta croee,
Dove Deo postn foce.
Sacciate senza fallo
Ca Buccio de Ranallo
Compuse quisto dictatu
1740 Lu quäle ve e contatu;
Sacciate senza fallura
Ca-llu trasse della soa scriptnra
Illo che-llo dictone
Et chiunqua che-llo ascoltone
1745 Christo si-llo defenda
Lo quäle vive et regna.
Agiate per memoria
Cha facta fo questa storia
Alli anni mille trecentu
1750 Trenta, et no yi mento.
Dom Petru de Nicola
La retrasse in carta noya,
Ciö in carta bammacina; 73 d
Isso ajute santa Maria
1755 Isso et chi la lege;
Den si-llo governe
In quisto mundu bene,
Nell’ altro senza pene.
Christo, la soa memoria,
1760 Conducin’ a toa gloria
Et omne homo batipzato
Eine li da senza peccatu,
Che steano allocati
Colli santi biati. Amen.
Deo gratias. Amen.
Mitteilungen aus romanischen Handschriften. II.
397
Anmerkungen.
4. ad cui kann sich auf sante beziehen: .Worte, welche
Dem heilig sind, der sie hören will"'. Es kann aber auch eine
freiere Construction vorliegen; ad cui = chi ,wenn Jemand';
der Sinn bliebe der nämliche. — Endlich liesse sich ver-
muthen, dass dem Reimer der Gedanke ,die ich an Den richte,
welcher . . . J vorschwebte.
10. wohl anacoluthisch: ,die ewigen Dinge, dort (= auf
sie) vermögen die Unglücksfälle nichts'. Wollte man loro statt
loco ändern, so würde der Sinn derselbe bleiben und die Con
struction gewänne nicht wesentlich an Deutlichkeit.
14. la (wenn nicht aus metrischen Gründen zu streichen)
bezieht sich auf ein vorschwebendes Femininum, wie im ital.
la sa lunga, me la paglierai u. s. w. Aenderung zu lo ist über
flüssig.
19. vi contaragio de una nobile istoria; so construirt wie
parlare, trattare di una cosa. Es ist nicht nöthig anzunehmen,
das de sei aus den zwei folgenden Versen anticipirt worden.
23—25 in cui la gente . . . la porta con devotione ergibt
eine ungelenke Construction. Am liebsten läse man a cui la
gente . . . le porta dev. oder (ohne das expletive le) porta gran
dev. Nur wenn portare con dev. alcuno ,Jemanden andächtig
verehren' bedeuten kann und man ein Einlenken von der Con
struction, mit der begonnen wurde (in cui . . .), in eine andere
annimmt, kann das Ueberlieferte haltbar erscheinen.
30. farina ,Mchl' für ,Wesen' (etwa wie in den von der
Crusca ed. Manuzzi, §. VI, angeführten Beispielen, in welchen
jedoch stets ein Adjectivum hinzukommt) ist w T ohl eine zu
kühne Metapher. Wohl fa[n]tina; vgl. fantolina 88.
37—38. imperiatu = impero und regnare transitiv .ver
walten, lenken'. Aenderung von lu zu et ist daher nicht nöthig.
44. Statt l’idoli würde man all’id erwarten.
47 ff. Der Brief bietet manche Schwierigkeiten. Vor allem
sei bemerkt (wenn auch diess für die Interpretation von keinem
398
Mussafia.
Belange ist), dass V. 54 die Handschrift in dev. trennt und
dass es nicht klar ist, ob -ate oder -ati zu lesen sei. Ich hatte
im Anfänge daran gedacht, corte zu lesen und dem Verbum
indevisare = dev. die Bedeutung ,verkehren, Zutritt haben' zu
zuweisen, wodurch man eine nicht gerade glatte, aber immerhin
verständliche Construction erhalten hätte. Dagegen spricht aber
erstens die Nothwendigkeit, cha zu ehe zu ändern (unser Text
kennt nämlich kein Relativum cha); zweitens die Schwierigkeit,
dem Verbum eine von der gewöhnlichen so verschiedene Be
deutung beizulegen; drittens der Umstand, dass nicht bloss
die Höflinge, sondern Alle, Stadt- und Dorfbewohner (V. 42),
Arme irnd Reiche (79—87), aufgefordert werden den Götzen
zu opfern. Ich musste mich daher nach anderen Deutungen
umsehen. Ich trennte cort’e und fasste die Endung -ate als
-ato auf (vgl. §. 47 und bezüglich -e: -o ,Reim', Abschnitt h) •
Aenderung von cort’e zu cort’o würde einen noch prägnanteren
Sinn geben, ist aber nicht nöthig. V. 54 bedeutet demnach .denn
bei Hofe ist es (oder ,in meinem Hofe habe ich') bestimmt'.
Wie ist nun 53 zu erklären? Wollte man die Ueberlieferung
schonen, so könnte man den Vers als weitere Ausführung des
Vi von 52 auffassen: ,entbietet Euch allen, so viel ihr seid
(sein möget), seinen Gruss'. Da mir aber diess überaus ge
zwungen erschien, so fragte ich weiter, ob es nicht angienge,
sciate durch ,wisset' zu übersetzen. Von einem Fortleben des lat.
scio auf unserem Gebiete ist mir allerdings nichts bekannt, und
einen Latinismus anzunehmen schien mir gewagt. Sollte man aber
nicht s[ac]ciate conjecturiren dürfen? ,Ihr alle möget wissen, dass
es . . . beschlossen wurde (ich beschlossen habe)'. Da mir nun
diese letzte Interpretation am meisten zusagte, so erlaubte ich
mir darnach zu interpungiren und nur um meinem Vorhaben,
im Texte möglichst wenig zu ändern, treu zu bleiben, beliess ich
sciate, um selbst dem wenig wahrscheinlichen Falle Rechnung
zu tragen, dass Buccio doch diesen Latinismus gebraucht habe.
60. Die directe Rede scheint in diesem Verse in die
indirecte überzugehen, um dann wieder mit V. 63 zur früheren
Construction zurückzukehren. Es wird indessen besser sein,
dem Imperf. Conjun. conditionale Bedeutung beizumessen, wie
noch heutzutage im Munde der Süditaliener: cMunque non
venisse soggiacerebhe a tale pena.
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II. 399
74. ,Als Maxentius die (versammelten) Leute erblickt,
siebt er sich wiederum vor' d. h. ,überlegt was er nun weiter
zu thun habe'.
75—76. Sind vielleicht umzustellen; vgl. Mombritius:
altera die sedens pro tribunali praecepit.
91—93. Sind drei Verse auf -ando. Es kann eine Zeile
ausgefallen sein, da auch an anderen Stellen vier mit einander
reimende Verse Vorkommen; indessen ist es viel wahrschein
licher, dass 92 eine irrige Wiederholung von 58 ist. Ich habe
daher diesen Vers eingeklammert.
102. Die Präpos. de gehört zu senza; vgl. V. 322.
103. ,Die gar nicht erwähnt wurden', ,von denen man,
als von zu geringen Gaben, gar nicht redete^; immerati oder
noverati ,gezählt' würde zu 104—105 besser stimmen.
108. non tanto che mit Conjunctiv = it. non che ,ge
schweige denn', ,weit entfernt davon, dass . . .' Ebenso 364.
IIAqu. 1 409 scheint dagegen non tanto fosse ,nicht blos wurde'
zu bedeuten. Auch it. non che kann ,nicht nur' und ,nicht
nur nicht' bedeuten; vgl. meine Osservazioni sul Decamerone
(aus der Mailänder Rivista ginnasiale vom Jahre 1857), S. 60 ff.
109. Das Imperf. Conjunc. statt des Imperf. Indic. ist
durch cappissero herbeigeführt.
112—113. -eano : -dvano ist kaum richtig; statt feceano
wird im Original ein anderes Verbum gestanden sein.
Zwischen 115 und 116 steht in der Handschrift Tromme
et poi sonavano, aber durch Punkte getilgt.
124—125. Die Wiederholung von faceano ist verdächtig.
Etwa 124 ardeano.
126—127. Einer der zwei Verse ist offenbar verderbt.
129. Hs. Coirrea. Ist canali Singular oder Plural? Wenn
Sing., so wird man eher canale lesen; -i: -e. Wenn Plur., so vgl.
Anm. zu V. 293.
131. Als Subject zu voleano ist ,die Leute' anzusehen,
wie in dicono = si dic.e.
151. Möglich dass nach diesem Verse etwas fehlt, da
alle anderen Versionen berichten, Katharina habe ihre Reich-
thümer unter die Armen vertheilt.
162. Sevilla = Sibilla, welche in den meisten Versionen,
freilich in anderem Zusammenhänge, erwähnt wird.
400
Mnssafia.
163. Die Namen von Virgilio bis Sevilla möchte man am
liebsten als Accusative zn parone auffassen. Der Reimer mag
dann die begonnene Construction vergessen und zum letzten
Namen das Verbum se appella ,heisst er' oder auf alle Namen
bezogen .heissen sie' hinzugefügt haben. Man wird kaum ver-
muthen, in se app. stecke ein weiterer Name.
168—175. Der Ausdruck ist nicht sehr klar, und ich bin
nicht sicher, ob die von mir angesetzte Interpunction die richtige
ist. Man könnte vermuthen de tutte arti sapire volse Varte de
gramatica; . . . sapia sexanta dui lenguajora quesla plena de
gajora; tutte quante u. s. w. Viel passender aber erscheint,
dass gesagt werde, Katharina habe in allen sieben Künsten
unterrichtet sein wollen (vgl. 425—426, 541—542) und dass
die Grammatik nur desshalb hervorgehoben werde, um ihre
Sprachkenntnisse, von denen auch später die Rede ist, zu
rühmen. Grammatica und sapia geben keinen Reim; ist gram-
matica oder -tia zu betonen, oder Ausfall von zwei Versen
zwischen 170 und 171 anzunehmen?
173. Hs. gaioia, also gaioria = gajora, Plural von gajo =
gaudium; dass Katharina schon jetzt im Hinblicke auf ihr späteres
Martyrium als gaudiis plena bezeichnet wird, ist nicht auffallend.
177. Ich fasse sei als ci auf: ,in ihr'. Auch vera ist nicht
durchaus klar. Etwa ,die nicht echt in ihr wäre' = ,die sie
nicht in vollem Umfange besässe'? Oder ist es attributiv mit
scientia zu verbinden? ,es gab keine wahre Wissenschaft (im
Gegensätze zu den falschen), die nicht in ihr innewohnte'.
178. Hs. queste parole und über letzterem Worte cose.
183. Liegt ein sogenannter griechischer Accusativ vor?
Ist vestii' a zu lesen oder vestiva zu emendiren ? Fascie e panni
bezeichnen wohl die Kleidung einer Jungfrau.
189. Wörtlich ,was darum wäre' d. h. ,was diess zu be
deuten habe'. Ein etwas seltsamer Ausdruck.
190. vidi — vide. Aenderung zu udi ist nicht unumgäng
lich nöthig.
198. alli gehört zu fare lu sacrißciu. Es ist überflüssig
alli zu dalli zu emendiren.
213. Mit daventro ist nicht gemeint, Katharina sei schon
in das Innere des Tempels getreten; sie hat (vgl. 227) die'
Schwelle überschritten und steht am Thore,
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
401
227. Hs. Allo.
216. In der Rede Katharina’s ist die, welche der Diener
halten soll, eingeschaltet. Letztere wird, wie nicht selten in
mittelalterlichen Texten, durch che eingeleitet.
216—217. Sind nicht sehr klar. Die Handschrift hat gsta,
also questa; no eritra stimmt aber nicht gut zu 226—227.
Man könnte eben nach diesen letzteren Versen 216 qui sta
lesen, das mit entra (oder, wenn diess irrthümlich ist, mit einem
anderen Worte) ebenso reimen würde wie bei Dante non ci
ha mit oncia, bei Ariost aver de’ mit perde; wo also ein be
tontes Wort seines Accentes verlustig wird und als posttonische
Silbe einer Worteinheit fungirt. Vgl. die Anmerk, zu V. 992. —
Eine weitere Aenderung von 216—217 nach dem Muster von
226 — 227 qui stane n. d. per entrare würde sich von dem
Ueberlieferten zu stark entfernen.
218 und 228. Kann im eigentlichen, materiellen Sinne
aufgefasst werden; man darf indessen auch entrare a rascionare
durch ,sich in eine Discussion einlassen', it. entrare in ragiona-
menti, wiedergeben.
231. Legte ich dem König in den Mund: ,Sie möge
kommen; denn diess geziemt sich ihr' (= ,sie ist dessen würdig'
oder ,es kann ihr frommen'). Es könnte aber auch eine Be
merkung des Dichters sein: .denn es scheint ihm diess zu
passen' (= .angenehm zu sein').
243. Ich folgte der Handschrift, welche ehe de trennt; ,sie
verbreitete einen solchen Glanz, wie [jener der] von einem
Sterne [strahlt]'. Ich bin indessen nicht sicher, ob nicht ched
(Arch. glott. IV, 176) e zu lesen sei: .sie war glänzender als
ein Stern es ist'. Es liesse sich selbst ched + parag. e oder
che —(— parag. de vermuthen; dienen doch allerlei Mittel (vgl.
treti — tre im Tarent.) dazu, um oxytone Formen so zu er
weitern, dass sie paroxyton werden.
252. Handschrift exercito, das ich nach dem Keimworte
emendirte.
259. devi — det vobis.
263. Man würde credate erwarten; es kann aber trotz
des che Uebergang zum Imperativ angenommen werden.
275. Hs. Ällor (das r ist nicht so deutlich, dass es nicht
auch ein n sein könnte; indessen ist bezüglich dieses Wortes
402
Mu s safi a.
kein Zweifel möglich) menalengua. Bei der Unmöglichkeit, aus
mena einen Sinn zu gewinnen, tilgte ich me. Es liesse sich höch
stens, um die Züge der Handschrift möglichst zu schonen, inna
(vgl. in anderen Texten innella) lesen. Dabei aber ist nichts
gewonnen und der Vers wird zu lang.
284. Bedarf vielleicht einer kleinen Hilfe. Dass Katharina
dem Maxentius in schonender Weise sagt: ,Du scheinst im
Irrthum zu send, begreift man leicht; schwerlich aber wird
sie die Thatsache, dass er die Leute versammelt hat, in Zweifel
ziehen; dazu kommt, dass 286 der Indicativ gebraucht wird.
Man fühlt sich versucht, Par auf Rechnung von 283 zu setzen
und Per zu emendiren; das durch Par herbeigeführte agi hiesse
dann cd (oder ist agi Nebenform von äi?; vgl. Reg. San.,
S. 528 = 24 des Separ. Abdr., Anm. 6), also Perche äi. Diess
liesse wieder eine doppelte Deutung zu: ,Weil (da) du . . . .
hast' oder Semicolon nach 283 und Fragezeichen nach 287 :
,Warum hast du . . .?' Vgl. Jac. a Varag.: quare incassum
congregasti hanc multitudinem ad colendam stultitiam idolorum?
und Mombritius, bei welchem Katharina’s Rede, die im Uebrigen
sonst von der unseres Textes gänzlich abweicht, beginnt: Quare
frustra hanc tantam multitudinem cogens animas eorum in stultitia
et idolorum errorum perdis?
293. Unterdrückung des Artikels vor dem Plural superbi
(vor dem Singular wäre sie bei der Anrede an eine einzelne
Person unbedenklich) ist zu bemerken. Aehnlich 1409; 1039
dagegen wird der Artikel gebraucht.
298. Hs. lavarati. — Auf was bezieht sich der Plural?
Man möchte sagen: Auf die Götzen, die im Tempel sind;
diese werden aber 302 ff. besonders erwähnt.
299. per me nati gibt keinen Sinn; ob per man ,durch
Händearbeit' (vgl. 304) und nati ,entstanden'? Vielleicht birgt
sich in den drei Wörtern nur eines.
307. tucti• wohl zu bessern tucto.
309. una als Numerale: ,in einem einzigen Tage'.
Nach 312 fehlt ein Vers, der ein Verbum im Conjunctiv
enthalten haben wird.
315. Die Construction verändert sich; es schwebt dem
Reimer dicoti oder dergleichen vor.
322, ,ohne irgendwie zu ermüden'.
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. IT.
403
327. Vor mari ist im Sinne fece zu ergänzen. Che zu e
oder con zu ändern ist nicht nothwendig.
330. ,die zu leiten (über die zu herrschen) ihm (d. h.
G-ott) zukommt'.
331. Wie mundo, mcivi, celli . . . so möchte man auch
terra als Accusativ zu fece auffassen; V. 332 bliebe dann
unklar. Deutet man aber la terra als Subject zu monstrarä
(etwa des Metrums halber monstra), so lässt sich zur Noth inter-
pretiren: .und die befruchtende Erde wird dir [vollends] das
ganze Leben vorweisen - '.
334. Io anticipirt questo. Man könnte auch la oder li
lesen, auf terra bezogen.
335—336. -ali : -ane ist ein in zweifacher Hinsicht un
reiner Reim. Es schiene leicht durch Umstellung zu fane
governali einen durchwegs reinen Reim zu erlangen. Indessen
ist die Infinitivenduhg -ä, da. sie sonst nicht zu belegen ist,
verdächtig. Also jedenfalls governarli; der Reim ist unrein nur
in einer Richtung. Bezüglich des Sinnes dürfte fa governare
statt governa stehen, was ein Beispiel mehr wäre für die von
Tobler angenommene (freilich von Anderen bestrittene) Peri
phrase der Verba durch facere -\- Infin. — governa (postverbales
Subst.) li (= Ulis) fane möge als eine wenig befriedigende
Vermuthung noch vorgebracht werden.
341. Vor peccatu ist ein Adjectiv zu ergänzen. Etwa
primo, das, weil auch im folgenden Verse enthalten, ausgefallen
wäre? (so D’Ovidio).
368. Taci — taccia? Oder transitiv ,lasse ruhen'? oder
in vor toa zu ergänzen?
396. ,bekreuzigten sich' als Geste der Bewunderung.
Dass diess von Heiden gesagt wird, ist mittelalterlich naiv.
408. alegare ,anführen, citiren' liegt so nahe, dass ich
hätte wagen können, es in den Text einzusetzen.
424. Hs. aaea.
456—457. ,Du verharrst in deiner Hartnäckigkeit; höre
nun was ich dir sagte'. Das Perfectum ist seltsam, und nur
dadurch zu erklären, dass audire in der Bedeutung ,hören
und befolgen' sowohl auf das früher Gesagte als auf das
Folgende sich bezieht. — Ich bin indessen über die Richtigkeit
von ade nicht ausser allem Zweifel.
404
Mussafia.
461—462. Der Sinn der zwei Verse ist mir nur dadurch
einigermassen klar geworden, dass ich den Satz als interrogativ
auffasste: ,sind also deine Götter so schwach, dass sie nicht
einmal einem Phantom widerstehen können ?' Dazu stimmt
gut Maxentius’ Antwort, welche der Götzen Macht preist.
472. ,das mit Zeichen versehene Kreuz'; die Zeichen sind
wohl die Sterne, die der folgende Vers erwähnt.
481. Die Züge der Handschrift lassen am besten bonnire
lesen. Es ist selbstverständlich von einem mit Lärm ver
bundenen Naturereignisse die Rede; ob das Getöse bei einem
Erdbeben oder das Donnern gemeint sei, wüsste ich nicht zu
sagen. Bonnire würde franz. bondir entsprechen. Ich habe
das Wort auf italienischem Gebiete sonst nicht nachgewiesen
gefunden. Bommire würde von bomba stammen.
513. particulare als prädicativischer Accusativ; Ergänzung
von in ist nicht gerade nöthig.
Zwischen 527 und 528 fehlt offenbar ein Vers; etwa: Or
b venuta a nui.
572. ad quista s. f. erklärt näher a lei von 570; es wäre
denn, dass defendere la lege a . . . statt contra zulässig wäre.
In solchem Falle wäre das Komma nach 71 zu streichen.
577. Etwa das zweite lo zu streichen; et lo sou dev, bendice.
591. cima ohne weitere Ergänzung; ,welcher der Erste war 1 .
593. Hs. como, das sich wohl aus folgendem Verse hieher
einschlich.
635. ,sobald sie gewahr werden 1 nämlich ,der Wahrheit
deiner Worte 1 .
670. Der Sinn ist klar: ,du sagst, dass du Dem, welcher
gegen Gott kämpfend, mich überwindet, grossen Lohn geben
wirst 1 ; der Ausdruck ist aber recht ungelenk. Vor Allem ist
670 dici statt dice zu lesen und che im Sinne von chi aufzufassen;
671 wieder ehe = chi (dann Komma nach abacte) oder Che in
Et zu ändern. Den zwei chi ist dann die Bedeutung ,wenn Einer 1
beizulegen oder es ist die übliche anacoluthische Construction
anzunehmen, nach welcher einem absolut gebrauchten Nomen
erst durch das folgende Pronomen die ihm gebührende Stellung
im Satze zugewiesen wird (Questa donna io le mostrero). Man
bemerke auch den Uebergang vom Singular chi zum Pliu'alej
und zwar entweder erst in 673 (exaltaraüi) oder, wenn li in
Mitteilungen aus romanischen Handschriften. II.
405
dciili = illis ist, schon in 672. — Endlich ist guidardone als
zweiter prädicirender Accnsativ (,Gnade als Lohn') oder Gr.,
guid. als asyndetisch verbundene Accusative aufzufassen. (An
dere Möglichkeiten wären: [e'J guid., [in] guid.)
694. Hs. parlamto, das ich hier, da -mento und -minto
Vorkommen, dem Reime entsprechend auflöste.
735. vostn schiene angemessener. Das Ueberlieferte lässt
sich indessen halten. Zwischen 742 und 743 fehlt eine Zeile.
744. Delle mag von dem Verbum abhängen, das in der
ausgefallenen Zeile enthalten war. Es kann indessen auch mit
744 in Verbindung gesetzt werden; ,beschämt über . . .'
750. Ist inclinati Masc. oder Femin. (zu -i statt -e §. 81)?
Letzteres wäre schlichter, aber auch Ersteres lässt sich leicht
annehmen.
752. D. h. ,der Macht der Worte IvatharinaV; vgl. 635.
Allerdings scheint diess auf Maxentius nicht gut zu passen;
indessen vgl. bei Mombritius: Imperator ... et omnis multitudo
admodum dubitaverant. Die Partikel sd im V. 751 ist daher
in absoluter, emphatischer Bedeutung aufzufassen. Ohne die
Bestätigung von Seite Mombritius hätte man sich versucht ge
fühlt, 751 — 752 nach 754 zu stellen und E in 751 zu streichen.
760. stare ist hier im prägnanten Sinne gebraucht; ,Wider
stand leisten'.
767. Kaum responda als postverbales Substantiv: no n e
r. ,es ist keine Antwort darüber'. Noch weniger befriedigt
respondo mit unreinem Reime und ne ,darüber' statt ci ,darauf'.
782. Es ist wohl nui zu lesen. Vgl. Mombritius: Primus
omnium nostrorum cecidit.
788. ,nach Dem, was wir sehen'.
799. Die übliche Wiederholung des che.
800. Die Einendation von eene zu eener bot sich von selbst,
denn man wird wohl keine Nominativbildung aus cini(s) an
nehmen. — Man würde eher e la cenere ne sia sparsa erwarten.
868 wird von den Leibern gesagt: no erano . . . petto focu sparse.
807. date = data.
823. Bei der grossen Freiheit im Gebrauche des Gerun
diums, die Buccio sich gestattet, mag trovando richtig sein.
Sonst Hesse sich etwa andiam ergänzen.
40G
Mus safia.
824. Handschrift colla dtnie vando; ,sie gehen mit dem
Mädchen* = ,zu dem Mädchen*. Vgl. Mombritius an einer
anderen Stelle: Porphyrius intravit im palatium cum, imperdtrice
,zur Kaiserin*. Hier bietet Mombritius nur: ,. . . . ut inveniamüs
requiemh Et euntes ceciderunt ad pedes beatae K. — Es scheint
mir daher unnöthig, einen Emendationsversuch zu machen und
etwa colla doiin’ e\ne\ vando (donne, adonne ist nämlich im
Süden für dove zu belegen).
840. fo respondendo = respuse, oder freie Anwendung
des Gerundiums statt einer finiten Form.
845. Handschrift coiuhti: von dem zweiten Zeichen ober
halb der Zeile muss man in jedem Falle absehen; das Uebrige
kann conjunti oder convinti gedeutet werden. Das Letztere
würde einen trefflichen Sinn geben: ,wie (= da) ihr [nunmehr]
überzeugt seid, so möget ihr auch standhaft sein*. Der Keim
dagegen (wenn nicht Verse fehlen, was aber wenig wahrschein
lich ist) fordert conjunti, das nicht leicht zu erklären ist; etwa
,da ihr eines Sinnes seid*.
848—849 reimen nicht mit einander; entweder fatigate
oder acquistarete. Ersteres kommt dem Metrum zu statten.
Vor oder nach 861 fehlt ein Vers; a giorni diäsepte gibt
wohl das Datum des Martyriums an; in der grossen lateinischen
Legende wird als solches der 13. November bezeichnet.
865. ,ihren Weg durch die Leute hindurch nehmend*,
,sich durch die Leute heimlich schleichend* (vgl. bei Dante:
tenne a sinistra, Sacchetti: tenne verso Bologna). — Aeüiderung
zu temendo ,aus Furcht vor . . .* ist demnach nicht nöthigv
896—897. Die Wiederholung von respuse ist verdächtig;
vielleicht propuse.
905. Hs. & ogni bene; wohl Verwechslung zwischen e Con-
junction und e Verbum. Ich hielt mich daher für berechtigt, letz
teres einzusetzen.
918—919. Entweder vetoperarai als erste Person und voi —
vos, worauf mit plötzlichem Uebergange zur zweiten des Sing.
te (so ist jedenfalls statt tu zu lesen) folgt; oder vetoperare
voi (= lat. vis). Letzteres ist weit ansprechender; doch da
ich zweifelte, beliess ich die Lesiing der Handschrift.
Nach 928 fehlt eine Zeile; etwa se tu me dai la morte.
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
407
943—945 sind drei Verse mit gleichem Reime. Es kann
immerhin eine Zeile fehlen; aber wahrscheinlicher ist es, dass
944 sich aus anderen ähnlichen Stellen eingeschlichen hat.
945—946 berichten bereits über die Thatsache, welche
1070—1071 wieder mit denselben Worten erzählt wird, ln
den anderen Versionen findet sich hier bloss der Befehl. Diess
genügt aber nicht, um eine Emendation zu stesse (staesse, die
übliche Form, geht nicht in den Vers) und vedesse nötliig zu
machen.
952 ist wenig deutlich.
982. dien ~ dicitur; Diez, Gramm. III, 208.
982. ad terra ,herunter'; vgl. a valle ,steige [von deinem
hohen Palaste] herab*.
992. Ich folgte der Handschrift, welche mo ua trennt;
,nun gehe* statt des zu erwartenden ,nun komme*. Vgl. 1101
wo man ebenfalls, statt gire, venire vorziehen würde. Ueber
den Reim madonna: mö va vgl. Anm. zu 226. Man könnte
indessen auch mova ,sich in Bewegung setzen, sich begeben*
vermuthen; es läge dann indirecte Rede vor.
999. Besser intraro.
1003. quele = quello (st. quillo, wenn nicht neutral) auf
lume chiaro bezogen.
1028. Ich druckte aconci’ a fare wegen 1217. 1506.
1039. Hs. saie. Man könnte auch hon e trennen.
1047. Oder che-lla; ammollare wäre dann transitiv.
1062 ff. Es scheint sonderbar, dass Katharina dem Por-
phyrius und seinem Gefolge einschärft, Niemanden das, was im
Kerker vorgefallen war, mitzutheilen. Man würde eher er
warten, dass sie sie auffordert, den neu angenommenen Glauben
offen zu bekennen. Ob nicht da etwas fehlt? Bei Mombritius
heisst es, Porphyrius und die Seinen hätten den Kerker ver
lassen praecipientes cMstodibus ut nullt haec indicarent. Möglich
daher dass nach 1061 ein paar Zeilen ausgefallen sind.
1098. Es ist nicht klar, ob die Handschrift pe (= per)
oder po (= post) liest. Da ich in südlichen Texten präposi-
tionales poi nicht fand und pe — per noch jetzt häufig ist, so
beliess ich letzteres; etwa ,unterdessen*. Auch 644 kommt pe
questo vor, und obgleich es hier leicht ist ,desshalb* zu über
setzen, so kann es auch wie 1098 eine temporale Locution sein.
408
Mussaf ia.
1099. et fo presto kann ein Zwischensatz sein; ,und zwar
geschah diess schnell'. Oder es ist dem recordose coordinirt:
,und war gleich bereit [sich zu erkundigen]h
1104—1105 reimen nicht mit einander; etwa guardando
mit freier Anwendung des Gerundiums; oder starte, da 3. Sing.
Perf. Ind. auch sonst mit -ane gebunden vorkommt.
1106—1107 reimen ebenfalls nicht mit einander; ein
schwaches Perfect von dare ist wohl nicht anzunehmen.
1109. no potea aff ave muss bedeuten ,es konnte nicht
anders sein'. Vielleicht ist auch hier, wie in manch anderer
Stelle, ein Abfallen von einer Construction in die andere zu
erkennen. Gemeint ist non potea fare (aff. mit üblicher Pro
thesis des a-) che, se non avesse magnato, avesse lu fiato oder
che, se . . . non avesse perduto.
1152 ff. sind mir nicht gut verständlich, und ich ver-
muthe irgend eine tiefer gehende Corruptel, vielleicht Verlust
einiger Zeilen. Es sei indessen eine Erklärung versucht.
Maxentius sprach von Katharina’s belleze und sapire. Wenn
sie nun in der Antwort sagt: de gue pensate voi? und es folgt
de mio int., so muss auch vor bell, dieselbe Präposition stehen;
also Deila statt Se-lla. (Oder soll man de vor inteil, streichen
und lesen s'e-lla bell, et mio inteil.?) Dem de gue pensate ent
spricht dann 1154 de questo non pensete: ,was macht ihr euch
um meine Schönheit und meinen Verstand Sorge? (oder: ,wenn
es meine Schönheit und mein Verstand sind [um die ihr euch
Sorgen macht]), so müget ihr da nicht denken, dass ich sie
(die Schönheit) so theuer halte u. s. w.' Sie nimmt also hier
blos auf die Schönheit Bezug; indessen ist es begreiflich, dass
sie ihre Missachtung vergänglicher Vorzüge besonders
betone. Dass diess Alles nicht sehr befriedigend ist und dass
andere Deutungsversuche leicht gemacht werden könnten, ist
selbstverständlich. Im Zweifel habe ich keine Emendation
vorgenommen und nach 1153 nur ein Komma angewandt. —
Es sei schliesslich noch bemerkt, dass Mombritius nur von
Schönheit spricht: ,Noli perdeve (= 1148) pulchritudinem tuam‘.
Cath. respondit: Quid miraris in pulc.hritudine mea . . .?
1177. che se fa scuro mag auf veneturo ,die Zukunft' sich
beziehen und bedeuten ,welche im Dunkel gehüllt ist'.
Mitfclieilungen aus romanischen Handschriften. II.
409
1178. Wie ist in dubio zu deuten? etwa: ,bei deiner
Antwort auf meine Anerbietungen beziehe dich nicht auf so
ungewisse Dinge wie die Zukunft'; oder bildet in d. den
Gegensatz zu folgendem Verse ,bei deiner Antwort hege keinen
Zweifel über die Aufrichtigkeit meiner Absichten'? — Es ist
indessen möglich, dass hier nur die bei Jac. a Varag. (in ähn
lichem, aber allerdings nicht identischem Zusammenhänge)
vorkommenden Worte: noli dubiis respondere sermonibus wieder
gegeben werden.
1200. Hs. sano et jovene; der Reim forderte die Um
stellung.
1330. Die Darstellung ist etwas verworren, doch der Sinn
klar. Maxentius war schon von früher her gegen seine Ge-
malin erbost, weil sie ihm Vorwürfe gemacht hatte; er hatte
sie daher bedroht und sie musste einige Zeit hindurch es ver
meiden vor ihn zu treten; erst als sie von Katharina’s Marter
und dem geschehenen Wunder Kunde erhielt, kam sie zu ihm
und ermahnte ihn, gegen Gott nicht ankämpfen zu wollen.
Mit 1340 beginnt in der Handschrift ein neuer Abschnitt. Ich
bin ihr darin nicht gefolgt, da undi . . . mit dem Vorangehenden
innig zusammenhängt. — Bemerkenswerth ist, dass weder in
unserer Legende von einer früheren Unterredung zwischen der
Kaiserin und Maxentius die Rede gewesen ist, noch die anderen
Versionen etwas davon wissen.
1333. Klarer wäre e per [l’Jammonire.
1334. Eine kleine Aenderung der Construction, statt e per
che oder e per cib che lu repülione.
1375. Sollte bedeuten ,so lange die Welt da ist' d. b.
,dauert'. Wie passt diess aber zum Vorhergehenden? Das
bene von 74 bezeichnet die himmlische Glückseligkeit; und
diese ist doch ewig.
1391 kann auch zum Vorhergehenden gezogen werden.
Dann Komma nach 90, Semicolon nach 91.
1398. fare de socterrare ,sich mit der Beerdigung be
schäftigen 1 .
1401. Ergänze: ,sie unbeerdigt zu lassen'.
1403. Nebensatz ohne che wie 1398 oder directe Rede.
Dann Colon nach respondero.
Sitzungsber. d. pliii.-hist. CI. CX. Bd. II. Hft. 27
410
Muss a f i a.
1409. sahcti kann nickt Singular sein. Die Emendation
sancto : nanti wäre bedenklich. Man erkläre ,wie es Heilige
sind' und vergleiche 293.
1422. oisei in indirecter Iiede entspricht einem oimei in
directer; so bei Boccaccio: Oise, dolente se.
1427. ,mit denen, die du unter deiner Botmässigkeit
hieltest', d. h. ,du und die deinen leitetet das Reich'.
1428. era kann erste oder dritte Person sein: ,ich baute
auf euch und nährte keine Sorgen' oder ,das Reich war durch
euch in Ruhe und Sicherheit'.
1429. ,Wer hat dich mir mit List entrissen?' oder gabbato
in der gewöhnlichen Bedeutung ,hinters Licht geführt' und me
ist ethischer Dativ.
1430. Cesar kann nur Maxentius sein (der freilich in
unserem Texte nie so bezeichnet ist); an Cesar (= Cursates
der anderen Versionen) von 1240 ist nicht zu denken. Die
Rede von 1423—1429 ist daher als ein Monolog aufzufassen.
Maxentius beklagt zuerst in seinem Inneren den Abfall Por
phyrius’, dann wendet er sich zu diesem. 1430 ist respuse kaum
richtig; besser etwa prop.
1445. Doch ingnenocehiao, da nur von Porphyrius die Rede
ist; doch vgl. bei Mombritius: quos ubi vidisset Porphyrius per-
territos dixit eis : Dimittitis caput et ad pcdes itis. Es ist daher
immerhin möglich, dass nach 43 zwei Zeilen ausgelassen wurden.
Nach 1446 (oder vor?) fehlt eine Zeile.
1448. te vor piace ist kaum entbehrlich.
1453. Es ist commandone gemeint; über -one:-ane siehe
die Einleitung unter ,Reim'.
1479. Oder allos. mit dem beliebten Präfix. Ich zog a-ll.
vor um die übliche Präposition nach cominciare zu erhalten
und weil 910 einfaches los. vorkommt.
1483. ,ob wohl du mit deiner Zauberkunst die Ursache
des Todes meiner Frau warst'; 1487 ist fecisti (das übrigens
dem Metrum zuliebe besser zu streichen wäre) der Deutlichkeit
halber wiederholt.
1494. Nicht ganz klar ob lassi oder -e. Ich wählte die üb
liche Form.
1500. Vor donna ist farragio aus 1499 und zwar als selb
ständiges, nicht als modales, Verbum zu ergänzen.
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
411
1543—1544. Wenn 44 ,dann werde ich mich [tödten] lassen*
bedeuten sollte, dann würde 43 in der Luft schweben und man
müsste entweder facta qu,. or. oder in Verbindung mit dem
Vorhergehenden Fare qu. or. conjecturiren. Oder soll poi me
(als ethischer Dativ) lassarone qu. mea or. construirt werden;
,nachher werde ich sie endigen*? Diese Erklärung scheint mir
überaus matt. Um nicht zu präjudiciren unterliess ich hier
jede Interpunction.
1548. Ohne Zweifel soci oder vielmehr so, da amor Mas-
culinum ist (1599. 1606); -a ist Dittographie.
Nach 1549 fehlt eine Zeile.
1551. mi ist kaum haltbar; wohl nu oder, um die sonst
stets vorkommende Form zu gebrauchen, nui.
1552—1553. In beiden Versen entweder -occhia oder -occhiava.
1553. Hs. in ue lu; irinelu befriedigt nicht, da man doch
nicht adocchia nel cielo sagt. Es bleibt nur inversus, bei tosca-
nischen (ob aber auch mundartlichen?) Schriften in ver. Das r
zu ergänzen oder ausgefallen wie in pe.
1557. Hs. gränerte; ich nahm n als verschriebenes u an
und ergänzte ut.
1558. Einfacher wäre cunqua [’n] vui; doch zog ich es
vor, mit dem Ueberlieferten auszukommen.
1581. Ist penso postverbales Substantiv? dollio könnte
auch 3. Pers. Plur. sein (* doleunt.), dann müsste man pensa
lesen und -a — -äno annehmen, eine Endung, die in unserem
Texte nur 1707 im Reime vorkommt.
1596. preterito ist wenig verständlich, daher nicht klar
ob dieser Vers zu li guarda oder zu ä in 97 gehört.
1606 ajuta könnte Imperativ nach che sein (vgl. die fol
gende Anm.), doch der Reim macht räthlich ajute zu lesen.
1638—1639. In beiden Versen -ate (Imperativ nach che
wie im Altfranz.) oder, was einfacher ist, -ete.
1660. Statt Et colli möchte man Ecco (,dort* wie in der
HAqu., und im jetzigen Abruzz.) li; stando = stanno.
1661 versteheich nicht recht; möglich dass in colla pane
ein Substantiv steckt.
1662. aspectano könnte Gerundium sein wie 1545, wo die
Handschrift ebenfalls guardano statt -anno bietet; der Reim
aber fordert -ectano und somit ist stao zu tilgen.
27*
412
M u s s a f i a.
1678. anche ist zur Noth lialtbar; anti (nanti) ,vielmehr'
wäre befriedigender.
Vor oder nach 1690 fehlt eine Zeile.
1692. adterraro kann ,begraben' (so Arch. stör. nap. IV,
444) oder ,zur Erde hinuntertragen' bedeuten; der Sinn bleibt
derselbe. Es wird nämlich 1691-94 genauer ausgeführt, was
82-90 erzählt wurde: Die Engel fassten den Leib K.’s, trugen
ihn auf den Berg Sinai und begruben ihn dort. Die erste und
die letzte Handlung folgten aber nicht unmittelbar auf einander,
sondern das Tragen durch die Lüfte dauerte zwanzig Tage.
Die Construction ist volksthümlich ungelenk; nanti lässt eine
andere Wendung des Ausdrucks erwarten.
1707. ,nacli dem Zeugnisse der Reisenden, welche sich
dorthin (zum Berge Sinai) begeben'.
1741. Man möchte quitto vorziehen.
1759. la soa memoria ist absoluter Accusativ wie la sua
merce u. s. w.
1760. Hs. conduci na; na wäre = netto,; dann aber
würde der Accusativ zu conduci fehlen.
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
413
Glossar.
a; nullo liomo trovai ch' a me stciesse
760 = contra me, wie im V. 597,
ca/pire allo tempio ,Platz finden in
dem Tempel 4 109; ad queUo che
acquistate ,im Vergleich zu 4 850;
ad quello chevedemo ,nach dem 4 788;
alla scriptura de Omero la venceragio
,bei [Anführung] der Schrift 4 oder
instrumentales a ,durch, mittels 4
590; ad tre jurni ,nach Verlauf
von 4 1034. — a vui ä spene 1557
ist nicht sicher.
ahesongiuso ,bedürftig 4 1586.
ahisognare ,bedürfen 4 1603. Vgl. Subst.
abesogno in HAqu. 906.
accommcmdare, adcomm., acomm. =
it. raccomm. 357. 1267. 1383. 1540.
1602; daneben recomm. 1642.
acconciare intrans. : acconcia de farelo
,mache deine Anstalten um es aus
zuführen 4 1216.
acchoro ,Chor 4 1615; 344 steht choru.
aconvenirse, ade. ,passen 4 56. 231 statt
des einfachen conv. So HAqu. 1
Auch in der Crusca acconvenirsi
,voce poco usata 4 .
adalsare ,hochhalten, preisen 4 533.
admarmorito ,vor Schrecken ver
steinert 4 1440.
adocchiave ,den Blick erheben 4 1553.
adorta; poi che sarro alla foxa adorta
,zu Grabe getragen 4 1169; die eigent
liche Bedeutung scheint zu sein ,in
die Höhe heben 4 , dann ,etwas Ge
hobenes tragen 4 ; so IIAqu. 1 281 la
loro hanera haveano adorta per sal-
lirela ad alto ,sie ergriffen und
trugen hoch die Fahne 4 ; vgl. ibid.
179 le genti haviano adorte; dev
Herausgeber erklärt ,erano venute 1 ;
mir scheint besser ,avevano eccitato
a sollevazione 4 . Ist bloss das Par-
ticipium zu belegen oder waren
auch andere Verbalformen vor
handen? Und woher das Wort?
Die Bedeutungen des lat. adoriri
stimmen nicht gut dazu.
adterrare\ s. Anm. zu 1692.
affare\no potea af.; s. Anm. zu 1109.
aff er rare; dove li reg se afferra ,wo
die Schuldigen ergriffen [und be
straft] werden 4 1357.
affoschito ,dunkel geworden 4 1165 von
Blumen, die ihre Farbe verloren.
agina : 'n ag. ,in Eile 4 1101; das
Verbum und wohl auch das Nomen
lebt noch in südlichen Mundarten;
so verzeichnet Finamore: aquilan.
ajinarse ,affrettarsi 4 ; teram. jina.
Die Crusca hat das Wort mit einem
Belege aus der Tav. ritonda und
übersetzt es ,fretta, prontezza 4 ;
dazu bei Manuzzi: ,diciamo pro-
priamente avere tujina cioh for-
za, possa, lena‘. Unter gina
werden nur die letzteren Bedeu
tungen angegeben, und zwei Be
lege, worunter einer aus Davanzati,
beigebracht. Die neueste Auflage
der Crusca hat das Wort in das
Glossar verwiesen, wo sich auch
ein Beleg für aina findet. Alle drei
Formen bei Diez, der zugleich jene
Stelle aus Dante’s de vulg. eloqu.
anführt, in welcher das Wort (in
der Form aina) den Marchigiani
zugeschrieben wird. Diez vergleicht
ferner Mittellateinisches, Altspan.
414
Mnssafia
und Altport, und gibt als Etymon
den Stamm von agere -{- Suff, ina an.
aUocare — it. collocare 1763.
allosengare? s. Anm. zu 1479; mit
dem Präfixe HAqu. 1 544.
alliistrare ,blitzen 4 482; HAqu. 1 1233
adlustfr]ave; vgl. mit anderem
Präfixe abruzz. selustra selustrijd
,lampeggiare 4 , selustre ,lampo‘.
ammactare ,matt machen, überwinden 4
582. 600, auch im älteren Toscan.;
vgl. neap. smattare , abbattere 4 .
Diez s. v. matto.
ammollare intrans. ,weich werden 4
(im figürlichen Sinne) 1047; viel
leicht ist es als Transitivuin auf
zufassen; vgl. Anm.
antisti (Sing, -o oder -e?); von den
heidnischen Gelehrten, deren bal
dige Bekehrung verkündet wird,
heisst es che foru cosi antisti 641.
Am leichtesten böte sich Annahme
eines Latinismus: antistes ,Meister
in einer Wissenschaft, in einer
Kunst 4 . Indessen ist aus jetzigen
Mundarten zu verzeichnen: aquil.
ancliste,vivace, irrequieto 4 ; anderswo
im Abruzzo: ’ndiste ’nziste ,svelto,
intelligente 4 , zunächst von Kindern;
neap. ’ntisto ’nzisto ,insistente, mo-
lesto 4 . Je nachdem man von
den angegebenen Bedeutungen die
eine oder die andere urgirt, ge
langt man zu gründlich unter
richtet 4 oder zu ,ungestüm, hart
näckig 4 , und Beides würde auf die
heidnischen Philosophen passen.
Ueber das Etymon wage ich keine
Vermutlmng; das Coneurriren der
Dentalis mit der Sibilans macht
die Sache noch schwerer. Gegen
Zusammenhang mit testa (lat. te- }
roman. aber te-) scheint i zu
sprechen.
apponere = it. opporre ,widersprechen,
widerlegen, eine Meinung der
anderen entgegensetzen 4 364; eher
o- zu a- (§. 29) als Präfixtausch.
banclia ,Richterstuhl 4 von Maxentius
608; davanti alla soa b. entspricht
der sonst (35. 75. 1475) gebrauchten
lateinischen Formel pro tribunale.
bonnire; s. Anm. zu 481, zu welcher
noch hinzugefügt werden möge,
dass bommire Ant. ital. VI, 908
vorkommt; um so eher wird man
auch in unserem Texte so lesen.
cautu adverbiell: sei c. se farra/ne 987.
cacciunello ,kleiner Hund 4 730; abruzz.
cacciune, cacciunelle, cacciuttelle ,cuc-
ciolo, cagnolino 4 .
campare ,unversehrt bleiben 4 871 von
den Haaren der zum Feuertode
verurtheilten Gelehrten.
cavalero: Plur. -i in der Bedeutung
,Vollstrecker der Todesstrafe 4 809;
vgl. die Crusca. An anderen Stellen
bedeutet es ,Ritter 4 .
celestiano 1021. 1073.
cello ,Vogel 4 88. 106; abruzz. cell$ }
cinpb. ciellg (neben aucielle).
cobelli: no c. ,nichts 4 731 ; vgl.
RS. Anm. zu V. 100.
commenente in der Bedeutung des
altit. convenente, afz. covenent,Ereig
niss, Thatsaclie 4 1696; so HAqu. 1
112 se male me comm. /wenn es
mir schlecht geht, wenn meine
Angelegenheiten schlecht stehen 4 ;
273 lwr ve voglio contare che ce fo
comm. ,was uns geschah 4 ; noch
empb. ch§ m e stat,§ cummgngndg!
,che mi e successo. fi (Arcli. IV, 106).
435 convenente m' e statu kann ebenso
übersetzt werden: ,es geschah mit
mir wie es beim Propheten heisst 4 .
Indessen lässt sicli hier auch die
Bedeutung von convenire adconv.
erkennen: ,Es passte mir, es schien
mir geziemend 4 .
commövere ,beben, von der Erde 4 480.
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
415
compleminto : argominto soctile ad comp.
,vollständig 4 705.
concoHo ,gesammelt 4 165. 191.
conquisto : di c. ,hast ersonnen 4 663.
contenere ,behaupten 4 294. 607; also
mit anderem Suffixe als it. sostenere.
contrariare ad [una] questione ,wider
legen 4 580.
conuscere: c. Io cliiaro dctllo fuscu
,unterscheiden 4 11; in V. 1492
scheint es ,vergelten 4 zu bedeuten.
convece 324 sehe ich als it. conviene,
mundartlich conve entsprechend an;
-ce wäre paragogisch wie in foce.
Freilich führte zu fo focc ein anderes
Perfect fece fe (dass alle mit ,Pa-
ragoge 4 bezeiclmeten Erscheinun
gen schliesslich auf analogische Vor
gänge zurückzuführen sind, braucht
kaum gesagt zu werden; so, um
ein anderes Beispiel anzuführen,
veranlasste face fa neap. va vace), •
während in uuserem Worte ein
Präsens vorliegt.
crai ,morgen 4 1201; in der Schrift
sprache veraltet; noch lebend in
vielen Mundarten, zumal des Cen
trums und Südens.
croce : farse er. ohne Artikel ,sich be
kreuzigen 4 700.
cunto : fovo den docento per c. wörtlich
,der Rechnung nach 4 , also ,wohl
gezählt 4 1055; vgl. RS. per compito.
custoditu 61 scheint zu bedeuten
,durch das Gesetz bestimmt*.
daventro ,hinein 4 213; HAqu.' 790.
Noch lebend; so z. B. in Agnone
(Molise) loche daventr' ,dort drinnen 4 ;
Canti II, 268.
davuncha ,wo immer 4 544; a statt
des erwarteten o (it. dovunque);
HAqu. 5 99 daunque; HAqu. 2 öfters
dav. neben seltenerem doo. Ist
o zu a in anlautender tonloser
Silbe (trotz folgender Labialis) an
zunehmen, oder liegt eine andere I
Bildung vor: de ab unquam? Letz
teres wäre gar seltsam, da unquam
sich nur an schon vorhandene
Wörter fügt.
de: contaragio de una ystoria 19 (s.
Anm.); de ci'o che te dico jura de
no redirelo ,betreffs dessen 4 973;
tibera potido d'ogni lengua parlare
278; loco . . . ordenato de fare le
malefitia 1521; vorria fare de questa
socterrare 1399.
declinare : ad quäle ton core-a? ,wozu
neigt sich dein Herz? 4 1205.
dellesto 645. Der Sinn des Wortes
ist mir nicht sehr klar. Der Erz
engel Michael kündigt Katharina
die himmlische Glückseligkeit an,
como ce e del. Ist es ein verstärktes
lesto ,wie wir [im Buche der Zu
kunft] lesen, wie uns vorherge
kündigt ist 4 ? Oder entspricht es
einem it. adj. diletto = dilectus ,ange
nehm, lieb 4 ? Da kein volksthüm-
liches Verbum dellegere annehmbar
ist, so müsste das isolirteAdjectivum
unter Einwirkung des Participiums
von legere sein -st- statt -tt- er
halten haben.
denanti; s. enanti.
despendere = it. spendere 151, o des-
pisu 417. Uebrigens auch im
Italienischen, wenn auch bei weitem
weniger gebräuchlich.
despeczare 1286 neben einfachem spe-
czare 1284.
dessepare von den Rädern ,zerbrechen
und die Stücke umher zerstreuen 4
1285. Auch die altgen. Legende
gebraucht hier dasselbe Verbum:
531 e quele roe dissipasse. Nicht
anders bei Jac. aVarag.: virgo do
minum exoravit ul macliinam dis-
siparet. Es liegt indessen keine
knechtische Uebersetzung des la
teinischen Ausdrucks vor, denn
HAqu. 2 644 heisst es von einem
Schlosse agia malanno lo comune
416
M u s s a f i a.
Aquüano che . . . not fece desipare.
Noch im abruzz. disscepa ,rompere,
affrangere 4 ; dazu neap., lecc., cam-
pob. u. s. w. sippa seppä ,strappare,
svellere 4 (Arcb. IV, 151—152 Anm.)
Vgl. endlich die letzte Ausgabe
der Crusca dissipare, §. VI: pran
gere, fare in pezzi 4 .
ditu: stendere lu ditu als Geste der
Bitte um Gehör, 1315.
doctare ,fürchten 4 963; so auch im
älteren Italienischen.
durave: se lo duravano ,ertrugen es‘
205; so HAqu. 1 284 como se Uo
durao? 517 Quante onte li feceano
tutte se le duravano. Ant. ital. VI,
1019 quel ch'io parlo in pace te h
dura. Ohne den Dativus ethicus
1217.
evangelizare ,gute Nachricht bringen 4
653; gibt das entsprechende Wort
des Lateinischen wieder; so in der
ältesten Version: ego suni Michael
. . . missus . . . haec sibi evangelizare.
fallier a ,Fehl 4 1741; auch im älteren
Italienischen.
fameglia ,Dienerschaft 4 1181, mit der
speciellen Bedeutung ,Schergen 4
1354; §. VI der Crusca.
fantasia : ene gran f. tenere per questa
via ,diesen Weg einzuschlagen ist
eine Phantasterei, eine Thorheit 4
493.
figerse ,in einer Bewegung innehalten,
ausruhen 4 232. 321 und in gleicher
Bedeutung fare ficta 317. Vgl. fitto
,ruhig 4 in HAqu. 1 50. 208. 576;
noch jetzt im Abruzz. fitte ,quieto 4 ;
statte fitte ,non ti muovere 4 ; tarent.
affiscei'si ,arrestarsi 4 .
fledere lo capo 714; ad tua laude se
fieciano 1277.
fornire la morte ,sterben 4 1467. Der
Gebrauch von fornire entspricht
hier der Bedeutung ,ausführen 4 ,
ähnlich wie in der HAqu.' 2 fornero
la pace. Von der anderen Be
deutung ,endigen 4 ausgehend, sagt
man im Italienischen für ,sterben 4
fomiire la vita.
frisciato = it. fregiato 936.
furunimente ,insgeheim 4 864. 1390;
wohl mit für zusammenhängend.
gagiu 836, Plur. gäjora 173 ,Freude 4 .
goliare ,verlangen 4 , eigentlich ,gierig
verlangen 4 1190; war auch im Alt-
tosc. vorhanden; vgl. noch tarent.
gulio ,desiderio di alcuna cosa da
mangiare 4 , Vb. 'ngolare, campb.
(g)ulgjus§ ,ghiotto 4 = ,golioso 4 (Arch.
IV, 153); neap. golio ,desiderio,
voglia 4 (auch in der Bedeutung
,Muttermal 4 ), goliuso.
guadagnia ,Gewinn 4 1624.
guardare mitDativ der Person 395.399.
illi ,dort 4 1546. Man wäre versucht
iui (im) zu bessern; indessen lebt
noch im Abruzzo ell§ ,dort 4 ; vgl.
ess§ und jestg um den Ort in der
Nähe der angeredeten Person zu
bezeichnen. In den HAqu. kommt
mehrfach d'elloti ,von dort 4 (z. B.
1, 338. 2, 352) vor; bezüglich des
-ti zu vergleichen mit jecute .per
costä 4 (über ecche ,hier 4 vgl. jecola);
auch -ce wird suffigirt: jiellece ,di
la, per colä 4 , jiecuce ,per qui, per
qua 4 .
imperiatu ,Reich 4 38; vgl. Anm.
imprcndei'e ,lernen 4 418. So auch im
älteren Italienischen; jetzt ge
bräuchlicher apprendere.
infemio : casa -a ,Hölle 4 851 ; vgl.
Dante la vaUe -a.
inpagorire intrans. ,erschrecken 4 249.
Eine andere Form ist
inpaurire, emp. trans. 926, intrans. 1011.
inpedementire verhindern, stören 4 369;
auch in älteren tose. Schriften zu
treffen,
Mittheilungen aus romanischen Handschriften. II.
417
insigno = it. segno 818; abruzz. 'nzegng.
inoermenire intrans. ,zu Würmern
werden 4 von einer Leiche 1171.
inviscarse: se -a 772 ,geht auf die
Leimruthe 4 in bildlichem Sinn ,ver
setzt sich in eine schwierige Lage,
aus der er sich nicht losmachen
kann 4 .
jacere ad una pena ,einer Strafe
unterworfen sein 4 60.
jecola ,nun, soeben 4 483; kommt auch
HAqu. 2 644 vor, vom Herausgeber
,adesso 4 erklärt. Ob das Wort im
Aquil. noch lebt, ist mir nicht be
kannt. Finamore führt aus der
Mundart von Palombaro an jiecche
,adesso, appunto ora 4 ; unser Wort
ist wohl nur eine mit der Endung
-ola erweiterte Form davon (oder
ist ein Encliticon -Z«, ähnlich wie
bei den unter illi angeführten Orts-
adverbia, anzunehmen?). Es dürfte
mit dem ecche jetziger abruzzesi-
scher Mundarten (ecco sehr oft in
den Hist. Aqu.) welches ,hier 4 be
deutet, identisch sein; Adverbia
der Zeit und des Ortes berühren
sich vielfältig. In ie könnte man
Diphthongirung von g vor -u er
blicken ; da diess aber der einzige
Fall in unserem Texte wäre (dazu
in einem Indeclinabile) zog ich j als
prothetischen Laut (vgl. Arch. gloss-
IV, 150, §. 23) vor.
jorditu ,bestürzt 4 362. In ähnlichem
Zusammenhänge steht mehrfach in
unserem Texte storditu; trotzdem
enthielt ich mich einer Emendation,
da neap. jorda, abruzz. jorde ,ma-
lattia articolare delle bestie equine 4
vorhanden sind. Es ist nicht un
denkbar, dass hier ein bildlicher
Ausdruck vorliege; vgl. neap. ag-
ghiordare ,intorpidire, indolenjire 4 ;
la paura le ggamme V aggldordaje.
ledere mit Dativ der Person 1627.
lesto Part, von leggeve 579; §. 104; so
HAqu. 2 926; Ant. ital. YI, 989.
loco ,dort 4 10. 1688.
loquela : Plur. -e ,Reden 4 651.
lumenera ,Beleuchtung 4 237. 1080;
it. luminaria, -ara.
luscone; Plur. -uni 939; das Wort ist
mir gänzlich unbekannt; dem Zu
sammenhang nach muss es ,Werk
zeug zum Schlagen, Peitschen 4 be
deuten.
lustvo : -a, Adj. zu scienza ,glänzend 4
569.
malefitio : Plur. -a ,Hinrichtungen 4
1521. Das Wort dürfte nicht
schlechtweg diese Bedeutung haben,
sondern hier desshalb angewandt
sein, weil die von einem Tyrannen,
wie Maxentius, angeordneten Hin
richtungen als ,Uebelthaten, Ver
brechen 4 angesehen wird.
matina: de m. ,am morgigen Tage 4
979. Ich hätte auch in einem Worte
drucken können; it. domattina.
mmestrare, minist, als trans. mit dem
Accus, lenguajova ,eine Sprache
handhaben, geläufig gebrauchen 4
175; intrans. mit Dativ der Person
,bedienen, pflegen 4 1005.
mente: teuere m. mit dem Object im
Dativ ,aufmerksam ansehen 4 388.
1478. Dadurch dass die zwei
Wörter als ein Ganzes aufgefasst
werden, auch mit Accusativ; so
Boccaccio in Ameto : e tutte insieme
tenendole mente. So beständig im
Neapolitanischen, wo man auch
zusammenzuschreiben pflegt: tene-
remente ,affisare, mirare, squadrare 4 ;
manco se poteano tenemente ,man
konnte sie nicht einmal erblicken 4 .
Flectirt wird aber noch immer nur
teuere; also z. B. tu tienemente.
Anderswo geht es weiter und tener-
ment- wird als der Stamm eines
418
Mussafia.
neuen Verbums behandelt; so in
Campobasso: ji tamgndg, tu tamiendg
(oder tanemiendg), vu tamgndetg ,io
guardo fiso u. s. w.‘ (vgl. Arch.
glott. IV, 150 Anm.); teram. Infin.
t, remend§ ,guardar liso‘; in einer
anderen Gegend des Abruzzo (Fina-
more, tradizioni I, 221) tammendä,
Imperf. tammendeve; tarent. Infin.
trimentere ,guardare‘ schlechtweg,
2. Sing. Präs. Ind. trimiinti (nebst
tiinimente). Auch 448 puse mente
könnte in gleicher Bedeutung auf
gefasst werden; umsomehr als auch
diese Verbindung in älteren tos-
canischen Schriften mit dem Accu-
sativ construirt wird; Boccaccio se
voi il porrete ben mente nel viso,
Passav. stesi inverso di voi la mano
mia e non fu chi la ponesse mente
Doch an unserer Stelle ist p. m.
eher im ursprünglichen, imma
teriellen Sinne aufzufassen ,be
achten, besondere Aufmerksamkeit
schenken'; vgl.ponate core e mente 2.
mere ,es ziemt sich, ist nöthig' 330.
Das Wort kommtauch imRitmo Cas-
sin. vor 63: dumqua te mere scoltare
,du musst hören'; dazu Navone: ,voce
di oscurissima origine; anche il signi-
ficato sarebbeugualmente oscuro, se
nonvivesse tuttora nei dialetti cam-
pani sotto la forma mare in senso di
,bisogna‘, usato sempre impersonal-
mente. Forse dal latino manet
u. s. w.‘ Auch erinnert Navone
daran, dass in einem noch un-
edirten vermuthlich aquilanischen
Texte conmere vorkommt, welches
wieder von convenit stammen soll.
Man wird schwerlich mere von
commere trennen wollen. Der
Stammvocal erweist sich als e, das
später zu a (dank der proleptisclien
Stellung des Wortes, das meist vor
einem Infinitiv steht und mit ihm
eine Worteinheit bildet) geworden
ist. Gonvene zu commere geht gut
an; nv zu mm ist Regel; n zu r
nicht gerade üblich aber doch
denkbar; aus comm. wäre dann
mere durch Abfall des Präfixes ge
worden. Von befreundeter Seite
wird mir meret-ur vorgeschla
gen ; (merita andare — conviene
and.; noch deutlicher mit Ne
gation: non merita dire = non
e d'uopo ehe si dica); recht an
sprechend; zumal wenn man be
denkt, wie vielerlei Ausdrücke für
opus est die italienischen Mund
arten bieten. Commere wäre dann
ein Compositum von mere.
metter dentro ,einkerkern' 1115; so
in vielen Mundarten.
mintrunqua ,so lange als' 1419; HAqu. 2
mintrunca 303.
mirare mit Dativ der Person 241.
386. 1113; vgl. guardare.
moczecare ,beissen‘ 951; so in allen
südlichen Mundarten, und zum
Theile auch im Centrum; bald
mit c bald mit z (= ts); unser cz
kann beides bezeichnen; ich wäre
eher geneigt, c anzunehmen. Von
morsicare; Arch. IV, 165. Be
merkenswerth ist, dass auch das
Rumänische nuiskd bietet; also mit
Abfall des r und Modification des s.
mosto Part, von muovere 581; §. 104.
nanti (nur einmal, 1363, -e) als Präpos.
660. 808 neben denanti 1726, den.
a 1444 und davanti 1727, dav. a
1058. 1314; als Adv.: nanti li gio
1338, n. li vene 1477, se fa n. 1408;
auch en. 528 und dav. 1561. In
allen diesen Stellen mit localer
Bedeutung; mit temporeller ,vor
her' 472, als Conjunction n. che
,bevor' 1363. Mit adversativer
Bedeutung: ,vielmehr' 205.
nenguere ,schneien' 479; HAqu. 1 nen-
gueva; lebt noch im Abruzzo: nen-
Mitteilungen aus romanischen Handschriften. II.
419
gue nenghe; dazu nenguenda ,nevi-
cata*, nenguicce ,bioccoli di neve*.
Vgl. Arch. g’lott. VIII, 117.
oguando öS ,jetzt*, welche Bedeutung’
sich aus der ursprünglichen ,in
diesem Jahre* entwickelte; vgl.
Roland 250. Das Wort, im Italieni
schen veraltet, lebt noch in den
meisten Mundarten von Mittel
und Süditalien*, ob auch im Sinne
von ,jetzt* weiss ich nicht anzu
geben.
operire: ,öffnen* 834. Mit o noch im
Aquilan., Senens., Umbr. u. s. w.;
vgl, Flechia und Ascoli im Arch.
glott. II, 307. e ist in dpera er
halten wie in dpevi RS.
ordiziu ,scheussliche Handlung* 375.
paramento: Fern. Plur. -a ,Schmuck*
312 von Sonne und Mond im Hin
blick auf den Himmel gebraucht.
parare ,lernen* 156. 174. 419. 422.442.
Italienisch neben imparare, auch
app.; Simplex statt Compositums
oder Aplniresis von a-,
petere ,verlangen* 585. 1664.
pienero: Adj. zu lume 997, zu tuvba
1081. Dieselbe Bildung kehrt
öfters in der HAqu. wieder.
placevelecze 907, Plur. placiviliczi 398
,Lieblichkeit, liebliche Manieren*.
predicante : Plur. -i ,Predigten* 529.
prediccire trans. mit Accus, der Person
1490; auch im Italienischen.
primo : in pr. ,vorerst* 1348.
privatu adverbiell gebraucht ,insge
heim* 971; vgl. RS. s. v.
pro Präp. nicht bloss in ora pro me
1362, das als lateinisch angesehen
werden könnte, sondern auch avere
pro meo spuso 1192, pro avere bene
1374. Vgl. Ant. it. VI, 904 pro
abisarvi — per avvisarvi. Vielleicht
ausgehend von per vor Vocal, das
zu pr' wurde,
qaanto et como ,wie immer* 1631.
quetare ,zum Sch weigen bringen* 584.
recharse a core mit Accus, der Sache
,iibel nehmen , über etwas Groll
empfinden* 1341; it. recarsi ad
animo.
rechiedere: von dem Engel, der ihr
die Speise brachte, sagt Katharina
omne dl me ä rechiesa 1124; am
besten mit ,aufgesucht* zu über
setzen. Wohl eher freiere Verwen
dung des Wortes, von der Bedeu
tung ,aufrufen, auffordern* ausge
hend, als Erinnerung an lat. quae-
rere ,suchen*.
regnare trans. 37; vgl. Anm.
reinclinarse ,sich wieder verbeugen*,
1365.
raina etwa , drohendes Unglück,
Schicksalssturz* 1265.
sacrificare V idoli statt all' id. 43-4.
saperse vigore ,die Kraft in sich fühlen,
sich Zutrauen*, 557.
sbavoctementu ,Schreck* 1253; it. sbi-
gottim.; -a- statt -i- im römischen,
neap., sicil.; Formen ohne -g-\
sbauttimiento, abbauttirisi; mit -v-:
sbavoctiti in HAqu. :i 73. Das -v- ist
ursprünglich, wenn Caix’ Ansicht
(Studii, S. 38), nach welcher pav-
zu Grunde liegt, richtig ist.
sbergogniato ,beschämt* 749.
sbrigato adverbiell , schnell* 1674;
IIAqu. 1 353 se ne gea sbrigato.
scaltrito; dello seo sia sc. 62 wörtlich ,er
sei über seine Angelegenheiten (it.
del fatto suo) klug, gewitzigt*; freier
,er möge auf sich bedacht sein*.
scarsciare ,zerreissen* durch die Räder
1323; HAqu. 2 escarziato von einem
auf die Folter Gespannten; IIAqu. 1
282 scarciaro von einer Fahne. Wohl
mit it.squarciarezusammenhängend.
scervicare (oder -arse, da dem Infi
nitiv das Verbum facere voransteht)
420
M u s s a f i a.
,Zusammenstürzen 4 von einem Tem
pel 309.
scuctiare ,wagen 4 204. 785. 1256, mit
einfachem t 962; dazu fo scuttiante
755. HAqu. 2 48 scotiavano, mit an
derem Präfixe und reflex. HAqu. 1
347 non se adcottiavano. Es ist
also ein Stamm cot- (cott-J mit Sufi'.
-ici- (= it. -eggia-) zu erkennen.
Man denkt zunächst an cogit- ; das
Präfix ex- würde das Hinüber
greifen, Hinausschreiten über die
richtigen Grenzen des Gedankens,
des Willens bezeichnen-, der oltra-
cotante ist zugleich waghalsig. Zu
dieser Auffassung würde freilich
ad- wenig passen. — Eigenthüm-
lich, dass ,wagen 4 im rumän. cutez
lautet-, auch alban. geg. kudsoj,
tosk. gutsog; als alban. Urform ist
kutgz anzusehen (vgl. Miklosich,
Beitr. zur Lautlehre der rumun.
Dialekte, Conson. II, 11). Ein Zu
sammenhang mit unserem Worte
ist freilich schwer zu vermuthen.
sembrare ital. = somigliare ,ähnlich
sein 4 , daher mit Dativ der Person
1019. 1139.
semeglia ,Aehnlichkeit 4 ; alla s. tea 889
,nach deinem Ebenbilde 4 -, postver
bales Substantivum von semegliare;
auch im Churwälschen semeglia
sam. sum. (Arch. glott. VH, 548).
scsa: Plur. -e ,Brüste 4 1349. 1385;
so mit s (oder mit z) an beiden
Stellen überall im Süden; der be
tonte Voeal ist vielfach i\ vgl. Diez
s. v. tetta.
septeandriqnali Corruption oder volks
tümliche Ummodelung (durch was
veranlasst?) von settentrionale 475.
soctile ist 491 in der Bedeutung ge
ringfügig, nichtig 4 aufzufassen.
sopre: responda sopre le mei parole 729.
spene: fare sp. ad alc. ,hoffen lassen,
versprechen 4 674.
spesa ,Speise 4 1125. So bei Bonvesin
und noch, wenn ich nicht irre, in
manchen Mundarten. Auch die Cru-
sca verzeichnet das Wort, aber nur
im Plural, in der Bedeutung ,ali-
menti 4 .
spieto: Fern. Sing, -a Adj. zu scientia
410, zu loquela 438; lat. expleta
entsprechend; also ,vollgiltig, treff
lich 4 .
stare: la polzella che stava cosi bella
,da stand 4 1059; die Bedeutung ist
aber so abgeschwächt, dass stare als
gleichwertig mit esse angesehen
werden darf. Ebenso 1105.
ta/ntu: no t. ,nicht bloss 4 870; no t.
c7iemit Conjunctiv geschweige denn
dass 4 s. Anm. zu 108.
tempesta: PI. -6 ,Lärm 4 187; vgl. Crusca
ed. Manuzzi §. V.
temporale: homo che e factu ad t. ,für
eine beschränkte Zeit 4 1199.
teuere pella gente; s. Anm. zu V. 865.
toccare: multi savii toccone ,sie führte
viele Weise an 4 281. 709. Sonst
bedeutet toccare a qc. oder di qc.
,flüchtig behandeln, kurz hinweisen 4 ;
so auch deutsches b e rü h r e n.
tonetare ,donnern 4 481; vgl. aquil.
tonito ,Donner 4 .
uelli ,viele 4 107; vgl. RS. zu V. 100.
vaccone; PI. -uni, Adj. zu nervi ,von
Kühen 4 940.
veneturo ,Zukunft 4 1176; aus *venit-
orium, vgl. span, venidero (=
-duero).
vergognare intrans. 898; so auch bei
Petrarca.
vero: Plur. -i Adj. zu cavaleri nebst
fedeli; ,aufrichtig 4 999.
villata oder -ate jDorf 4 1619.
vivaccio ,schnell 4 504; Ritmo cassin. 8
inende abbibatio ,me ne affretto 4 ,
wozu Navone aus Rusio’s Mascalcia
Mitclioilungen aus romanischen Handschriften. II.
421
se abivazza anführt. Es ist auch in
älteren Denkmälern von Mittel-und
Nord-Italien zu treffen. Vgl. meine
Monum. ant. s. v. viaqamente, wo
auf prov. vivatz matz, afz. vias hin
gewiesen wird. Caix, Studii, S. 4
bringt damit auch it. vacciö avaccio
in Zusammenhang, von Diez aus
abactiare gedeutet. — Bei dieser
Gelegenheit sei es mir gestattet,
das im Glossare zu den catalon. sie
ben w. Meistern s. v. ivas Gesagte
zurückzuziehen. Die Form war be
reits bei Diez verzeichnet und ist
auf einfache Art durch Abweisung
von anlautendem v aus Dissimila-
tionsstrieb zu erklären.
vocca: mise v. ,fing zu reden an* 708.
voltarse ,Umkehr halten, anderen
(und zwar besseren) Sinnes werden,
736.
XV. SITZUNG VOM 17. JUNI 1885.
Das k. k. militär-geographische Institut in Wien über
mittelt die 29. Lieferung der neuen Specialkarte der öster-
reickiscli-ungarischen Monarchie.
Herr Dr. Max Grrünert, Privatdocent der orientalischen
Sprachen an der deutschen Universität in Prag, legt eine Ab
handlung vor, welche den Titel führt: ,Die Begriffspräponderanz
und die Duale a potiori im Altarabischen' und ersucht um Auf
nahme in die Sitzungsberichte.
Die Abhandlung wird einer Commission zur Begutachtung
überwiesen.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Academie des Sciences, belles-lettres et arts de Lyon: Memoires. Vol.
XXVI. Paris, Lyon, 1883—1884; 4°.
Accademia, lt. delle scienze di Torino: Atti. Vol. XX, Disp. I" et 5“.
Torino, 1884—1885; 8°.
— — Memorie. Ser. II' 1 , Tomo XXXVI. Torino, 1885; 4°.
Delisle, Leopold: Inventaire des Manuscrits de la Biblioth&que nationale.
Fonds de Clnni. Paris, 1884; 8°.
Gesellschaft, Schleswig-Holstein-Lauenburgische für Geschichte: Zeit
schrift. XIV. Band. Kiel, 1884; 8°.
— Schleswig-Holstein-Lauenburgische Regesten und Urkunden. I. Band,
1.—3. Lieferung. Hamburg und Leipzig, 1885; 4°.
Halle, Universität: Akademische Druckschriften pro 1884. — 91 Stücke 4°
und 8°.
Harz-Verein für Geschichte und Alterthumskunde: Zeitschrift. XVII. Jahr
gang 1884, I.—III. Heft. Wernigerode, 1885; 8°.
Peabody Academy of Science: Annual Report of the Trustees 1874 to
1884. Salem, 1885; 8».
Societe d’Enmlation d’Abbeville : Memoires. 3° Serie, 3“ volume, tome XV.
Abbeville, 1884; 8».
— nationale des Antiquaires de France: Memoires. Tomes 43 et 44. Paris,
1882—1883; 8».
— Dictionnaire topographique du Departement des Hautes-Alpes, eompre-
nant les noms de lieu anciens et modernes, redige par M. J. Roman.
Paris, 1884; 4».
— des Sciences de Nancy: Bulletin. 2° Serie, tome VI, fascicule Hi.
XVI U annee 1883. Paris, 1884; 8°.
En gell) recht. Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus. 423
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus
Mamertus.
Yon
Dr. August Eugelbrecht.
Uie folgende Abhandlung ist keineswegs eine Gesammt-
darstellung der formellen wie syntaktischen Eigenthümlichkeiten
der Sprache Claudians, etwa wie zuletzt (Paris 1884) der franzö
sische Gelehrte Henri Goelzer die Latinität des heiligen Hie
ronymus behandelt hat, sondern verfolgt nur den Zweck, die
Stellung, die Claudian in der Geschichte der lateinischen Sprache
einnimmt, halbwegs ausreichend zu charakterisiren. Demgemäss
war in erster Linie für Claudian wie für jeden spätlateinischen
Schriftsteller besonders nichtitalienischer Abkunft die Frage zu
behandeln, von wem unser Autor seine Bildung empfing und
welches insbesondere die Vorbilder waren, denen durch Nach
bildung ihrer Sprache nachzueifern man ihn in seiner Jugend
lehrte. Neben diesen eigentlichen Vorbildern für die Form
war ferner zu sehen, ob nicht auch die literarischen Producte,
die Claudian für den stofflichen Inhalt seines philosophischen
Tractats als Vorlage dienten, irgendwie dessen Sprache beein
flussten.
Nach Sonderung alles dessen, was Claudian nicht als sein
Eigenthum beanspruchen darf, sondern nur aus bewusster Nach
ahmung Anderer schuf, war zu erörtern, welche Stellung dem
selben in sprachlicher Hinsicht in der Literatur seiner Zeit und
Heimat gebührt. Da jedoch die Latinität der gallischen Schrift
steller noch nicht hinlänglich erforscht ist und auch unsere
Lexika nur spärliche Beiträge zur Erkenntniss ihrer Sprache
liefern, so glaubte ich mich nicht damit begnügen zu sollen,
nur blos die Neuerungen Claudians (in der Wortbildung, der
424
Engelb recht.
Semasiologie, der Construction u. s. w.), die ihn von allen übrigen
Schriftstellern unterscheiden, zu behandeln, sondern meinte in
Auswahl auch gewisse Eigenthümlichkeiten, die er mit anderen
gallischen Schriftstellern gemein hat, in den Kreis der Unter
suchung mit Nutzen einbeziehen zu können. Dabei wurde
besonders auf die Werke des formgewandtesten der gleich
zeitigen gallischen Schriftsteller, des Apollinaris Sidonius, der
zudem zu Claudian in einem engen Freundschaftsverhältnisse
stand, als des geeignetsten Massstabes zur Bemessung des sprach
lichen Charakters der Schrift Claudians, Rücksicht genommen.
Durch die besondere Güte des Herrn Professor Friedrich Leo
in Rostock konnte ich hiezu die Aushängebogen der von dem
während der Drucklegung verstorbenen Gelehrten Christian
Lütjohann für die Monumcnta Germaniae besorgten trefflichen
Ausgabe des Sidonius, deren Erscheinen sich nur noch der
Anfertigung der Indices wegen verzögert, benutzen, wofür ich
hiermit den besten Dank ausspreche. Natürlich wurden auch
die übrigen gallischen Schriftsteller gebührend berücksichtigt,
von denen ja bereits eine schätzbare Anzahl in neuen kritischen
Ausgaben, mit reichlichen Indices versehen, wie Sulpicius Severus
von Halm, Ausonius von Schenkl, Salvianus von Halm und
Pauly, Alcimus Avitus von Peiper, Ennodius von Hartei und
Venantius Fortunatus 1 von Leo, denen sich in Kürze Petsche-
nig’s Cassianausgabe anreihen wird, vorliegt; auch für Faustus
Reiensis und Ruricius, deren Ausgabe ich eben vorbereite,
konnte bereits fast das ganze kritische Material in Betracht
gezogen werden. Schwer wurde es dagegen empfunden, dass
die gallischen Inschriften noch nicht im Berliner Corpus inscrip-
tionum erschienen sind.
Die folgenden Blätter sind grossentheils aus den Collec-
taneen entstanden, die ich mir zur Zeit, als ich die Herausgabe
Claudians für das Wiener Corpus scriptorum ecclesiasticorum
latinorum besorgte, gelegentlich machte. Ich betone nochmals,
dass ich bei Sichtung und Verwerthung jener Notizen nur den
Zweck im Auge hatte, das Wichtigste und das für Claudian
1 Ihn rechne ich hieher, weil er, obzwar Italiener von Gehurt, in Gallien
den grössten Theil seines Lebens verbrachte und seine Sprache den
gallischen Einfluss nicht zu leugnen vermag.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
425
am meisten Charakteristische vorzuführen, wodurch freilich
vielleicht Manchem mein Aufsatz nicht ganz das zu erfüllen
scheinen wird, was er sich vom Titel versprochen hatte. Immer
hin jedoch hoffe ich sowohl die Sprache des Schriftstellers im
Allgemeinen genügend charakterisirt, als auch im Besonderen
für das lateinische Lexikon manchen brauchbaren Beitrag —
so unbedeutend das Einzelne auch sein mag — geliefert zu
haben.
Die Citate aus Claudianus Mamertus beziehen sich auf
die Seitenzahl der von mir besorgten Ausgabe (Wien 1885),
aus deren Index sich der, welcher hier zu wenig über die
Sprache des Schriftstellers erörtert findet, ohne Mühe über das
liier Uebergangene orientiren mag.
Sitztmgsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. II. Hft.
28
426
Engel brecht.
I. Allgemeine Charakteristik der Sprache Claudians.
Von Claudianus Mamertus, Presbyter der Kirche zu Vienne
in Grallien, der in der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts
(gestorben um 473 74, vgl. Sidon. epist. IV, 11, worin es von
ihm nuper ereptus heisst) lebte, besitzen wir ein philosophisches,
aus drei Büchern bestehendes Werk de statu animae und zwei
Briefe, von denen der eine an Apollinaris Sidonius, der zweite
an den Rhetor in Vienne Sapaudus gerichtet ist. Das Haupt
werk de statu animae findet von literarhistorischem Stand
punkte aus jetzt ziemlich wenig Anerkennung, und dies mit
Recht; vgl. Teuffel, Geschichte der römischen Literatur, S. 1109:
,Ihrem Inhalte nach ist diese Schrift scholastisch, in der Form
bald trocken, bald schwülstig. 1 Jedoch gänzlich im Unrechte
befindet sich Lucian Müller, wenn er folgendes vernichtendes
Urtheil fällt (Jahrb. für Phil., Bd. 93, S. 391): ,Das Werk
des Claudianus ist eines der trockensten, abstractesten und für
den nichtphilosophischen Leser ungeniessbarsten, die es in der
lateinischen Patristik gibt/ Wer diese Worte liest und Clau
dians Werk kennt, wird mir gewiss beistimmen, dass Müller
nur einen recht oberflächlichen Einblick in die Schrift des
Scholastikers gethan haben kann, um solch ein völlig ungerecht
fertigtes Urtheil abzugeben. Sind doch, um Anderes hier zu
übergehen, bei Claudian allein zweifellos echte Fragmente
mehrerer griechischer Philosophen des Alterthums —- wenn
auch nur in lateinischer Uebersetzung —, bei ihm allein mehrere
Namen von Mitgliedern bestimmter griechischer Philosophen
schulen erhalten! Ist ferner bei ihm auch die Sprache bald
trocken, bald schwülstig, so bietet sie doch, wenn auch nicht
für den Literarhistoriker, so doch für den Sprachforscher des
Interessanten in Hülle und Fülle: die folgenden Blätter werden
gerade davon, wie ich hoffe, genügende Beweise geben. Be
sonnen urtheilt Ebert, Geschichte der christlich - lateinischen
Literatur (Leipzig 1874), S. 450: ,Die christliche Speculation ist
im fünften Jahrhundert wenigstens durch ein für jene Zeit nicht
unbedeutendes Werk repräsentirt, welches zugleich auch in
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
427
stilistischer Beziehung bemerkens werth ist: es ist dies die da
mals hochgerühmte Schrift des Claudianus Mamertus de statu
animae'. 1
Um einen richtigen Massstab zur gerechten Beurtheilung
der Werke eines spätlateinischen Schriftstellers zu haben, der
doch als Kind seiner Zeit und seiner Heimat gewürdigt werden
muss und nicht mit dem Massstabe, der an die Classiker des
alten Rom gelegt wird, gemessen werden darf, müssen die Zeug
nisse seiner Zeitgenossen über ihn und seine literarische Thätig-
keit wohl in Betracht gezogen werden. Derartige zeitgenös
sische Urtheile über Claudian sind uns nun erhalten durch
Gennadius und besonders Apollinaris Sidonius. Gennadius de
uir. illustr., cap. 83 nennt Claudian ,uir ad loquendum artifex et
ad disputandum subtilisund in noch weit höherem Grade preist
ihn Sidonius, der an Nymphidius schreibt (epist. V, 2): librurn
de statu animae tribus uolwninibus inlustrem Mamertus Claudianus
peritissimus Christianorum pliilosophus et quorumlibet, primus eru-
ditovum t.otis sectaiae philosophiae membris artibus partibusque
comere et excolere curauit nouem quas uocant Musas disciplinas
aperiens esse, non feminas. namque in paginis eins uigilax lector
inueniet ueriora nomina Camenarum, quae propriam de se sibi
pariunt nuncupätionem. illic enirn et grammatica diuidit et oratoria
declamat et arithmetica numerat et geometrica metitur et musica
ponderat et dialectica disputat et astrologia praenoscit et archi-
tectonica struit et metrica modulatur. In einem Briefe schreibt
Sidonius an Petreius, dessen Oheim Claudian eben gestorben
war (epist. IV, 11, S. 62, 9 L.): uir (Claudianus) si quidem fuit
prouidus prudens, doctus eloquens, acer et hominum, aeui loci po-
puli sui ingeniosissimus quique indesinenter salua religione philoso-
pliaretur, et licet crinem barbamque non pasceret . . a collegio
tarnen conplat.onicorum. solo habitu ac ßde dissociabatur. In dem
selben Briefe schickt Sidonius dem Petreius ein auf dessen
1 Vgl. auch S. 452: ,Das Werk ist für seine Zeit keineswegs zu unter
schätzen; es zeugt nicht blos von einer damals seltenen Gelehrsamkeit
und dialektischen Schulung des Geistes, sondern auch von einer Frei
heit und Selbständigkeit des Denkens, die für jene Tage alle Aner
kennung verdient. Dieselbe offenbart sich auch in der Kühnheit, womit
Claudian aus dem Sprachschatz der fernen Vorzeit wie der Gegenwart
schöpft, allerdings mit Verzicht auf Eleganz des Ausdrucks.“
■ 28*
428
Engelb recht.
Olieim verfasstes Epitaph, in welchem es unter Anderem auch
heisst (S. 63, v. 3):
lioc dat cespite membra Claudianus,
triplex bybliotheca quo magistro,
Romana, Attica, Christtana fulsit.
Ich führe diese Verse an, weil aus ihnen hervorgeht, dass Clau-
dianus auch der griechischen Sprache mächtig gewesen sein
muss, welche zu jener Zeit in Grallien (ausser Massilia) bereits
verschollen war (vgl. Teuffel, a. a. O. §. 466, 2). Auf diese
Kenntniss des Griechischen spielen auch die Worte des Sido
nius in dem Briefe an Claudianus an (epist. IV, 3, S. 55, 19):
ad extremum nemo saecido meo quae uoluit adfirmare sic ualuit,
si quidem, dum sese aauersus mm, quem contra loquitur, exsertat,
morum ac. studiorum linguae utriusque symbolam iure
sibi uindicat. Wieweit Claudian die griechische Sprache be
herrschte, können wir insoferne noch beurtheilen, als er seinem
Werke ein verhältnissmässig grosses Stück aus Platon’s Phaedon
(pag. 66 b—67 a) in lateinischer Uebersetzung eingefügt hat,
das wir der Uebersichtlichkeit halber unter Beifügung des
griechischen Textes wiedergeben:
Plat. Pliaed. 06 b — 07 a.
Oil, eoig dv zö iriTiua Vyioutv
xal avf.i7tEq>vQf.ievr] f t rjiiojv ij ipvyij
pezä zoiovzov xa/.ov, oii prj itoze
'/.TTjiuopsOc'. r/.avüig ob imDv-
povpev ' cpapev de zovzo Circa tö
uhjDig. ucolag piv ycco ijpTv
aoyoXlag iraoc-yst, tö owpa diä
zijv uvayv.ca uv roocpijv ■ an de,
äv ztveg vöooi Troogjrmuxnv,
iprcodiCovaiv ijpwv zt)v zov ovvog
th'jgo.v eqiüTiov de v.al imOvpiwv
/■cd cpößwv -/.cd eidwkiov iravzo-
daitCjv xcd ifXva.oiag ipitbit'Xrjffiv
i)püg itolXzjq, üozs zö Isyöpevov
tbg cYlrjAöig zig ovzi brr civzov
ovöc cpQOvrjoca ijpTv eyyiyvszai
oväsjtoze oödsv zö d‘
Claud. Main. II, 7
Donec c.orpus haheamus per-
mixtusque sit. tali malo noster
animus, nuniquam nos id quod,
iam olim concupiscimus satis
plene consecuturos. concupisci
mus autem ueri scientiam. corpus
enim nobis primum innumerabiles
et infinitas occupationes infert,
quibus conferimur ob necessarium
uictum et alimenta cotidiana.
deinde si qui morbi ingruerint,
impedimento sunt quominus in-
quirere et inuenire ueritatem
possimus. nam cupiditatibus et
cupidinibus et timoribus innu-
merabilibm, uariarum verum
adpetitionumque uisionibus et in-
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
429
t'oyaxov navxiov, gxl, sav xtg
tjl-üv Kai nyoXi] yevqxai den avxov
Kai xqancbpsda nqdg xd GKonsiv
xi, sv xcdg ’CxjxrjGEGLv ad navxayov
naqanTnxov Oöovßov naqsysi xai
xaqayfiv Kai SKnhjtxEL, wäre /ti]
Svvaadai in' aixov v.adoq&v
xcthjOsg, «ZM xw ovxl ij/uv Ss-
dsLKxai, oxi, ei /leXXo/iev noxs
KaOaowg xi siasaOai, ctnctXXa-
kxeov avxov Kai avxfj vfj ipvyfj
dsaxsov avxci xä nqtiypaxa • Kai
xöxs, ag eolksv, ■fjf.iTv effxai, ob
inL&vpovpsv xs /.ai fpausv iqa-
oxai sivat cpqovrjGEiog, ensidav
xeXevx'>]Gw/lsv, eug ö Xöyog arj-
uaivEL, ’Cwglv de oll. el yaq /xi]
oiöv xs /iexcc xov (jtbuaxog pijdev
KaSaqwg yvüvai, dvolv 9-dxsqov,
? rj oväauov eaxiv zxrjoaffdaL xd
sldevaL Vj xeXsvxrjGaOLv • xöxs y&q
atxi] K.ad' avxrjv i] ipvyrj eaxaL
yioqig xov oibpaxog, nqöxeqov d’
ob. y.ai sv cb Sv ’Cw/iev, obxiog,
a>g eolkev, Eyyvxctxio sao/ieda xov
sldevaL, sav oxl /uiXiaxa /LXjdtv
Ö/uXlü/IEV XCp GLO/iaXL /L7]ds KOL-
vtovw/tEV, b xl /lt] näoa ävccyxi],
luijde SvanL/inXw/LsSa xijg xovxov
cpvGBwg, &XXa KaSccqsvcüpsv än
avxov, ewg Sv ö 9-sog SnoXvar]
ij/iäg. y.ai ovxco pev Katjaqoi
SnaXXaxxö/iEvoL xrjg xov och/iaxog
CtcpqoavvTjg, wg xd sr/.dg, /isxa
xoiovxwv xs EGÖ/isSa y.ai yvaiao-
ps9a dt.’ ij/iüv avxwv nav xd
elXiKOLVEg.
finita qiLüdam dementia corpus
öneratur, ut pvae illo ne sapere
quidem ulla in re possimus. et
si quando tempus aliquod ad
philosophandum naeuum nel ha-
buerimus iLel fecerimus, tune
quoque in ipsis cOLjitationibus
nostris corpus intercurrit turbam
errorum inferens menti, ut ob-
caecante illo ueritatem peviddere
non possimus. itaque unum hoc
in omni quaestione et id quidem
euidentissime probatur, si quid
umquam bonafide scire uolumus,
recedendum esse a corpore et in
ipso animo res considerandas.
tune enim uidemur consecuturi
quod concupiscimus et caius rei
amatores nos profiterrtur, cum
defuncti erimus, nam d-um uiui-
mus desperandum est. etenim si
constat nihil sinceri mixtum cor-
pori animum peruidere posse,
sequitur alterutrum, aut nullo
tempore nec usqiLam contingere
hominiueram scientiam posse aut
tune demum, cum exccsserimus
e uita. defunctorum enim animus
über est et solutus a corpore,
eo autem tempore quo uiuimus
ita demum adpropinquabimus
adplicabimurque scientiae, si
nihil aut quam minimum corpore
utamur neque in societate eins,
nisi quatenus necesse est, animum
dimittamus. ita enim minime re-
plebimur uitiosa turbulentaqiLe
natura corporis, sed puri a con-
tagione eins, m quantum faceve
430
Engelb recht.
possumus, erimus et, ui ita feceri-
mus, incorrupti sincerique digre-
dientes ad omnia incorrupta sin-
ceracque ueniemus.
Mit dem Originale verglichen ist diese Uebertragung fast voll
ständig wortgetreu und gibt auch den Sinn vollkommen richtig
wieder. Dass sie von Claudian selbst herrührt und nicht etwa
einer damals circulirenden lateinischen Uebersetzung des Pliae-
don entnommen ist, scheinen die unmittelbar folgenden Worte
(S. 127, 3): haec ad uerbum ex dialogo pliilosoplii admodum
pvincipis excerpenda atque huic nostro inserenda uolumini ratus
sum hinlänglich zu bestätigen. Bei dem übergrossen Ansehen,
in dem des Apuleius Schriften in den damaligen gallischen
Rhetorenschulen standen, worüber wir bald ausführlicher zu
sprechen haben werden, möchte man freilich vielleicht an eine
Benützung der apuleianischen Bearbeitung des platonischen
Phaedon denken, von der Sidonius berichtet (epist. II, 9, S. 31,
24): quamquam sic esset (Origenes) ad uerbum sententiamque
translatus, ut nee Apuleius Phaedonem sic Platonis neque Tullius
Ctesiphontem sic Demosthenis in usum regulamque Romani sermonis
exscripserint (cf. Prise. X, 19, p. 51L II.). Incless hat es für
mich wenig Wahrscheinlichkeit, dass Apuleius’ Uebertragung
sich dem Original so eng anpasste, wie dies bei Claudian der
Fall ist. Auch für die anderen, leider wenig umfangreichen
Fragmente griechischer Philosophen dürfen wir eine gleiche
Zuverlässigkeit betreffs der Uebersetzung voraussetzen, und
auch der Verdacht, als seien die Citate erdichtet (nach der
bekannten Methode des Mythographen Fulgentius oder des
Grammatikers Vergilius), wäre durch nichts gerechtfertigt.
In der Collectio Pisaurensis (tom. V) findet man sogar
zwei griechische Gedichtchen unter dem Namen des Claudianus
Mamertus: elg töv aiozfjQa und slg zöv ösffirövqv Xotaiov, indess ist
ihre Unechtheit schon längst erkannt worden, und ich hätte
sic mit keinem Worte berührt, wenn nicht Teuffel für ihre
Echtheit eingetreten wäre (Röm. Lit.-Gesell., §. 468, 5): ,Da
Sidonius (epist. IV, 11) Gedichte in griechischer Sprache ihm
beilegt, so mag er wirklich der Verfasser sein/ An der ange
führten Stelle spricht jedoch Sidonius nirgends von Gedichten
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
431
in griechischer Sprache, und offenbar hat Teuffel die Worte
triplex bybliotheca quo magistro Homana, Attica, Christiana
fulsit missverstanden, bybliotheca Attica fulsit (in eo) kann
nicht in Bezug auf von ihm verfasste griechische Gedichte
gesagt sein, denn wie wäre dann neben bybliotheca Romana
(lateinische Schriften) das bybliotheca Christiana zu verstehen?
Ich denke aber, dass der Sinn jener Worte des Sidonius ganz
naheliegend ist, nur freilich grundverschieden von der Aus
legung Teuffel’s. Claudian führt nämlich im zweiten Buche
de statu animae eine Reihe von Zeugnissen alter Schriftsteller
über die incorporalitas der Seele vor, und zwar im 7. Capitel
Stellen aus griechischen Philosophen, im folgenden solche aus
römischen Schriftstellern und endlich im 9. Capitel Zeugnisse
von christlichen Kirchenschriftstellern über denselben Gegen
stand. Darauf spielt ohne Zweifel Sidonius mit obigen Worten
an, und somit fällt Teuffel’s Begründung der Echtheit jener
griechischen Poeme.
Es ist zur Genüge bekannt, dass Sidonius in seinem
Lobe von Freunden und deren literarischen Producten über
haupt nicht gerade karg ist — man vergleiche beispielsweise
die Tirade auf den Rhetor in Bordeaux, Lampridius (epist. VIII,
11) —, doch des Lobes reichste Fülle strömte er über Claudian
aus in dem an diesen gerichteten dritten Briefe des vierten Buchs.
Wir sind gewiss weit davon entfernt, die masslosen und über
schwänglichen Lobeserhebungen des Sidonius für bare Münze
zu nehmen, jedocli ihrer bombastischen Einkleidung entledigt
und auf ein vernünftiges Mass zurückgeführt, können sie
Manches zur richtigen Charakteristik Claudians beitragen.
Wenn Sidonius in Claudian alle Vorzüge eines Pythagoras,
Socrates, Plato, Aristoteles, Aeschines, Demosthenes, eines Hor
tensias, Cethegus, Curio, Fabius, Crassus, Cäsar, Cato, Appius,
Tullius, eines Hieronymus, Lactantius, Augustinus, Hilarius,
Johannes, Basilius, Gregorius, Orosius, Rufinus, Eusebius,
Eucherius, Paulinus und Ambrosius vereinigt findet, so ist dies
einfach ein heiter stimmendes Beispiel, was ein angesehener
Schriftsteller des 5. Jahrhunderts an Uebertreibung leisten kann.
Mehr Glauben jedoch verdienen und nicht gänzlich aus
der Luft gegriffen sind des Sidonius Bemerkungen über die
Sprache Claudians; er schreibt darüber (epist. IV, 3, S. 54, 20):
432
Engelbrecht.
praeter aequum ista coniectas, si reare mortalium quempiam,
cui tarnen sermocinari Latialiter cordi est, non pauere,
cum in examen aurivm tuarum quippe scriptus adducitur; tuarum,
inquam, aurivm, quarum peritiae, si me decursorum ad hoc aeui
temporum praerogatiua non ohruat, nee Frontonianae grauitatis
aut ponderis Apuleiani fulmen aequiperem, cui Varrones uel Ata-
cinus uel Terentius, Plinii uel auunculus uel Secundus compositi
in praesentiarum rusticabuntuv. adstipulatur iudicio meo uolumen
illud, quod tute super statu animae verum uerborumque scientia
diuitissimus propalauisti . . . at quod, deus magne, quantumque
opus illud est, materia clausum declamatione conspicuum, propo-
sitione obstructum disputatione reseratvm, et quamquam propter
hamata syllogismorum puncta tribulosum, uernantis tarnen eloquii
flore mollitum. noua ibi uerba, quia uetusta, quibusque conlatus
merito etiam antiquarum litterarum stilus antiquaretur, quodque
pretiosius, tota illa dictio sic caesuratim succincta quod profluens,
quam rebus amplam strictamque sententiis sentias plus docere
quam dicere. Diese Stelle ist werth, zum Ausgangspunkte einer
kurzen Besprechung über die Pflege der lateinischen Literatur
in Gallien im Zeitalter des Sidonius gemacht zu werden.
Die Diction Claudians muss seinen Zeitgenossen als eine
mustergiltige und geradezu tonangebende erschienen sein; sie
wird von Sidonius um so höher gepriesen, als sie auch mit
dessen eigenem genus dicendi die allergrösste Aehnlichkcit hat.
Diese Aehnlichkcit ist um so auffallender, als die Stilgattung
beider Autoren doch so grundverschieden ist. Wer möchte
glauben, dass der philosophische Tractat Claudians für den
Briefstil des Sidonius so reiche Ausbeute lieferte, wie wir dies
bald ausführlich darlegen werden? Dafür kann ich nur die
eine Erklärung finden, dass der Unterricht, den beide Männer
genossen, sehr gleichartig gewesen sein muss und deshalb auch
ihrer Diction einen so homogenen Charakter aufdrückte.
Worin bestand nun dieser Unterricht? Allenthalben liest
man bei den. Schriftstellern der zweiten Hälfte des 5. Jahr
hunderts die Klage, dass die lateinische Rede immer mehr und
mehr aus Gallien verschwinde. Das deutsche und celtische
Idiom griff immer weiter um sich. An der Mosel sprach schon
Alles fast deutsch, und Sidonius spendet dem Arvogast, dem
potor Mosellae, das wehmüthige Lob (epist. IV, 17, S. 68, 9):
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
433
quocirca sermonis pompa Romani, si qua adhnc uspiam est, Belgicis
olim sine Rhenanis abolita terris in te resedit, und aus einer
anderen Stelle geht hervor, dass im Arvernerlando das Celtische
stets Volkssprache gehlieben war und nur dem Adel durch
Ecdicius, dem Zeitgenossen des Sidonius, einiges Interesse an
lateinischer Bildung eingeflösst wurde (epist. III, 3, S. 41, 13):
mitto istic . . tuae personae quondam debitum, quod sermonis
Celtici squamam depositura nobilitas nunc oratorio stilo, nunc etiam
Camenalibus modis imbuebatur. In dem Briefe an den Rhetor
von Vienne Sapaudus klagt Claudian (S. 204, 22 ff.): uideo os
Romanum non modo neqlegentiae, sed pudori esse Romanis, gram-
maticam uti quandam barbararn barbarismi et soloecismi pugno et
calce propelli, und ähnlich schreibt Sidonius (epist. II, 10, S. 33, 8):
illud appone, quod tantum increbuit multitudo desidiosorum, ut,
nisi uel paucissimi quique meram linguae Latiaris proprietatem
de triuialium barbarismorum robigine uindicaueritis, eam brewi
abolitam defleamus interemptamque: sic omnes nobilium sermonum
purpuvae per incuriam uulgi decolorabuntur. Solche Aeusserun-
gen zeigen zur Genüge, dass die römische Sprache damals nur
mehr Eigenthum der Gebildeten war. An den Fürstensitzen
der Westgothen in Toulouse und der Burgunden in Vienne
mochte die römische Literatur wohl noch für längere Zeit ihr
bescheidenes Dasein fristen, hauptsächlich aber war es der
Clerus, bei dessen begabteren Mitgliedern römische Sprache
und Literatur noch eifrige Pflege fand.
Woher schöpfte aber der Clerus diese seine Bildung?
An Klosterschulen darf man bei den Männern, welche den
Kreis um Sidonius bilden, nicht denken. Ihre Bildungsstätten
waren vielmehr die Rhetorenschulen, und wenn auch die Kirche
die Studien der Rhetoren verdammte, so geben doch gerade
die hervorragendsten kirchlichen Würdenträger der damaligen
Zeit die klarsten Beweise ihrer relativ eingehenden rhetorischen
Bildung. Dass besonders Gallien fruchtbar an Rhetorenschulcn
gewesen sein muss, das zeigen die üppigen Früchte, die jene
hier trugen, die Werke der gallischen Panegyriker, die Schriften
des Ausonius, die Briefe und Gedichte des Sidonius, sowie im
6. Jahrhundert die Declamationen des Ennodius. Im Uebrigen
verweise ich auf die nützliche Abhandlung von Georg Kauf
mann, Rhetorenschulen und Klosterschulen oder heidnische und
434
En gelb recht.
christliche Ciiltur in Gallien während des 5. und 6. Jahrhunderts,
in Raumer’s Historischem Taschenbuch (4. Folge, 10. Jahrgang)
1869, S. 1—94. Ich muss übrigens hier in einem Punkte Kauf
mann entgegentreten, wenn er schreibt (S. 69): ,Claudianus
Mamertus, der von seinen Zeitgenossen und auch von Sidonius
bewundert wurde, weil er in geistlicher wie in weltlicher Wissen
schaft Alle übertreffe, der den Rhetor Sapaudus bei seinen Be
mühungen, das Studium der Alten in der Stadt Vienne neu zu
beleben, unterstützte, Mamertus war von Jugend auf in einem
Kloster erzogen, wahrscheinlich in dem Kloster GrignyJ
Kaufmann kann diese Notiz nur aus secundärer Quelle ge
schöpft haben, denn überliefert ist Derartiges über die Erzie
hung Claudians in einem Kloster nicht. Und ist es überhaupt
auch wahrscheinlich? Konnten die damals in ihren ersten
Anfängen sich befindenden Klosterschulen einen solchen Unter
richt, wie er bei Claudian vorauszusetzen ist, gewähren? Ge
wiss nicht; dies sieht auch Kaufmann ein und nimmt an, dass
Glaudian seine profane und theologische Bildung ,zum besten
Theil der privaten Anleitung eines gelehrten Mönchs und
eigenen Studien' verdankte (S. 70). Ich für meinen Theil
glaube, dass man nicht umhin wird können, anzunehmen, dass
er in seiner Jugend eine Rhetorenschule besuchte. Man lese
nur die Schriften von zeitgenössischen Schriftstellern, die von
Jugend auf in Klöstern erzogen wurden, wie Salonius, Vincentius
Lerinensis, Hilarius Arelatensis (vgl. des Eucherius instruct. I,
praef., bei Migne L, 773), und man wird den Abstand zwischen
Kloster- und Rhetorenunterricht unmöglich verkennen können.
Dass übrigens damals die Rhetorenschulen in Gallien unter
gegangen waren, ist eine durch nichts gerechtfertigte An
nahme Kaufmann’s (S. 70), der er selbst mehrmals wider
spricht, und es genügt, an den Rhetor Sapaudus zu erinnern,
von dem nach den Worten Claudians (S. 205, 19 ff.): fac
memineris docendi munus tibi a proauis et citra hereditär ium
fore . . admonitus quoque sis oportet Viennensis urbis nobilitatis
antiquae, cuius tu ciuis et doctor (es) angenommen werden
muss, dass er Leiter einer von seinen Vorfahren ererbten
Schule war. Zahlreiche andere Rhetoren, unter ihnen beson
ders Lampridius von Bordeaux (epist, VIII, 11), werden von
Sidonius erwähnt.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
435
Claudian verdankte also den Rhetorenschulen wohl einen
Grosstheil seiner literarischen Bildung, und zumal die formelle
Seite seiner Schriften verräth die Schule, die ihn gänzlich beein
flusste, auf den ersten Blick. Wir kommen hier auf die oben
angeführte Stelle des Sidonius über die Sprache Claudians
zurück. Daselbst wird diese mit dem fulmen Frontonianae
grauitatis aut ponderis Apuleiani einerseits und dem sermo ur-
banus (als Gegensatz zu rusticabuntur') der beiden Varro und
Plinius anderseits verglichen; natürlich muss Claudian sie Alle
weitaus übertreffen. Männer also wie Fronto und Apuleius
galten als besonders nachahmenswert]!: das lernte man in den
Rhetorenschulen, in denen man die Rede nach der Manier jener
zu bilden als höchstes Ziel betrachtete. Wer die Briefe des
Sidonius aufmerksam durchliest, wird bald gewahr werden,
dass ihnen Apuleius’ Schriften weit mehr zum stilistischen Vor
bilde dienten als Plinius und Syinmachus, deren Nachbildung
der Autor selbst betont. Dass es sich bei Claudian ganz ebenso
verhalte, wird bald durch zahlreiche Beispiele gezeigt werden.
Deshalb kann der Einfluss der schwülstigen Schreibart des
Apuleius auf die gallischen Rhotorenschulen des 5. Jahrhunderts
und durch diese auf die aus ihnen hervorgegangenen Schrift
steller nicht genug hervorgehoben werden. So befindet sich
W. Teuffel sehr im Unrechte, wenn er in seiner Literatur
geschichte gelegentlich der Besprechung des Stiles des Fulgen-
tius (§. 480, 8) schreibt: ,Des Fulgentius stilistische Vorbilder
sind Apuleius und Martianus Capelia. Aber auch mit Sidonius
hat er Aehnlichkeit genug, um den Gedanken an eine speeifisch
,afrikanische LatinitäP nicht aufkommen zu lassend Sidonius
hat eben von Apuleius so viel entlehnt, dass das afrikanische
Latein deshalb noch nicht geleugnet zu werden braucht, wenn
ein Nachbeter des Apuleius, wie Fulgentius, sich öfters mit
der Diction des Sidonius berührt.
Ferner lobt Sidonius an der Sprache Claudians: noua ibi
uerba, quia uetusta, also den Gebrauch obsoleter Wörter. Dies
ist ein weiterer Einfluss der Rhetorenbildung: die Nachahmer
des Apuleius mussten nothgedrungen auch für Archaismen
schwärmen. Die verhältnissmässig so wenig umfangreichen
Schriften Claudians bieten eine stattliche Reihe von antiquirten
d. h. zu des Autors Zeiten nicht mehr gebräuchlichen Wörtern.
436
• E n g c 1b r e c h t.
Ihrem afrikanischen Vorbilde getreu, wussten unsere
gallischen Lehrer der Rhetorik auch jene Regeln über den
kunstvollen Satzbau, die effectvolle Gruppirung der einzelnen
Theile desselben, den harmonischen Wortfall, das reimartige
oder wenigstens rhythmische Ausklingen der Schlusssilben und
andere derartige Mittelchen der Effecthaschcrei ihren gelehrigen
Schülern beizubringen. Beispiele dafür aus Sidonius oder Clau-
dian beizubringen, hiesse wohl Eiden nach Athen tragen.
Wir sehen also, dass Claudians Sprache zielbewusste
Nachahmung des apuleianisehen Stiles ist. Uebrigens spricht
sich Claudian selbst in dem Briefe an den Rhetor Sapaudus
über zu seiner Zeit als empfchlenswerth geltende stilistische
Vorbilder folgendermassen aus (S. 205, 30 ff.): Naeuius et
Plautus tibi ad elegantiam, Cato ad grauitatem, Varro ad peri-
tiam, Gracchus ad acrimoniam, Chrysippus (?) ad disciplinam,
Fronto ad pompam, Cicero ad eloquentiam capessendam usui
sint . . . illi ergo reuentilandi memoriaeque mandandi sunt, de
quibus isti potuere proficere, quos miramur. Chrysippus
passt in diese lateinische Autorengesellschaft nicht und wird
deshalb wohl Crispus zu schreiben sein, unter welchem Namen
Sallustius auch S. 130, 12 (ebenso bei Sidonius epist. V, 3,
S. 79, 26 und carm. II, 190) angeführt wird, wo aber eben
falls fast sämmtliche Handschriften — darunter auch E, in
der allein der Brief an Sapaudus erhalten ist —• Chrysippi
(Chrisippi, Crisvppi) statt Crispi bieten.
Sehen wir uns nun die einzelnen Namen etwas näher an:
Naevius und Plautus gelten Claudian als elegante Stilmuster,
weiters werden Cato, Varro, Gracchus und Sallust empfohlen
und vor Allen Fronto wegen der pompa. Teuffel (a. a. 0.
§. 466, 16) nennt dies eine ,Anhäufung von Autorennamen der
alten Zeit mit einem charakteristisch sein sollenden, aber meist
phraseologischen Epitheton'; ich glaube, dass ec hierin unserem
Claudian Unrecht thut. Neben einer Reihe von alterthtunlichen
oder mindestens archaisirenden Schriftstellern der Republik,
an die Cicero sich wohl nur honoris causa reiht, erscheint
Fronto, und dass man gerade dieser Männer Schriften stu-
diren müsse, wird damit begründet, dass von ihnen isti potuere
proficere, quos. miramur. Wer dächte dabei nicht sofort an
Apuleius, den allerdings geistvolleren Vertreter der frontonia-
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
437
nischen Manier? Wir haben hier gewissermaßen einen Kanon
jener Prosaiker vor uns, die in den Rhetorenschulen des
5. Jahrhunderts in Gallien in grösserem oder geringerem Um
fange gelesen worden sein mögen. Von den alten Komikern
zum Mindesten, sowie Varro und Sallust darf dies als fest
stehend angenommen werden. Cicero wird nicht allzu ein
gehend behandelt worden sein, Cato und Gracchus kannte man
möglicherweise mehr dem Namen und dem Lobe nach, das
ihnen Fronto (vgl. epist. p. 114 N.: conti.onat.ur Cato infeste,
Gracchus turbulente, Tullius copiose) und Apuleius (vgl. Apol. 95)
spendeten, als aus eigener Lectüre. Hauptaufgabe war natür
lich genaues Studium des Schwulstes des Fronto und Apuleius.
Wie gross die Neigung zu den rhetorischen Studien und
den aus der Schule her geläufigen Disputirübungen bei Clau-
dian gewesen sein muss, geht daraus hervor, dass Sidonius
von ihm erzählt (epist. IV, 11, S. G2, 13 ff.), er habe noch in
seinen späteren Jahren um sich gelehrte Cirlcel gebildet
uoluptuosissimum reputdns, si forte obort,a quarumpiam quaestio-
num insolubilitate labyrinthica scientiae suae thesauri eventila-
rentur. iam si frequentes consederamus, officium audiendi Omnibus
iniungebat,, uni solum quem forte elegissemus deputans ins lo-
quendi, uiritim uicissimque, non tumultuatim nec sine schematis
cmuspiam gestu artificioso doctrinae suae opes erogaturus. dein
quaecumque dixisset protinus reluctantium syllogismorum con-
trarietatibus excipiebamus: sed repellebaf omnium nostrum teme-
rarias oppositiones etc. Wer dies liest, glaubt sich sicher eher
mit einer derartigen Unterhaltung in den Hörsaal eines Rhe
tors, als in die Stube eines Presbyters der Kirche versetzt.
Und ein solcher Mann sollte keinen anderen Untericht als den
der Klosterschule oder höchstens noch den Privatunterricht
eines gelehrten Mönches genossen haben?
Fassen wir nunmehr die Resultate zusammen, die wir
aus unserer bisherigen Darstellung für die Erkenntniss der
Diction Claudians gewinnen, so sind es kurz folgende: Als aus
einer Rhetorenschule hervorgegangener Schriftsteller verwendet
Claudian auf die Diction weit mehr Sorgfalt als die meisten
seiner in Klosterschulen erzogenen Zeitgenossen. Höhere Bil
dung verräth er auch durch vollkommene Beherrschung der
griechischen Sprache. Sein genus dicendi ist von der Manier
438
Engelbrecht.
des Apuleius stark beeinflusst. Er abmt deshalb denselben
sowohl in einzelnen Phrasen und Redewendungen, als auch in
speciell jenem eigenthümlichen Wörtern nach und bekundet
dieselbe Vorliebe für archaische, der Sprache der Komiker an
gehörende Worte, wie jener.
Wir gehen nun daran, die P>eispiele zusammenzustellen,
durch die wir uns oben für gerechtfertigt hielten, auf
Bewusste Nachahmung des Apuleius bei Claudian
einen Schluss zu ziehen.
A.
Wir führen zuerst eine Reihe von Phrasen und Rede
wendungen des Apuleius vor, die sich entweder wörtlich auch
bei Claudian finden, oder die doch wenigstens dem Claudian
zum deutlichen Vorbilde gedient haben. Ich citire hiebei Apu
leius’ Metamorphosen nach der Ausgabe von Fr. Eyssenhardt
(Berlin 1869), die philosophischen Schriften nach der Recension
Al. Groldbacher’s (Wien 1876), endlich De magia (Apologia)
und Florida nach Dust. Krueger (Berlin 1864 und 1865):
Met. II, 7, S. 21, 22 accedo et, quod. aiunt, pedibus in senten-
tiam medrn ucido, vgl. Met. VI, 32, S. 117, 7 non pedibus
sed totis animis latrones in eius uadunt. sententiam (als
terminus technicus von den Senatoren gebraucht bei Sallust
und Liv. V, 9, 2; IX, 8, 13 u. ö. — CI. 48, 7 (ut) in ma-
gistri sententiam pedibus,ut aiunt, transeam.
De deo Socr. prol. S. 1, 2 prout mea opinio est,; ebenso
Claud. 128, 8.
De mag. 3, S. 6, 8 ut mea opinio fert, vgl. ib. 95. — CI.
141, 13 prout mea opinio fert.
De Deo Socr. prob, S. 2, 21 uel inaequalitate aspera uel
lenitate lubrica uel angulis eminula uel rotunditate
uolubilia. — CI. 25, 1 quae subterluuione cedentia uel
leuipr ono lubrica uel cauopendula uel sudibus aspera
sunt, dazu vergleiche man Sid. epist. III, 2 (40, 13) aggeres
saxis asperos aut fluuios gelulubricos aut colles ascensu
salebrosos aut ualles lapsuum assiduitate derasas.
Ibid. 8, S. 12, 24 cum sit aeris agmen immensum usque ad citimam
lunae lielicem, quae porro aetlieris sursum uersus
exordium. est. — CI. 144, 18 exin profundum aeris us-
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
439
que ad lunaris sideris citimum lumen, abhinc ignium
aetheriorum spatia.
Ibid. 10, S. 14, 9 aguntur uolatu perniciore. — CI. 150, 14
uolatu perniciore transcende omnia corporea.
De dogm, Plat. I, 8, S. 70, 8 hinc illud etiam cum septem
locorum motus habeantur, progressus et re.trocessus,
dexteriores ac sinistri, sursum etiam deorsumque
nitentium et quae in gyruin circuitumque torquentur. —
CI. 67, 8 subiacet autem (corpus) pro numero partium sex
utique motibus. mouetur autem omne corpus sursum deor-
sum, in dextrum ac sinistrum, priorsus et retrorsus,
mouetur autem etiam motu septimo, sicut est rotae et
sphaeroidis. Hier haben mit Ausnahme von M alle Hand
schriften mindestens von erster Hand die Lesart retro-
cessus für retrorsus — eine merkwürdige Variante.
Ibid. I, 9, S. 70, 21 animam uero animantium omnium
non esse corpoream nee sane perituram, cum corpore
fuerit absoluta . . . ipsamque semper et per se moueri
agitatricem aliorum, quae natura sui immota sunt
atque pigra. — CI. 124, 17 anima, inqu.it (Platon in libro,
quem jteql qvar/Sjg scripsit), animantium omnium cor-
poralis non est ipsaque se mouet aliorum quoque
agitatrix, qtiae naturaliter immota sunt. Bezeichnend
dafür, dass hier Claudian direct aus Apuleins schöpfte
und nicht aus Plato, ist der Ausdruck agitatrix in über
tragener Bedeutung, den die Lexika nur mit der ange
führten Stelle des Apuleins zu belegen wissen.
Asel. 3, S. 30, 2 nunc mihi adesto totus, quantum mente
uales. — CI. 174, 13 nunc igitur adesto totus et quam
potis es praesens fito.
De mag. 8, S. 11, 15 quin ei nocens lingua . . semper in fetu-
tinis et olenticetis suis iaceat. — CI. 137, 1 alium
situ fetidinarum turpium ex olenticetis suis ac
tenebris cloacam uentris et oris inhalare sentinam. Dass
auch hier die Nachahmung evident ist, muss schon aus
dem sonst nirgends vorkommenden Substantiv olenticetum
noch dazu in Verbindung mit dem ebenfalls sehr seltenen
fetutinae (fetidinae, über die Schreibweise wird weiter
unten gesprochen werden) geschlossen werden.
440
Engel lirecht.
Ibid., S. 11, 17 nam quae, mal um, ratio est linguam mun-
clam. . possidere? — CI. 172, 18 quae, malum, ratio est
Ulis eandem credi similem? Ebenso Livius V, 54, G (Rede
des Diktators Furius Camillus): quae, malum, ratio est ex-
pertis alia experiri, Cic. Pbil. X, 18 quae, malum, est ista
ratio semper . . opponere (vgl. Acta sem. pbil. Erlang. I,
173) und nach Claudian Ennodius 35, 11 quae, malum,
ratio est, ut ita sis parcus in gratia (vgl. 325, 8. 443, 9
Hartei). Vergleiche überhaupt Martha, Sur le sens de
l’exclamation malum in der Revue de pliilologie, Bd. III,
19—25 und Bd. VII, 1—5.
Ibid. 11, S. 18, 4 aude sis, Aemiliane, dicere. — CI. 33, 11
aude sis non fateri (nach meiner Conjectur, die Hand
schriften haben audes Ins [audes is M]).
Ibid. 15, S. 23, 3 radii nostri seu mediis oculis proliquati
et lumini extrario mixti . . cum alicui corpori in-
ciderunt spisso et splendid,o et lern, paribus angiilis quibus
inciderant resultent ad faciem suam reduces. — CI. 45,
8 ex quibus radii per oculorum media profusi ac
lumini extero commixti corporum quae inciderint
repercussu retrouersim cedentes eorundem colores ac
formas hauriunt.
Ibid. 19, S. 28, 6 oneri potius quam usui exuberat. — CI. 75,
20 animo dominandi accid.it difficnltas et incipit esse oneri
quod erat usui. Ebenso schon Sallust lug. 14, 4 cogor
prius oneri quam usui esse.
Ibid. 3G, S. 4(1, 4 Aristotelis . . rceoi Lweuv loioqiag multiiuga
uolumina. — CI. 135, 18 editis in rem fidei multiiugis
uariorum operum uoluminibus.
Ibid. 41, S. 51, 18 hoc quis f erat philosopho crimen esse quod
lanio uel coquo non fwisset? •— CI. 23, 22 haec quis
ferat . . hominum. quempiam et ivfitiari scientiam etc.
Ibid. 74, S. 84, 10 cui errorem suuni deprecanti simpliciter
ignoui. — CI. 48, 8 ueniam deprecaturus erroris mei.
Da hier alle Handschriften ausser M nec deprecatus erro-
rem haben, so mag mit Rücksicht auf die Parallelstelle
aus Apuleius die Vermuthung gestattet sein, dass vielleicht
meum deprecaturus errorem zu schreiben sei.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
441
Ibid. 75, S. 86, 11 qitae omnia . . hic degulator studiose in
uentrem condidit et omnimodis conlurcinationibus di-
lapidauit. —• CI. 137, 4 ab alio, qui stipem suam uariis
conlurcinationibus dilapidauit. Bei Claudian ist con
lurcinationibus eine Conjectur Schott’s, die ich mit ran so
geringerer Scheu in den Text aufnahm, als apuleianische
Ausdrücke wie fetidinae und olenticeta auch unmittelbar
vorausgehen (in demselben Satze). Später (vgl. meine
Ausgabe praef. p. XLVI) entstanden in mir doch Be
denken, ob nicht die Lesart der sämmtlichen Handschriften
conlucernationibus — ein Wort, welches ganz regulär ge
bildet ist und passend durch ,nächtliche Zechgelage, Ge
lage bei Laternenschein‘ übersetzt werden kann, man
denke an das Horazische (Od. I, 27, 5) uino et lücernis
Modus acinaces immane quantum discrepat — vorzuziehen
sei. Ich bin auch jetzt noch der letzteren Ansicht und
möchte vielmehr glauben, dass Claudian an der Stelle
des Apuleius ebenfalls conlucernationibus las. Man darf
dabei nicht ausser Acht lassen, dass conlurcinatio ein &ra£
eiQrjpevov und möglicherweise eine uralte, sehr naheliegende
Conjectur für das schwerer verständliche conlucernatio ist,
also gar nicht von Apuleius selbst herrührt. Uebrigens
soll nicht verschwiegen werden, dass an und für sich
betrachtet die Bildung conlurcinatio nicht auffällig ist, da
neben lurcare (lurcari) auch ein lurcinari bestanden haben
muss, indem Cato (nach Quintil. I, 6, 42) lurcinabundus
gebrauchte.
Asel. 26, S. 49, 17 ipsum uelle e uoluntate (est.). — CI. 86,
11 ipsum uelle substantia est. Auch der von Claudian
so häufig (76, 10. 83, 8. 92, 18. 156, 2. 185, 7) gebrauchte
Tropus oculus mentis (gewöhnlich oculi m.) findet sich bei
Apuleius de dogm. Plat. I, 6, S. 67, 27 (essentia) quae
mentis oculis comprehenditur, übrigens hat ihn auch Augustin
z. B. de quantit. aniniae IV, 6 gebraucht. Die Wendungen
bei Claudian 125, 8 nubilum ignorantiae und 145, 3 opa-
cum nubilum. rerum caligantium mögen dem nubilum mentis
bei Apul. de mag. 50, S. 60, 19 nachgebildet sein; übrigens
muss die Wendung sehr beliebt gewesen sein, da Cyprian
426, 6 II. nubilum liuo'ris, Salvian ad eccl. I, 43 nubilum
Sitzungsber. d. phil.-liisfc. CI. CX. Bd. II. Hft. 29
442
Enge lhrecht.
erroris, Alcimus Avitus 79, 30 (Peiper) nubilum ambigui-
tatis uncl Ennodius (409, 26), sowie Sedulius (Pascli.
carm. II, 81) das apuleianische nubilum mentis haben.
Natürlich fehlt die Wendung auch bei Sidonius nicht,
epist. IV, 12 (64, 19) nubilum superducti maeroris. Endlich
kann ich die Vermuthung nicht unterdrücken, dass die
Stelle de mag. 43, S. 53, 21 haec ßt alia apud plerosquß
de magicis pueris lego Vorbild für Claudian 97, 4 und
143, 10 war, wo an ersterer Stelle sämmtlicke Hand
schriften ausser M haec et alia loquitur ueritas, sowie an
zweiter Stelle haec et alia . . innumera proferre posseinus
bieten. Obwohl ich die Lesart von M haec et talia in
den Text setzte, so gebe ich jetzt doch mit Rücksicht
auf die Stelle aus Apuleius der Lesart der übrigen Hand
schriften den Vorzug. Asel. 26, S. 48, 22 hat zwar Apuleius
haec et talis senectus, sonst verbindet er aber diese beiden
Pronomina stets asyndetisch, also hic talis, vgl. Koziol,
Stil des Apuleius, S. 77.
B.
Weiters findet sich bei Claudian eine nicht unbedeutende
Anzahl von selteneren Ausdrücken oder von Wörtern mit ausser-
gewühnlicher Bedeutung, die unsere Lexika entweder nur durch
Stellen aus Apuleius belegen oder bei denen durch andere
Umstände ersichtlich ist, dass Claudian sie speciell aus Apuleius
entnahm. Zu letzteren rechne ich Ausdrücke des vorclassischen
Lateins, die erst wieder durch Apuleius (möglicherweise auch
schon durch Fronto) zu neuem Leben erweckt wurden. Wir
führen die liieher gehörigen in alphabetischer Reihenfolge vor.
abliinc in räumlichem Sinne 1 Lucrez III, 958 und Apul.
flor. 16, S. 25, 15 totoque abliinc orbe totoque abhinc tem
pore laudes benefacti tui iibique gentium semper annorum
repraesentet (wo ubique gentium dem toto abliinc orbe und
semper annorum dem toto abhinc tempore entspricht). —
1 Unrichtig; führt. Kretschmarin, De latinitate L. Apulei Madaurensis, Inaug.-
Dissert. Königsberg, 1865, auch Plaut. Pers. V, 2, 19 an, wo aber aus
allen Handschriften hinc gelesen wird.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
443
CI. 131, 2 abhinc (= inde ab hoc loco) ecclesiasticis doc-
toribus utitur testibus; 150, 15 a. in tertium caelum (tran-
scende); 141, 10 estne aliquid, quo abhinc locorum uspiam
progrediaris; 29, 21 a. swperius; 144, 17 ecce a terrae conti-
guis aere tenus aquarum elementum est, exin profundum
aeris usque ad lunaris sideris citimum lumen, abhinc ignium
aetheriorum spatia; 19, 11 primus Uber in sui primordio
breuiter adstruit . . ., post de animae statu . . luctamen
alternat, abhinc itidem . . praelihauit. Ygl. abinde beim
auct. incertus de S. Helena (ecl. Heydenreich) 18 a. nauigare
coeperunt (Paucker, Supplementum lexicorum latinorum,
S. 2). Die Vorliebe Claudians, liinc mit Präpositionen zu
componiren, zeigt sich auch durch die häufige Anwendung
von posthinc (vgl. Index und weiter unten). Jedenfalls ist
nicht richtig, was Hand (Tursellinus I, 66) bemerkt: ,quam-
quam igitur ipsa uocabidi formatio non poterat aliena uideri
a notione loci, tarnen non permisit communis usus‘. An der
localen Bedeutung des Wortes bei Lucrez kann nicht ge-
zweifelt werden und war dieselbe jedenfalls in der Volks
sprache nichts Ungewöhnliches. Auch Jordanes gebraucht
an einer Stelle abhinc in localer Bedeutung 82, 8 Mommsen :
abhinc Geta recessit in propria.
altrinsecus = ,auf der anderen Seite' Plautus und Apul. met.
I, 16, S. 10, 24 a. prominere; I, 21, S. 13, 29 uidesne . .
a. fores; II, 18, S. 29, 18 gladiolo solito cinctus III, 17,
S. 49, 7; V, 2, S. 79, 27 a. ciedium. ■— CI. 190, 1 quoniam
a. continuati uiarum periculum fecimus.
autumare, bekanntlich als aus dem Sprachschätze der alten
scenischen Dichter (Quintil. 8, 3, 26 ,autumo c tragicum)
entnommen ein Lieblingswort des Apuleius (zahlreiche
Belege bei Georges), gebraucht Claudian einmal in Ver
bindung mit einem Accus, c. inf. (30, 7) und fünfmal in
der Formel ut auturno (-as, -at). Auch Sidonius gebraucht
es mehrmals (vgl. epist. V, 4, S. 80, 13; VII, 9, S. 114, 30),
ebenso Ausonius XX, 208 Sclienkl und Victor von Vita
I, 5 Petschenig.
Braclimani: so ausser Amm. 23, 6, 33 bei Apul. flor. 15,
S.'18, 12 und CI. 204, 33; den Genetiv Brachmanum
hat Apul. flor. 15, S. 18, 13 und CI. 130, 10.
29*
444
E n g o 1 b r e c h t.
cedo adverbiell gleich einem age Apnl. de mag. 37, S. 47, 3
cedo enim experiamur, de deo Socr. 9, S. 13, 16 cedo
igitur mente formemus nach dem Vorgänge des Plautus.
— CI. 178, 17 cedo etiam de ülo quaeramus.
consequenter in der Bedeutung ,folgerecht' nach Georges
zuerst von Apuleius inet. X, 2, S. 182, 15 habebat iuuenem
filium probe litteratum atque ob id consequenter pietate mo-
destia praedpuum angewendet, hat Claudian an fünf Stel
len (36, 3. 38, 1. 62, 14. 102, 11. 113, 16). Ausserdem
gebrauchen es Chalcidius, Sedulius, Alcimus Avitus.
continuari Sisenna, Apul. met. I, 24, S. 16, 1; V, 31, S. 97,
10; VI, 18, S. 108, 5; der gallische Panegyriker Eumenius,
Symmachus. — CI. 190, 1 quoniam altrinsecus continuati
uiarum periculum fecimus.
creper in der übertragenen Bedeutung zweifelhaft, misslich'
ausser den Tragikern und Lucrez auch Apul. de deo Socr.
• 18, S. 20, 25 res creperae et adflictae. — CI. 143, 6 estne
aliquid istic creperum aut fortassis obscurum? Ennodius 64,
13 H. si pagina nostra res crepera et anceps est.
detrimentum: Apul. Asel. 3, S. 30, 9 corporum augmenta
detrimentaque. — CI. 28, 4 (deus) detrimenta non sentit
augmentaue non recipit,. Damit vergleiche man auch Hie
ronymus, Orig, in Luc. hom. 8 si . . nec augmentum nec
decrementum recipere potest. Bei CI. 149, 5 lunaris globi
per incrementa ac detrimenta uariatio bin ich sehr im
Zweifel, ob nicht mit Bezug auf Apul. met. XI, 1, S. 205,
19 ipsa corpora terra caelo marique nunc incrementis con
sequenter augeri nunc decrementis obsequenter imminui auch
bei Claudian decrementa für detrimenta zu schreiben ist,
zumal da auch Augustin (Enarrat. in psalm. 71, 8) decre
menta incrementaque lunaria schreibt. Auch August, de
ciuit. dei V, 6 (S. 198, 30 Domb. 2 ) hat man lunaribus
incrementis atque decrementis augeri et minui quaedam genera
rerum zu lesen, und ich kann nicht begreifen, warum
Dombart in der 2. Auflage der Lesart der interpolirten
Handschriften AKF detrimentis den Vorzug gegeben hat.
Von den von ihm angezogenen Parallelstellen ist nur Apul.
met. XI, 1, S. 205, 19 beweiskräftig, und gerade hier liest
man auch decrementis, freilich nicht bei Eyssenhardt; aber
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
445
wer die Stelle genauer betrachtet nunc incrementis con-
sequenter augeri nunc decrementis obsequenter imminui
wird durch das Wortspiel consequenter — obsequenter hin
länglich belehrt, dass der Schriftsteller wohl auch decrementis
wegen des Gleichklanges mit dem vorausgehenden incre
mentis absichtlich schrieb. Zudem ist gerade decrementum
ein Wort afrikanischen Ursprungs (vgl. Sittl, Die localen
Verschiedenheiten der lateinischen Sprache mit besonderer
Berücksichtigung des afrikanischen Lateins, S. 145), das
sicher auch Cyprian de spectac. 9 (Append. 11, 13 Hartei)
gebrauchte: globum lunae temporum cursus incrementis suis
decrementisque signantem (so der Codex Z saec. XIV und
v saec. XV), wo ich nicht mit Hartei zwei Handschriften
des 15. Jahrhunderts (p, r), die detrimentisque bieten,
folgen möchte.
directim: Apul. de deo Socr. prol. (S. 2, 18) lapidem directim
caesum. — CI. 90, 15 latitudo directim recipit sectionem.
Aehnlich gebraucht das Wort auch Macrobius.
dispudet aus dem Sprachgebrauche der Komiker aufgenom
men von Apul. de mag. 63, S. 73, 14 non uos tot calum-
niarum tandem dispudett — CI. 172, 5 non dispudet auctor
huius sententiae exemptae animae corporalitatis capessere
indicium? Auffällig ist hier die (durch alle Handschriften
bezeugte) sonst nicht belegbare persönliche Construction
mit folgendem Infinitiv; unrichtig ist bei Georges unsere
Stelle als Beispiel eines folgenden Accus, cum Infin. an
geführt, denn selbst wenn man mit den früheren Heraus
gebern auctorem läse, so wäre der Accusativ doch zu
dispudet gehörig und nicht Subject zu capessere.
equidem in Verbindung mit der zweiten und dritten Person
gebraucht, findet sich bei Plautus, nicht mehr bei Terenz.
Von Plautus hat es Apuleius übernommen (Fronto ge
braucht equidem nach ciceronianischem Sprachgebrauche
nur in Verbindung mit der ersten Person), der es aber
so nur in den Metamorphosen gebraucht: I, 1, S. 1, 13
haec equidem ipsa uocis immutatio . . respondit; II, 13,
S. 26, 9 quam olim e. exoptatus nobis aduenis; III, 27,
S.' 54, 17 quod corollis roseis e. recentibus fuerat ornatum;
IV, 2, S. 57, 16 quos e. fragrantes . . rosas laureas appel-
446
En gelb recht.
lernt; V, 1, 8. 79, 22 ut e. illud recte uideatur . . Ioui
fabricatum caeleste palatium; VII, 9, S. 122, 30 quorurn
poterit unus magnis e. talentis, ut arbitror, puellam istam
praestinare; VIII, 10, S. 141, 3 istud e. certe . . concedas
necesse est (vgl. Jordan, Kritische Beiträge zur Geschichte
der lateinischen Sprache, S. 325, der überhaupt den Ge
brauch dieser Partikel in der archaischen und classischen
Zeit erschöpfend behandelt, dagegen die späteren Schrift
steller mit Ausnahme des Apuleius leider nicht in den
Kreis seiner Untersuchung gezogen hat). Die zahlreichen
Belege aus Claudian für die Verbindung von equidem mit
der 2. oder 3. Person sehe man in meinem Index zu Clau
dian nach. Das so häufige Vorkommen dieses Sprach
gebrauchs bei Claudian erklärt sich aus der Nachahmung
des Apuleius, während vereinzelte Beispiele sich bei vielen
späteren Schriftstellern finden.
ergo igitu'r war eine im Volksmunde wahrscheinlich stets be
liebte Verbindung, wie dies der Gebrauch bei Plautus zeigt,
von dem sie Apuleius hat, aber nur in den Metamor
phosen (I, 5, S. 3, 29. II, 18, S. 29, 5. 28, S. 35, 18. III, 19,
S. 50, 3. IV, 2, S. 56, 26. V, 11, S. 85, 20. VII, 9, S. 122,
25. 15, S. 125, 30. 19, S. 128, 13. IX, 17, S. 165, 12.
22, S. 168, 15. 39, S. 179, 8. X, 3, S. 183, 7. 35, S. 204,
26. XI, 5, S. 208, 9. 21, S. 218, 17. 28, S. 223, 26).'
Aus Letzterem möchte man wohl schliessen, dass die Ver
bindung in der niedrigen Vulgärsprache Afrikas zu Apu
leius’ Zeit noch lebend war, denn hätte sie dieser blos
aus der Lcctiire des archaischen Latein geschöpft, so
wäre nicht einleuchtend, warum er sie nicht auch, oder
vielmehr gerade in seinen sorgfältiger stilisirten anderen
Schriften (vgl. Jordan, Kritische Beiträge, S. 325; Sittl, Die
localen Verschiedenheiten der lateinischen Sprache, S. 82)
angewendet haben sollte. — Claudian hat ergo igitur
111, 9 und 173, 8 (G auch 148, 4). Bei Salvian de
1 Sämmtliche von Kretschmarin a. a. O. S. 102 beigebrachten neun Stellen
aus den anderon Schriften haben in Wegfall zu kommen, da sie nur
irrthflmlich angeführt sein können und wahrscheinlich als Belege für
atenim dienen sollten (vgl. Koziol, Stil des Apuleius, S. 145).
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
447
gubern. clei IV, 22 liest man: ergo ut ad superiora redea-
mus: qukl est. igitur etc.
exhinc bei Georges als drcah, eigqgsvov aus Äpul. met. XI, 24,
S. 220, 29 exhinc (= hierauf) festissimum celebraui natalem
sacrorum angeführt, hat CI. 19, 1 (s. die praefatio meiner
Ausgabe pag. XXV) multa exlvinc deriuare poterit, wie
man sieht, mit veränderter Bedeutung; ebenso Enno-
dius 292, 10 exhinc digressi bonarum rerum in rege lau-
datis ajfectum (vorausgeht illud iure praeloquerentur exor-
dium). Dagegen wie Apuleius gebraucht es Sidonius
epist. IX, 16, S. 172, 59 L. nullum cito cogar exhinc pro-
mere carmen und Jordanes 114, 19 M.
flaccere in übertragener Bedeutung Afran., Ennius, Apul. de
mag. 25, S. 33, 22 cur uestra oratio rebus fiaccet, strepitu
läget? — CI. 31, 21 sententia flaccente. Uebrigens schreibt
auch Cicero in einem Briefe (ad Quint, fratr. 2, 14, 4)
Messala flaccet.
fringultire wird transitiv und in übertragener Bedeutung ge
braucht von Apul. de mag. 98, S. 109, 9 audisti priuignum
meum läx singulas syllabas fringultientem und ebenso von
CI. 137, 3 cernas liic alium Luter ructandum quasdam sug-
gillatiunculas fringultientem ab alio laudari. Intransitiv in
übertragener Bedeutung haben es Laevius, Plautus, Fronto,
Apuleius und Sidonius (die Stellen bei Georges).
geometrica, ae Apul. flor. 18, S. 31, 2 nach den besten
Handschriften (Krüger, geometriae Hildebrand). — CI. 105,
10; 204, 27 (in Verbindung mit arithmetica und musicä);
174, 4 geometricam sine radio docuit; nirgends findet sich
bei Claudian geometria. Derselbe gebraucht auch astro-
logica, nicht astrologia 81, 7; und so (aber als neutr.
plur.) scheint auch Sidonius epist. V, 2 (79, 8) zu schreiben
sein, obwohl die Handschriften astrologia bieten, wenn
man bedenkt, dass die Worte arithmetica — geometrica
— musica — dialectica vorausgehen und noch arcMtecto-
nica — metrica folgen. Ausserdem hat geometrica der
Uebersetzer des platonischen Timäns Chalcidius als genaue
Wiedergabe des griechischen yecopezQr/.rj.
illectamentum bei Georges dncif, slgrpievov aus Apul. de
mag. 98, S. 108, 8 meretricis blandimentis et lenonis patris
448
Engelbrecht.
illectamentis captus findet sich auch de mag. 102, S. 113, 5
qui Apuleium dicitis animum Pudentillae magicis illectamentis
adortum. — CI. 127, 5 non arbitrans fore quempiam in-
lectamentis fallaciarum corporalibus obsistere solitum. Auch
CI. 23, 8 blandimenta lenocinantia erinnert an obige Stelle
des Apuleius.
impendio mit einem Verb verbunden gebraucht Apuleius,
obwohl er unter den späteren Autoren es nicht allein
hat, doch mit Vorliebe, so met. II, 18, S. 29, 4. X, 4,
S. 184, 3; flor. 18, S. 31, 10; de deo Socr. 20, S. 23, 7;
de mag. 3, S. 6, 9. 15, S. 22, 3. 32, S. 42, 21. 61, S. 71, 15.
— CI. 24, 15 animaduerti ül impendio molientem opelli ipsius
auctorem; 37, 9 non i. emolienda sunt, quae per se labascunt.
interminus übtr. auch Ausonius und Symmachus; jedoch
Apul. de mundo 1, S. 107, 10 (caelum) dierum noctiumque
curriculis agens stellarum choros intermino lapsu finem
nulla aeui defectione factura ist das deutlich erkenn
bare Vorbild für CI. 149, 10 (sidera) intermino linea-
rum tramite in id ipsum sine f ine redeuntia gewesen.
interspergere belegt Georges nur mit zwei Stellen aus
Apul. met. V, 15, S. 87, 30 interspersus rara canitie und
de mag. 40, S. 50, 11 sunt plurima (remedia) in aliis
omnibus rebus eodem naturae munere interspersa atque inter-
seminata. — CI. 35, 2 non interspergat sinceritati ueritatis
ignorantia praesumptiosa mendacium.
medullitus: Plaut., Enn., Varro, Amm., Apul. met. VII, 2
S. 118, 17 m. ingemere, X, 25, S. 197, 23 m. dolore com-
motus, flor. 18 extr. summis m. uiribus contendunt ainbo:
uincitur neuter, Cyprian 305, 15 m. conceptus ignis. —
CI. 176, 17 eo mihimet hisce inanibus respondere admodum
labori est, quia nihil istic quicum congrediar, nihil fest)
quod medidlitus eruam. Einen Begriff der dieser bildlichen
Ausdrucksweise hier zu Grunde liegenden Vorstellung
mag geben C'l. 205, 5 erui atque euelli infixa animo meo
n'equit declamationum tuarum suauitas. Es ist also me
dullitus gleich einem ex intimo animo. Ausserdem haben
das Wort von den Galliern Sid. VIII, 7, S. 134, 5 me
dullitus aestuare und Ennod. 380, 19 se medullitus inserens
(catharrus) gebraucht.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
449
momentarius von Apuleius mit Vorliebe verwendet, wie m.
maritus (met. V, 12, S. 86, 4), m. uita (met. II, 29,
S. 36, 14), w. salus (met. IX, 1, S. 155, 23), hat gewöhnlich
die Bedeutung ,nur augenblicklich = zeitweilig, vorüber
gehend' (Georges), jedoch einmal auch ,augenblicklich,
schnell' Apul. X, 25, S. 197, 29 momentarium uenenum
(schnellwirkend). Dieselbe Bedeutung lässt sich bei CI.
148, 18 uices et spatia temporum et moras dierum momen-
taria mundi creatio non admittit statuiren, vgl. auch Pa-
pinian. dig.' 34, 1, 8 ea res praesentem ac momentariam
curam iniungit.
moribundus in der Bedeutung ,sterblich' hat ausser Vergil
Aen. VI, 732 moribunda membra noch Apul. de deo Socr. 4,
S. 8, 17 immortalibus animis, moribundis membris. 1 Nicht
hieher möchte ich (gegen Hildebrand [vgl. dessen Note
zu de deo Socr. 4] und Georges) Apul. de mag. 50, S. 60,
19 moribundo corpore cessante animo cadunt rechnen, da
hier die gewöhnliche Bedeutung deutlich vorliegt. — CI.
56, 3 humanum corpus terrenum scilicet atque moribundum.
multimodus: Apuleius, der für mit multus zusammengesetzte
Adjective grosse Vorliebe zeigt (vgl. multicolorus, multi-
forabilis, multiiugus, multimodus, multinominis, multiscius,
multiuagus, mulMuius), hat auch multimodus met. X, 29,
S. 200, 26 und de dogm. Plat. I, 7, S. 68, 20. Auch der
Afrikaner Augustin hat es nicht selten; Sid. II, 13, S. 38,
5 multimoda suspiria. — CI. 64, 6 multimoda sectio, 101, 9
m. doctrinae, 105, 4 m. ueritas ratiomim, 142, 4 m. ueri-
tatis gladius (hier neben gladius auffällig, jedoch ist die
naheliegende Aenderung multimodae ueritatis gl. trotz
der Analogie 105, 4 nicht nothwendig). Zu streichen je
doch ist das Citat Claud. Mam. epist. 1, p. 781, 2 Migne
(S. 198, 7) bei Georges, da hier, abgesehen von der hand
schriftlichen Gewähr, die durch et verbundenen folgenden
Worte miseris perinde causis der Concinnität halber für
multis modis sprechen (Lütjohann in der Ausgabe des
1 Augustin, de ciu. dei XXI, 13 init. ist aus Vergil geschöpft: hinc est
Maronis illa sententia, uhi cum dixisset de terrenis corporibus moribundis-
<pue membris etc,
450
Engelbrecht.
Sidonius — denn jener Brief Claudians ist nur in der
Briefsammlung des Sidonius erhalten — edirt freilich
auch multimodis [S. 53, 19], indess bieten die besten
Handschriften LMTCF multis modis [nur P l hat multi
modis]). Zudem könnte multimodis nicht, wie Georges
angibt, Adverbium sein, sondern wäre höchstens als zu
causis gehöriges Adjectiv zu fassen.
obirasci iindet sich nach Livius und Seneca bei Apul. de
mag. 3, S. 6, 10 impendio commoueri et obirasci und dor. 17,
S. 26, 9 cessantibus obirasci. ■—• CI. 189, 6 oro quaesoque
non obirascaris mihi, nach ihm Alcim. Avitus 121, 16 non
nobis obirascantur.
opulens wird von Apuleius bevorzugt und gewöhnlich noch
mit einem Synonym verbunden, so inet. X, 19, S. 194, 4
matrona quaedam pollens et opulens, de deo Socr. 22,
S. 25, 1 omnia afßuentia, omnia opulentia, omnia ornata,
met. VIII, 15, S. 143, 30 castellum frequens et opulens. —
CI. 184, 11 opulens negotium et dites causae ad dicendum
proliciunt.
periclitari mit dem Genetiv verbunden hat nur Apul. VIII,
31, S. 154, 15 liic ego me potissimum capitis periclitatum
memini. — CI. 20, 16 quoniam, si in kis secus aliquid, ego
conscriptionis penclitabor, sed tu editionis. Auch periclita-
bundus, eine uox Apuleiana, ist met. III, 21, S. 51, 22
mit dem Genetiv sui verbunden.
praecisio in der eigentlichen Bedeutung = ,das Beschneiden,
das Abschneiden', war bisher nur bekannt aus Apul. met.
I, 9, S. 6, 7 ea bestia ab insequentibus se praecisione geni-
talium liberat. — CI. 72, 9 haec talibus non inesse uel de
ossium sectione et capittorum atque unguium praecisione
cognöscimus.
praesentare se scheint zuerst von Apuleius met. VI, 1, S. 100,
10 Iuno sese praesentat gebraucht. —• CI. 143, 10 per quem
(spiritum) Paulus apostolus absens toto corporeo sui Corin-
thiis potuit praesentari. Der Ausdruck mag übrigens im
gallischen Latein damals schon grössere Verbreitung ge
habt haben (vgl. das französische presenter und Auct. pan.
Maxim, et Const. 3, 4, Peiper’s Index zu Alcimus Avitus,
Hartel’s Index zu Ennodius).
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
451
proquiritare zuerst Apul. de mag. 82, S. 91, 19 epistulam
saepe aperiens proquiritabat. — Auf offenbarer Nach
ahmung dieser Stelle beruhen CI. 19, 7 opusculum illud
sine auctore proditum et usquequaque proquiritatum und
Sidon. epist. VIII, 6, S. 131, 14 per ipsum fere tempus, ut
decemuiraliter loquar, lex de praescriptione tricennii fuerat
proquiritata. Letztere Stelle scheint den Schluss zu ge
statten , dass proquiritare ein dem Zwölftafelgesetze ent
nommener Ausdruck war, denn nur 'auf dieses Wort kann
sich das ut decemuiraliter loquar beziehen. Georges er
klärt im Lexikon decemuiraliter zwar durch ,nach Art der
decemuiri (stlitibus iudicandis) 1 , jedoch vermag ich nicht
einzusehen, warum Sidonius gerade an diese Behörde ge
dacht haben soll; mir scheint es viel natürlicher zu sein,
an die decemuiri legibus scribundis zu denken. Ausserdem
ist es für den alterthümelnden Apuleius sehr bezeichnend,
dass er ein Wort wieder in die Literatur einführte, was
aus jener archaischen Rechtsquelle stammte. Merkwürdig
ist nur, dass dieses Wort sich in den bisher bekannten
Glossarien nicht findet, während doch das Verbum Sim
plex, dessen Gebrauch in der Schriftsprache sich durch
alle Jahrhunderte verfolgen lässt, oftmals als Glosse be
gegnet (vgl. Loewe’s Prodromus, S. 316).
scaeuus in übertragener Bedeutung wird von Apuleius mit
auffallender Vorliebe angewendet: met. II, 13, S. 25, 25
sc. fortuna; IV, 19, S. 68, 5 sc. euentus; X, 17, S. 192, 31
sc. praesagium; X, 24, S. 196, 30 sc. riualitas (?). — Clau-
dian hat es stets (34, 16 s. sententia, 55, 21 s. iudicium,
132, 1 s. praedicatio) in der Bedeutung pxngeschickt, ver
kehrt, unrichtig', und zwar von Sachen angewendet.
spectamen in der Bedeutung ,Anblick' Apul. met. IV, 20,
S. 68, 28 miserum funestumque spectamen aspexi, met. VII,
13, S. 124, 30 cerneres nouum et memorandum spectamen. —
CI. 149, 14 suntne haec omnia genti mortalium uel coniuentia
usui uel iucunda spectamini? Nach Claudian hat es der
Gallier Alcimus Avitus 129, 15 uideris illic spectamen egre-
gium und carm. IV, 408 Peiper.
sudis gebraucht Claudian 25, 2 in der Bedeutung ,Steinspitze
(hervorstehende Steine)': (loca) quae uel hwnioris assidui
452
Engelbreclifc.
subterluuione cedentia uel leui prono lubrica uel cauo pen
dula uel sudibus aspera sunt — eine andere Auslegung
dieser Stelle halte ich nicht für zulässig. Höchst wahr
scheinlich hat Apul. met. VII, 17, S. 127, 16 nec saxeas
tantum sudes incursando contribam ungulas obige Bedeu
tung verschuldet.
suggestus im bildlichen Sinne gebraucht Apul. met. V, 6,
S. 82, 5 neue se de tanto fortunarum suggestu pessum deiciat.
— CI. 204, 29 haec in landein tuam suggestui sunt, was
einem liaec tibi laudis suggestui sunt oder mit Beibehaltung
der Construction haec in laudis tuae suggestum sunt gleich
kommt.
terriculamentum ist eine Neubildung des Apuleius (de deo
Socr. 15, S. 18, 18 inane ternculamentum bonis hominibus
und de mag. 64, S. 74, 8 omnia sepulcrorum terricula-
menta), die dessen gallische Verehrer Claudianus (104, 21
nisi terriculamenta quaedam scientiae profundioris ostenta-
visset) und Sidonius (epist. VII, 1, S. 103, 14 prodigiorum
terriculamenta') getreulich aufgenommen haben.
trifarius zuerst bei Apul. de mag. 49, S. 59, 20 causam mor-
borum omnium trifariam percenset. — CI. 119, 9 quod non
et trifarium. subsistat et unum sit. Nach Claudian ge
brauchen es Cassiodorius und Fulgentius.
Ueberblicken wir diese Reihe einzelner Worte, deren
Beweiskraft in ihrer Totalität wohl von Niemandem wird be
stritten werden können, wenn auch ein oder der andere Aus
druck möglicherweise in weiteren Kreisen, als in den die
Sprache des Apuleius cultivirenden Rhetorenschulen, gang
und gäbe war, so ist die bewusste Nachahmung des Apuleius
bei Claudian hiemit genugsam bewiesen.
Die Schule, die die Nachahmung des Stiles des Apuleius
lehrte, musste natürlich auch aus dem Sprachschätze der alten
scenischen Dichter der Römer zu schöpfen angelegentlich em
pfehlen. Claudian hat diese Lehre getreu befolgt, und des
halb sagt auch Sidonius, dem als Zeitgenossen gerade darüber
das competenteste Urtheil zustand, von den Schriften Clau-
dians (epist. IV, 3): noua ibi uerba, quia uetusta. Wir stellen
nunmehr
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
453
Archaische Worte bei Claudian
zusammen, wobei wir den Begriff archaisch möglichst weit
auffassen, indem wir darunter solche Worte verstehen, die
in der vorclassischen Zeit gang und gäbe waren, dann aus
der Literatur verschwanden und erst in nachclassischer Zeit
daselbst zu einem künstlichen Leben wieder erweckt wurden.
Freilich werden manche derartige Ausdrücke im Volksmunde
stets fortgelebt haben.
aliquantulum als Adverb Plaut., Ter., Gellius. — CI. 20, 8
tertius (Über) a. in sui primordio argumentatur, 198, 4 ut
te uel aliquotiens aliquantulum conuenirem.
altrinsecus s. oben.
blanditer Plaut., Titinius com. — CI. 184, 12 (causae) paehe
blanditer obui.ae suapte specie describi sese quaesunt; nach
ihm Alcimus Avitus 133, 30 P.
concipilare wird durch ,mit aller Begierde ergreifen, an
sich reissen' von Georges, Klotz u. A. erklärt und dafür
Plaut. Truc.. 2, 7, 61 und Naeu. com. bei Paul, ex Fest.
62, 6 citirt. Die Plautusstelle lautet bei Schöll: etiam,
scelus uiri, rn.ini.tare, quem ego iam iam iam concipulabo,
die Vulgata hat: quem ego offatim iam iam iam conci-
pilabo. Auf diesen Vers bezieht sich die Glosse (des
Cod. Vatican. 3321) bei Mai auct. dass. tom. VI,
pag. 517 a: concipulabo • concidam minutatim. Man sieht,
dass für Plautus mit der Bedeutung ,ergreifen, an sich
reissen' nichts anzufangen ist (vgl. Löwe im Prodromus,
S. 278), denn der Sinn und Zusammenhang verlangt
an obiger Stelle für concipulare die Bedeutung von c.on-
cidere, vgl. in derselben Scene Vers 52 und besonders
65 offatim te machaera conficiam, wo machaera conficiam
dem Sinne nach sich mit concipilabo x vollständig deckt.
Auch die Etymologie empfiehlt diese Bedeutung, indem
das Wort von capulare (capulus) abzuleiten ist. Es ist
1 De Vit erklärt concipilabo durch corrypiam, lacerabo, discerpam, wovon
die erste Erklärung falsch ist, dagegen die beiden anderen den rich
tigen Sinn wiedergeben (freilich unter Aufgebung einer das Etymon des
Wortes streifenden Paraphrase).
454
Engelbrecht.
nicht allzukühn, anzunehmen, dass capulus = Griff des
Schwertes, auch das Schwert, den Säbel selbst bezeichnet
haben kann; deshalb hat capulare bei Anthim. 75 die
Bedeutung ,abschneiden': buc,eilas capulatas et minutas
(ähnlich capellare bei Anthim. 43 assae ita ut capellentur
partes, wo einige Handschriften auch capulentur haben,
sowie umgekehrt an der vorigen Stelle capellatas), ebenso
bei Hieronymus in psalm. 118 tolle, capula, seca (vgl.
Paucker, Supplem. lex. lat., S. 62). Ausserdem erklären
zahlreiche Glossen capulare durch scindere, desecare, abscidere
u. s. w. (vgl. Löwe a. a. 0.). Concipilare bei Plautus ist
ein volksthümlicher Ausdruck, den wir im Deutschen
genau wiedergeben durch unser triviales ,zusammensäbeln,
niedersäbeln'. Höchst interessant ist nun, wie dieses sel
tene Wort bei Claudian auftaucht, wo auch über die Be
deutung kein Zweifel entstehen kann (142, 6): fas est
multimodo ueritatis gladio falsiloqui ceruiculam salubri
concisione concipilari. Woher hat nun Claudian dieses
seltene Wort? Möglicherweise direct aus Plautus, aber
wahrscheinlicher ist für mich, dass Apul. met. IX, 2,
S. 156, 11 das Vorbild abgab: nec dubio me lanceis Ulis
uel uenabulis, immo uero et bipennibus, quae facile famuli
subministrauerant, membratim compilassent, wo schon Lipsius
concipilassent conjicirte, obwohl die neueren Editoren
sich gegen diese Emendation ablehnend verhalten. In-
dess schon membratim spricht zu deutlich für concipilassent,
und ich verstehe nicht, wie man mit compilassent ( =
,durchprügeln, durchbläuen' Georges) auszukommen ver
mag : wie vertragen sich die lanceae, venabula und die
bipennes mit dieser Bedeutung? Und sollte der wuth-
verdächtige Esel blos durchgeprügelt werden? Gewiss
nicht, sondern man hätte ihn in Stücke zerhauen, wenn
er nicht geflüchtet wäre. Zweifellos ist also concipilassent
herzustellen und ebenso zweifellos bezieht sich die Glosse
bei Mai a. a. 0. concipulassent 4 minutatim concidissent auf
unsere Apuleiusstelle. Das Letztere hat schon Götz (in
Lowe’s Prodromus, pag. XIII) richtig gesehen. Götz mag
auch Recht haben, wenn er met. VII, 18, S. 128, 7 occi-
piens a capite immo uero et ipsis auriibus totum me concipi-
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
455
labat (so Lipsius, compildbat Handschriften und Editoren),
caedit fusti grandissimo zu schreiben räth, obwohl man
hier auch mit compilare (= durchprügeln) vollständig aus
reicht und concipilare eigentlich nur in der Bedeutung
von concidere, desecare, nicht aber im Sinne von caedere
(fusti), wie es hier zu fassen wäre, bis jetzt belegt ist.
— Wie capulare verschiedene Bedeutungen hatte, so ist
es begreiflich, dass auch concipilare noch Anderes be
zeichnet hat. Bei Paulus ex Fest. 62, 6 heisst es: conci-
pilauisti dictum a Naeui.o pro corripuisti et inuolasti, ebenso
in der Glosse bei Löwe, Prodromus, pag. XIII conciplet ■
corripiat, vgl. das Simplex capidare iuuencos Col. 6, 2, 4
und c. piisces Mela 2, 5, 7. So mag also auch bei Apul.
de mag. 96, S. 106, 18 concipilare richtig sein: an inua-
sisse me domum Pudentillae et conciqnlare bona eins tu magis
dolere debes (mehrere Handschriften compilare), nur darf
man nicht mit Grötz a. a. 0. diesem concipilare dieselbe Be
deutung wie in den obigen Beispielen vindiciren, sondern
wird hier die von Festus aus Naeuius überlieferte Be
deutung anerkennen müssen.
creper in übertragener Bedeutung Pacuv., Accius, Varro»
Lucrez, Avienus, Apuleius, s. oben.
deliramentuni Komiker, Fronto, Apul. de mag. 29, S. 38, 12;
flor. 3, S. 4, 5, Cyprian. •— CI. 137, 11 de summis rebas
deliramenta quaedam mussitant. Das Wort ist übrigens
bei den Kirchenschriftstellern nicht selten (vgl. Paucker,
Supplem. lex. lat., S. 179).
dispudet s. oben S. 445.
eguidem s. oben S. 445.
ergo igitur s. oben S. 446.
flaccere s. oben S. 447.
intro inspicere Plautus. — CI. 29, 24. 95, 16. 171, 1.
itidem spielte in der Sprache der Komiker eine grosse Rolle,
eine nicht geringere bei Claudian, der es an 21 Stellen
(vgl. den Index meiner Ausgabe) gebraucht.
labascere Plaut., Ter., Acc., Varro, Lucr. (die Stellen bei
Sittl in Wölfflin’s Archiv I, 492, denen z. B. August, de
quantitate aniiu. XXIV, 46 hinzuzufügen ist). — CI. 37, 9
non impendio em.olienda sunt, quae per se labascunt, 109,
T
456 Engelforeclit.
21 uideris ne sententia tibi placitci labascat. Nach Claudian
gebrauchte das Wort Sidonius V, 10 (85 ; 11) und Enno-
dius 167, 16. 269, 17 Hart. Für unrichtig halte ich Sittl’s
Ansicht, dass labesco stets nur eine Nebenform von labasco
ohne Bedeutungsdifferenz sei. Denn wenn Rutin. Orig, in
epist. ad Rom. 9, 32 qiiod tempus labescentibus quotidie
diebus appropiat sagt, so ist klar, dass hier eine Inchoativ
form zu labi und nicht zu labare vorliegt; ebenso liegt
es mit labescor (labiscor), wo Diorned. S. 344, 21 ausdrück
lich sagt: item lapsor iteratiuum, inclioatiuum labiscor, prin-
cipale eorum est labor. Auch Aldhelmus laud. virg. 50
in luxiim labescit kann nur so gedeutet werden. Dass
von einem Deponens eine active Imperativform gebildet
wurde, ist nicht auffällig, man vergleiche augeri — augescer'e,
generari = generascere; ebensowenig ist labescere neben
labesci befremdend, man vergleiche nur fatiscere neben
fatisci (vgl. auch Paucker, Supplem. lex. lat., S. 441). Wir
kommen übrigens auf das Wort noch später bei Be
sprechung der dem Claudian und Sidonius gemeinsamen
selteneren Worte zurück.
malum s. oben S. 440. Eine reiche Stellensammlung aus den
Komikern bietet Lorenz zu Pseud. 236.
medioximus — medius Plautus. — CI. 183, 4 medioximum
quiddam naturae incorporeae, sed creatae, ebenso Sidonius
IX, 3, (152, 11) und Alcimus Avitus 97, 3 medioxima
uirosis amoenitas.
medullitus s. oben S. 448.
in meutern est mihi ist eine den Komikern eigene Phrase (vgl.
Wagner zu Ter. Ileaut. 986). Dieselbe glaube ich auch bei
CI. 96, 7 cum autem tibi in meritem est cogitationis et amoris
tui hersteilen zu sollen, wo ich früher mit den Handschriften
mente edirte. Der Genetiv bei dieser Phrase lässt sich
wohl durch kein zweites Beispiel belegen, ist aber durch
das analoge uenit mihi in meutern alicuius rei gerechtfertigt.
mussitare ,leise sprechen, in den Bart brummen' Plaut, (s.
Lorenz zu Plaut, mil. 310), Liv., u. a. — CI. 23, 7 dam
m., 137, 12 deliramenta quaedam mussitant (ist in dieser
Bedeutung als transitives Verbum bisher noch nicht nach
gewiesen).
I
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
457
numquidnam Terenz (vgl. Spengel zu Anclr. 235). — CI. 31
23 numquidnam terra uulneris plagam sentit und so 46, 9.
157, 11. 204, 4. Uebrigens bemerke icli, dass das Wort
auch bei Augustin sich nicht selten findet, z. B. de quan-
titate animae Y, 7. XII, 21. XXIX, 57. XXXI, 64. Auch
Cicero hat es (vgl. Hellmuth in den Act. sem. phil. Er
lang. I, 111); bei ihm aber ist quidnam vollgültiges Pro
nomen, während es bei den späteren Schriftstellern ohne
Einfluss auf die Satzconstruction bleibt und numquidnam
zur blossen Fragepartikel herabgesunken ist, vgl. num
quidnam terra uulneris plagam sentit,
opus est mit dem Accusativ Plaut., Cato. — CI. 65, 15 adten-
tiorem mihi lectorem opus est (wo der beste Codex M am
Rande mit rothen Lettern die Bemerkung sic Plautus hat).
pdrciter Pompon, com. 179. — CI. 19, 17 modeste ac moderate
et quam potidt parciter praelibauit.
pessumdare Plaut., Tcrent., Sallust., Ovid u. A. — CI. 36, 6
pessumdetur e medio, qui te incautum respergit infamia, 203,
18 pessum porro dedit cum doctrina uirtutem. Ueberhaupt
liebte Claudian das Adverb pessum, indem er auch ein pes
sum facere bildete 136, 11 pessum facientes salubria sua.
plusculum als Adverb Plautus. — CI. 206, 7 aliquo for-
sitan plusculum familiariter, vgl. 184, 18; ebenso Sidonius
epist. III, 3, S. 42, 28 quid, ego istaec iusto plusculum
garrio? IV, 16, S. 67, 26 plusculum recto secus, VII, 17,
S. 124, 6 plusculum iusto corpore infirmus, in dem Briefe
vor carm. XXII disparatis aequo plusculum locis und
Alcim. Avit. 142, 16 plusculum iusto.
praepedimentum Plaut. Poen. 475. — CI. 199, 14 nulla cuius-
quam praepedimenti occasi.o praetendi potest, ebenso Sido
nius epist. VII, 8 S. 112, 6.
publicitus in übertragener Bedeutung Plant., Caecil. com.,
Apul. met. I, 10, S. 6, 19. III, 16, S. 48, 17. (X, 29,
S. 200, 4.) flor. 9,'S. 12, 13. de mag. 14, S. 20, 21. —
CI. 189, 17 edito pro sententia tua aliquid publicitus lec-
titandum.
quaesere archaische Form, von der sich im classischen Latein
nur quaeso und quaesumus erhalten hat; jedoch CI. 184,
12 describi sese quaesunt.
Sitzungsbor. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. II. Hft. 30
458
E n g e 1 b r e c li t.
quidum Komiker (Brix zu Plaut, mil. 277, Lorenz zur most.
115). —• CI. 137, 7 e socordi turba periculum periclitabere:
quidum? inperito quippe nihil quidquam iniustius, wo clie
letzten aus Ter. Adelpli. 98 entnommenen Worte zeigen,
dass der Schriftsteller mit Absicht gerade ein aus der
Komikersprache entlehntes Wort anwendet.
quopiam = ,irgendwohin* haben Plaut, most. 966 uide ne
forte q. deuorteris und Ter. eun. 462 ituran, Thais, quo-
piavn es? Claudian dagegen verwendet quopiam sogar als
Relativum 109, 19 quopiam igitur uideamus euadas.
uspiam übertragen = ,in irgend einer Sache* Plautus. — CI. 92,
5 quid mihi pvodent uspiam, 128, 14 a magistro u. in hac
eadem causa dissensit, 141, 11 estne aliquid, quo abhinc
locorum u. progrediaris (hier keineswegs local!); dagegen
in der gewöhnlichen localen Bedeutung 168, 2. 199, 5.
— Sid. V, 7, S. 83, 3 quorum si nares afßauerit uspiam
robiginosi aura marsupii, vgl. IX, 11, S. 161, 17.
Ausserdem finden sich noch folgende Worte des archai
schen Lateins, aus deren Gebrauche allein man zwar nicht
auf directe Nachahmung der archaischen Schriftsteller schliessen
dürfte, weil ihr Vorkommen sich fast in jedem Jahrhunderte
und bei den besten Stilisten statuiren lässt, die jedoch im Verein
mit den eben angeführten Ausdrücken allerdings einiges Ge
wicht haben. Es sind dies: inpraesentiarwm 37, 10. 88, 3.
104, 16. 139, 12. 177, 17. 184, 16. 203, 14 (vgl. über den
anderwärtigen Gebrauch dieses Wortes Wölfflin im Philol.
XXXIV [1876], S. 147 f.), oppido sowohl bei Adjectiven und
Adverbien (24, 4. 105, 8. 124, 23) als bei Verben (24, 18.
169, 9, vgl. betreffs des sonstigen Gebrauchs Wölfflin, a. O.
S. 151), sodes 146, 4; über cedo adverbiell gleich einem age
s. oben S. 444, in der gewöhnlichen bei Cicero so häufigen Be
deutung hat es CI. 136, 10 cedo mihi nunc illos.
Nachdem nach dem eben Besprochenen, wie ich glaube,
über die stilistischen Vorbilder Claudians kein Zweifel mehr
obwalten kann, gehen wir daran, das Verhältniss des genus
dieendi Claudians zu dem des begabtesten Vertreters der Form
gewandtheit in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts, wie
Teuffel mit Recht den Freund und Zeitgenossen Claudians
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
459
Sidonius nennt, zu schildern. Schon an einer früheren Stelle
wurde bemerkt, dass bei Sidonius sich ebenso sehr wie hei
Claudian die Schreibweise des Apuleius geltend mache (dieser
Gegenstand verdiente eine genauere Untersuchung) und wurde
daraus von uns der Schluss gezogen, dass beide Männer einen
ziemlich ähnlichen rhetorischen Unterricht genossen haben
müssten. Jedoch nicht nur in der Nachahmung des apuleiani-
schen Stiles begegnen sich beide, sondern sie haben auch so
vieles Andere im Ausdruck gemeinsam, dass auf eine Einwir
kung der Individualität des einen auf den anderen nothwendig
geschlossen werden muss. Wer war aber da der Lehrer, wer
der Schüler? Da Claudian um das Jahr 474 starb, da er bei
Sidonius epist. IV, 11 nuper ereptus genannt wird (vgl. über
die Chronologie der Briefe Baret’s Ausgabe S. 123—145), sein
Werk aber ungefähr ums Jahr 468 dem Sidonius widmete
(Baret S. 132), vor welche Zeit nur ein ganz kleiner Bruch-
tlieil der Briefe des Sidonius fällt, so war Claudian jedenfalls
der ältere von beiden; wenn man noch bedenkt, dass Sidonius
in jenem Briefe (IV, 11) eines literarischen Cirkels Erwähnung
thut, in dem Claudian als Präses und Leiter der wissenschaft
lichen Disputationen fungierte, die anderen Theilnehmer aber
als lernbegierige Jünger geschildert werden, so hat jedenfalls
Michael Fertig Recht, wenn er — freilich ohne irgendwelche
Angabe von Gründen — behauptet (C. Sollius Apollinaris
Sidonius und seine Zeit, Programm von Passau 1848, S. 9) ;
,Beide standen im wissenschaftlichen Verbände, doch so, dass
Sidonius mehr der Jünger von Mamertus war.
Wir handeln nunmehr von der
Stilähnliehkeit des Claudian und Sidonius.
Wir widmen gerade diesem Punkte einen eigenen Ab
schnitt, weil wir die Hoffnung hegen, dass aus der vergleichenden
Gegenüberstellung des Lateins zweier gleichzeitiger und lands-
männischer Schriftsteller auch manches Streiflicht auf die
Sprache der betreffenden Zeit im Allgemeinen fallen wird.
A.
An auffallenderen Wendungen, Phrasen oder anderem
Derartigen findet sich Folgendes bei beiden Autoren:
30*
460
Engelbrecht.
Sid. ep. I, 9, S. 15, 14 seine moneo praeque denuntio mit
folgendem Conjunctiv, auffallend wegen des adverbiellen
Gebrauchs von prae, findet sich ebenso bei CI. 137, 9
moneo praeque denuntio aut palam loquantur aut taceant.
Sid. II, 10, S. 34, 3 tu modo fac memineris multiplicato me
faenore remunerandum. — CI. 205, 19 modo tu fac me
mineris docendi munus tibi hereditarium fore.
Sid. II, 13, S. 38, 6 refugit celeritate diuitias deliciasque
regales. — CI. 203, 17 deliciis et diuitiis seruiens; über
die Häufigkeit dieser Verbindung vgl. Wölfflin im Archiv I,
383, wo aber die Claudianstelle fehlt. Es ist übrigens
bemerkenswerth, dass, nach den dort beigebrachten Stellen
zu schliessen, dieser Keim sich hauptsächlich (ausser bei
Cyprian) bei gallischen Schriftstellern findet. Den Schluss
daraus für die Aussprache hat bereits Wölfflin gezogen
(a. 0. S. 363).
Sid. III, 2, S. 40, 30 ad hoc aut aggeres saxis asperos aut
fluuios gelu lubricos aut colles ascensu salebrosos aut
uallis lapsuum assiduitate derasas. — CI. 25, 1 quae
(loca) uel liumoris adsidui subterluuione cedentia
aut leui prono lubrica uel cauo pendula uel sudibus
aspera sunt. Das gemeinsame Vorbild für beide Stellen
war wohl Apul. de deo Socr. prob S. 2, 21 (s. oben S. 438).
Sid. I, 2, S. 4, 19 sic tarnen quod illic nec organa hydraulica
sonant; III, 3, S. 42, 24 sic tarnen quod nec ossa tumul-
tuarii caespitis mole tumulabant; II, 9, S. 31, 16 sic
tarnen quod . . stilus Ms religiosus inueniebatur; vgl.
I, 8, S. 13, 11 ita tarnen quod te loquax turba circumsilit;
III, 13, S. 50, 3. 51, 1; III, 14, S. 51, 22; IV, 21, S. 72, 11
und 14; VII, 9, S. 113, 3; VII, 14, S. 121, 26; IX, 2,
S. 150, 9; IX, 12, S. 162, 5. — CI. 49, 8 sic tarnen
quod nonnullae inrationales animantes prae hominibus uigent
acumine uidendi; 135, 6 sed sic sustinet reprehensionis
stilum, quod non patitur detrimenta meritorum; 95, 2
sic ad illum accedit, quod a te utique non recedit. Quod
mit dem Indicativ nach sic, tarn, ita statt ut consecutiuum
ist überhaupt eine auffallende Erscheinung .des gallischen
Lateins im 5. Jahrhundert, da wir es auch bei Saluian
s. Paujy’s Index) und Alcimus Avitus (s. Peiper’s Indices
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
461
zur Prosa und zu den Gedichten) finden; vgl. darüber
auch Paucker, Subrelictorum lexicographiae latinae scruta-
rium, S. 25 Note und Goelzer, Etüde lexicographique et grarn-
maticale de la latinite de Saint Jerome, Paris 1884, S. 381.
Sid. III, 11, S. 47, 8 carebit nostrum naeuo loquacitatis
officium; V, 3, S. 79, 25 caritas ncteuum tarn miserae
suspicionis eliminet, vgl. VIII, 11, S. 141, 1. — CI. 35,
19 non caret naeuo suspicionis biceps ista prolociLtio.
Vgl. naeuus reprehensionis bei Alcim. Avit. 124, 17.
Sid. III, 4, S. 43, 9. II, 10, S. 33, 12 secl istinc alias. —
Ch 31, 6 secl istinc alias (vgl. 123, 18 sed hinc alias).
Auch der Gallier Ennodius im 6. Jahrhundert hat einmal
sed istinc alias und fünfmal sed hinc alias (s. Hartel’s Index).
Sid. III, 13, S. 50, 21 haec ossium ramosa compago. — CI. 174, 23
quae neruorum origines quaaue compacjo, quae ossuum
coitio quaeue compactio. An der Stelle des Sidonius
hätte übrigens Ltitjohann aus M T ossuum aufnehmen
sollen; Claudian hat nur ossuum (72, 9. 174, 24).
Sid. IV, 7, S. 58, 26 baiulus apicum sedulo precatur, vgl.
VII, 8, S. 112, 6. — CI. 23, 8 ut ignaros rerum sedulo
precentur.
Sid. IV, 12, S. 64, 10 quantum naufragioso pelcigo conformis
est motus animorum. — CI. 23, 15 naufrcigiosum pela-
gus disputationis, vgl. bei Ennodius 234, 18 cogitationum
pelagus, 444, 15 narrationum pelagus.
Sid. IV, 14, S. 66, 16 unde liquido patet und II, 10, S. 35, 8
liquido claret. — CI. 59, 25 patet enim liquido, 172, 13
liquido patuit, vgl. liquido claret 76, 2. 79, 2. 89, 15.
150, 7. Auch Ennodius schreibt liquido patuit 391, 12.
Sid. IV, 23, S. 74, 3 nil deprecatus errorem. — CI. 48, 8
ueniam deprecaturus erroris (oder wie oben S. 440 ver-
muthet wurde, meum deprecaturus errorem).
Sid. V, 2, S. 79, 5 uigilax lector inueniet ueriora nomina
Camenarum, vgl. VIII, 11 S. 141, 15. — CI. 173, 11 uigi-
lacem uigilantemque simul quaero lectorem.
Sid. V, 10, S. 85, 10 corporis decoramenta currentis aeui
profectu defectuque labascunt. — CI. 28, 5 (deus detri-
menta non sentit augmentaue non recipit): adficiuntur autem
media uel profectu uel defectu.
462
Engelbrecht.
Siel, ibid., S. 85, 18 solam tibi acrimoniam Quintiliani pom-
pamque Palladii comparari non ambio. — CI. 206, 1
Gracchus ad acrimoniam . . Fronto ad poinpam tibi
usui sint.
Sid. VI, 11, S. 101, 2 ipse rectius praesentanea coram nar-
ratione patefaciet. — CI. 135, 13 (Euchenum) praesen-
taneis coram disputationibus cognitum.
Sid. VII, 4, S. 107, 14 uiderit, qua conscientiae dote turgescat,
qui se ambientibus rigidum reddit: ego tarnen morum illius
aemulator essepraeelegerim. —• CI. 137, 16 faxint tarnen
isti quod foret libitum: ego uero praeelegerim ab istis
cum Eucherio reici.
Sid. VII, 13, S. 119, 19 eum magis occupat medulla sensuum
quam spuma uerborum. — CI. 123, 5 in inperitas aures
uerborum puerilium spumas exspuunt.
Sid. VII, 14, S. 120, 20 si humana substantia rectius mole
quam mente censenda est. — CI. 107, 17 formicae et
cameli animas utrumnam prouidentia an mole eens er es?
Sid. II, 8, S. 30, V. 12. VIII, 1, S. 126, 4. 14, S. 145, 25.
IX, 13, S. 162, 26 hinc est quod, ebenso CI. 25, 23.
45, 4, 18. 70, 17. 82, 24. 112, 2. Auch Venant. Fort,
hat es fünfmal (s. Leo’s Index), Alcim. Avit. carm. II, 303
und Ennoclius 487, 3. Zahlreiche Stellen für inde est quod
bietet Paucker (suppl. lex. lat. 374) aus Seneca, Plinius
Secundus u. A. Auch Augustin hat hinc est quod z. B.
de quant. animae XVI, 27, ebenso Salvian z. B. gub. dei
VI, 54 (von Pauly leider nicht beobachtet).
Sid. VIII, 7, S. 133, 23 trutina iudicii, ebenso CI. 146, 5
(vergleiche bei Ennodius das so häufige lanx iudicii 28, 8.
34, 1. 75, 16 und libra iudicii 359, 9).
Sid. VIII, 13, S. 145, 13 nisi faceret ad Christum de circum-
cisione transfugium. — 01. 189, 14 non pigeat a trans-
fugio refugium facere.
Sid. IX, 9, S. 159, 5 cuius ita dictis uita factisque dupliciter
inclaruit; vgl. VII, 2, S. 105, 16 sancti Eustachii actutum
dicto factoque gemina benedictio. — CI. 122, 8 quo
(saeculo) dictis factisque caelitus editis eotenus religio
conclamata est,
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
463
Zu den Worten Claudians 22, 2 inludent inperitos, quae
maxima turba est merkte ick an: uerba quae maxima turba
est hexametri clausula esse uidentur. Diese Vermuthung be
stätigt sich, indem die Worte aus Sidon. carm. V, 515
coeperat ad rupis medivm, quae maxima turba est
entlehnt sind, wenn nicht vielleicht für beide eine andere ge
meinsame Quelle anzunehmen ist. Claudian konnte sie aus
dem Panegyricus des Sidonius entlehnen, da dieser bereits 458
verfasst war (vgl. Sirmond’s Note zu carm. IV).
Ein interessantes Beispiel, wie durch eine Vergleichung
der Sprache des Sidonius mit der Claudians manche bisher
nicht genügend erkannte oder beachtete Eigenthümlichkeit ins
rechte Licht gesetzt werden kann, liefert Claud. 146, 20 si
distant magis quam dijferant inter pnmum secundumque caelum,
quaero quid rei sit verglichen mit Sid. ep. III, 7, S. 45, 15
quia, etsi barbarus in hiberna concedat, wage differunt quam
relinquunt semel radicatam corda formidinem; so edirte Liit-
johann, dessen adnotatio critica also lautet: relinquunt scripsi,
relinquant LMC, reliquant P, relinquent F (in T fehlt der ganze
Brief). Wer wird aber zweifeln, dass das handschriftlich best
beglaubigte relinquant zu ediren ist, da doch auch Claudian
in ganz derselben Weise nach magis quam das verglichene
Verbum in den Conjunctiv setzte?
Ein weiteres Beispiel ähnlicher Art mag hier seinen Platz
linden. Bei Claud. 20, 16 liest man: quoniam, si in his secus
aliquid, ego conscriptionis periclitabor, sed tu editionis. Alle
Handschriften haben hier sed, was jedoch die früheren Heraus
geber wegliessen. Bei Sidon. ep. I, 11, S. 20, 12 heisst es:
etenim sufficere debere, quod satirae obiectio f'amam mihi parasset,
[sedl sibi infamiam. So liest man in Lütjohanns Ausgabe mit
der Anmerkung: ,sed uulgo secl/ Also auch hier haben alle
Handschriften das sed bewahrt; wird man nunmehr, wo die
analoge Claudianstelle bekannt ist, wagen, dem sed hier seine
Berechtigung abzusprechen? Auch bei Ennodius finden sich Bei
spiele eines merkwürdigen Gebrauches von sed (s. Harte!'s Index).
Als Gegensatz zu homo gebraucht Claudian stets belua,
■so 49, 8 qui sensus homini beluaeque communis est (auch
68, 19. 71, 15. 173, 12); desgleichen Sid. IV, 17, S. 68, 14
*quanto antecellunt beluis homines,
464
Engelb reclit.
Bemerkenswert!! ist ferner, dass Claudian und Sidonius
Sallust stets nur unter dem Namen Crispus citiren, so CI. 130,
12 und 206, 2 (nacli unserer nothwendigen Verbesserung für
das handschriftliche Chrisippus) und Sid. ep. V, 3, S. 79, 26
(ut Crispus uester ciffirmat), carm. II, 190 (qua Crispus brevitate
placet), carm. XXIII, 157 (et te qui breuitate, Crispe, polles).
Aehnlich nennen beide Vergil gewöhnlich Maro, vgl. Sid. ep. IV,
11 ut est illud Maronianum (ebenso V, 5. u. ö.) und CI. 108, 4
hinc etiam tibi Maronianum illud obicerem. Ferner erwähnen
beide die Aristotelicae categoriae (CI. 69, 4 und Sid. ep. IV,
1, S. 53, 3). Schon Teuffel hat bemerkt (§. 466, 16), dass
Sidonius in den Briefen die Anhäufung von Autorennamen der
alten Zeit liebt (vgl. ep. IV, 3, S. 54, 23. VIII, 11, S. 141, 18;
übrigens auch z. B. in dem Panegyricus carm. II, 182 ff.):
auch hierin gleicht er Claudian (vgl. dessen Brief an Sapau-
dus, S. 205, 30 ff.).
B.
Von einzelnen charakteristischen Worten, die sich bei
Claudian und Sidonius gemeinschaftlich vorfinden, sind folgende
zu nennen (wenn nichts anderes angegeben ist, findet sich das
betreffende Wort, beziehungsweise die betreffende Bedeutung,
nur bei diesen beiden Autoren):
acescere in übertragener Bedeutung gebraucht CI. 22, 6
acescentis semper liuoris intentio und ähnlich das Stamm
verbum Sid. VII, 6 (109, 25) pectori suo catholici mentio
nominis acet. Das Inchoativum in eigentlicher Bedeutung
gebraucht Sid. carm. V, 341 (ganeaque perenni) pressus
acescentem stomäckus non explicat auram, ep. III, 13, S. 50,
15 alarum specubus kircosis atque acescentibus.
aequiternus nur CI. 112, 12 quae tria simid aequiterna sem
per indiuidua ubique et ubicumque tota unus deus sunt;
122, 19 unarn summam aequiternam indiuisam diuinitatem
und Sid. VIII, 13, S. 145, 14 praeuidens sese per aeterna
saecula aequiterna supplicia passurum. Ich kann übrigens
hier die Vermuthung nicht unterdrücken, dass schon Apul.
de deo Socr. 3, S. 7, 14 dieses Wort gebrauchte: quos
deos Plato existimat naturas [incorporales] animales neque
fine ullo neque exordio, sed prorsus ac retro aeuiternas. Es"
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
465
kann nicht geleugnet werden, dass aequiternas der be
zeichnendere Ausdruck wäre (= vor- und rückwärts
gleich ewig). Uebrigens habe ich das Citat nicht nach
Goldbacher’s Recension angeführt, sondern nach der hier
entschieden richtigeren Text bietenden Lütjohann’s (Apulei
de deo Socratis liber ed. Chr. Ltitjohann, Programm des
Gymnasiums in Greifswald 1878).
ampliuscule nur CI. 188, 9 illud ampliuscule sermocinati
sumus und Siel. VIII, 16, S. 148, 6 si aliquid insuper a.
scribi depoposcisset. Dagegen ist das dazugehörige Ad-
jectiv &Vra£ elgguevov bei Apuleius de mag. 75, S. 86, 1
homo miser ampliuscula fortuna deuolutus.
authentici subst. = auctores scriptnrae sacrae im Allgemeinen
oder die Aposteln (Evangelisten) im Besonderen fehlt bei
Georges; es steht CI. 138, 4 sicut a philosophis ad tractatores,
sic a tractatoribus ad auihenticos gradurn consequa ratione
faciamus (CI. bediente sich zur Beweisführung nacheinander
Stellen aus heidnischen Philosophen, aus christlichen
Kirchenlehrern [tractatores] und endlich aus der heiligen
Schrift, besonders aus dem heiligen Paulus [authentici];
ebenso Sid. VII, 9, S. 112, 23 tarn per auihenticos quam
per disputatores. Es geht der Gegensätze wegen nicht
an, an beiden Stellen zum Adjectiv authenticus etwa liber
zu ergänzen, wozu man sonst leicht geneigt wäre (authen
tici libri hat Hieronymus, vgl. auth. uolumina Claud. 143,
11. 145, 24).
congvuere mit dem Infinitiv CI. 182, 22 quid itidem congruit
uel in disputationem uocare reticenda uel reticere proposita
und Sid. VIII, 11, S. 139, 11 quod eo congruit ante narrari.
conscius mit einem Adverb (male) verbunden belegt Georges
nur aus Justin. 2, 5, 7 midieres male sibi consciae; CI. 25,
13 si bene conscius disputas (= bonam liabens conscientiam).
Sid. I, 7, S. 10, 19 tamquam sibi bene conscio ipsa quo-
dammodo elementa famularentur; VI, 9, S. 100, 3 neque
quisquam etiam sibi bene conscius plus facere praesumpsit;
IX, 3, S. 151, 23 anima male sibi conscia und Ennodius
carm. II, 147, 5 concludor sied bene conscia tegrnine busti.
conscriptio — ,das Abfassen, die Abfassung* Augustinus, Ar-
nobius. — CI. 20, 15 ego conscriptionis periclitabor, sed tu
466
E n g e 1 b r e c h t.
eclitionis, Siel. VIII, 1, S. 126, 16 sicut adhibendam in con-
scriptione diligentiam, ita tenendam in editione constantiam.
Sid. VII, 18, S. 124, 15 nil de libelli huiusce conscriptione
medÜari, vgl. IX, 12, S. 162, 20.
consequus nur CI. 138, 5 gradum consequci ratione facere und
Sid. VII, 14, S. 121, 33 consequa paginae parte reserabitur.
coram positus im Sinne von praesens CI. 83, 2 ut coram po-
sita non uideat, ut iuxta sonantia non audiat und Sid. III,
9, S. 46, 9 inter coram positos aequanimiter obiecta discin-
<jitis; V, 7, S. 82, 4 ut idem coram positus audisti, VI, 4,
S. 97, 16 auctoritas personae, opportunitas praesentiae tuae
inter coram positos facile ualebit, ebenso VII, 4, S. 107, 10.
14, S. 122, 13. Positus entspricht hier dem griechischen
äv oder dem sonst sich nicht selten lindenden lateinischen
constitutus (vgl. Petschenig’s Index zum Victor von Vita,
S. 151) und mag dafür besonders in Gallien gebräuchlich
gewesen sein, 1 denn auch Alcimus Avitus (s. Peiper’s
Index) und Ennodius haben coram positus und andere
ähnliche Verbindungen an zahlreichen Stellen (vgl. Har-
tel’s Index, S. 693 s. u. ponere).
cordax, cordacitus. Eine Neubildung Claudians scheint
cordax — cordatus zu sein 171, 22 cordax quippe iudex
rite uictum censet qui pro sui inbecillitate par uictis est,
die durch das bei Sid. IV, 6, S. 57, 27 sich findende
Adverbium cordacitus bestätigt wird: siquidem prudentibus
cordacitus insitum est uitare fortuita, so LM i 7' 1 bei Lilt-
johann, cordicitus die übrigen Handschriften, wie auch bisher
gelesen wurde. Dass cordicitus nicht direct von cor, cor-
dis, sondern von cordax abgeleitet ist, leuchtet ein, da
von cor nur corditus gebildet werden konnte. Es mag
übrigens auch cordicitus existirt haben und wurde dies
vielleicht nach falscher Analogie mit Rücksicht auf radi-
citus mordicitus (doch siehe über diese Form Bücheier
in Wölfflin’s Archiv I, 105) gebildet. Jedenfalls ist aber
für Sidonius cordacitus die richtige Form.
1 Vgl. bei Sidonius I, 5, S. 6, o Romae positus; II, 4, S. 28, 3 procul
p.'; IV, 17, S. 68, 21 in longinquo p.; VI, 12, S. 101, IG 'longe p.; VII, I»
S. 107, 16-, VII, 7, S. 111, 2; VII, 15, S. 122, 22 5 VIII, 4, S. 129, 24 5
VIII, 9, S. 136, 17.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
467
diastema CI. 92, 7 planorum siderum diastemata uel circu-
lorum uias uel singulorum interualla rimari micl Sid. VIII,
11, S. 142, 5 clementem planeticorum siderum globum in
diastemata zodiaca prosper ortus erexerat, vgl. praefatio zu
carm. XIV und carm. XV, 64; sonst nur von dem Musik
intervalle gebraucht.
finalis gleich finitus ,begrenzt' war bisher nur aus der Sprache
der Juristen bekannt (bei Paucker suppl. lex. lat. S. 286
werden die verschiedenen Bedeutungen confundirt). -—•
pl. 112, 22 habet certum magnitudinis modum quidquid
finale est, 113, 1 (mundi moles, quia ex finitis est conpacta
corporibus) procul dubio ipsa finalis bst, ebenso 115, 8
und Sid. VII, 14, S. 120, 21 secundum corpulentiam per
spatia quamuis porrecta finalem, VIII, 14, S. 145, 25
sanctorum laus diffusa meritorum stringi spatiis non est
contenta finalibus.
foetere in übertragener Bedeutung Plaut. Cas. 599 foetet tum
mihi sermo. — CI. 76, 21 inlocaliter illi fraglat aequitas,
foetet iniquitas und Sid. IV, 14, S. 66, 13 aliquid de negle-
gentia fetet.
hydrops in übertragener Bedeutung CI. 167, 8 qui postquam
hydrope superbiae tumuit (sc. diabolus) und Sid. IX, 9,
S. 156, 25 ecquaenam est cuiquam peritiae ceruix tanta
quiue hydrops? Leo vermuthet auch Venant. Fortun.
VIII, 3, 330 atque uoluptatis morbida crescit hydrops (statt
hydrus, da auch Append. 9, 16 die Handschrift ydvos für
hydrops bietet).
insolubilitas: die Bildung des bei Greorges als &Vra§ eipryiivov
aus Sid. IV, 11, S. 62, 16 quaestionum insolubilitas auf
geführten Substantivs mag durch das in gleicher über
tragener Bedeutung öfter bei Claudian vorkommende Ad-
jectiv insolubilis (133,19 i. argumentatio, 155, 5 i. Syllogismus,
121, 15 insolubilia argumenta; in eigentlicher Bedeutung-
gebraucht 91, 14 i. leges) vorbereitet worden sein.
iudicialiter Julian bei Augustin, Cassiodor. — CI. 31, 1 ad-
ficiens salubriter aliqua, iudicialiter aliqua adfici sinens und
Sid. V, 15, S. 88, 7 bybliopölam ueslrum non gratiose sed
iudicialiter expertus insinuo, VII, 14, S. 121, 2 qui amicos
ludificabundi non tarn iudicialiter quam oculariter intuentur.
468
Engelb recht.
labascere s. auch oben S. 455. — CI. 37, 10. 109, 21. Siel. V, 10,
S. 85, 11; gleich ivohl scheint bei Sidonius labescunt zu
schreiben sein: praeteruolantia corporis decoramenta curren-
tis aeid profectu defectuque labescunt, wo labescere (In
choativform von labi) ein Synonym mit praeteruolare und
currere wäre und bekanntlich liebt Sidonius eine solche
Häufung von Synonymen.
longiuscule Augustin. — CI. 24, 2 longiuscule quam uolui prae-
fatus sum, Sid. VIII, 11, S. 143, 3 longiuscule me progredi
amor impulit.
mediare intransitiv als Particip = ,dazwischentretend' ist bei
Georges nur durch je eine Stelle aus Claudian und Sidonius
belegt; es steht übrigens CI. 22, 15 qui utrumque a se odio
mediante longinquant, 150, 19 cui congruum est inter ima
uel summa tui tamquam mediante substantia uel ivfra de-
spicere corpus imuni uel supra conspicere deum summum, 172,
13 patuit eundem nulla mediante substantia aeterna contueri,
Sid. IX, 3, S. 151,7 quod inter obstrictas affectu mediante per-
sonas asperrimum est, weiters bei Alcimus Avitus 101, 2 me
diante religione (vgl. 126, 30 P.) und Ven. Fort. XI, 1, 26 ut
tolleret reconciliator se mediante scandalum, ib. append. 13,
12 Christus pectora uestra sacer se mediante liget. Dass
fast stets die Form mediante sich findet, 1 ist mehr als
blosser Zufall und lässt auf einen fast nur mehr sozu
sagen präpositionellen Gebrauch des Wortes schliessen,
wie absente und praesente, weshalb Ter. eun. 649 absente
nobis sagen konnte. Aus mediante, das sich im italieni
schen ganz intact erhielt, wurde das französische moyen-
nant. Auffallend ist es mir, dass der nach Claudian
lebende Gallier Ennodius das Wort gar nie gebraucht
haben soll, weshalb es naheliegend ist, die bei Hartei
aufgeführten Stellen für medicante (von medico[rJ) auf ihre
Stichhältigkeit zu prüfen. 141, 14 dum remedia sua quaerit
affectio et aestum sollicitudinis conloquio cüpit medicante re-
leuari ist die einstimmige handschriftliche Ueberlieferung
nicht anzutasten und hat Sirmond mit Unrecht mediante
1 Indess liest, inan bei Alcimus Avitus 120, 30 huiun viediwniia vertice
rationis.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
469
edirt, da medicante zu remedia vortrefflich passt. Eben
so klar ist auch 324. 19 nec in profundum ductis ulceribus
ferro medicante succurreret; vielleicht ist auch 97, 16 ut
quicquid aegrum est medicante oratione curetis (für medica)
zu schreiben. Dagegen glaube ich 499, 24 mediante her-
stellen zu sollen; die Stelle lautet im Zusammenhänge:
itta sexum mentis firmitate durauerat,, dum in ea muliebris
inbecilla consilii de uirili ceperant auctoritate substantiam.
iam lapsibus ordinis sui doctrina mediante (Handschriften
medicante') repugnabat et translata in usus alteros feminarum
ridebat excessus. Jedenfalls muss man zugeben, dass die
Stelle mit mediante einen besseren Sinn giebt und Ennodius
an den übrigen Stellen medicante nur in der eigentlichen
Bedeutung, die doch für die fragliche Stelle nicht passt,
gebraucht. Auch Yenantius Fortunatus kennt mediante,
wie wir oben gesehen haben, und gebraucht auch medicante
VII, 1, 16 antea quo doluit te medicante caret und X, 10,
12 non ferro artifices sed medicante fidef was ich aus
drücklich deshalb bemerke, weil sich sonst leicht jemand
versucht fühlen könnte, medicante in übertragener Bedeu
tung als fast gleichbedeutend mit mediante anzunehmen
— eine Auffassung, die durch die strenge Auseinander
haltung beider Worte bei Yenantius Fortunatus hinlänglich
widerlegt wird. Als einziges Beispiel für die Verwendung
von mediante bei einem nicht gallischen Schriftsteller ver
mag ich August, epist. 98, 5 anzuführen.
medioximus = medius Plautus. —• CI. 183, 3 medioximum
quiddam naturae incorporeae, sed cretae sortita (anima), Sid.
IX, 3, S. 152, 11 inter spiritales regulas uel forenses me
dioximum quiddam concionari und Alcim. Avit. 97, 3 P.
nubigenus in den Lexicis als &W«s eiqqpevov aus Claud. 45,
17 liunc procellosum aerem et naturaliter nubigenum ange
führt, gebraucht auch Sid. carm. V, 237 nec plus nubigenum
celebrentur iurgia fratrum.
nuncupatim kann ich nur nachweisen bei CI. 137, 14 extra-
lientur etiam nuncupatim ex abditis tenebellarum und Sid.
1 Sed ul. carm. IV, 142 nec tibi pavaa salus domino med.icante, Maria, multi-
plici laesum curauit uulnere sensum.
470
Engelbrecht.
VII, 9, S. 115, 7 cum nullum pr ofer am nuncupatim, Sid.
IX, 16, S. 172, V. 81 quos nunc pia nuncupatim non ualent
uersu colvibere uerba.
obloquium Cassian. — CI. 137, 11 qui uel in niagnos uiros
obloquia uel de rebus summis deliramenta quaedam mussitant
und Sid. VII, 9, S. 114, 5 in quas me obloquiorum Scyllas
. . quorundam itos infamare conantum turbo coniecerit. Bei
Alcimus Avitus findet sich ebenfalls der Plural 80, 13
(Citat aus Sidonius) und carm. IV, 500.
peremptorias im juridischen Sinne. — CI. 154, 10 tamquam
peremptorie argumentatur (das Adverb auch Alcim. Avit.
14, 30) und Sid. VIII, 6 cuius (legis) peremptoriis abolita
rubrids lis omnis.
plectibilis Cod. Theodos. — CI. 22, 16 plectibile uitium, 32,
20. 140, 17 pl. sententia, Sid. IV, 6, S. 58, 19 pl. inuidia,
IV, 13, S. 65, 19 plectibilia occulta, VI, 1, S. 94, 7 pl.
uita, und das Adverb plectibiliter Alcim. Avit. 30, 25.
p o n t, ife x. Bischof, belegt Georges nur durch Sid. carm. XVI, 6,
wo es von Faustus, dem Bischof von Riez, gesagt ist. Doch
ebenso gebraucht es Claudian von Eucherius, Bischof von
Lugdunum 135, 17 magnorum saeculi sui pontificum longe
maximus; ausserdem noch Sid. VI, 1, S. 94, 14 von Lupus,
IV, 11, S. 63, V. 20 und V, 14, S. 87, 24 von Mamertus,
dem Bruder Claudians u. ö., ebenso Victor von Vita,
Ennodius u. A.
p o tentialiter Augustin. — CI. 91, 7 adtende (vadium) illic,
ubi localiter non est, potentialiter circulum ßgurare und
Sid. VII, 14, S. 121, 30 Philagrium cordis oculo semper
mspicio, cui me animus potentialiter notum morum simili-
tudine facit; aus diesen beiden Stellen, an denen poten
tialiter im Gegensätze zu localiter gebraucht ist, geht
hervor, dass die deutsche Bedeutung bei Georges ,kräftig,
nach Vermögen' unpassend ist.
praeeligere oder praeligere (vgl. praeeminere und praeminere)
bei Georges als «Vr. slq. aus Sid. VII, 4, S. 107, 16 ego
morum illius aemulator esse praeelegerim angeführt, steht
auch Sid. VIII, 13, S. 145, 10 fide praeelegit censeri Israe-
lita quam sanguine und CI. 138, 1 ego praeelegerim cum
Eucherio reici, 136, 13 ut extraneos mallent cum falsitate
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
471
praeeligere. Uebrigens findet sieb das Wort schon in der
Itala Psalm. 131,14 quoniampraeelegi (fjos'ciaägrjv) eam (Vul
gata eam; vgl. Rönsch, Itala und Vulgata, S. 210), dann
bei Cyprian 577, 1 carcerem ßde et uirlute praeligitis, von
Späteren gebraucht es Hilarius in ep. ad Galat. 70, Cas-
siodorus, Boetius und Hieron.(?) in psalm. 92: praeelegisti
eas (animas) ante constitutionem mundi (s. Gölzer, Etüde
de la latinite de S. Geroine, S. 184).
praepedimentum Plautus. — CI. 199, 14 und Sid. VII, 8,
S. 112, 6, s. oben S. 457.
praesumptiosus von Georges als an. sIq. aus Sid. I, 11,
S. 16, 15 citirt, steht auch Sid. IV, 22, S. 73, 21. VII, 4,
S. 107, 11. VII, 6, S. 108, 24 und bei CI. 35, 3. Dagegen
wird pruesumptuosus aus Salv. de. gub. dei VII, 33 (ohne
Variante), den Scholien zu Horaz und aus Fulgentius citirt,
und auch Sid. I, 1, S. 1, 6 ist diese Form besser be
glaubigt.
priuilegium caritatis Sid. IV, 18, S. 69, 17, gratiarum VII, 9,
S. 115, 1, numeri supradicti IX, 1, S. 149, 3, pr. innocentiae
et laudis CI. 32, 20, pr. scientiae 123, 4. 139, 8, pr. in-
localitatis 161, 22. Aehnliche Verbindungen finden sich
' bei Salvian und besonders Alcimus Avitus, dem Nach
ahmer des Sidonius.
propalare Commodian, Augustin, Orosius. — CI. 26, 1 quod
ista pagina propalatur eiusdemque auctor occultatur, Sid.
IV, 3, S. 54, 26 uolumen, quod tute super statu animae
propalauisti, Sid. VIII, 1, S. 126, 9 propter iam propalati
augmenta uolurrvinis, Sid. IX, 11, S. 161, 8 animus qaae
propalare dissimidat excolere detrectat; Salvian de gub. dei
VII, 78 hat propalata scelera.
prosecutio in der Bedeutung ,Schilderung, Ausführung, Aus
einandersetzung^ (vgl. das Verbum prosequi) fehlt bei
Georges. Dieselbe ist zu statuiren bei CI. 167, 16 necessarium
erit, ut tute cedas tibi et partem prosecutionum tuarum parte
subplodas, Sid. VIII, 6, S. 131, 17 haue (legem) primus
quem loquimur orator indidit prosecutionibus edidit tribuna-
libus, prodidit partibus addidit titidis und Ennod. 554, 1
prosecutionem meam, quam uere rusticam in Aratoris con-
mendatione contexui, felici tantum dicunt aliqui personae
472
E n g e 1 b r e c h t.
blanditam. Die ClaudiansteUe citirt wohl Georges, jedoch,
für die Bedeutung ,Fortsetzung', die es unmöglich hier
haben kann.
puerascere steht in der Bedeutung ,sich verjüngen' Auson. idyll.
4, 55 (XIII, 2, 55, S. 38 Schenkl): obductosque seni fades
puerascere (= repuerascere) sensus. Dieselbe Bedeutung
will Georges für Claud. Mam. 21, 11 tenellis adhuc in-
fantiae quondam suae persuasionibus in senectute puerascunt
(puerescunt ABDFHMRS) in Anspruch nehmen. Hier
ist aber puerascere im verächtlichen Sinne gebraucht: sie
werden im Alter zum Kinde, oder wohl noch richtiger
mit Aufgebung der Inchoativbedeutung: sie bleiben im
Alter noch Kinder. Ebenso sagt Sid. VI, 1, S. 94, 15
cum in grauitatis uestrae comparationem ipsa etiam grand-
aeuorum cor da puerascant (puerescant M 2 P), auch die
Herzen bejahrter Männer sind jung (kindisch) im Ver
gleich mit deiner Würde und Erhabenheit (diese Stelle
vermisst man bei Sittl, de linguae latinae uerbis incohativis
in Wölfflin’s Archiv I, 495). Dagegen steht repuerascere
in gewöhnlicher Bedeutung bei Sid. IV, 13, S. 65, 7
non iuuenescit solum, sed quodammodo repuerascit.
reponderare nur bei CI. 189, 8 tibi pro falsitate ueritatem
haud pari uicissitudine reponderaui und Sid. I, 4, S. 6, 2
reminiscaris uelle me tibi studii huiusce uicissitudinem re
ponderare (Salvian ad eccl. III, 26 sagt uicissitudinem re-
pensare), V, 1, S. 78, 4 tibi gloria repönderatur, IX, 11,
5. 161, 16 professio non praeter aequum repönderatur.
uenula in der Bedeutung ,Quellader' nur bei CI. 19, 2 quae
etsi angustis emanantia uenulis in niagnos tarnen amnes
exuberabunt und Sid. IV, 3, S. 56, 16 delicti huius mihi
gratiam facias, quod aliquantisper mei meminens arentem
uenulam flumini tuo misceo.
Schliesslich erwähnen wir, dass folgende für Claudian be
reits oben als der Komikersprache oder Apuleius entnommen
nachgewiesenen Worte sich auch bei Sidonius finden: autumare
Sid. carm. XV, 88. — deliramentum Sid. I, 1, S. 2, 6. —
exhinc Sid. IX, 16, S. 172, 59. — fringultire Sid. VII, 9,
S. 113, 8 presbyterovum sane paucis angidatim fringultientibus.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
473
— inpraesentiarum Siel. II, 3, S. 27,6. III, 6, S. 44,5. V, 9, S. 84,11.
VII, 9, >S. 115,14. VIII, 9, S. 135, 16. IX, 9, S. 157, 8. -— medullitus
VIII, 7, S. 134, 5 medullitus aestucire. — vmssitare I, 3, S. 5, 3.
VII, 9, S. 113, 8. VIII, 12, S. 144, 14. IX, 16, S. 171, 9. —
plusculum Adverb. Sid. III, 3, S. 42, 28. VII, 17, S. 124, 6.
— proquiritare Sid. VIII, 6, S. 131, 15. — terriculamentum
Sid. VII, 1, S. 103, 14. Ebenso erwähnt Sidonius die Brah-
manen VIII, 3, S. 128, 13 si ad Aethiopum gymnosophistas
Indorumque braemanas peregrinere. Da hier L P braemanas (so
Lütjohann), die übrigen Handschriften bragmanas haben, so
scheint mir die Schreibung mit g die von Sidonius herrührende
zu sein, da auch in allen Handschriften Claudians 130, 10
bragmanum und 204, 13 bragmanos überliefert ist, welche Formen
ich hätte in den Text aufnehmen sollen. Ebenso schrieb ja
auch Claudian 191, 5 dragmam für draclimam.
Wir haben bisher Claudians Werke nur von der formellen
Seite betrachtet: anhangsweise soll nunmehr auch über die
Quellen, aus denen Claudian seinen Stoff schöpfte, kurz
gehandelt werden.
Von den Kirchenschriftstellern, die über das Wesen der
Seele specielle Schriften hinterlassen haben, ist vorerst Tertul-
lian (liber de anima bei Migne II, 641) zu nennen, weiters
Lactantius (de immortalitate animae, Migne VI, 761), Ambrosius
(liber de Isaac et anima, Migne XIV, 501), besonders aber
Augustinus, der sogar in mehreren Schriften dasselbe Thema
erörterte: de immortalitate animae (Migne XXXII, 1021), de
quantitate animae (ib. 1035), liber de spiritu et anima (ib. XL,
779), de anima et eius origine libri IV (ib. XLIV, 475). Schon
Ebert (Geschichte der christlich-lateinischen Literatur, S. 452)
urtheilt richtig, wenn er, freilich ohne weitere Beweise vor
zubringen, schreibt: ,Die lebhaft vordringende Darstellung (bei
Claudian) erinnert an die der Dialoge seines Meisters Augustin.
Denn dass dieser zunächst sein Lehrer und Vorbild war, lässt
sich nimmer verkennend
Besonders die Schrift Augustins de quantitate animae
ist es nun, deren Benützung durch Claudian sich leicht erkennen
lässt. Wir wollen im Folgenden einige der bezeichnendsten
Sitzungsber. d. pbil.-liist. CI. CX. Bd. II. Hft. 31
474
E n g e 1-1) r e c h t.
Stellen aus Augustins Buche ausheben und durch Gegenüber
stellung des darauf bezüglichen Claudiantextes das gegenseitige
Verbaltniss klarlegen. Bei Auswahl derselben haben wir be
sonders die wörtliche Nachahmung im Auge gehabt, die sich
natürlich nicht so weit geltend macht als die stoffliche.
Augustinus de quantitate animae,
Migne XXXII, S. 1035 -1080.
1038, §. 6. prius abs te quaero,
utrum corpus ullum putes
esse quod non pro modo suo
liabeat aliquam longitudinem
et latitudinem et altitudinem?
1041, §. 10. nihil possum tale
(sc. longitudinem quae adhuc
nullam latitudinem assum-
pserit) cogitare: sienimfilum
araneae in animo constituero,
quo nihil exilius solemus
uidere, occurrit mihi etiam
in eo tarnen et longitudo per
se et latitudo et altitudo.
hanc igitur longitudinem me-
ram et simplicem lineam uoce-
mus.
ib., §. 12. aliud est enim cum
auctoritati credimus, aliud
cum rationi.
1045, §. 17. (longitudo) per
longum diuisionem non ad-
mittit: est ergo latitudine
praestantior.
1046, §. 19. ah ipso (puncto)
incipit linea, ipso terminatur
. . . deinde undecumque secari
linea potest, per ipsum seca-
Claudianus de statu animae.
88, 11. quod omne corpus lon-
gitudine longum sit . . neque
possit sic esse longum, ut non
latum simul altumque sit.
88, 13. quocirca sicut aiunt
etiamsi araneae filum cogi-
taueris, quia utique corpus
est, non solum longitudinem
cogitasti, habet enim pro modo
suo indissociabilem longitu-
dinis suae latitudinem a.t,que
altitudinem.
89, 4. liaec ergo de qua loqui
institueram longitudo cum
fuerit puncto inchoata puncto-
que finita . . linea dicitur.
89, 2. sed non idcirco tardiori-
bus desperandum est, modo
ut auctoritati cedamus, qui
rationem forte non capimus.
90, 7. punctum principaliter est
origo lineae, ab ipso incipitur
ipsoque finitur, cum punctum
nec oriri a quoquam pateat
nec finiri . . . ista ergo linea
quae transuersim secari potest,
scindi per longum non potest,
quia utique, si scinditur, habet
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
475
tur, cum ipsum omnino nul-
lam in se admittat sectionem.
10G5, §. 52. sed nunc fito quam
praesentissimus ad ista, quae
uolo.
1074, §.71. intendit se anima
in tactum et eo calida frigida,
aspera lenia, dura mollia,
leuia grauia sentit atque dis-
cernit. deiude innumerabiles
diffeventias sapovum odorum
sonorum formarum gustando
olfaciendo audiendo uidendo-
que diiudicat.
latitudinem, cum secanda est,
puncto caeditur, cum punctum
scilicet non caedatur. perfectior
ergo longitudo latitudine.
174, 13. nunc igitur adesto
totus et quam potis es prae
sens fito.
43, 11. tactu calentia frigentia-
que discernimus u. s. w. bis
44, 3.
68, 8. per minimam partem cor
poris, quod. est uisus, tota
(anima) simul accipit formas
■ ... et per gustandi sensum
tota diiudicat saporum diffe-
rentias et calida uel frigida
summo tantum digiti tota
discernit.
Aus der zuletzt angeführten Augustinstelle geht auch
hervor, dass Claudian 46, 14 aut ad sentienda aspera uel lenia
gustatui permittit aliquid tactus, und nicht wie G hat leuia ge
schrieben haben wird (vgl. auch 68, 4 tota tangit lenia quae-
que et aspera).
Endlich kann Augustins Tractat auf einen bei Claudian
vorkommenden, sonst fast unverständlichen Ausdruck einiges
Licht werfen. Man liest nämlich CI. 91, 15: tu mihi nunc
dicas uelim, si ista localiter conspicit anima, quid ca,usae est, ut
mihi aliquid rotundum, trigonum uel tetragonum in occidente de
corporibus formare molienti eadem sine tumore uel motu ratio
rotundi ttel quadri non desit,, cum eodem temporis puncto secundum.
eandem rotundi et quadrati legem in Oriente alius paria de cor
poribus ualeat, fabricare? Wie ist hier sine tumore zu erklären?
Man wäre fast versucht, eher an sine rumore zu denken, wenn
nicht eine Stelle bei Augustin de quantitate animae (S. 1049)
die überlieferte Lesart zugleich schützte und erklärte: (naturae)
quae ut ita dicam sine tumoribus esse intelleguntur. tumor enim
non absurde appellatur corporis magnitudo , quae si
magnipendenda esset, plus nobis profecto eleplianti saperent.
31*
476
Engolbrecht.
Diese hier aufgestellte Bedeutung für Claudian an obiger Stelle
verwerthet, stellt Alles vollkommen klar: sine tnmore gleich
sine corporis magnitudine oder kurzweg sine corpore steht für
das sonst gebräuchlichere Adverb incorporaliter, sowie sine
motu (sc. locali, vgl. 64, 14: tres esse motus stabilem inlocalem
localemque iam notum est . . inlocalis [motus] animae [est])
dasselbe bezeichnen soll, was sonst durch inlocaliter ausgedrückt
wird. Dass diese unsere Auseinandersetzung richtig ist, geht
bis zur Evidenz aus einer anderen, der obigen ganz analogen
Stelle Claudians hervor, wo es heisst (92, 20): cum trigonam
uel tribus punctis ac tribus lineis uel rotundam puncto uel linea
conformari incorporaliter atque inlocaliter (das obige sine
tumore uel motu) uideris. Aehnlich gebraucht Claudian das
Adjectiv tumidus 89, 20: cidus (sc. mundi) utique tumidae
localesque formae istarum inlocalium incorporaliumque
sunt imago formarum, wo tumidae das incorporalium zum deut
lichen Gegensätze hat.
Aus diesen Beispielen dürfte zur Genüge erkenntlich
sein, dass Augustin nicht nur allein auf den Inhalt des Werkes
Claudians, sondern auch auf die Form desselben von merk
barem Einflüsse war. Es wäre übrigens lohnend, die sprach
liche Einwirkung Augustins auf Claudian des Näheren zu unter
suchen. 1
Claudian seinerseits wurde wieder von Cassiodorius (de ani-
ma, Migne LXX, 1279) benutzt, vgl. Ebert a. a. 0., S. 487—490.
Auffallend ist, dass Claudian die Werke des doch nur
um wenige Decennien älteren berühmten Kirchenschriftstellers
Cassianus in Massilia so wenig kennt, dass er von einem
langen, im Briefe des Faustus citirten Stücke aus Cassians
Collationes (VII, 13), das Faustus mit den Worten: legimus
in quodam receptissimo patrum tractatu einleitet, die Worte
gebraucht (47, 21): testimonium nescio cuius auctoris. Vielleicht
ist übrigens diese Ignoranz nur eine fingirte, indem Claudian
vielleicht absichtlich von dem ,Anfänger der semipelagianischen
Richtung' Faustus gegenüber nichts wissen wollte.
1 So findet sich beispielsweise phimbei puglon.es, welches Claudian 187, 18
gebraucht, bei Augustin, c. Julian. Pelag. 1, §. 12, der es seinerseits
wieder wohl aus der Lecture des Cicero (de fin. 4, 48) haben wird.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
477
II. Specielle Eigentümlichkeiten (1er Sprache Claudians.
A. Claudians &Vra§ elgt/peva.
Dass Claudianus Mamertus eine hervorragende Stellung
in der Geschichte der späteren Entwicklung der lateinischen
Sprache einnimmt, zeigen am besten die zahlreichen Ausdrücke,
die theils als elgr]peva, theils öfters von ihm gebraucht
nur bei ihm allein sich finden. Die Zahl dieser Ausdrücke
ist überraschend gross, wenn man den geringen Umfang der
Schrift Claudians einerseits und das trockene philosophische
Thema andererseits in Erwägung zieht. Wir lassen nunmehr
diese Worte in alphabetischer Reihenfolge folgen (das Vorge
setzte j bedeutet, dass der Ausdruck bei Georges fehlt):
accessibiliter CI. 27, 13 quod in deo uirtus est et in homine
uirtus est hoc tantum dijferens, quod illic substantialiter
hic accessibiliter, 28, 12 eiusmodi bona adfectiones passibilis
dicit esse creaturae easdemque in deo essentialiter, non ac
cessibiliter , 35, 2 quod quibus adficitur creata substantia
substantialiter in deo sint, non accessibiliter. Dass hier
accessibiliter der Bedeutung nach Adverb zu accidens ist,
also einem per accidentiam, per accidens gleichkommt (vgl.
28, 13 accessio — accidentia), geht aus den Gegensätzen
substantialiter und essentialiter hinlänglich hervor; deshalb
ist die Bedeutung bei Georges ,hinzukommend' wohl
nicht geradezu unpassend, aber nicht ausreichend (vgl.
auch unten S. 508 und 509).
j adeotenus CI. 141, 9 adeotenus non est corpus anima, ut sit
imago diuina; eine Parallelbildung zu dem von Claudian
oft gebrauchten itatenus, vgl. unten S. 521.
aliquispiam CI. 176, 6 sed en aliquorumpiam qui interimunt
animas garrientibus nugis lentamur, vgl. unten S. 517.
alternamentum (= alternatio, ein bei Apuleius nicht selten
vorkommender Ausdruck) CI. 169, 25 sine alternamento
reciproci aeris et organo pectoris et tibia gutturis . . uerba
uocibus effice.
7 antetemporaneus CI. 145, 21 uerum illudunum antetemporaneum
caelum.
478
Engel br echt.
+ auersim CI. 89, 12 dnabus paribus lineis siue auersim positis
siue capite contingentibus figura non clauditur (auersim M,
aduersim die übrigen Handschriften),
f circumgarvire CI. 132, 10 hisce falsiloquiis circumgarrientibus
istiusmodi fert ille responsum.
collectim CI. 185, 6 collectim stnctimque et ueluti punctatim
sub mentis oculum redegi.
j conflictor CI. 189, 2 in fine huius libri ueniam petit a suo
conflictore; oder ist conflictatore zu schreiben, ein Wort,
welches zwar auch noch nicht nachgewiesen, aber durch
das bei Tertullian (adv. Marc. 2, 14) sich findende con-
Jiictatrix hinlänglich bezeugt ist?
disparascere CI. 171, 12 testimonium, quod a nobis disparascere
arbitrabaris, animaduertis nobiscum profectu disputationis
unescere.
f hipiam CI. 142, 3 quamquam nonnnllis locorum sicubi conduxit
harumpiam scripturarum testimoniis usus sim, vgl. unten
S. 518.
indiscriminabilis CI. 140, 14 uti sint et nego*io et sensu et
uerbo indiscriminabilia (indiscnminalia M).
indiscussibilis CI. 148, 6 indiscussibilis auctoritas doeet.
f indisiunctim CI. 55, 4 indisiunctim namque mox adicit.
ininitiatus CI. 82,6 operante atque administrante deo principali
potestate et stabili motione atque ininitiato substautiarum
cardine.
j inlaboriosus CI. 187, 21 in auras tela iacere et sine koste
pugnare cassa contentio est et uirium frustratio, quod ita
erit inglorium ut inlaboriosum (inlaboriosum CG, laborio-
sum die übrigen Handschriften und alle Herausgeber,
welche Lesart wohl auch einen Sinn gäbe, aber meiner
Ansicht nach einen verkehrten); übrigens ist inlaboriosus
noch durch die griechisch-lateinische freilich ungeschickte
Glosse äy.üucaog • inlaboriosus zu belegen.
inlocalitas animae CI. 64, 8. 68, 23.
j inluminabilis CI. 103, 19 quia sit ille (deus) lumen inlu-
minans et haec (anima humana) lumen inluminabile.
t intercaelestis CI. 147, 7 cuius elementum reglet intercaelest.is
uacid concauum.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
479
int erpol am ent um CI. 19, 19 sicque adiectis nostris aliquot sine
alienorum interpolamento finem Uber accepit.
f itatenus CI. 140, 13 duoqne ista itatenus uniantur, uti
sint indiscriminabilia, ebenso 143, 15. 171, 3. Dagegen
149, 14 per hoc itatenus corporeuni caelum, quia uidelicet
hominibus datum est, terra dicitur, 151, 21 excutiamus
utrum ex incorporeo corporeoue an ex utroque sit itatenus
nesciat, sicubi cum corpore an sine corpore sit raptus
ignorat (über clie Bildung vgl. unten S. 521).
localitas CI. 68, 6 mirum uidetur iuxta necessitatem localitatis
temporum quod anima totuni corpus tota uegetat, 159, 13
non hobis animam Lazari pro quadam abscedendi re-
deundique localitate ueluti quoddam corpus obpones. Es
ist übrigens sehr zu bezweifeln, ob erst Claudian und
nur er dieses Wort sowie das obige inlocalitas in die
Literatur eingeführt hat.
f m ans um CI. 205, 10 quod . . apicula caelitus deciduum haustu
capiens fabrefactis manso florigeris infundit filiorumque
fabricatrix uirginitatis suae feturam alit atque imbuit ubere
fauorum; die Worte fabref actis manso florigeris sind etwas
schwer verständlich, da sowohl, was unter florigeris, als
was unter manso zu verstehen sei, nicht augenblicklich
einleuchtet. Das Wahrscheinlichste scheint mir zu sein,
dass mansum dasselbe wie mansio (= Aufenthaltsort,
Wohnung, hier also Bienenstock; so auch De Vit im
Lexikon) bedeutet, florigeris für floribus steht und manso
Dativ zu infundit ist; quod ist natürlich nicht Pronomen,
sondern Conjunction (mit dem folgenden ita correspon-
dirend; sic — quod gebraucht Sidonius in dieser Weise
häutig, vgl. Paucker, Scrutarium, S. 25 Note).
meditatiuncula CI. 30, 7 iuxta propheticae locutionis exemplum
meditatiunculas suas autumat debere pensari. Wie sich
aus dem Wortlaut der Stelle ergibt, ist die bei Georges
angeführte Bedeutung ,eine kleine Vorbereitung' nicht
passend; aus dem Gegensätze iuxta propheticae locutionis
exemplum muss für meditatiuncula eine Bedeutung wie
oratiuncula (meditata) erschlossen werden.
nescientia CI. 157, 6 da nobis ueniam nolentibus disceru ne-
scientiam, 180, 18 nec te academicorum seniorum more
480
Engelbrecht.
nescientiam tuam scisse und im Plural 52, 5 pro una quam
polliceris scientia multorum nescientias adtulisse.
f opellum CI. 24, 15 animaduerto quibusdam circumlocutioni-
bus id inpendio molientem opelli ipsius auctorem (opelli
HLRS, oppelli ABDEFM, opelleCG). Wie von opera,
ae das Deminutiv opella (vgl. operula), so konnte von
opus, eris ganz gut opellum (vgl. * operulum, wie rex, regis
— regulus, caput, capitis — capitulum) gebildet werden.
Das Wort wurde von Claudian jedenfalls der Abwechs
lung halber neben opus (24, 5. 26, 10), opusculum (19,
6. 24, 10. 154, 6), pagina (24, 18. 26, 1. 188, 5), cliar-
tula (24, 3) gewählt, welche Ausdrücke sämmtlich zur
Bezeichnung jenes anonym erschienenen Briefes des
Faustus, gegen den die Schrift des Claudianus gerichtet
ist, dienen.
f obprobare CI. 32, 15 uide ne forsitan iste sit quem nobis ob-
probandum rere alti prolapsus erroris (opprob || andum L 2 ,
adprobandum G). Dass hier nicht adprobandum gelesen
werden könne, habe ich bereits in der Einleitung meiner
Ausgabe S. XLV auseinandergesetzt. Dass obprdbandum
von Claudian herrühre und nicht mit den Herausgebern
opprobrandum zu schreiben sei, habe ich dort gleichfalls
angedeutet. Ueber ,r r im Anlaut benachbarter Silben
im Latein' verdanken wir Bücheier einen sehr lesens-
werthen Aufsatz (Jahrbuch für Philol., Bd. 105 [1872],
S. 109ff.), der gezeigt hat, dass der übLaut im Anlaut
benachbarter Silben stets möglichst gemieden wurde; dass
aus demselben Grunde aus fragrare schon früh frdglare
entstanden sei, werden wir bald auseinandersetzen. Uebri-
gens ist für unsere Stelle gar nicht nothwendig, obpro
bare für identisch mit opprobrare zu halten, und scheint
vielmehr ein Compositum von probare, also obprobare gleich
improbare zu statuiren zu sein.
j perceptus CI. 37, 18 non tarn aliquid sibi perceptu mentis
cogmtum definisse.
per dagar e CI. 104, 15 philosophorum quoad potui uoluminibus
perdagatis und vielleicht ist auch 191, 11 so zu schreiben:
non tantum ea quae nunc ex philosophorum (vgl. die Prae-
fatio meiner Ausgabe S. XLVI) lectione percepi, uerum
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
481
etiam quae inde iam pridern per (dagata) memoriae reser-
uanda mandaui.
f perincatholicus CI. 24, 11 non perincatholicam praeferebat
etsi longe inpari disputatione senteutiam (pcirem catholicam
M, per incatholicam re'11.). Das Wort, über dessen Richtig
keit meines Erachtens kein Zweifel aufkommen kann, ist
um so kühner gebildet, als selbst incatliolicus nur sehr
selten vorkommt (nach Georges nur substantivirt im Plural
incatlwlici bei Cassiod. anim. 12).
j pessumfacere CI. 136, 11 qui ab liisce doctrinis degenera-
uerunt pessumfacientes salubria sua et alienis semet noxiis
obnoxiantes.
philosophomena, on CI. 19, 16 ex dialecticis et nonnullis, prout
interfuit usui, philosophomenon regulis, 130, 4 quid in
philosophomenon libris contendit (sc. Varro)? Das Wort
lateinisch zu schreiben berechtigt der O-Laut vor dem
Sufiixe, der an beiden Stellen ohne Variante über
liefert ist.
pondiculum CI. 112, 17 pondiculi trutinae certum est pondus,
deshalb eine interessante Form, weil sic die Form pondus,
i, die sonst nur durch den dcfectiven Ablativ pondo be-
• zeugt war, zur Voraussetzung hat. Zu pondus, eris ist
pondusculurn Deminutivform (bei Columella, Plin., Solin.).
f posticipare CI. 74, 20 anima uitam corporis nee anticipat
nec posticipat; es wäre interessant zu wissen, ob wir diese
Form blos dem Genius Claudians als Analogiebildung
zu anticipat verdanken, oder ob das Wort bereits längst
sich in dem lateinischen Sprachschätze vorfand. Fast
möchte icli das letztere vermuthen, da der erste Bestand-
theil des Wortes posti- deutlich auf das archaische poste
zurückweist (vergleiche antileha in der Glossensammlung
des Labbaeus und postilena Plaut. Cas. I, 1, 37).
praeeminentior der Comparativ nur CI. 42, 12 praeeminentior
ceteris sensibus uisus.
prolocutio fünfmal! CI. 31, 18 in isto comparationum ac pro-
locutionum genere, 35, 20 non caret naeuo suspicionis
biceps ista prolocutio, 108, 19 non te in hac prolocutione
sollicitet ambulandi cura, 139, 21 sitne aliquod pvolocu-
tionum harumee discrimen, 162, 15 tantam aduersantium
482
Engelbrecht.
repugnantiam prolocutionum st.upere me fateor. Daneben
gebraucht Claudian noch dreimal proloquium (33, 16.
167, 21. 170, 25).
promanare CI. 173, 15 (uisus animi) in radios porro usque
promanans.
f prosternitare CI. 134, 5 aucloritatis pondere et rationis
uiribus prosternitare (aliquem), vgl. die Praefatio meiner
Ausgabe S. XLIIf. Zur Bildung des Wortes vergleiche
die Reihen defendere — defensare — defensitare, scribere
— scriptare — scriptitare, ducere — ductare — ductitare,
currere — cursare — cursitare, ebenso prosternere — *pro-
sternare (vgl. consternare) neben prostrare ■—■ prosternitare.
punctatim CI. 185, 6 collectim strictimque et ueluti punctatim
sul mentis oculum redegi.
y quadrigonus CI. 195, 11 numquam erit, nt fignra circuli ex
duabus aut tribus lineis fiat aut quadrigona ex tribus aut
trigona ex quattuor. Nicht richtig führt Georges, dem
ich im Index meiner Ausgabe gefolgt bin, diese Stelle
unter quadrigona, ae an, denn offenbar ist figura mit
quadrigona als Adjectiv zu verbinden; für das Adjectiv
trigonus, a, um bringt Georges selbst mehrere Belegstellen
bei. Dagegen ist trigona Substantiv bei CI. 92, 20.
respiraculum CI. 144, 3 redactis paululum respiraculo pausae
uiribus, wo Georges nicht richtig respiraculum als ,Luft
röhre* deutet; auch das einfache Wort spiraculum findet
sich bei Georges nur in dieser Bedeutung: doch ver
gleiche man Goelzer, Etüde lexicographique . . de la
latinite de Sb-Jerome, S. 253: , spiraculum peut etre
considere comme un mot absolument nouveau. II ne doit
pas etre confondu avec spiraculum signifiant ouverture,
soupirail. Saint-Jerome V emploie comme synonyme de spi-
ratio, spiritus: c. Joann. 21, col. 426 insufflatum est spi
raculum uitae in fadem eius; Euseb. chron. col. 42 cuncta
in quibus erat spiracidum uitae 1 . Auch respiraculum an
unserer Stelle ist synonym mit respiratio. Aehnlich ist
respiramentum = ,Erholung* bei Augustin, conf. 7, 7 extr.,
obwohl respiramen bei Ovid die Luftröhre bedeutet.
retrouersim CI. 45, 10 radii corporum quae inciderint reper-
cussu retrouersim cedentes.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
483
f reuentilare CI. 82, 2 isthis modi inlusiones in memoria patitur
anima, ex qua niliil phantasiarum, reuentilare ac proferre
posset, 206, 5 Uli ergo reuentilandi memoriaeque mandandi
sunt. Das Wort scliliesst eigentlich einen Pleonasmus in
sich, da schon das Simplex uentilare ,etwas hin und her
besprechen, erörtern* (vgl. Fronto 157, 7 N. unam eandem-
que sententiam multimodis faciunt,, uentilant) bedeutet.
Freilich steht beim Simplex bei Claudian stets ein ad-
verbieller Ausdruck, was deutlich beweist, dass für
Claudian uentilare der Bedeutung nach nur mehr einem
einfachen disserere de aliqua re gleichkam: 71, 3 hoc
ipsum diligentius uentilemus, 144, 13 quaestionem paulo
scrupulosius uentilemus, 173, 8 trigeminum quaestionis huius,
quoad strictim possimus, uentilemus obscurum.
reuergere nach Georges nur bildlich = ,gereichen* bei CI. 199, 6
ecquo turnet occupatu umquam uspiamue implicabere, quin
illud in aliorum commoda reuergat? Uebrigens steht das
Wort in seiner gewöhnlichen (eigentlichen) Bedeutung bei
Jordanes Get. 11 stellae uergentes aut reuergentes.
rexiisio CI. 198, 6 reuisionis potestas midtis modis ac miseris
perinde causis intercluditur.
f scientialiter CI. 117, 11 illud in anima numerosum potius
arbitror, quo eadem scientialiter compos est numeri. Das
dazu gehörige Adjectiv scientialis ist bis jetzt ebenfalls
noch nicht nachgewiesen.
secabilitas CI. 60, 4 in dei uero ipsa trinitate huius secabili-
tatis et localitatis partes et spatia esse non dicirnus.
f seminaliter CI. 77, 23 illa quae ex his confiunt seminaliter
coeuntibus corporis nomine includi non ambigitur.
sensualiter CI. 149, 18 omnium sensualiter uiuentium princi-
paliter tactus ex terra est. Sehr gesunkenes Sprachgefühl
beweist Isidor, de nat. rer. 33, wenn er schreibt: pluuiae
nubium eloquia sunt apostolorum, qui quasi guttatim, id
est sensualiter ueniunt, wo sensualiter für sensim steht.
subterluuio CI. 25, 1 ut in eis solemus locis, quae uel humoris
adsidui snbterluuione cedentia sunt,
succinctim CI. 19, 5 satis habui, quam succinctim atque uti
digito denotare uitanda.
»St/SKr-, vsässj«» i
484 Engelbrecht.
suggillatiuncula CI. 137, 3 cernas hie alium . . inter ructan-
dum quasdam suggillatiuncidas fringultientem ab alio . .
laudari.
tenebellae CI. 137, 14 extrahentur etiam nuncupatim ex abditis
tenebellarum qui hactenus delituere. Betreffs der Bildung
tenebellae aus tenebrae vergleiche die Glossen für für acutum'
terebellum und furfuraculum ' t er ebr a bei Löwe in
Wölfflin’s Archiv I, 27. Das r musste natürlich, als in der
Deminutivendung enthalten, schwinden, vgl. libra — libella,
flagrum —- flagellum, castrum — castellum u. s. w.
transmundanus CI. 144, 20 abhinc ignium aetheriorum spatia
usque in extima transmundana. Apuleius hat die Com-
position ultramundanus de dogm. Plat. I, 11.
triformitas CI. 174, 20 nobis dicito quibus modis quoue situ
triformitas cerebri coeat.
uigidus CI. 171, 21 minus in confutationem sui penes consilii
uigidos habere laboris debent, 181, 5 fallacia penes intel-
lectu uigidos illud negotii facessiuit. Aus Claud. Mar.
Victor’s Comment. in Gen. I, 375 führt De Vit s. u
uigidus an: porro dum mundi uitiis et labe carebant (sc.
Adam et Eua) diuinis uigeti animis, nullius egeni, jedoch
ist hier jedenfalls uegeti näherliegend als uigidi.
unescere CI. 171, 13 testimonium, quod a nobis disparascere
arbitrabaris, animaduertis nobiscum profectu disputationis
unescere (unascere A), vgl. Sittl, de linguae latinae uerbis
incohatiuis in Wölfflin’s Archiv I, 485, wo ich aber eine
Bemerkung über das bei Plin. 17, 161 D. sich findende
Inchoativ uniscere vermisse: est et luxoriosa ratio uites se-
rendi, ut quattuor malleoli uehementi uinculo colligentur . . .
uniscunt hoc modo recisique palmitem emittunt (unescunt Df.
Aus dieser Zusammenstellung der Worte, die wir bis
jetzt nur bei Claudian nachweisen können, lässt sich zugleich
auch ein Urtheil über die stilistische Geschmacksrichtung Clau-
dians fällen. Als Nachahmer des Apuleius theilt nämlich Claudian
dessen Vorliebe für Substantiv-Neubildungen auf -men
und -mentum (acumen = acies, alternamentum, interpolamentum
von Claudian gebildet, daneben noch adiumentum, argumentum,
augmentum, blandimentum, deliramentum, detrimentum, elementum,
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
485
figmentum, firmamentum, fomentum, incrementum, indumentum,
inlectamentum, intertrimentum, libramen, luctamen, machinamen-
tum, praedicamentum, praepedimentum, spectamen, stabilimentum,
supplementum, temperamentuni, terriculamentum, tormentum, uela-
men), für Substantiva deminutiua (in besonders auffallender
Weise: meditatiuncula, opellwm, pondiculum, .suggillatiuncula,
tenebellde sind von Claudian neugebildet, ausserdem finden sieb
noch apicula, auicula, capitulum, ceruicula, chartula, corpu-
sculum, ßosculus, formicida, granulum, guttula, homunculus,
igniculus, lectulus, modulus, opusculum, panniculvs, particula,
piduisculus, ratiuncula, sermunculus, uentriculus, uenula, uermi-
culus), endlich für Adverbia auf -im (auersim, collectim,
indisiunctim, punctatim, retrouersim, succinctim nur bei Claudian
sich findend, ausserdem directim, gradatim, indefessim, iuxtim,
nuncupatini, ordinatim, particulatim, sparsim, speciatim, strictim,
transuersim). MitVorliebe gebraucht ferner Claudian Inchoativ
verba (so disparascere, unescere neu, und ausserdem acescere,
aegrescere, brutescere, clarescere, concupiscere, enitescere, fevue-
scere, innotescere, labascere, obdurescere, patescerepauescere,
pinguescere, puerascere, tabescere, tenebrescere, tumescere, uetere-
scere), sowie Frequentativ- und Intensivverba (prosternitare
hat Claudian selbst gebildet, ausserdem finden sich bei ihm acti-
tare, agitare, coniectare, defensitare, dictitare, dissertare, edisser-
tare, haesitare, lectitare, obiectare, osteütare, proquiritare, scripti-
tare, uocitare). Am auffallendsten aber ist der ausgedehnte,
ja masslose Gebrauch von Adjectiven auf -bilis und der
dazu gehörigen Adverbien (illuminabilis, indiscriminabilis,
indiscitssibilis sind Neubildungen Claudians, denen sich an
reihen: cogitabilis, comprehensibilis, conspicabilis, contempla-
bilis, corruptibilis, credibilis, damna,bilis, formabilis, formiddbilis,
inaccessibilis, incogiiabilis, incommiitabilis, incomprehensibilis,
incontaminabilis, indemutabilis, indissociabilis, indissolubilis,
ineffabilis, infatigabilis, inimitabilin, inmensurabilis, inmutabilis,
innumerabilis, inpassibilis, inprobabilis, insecabilis, insensibilis,
inseparabilis, insolubilis, inteilegibilis, intern erabilis, intransmea-
bilis, inuiolabilis, inuisibilis, laudabilis, mensnrabilis, mirabilis,
numerabilis, passibilis, penetrabilis, plectibilis, ponderabilis, possi-
bilis, probabilis, recordabilis, remissibilis, sensi.bilis, stabüis,
uenerabilis, ueniabilis, uisibilis, uulnerabilis; — Adverbia neu:
486
Rn gell)reclit.
accessibiliter, ausserdem delectabiliter, inconfusibiliter, indisso-
ciabiliter, indissolvbiliter, ineffabiliter, immobilster, inreprehen-
sibiliter, intellegibiliter, passibiliter, stabiliter, uisibiliter), sowie
der Adverbien auf -aliter (scientialiter, seminaliter, sensua-
liter neu, ausserdem animaliter, carnaliter, corporaliter, essen-
tialiter, figuraliter, incorporaliter, inlocaliter, inmortaliter, in-
tellectualiter, iudicialiter, naturalit.er, poenaliter, potentialiter,
primordialiter, principaliter, substanti'aliter, temporalitev). Neu
bildungen zusammengesetzter Worte, wie antetemporaneus
circumgarrire, intercaelestis, perincatliolicus, transmundanus, können
Zeugniss von einer gewissen Virtuosität in der Handhabung der
Sprache bei Claudian ablegen.
B. Singuläre Bedeutungen oder Constructionen einzelner
Worte bei Claudian.
Nicht nur der Neubildungen wegen ist die Sprache Clau-
dians interessant und lehrreich, sondern vielleicht noch mehr
wegen der zahlreichen neuen Constructionen und Bedeutungs
verschiebungen, die längst bekannte und gebrauchte Worte
durch Claudian erfuhren. Da in dem Index meiner Ausgabe
der Raumverhältnisse halber nur in wenigen Fällen auf singu
läre Bedeutung des jeweiligen Wortes Bezug habende Notizen
aufgenommen werden konnten, so habe ich den Vorwurf nicht
zu fürchten, dass ich hier schon anderswo Gesagtes neuerdings
auftische. Wie bisher nehme ich hiebei die neueste Auflage
des Handwörterbuches von Georges zum Ausgangspunkte, in
dem ich hier nur solche Notizen gebe, die sich in dem treff
lichen Werke des hochverdienten Lexikographen nicht finden,
aber doch einigen Anspruch auf Beachtung erheben zu dürfen
scheinen.
abhorrere: abhorret absolut gebraucht mit folgendem Infinitiv
entsprechend einem absurd,um est CI. 149, 21 non abhorret
aliquid illic esse terrenum, dagegen Augustin de quantitate
animae XIV, 24 non abhorret a uero animum carere omni
corporea m.agnitudine.
acescere in übertragener Bedeutung = liuidum esse CI. 22, 6
accedii ad hoc etiam acescentis semper liuoris int.entio (aci-
scentis A B CR Smacescentis A. Schott).
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
487
acumen für acies CI. 49, 10 sic tarnen quod nonnvüae inratio
nales animantes prae hominibus uigent acumine uidendi,
wohl aus der Vorliebe Claudians für Substantive auf -men
und -mentum zu erklären.
accessio = accidentia CI. 28, 13 quia adfectio accessio est,
vgl. unten S. 508.
adniti in übertragener Bedeutung mit dem Dativ verbunden
CI. 205, 20 eo copiosius te adniti oportere scientiae.
adstipulari mit passiver Bedeutung CI. 135, 9 eatenus dini-
narum tractatoribus scripturarum fidem adhiberi par est,
quoad usqne eidem tenore ueritatis adstipulantur. Eidem
kann liier nur Nominativ sein (sc. tractatores), da als
Dativ aufgefasst (sc.fidei) es den Sinn des Satzes schädigen
würde. Dies erkannten bereits Barth und Schott sehr
wohl und edirten t.enori, meines Erachtens mit Unrecht,
da sich durch Annahme einer passiven Construction die
Ueberlieferung ganz gut halten lässt.
agnitio = intellectus CI. 161, 6 quod eo usque est simplicis con-
sequentiae, ut agnitio (vorausgeht intellegas necne dubi-
tauerim) eius non dicam in promptu sit, sed ne uitari
quidem facile ualeat.
alternare CI. 19, 13 post de animae statu uarium cum aduer-
sario lucta.men alter nai.
ambigere aliquid, hervorgegangen aus der persönlichen Con
struction des Verbums im Passivum CI. 191, 14 minime
nos habere quorum conlatione de eis, quae ambigimus, firmi
stabilesque reddamur.
anticipare mit Acc. = ante aliquid esse CI. 74, 20 est in
pecude . . mortalis anima, quae uitäm corporis nec antici-
pat nec posticipat.
apud inuicem CI. 98, 25 semper apud inuicem eritis, quia in
uno consistitis. Bisher kannte man nur ad inuicem, ab
inuicem (Georges), aduersus inuicem, post inuicem (Koffmane,
Geschichte des Kirchenlateins, Breslau 1879ff. S. 138),
pro inuicem, sub inuicem und in inuicem (Hand, Tur-
sellinus III, 449—57).
arbitrari = iudicare hervorgegangen aus der als Terminus
technicus der Gerichtssprache bekannten Bedeutung ,als
Schiedsrichter einen Ausspruch thun' CI. 139, 5 ex quis
Engelbrech t.
488
arbitrabere, ulrumnam istud in inpios prophetici sermonis
oraculum an in te sit porrectum (dagegen 52, 1 qui si
arbitrantium lioc est dubitantium sequitur forte sententiam).
arbitrium = ,Ansicht, Meinung' CI. 52, 1 beatum uero Hierony-
mum de spiritibus corporatis quorundam referre dicis arbi
trium : qui si arbitrantium, lioc est dubitantium sequitur
forte sententiam.
in articulo wahrscheinlich juristischer Terminus, hei Georges
erst aus dem Codex Justinianeus helegt: CI. 23, 13 si
eandem in articulo reposcas.
astrologica = äarqoXoyr/.rj CI. 81, 7. Als Adjectiv ist ast.ro-
logicus nach Georges ürrat, sifjijUEVov hei Boet. cons. 2,
pros. 7 in.
autern uero (vgl. sed autem hei den Komikern und Vergil)
gleichkommend einem enim uero CI. 198, 10 porro autem
uero quod saepenumero scriptis uestris alii inpertiuntur etc.
Ygl. uero autem unten S. 504.
authentici substantivisch = ,die Aposteln', s. oben S. 465.
camera übertragen CI. 45, 7 igniculi quidam. indefessim scin-
tittantes in cameram capitis quasi in caelum nostri corporis
subuolant.
catholica ohne ecclesia findet sich bis zum 5. Jahrhundert nur
bei afrikanischen Schriftstellern (vgl. Wölfflin’s Archiv I,
153): CI. 25, 25 sanitas catholicae nostrae non recipit,
23, 2 catholicae (Genetiv) sanitati opiniones inimicas stulte
concipiunt. Auffallend und bezeichnend ist es, dass andere
Gallier, wie Salvian, Alcimus Avitus und Ennodius diese
afrikanische Ellipse nicht zu kennen scheinen. Das Fehlen
derselben bei Sidonius ist nicht massgebend, da er zu
wenig Gelegenheit hatte, den Ausdruck zu verwenden.
circulus als Adjectiv == ,kreisend, im Kreisläufe befindlich'
CI. 92, 7 quid mihi proderit uspiam altitudinem corporei
caeli quaerere, planorum siderum diastemata uel circu-
lorum ■uias vel singulorum interualla ri.ma.ri. Hier ist
deutlich planorum siderum dem circulorum (sc. siderum)
entgegengesetzt, denn wäre circulorum als Substantiv auf-
zufassen, so wäre das folgende singulorum, zu dem offen
bar nur siderum ergänzt werden kann, nicht erklärlich.
Unter circula sidera können nur die Planeten (also eigent-
Untersuchungen über die Sprache des Claudianns Mamertus.
489
lieh ,kreisende Sterne 1 ') verstanden werden, unter /plana
sidera nur die Fixsterne, worüber s. u. planus die Rede
sein wird.
compos gebraucht Claudian auch in Verbindung' mit einem
Dativ: 45, 13 auditus insequitur Uli elemento compos,
quod Graeci uocant aethera, 100, 11 oportuit igitur basce
distantias pro suis qualitatibus sibi compotes sortiri pa-
tronos, 181, 1 ut auctori probo causae probitas compos
sit. Es leuchtet ein, dass compos hier für compar gebraucht
ist. Weit weniger auffallend würde es sein, wenn nur die
Form compos so angewendet wäre, die sich doch viel
weniger von compar lautlich unterscheidet, als jenes com
potes von compares. Wir haben demnach anzunehmen,
dass zu Claudian’s Zeit in Grallien das Adjectiv compos in
allen Endungen in der Bedeutung und Construction von
compar in Verwendung war. Demgemäss findet sich compar
bei Claudian nirgends, während compos in seiner gewöhn
lichen Bedeutung (mit dem Genetiv verbunden') fünfmal
vorkommt (94, 11. 117, 11. 129, 9. 130, 8. 190, 1). Bei
Erklärung dieser eigenthümlichen Bedeutungverschiebung
hat man von den Nominativen compos und compar, deren
Aehnlichkeit ohne Zweifel die Verschmelzung beider
Worte verursachte, auszugehen.
concrepare übertragen in der Bedeutung von consentire (con-
sonare) CI. 130, 15 quid orbis uniuersi de animae statu
nobis concrepare iudicium in bis dumtaxcit qui merito
enituere conuincam? Auffallend ist, dass concrepare in
dieser Bedeutung sich nur hier findet, während discre-
pare = dissentire doch bekanntlich in ausgedehntestem
Gebrauche stand.
coniuere — consentire, conuenire. Ein merkwürdiges Beispiel,
wie zwei durch ähnlichen Klang an einander erinnernde
Wortformen auch der Bedeutung nach mit einander ver
schmolzen, bietet Claudian in dem Particip. Praes. Act.
von conuenire und coniuere, conuenientia und coniuentia.
Wir lesen also 75, 18 illo enim ut puta sanguinis inpetu
coniuentium (E 2 MR und wahrscheinlich T, conuentium
CG, conuiuentium IILS, conuenientium ABDE' F) elemen-
torum harmonia turbata, 124, 23 cum uideamus illic ualde
Sitzungsber. d. pliil.-liist. CI. CX. Bd. II. Hft. 32
490
Engelbrecht.
consentanea nostri.sque oppido coniuentia (GHLMRST
conuentia BF', conuiuentia AC, conuenientia DE) pronun-
tiari, 149, 13 sunine haec omnia genti mortalium uel coni
uentia (ABCG 2 HLMR, conuencia G ] , conuientia FS 1 ,
conuenientia DFS 2 ) usui. uel iucunda spectamini? Dagegen
164, 1 pars unaquaeque membrorum qualitati suae conue-
niens gessit officium, 104, 9 duo similia eademque conue
nientia (Gegensatz Z. 8 dissimilia eademque contrario).
An sämmtlichen Stellen erfordert der Sinn Formen von
demselben Verbum, von conuenire; und doch gebt es nicht
an, jene drei von coniuere gebildeten Participien zu corri-
giren, da sie diplomatisch zu gut beglaubigt sind: nur
die allerschlechtesten Handschriften haben conuenientia,
während die fehlerhaften Lesarten anderer, wie conuentia,
conuiuentia nur als Corruptelen aus coniuentia aufgefasst
werden können. Es ist also an der Thatsache, dass Clau-
dian coniuentia — conuenientia gebrauchte, unbedingt fest
zuhalten und nur nach einer Erklärung dieser auffallenden
Erscheinung zu suchen. Der ähnliche Klang beider par-
ticipialen Formen kann unmöglich allein genügt haben,
um ihre Verwechslung zu motiviren: es müssen jedenfalls
auch die Bedeutungen beider Wörter sich berührt haben.
Diess ist auch unschwer zu constatiren. Wenn nämlich con-
ueniens ,übereinkommend, zusammen-, übereintreffend,
übereinstimmend, harmonierend' bedeutet, coniuere aber
,sich zusammen neigen, sich schliessen, ein Auge zudrücken,
Nachsicht haben, —üben, durch die Finger sehen, nach-
sehen‘ heisst, so mag sich aus der Bedeutung ,mit etwas
Nachsicht haben, etwas nachsehen' (coniuentia, ae ,die
Nachsicht' ist bei Georges nur durch spätlateinische
Autoren, aber durch sie mit zahlreichen Citaten belegt)
die naheliegende ,zu etwas zustimmen' entwickelt haben,
also coniuere = consentire = conuenire; man vergleiche das
obige ualde consentanea nostrisque oppido coniuentia.
Einen passenden Beleg, wie nahe sich die Bedeutung
von coniuere mit der von consentire berührt, bietet Sidonius
ep. IX, 7. S. 155, 19 idtro scrinia tua coniuentibus nobis ac
subornantibus effractorum manus arguta populabitur, wo co-
niuentibus wold synonym für consentientibus gebraucht ist.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
491
Interessant ist nun, dass diese von uns für coniuere statuirte
Bedeutung durch verschiedene Glossen ihre vollste Bestäti
gung findet; vergleiche die Mittheilung Loewe’s aus dem
im Cod. Ambros. B 31 sup. saec. IX enthaltenen Glossare
in der Revue de philologie, Bd. VII (1883) S. 201 coniben-
tibus • fabentibus, consentientibus und (als Substantiv) coni-
bentia • conspiratio uel consensio. Bei Du Cange wird für
coniuere — consentire citirt: Vetus inscri.ptio Massiliae:
Augustini Augustalis tutor coniuente Dunrio fratre eius et
haerede ponendum curauit und concrepcire covibere i. e. con
sentire aus Gloss. Ms. Sangerm. n. 501.
Ich glaube demnach, dass in Zukunft das lateinische
Lexikon den Artikel coniuens Participial-Adjectiv = ,über
einstimmend, harmonierend' (Georges hat ja auch den
eigenen Artikel conueniens neben conuenio) aufzunehmen
haben wird. Bei Begründung der auch durch die Glossen
bezeugten Bedeutung von coniuere gleich conuenire darf
man den Einfluss, den der Gleichklang der Parti-
cipialformen conuenientia und coniuentia gehabt haben
muss, um so weniger vergessen, als- bisher sich nur in
diesen Participialformen jene Bedeutungsberührung nach-
weisen lässt.
conscius in Verbindung mit bene, male (— bonani, rnalam
Habens conscientiam) siehe oben S. 465.
continere CI. 90, 10 hoc namque conti.net in figuris punctum,
quod, unus in numeris (— eundem locum, tenet . .punctum,
quem, unus in numeris).
cordax — cordatus s. oben S. 466.
cubicn.la.rivs übertragen CI. 129, 17 qni cvhiculariis dispu-
tationibus de sublimium ind.age causarum aliquid sopori-
ferum in lectulis oscita.nt.es ani.li.um opinionum. suspiciones
edormiunt. Bei Fulgent. myth. I, praef. S. 25 M.
stellt cubiculariae fores, sonst heisst das Adjectiv enhi-
cnlaris.
dediscere gleich dem Simplex discere CI. 204, 2 quod non
modo ad. innouandum quippiam, sed ne ad. dediscendum
quidem absque te uno disciplinae nobilis ullus adspirat,
neglegentiae id humanae adscribemus an naturae?
32*
492
Engelb recht.
dispäriliter von Georges nur aus Varro belegt: CI. 75, 4
quo modo fit ut anima eodern nutu sanurn infirmumque
membrum dispäriliter moueat?
dispudere persönlich construirt CI. 172, 5 non dispudet auctor
liuius sententiae exemptae animae corporalitatis capessere
indicium? Die persönliche Construction des Simplex ist
bekanntlich nicht gerade selten.
ea = eo (ea ratione, hanc ob rem) s. unten S. 520.
edormire prägnant gleich dormiendo proferre CI. 129, 20
uetevnosas anilium opinionum suspiciones edormiunt.
emoliri — demoliri CI. 37, 9 quoniam non impendio emolienda
sunt, quae per se labascunt.
enisus (enixus) bei Georges nur in der Bedeutung ,das Ge
bären, die Geburt* sich findend, bedeutet ,das Be
mühen, die Anstrengung' bei CI. 180, 22 quis positis
temere duobus non utrumque primum, si queat, alterutrum-
qve scilicet, si utrumque nequeat, enisu cuipiam si non
probabile, certe credibile faciat? In derselben Bedeutung
steht als &ta% tiorgdvov annisus bei Symmachus ep. V, 74.
euivare gebraucht in übertragener Bedeutung CI. 205, 30 ora-
toriam fortitudinem plaudentibus concinentiis euirant und
nach ihm die Persiusscholien I, 95 sicut robur carminis
leuitate euirauimus linguae.
facilis in Verbindung mit dem ersten Supinum (auf -um)
CI. 70, 10 populus qui hoc ipsum facillimum factum fore
deo promittente non credidit (factu ABCDEF 2 ), 131, 4
facile profecto hoc idem factum mihi esset (factu H 2 LS).
falsiloquium nach Georges &c. siq. bei August, retract.
prooem. extr. findet sich bei CI. 132, 10 hisce falsiloquiis
circumgarrientibus. Ueberhaupt liebt Claudian die Ver
bindungen mit -loquiuni, besonders im Plural, vgl. elo-
quium, obloquium (der • Plural nur bei ihm und Sidonius,
vgl. oben S. 470).
fauus in bildlichem Sinne CI. 205, 15 quos ingenii melle
repleas eloquentiae conficis fauos (vgl. 205, 18).
febris bildlich CI. 167, 9 postquam liydrope superbiae tumuit
et' inuidiae febre tabuit.
finalis = finitus s. oben S. 467.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
493
forma —- exemplum CI. 199, 17 iuxta formam euangelici largi-
toris quod non das amico esurienti dabis inprobo pulsatovi.
Man bemerke die pleonastische Ausdrucksweise iuxta
formam, während doch iuxta euangelicum largitorem das
selbe besagt hätte.
fraudare: fraudatus mit dem Genetiv CI. 19, 3 ego uero et
fraudatus temporis et occupatus animi satis habui.
Gabriel wird von Claudian stets als der • zweiten Declination
angehörig behandelt: 162, 6 Gabrielum, 163, 6. 166, 21
in Gabriela, 164, 18 Dat. Gabrielo, so überall nach der
überwiegenden und besten Ueberlieferung (vgl. die Prae-
fatio meiner Ausgabe S. XLIIII).
liinc — de hac re s. unten S. 521.
inaestimatus hat bei Georges nur die aus Juristen belegte
Bedeutung ,untaxiert, ungeschützt'; bei CI. 34, 21 inte
rner abilis atque inaestimata diuinitas steht es jedoch für
das sonst gewöhnliche inaestimabilis.
incolumis = sanus CI. 74, 17 quod quia nemo hominum incolumi
potest ferre iuäicio.
inconfusibiliter zuerst von Claudian gebraucht 59, 24 incon-
fusibiliter misceri, nach ihm Cassiod. in psalm. 9, 1.
indefensus ,unangefochten', also mit inoffensus gleichbedeutend
CI. 127, 18 liinc egomet testium meorum indefensis hactenus
mihi testimoniis utendum ratus sum (indefessis AE 2 M,
was aber einen verkehrten Sinn gibt).
inexhaustus übertragen CI. 22, 9 inexliausto firmatoque odio.
insinuare sowohl in der Bedeutung als auch in der Con-
struction einem appellare gleichkommend CI. 118, 22
pondus ergo . . caritas est patris et filiiquoniam spiritum
sanctum apostohis proprie insinuans inquit (quoniam M,
quem die übrigen Handschriften; ist quam [sc. caritatem
patris et filii] zu schreiben oder lässt sich vielleicht sogar
quem, als Attraction des Genus an den folgenden Prädicats-
accusativ spiritum sanctum auffassen?).
intellegentia Begutachtung' CI. 191,8 libellorum a me trans-
missorum editio me fecit cautum atque söllicitum, nt eorun-
dem intellegentiam iudici.o non comniitterem meo, sed ad
potioris peritiam destinarem,
494
E ngelbrecht.
intemerandus bei Georges dn. slq. aus Val. Flacc. V, 642
hat auch CI. 37, 20 non tarn probatae rationi aut inte-
merandae auctoritati concessit (sonst sagt Claudian inte
rner abilis 30, 19. 33, 4. 34, 21).
interserere CI. 150, 24 nisi inter corpus et deuni natura se
substantiae incorporalis interserat. Zu diesem Verbum
scheint Claudian das Participium intersitus gezogen zu
haben, vgl. 140, 24 postque paululum sententiam quoque
intersita disputatione (— disputationem interserens) subiun-
git, 169, 1 chaos quod inter sontes innoxiasque animas
intersitum locis merita secernit, 143, 15 sana catholicae
fidei docirina itatenus intersito gradu (= graduni inter
serens) ab imis ad media, a mediis ad summa conscendit,
147, 8 intercaelestis uacui concauum, quod a tertio caelo
alia intersiti aeris profunda discriminant.
inuisibilitas CI. 44, 14 inuisibilitas incorporei; Georges citirt
nur- Tertidl. adu. Prax. 14.
istinc = de ista re s. unten S. .521.
iuge bei Georges dnsiogutvov aus Prud. neni arecp. 10, 472
findet sich bei CI. 43, 21 iuge namque uideremus, si lu-
ceret uisus.
lanx bildlich CI. 48, 5 omissis Omnibus hac tantum lance pen
deln t (= wird sich in der Alternative befinden), ut . . .
nunc in aduersarii, tune in magistri sententiam pedibus
transeam etc.
libra bildlich CI. 189, 13 adhibeto lustitiae libram; neu scheint
auch CI. 174, 22 nobis dicito quo situ . . regula lienis
haereat, stomaclii libra pendeat zu sein.
ligatura übertragen CI. 175, 1 quae tortuosae botulorum enodi-
busque ligaturis explicitae inflexiones ac reflexiones; ähnlich
schon Ambros, enarr. in psalm. 36, §. 55 von Ringenden
ligaturis tantum corporis certare.
Uppum substantivisch in übertragener Bedeutung CI. 171, 1
quia cum lippo imaginationuni corporalium intro inspicere
nequimus.
medullitus ,aus dem Innern heraus', wie caelitus ,vom Himmel
herab' s. oben S. 448.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
495
metricus CI. 42, 20 ex quorum (elementorum) metrico pro por-
tione conuentu conpactis rate dimensionibus uegetante anima
uiuens corpus efficitur.
momentarius ,augenblicklich, plötzlich' CI. 148, 18 quoniam uices
et spatia temporum et moras dierum momentaria mundi
creatio non admittit, vgl. Apul. met. X, 25 momentanum
uenenwm.
mnsice CI. 73, 10 ex Ms elementis quattuor, quae moderate musi-
ceque in arboris uitam sibi concinunt; ebenso musicus
CI. 149, 12 quod (sidera) distinctis numerose choris et
musicis interuallis aetherem pingant. Bei Georges ist nur
Plaut, niost. 729 (wohl wörtliche Uebertragung von [xovtn-
y.äig des griechischen Originals) citirt.
mussitare in der Bedeutung ,leise vor sich hinmurmeln, mur
meln' mit dem Accusativ CI. 137, 12 qui uel in magnos
uiros obloquia uel de rebus summis deliramenta quaedam
mussitant.
nexuosus bildlich CI. 120, 21 non ego nunc rationum tramitem
et nexuosissimas quaestionum minutias reuoluo. In der
eigentlichen Bedeutung findet es sich erst bei Cassiod.
var. XI, 40.
nouitii (diese Orthographie hat der Codex sowohl 205, 27 als
206, 5) = neoterici CI. 206, 5 quisquis recentiorum aliquid
dignum memoria scriptitauit, non et ipse nouitios legit.
numerosus — numerabilis CI. 115,4 mensurabilem \iero aerem
et pro numero partium numerosum (iiumei'abdis findet sich
bei Claudian sehr häufig); dagegen 116, 18 animaduertisti
liaec esse in corporibus signa numerorum, quod scilicet
numerosa sint corpora, quae sibi secundum praestantissimam
numeri aequalitatem partium parilitate respondeant, vgl. 116,
22 sic itidem illud numerosum corpus esse dicamus, quod
rata dimensione formatum, ut uerbo tenus humanum, quae
sunt bina sic liabeat ex aduerso posita, ut sibi nec magni-
tudine nec specie nec loco dissentiant, ut sunt aures et oculi,
quae item singula, ut nasus et os, medium locum teneant
atque ut esse pulchra possint concinentiam snmmae aequali-
tatis imitentur, bedeutet numerosus, wie namentlich aus
der letzteren Stelle hervorgeht, ,harmonisch, symmetrisch'
(vgl. 117, 9 numerosa parilitas, 117, 11. 12), ebenso
496
Engella recht.
numerose CI. 149, 12 quod distinctis numerose choris et musicis
interuallis aetherem pingunt wohl obigem mvsice der Bedeu
tung- nach gleichkommend und bei Georges in die Rubrik
,abgemessen' als Terminus technicus der Philosophensprache
einzuordnen.
omnigenus kennt Georges nur 1. als Indeclinabel = omne genus,
2. als Adjectiv drt. siq. hei Prud. adv. Symm. I, 13 in
der Bedeutung ,alles hervorbringend', ausserdem als Sub
stantiv omnigena, ae, von dem man wohl CI. 184, 7 omni-
genum natura uitarum, aber nicht 47, 4 omnigenum corpus
herleiten kann. Es wird also für Claudian ein Adjectiv
omnigenus a, um in der Bedeutung des Substantivs omni
gena zu statuiren sein. Ist übrigens hieher nicht auch
omnigenis formis bei Claud. Gigant. 51 zu rechnen?
ordinatim = Ordinate ,in gehöriger Ordnung' CI. 71, 5 ab
extremo uiuentium genere ad rationalem quoque uitam ordi
natim gradatimque ueniamus.
passibiliter bei Georges dn. elq. bei Tertull. de anim. 45:
CI. 26, 21; Fausti epist. 6, 17.
2jenes = secundum CI. 138, 8 teste utitur ipsa diuina sapientia
testimonia genes scripturarum. Durch Statuirung derselben
Bedeutung wird auch folgende Stelle klar 127, 19 quia
penes illos tantum, qui toto sui admodum corpus sunt, de
liisce ueritatis uadibus dubitabimus und hiermit erledigt
sich auch die schwer verständliche Stelle 177, 12 ut tarnen
istos professionis suae nexibus teneam, penes (— secundum)
hominem (der Gegensatz ist secundum deum, vgl. Z. 6
uerum est, quod anima corporea sit, quoniam animae creator
id nouit) ipsis etiam fatentibus incorporeus est humanus
animus.
persuasus, us in der Bedeutung ,Ueberzeugung' CI. 189, 15
sin, quod ego nolim nec faxis persuasu istuc, utique obstinatio
est. Die Stelle ist übrigens handschriftlich sehr verderbt
überliefert; früher vermuthete ich (praef. S. XLIII) persua
sus (Particip), indess scheint mir jetzt persuasu den Vor
zug zu verdienen, da das Substantiv zu dem offenbar
gegensätzlichen obstinatio besser passt.
pinguescere bildlich CI. 76, 22 inlocaliter illi fraglat aequitas,
foetet iniguitas, uanitate tabescit, uirtute pinguescit, 105, 4
•• a«e
Untersuchungen über dio Sprache des Clapdianus Mamertus. 497
nec tumescat sola uanitate nominum, sed pinguescat multi-
modct ueritnte rationum.
planus CI. 92, 6 quid mihi proderit . . planorum siderum diaste-
mat.a uel circulorum uias uel singulorum intevualla rimari.
Hier sind die plana sidera den (sidera) circula (vgl. oben
unter circulus) entgegengesetzt und können darunter nur
die Fixsterne zu verstehen sein. Es gibt übrigens noch
eine zweite Möglichkeit die Stelle zu erklären. Wenn
man die Sidoniusstelle ep. VIII, 11, S. 142, 5 quemcnm-
que dementem planeticorum siderum globum in diastemata
zodiaca prosper ortus erexerat vergleicht, so möchte man
vermuthen, dass auch bei Claudian plan(etic)orum siderum
zu schreiben sei, wenn man nicht noch lieber an das
griechische Adjctiv tcX&voc, denken und demnach in planus
a, üm ein latinisirtes griechisches Wort erblicken will
(bei Manetho 4, 3 heissen die Planeten nhxva cpeyyij).
Uebrigens möchte ich mich für die zuerst vorgebrachte
Deutung aus dem Grunde entscheiden, weil durch ihre
Annahme das circulorum seine passendste Erklärung findet.
plectrum wie das griechische 7T,1rj-/xqov als Werkzeug zum
Schlagen bei CI. 170, 1 et organo pectoris et tibia gutturis
et oris cauo et linguae plectro . . uerba uocibus ejfice, da
allerdings die Zunge beim Sprechen die Dienste eines
jr'kfjyxQov zu versehen hat; ähnlich CI. 174, 22 dicito,
quilms modis . . cordis plectrum feriat (cordis ist natürlich
epexegetischer Genetiv).
porrigere = dirigere CI. 139, 7 utrumnam istud in inpios pro-
phetici sermonis oraculum an in te sit porrectum.
postponere bekanntlich gewöhnlich nur in der übertragenen
Bedeutung ,hintansetzen' gebraucht, steht in seiner eigent
lichen Bedeutung CI. 140, 13 cumque ex his duobus quod
ante dictum est inpiorum blasphemia sit, quod post-
positum (sc. est) tua sententia (also postpositum =posteriore
loco positum [dictum]).
prae als modales Adverbium s. unten S. 519.
praecerpere — carpere CI. 205, 14 doctiora quaeque uelut thyma
fraglantia et fecundiora ueluti quaedam florida praecerpens,
wenn man nicht aucli hier in dem prae des Verbums
dieselbe Bedeutung, wie in dem modalen Adverbium
498
Engelb recht.
prae bei Claudian, statuiren will, wonach also fecundiora
florida praecerpens einem fecundiora florida inprimis car-
pens (prae ceteris carpens) gleichkäme.
praefixus in der bisher nicht nachgewiesenen Bedeutung ,vor
her festgestellt' (vgl. das Simplex bei Cicero: fix um et
statutum est und Sid. ep. VIII, 6, S. 131, 25 de cetero
fixum apud me stat constitutumque): CI. 203, 11 repositas
originalium primordiorum causas et temporaliter fiuen-
tium substantiarum praefixos aeuo termmos indage et arte
conplexi non modo intra mundanum, sed supercaeleste
etiam introiere secretum; ebenso gebraucht es der späte
Auctor ine. de Const. Magno ed. Heydenreich (s. unten
S. 537).
praelibare •,Kredenzen' in übertragener Bedeutung CI. 19, 17
(Uber) quippiam ex geometricis . . et philosophomenon regulis
modeste ac moderate et quam potuit parciter praelibauit
(— protulit), dagegen ist 146, 17 iuxta praelibatam tacita
discussiöne rationem ternarium caelorum numerum differen-
tiamque uideamus das Verb praelibare mit praecipere
synonym.
praesentaneus in der Bedeutung gegenwärtig' bei Georges
Src . sIq . aus Commodian. instr. I 8, 1 findet sich auch CI.
135, 13 haudquaquam tarnen Eucherium praeterierim mihi-
met uiuente doctrina et praesentaneis coram disputationibus
cognitum, vgl. auch Sidon. VI, 11, S. 101, 2 praesentanea
coram narratione patefaciet; ep. VII, 14, S. 120, 18 per
quem absentum dumtaxat institutorum tantus colligitur
affectus, quantus nec praesentanea sedulitate conficitur;
VIII, 13, S. 145, 18 de cetero, quae ipsi fuerit isto causa
ueniendi, praesentaneo conducibilius idem poterit explicare
memoratu; VII, 10, S. 117, 25 praesentaneo potest mtimare
memoratu.
profectus ,der Fortgang, das Vorschreiten der Rede', wie pro-
gressio CI. 171, 12 animaduertis (testimonium) nobiscum
profectu disputationis unescere. Ein auffälliger Plural des
Wortes (in seiner gewöhnlichen Bedeutung) findet sich
CI. 146, 14 alioquin cedent auiculis liomines, atque ad
aeternitatem non profectibus ibit quisque, sed passibus.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
499
profluus in übertragener Bedeutung mit dem Genitiv ver
bunden CI. 135, 17 scientiae plenus, eloquii pvofluus, vgl.
204, 20 profluente eloquio.
progressio ,das Fortsehreiten, der Lauf der Gestirne' (nicht
,Wachsthum'!) CI. 149, 7 uel Lunaris globi per incrementa
ac detrimenta uciriatio uel astrorum uagus rcituscpie cir-
cuitus uel per magnos orbes congressus siderum et statuta
progressio. Dunkel bleibt mir der Satz CI. 72, 13 (ad~
spiee nunc ad conficiendam Liane ipsam arboris uitam om-
niurn elementorum particulatim semina conuenisse) est illi
uidelicet terra in crassitudine, aqua in humore, aer in pro-
gressione, igiris in germine, doch scheint unter progressio
die Entwicklung des Baumes in die Höhe (also ein rnodi-
licirtes altitudo), sowie unter crassitudo die Entwicklung
des Baumes in die Breite zu verstehen zu sein.
proludium bei Georges nur durch Stellen aus Ammian belegt
CI. 162, 6 Gabrielum tibi quasi quoddam Linguae proludium
deligis. An das von den Afrikanern Apuleius und Gellius
der Komikersprache entlehnte prolubium, was einem un
willkürlich in den Sinn kommt, ist indess wohl doch
nicht zu denken.
propter = propterea siehe unten S. 519.
pruina in übertragener Bedeutung CI. 51, 18 uide quam paruo
negotio u&ritatis calor frigentium uerborum pruinas lique-
faciat.
pugnus bildlich CI. 204, 24 grammaticam uti quandam barbaram
barbarismi et soloecismi pugno et calce propelli.
quadrare ,ein Quadrat machen, viereckig machen' CI. 112, 7
secundum eandem quadrandi legem fabricamus et qua-
draiam tabulam et forum quadratum. Aehnlich nur Colum.
XI, 2, 13 abies atque populus ad unguem quadrantur (vier
eckig zugehauen).
qualibet, Xom. Sing. Fern, siehe unten S. 517.
quamlibet = quamuis bei Georges nur aus Minuc. Fel. 37, 9
citirt, ist geradezu eine sprachliche Eigenthümliohkeit
Claudian’s, die sich bei ihm vierzehnmal (u. zw. neunmal
mit dem Conjunctiv, fünfmal in verkürzten Sätzen, die
Stellen siehe im Index meiner Ausgabe) hndet.
500
Engclb recht,
quopiam als Fragepronomen gleich quo CI. 109, 19 quopiam
nunc uideamus euadas, vgl. oben S. 458.
rate bei Georges dir,. sIq. aus Cassiod. hist. eccl. 5, 34 findet
sich schon bei CI. 42, 21 ex quorum metrico pro portione
conuentu, conpactis rate dimensionibus, wo es jedoch nicht
,giltig‘, wie bei Cassiodor, sondern wohl so viel als pro rata
parte bedeutet (vgl. das vorausgehende pro porttone).
recolere in der Bedeutung ,sich erinnern' hat Pauckei’, Bei
träge zur lateinischen Lexikographie und Wortbildungs
lehre (Melanges Greco-Romains tom. III) S. 667 f. durch
zahlreiche Beispiele belegt, darunter findet sich aber
keines, wo recolere mit dem Genetiv verbunden wäre,
wie bei CI. 68, 1 anima tota uisorum recolit, 180, 15 si
bene scriptorum tuorum recolis; natürlich war die Analogie
von meminisse und den anderen Verben der Erinnerung
hiebei beeinflussend.
redhibere sonst gewöhnlich nur als technischer Ausdruck der
Kaufmanns- und Juristensprache gebraucht, ist bei den
Galliern geradewegs synonym für reddere: Salv. ad ec-
cles. IV, 18 quod ei etiamsi quae debemus redliibere
cupiamus, tarnen de suo r eddimus, CI. 175, 3 quid
negas arbitro super his responsa redhibere, vgl. 179, 8.
189, 11 (stets mit dem Plural responsa), 168, 25 si super
Ms redhibuimus rationem, 134, 16 ne quid segnem me
redhibendae uicissitudinis arbitreris; ebenso bei Sid. ep.
III, 1, S. 39, 15 tibi caelitus iure redhibetur tui facti
meritum, alieni incitamentum, III, 2, S. 41, 3 gratiae tibi
redhibeantur quam fundamenta tarn culmina, vgl. V, 16,
S. 89, 3.
■ reflexio CI. 175, 2 quae tortuosae botulorum enodibusque liga-
turis explicitae inflexiones ac reflexiones, wo inflexiones
ac reflexiones zusammen dem deutschen Ausdruck ,das
Gewinde, die Windungen' entspricht.
regula CI. 174, 21 dicito quibus modis quoue situ triformitas
cerebri coeat, iecoris massa iaceat, regula lienis haereat,
stomachi libra pendeat, cordis piectrum feriat. Hier scheint
regula mit ,Scheibe' übersetzt werden zu müssen; bei
TJlpian dig. 19, 2, 19, §. 2 sind regulae die Scheiben
zum Oelpressen.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus. 501
remissibilis in der Bedeutung ,erlässlich* bei Georges aus
Tert. de pudic. 2 citirt, bat auch CI. 198, 9 ista haec
eadem remissibilia sint necne, tute iudicaris.
renoscere ,wiedererkennen' Paul. Nol. cann. XV,342 (Georges);
in etwas verschiedenem Sinne gebraucht es CI. 185, 7
(quae sparsim edissertata quaeque euicta sunt) reuisenda
simul renoscendaque congessi (sonst wird gewöhnlich reco-
gnoscere so gebraucht, was auch der Codex G hat).
rescriplum nicht bloss ein ,Rescript, Erlass*, sondern auch
,Antwortschreiben* CI. 199, 3 quod libellos illos nullo um-
quam inpertiuisti rescripto; so gebraucht es übrigens
auch Alcimus Avitus häufig (s. Peiper’s Index).
reuisere entsprechend dem französischen reuiser, revidieren
CI. 185, 7 (quae sparsim edissertata quaeque euicta sunt)
sub mentis oculum redegi et reuisenda simul renoscendaque
congessi.
rotunda, ae bei Scrib. 201 extr. ,eine Kugel aus Pflaster
masse* (Georges), dagegen bei Claudian für circulus ge
braucht 92, 20 cum trigonam nel tribus punctis ac tribus
lineis uel rotundam puncto uel linea conformari uideris.
scienter ,mit Gewissheit Avissend* CI. 53, 3 cum uero Uli non
dubitanter, sed scienter, non corporeos, sed corporatos
spiritus dixerint.
sors CI. 107, 26 ista haec ipsa duplici sorte proponerem, utrius
•malles tibi copiam facerem. Hier scheint sors mit ,Wahl,
Auswahl* zu übersetzen sein, auf Avelche Uebersetzung
wenigstens der zAveite epexegetisch zu dem ersten hinzu
tretende Satz führt; richtiger wäre in dieser Bedeutung
sortitio oder sortitus.
specialis substantivisch ,der specielle Freund* (Georges)
CI. 199, 15 cur egomet specialis atque Intimus niliü a spe-
ciali meo fructi feram.
sphaeroides bei Georges nur als Adjectiv aus Vitruv VIII, 5, 3
(s. Schema) aufgeführt, findet sich als Substantiv = ,Sphäroid,
die Kugel* (sphaera) bei CI. 67, 11 mouetur etiam motu
septimo, sicut est rotae et spliaeroidis, 144, 20 usque ad
exiima transmundana, qua spliaeroidis globo mundus in-
cluditur.
502
Engelbrecht.
spuma bildlich CI. 123, 6 dum in aures inperitas uerborum
puerilium spumas exspuunt, vgl. Sid. ep. VII, 13, S. 119, 19
magis eum. occupat medulla sensuum, quam spuma uerborum.
stipulari = adstipulari CI. 34, 17 tu uelut stipulante tibi, per
apostolum ueritate adfici diuinit.atem dicis.
sub sistere = esse, consistere CI. 119, 9 nihil omnino esse potest,
quod non et trifarium subsistat et unum sit, (deshalb
ist die Lesart von E 2 trifariam nicht richtig), 119, 12
omnis anima rationalis tribus indiuiduis, memoria consilio
uoluntate subsistit, 194,15 spiritus pecoris, qui non subsistit
post corpus.
superiectus als philosophischer Terminus dem subiectns ent
gegengesetzt CI. 65, 18 quibus (formis) indissociabiliter
iuncta (anima) sine superiecta subiectis siue subiecta super-
iectis et membrum tota ’mouet, 157, 20 qui animam corpus
esse et. eandem superiectam in subiecto corpore contineri
credis, 157, 23 ipsa in sno superiecta subiecto est. Man
vergleiche indess auch Sid. ep. IV, 15, S. 67, 10 nec
subiectas caut.es nec superiectas niues expauescemus.
suspirare mit dem Dativ construirt CI. 77, 13 nec suspirare
potest. Uli patriae nach der Analogie von aspirare 204, 3
quod non modo ad innouandum quippiam, sed ne ad ded.i-
scendum quidem absque te uno disciplinae nobilis idlus
adspirat.
talentum in übertragener Bedeutung CI. 191, 5 ex paupertatis
inopia da,re dragmam ei, qui multa scientiarum abundat,
talenta.
taurea, ae CI. 205, 29 nullum lectitandis bis tempus insumas,
qnae quasdam resonantium sermunculorum taureas rotant.
Das Pronomen qnae fehlt in der Handschrift und wurde
von mir ergänzt; es fragt sich aber, ob nicht besser qui
statt quae stünde, indem man bis auf die script.ores nouitii
bezöge, denen im folgenden die alten Autoren in nament
licher Aufzählung entgegengesetzt werden. Der Ausdruck
taureas rotare ist hier etwas unklar: bis Jemand etwas
besseres vorschlägt, scheint man sich mit der Erklärung
zufrieden zu geben müssen, dass taurea hier wie öfters
,der Ochsenziemer' heisst und natürlich metaphorisch
gebraucht ist. Der Sinn dieser geschraubten Ausdrucks-
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
503
weise muss wohl der sein, dass die resonant.es sermunculi
bildlich mit dem Peitschengeknall in Verbindung gebracht
werden sollen. Oder ist vielleicht zu übersetzen: ,sie
schwingen die Geissei ihrer hohltönenden Phrasen' nach
Salvian. de gub. dei VIII, 22 improbissimis flagitiosorum
liominum cachinnis et detestantibus ridentium sibilis quasi
taureis caedebatur?
tenellus in übertragener Bedeutung CI. 21, 10 tenellis adhuc
infantiae quondam suae persuasionibus in senectute puerascunt.
tenor entsprechend der Bedeutung des ital. tenore CI. 135, 9
quoad usqae eidem tenore ueritatis adstipulantur.
tepor bildlich CI. 122, 10 ut (religio) paene iam credendi labore
submoto tepore fidei scientiae fructum capessaf. Bekanntlich
bezeichnet bei Tac. dial. 21, 6 tepor die Lauigkeit, den
Mangel an Feuer in Schriften.
testificari mit dem Dativ CI. 104, 16 qui ueritati in praesen-
tiarurn testificarentur, 152, 22 iam nunc testibus meis ad
indubitatam fidem ueritas ipsa testificabitur.
tibia ,die Röhre' CI. 170, 1 sine alternamento reciproci aeris et
organo pectoris et tibia gutturis et oris cauo et linguae
plectro uerba uodbus effice.
transuersim nach Georges dir,. eio. bei Tertull. de bapt. 8
hat CI. 90, 11 linea quae transuersim secari potest, 90, 14
quia latitudo et transuersim et directim recipit sectionem.
trigona, ae CI. 89, 17 numquid . . fieri umquam nisi trigona
poterit, 92, 20 cum trigonam uel tribus punctis ac tribus
lineis conformari uideris, dagegen unmittelbar vorher
92, 17 cum in trigonum uel hexagonnm mentis oculumfigis.
Unerkennbar ist der Nominativ 91, 1 sicut in trigonis et
tetragonis per angulos puncta sunt,
tropica hat nicht bloss Augustin de gen. ad litt. 4, 9, sondern
auch CI. 29, 19 quid prophetico spiritu ueterum quique
sanctorum tropice prophetauerint.
trutina bildlich CI. 146, 5 trutinae iudicii corporum ponderibus
inpositis adpende mundum; überhaupt findet sich trutinator,
trutinare im bildlichen Sinne (beurtheilen, erwägen) bei
den Kirchenschriftstellern nicht selten; trutina iudicii hat
auch Sid. ep. VIII, 7, S. 133, 23.
tumor s. oben S. 475.
504
Engeltrec ti t.
tumulare CI. 204, 18 quorum egomet studiorum quasi quandam
mortem flebili uelut epitaphio tumularem: eine schwülstige
Ausdrucksweise!
uentriculus wie uenter bloss für ,Höhlung* gebraucht Cic. de
nat. deor. II, 138 ventriculus cordis; ebenso CI. 173, 14
uisus animi intendit sese citque exserit per ista haec puncta
pupillcirum uaporato cerebri anteriore uentriculo inuisibilibus
uiscerum flammis. Vergleiche 85, 6 certum est imaginari
illum intru quendam uentrem memoriae nequaquam posse
nisi ea, quae per corpus accepit.
uero autem CI. 145, 25 uero autem subicitur, quod terrae corpus
unum in scripturis dicitur orbis esse terrarurn; vgl. autem
uero oben S. 488.
uicarius — mutuus, also als Adjectiv zu in uicem gebildet
CI. 97, 22 st tibi in illa sui parte carus est, qua uterque
homines estis et qua uosmet uicario amore diligitis (vgl.
122, 18 utriusque horum amorem mutuum).
■uigilax ,aufmerksam, scharf beobachtend', wieuigilans CI. 173,
11 uigilacem vigilantemque simul quaero lectorem; auch Sid.
ep. V, 2, S. 79, 5 hat uigilax lector und VIII, 11, S. 141, 15
in bucolica (materia) uigilax parcus carminabundus (est).
iiulnerabilis ,verwundend, verletzend Cael. Aur. acut. 3, 17,
171' (Georges). Dagegen heisst es ,verwundbar' bei
CI. 32, 14 quia lux et insensibilis est pariter et uulnerabilis
(vgl. 32, 4 uulnerari igitur lux potest, etsi sentire non
potest).
Hieran mögen sich einige Notizen über Worte reihen, die
aus dem Wörterbuche von Georges als handschriftlich nicht
genügend beglaubigt zu eliminiren sind:
ambifarie entfällt, weil CI. 28, 16 contrariis congruentibusque
pariter obnoxium ambifariae subditur passioni zu lesen
ist, durch welche Stelle nunmehr ambifarius nicht bloss
eine uox Arnobiana ist.
perpere ist CI. 21, 7 wohl Lesart des guten Codex M für
perperam, der aber hier wie an vielen anderen Stellen
vom Schreiber selbst ,corrigirt' worden zu sein scheint,
da auch an der zweiten Stelle (181, 17) das dem Schreiber
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
505
wahrscheinlich unbekannte Wort perperam falsch über
liefert ist (perferam).
p er quiritatus ist CI. 19, 7 nur Lesart der ersten Pariser
Ausgabe für das sowohl handschriftlich, als durch sein
Vorkommen bei Apuleius und Sidonius beglaubigte pro-
quiritatus.
In anderer Weise zu berichtigen sind folgende Angaben
bei Georges :
causari will Georges bei CI. 181, 3 horum minus uno uirtus
actionis mfringitur, si desit utrumque, causatur erklären
,durch Vorschützung von Gründen versagen, ablehnen
(absolut)*, was mir unverständlich bleibt; doch ist sicher
lich mit GLS cassatur zu schreiben, wie ich auch bereits
edirt habe.
ceruicula bedeutet bei CI. 142, 5 fas est multimodo ueritatis
gladio falsiloqui ceruiculam, salubri concisione concipilari
nicht, wie Georges will, ,Selbstüberhebung*, sondern hat
seine natürliche Bedeutung, wie das Wort concipilari am
besten beweist (eine ähnliche Ausdrucksweise findet sich
bei Sidon. ep. IV, 22, S. 73, 22 cui datum est saltibus
qloriae proterere posse ceruices uituperonum seu supercur-
rere). Auch bei Augustin, serm. 298, 4 quid est, apostole
Paule ? quasi extulisti te, quasi de aliqua ceruicula uidetur
dictum,: ,plus omnibus illis laboraui 1 möchte ich das Wort
nicht mit ,Selbstüberhebung*, sondern mit ,Stolz* über
setzen (der den Nacken, Kopf hoch trägt), womit man
die Worte in Cap. 5 desselben Sermo vergleiche: sed etiam
hie non extollatur ceruix tua, quia. dona ipsius sunt
merit.a, tua.
inexterminabilis gebraucht nicht Claudia,n selbst (138, 17),
sondern ist Citat aus Sap. 2, 23 (vgl. Rönsch, Itala und
Vulgata S. 111).
intravsme.abil.is ist nicht Ihrc/f elqrjpevov bei CI. 170, 16 in-
menso quodam intransmeabili ab inuicem disparati sint,
sondern steht auch 171, 10 intransm.eabile dicitur chaos
und findet sich ausserdem bei Jordanes 54, 16. 66, 11
Mommsen. Vergleiche ausserdem Paucker, de latinitate
B. Hieronymi S. 160.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. II. Hft.
33
506
E n g c 11) r e c li t.
Uhr am en soll nach Georges CI. 183, 10 nisi cluplicis crea-
turam substantiae, quoad homini posse fas siuit, adhibito
iudicii libramine secernas (in übertragener Bedeutung) ,der
Schwung, die Schwungkraft* heissen. Man vergleiche
indess folgende Stellen: CI. 189, 13 adhibeto iustitiae li-
bram, 146, 5 und Sid. VIII, 7, S. 133, 23 trutina iudicii,
Ennod. 359, 9 iudicii libra, 28, 8. 34, 1. 75, 16 lanx iudicii
und man wird nicht zweifeln können, dass auch obiges
libvamen gleich libra gebraucht sei. Die Vorliebe Claudians
für die Ausgänge auf -men und -ment,um erklärt die sonst
auffällige Erscheinung hinlänglich. Eben deshalb ge
brauchte ja auch Claudian acumen für acies, wie wir
oben sahen.
ponderabilis liest man nicht nur bei CI. 112, 15 numerabilia
sunt et mensurabilia, sondern auch 114, 1. 119, 10. 194,
6 (stets in Verbindung mit jenen zwei anderen Adjectiven),
ebenso bei Prudent. u. A. (vgl. Paucker, Spicilegium ad-
dendorum lexicis latinis S. 122).
Endlich fehlen bei Georges noch folgende Worte, die sich
indess nicht bloss aus Claudian belegen lassen, sondern sich
auch sonst noch linden.
adplene Adverb (vgl. das franz. ä plein) CI. 80, 12 quod tune
adplene non erit, 120, 6 tantum in Ms moratus sum, quantum
prudentibus satis arbitror, quo adplene cognoscant, wo man
keineswegs quoad plene zu ediren braucht. Du Gange citirt
aus der Vita S. Leodegarii: adplene in Omnibus disciplinis
politus. Die Bildung adplene ist übrigens ganz natur-
gemäss, da ein verstärktes (componirtes) plenus wegen
semiplenus (semiplene Sid. ep. IV, 22, S. 73, 15) angezeigt
geschienen haben mag. Dass zu dieser Verstärkung
gerade die Präposition ad gewählt wurde, mag das ana
loge adprime verschuldet haben. Uebrigens mag auch die
Wendung adplenum — ,vollständig* (Auson. perioeh. Odyss.
22. Eutrop. 8, 19. Donat. Terent. Andr. II 6, 16. Salvian
de gub. dei VII, 17 cogitat forte aliquis non ita ad ple-
num esse ut loquor) den Anlass gegeben haben, ein ver
meintlich dazugehöriges adplene nach der Analogie von
adprime zu bilden. Wenigstens lässt sich bis jetzt das
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
507
Adjectiv adplenus nicht nachweisen (dagegen adprimus
bei Gell. 6 [7], 7, 11).
dispuere ist in sämmtlichen Handschriften überliefert CI. 135,
15 terrae dispuens (dagegen 203, 16 anirni culturn despuens
in dem Briefe, der freilich nur in einer Handschrift über
liefert ist) und dürfte vielleicht noch hie und da für
despuere zu restituiren sein. Ueber das Schwanken der
Handschriften zwischen dispuere und despuere vgl. Hilde
brand zu Apul. apol. 44.
eotenus siehe unten S. 520.
hidem siehe unten S. 518.
posthinc siehe unten S. 522.
prolapsus, us CI. 32, 16 alti. prolapsus erroris (vgl. die Prae-
fatio meiner Ausgabe S. XLV). Verschiedene Belegstellen
aus anderen Kirchenschriftstellern giebt Paucker, spici-
legium addendorum lexicis latinis S. 133 und De latinitate
Hieronymi S. 25.
III. Kritische und exegetische Bemerkungen.
In diesem Abschnitte sollen in zwangloser Reihenfolge
grammatisch-lexikalische Fragen behandelt werden, die ent
weder nur für Claudian in Betracht kommen oder doch von
dessen Sprachgebrauch direct oder indirect ihren Ausgangs
punkt nehmen.
l. Accidere und accedere, Perfect accessi.
Eine lehrreiche Stelle für die (an gewisse Bedingungen
gebundene) Verwechslung von accidere und accedere ist Claud.
Mam. 28, 9—22: quod autem pliilosophorum testimonio miseri-
cordiam atque iustitiam et istius modi bona adfectiones passibilis
d.icit esse creaturae easdemque in deo essentialiter, non acces-
sibiliter, liaud intendit animo sibi semet aduersa proferre, quia
adfectio accessio est. non autem aliquid deo accidit: igitur
adfectioni non snbiacet. nam quidquid adßcitur contrariis con-
gruentibusque pariter obnoxium ambifariae subditur passioni. quo-
circa si summa diuinitas sensit conpatientis adfectu, etiam malae
passionis snbiacet stimulo. sensit dicis: utique sentire accidens
33*
eins est, qni ante von sensit, aeternitati autem, quia passionem
Christi sempiterne sciuit, utpote quam ipsa disposuit, passionis
tempore noui niliil, quod nosset, ne dicam qitod. sentiret, accessit.
Hier ist accessibiliter Adverb zu accidens (ebenso 27, 13 und
35, 2, wo es als Gegensatz zu substantialiter stellt), sowie ac
cessio für accidentia stebt (vom Schriftsteller diesem vermuth-
lich wegen des gleichen Ausganges mit adfectio vorgezogen).
Z. 14 haben accidit nur die besten Handschriften CG M (acce-
dit die übrigen), es ist jedoch ebenso richtig, als Z. 18 accidens
(accedens codd. dett.J. Endlich accessit ist offenbar Perfect zu
accidit. Wenn man die weiteren Stellen bei Claudian durch
mustert, so kann man bemerken, dass die Handschriften eine
besondere Vorliebe für den A-Laut im Präsens des Wortes
bezeugen: nur gerade die besten bieten die richtige Form mit
i, vgl. ausser der obigen Stelle 49, 5 aer quibuslibet uasculis
includi . . potest, cum hoc prorsus igni non accidat (E 2 G M, ac-
cedat reih), 54, 17 cvi quamlibet illud accidat (CGM, accedat
reih), quod scriptura testatur, 52, 20 quod eo tibi accidit, quia
. . posuisti (nicht Perfect, accedit AB DE F PR), 63, 21 quod
idcirco illi accidit, quia partibus constat (accedit AB CH). Ferner
kommt accidere noch an mehreren Stellen im Epilogus ohne
Variante vor, da jener nur durch die einzige Leipziger Hand
schrift M überliefert ist: 191, 6 hinc accidit quod., 193, 18 cor-
pus substantia est, non accidens. accidentia autem in sub-
stantia sunt, non substantiae, accidit ergo corpori quantitas et
quulitas, 194, 20 accidunt animo disciplinae, accidit iüstitia.
Endlich steht accidens 86, 7 und zwar in allen Handschriften,
sowie 26, 19 res accidentes in dem Citate aus Faustus, der
aber selbst accedentes schrieb, wenn anders man der einzigen
Handschrift saec. IX Glauben schenken darf. Das Substantiv
accidentia, ae findet sich 27, 6. 86, 11; 27, 3. 4. 5. 29, 22, an
den letzten vier Stellen im Plural.
Betrachten wir nun die Stellen, an welchen bei Claudianus
Mamertus accedere vorkommt, so ist zu erwähnen, dass der
Schriftsteller das Verb gewöhnlich mit ad cum acc.: 22, 6 acce
dit ad hoc Jiuoris intentio (accidit M), 95, 2 (uerbum) sic ad
illum, cui loqueris, accedit, quod a te utique non reced.it, 155, 23
ad, hunc locum non rudis accedet, vgl. 113, 7. 154, 13. 204, 14,
oder mit dem blossen Accusätiv verbindet: 24, 14 accessi. reli-
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
509
quum lectionis, 180, 5 animus non ciccedit inferna, vgl. 119, 5.
170, 11; nur einmal findet es sich mit dem Dativ 96, 25 accede
formatrici formae, denn 73, 17 ist nec localiter abscedere a cor
pore . . nec localiter corpus accedere zu lesen. Eine Stelle bleibt
noch zu besprechen übrig 75, 20: corpori adimitur seruiendi
possibilitas et animo dominandi accidit difficultas; hier würde
accedit als Gegensatz zu adimitur dem Sinne nach wohl passen,
da jedoch auch der dabei stehende Dativ uns dagegen ein
nehmen muss, so werden die besten Handschriften (C GM)
wohl richtig accidit bieten.
Um nun aus diesen Stellen, die nach der besten Ueber-
lieferung angeführt sind, das Facit zu ziehen, so darf man
nicht kurzweg sagen, dass Claudianus accidere und accedere
promiscue gebrauchte, sowie Hartei dies für Ennodius nachwies
(vgl. Wiener Studien II, 228 f.), sondern es ist nur zuzugeben,
dass das Perfect zu accidere mit dem von accedere zusammen
fiel. Es ist auch nicht abzusehen, warum die schon durch ihre
Betonung hinlänglich scharf getrennten Verba in ihren präsen-
tisehen Formen hätten ohneweiteres verwechselt werden sollen:
sehr leicht aber erklärt es sich, dass das Perfect accidit wegen
seines Gleichklanges mit dem Präsens frühzeitig unterging oder
doch nur spärlich verwendet wurde und durch accessit (davon
abgeleitet accessio und accessibiliter) umso eher ersetzt werden
konnte, als sich ja thatsächlich beide Worte in ihrer Bedeu
tung nicht selten berühren.
Wie hält es nun in dieser Sache Claudians Zeitgenosse
und Landsmann Sidonius? Hier zeigen die von Lütjohann
benützten Handschriften eine ganz merkwürdige Uebereinstim-
niung in Ueberlieferung dieser oder jener Form, so dass wir
bei Sidonius noch viel weniger als bei Claudian über die Schreib
weise des Autors selbst in Zweifel kommen können. Wie schon
an und für sich zu vermuthen ist, dass beide Schriftsteller in
Anwendung der beiden in Frage stehenden Worte sich gleichen,
so wird die Vorführung sämmtlicher hiehergehöriger Stellen
des Sidonius diese Vermuthung vollkommen bestätigen.
Dass das Perfect accessit mit accidit ganz gleichbedeutend
war, zeigt zur Evidenz folgendes interessante Beispiel aus
Sidonius epist. VII, 1, S. 104, 17 quae omnia sciens populus
iste Viennensibus tuis et accidisse pi'ius et non accessisse
510
Engelbrecht.
posterius, wo beide Perf'ecte nebeneinander in gleichem Sinne
verwendet werden. Weiters zeigt epist. VIII, 3, S. 128, 23
fors fucit an philosophi uitae scriptor aequalis maiorum tempori-
bus accesserit, certe par saeculo vieoper te lector obuenit, dass
auch hier accesserit wegen des Gegensatzes obuenit einem acci-
derit, gleichsteht. Nicht anders kann auch VIII, 6, S. 130, 15
quod milii quoque similiter accessit gedeutet werden.
Wie wir schon aus dem ersten Beispiele ersahen, dass
das Perfect accidit sich neben accessit noch behauptete, so
beweisen dies noch folgende Fälle: epist. I, 11, S. 16, 25 accidit
casu, ut Catullinus illo ueniret, IV, 6, S. 58, 8 si quid secus
uiantibus accidisset, VII, 2, S. 105, 25 forte accidit, ut deuersorio
quaedam femina uicinaretur. Das Präsens von accidere steht
epist. IX, 14, S. 166, 9 si accidat (accedat M 1 ), ut nec intra
unum conclaue decumbant.
Dagegen wo vom Präsensstamm gebildete Formen von
accedere sich bei Sidonius linden, haben sie regelmässig die
Bedeutung des Compositums von cedere, nie die von accidere.
Hieher gehören folgende Stellen: epiist. I, 7, S. 10, 3 cumulus
accedit laudibus imperatoms, III, 12, S. 48, 8 quasi nil tibi quo
que laudis aut gloriae accedat, V, 16, S. 88, 23 Ecdicio honor
patricius accedit, VII, 5, S. 108, 9 his accedit quod . . fecerunt,
VII, 10, S. 117, 27 cui, precor, quod in uobis opis est intuitu
paginae praesentis accedat, VII, 14, S. 122, 14 ut aliqua de te
recens mihi laetitia potius quam sententia accedat, III, 5, S. 43, 17
satis abundeque suffleeret fides uestra commodis suis , etsi nullusin-
tercessor accederet. Ausserdem linden sich folgende Perfectformcn
zu accedere: VIII, 14, S. 145, 27 quae loquor falsa censete, nisi
professioni meae competens adstipulator accesserit, IV, 1, S. 52, 7
secundus nobis animorum nexus accessit de studiorum parilitate,
IV, 16, S. 67, 22 quod tuo accessit usui, decessit hoc nostrae
proprietati. An sämmtlichen dieser Stellen lässt sich accedere
zwanglos als Compositum von cedere auf fassen, ohne dass man
eine Verwechslung mit accidere annehmen müsste; besonders
lehrreich ist hiefür das letzterwähnte Beispiel wegen des Gegen
satzes decessit. Der Vollständigkeit halber führe ich noch die
übrigen Stellen, an denen sich accedere bei Sidonius findet, vor,
obwohl an diesen über die Bedeutung des Wortes kein Zweifel
aufkommen kann: VI, 7, S. 99, 1 eqo ad apostolatus tui noti-
""" r iV-* i
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus. oll
tiam pleniorem accedo, VII, 17, S. 124, 8 exigit te rogari, nt tuo
ipso sub magisterio raonasterii magister accedcit, II, 10, S. 83, 16
quae (ecclesia) studio papae Patientis surnmum coepti operis ac-
cessit, III, 3, S. 42, 12 eo condicionis accesseras, V, 3, S. 80, 1,
VI, 1, S. 95, 15, VI, 4, S. 97, 18.
Wir sehen somit, dass die von uns bei Claudian gemachte
Beobachtung auch für Sidonius ihre Giltigkeit behält: die prä-
sentischen Formen von accedere und accidere werden nicht ver
wechselt, wohl aber werden die Perfecta accessit und accidit
promiscue gebraucht; dass in dem gegenseitigen Kampfe dieser
beiden Formen bereits accessit die Oberhand erlangt hatte, be
weist der Umstand, dass sich accidit nur mehr in den typischen
Wendungen forte accidit, casu accidit, secus accidit bei Sido
nius und bei Claudian — möglicherweise nur aus Zufall —
gar nicht findet.
Für mich ist es höchst wahrscheinlich, dass auch für
Ennodius dasselbe Gesetz zu gelten habe. Während nämlich
accessit für accidit, welche Form nach Vogel (s. den Index seiner
Ausgabe) Ennodius nirgends hat, in Hartel’s Index durch eine
ganze Keihe von Stellen belegt ist, werden nur zwei Stellen bei
gebracht, wo jene Verwechslung in präsentischen Formen statt
fand: 137, 22 quia diuina gradibus (— gradatim) semper accedunt
et quibus bona conferunt meliora pollicentur, carin. I, 7, 32 accedunt
culpis muneva uestra meis; dazu kommt noch das in obiger
Abhandlung von Hartei citirte Beispiel 144, 22 liinc caelestis
cura nepti meae procum iussit accedere. Wenn man sich ver
gegenwärtigt, wie sich accidera und accedere in ihrer Bedeutung
oft enge berühren, so sind diese Beispiele nicht mehr auffällig,
als die ciceronianische Phrase alicui animus accedit: im ersten
Falle zeigt schon gradibus = gradatim an, dass accedere mit
Bedacht gesetzt ist, und an den beiden übrigen Stellen lässt
sich accedere ohne Zwang als Gegentheil von discedere auf
fassen. Allerdings wird man zugeben dürfen, dass die Be-
deutungsdiflerenz von accidere und accedere bei Claudian noch
eine grössere ist, als bei Ennodius.
Das reelle Ergebniss dieser Auseinandersetzung kann
demnach nur folgendes sein: Wenn die Handschriften zu
späteren Schriftstellern zwischen accidere und accedere
in den vom Präsens abgeleiteten Formen schwanken,
512
Engelbroclit.
so wird man das letztere nur dann aufnehmen, wenn
es besser begdaubigt ist und sich halbwegs zwanglos
als Compositum des Verbums cedere auffassen lässt;
unmittelbar statt accidere darf es ausser als Perfect-
form nicht zugelassen werden.
2. Flagrare, fraglare, fragrare.
Uebcr fraglare für flagrare und fragrare ist schon öfters
gehandelt worden, ohne dass man dabei zu einem endgiltigen
Resultate gelangt wäre. Wir wollen vorerst von allen diesen
Untersuchungen absehen und die Frage nur für Claudian er
örtern. Das fragliche Wort findet sich bei ihm an folgenden
Stellen: 43, 23 perpetuo odoraremur, ui fraglaret (EFH 2 L
MS-, flagraret veil.) olf actus ; 76, 21 inlocaliter illifvaglat
(DEFM, flagrat rell.J aequitas, foetet iniquitas; 205, 13 thyma
fraglantia (E, in welcher Handschrift allein der diese Worte
enthaltende Brief Claudians erhalten ist). Hiezu kommen
46, 17 gustu fraglantia (DEFH 2 MS, flagrantia rell.J non
accipitur; 68, 11 per exiguum narium membrum sentit tota f ra-
glant.ias (D EF 2 M S 2 , flagrantias rell.J; 76, 17 (num illic) euane-
scentis fraglantiae (DEFMS' 1 , flagrantiae rell.J suauitas halat.
An allen diesen Stellen steht fraglare (fraglantia) für das sonst
gebräuchliche fragrare (fragrantia), stets bewahrt von E und
M und meistens von ü FS 2 (H 2 L). Auch der anderen Hand
schriften Vorlagen haben sicher dieselbe Lesart gehabt, da ihr
flagrare (flagrantia) sich aus der irrthümlichen Metathese der
Liquiden — zumal da flagrare den Schreibern geläufiger ge
wesen zu sein scheint als fraglare, denn sonst hätten sic auch
fraglare hie und da für flagrare geschrieben, was aber nirgends
bei Claudian der Fall ist —• von selbst erklärt. Demnach
kann man behaupten, dass die handschriftliche Ueberlieferung
einstimmig für fraglare (nicht fragrare) spricht, weshalb ich
dies auch stets in den Text aufnahm gegenüber den früheren
Herausgebern, die fragrare edirten. Dagegen lässt sich fra
glare für flagrare aus den Handschriften Claudians nicht be
legen, sondern ist in der Bedeutung ,brennen' stets flagrare
überliefert, vgl. 56, 18. 87, 6. 101, 6. 120, 23.
Hieraus ergibt sich für Claudianus die Schlussfolgerung,
dass fraglare bei ihm stets nur für fragrare gebraucht ist,
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
513
und da letztere Form bei ihm nie vorkommt, so dürfte die
Behauptung nicht zu gewagt sein, dass man zu seiner Zeit
(zum mindesten in Gallien) für fragrare fraglare sprach und
schrieb. Offenbar ist airck bei Sid. VIII, 14, S. 146, 10 cari-
tatis castitatisque flagrantissimum incensum turibulis cordis ado-
letis (so die Handschriften) nicht mit den Herausgebern, denen
sich Ltitjohann angeschlossen hat, fragrantissimum zu schreiben,
sondern fraglantissimum, obwohl sich auch das handschriftliche
flagrantissimum sehr gut in der Bedeutung ,helllodernd* halten
lässt, da ja incensum hier nur ,Opfer*, nicht ,Weihrauch* be
deuten kann (vgl. den Gegensatz nihil, ut audio, ojfertis ignis
alieni); man vergleiche zu dem Gedanken Claudian 56, 18
flagrantia castae cciritatis und 87, 6 caelesti caritate
flagrare.
Im Anschlüsse an diese Auseinandersetzung sei es ge
stattet, die bekannte Noniusstelle (438, 17 M), über die zuletzt
J. M. Stowasser in dem Freistädter Gymnasialprogramm von
1883/84, S. 14 gehandelt hat, zu besprechen. Stowasser schreibt:
,Cod. Harl.: flagrare [fraglare man. 2] et ignescere ita discer-
nitur, quod ignescere incendi et ardere, flagrare [fraglare man. 2]
uero olere. Auch diese Stelle ist noch nicht recht plausibel
emendirt. Dass Nonius zwischen fragrare und flagrare unter
scheiden will, sahen alle Herausgeber ein, ebenso auch, dass
das erste ignescere ein ungeschicktes Glossem ist. Hat man
dies aber erkannt, dann wird keine andere Lesart möglich
sein als: flagrare et fragrare ita discernitur, quod ignescere,
incendi et ardere flagrare (est, fragrare) uero olere. Dies
scheint mir die leichteste Lösung der Schwierigkeit.* Obige
Stelle ist ein evidenter Beweis, dass für Nonius dasselbe Ge
setz galt, welches wir oben für Claudian bindend erkannten.
Jedenfalls hat man für fragrare zu schreiben fraglare, denn
nur in dieser Form war eine Verwechslung mit flagrare —
eine solche hat ja die Stelle des Nonius zur Voraussetzung —•
möglich. Der Sinn der Glosse selbst ist klar: ,flagrare heisst
brennen, fraglare riechen*. Nimmt man die Lesart der zweiten
Hand des Harleianus in den Text auf, so gibt die Glosse einen
vollständigen Sinn: fraglare et ignescere ita discernitur, quod
ignescere incendi et ardere (e), fraglare uero olere. Jedoch ist
es nicht wahrscheinlich, dass das Wort flagrare als causa
514
Engelbrecht.
mouens für clie Verwechslung der Bedeutung von fraglare mit
der von Verben, die ,brennen* bedeuten, gefehlt habe. Um
es kurz zu sagen: ignescere ist an beiden Stellen Glossem
(dies erkannte schon Mercier richtig) und dafür flagrare
zu schreiben, so dass also nach meiner Ansicht die Stelle
lauten muss: fraglare et flagrare ita discernitur, quod flagrare
incendi et ardere (est), fraglare uero olere. Dass die Schreiber
an der Stelle durch Vertauschung der Liquiden eine arge
Verwirrung angerichtet haben werden, lässt sich aus dem ähn
lichen Verhalten der Claudianhandschriften leicht erschliessen.
Der Ignorant, dem wir die beiden ignescere verdanken, las
wahrscheinlich an unserer Stelle nur (viermal) flagrare und
setzte zweimal dafür das Synonymum ignescere.
Ganz dasselbe lehrt die Appendix Probi IV, S. 201, 19K:
inter fragrat et flagrat hoc interest, quod fragrat odorem signi-
fleat, flagrat uero splendorem demonstrat. So edirt Keil nach
dem Cod. Montepcssulanus 306, saec. IX5 jedoch scheint mit
Zuhilfenahme der Lesarten des älteren Cod. Bobiensis (jetzt
Vindobonensis 17) saec. VM IX vielmehr zu schreiben sein:
inter flagrat et fraglat (so Bob.) hoc interest, quod fraglat (so
Bob.) odorem significat, flagrat uero splendorem demonstrat. Es
ist einleuchtend, dass der Cod. Montepess. hier der Corruptel
fragrat für flagrat zu Liebe ganz durchcorrigirt ist, während
der Bobiensis nur jene einzige, wohl aus dem Archetyp stam
mende Corruptel aufweist.
Ueber fraglare, flagrare und fragrare haben O. Ribbeck
in Fleckeisen’s Jahrb. Bd. 77, S. 191, Lucian Müller, eben
daselbst Bd. 93, S. 386 f., Schuchardt, Vocalismus des Vulgär
lateins I, 139 und III, 71, Ellis in den Excursen zu seiner
Catullausgabe 2 , S. 346 — 350 und Bücheier in Eleckeisen’s
Jahrb. Bd. 105, S. 111 gehandelt. Schuchardt spricht sich
eher gegen fraglare aus: ,Unter allen diesen Schreibungen die
umgekehrten abzusondern, ist unmöglich. Das meiste war
gewiss blos dialectisch/ L. Müller a. a. 0. S. 387 kommt zu
dem Resultate: ,Es mag also wirklich die römische Plebs wie
lapidicina oder wie displicina auch fraglo für jlagro gesagt
haben, resp. fraglo für fragro wie penes für pedes.‘ Ellis
dagegen, der über unseren Gegenstand am ausführlichsten ge
handelt hat,, will fragrare gar nicht gelten lassen (derselben
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
515
Ansicht neigte sich schon 0. Ribbeck a. a. O. zu) und meint,
dass flagrare, ursprünglich sowohl für ardere als auch für olere
gebraucht worden und vielleicht erst nach Catull für olere
die Form fraglare aufgekommen sei. Den richtigsten Stand
punkt scheint mir Bücheier einzunehmen, der als ursprüng
liches Wort der elassiscken Zeit für ,duften' nur fragrare
anerkennt. Hieraus wurde fraglare, das seit dem 4. Jahr
hundert allgemeinen Eingang gefunden hatte, wie die Glos
sarien zeigen; andererseits wurde ,durch Wandlung des ersten r
flagrare, zwar selten und nie eingebürgert, aber offenbar vor
handen, als Nonius, Servius, der sog. Probus Trennung von
,brennen' und ,duften' einzuschärfen für nöthig hielten. Dass
diese Formen auch in älterer Literatur sich fanden, ist nach
des Nonius’ Worten in plurimis inuenitur ista discretio aller
dings möglich, aber nicht gewiss, von fraglare ungleich wahr
scheinlicher, als von flagrare. Als aber in der Form flagrare
die Begriffe ,brennen' und ,duften' zusammengefallen waren,
durch die stäte Neigung der Liquidae zur Umstellung, ward
auch flagrare ,brennen' häufig in fraglare, vereinzelt in fra
grare entstellt'.
Diese Aufstellungen Bücheler’s sind gewiss vollgiltig richtig:
offen bleibt nur theilweise noch die Frage, inwieweit man diese
Theorie practiseh verwerthcn könne. Thatsache ist, dass
jedenfalls flagrare in der classischen Zeit nur ,brennen' be
deutet. Fraglare für fragrare hält Bücheier in der classischen
Literatur nur für ,möglich', meines Erachtens aber ist die
Ueberlieferung der beiden Vergilstellen Georg. IV, 169 und
Aen. I, 436 fraglantia mella beweisend; warum sollen die
beiden r in den benachbarten Silben nicht schon zu Vergil’s
Zeit für das Ohr der Römer einen unangenehmen Klang gehabt
haben? Wo von Vergil an flagrare für ,duften' überliefert ist,
wird man nur berechtigt sein fraglare, nicht fragrare herzu
stellen; damit soll natürlich nicht geleugnet werden, dass fra
grare nicht auch sich nach Vergil noch kürzer oder länger
behauptete. Es ist also unrichtig, wenn z. B. Bährens, pane-
gyrici latini im Panegyricus des Claudius Mamertinus (saec.IV!),
S. 94, 23 fragrantibus et sacrificis odoribus accensis für das
überlieferte flagrantibus schreibt; natürlich ist fraglantibus zu
ediren. Flagrare in der Bedeutung ,duften' mag irrthümlich im
516
Engelbrecht.
Vulgärlatein gebraucht worden sein statt fraglare, wird aber in
den Schriftwerken wohl nirgends zu dulden sein, am wenigsten
bei einem Dichter aus der Zeit der Republik, wie Catull, dem
Ellis S. 346 diese Form aufmutzen will. Ich zweifle auch
sehr, ob Sedulius carm. IV, 71 unguento flagrante und op.
Pasch. 177, 19 Huemer diuinae legis spiramenta flagrantis odorem
gratiae suauitäds hauriatis geschrieben hat. Bei Venantius
Fortunatus ist I, 18, 4. VII, 12, 38. XI, 11, 6 fragrat von
Leo in den Text gesetzt, während die Handschriften flagrat
haben; es ist jedoch fraglat zu schreiben, wie II, 4, 28 fra-
glant, was hier auch die Handschriften bewahrt haben. Für
Sidonius scheint es durch das einstimmige Zeugniss der Hand
schriften festzustehen, dass er wie Claudian für ,brennen' stets
flagrare gebrauchte (vgl. carm. V, 76. 139. VII, 200. 406),
und wenn unsere Codices carm. IX, 324 flagrant in der Be
deutung von ,duften' bieten, so ist es klar, dass fraglant und
nicht mit Liitjohann fragrant zu schreiben ist. Nur carm. II,
413 hat der minderwertige Cod. Paris. 9551 saec. XIII (F)
fragrat, die anderen flagrat (M fehlt) natürlich für fraglat,
woraus sich ergibt, dass für Sidonius die gleiche Observation
gilt, die wir oben bei Claudian machten.
Schwieriger ist die Frage zu beantworten, wieweit fra
glare = ,brennen' literaturfähig war. Gesichert scheint dies
für die afrikanischen Schriftsteller zu sein, so für Fronto, der
p. 5 N fraglant es litteras mittis, p. 27 desiderio fraglantissimo,
p. 34 merito fraglo, p. 56 epistulas tarn fraglanter compositas,
freilich auch p. 79 ignern flagrantissimum, p. 97 tanto flagrantius
amavit, schreibt (s. Ellis, S. 347). Auch Apuleius hat nach
dem Laurentianus 69, 2 fraglare Met. III, 19, S. 50, 16 fra-
glantibus papillis, IV, 17, S. 66, 25 fraglantia solis, IV, 31
S. 75, 22 amore fraglantissimo, V, 9, S. 83, 21 inuidiae feile
fraglantes, V, 23, S. 92, 2 cupidine fraglans Cupidinis, VI, 12,
S. 104, 20 de solis fraglantia, dagegen IV, 14, S. 65, 3 aestiua
flagrantia , VI, 32, S. 116, 31 ignis flagrantiam, VIII, 22,
S. 148,4 mulieris flagrabat cupidine, X, 2, S. 183, 6 sine cor
poris calore flagrantem. Weiter steht fraglare in der Bedeutung
,riechen' Met. II, 8, S. 23, 5 cinnama fraglans, IV, 2 quos
(caliculos) equidem fraglantes . . rosas laureas appellant, dagegen
flagrare VI, 11, S. 103, 26 flagrans balsama Venus. Dass man
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertn.
517
liier nicht, c.onsequent der Handschrift folgen kann, ist ein
leuchtend: da indess an der Mehrzahl der Stellen fraglare
überliefert ist (sowohl für ,brennen' als ,riechen') und die
Sache sich auch bei Fronto ähnlich verhält, so glaube ich
mich zu dem Schlüsse berechtigt, dass die Afrikaner Fronto
und Apuleius die Form fraglare allein sowohl für classisches
fragrare als flagrare gebrauchten. Zu untersuchen, inwieweit
dies auch für die übrigen Afrikaner gilt und ob auch für
Schriftsteller anderer Nationalität, ist von mir nicht beab
sichtigt.
Doch darüber wird erst dann endgiltig entschieden werden
können, wenn einmal eine vollständige auf die Ueberlieferung
hin geprüfte Beispielsammlung vorliegen wird. Uebrigens
dürfen wir darüber, wie ich erfahre, bald von berufenster
Seite eingehendere Belehrung erwarten. Jedenfalls wird man
bei dieser Untersuchung trachten müssen, nicht in Ellis’ Fehler
zu verfallen, auf den schon Bücheier a. a. 0. S. 111 nach
drücklich hingewiesen hat: man dürfe die handschriftliche
Ueberlieferung hier nicht als die einzige oder doch massgebende
Norm betrachten und den Unterschied zwischen Literatur- und
Schriftsprache und dem sermo plebeius nicht zu leicht nehmen.
3. Verschiedene Pronominalformen der späteren Latinität.
Dass die spätere Latinität zahlreiche neue Pronominal
formen, die sich auf den ersten Blick als Analogiebildungen
zu Worten des classischen Sprachschatzes erkennen lassen,
schuf, ist eine Thatsache, die sich durch einige neue Beispiele
aus Claudian belegen lässt. Bekannt, obwohl bei Georges
fehlend, ist die Form eiuscemodi, die Neue (Formenlehre II - 198)
durch eine ganze Reihe von Stellen belegt, denen man z. B.
Hieronym. epist. 82, G cum et ipse nonnullos eiuscemodi clericos
habeat (vgl. Paucker, de latinitate Ilieronymi, S. 80) hinzu
fügen kann. Ferner findet sich die Form qualibet bei Claudian
110, 13 qnarum item pars qualibet partium corporis, doch daneben
114, 9 quaelibet terrae pars. Zu aliquispiam (und aliquisquam)
merkt Georges an: ,überall falsche Lesart, s. Madvig opusc. ac.
vol. I, pag. 465. Kreyssig, annotationes ad Titi Liuii libros
41—45, pag. 21 flg.' Jedoch ist aliquorumpiam gesichert bei
518
Engelb recht.
Claiid. Mam. 176, 6 sed en aliquorumpiam qiä interimunt
animas garrientibus nugis etsi non sistimur ab itinere, lentamur
tarnen, wo die einstimmige Ueberlieferung jeder Correctur Trotz
bietet (Barth schrieb aliorumpiam). Auch lnc findet sich bei
Claudian mit -piam componirt vor in der Form harumpiam
142, 3 quamqunm nonnullis locorum sicubi conduxit harumpiam
script,urarum testimonns usus sim, wo das gewöhnlich dafür ge
lesene quarumpiam nur Correctur der zweiten Pariser Ausgabe
ist. Dasselbe Pronomen liic verband Claudian auch mit
-dem 137, 5: inter has huiusdemque modi quisquilias aliquid
tu sobrium tuto dixerisne? (eiusdemque 2. Pariser Ausgabe); 47, 17
(anima) ex hisdem (ACGM, isdem BEFHR, eisdem DLS)
contracta principiis quibus corpus extrarium; 65, 22 aeternis illis
hisdemque (M, isdemque AB CG HL RS, eisdemque DEF)
semper formis intenta; 83, 1 corporeos deserit sensus ab hisdem
que (ACGIiMRS, isdemque BL, eisdemque DEF) inlocaliter
abscedit; 159, 11 loca quaelibet adeuntem in hisdemque (alle
Handschriften, Ms denique R) locis inlocaliter agentem. Gerade
die Form hisdem. bieten die Handschriften zu den besten Autoren
nicht selten, vgl. Neue II, 200, wo aus Cicero- und Sallust-Hand-
schriften zahlreiche Belege angeführt werden. Hier ist indess
der /f-Laut so wenig auffällig, wie in den zahllosen anderen
Fällen, wo vocalisch anlautenden Worten die Aspirata vor
gesetzt wurde: h ist also hier nicht integrirender Bestandtheil
(des Pronomens hie), sondern wurde nur in der Aussprache
des Volkes bei isdem (eisdem, iisdem) gehört. Während wir
demnach in den Texten der classischen Zeit ein von Indem ge
bildetes hisdem nicht dulden können, so muss doch zu Claudians
Zeiten das vollständige Pronomen hidem in der Schriftsprache
existirt haben, da das obige huiusdemque allein dies ausser
allen Zweifel setzt, um von den vier Beispielen für hisdem. zu
schweigen, deren letztes die Autorität sämmtlicher Handschriften
für sich hat. Mit Recht hat Petschenig Vict. Vit. 3, 41 ipsius-
dem urbis edirt, während Sittl (Lokale Verschiedenheiten
der lateinischen Sprache, S. 115) meines Erachtens mit Unrecht
schreibt: ,Die von Petschenig aufgenommene Variante verdient
vorläufig, bis ipsedem nachgewiesen ist, die Bezeichnung eines
Monstrums“. Allerdings ist die Form ein Monstrum, aber vom
Schriftsteller selbst, nicht von den Abschreibern verschuldet
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
519
und hat nunmehr als Gegenstück das huiusdem des Claudian.
Bei Venantius Fortunatus ist hisdem durch das Metrum ge
schützt VII, 19, 3 uisceribus liisdem (CM DGB BF, isdem
AL) genitos Flamm. Euodiumque, und hätte demnach von Leo
auch in der vita Mart. I, 416 sed pater instabat conpellans uoci-
bus isdem aufgenommen werden sollen, da alle Handschriften
ausser NS 1 diese Form bieten. Auch Huemer hat Sedulius pasch,
op. V, 38, S. 302, 15 hisdem praesentibus edirt, doch hätte er,
um sich consequent zu bleiben, z. B. auch S. 302, 9 das hand
schriftlich ganz gleichbeglaubigte hisdem in den Text aufnehmen
sollen. Bei Sidonius bieten carm. V, 467 die beste Handschrift
47 mit F hisdem., die übrigen isdem, letzteres allein sämmtliche
Manuscripte V, 156 sowie XXH epist. (S. 250, 10). Ich ver-
muthe, dass auch Sidonius gleich Claudian nur hisdem (neben
eisdeni), nicht aber isdem gebrauchte. Eine weitere neue Form
ist istiusce, die sich bei Claud. 173, 10 summum istiusce negotii
istoc in loco uertitur findet.
4. Adverbien der späteren Latinität.
Prae und propter kennen die Lexika nur als locale Ad
verbien und doch hat sie die spätere Latinität, wenn ich nicht
irre, auch als modale respective causale Adverbien verwendet.
Wir lesen bei Claudianus in allen Handschriften 139, 9 si qui
nunc monendi locus est, moneo pvaeque denuntio, wo freilich
die Conjectur ITartel’s peraeque atque sehr ansprechend wäre,
wenn ihr nicht Sidonius Apoll, epist. I, 9, S. 15, 14 sane
moneo praeque denuntio quisquilias ipsas Clivs t.uae hexametris
minime exaeques entgegenstünde. Ferner steht 113, 1 (mundi
moles uniuersa) . . . procul dubio ipsa finalis est propterque
et mensurabilis. Hier hat R (ebenso, unabhängig von diesem,
die editio princeps) die billige Conjectur propter quae, Andreas
Schott schrieb proptereaque und ich glaubte einst eapropterque
empfehlen zu sollen. Jedoch in Hinblick auf das obige praeque
kann kein Zweifel sein, dass auch hier die handschriftliche
Lesart echt sei. Die Deutung beider Formen ist leicht: es
wurde nämlich die Bedeutung, die prae und propter als Prä
positionen nur in Verbindung mit dem entsprechenden Casus
hatten, ihnen auch als Adverbien vindicirt, es ist also prae —
520
En gelb recht.
prae omnibus, pme ceteris — inprimis, aalde und propter =
propter ea. Ich glaube aber nicht, dass aus blossem Zufall
die beiden besprochenen Adverbien mit que verbunden sind:
mir wenigstens sucht mein Sprachgefühl einzureden, dass durch
das nachfolgende (angehängte) que der Mangel des sonst nöthigen
Casus viel weniger fühlbar wird und sich auf diese Weise viel
leichter eine adverbielle Bedeutung bilden konnte, als wenn
z. B. et propter, et prae stünde. Es mag deshalb die Ver-
muthung gestattet sein, dass nur in Verbindung mit que die
Präpositionen jene aussergewöhnliche adverbielle Kraft hatten.
Claudian liefert auch noch andere adverbiale Ausdrücke,
die unsere Lexika nicht zu kennen scheinen. So liest man
167, 8 qui (diabolus) postquam hydrope superbiae tumuit et
inuidiae febre tabuit, sponte inlocaliter sanctitate prolapsus eaque
localiter caelo non sponte deiectus, wo ea(que) doch nichts an
deres als propterea bedeuten kann. Das Adverbium ea ist bei
Georges nur in localer Bedeutung belegt, doch findet sich
eadem nicht nur local (mit Ergänzung von via), sondern auch
modal (wobei opera zu ergänzen ist). Hieraus lässt sich in
gleicher Weise für ea ausser u.ia ein anderes elliptisches Wort
erschliessen, vielleicht causa, und es wäre dann ea einem (ea
de causa) ea causa gleichzusetzen. Auffällig ist, dass Claudian
hier nicht wie sonst eo gebrauchte (vgl. den Index meiner
Ausgabe unter eo), obwohl der vereinzelte Gebrauch von eotenus
neben dem häufig angewendeten eatenus (s. Index u. d. W.)
als Analogie dienen kann.
Das ebenerwähnte eotenus findet sich 84, 14 eotenus in-
plicatur errore, ut tarn,quam absens sibi se quaerat und 122, 8
eotenus religio conclamata est, ut . . scientiae fructum capessat,
auch Jordanes Get. 5 hat eotenus. Die Form hat nichts be
fremdliches bei einem Schriftsteller, der fenus wie usque (ad)
gebrauchte und mit dem Accusativ verband, vgl. 73, 6 (unda
rp-aitior) . . in angusfos tulmlorum meatus ui conpulsa labrum
tenus supra summum, putei expressa prolabitur (labrorum. C,
labro DEFP) und 95, 1 obseqvium. uocis aurem tenus nieat
(aure A- DKFM). Aehnlich wie eotenus ist huccine tenus ge
bildet 173,20 huccine tenus est hum,ani uisus animi? wo ich
vielleicht im engeren Anschlüsse an die Handschriften hoccine
tenus (so DR, hocine ABCHS, hoc in eo M, huccine tenus
•Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus. 521
EFG) hätte schreiben sollen (natürlich hoc = huc). Wie sehr
E. Wölfflin im Rechte ist, wenn er in seinem Aufsatze über
tenus (Archiv I, 422) bezüglich des Accusativ bei tenus schreibt:
hanc structuram ii demum scriptores adsciscere potuerunt, quibus
tenus abiisset in uim particulae usque (ad), erhellt aus jenem
eotenus und liuccine tenus, die geradezu für eo usque und huc
usque stehen. Hieran reihen sich noch mehrere bei Georges
fehlende Ausdrücke, wie adeo tenus 141, 9 adeo tenus non
est corpus anima, ut sit, imago diuina, wo die ursprüngliche
Bedeutung von adeo noch recht klar zu Tage tritt (vgl. adeo
usque), aber zu Claudians Zeiten wohl nicht mehr gefühlt
wurde, wie das nach falscher Analogie gebildete, bei Claudian
fünfmal sich findende (s. oben S. 479) itatenus beweist. 1 Ausser
dem hat Claudian aliquatenus _ 68, 23, idlatenus 78, 6. 92, 16
und mdlatenus 58, 2. 195, 2 (nebst eatenus, hactenus).
Eine eigenthümliche Auffassung liegt unvollständigen Sätzen
wie 33, 2 sed hinc postmodum, de adfectu interim disseramus,
123, 18 sed liinc alias, 31, 6 sed, istinc alias zu Grunde, da man
nicht sofort begreift, wie sich hinc (istinc) zu dem offenbar zu
ergänzenden Verbum dicamus o. ä. (vgl. beim ersten Beispiele
den Gegensatz interim disseramus) reimt. Die nächste Erklärung
sollte nur die sein, dass man sich hier der eigentlichen Be
deutung von hinc nicht recht bewusst war und so hinc auch
für de hac re gebrauchte. Dabei darf auch nicht verschwiegen
werden, dass nur in jenen formelhaften Wendungen hinc (istinc)
alias (postmodum), wobei das Prädicatsverbum stets ausgelassen
ist, sich jene abnorme Bedeutung statuiren lässt, wenigstens
bei Claudian und in noch ausgedehnterem Masse bei Ennodius,
der fünfmal (95, 10. 160, 12. 235, 13. 250, 4. 294, 22 H.) sed
hinc alias und einmal sed istinc alias (521, 22) hat. Sidonius
gebraucht das Wort etwas freier; denn er sagt nicht nur II, 10,
S. 33, 12 und III, 4, S. 43, 9 sed istinc alias und I, 4, S. 6, 1
sed hinc quia istaec satis, IV, 18, S. 69, 21 sed quid hinc am-
1 De Vit s. v. schreibt: saepius utitur hac uoce ClautLianus Mamertus, cuius
loco rectius qnispiam usurpauerit illatenus uel illactenus, und scheint an
deuten zu wollen, dass möglicherweise Claudian seihst so geschrieben
habe. Dem stellt natürlich die fünfmalige einstimmige Ueberlieferung
schroff gegenüber. Eine weitere Stelle für itatenus citirt Du Cange
aus den Acta Sanctorum.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. II. Hft. 34
522
E n g e 1 b r e c h t.
plius, sondern auch mit Hinzufügung' des Verbums II, 2, S. 25,
12 quid enim hinc congruentius dixerim, III, 11, S. 47, 5 sed
tarnen hinc uel maxime este securi, im Briefe vor carm. XIV
Latiari lingua liinc posse disserere. Indess ist auch bei Sidonius,
wie man sieht, der Gebrauch von hinc = de hac re beschränkt.
Der ältere Salvian sagt gub. dei VI, 54 nihil enim hinc erat
lege praeceptum, VII, 49 sed hinc iam et super ins satis dictum est
et adliuc forte dicetur, nec opus est nt de hoc amplius dissera-
mus und dieselbe Auffassung, wie bei hinc, liegt dem unde zu
Grunde ad eccl. in, 17 sed de his, unde nunc loquimur . . .
etiam post haec aliqua subdenius. Hingegen ganz masslos im
Gebrauche ist Augustin in der kleinen Schrift de quantitate
animae 5, 8 hinc dubitare ridiculum est, 12, 21 hinc dubitare
dementia est, 23, 44 nihil est quod hinc dubitare me faciat, 20,
55 uellem hinc plura dicere, 30, 59 hinc nero dubitare nefarium
puto (vgl. de immortalitate animae, cap. 13 [Migne Bd. XXXII,
Sp. 1031] neque ullum rei liuius certius argumentum est, quam
cum se ipsum hinc interrogat animus).
So viel sich jetzt bei unserem bescheidenen Material er
sehen lässt, so sind nach Augustin die Gallier vorzugsweise
bei der Verwendung von hinc — de hac re betheiligt. Merk
würdig ist nur, dass sich gerade hinc so oft findet und inde
(vgl. das französische en) so selten. Mir wenigstens ist für
dieses nur die Stelle aus Anthimus praef. (bei Bose, aneedota
graeca ct graecolatina II, S. 67, 10) tarnen et inde reddo ratio-
nem bekannt, der auch unde wie Salvian gleich de cum rela-
tivo gebraucht cap. 14 (S. 11, 1 der Ausgabe bei Teubner)
de larido nero, unde (—de quo) non est qualiter exire delicias
Francorum, tarnen qualiter melius comedatur ad lioram expono.
Eine bei Claudian sich nicht selten (im Ganzen sechsmal,
s. Index) findende, mit dem Pronomen hinc gebildete adver
biale Form ist bei Georges nicht angeführt: postlvinc. Dieselbe
hat nichts Auffälliges, wenn man sich an das terenzianische
post deinde (Andr. 483), das auch im Zwölftafelgesetz vorkam
(Gell. XX, 11), und insbesondere an postinde, das die Wörter
bücher mit Stellen aus Lucroz (III, 530), dem Rhetor Scneca
und Vopiscus belegen, erinnert. Das Lexikon von Forcellini
bringt auch noch in seiner neuen Ausgabe zwar zwei Stellen
für posthinc bei, die jedoch beide unbrauchbar sind: Verg.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
523
Aen. VIII, 546 post hi.nc ad naues graditur sociosque reuisit und
Verg. Georg. 111,300 (nicht 30) post liinc digressus iubeo fron-
dentia capids arbusta sufficere (vgl. V. 295 incipiens statutis edico
in mollibus herbam carpere oues)\ augenscheinlich ist an beiden
Stellen liinc nicht mit post, sondern mit graditur (digressus) zu
verbinden, ebenso ist Sid. carm. VII, 435 post liinc germano
regis, liinc rege retento Palladiam implicitis manibus subiere To-
losam selbstverständlich nicht an posthinc. zu denken. Uebrigens
kann die Bemerkung des Servius zur letzteren Stelle aus Vergil:
sunt qui posthinc unica uoce scribunt, sed perperam als Beweis
dienen, dass zu des Grammatikers Zeiten posthinc = postea in
Gebrauch gewesen sein muss. Aus Sidonius ist anzuführen
carm. XXII, 200 parietibus posthinc, rutilat quae machina iunctis
fert recutitornm primordia ludaeorum. Auch Alcimus Avitus hat
posthinc S. 37, 17 P.
5. Disicere, dissicere.
Ueber dissicere und disicere hat zuletzt eingehend O. Rib-
beck im Corollarium zu den Fragmenta comicorum Rom'anorum 2
S. XIII ff. gehandelt, der zu dem Resultate, kommt, dass dissi
cere und disicere streng auseinander zu haltende Worte seien,
von denen das erstere ein Compositum von secare (secere, wie
tonere sonere lauere), das zweite ein solches von iacere sei.
Ganz anders urtheilte Fleckeisen in den Jahrbüchern für Phi
lologie, Bd. 87 (1863), S. 199 Note, der dissicere, und disicere,
für identisch erklärt, jenes sogar die gleichberechtigte, wenn
nicht gar besser beglaubigte Nebenform von disicio‘ nennt und
in Wörterbüchern die Grundformen des Verbums so aufzuführen
empfiehlt,: dissicio disieci disiectwn dissicere.
Dass also dissicere nicht bloss ein Schreibfehler sei, wie
beispielsweise noch Georges (in seinem Handwörterbuche am
Schlüsse des Artikels disicio) meint, der übrigens Ribbeck’s
Ausführungen missverstanden haben muss, da er anführt, Rib-
beck lasse nur Plaut. Cure. 424 die Form mit doppeltem s
(als Nebenform von dissecare) gelten, geben beide Gelehrte zu:
Ribbeck erblickt in dem zweiten s das sichere Kennzeichen
eines mit diesem Consonanten anlautenden Verbums, Fleck
eisen ,eine orthographische Eigentliümlichkeih, darin Lachmann
beipflichtend (s. Lucrez, S. 128), dass das zweite s zur Be
st*
524
E n gell) r e eh t.
Zeichnung der Länge der Silbe dis- gedient habe. Dies letztere
bestreitet Ribbeck, indem er anführt, eine derartige Gemination
bei Verbis compositis sei ohne Analogie; jene scheinbare Ge
mination reccido redduco relliquiae sei vielmehr Assimilation (der
Praeposition red), dagegen ein abbicio addicio inn.ic.io, wie man
analog dem dissicio erwarten sollte, unerhört. Nicht überzeugend
scheinen mir Ribbeck’s Ausführungen über dissicere = dissecare.
Wenn nämlich Priscian II, 56, 18 PI. lehrt: sciendum quod tune
dis praeponitur, quando sequitur c uel f uel p uel s uel t uel
i loco consonant.is, ut discumbo, discutio differo . . displiceo dis-
puto disperdo dissicio dissero distraho disturbo distorqueo
disiectus disiungo, so vermag ich darin nur den Beweis zu
erblicken, dass auch Priscian in dem fraglichen Worte das
doppelte s schrieb, da es in Verbindung mit dissero aufgeführt
ist, nicht aber auch, dass das Verbum Simplex des Compositums
dissicio mit dem Consonanten s beginnen müsse. Gegen die
Argumentation cum composuerit cum ,dissero‘ uerbo ,dissicio 1 ,
separauerit a ,disiectus 1 participio, Omnibus autem exemplis ipsius
uerbi simplicis consonantem initialem seruauerit, incipere compo-
siti ,dissicio 1 uerbum simplex consonante s liaud ambigue declarauit
lässt sich mehreres einwenden: dass erstlich bei Priscian in
jener Beispielsammlung disiectus neben dissicio angeführt wird,
hat wohl darin seinen Grund, weil ja disiectus mit disiungo
abgesehen von dem seltenen disiecto thatsächlicli die einzigen
Verbalformen sind, die aus dis und einem mit i consonans be
ginnenden Verbum zusammengesetzt sind, die Form also faute
de mieux herbeigezogen werden musste; dass weiters die
Form dissicio erwähnt wird, ist wohl nicht ohne Absicht ge
schehen: disicio verstösse gegen Priscian’s Regel, der lehrt,
dass dis nur vor folgendem i, wenn es loco consonantis stehe,
sich finde; indem er also die Form dissicio anführt, beseitigt
er mit diesem Beispiel und durch diese Schreibung zugleich
einen Einwurf, der gegen die Giltigkeit seiner Aufstellung ge
macht werden könnte. Dass das Verbum simplex mit s an
fangen müsse, braucht aus der ganzen Stelle nicht gefolgert zu'
werden — es heisst ja bloss dis praeponitur, quando sequitur —
wenn auch bei den anderen Beispielen allerdings naturgemäss
auf dis sofort der Anfangsbuchstabe des Verbum simplex folgt.
Endlich abgesehen von allem dem, so kann doch die Neben-
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
525
form von disseco (dissico, vgi. Apul. met. VIII, 27, S. 152, 4
sua quisque brachia dissicant) -are nur dissico (disseco) -ere, nicht
aber dissicio gelautet haben; man müsste also dann schon zum
mindesten bei Priscian dissico für dissicio — allerdings eine
leichte Aenderung — schreiben, aber dann ist man nicht mehr
berechtigt, dazu als Infinitiv dissicere anzunehmen, da dissicare
(dissecare) viel näher liegt. Freilich scheint Ribbeck als
1. Pers. Praes. dissicio anzunehmen, da er für die Bedeutung
dissecare auch Livius XXII, 50, 9 cuneo quidem hoc laxum
atque solutum agmen, ut. si nihil obstet, dissicias und Lucr.
III, 639 et discissa simul cum corpore dissicietur citirt, aber,
wie gesagt, kann ich mir nicht erklären, wieso durch den
Uebergang von der ersten in die dritte Conjugation, die doch
gerade durch die gleiche Form der 1. Pers. Praes. Sing, beein
flusst war, aus dissico, ere, dissicio, ere werden konnte. Wenn
in dem Glossare bei Mai (auctor. dass. VIII, 178) sich die
Glosse dissicere ■ dissecare findet, so beweist dies doch nur,
dass man auch schon im Mittelalter die formelle Aehnlichkeit
beider Worte erkannte und man durch die dis-icere oft zu
kommende Bedeutung von dissecare auf die Identificirung des
dissicere mit dissecare fast ohne eigenes Zuthun geführt werden
musste.
Im Folgenden geht Ribbeck die einzelnen Stellen, wo sich
das fragliche Wort findet, durch und scheidet dissicere und
disicere nach der Regel: ,dissiciuntur quae in binas tantum partes
diuiduntur uel discinduntur, disiciuntur quae in omnes regiones
dissipantur disque turbantur 1 (pag. XV). Freilich wird dabei
der Ueberlieferung arg Gewalt angethan, so bei Verg. Aen.
XII, 308 ille securi Aduersi frontem mediam mentumquae reducta
Dissicit, wo gerade die ältesten Exemplare DISIICIT (P)
und DISIC1T (M) haben; dagegen schreibt er Verg. Aen. I, 70
age diuersos et disice corpora ponto, wo die ältesten und besten
Handschriften Dl SSI CE bieten. Man ist also hier nach
Ribbeck gezwungen anzunelimen, dass die Handschriften gerade
immer die verkehrte Form überliefern. Diesem Verfahren ver
mag ich mich nicht anzuschliessen und glaube vielmehr, dass
an beiden Stellen die Formen mit ss herzustellen sind, also
nur an einer Stelle die handschriftlich bestbeglaubigte Lesart
zu ändern ist; übrigens scheint schon das DISIICIT in P
526
E n g e 1 b r e c li t.
für D1SSICIT in der Vorlage zu sprechen. Aen. VII, 339
schreibt auch Ribbeck dissice compositum pacerii (DISICE M',
D IS 11CE V 1 , während die Stelle in P fehlt). Wir haben
übrigens jene obigen Vergilstellen nur vorgeführt, um zu zeigen,
dass die so alten Vergilcodices gerade das Gegeiltheil von der
Theorie Ribbeck’s beweisen.
Ist cs denn aber so feststehend, dass disicere mit einem
diuidere oder sagen wir geradezu mit dissecare nicht gleich
bedeutend sein kann? Ich für meinen Theil kann keinen Grund
linden, warum disicere nur in omnes regiones dissipare, und nicht
auch (in Linas partes) disiungere heissen kann. Aus der Grund
bedeutung des Wortes , ausein ander wer feik lassen sich doch
beide Bedeutungen gleich ungezwungen ableiten. Gewiss ist
hier Georges im Rechte, wenn er die von Ribbeck für dissicere
— dissecare reclamirten Stellen unter disicere einreiht. Sehr
zu beachten ist auch, dass an den Stellen, wo disicere der
Bedeutung nach einem dissecare gleichkommt, gewöhnlich ein
diese Bedeutung noch leichter vermittelnder Ablativ machaera,
securi, ense, nouacula, ferri acie beigefügt ist.
Noch eins. Kämen bei dieser Sache nur etliche Stellen
aus der archaischen Literatur, also aus den scenischen Dichtern
und vereinzelt aus andern archaisirenden Schriftstellern in Be
tracht, so hätte ich gegen Formen wie dissicit, dissice u. a.
abgeleitet von dissico (nicht dissicio) dissicere = dissecare keinen
Einwand zu erheben. Wie erklärt man es aber, dass durch
die ganze Latinität hindurch, bei Prosaikern wie Dichtern,
jenes dissicere Ribbeck’s sich findet, wo doch das normale
dissecare vorhanden war und selbst im Verse wie jenes zu ver
wenden war? Sonera tonere lauere stehen fast stets nicht ohne
besonderen Grund, sind also mit dissicere nicht auf gleiche
Stufe zu stellen.
Wir glauben somit nachgewiesen zu haben, dass dissicere
= dissecere = dissecare weder durch das Grammatikerzeugnis
Priscian’s bestätigt, noch der Bedeutung halber irgendwo ge
fordert wird (da auch disicere einem diuidere in Linas 'partes
gleichkommen kann). Aber, wird man fragen, wie erklärt
man dann das zweite s, wenn dissicere stets gleich disicere ist?
Dass der Zischlaut s öfters geschärft wurde zwischen zwei Vo-
calen, deren erster lang war, beweisen die bekannten Schrei-
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
527
bungen aus der ersten Kaiserzeit caussa, incusso, diuissio (letz
tere freilich auch durch die Mittelform diuid-sio erklärlich).
Die erste Silbe nun von disicio disicere scheint lang gesprochen
worden sein, wenigstens ist sie im Verse stets als Länge ge
braucht; um nun die von Natur aus nicht lange Silbe als solche
besser sprechen zu können, wurde eben der Zischlaut geschärft.
Wenn Ribbeek dagegen anführt, dass man dann auch abbicio
addicio innicio erwarten müsste, so ist zu bemerken, dass in
diesen Compositis die erste Silbe nie lang gebraucht wird und
dass die Buchstaben b d n nicht in demselben Grade zu einer
Verdopplung geneigt sind, wie der Zischlaut s zu einer Schärfung.
Nach dieser Auseinandersetzung können wir nicht umhin
Fleckeisen’s Standpunkt aufrecht zu halten und halten auch
unsererseits dissicio als die besser beglaubigte Nebenform von
disicio.
Den Stellensammlungen bei Fleckeisen und Ribbeek füge
man hinzu: CI. 66, 19 inquiramus dissicine in partes animus
queat (vgl. 67, 2 ut, si habet partes animus, secari possit in
partes'), wo A disi eine, M discsicine, G dissici an secari ne, alle
übrigen Codices dissicine haben, 98, 9 non arbitror animos seque-
stratione dissici, quos uidemus iunctis corporibus posse separari
(disici AG 2 , dissici G 1 und die übrigen Handschriften), 132, 5
idcirco eandem (sc. naturam hominis intenons) dissici conuenit
atque separari (disici A, dissici rell.J, Sidon. carm. V, 418
dissicit ancipiti miserabile sinciput ense, Ennod. 382, 21 quod
vemediatoris uestri singultus uerba dissiciunt (dissitiunt B T V, vgl.
196, 9 disiecit lacrimas medela cordis).
Wir haben uns eines Wortes mit Absicht nicht als Beweis
materials bei unserer Auseinandersetzung bedient, pedisequus,
das bekanntlich in den Handschriften sehr häufig in der Form
pedissequus überliefert ist, denn hier liegt die Sache anders,
als bei dissicere. Die zweite Silbe des Wortes ist nämlich
kurz, vergleiche beispielshalber Ter. Andr. 123
honesta ac liberäli, accedo ad pedisequus
(auch hier haben B CE pedissequus), es lag daher kein Grund
zur Schärfung des s vor. Zudem ist die Schreibung pedisequus
auch inschriftlich hinlänglich bezeugt (vgl. Klotz zur Andr. 123).
Für die spätere Latinität wird man aber, glaube ich, die Schrei
bung pedissequus dennoch zulassen müssen, so z. B. bei Claud.
528
Engelbrecht.
143, 19, wo alle Handschriften ausser R pedissequos bieten.
Interessant ist die Form pedinseca, die der einzige Codex der
Episteln des Salvian (epist. II, S. 204, 8 P.) überliefert; Pauly
schreibt pedissequa. Bei Sid. epist. IX, 9, S. 158, 14 haben
allerdings die besten Handschriften L und T pedisequa, die
übrigen pedissequa, ebenso I, 9, S. 14, 17, und nur L die rich
tige Form pedisequis IV, 20, S. 70, 14.
6. Foetutinae, fetidinae.
Das fragliche Wort ist uns an vier Stellen erhalten und
zwar findet sich bei Apuleius de mag. 8, S; 11, 16 fetutinis
ohne Variante überliefert, während bei Gellius XIII, 21 (20), 1,
wie Herr Professor Martin Hertz mir giitigst mittheilte, folgende
varia lectio zu verzeichnen ist: fetutinas bieten QZXN, fetu-
dinas OU nebst ein paar schlechteren Handschriften, fecu-
tinas Y, secuti nas T. Bei Nonius pag. 63, 20 M. ist fetutina
gesichert, während dagegen sämmtliche Handschriften Claudians
S. 137, 1 fetidinarum (fetidiuinarum R) bieten, was ich auch
in Hinblick auf die einstimmige Ueberlieferung zu ediren
mich für berechtigt hielt. Ueberhaupt scheint es mir noch
gar nicht ausgemacht zu sein, dass nicht auch sonst die Form
fetudinae vor der anderen den Vorzug verdiene. Um vorerst
von der Ueberlieferung zu sprechen, so ist ausser der Claudian-
stelle auch noch für Gellius fetudinas zum mindesten ebenso
gut bezeugt — natürlich auf die Qualität, nicht Quantität der
Zeugnisse Rücksicht genommen — als fetutinas. Die Ueber
lieferung fetutinis bei Apuleius kann nicht schwer ins Gewicht
fallen (über die Noniusstelle wird später gehandelt werden), da
ja bekanntlich unsere einzige beachtenswerthe Quelle, der
Laurent, plut. 68, 2, erst dem elften Jahrhundert angehört.
Wie steht es aber mit der lautlichen Erklärung? Auch hier
muss ich der Form fetudinae den Vorzug zuerkennen. Denn
fetidina ist aus fetidus und der Endung -ina entstanden und
ist von anderen Substantivis denominativis wie piscina, officina
(opificina), popina. rupina, laterina, caepina u. m. nur dadurch
verschieden, dass das Grundwort kein Substantiv, sondern Ad-
jectiv ist, was ebensowenig auffällig ist, als dass z. B. fodina
direct vom Stamme des Verbums gebildet ist. Hingegen weiss
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
529
ich nicht, wie man fetitinae zu erklären hat. Nonius allerdings
scheint nur fetutina gekannt zu haben, denn er schreibt a. 0.:
moletrina a molendo, quod pistrinum dicimus, vt feratrina, ut
fetutina, wo die Stupidität des Nonius doch nicht gar fetudina
mit moletrina zusammengestellt haben wird. Uebrigens ist mole
trina nicht direct vom Verbum herzuleiten, sondern ist ent
standen aus molitor-ina und war deshalb mit latvina (lavator-
ina), sutrina, pistrina, tonstrina, uoratrinau. a. zu vergleichen.
Wenn wir also einerseits auch nicht leugnen wollen, dass bei
Nonius fetutina für die wahrscheinlichere Form zu halten ist
(und es mag ja diese Form im Volksmunde existirt haben),
so ist andererseits anzuerkennen, dass fetudina (fetidina) die
sprachlich allein richtige Schreibweise ist, die ich auch hei
Apuleius hergestellt wissen möchte und die bei Gellius durch
einige der besten und ältesten, bei Claudian , wo doch Hand
schriften aus dem 9. und 10. Jahrhundert vorhanden sind und
wo der consensus omnium codicum nur die Schreibweise eines
weit älteren gemeinsamen Archetypus repräsentiren kann, durch
sämmtliche Handschriften gesichert ist.
Im Anschlüsse lasse ich einige Beiträge zur Kritik und
Erklärung einzelner Stellen Claudians folgen.
1. Dass meine Becension des Briefes Claudians an Sido
nius, der sich nur in der Briefsammlung des Sidonius findet,
keineswegs eine abschliessende genannt und nur faute de mieux
hingenommen werden könne, war Niemandem klarer als mir,
der ich nur die Collationen einiger Pariser Handschriften
zweifelhafter Güte zur Verfügung hatte. Nunmehr ist aber
durch die vortreffliche Sidoniusausgabe Ltitjohann’s ein ge
sicherter Text auch für unseren Brief geschaffen. Die wichtig
sten Aenderungen gegenüber dem bisher geläufigen Text sind
folgende: S. 198, 5 (meiner Ausgabe) anquirerem für inquire-
rem, ebenda sed getilgt; 198, 7 multimodis et für multis modis
ac; 198, 9 istaec für ista liaec; 198, 10 iudicaueris für iudi-
caris; 199, 5 tum et für tarn ex; 199, 13 uberem für uberiorem;
199, 14 igitur für ergo. Die meisten dieser Lesarten sind
unbedingt zu billigen und nur betreffs weniger hege ich einigen
530
E n g e 1 b r c c U t.
Zweifel. So will mir vorerst die Tilgung des sed nicht recht
behagen. Die betreffende Stelle lautet im Zusammenhänge
folgendermassen: non undeunde quarumpiam personarum aut
uoluntates aut necessitates anquirerem, sed quae in rem debiti
mei usui mihi esse possent. Freilich ist sed für den ersten
Moment höchst anstössig und scheint- der Sinn der Stelle die
Beseitigung desselben energisch zu fordern; wenn wir uns aber
ins Gfedächtniss zurückrufen, was wir bereits früher über einen
seltenen Gebrauch der Partikel sed bei Claudian und Sidonius
erörtert haben, so sind Sätze wie CI. 20, 15 ego conscriptionis
periclitabor, sed tu editionis oder Sid. epist. I, 11, S. 20, 12
quod satirae obiect'io famam mihi parasset, sed sibi infamiam
auch zur Erklärung des sed an unserer Stelle ausreichend.
Hier wie dort hat sed nicht die Kraft der stärksten Adversativ
partikel, sondern ist einem uero gleichkommend, steht daher
auch nicht im Gegensätze zur Negation non oder besser gesagt
zum negirten Verbum des vorhergehenden Satzes, sondern ist
mit quarumpiam enge zusammenzuhalten. Die triviale deut
sche Uebersetzung ,xbeliebige, aber mir nützliche Personen*
erspart uns jeden weiteren Commentär.
S. 198, 9 ista haec eadem remissibilia sint necne änderte
Lütjohann in istaec eadem sicher mit Unrecht: denn ausserdem
dass Claudian die Pronomina hie und idem sehr gerne zusammen
stellt (vgl. S. 69, 3. 83, 17. 19. 22. 88, 19. 100, 7. 103, 21.
108, 2. 110, 17. 118, 20. 125, 11. 128, 14. 129, 7. 131, 4.
143, 18. 187, 75), vergleiche man nur CI. 107, 25 ista haec
ipsa duplici sorte proponerem und 173, 13 intendit sese atque
exserit per ista haec puncta pupillarum, die ohne jegliche
Variante überliefert sind. Allerdings findet sich istoc zweimal
hei Claudian als Accusativ und dreimal als Ablativ (die Stellen
siehe im Index meiner Ausgabe unter declinatio) f aber nirgends
istaec. Lütjohann schreibt zwar bei Sidonius S. 6, 1. 8, 8.
13, 9. 33, 27. 42, 28. 45, 22. 58, 3. 61, 3. 101, 10 istaec,
aber gegen die überwiegende handschriftliche Ueberlieferung,
und es scheint sich zu empfehlen, überall ista haec hcrzustollen,
denn leichter konnte istaec aus ista haec (ista hec — ista ec),
als dieses aus jenem werden.
Ueber multimodis für multis modis (S. 198, 7) wurde be
reits an früherer Stelle gehandelt.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
531
S. 199, 19 porro si etiamnum solito obduruevis, faxim
egomet quod tete paenitebit vermuthet Fr. Leo in der adnotatio
critica bei Lütjohann silentio für solito: es ist aber die Ueber-
lieferung ganz heil, und das Adverb solito für das sonst sich
findende ex solito oder auch sollte bei gallischen Schriftstellern
nicht gerade selten. Es findet sich beispielsweise auch bei Al-
eimus Avitus S. 88, 3 dum curam nostri solito geritis.
2. In der Note zu S. 53, 13 sequitur et adiungit: si an-
geli, inquit, caelestia etiam corpora etc. vermuthete ich perse-
quitur für sequitur, da die Verbindung zweier Verba durch
et bei verschiedenem Subject mir als höchst auffällig erschien.
Jetzt vermag ich eine Parallelstelle beizubringen, die die
handschriftliche Lesart vollkommen schützt. Man liest näm
lich in dem commonitorium primum des Vincentius Lirinensis
cap. 8 (Migne 50, 649): sed haec forsitan perfunctorie prae-
locutus est et huviano potius effudit impetu, quam d.iuina ra-
tione decrev.it. Absit. Sequitur enim et hoc ipsuvi ingenti
molirnine iteratae insinuationis inculcat (folgt Citat).
3. S. 127, 18 hinc egomet testium meorum indefensis hactenus
mihi testimoniis utendum ratus sum, quia penes illos tantum, qui
toto sui admodum corpus sunt, de liisce ueritatis uadibus dubita-
bimus: Was heisst hier p/enes illos? Um die Worte, wie sie
hier stehen, halten zu können, müsste man penes in der Be
deutung von secundum fassen, wie wir dies bereits oben
S. 496 auseinander gesetzt haben. Indess ist es sofort ein
leuchtend, dass trotz Zuhilfenahme dieser Bedeutung der Sinn
des Satzes nicht sehr ansprechend ist. Jede Schwierigkeit wird
aber beseitigt, wenn man dubitabitur für dubitabimus schreibt;
dann hat penes seine gewöhnliche Bedeutung und kommt hier
einem a cum abl. gleich.
4. S. 141, 14 hoc saltim probum quod eatenus dissertauimus
aduersum corporales pro spiritalibus sat foret: anscheinend ist
das Wort probum Anstoss erregend und würde ohneweiters
fehlen können. Obwohl jedoch die vorliegende Ausdrucks
weise auffällig ist, so möchte ich doch nichts in dem Satze
ändern, da ganz ähnlich hoc falsum gebraucht wird S. 164, 9:
restat ut aut Mariam Gabriel numquam uiderit aut deum uidere
cessauerit. sed huic falso sententia ueritatis obsistit.
532
Engelb recht.
5. S. 149, 23 quapropter quonicim omne corporeum terrae
nomen includit ratoque iudicio in corporeis conpositum, terra dici-
tur omne corporeum: Für in corporeis- dürfte wohl jedenfalls
corporeis zu schreiben sein und das in seinen Ursprung der
irrthümlichen Meinung danken, es müsse incorporeis heissen,
welche Lesart aber keiner Widerlegung bedarf.
6. S. 165, 4 age nunc pro acumine excellentis ingenii . .
indaga distingue pronuntia, quo d iffe r t materia informis a
nihilo, quid sit inanimum idemque formatum . . . quid sit locus
et tempus, qualiter localis motus subdatur etiam temporali: So
haben sämmtliche Handschriften, di fferat, was ich ehedem
edirte, ist eine Correctur verschiedener Herausgeber. Ich
glaube aber nunmehr, dass sich die Ueberlieferung rechtfertigen
lässt, da ja spätere Schriftsteller Indicativ und Conjunctiv öfters
promiscue neben einander gebrauchen. Ueber einen ähnlichen
Gebrauch in Vergleichungssätzen haben wir bereits gesprochen;
ein dem vorliegenden Falle ähnliches Beispiel liefert CI. 96, 7:
cum autem tibi in mente est cogitationis et amoris tui, si tanta illa
meministi quanta sunt, tanta est mens tua qucinta sunt illa . . et
si meutern uel- cogitationem tuarn pro sui modo diligis, haec et amor
tuus aequalia certe .sunt, et si se singula tota simul uel ament uel
cogitent uel meminerint, non maiora erunt tota simul tria etc.
7. S. 194, 6 minuitur igitur, quoniam in tota parte habet
sursum et deorsum, habet dexteram et sinistram, habet ante et
retro: Hier war das dexteram der Handschrift in dextram zu
corrigiren, denn die Form dextera scheint Claudian nur zu ge
brauchen, wenn sie substantivisch für d. manus steht, vgl. 75, 5
ecce ille laeuae manus uigore ualet, usum dexterae ictu ut ad-
solet humoris amisit; dagegen 67, 9 mouetur autem omne corpits
sursum deorsum, in dextrum ac sinistrum, priorsus et retrorsus;
67, 21 aut quotalibet pars grani ipsius quod illic non habet in-
feriora sua ubi superiora, nec illic dextra ubi sinistra, nec ante-
riora illic ubi posteriora; 59, 25 patet enim liquido quodlibet
unum corpus paris corporis adiunctione duplicari, esse illic sur
sum deorsum, dextrum sinistrum, anterius atque posterius.
8. • S. 204, 28 uideo enim os Romanum non modo negle-
gentiae, sed pudori esse Romanis, grammaticam uti quandam
barbaram barbarismi et soloecismi pugno et calce propelli, dialec-
ticen tamquam Amazonem stricto decertaturam gladio formidari,
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
533
rhetoricam acsi grandern dominam in angusto non recipi, musicen
ue.ro et geometricam atque arithmeticam tres quasi furias despui,
posthinc philosophiam [atque] uti quoddam ominosum bestiale
numerari: So edirte ich, indem ich das überlieferte atque ein
fach beseitigt wissen wollte. Jetzt jedoch erscheint es mir für
viel wahrscheinlicher, dass nach atque ein Substantiv ausge
fallen sei. Offenbar wollte Claudian sämmtliche sogenannten
artes liberales aufzählen, von denen er sieben (grammatica, dialec-
tice, rlietoriea, musice, geometrica, aritlimetica, philosophia) er
wähnt. An anderer Stelle finden sich ebenfalls sieben artes
liberales genannt 81, 5: An liac mihi reposita quodammodo sunt
et grammatica, cum de dialecticis dissero, et rlietoriea, cum de
geometricis, et astrologica, cum de musicis, et liae simul omnes,
cum de arithmeticis, also dieselben wie an obiger Stelle, nur
dass astrologica, für pliilosopliia aufgeführt erscheint. Sid. epist.
V, 2, S. 79, 7 zählt neun artes auf: illic enim et grammatica
diuidit et oratoria declamat et aritlimetica mimerat et geometria
metitur et musica ponderat et dialectica disputat et astrologia prae-
noscit, et architectonica struit et metrica modulatur. Nach diesem
erscheint es mir als sehr wahrscheinlich, dass nach atque das
Substantiv astrologiam, welche Disciplin sowohl von Claudian
S. 81, 7 als von Sidonius an den obigen Stellen erwähnt wird,
ausgefallen und demnach zu lesen sei: posthinc philosophiam
atque (astrologiam) uti quoddam ominosum bestiale numerari.
9. S. 204, 29 sed haec in laudem tuam suggestui sunt,
quia si multi quorum tu es studiorum forent futurus eras scili-
cet, etsi non omnium potior, unus ex multis. hinc uero . . profes-
sionis tuae par unus et solus es: Der Sinn des Satzes scheint
der zu sein: ,Wenn viele dieselben Studien wie Du betrieben,
wärest Du, wenn auch die anderen alle überragend, einer aus
vielen'. Deshalb kann das non unmöglich richtig sein und
muss es heissen: etsi omnium potior. Eine weitere Möglich
keit wäre indess, für etsi si zu schreiben, also futurus eras scili-
cet [et]si non omnium potior, wobei man allerdings nur eine ein
fache Dittographie anzunehmen braucht und dennoch einen
passenden Sinn erlangt.
534
E n gelb reclit.
Anhang.
I.
Es scheint nicht überflüssig zu sein, liier anhangsweise
mit einigen Worten die Frage zu beantworten, welches der
eigentliche Name unseres Schriftstellers war. Denn die editio
princeps sowie überhaupt alle älteren Ausgaben und auch
Ebert nennen ihn Claudianus Mamertus, andere Editoren theils
wie Barth Claudianus Ecdicius Mamertus, theils wie Grallandius
Mamertus Claudianus, Teuffel dagegen Mamertus (Ecdicius)
Claudianus.
Um vorerst festzustellen, ob der Schriftsteller der Ueber-
lieferung zufolge wirklich sämmtliche drei Namen führte, so
ist zu bemerken, dass der Name Ecdicius weder durch einen
anderen lateinischen Schriftsteller noch durch irgend eine der
bekannten Claudianhandschriften für Claudian bezeugt ist, er
hat also nicht die geringste urkundliche Beglaubigung.
Der Name Mamertus dagegen findet sich bei Sidonius ep. Y, 2
in.: librum de statu animae tribus uoluminibus ittvstrem Mamertus
Claudianus . . . excolere enrauit und ist auch in der Pariser Clau-
dianhandschrift Nr. 2165 saec. XIII (E) am Schlüsse des dritten
Buches de statu animae überliefert: EXPLICIT MAMERTL
CLAUDIANI DE STATU ANIMAE LIBER TERTIVS. Sonst
nennt Sidonius (ep. IV, 3 und 11) seinen Freund nur Clau
dianus, ebenso Gennadius de script. eccles. 83, und auch die
Claudianhandschriften überliefern mit jener obigen einzigen
Ausnahme nur den einen Namen. Daraus geht hervor, dass
der eigentliche Rufname des Schriftstellers Claudianus war und
er ausserdem noch — soweit wir aus gesicherter Ueberlicferung
entnehmen können — den Namen Mamertus führte.
Bekanntlich findet sich in Sirmond’s Ausgaben des Enno-
dius und Sidonius eine ,elncidatio de propriis nominibits inediae
aetatis unde sumi solita et quid a prisco Romanorum usu discre-
parint 1 , deren wichtigste Resultate der Satz enthält: ,mediae
aetatis nominum duplex quodammodo lex fuit: una, ut proprium
cuiusque nomen ultimum in locum conicerent, altera, ut
tum proprium hoc normen tum cetera interdum quidem aliunde
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
535
pro arbitrio, ut plunmum uero a propinquis affectibus deducta
imponerent 1 . Wie also beispielshalber in dem vollen Namen
des Sidonius C. Sollius Apollinaris Sidonius der eigentliche Ruf
name an letzter Stelle sich befindet, so wird dementsprechend
bei Claudianus die richtige Reihenfolge der Namen Mamertus
Claudianus sein, wie auch die Ueberlieferung an jenen zwei
Stellen, an denen sich der Name Mamertus findet, bezeugt.
Wir haben an einer früheren Stelle (S. 464) berührt, dass
Claudian und ebenso Sidonius den Verfasser der Aeneis stets
Maro, den Historiker Sallust stets Crispus nennen. Der Grund
hiefür ist leicht erfindlich, wenn wir uns die vollen Namen
P. Vergilius Maro und C. Sallustius Crispus vergegenwärtigen
und weiters bedenken, dass für die spätere Latinität der zu
letzt stehende Name als Rufname galt.
Wir haben in unserer Ausgabe blos zur Vermeidung von
Missverständnissen die bisher meistgebräuchliche Namenabfolge
Claudianus Mamertus — man sagt ja für gewöhnlich mit Hin
weglassung der beiden anderen Namen wohl andi Sidonius
Apollinaris (so lautet auch die stehende französische Namensform
Sidoine-Apollinaire) — beibehalten, da der Bruder unseres Schrift
stellers Mamertus hiess, von dem ein weiterer Name nicht
überliefert ist (vgl. Sidon. ep. IV, 11. V, 14. VII, 1 mit Sir-
mond’s Noten).
Es ist übrigens bemerkenswert!], dass von zwei Brüdern
der eine Mamertus als Rufnamen, der andere als Vornamen,
oder wie man es sonst nennen will, hatte. Man würde viel
mehr erwarten, dass wohl beide den Namen Mamertus führten,
zu diesem aber noch einen natürlich für beide verschiedenen
Rufnamen (vgl. bei Sueton die Brüdernamen Salvius Otlio und
Salvius Titianus, Flavins Vespäsianus und Flavius Sabinus).
Man wende nicht vielleicht ein, dass auch des Apollinaris
Sidonius Sohn vom Vater selbst nur Apollinaris genannt wird
(vgl. z. B. ep. III, 13 und dazu Sirmond’s Note); denn hier
ist die Sachlage eine ganz verschiedene, da natürlich der
Vater den Sohn ganz beliebig nennen konnte. Anders ist es
aber bei Brüdern, wo man meinen sollte, dass eine solche
Namensähnlichkeit wegen der möglichen Verwechslung ausge
schlossen war.
536
Engelbrecht.
II.
Aus den Resultaten, die wir durch die vorstehende Ab
handlung gewonnen haben, ergibt sich auch ein gewisser
Nutzen zur Bestimmung der Heimat des Verfassers jenes nicht
uninteressanten Romanes, den Heydenreich unter dem Titel
,Incerti auctoris de Constantino Magno eiusque matre Helena
libellus' in der Teubner’schen Sammlung 1879 edirt hat und
den wir in den folgenden Citaten kurz durch Anonymus (An.)
bezeichnen wollen. Schon C. Paucker hat im Scrutarium sub-
relictorum lexicographiae lätinae die sprachlichen Eigenthüm-
lichkeiten jenes Büchleins erörtert, sich dabei aber in seiner
Weise jeder Schlussfolgerung enthalten; es war übrigens auch
für ihn nicht schwer, selbst durch eine blosse Zusammen
stellung der &ra§ leyöiMvcc zu einem positiven sprachgeschicht-
lichen Resultate zu gelangen.
Um es gleich im Voraus zu sagen, scheint das Schriftchen
in Gallien verfasst zu sein, da sich in demselben unverkenn
bare Spuren specifisch gallischer Latinität nachweisen lassen,
die wir hiemit in zwangloser Reihenfolge vorführen:
1. Oben wurde erwähnt, dass die Wendung ita (sic) mit
folgendem quod cum indicativo sich nur bei gallischen Schrift
stellern und zwar vom 5. Jahrhundert an (Salvian, Claudian,
Sidonius, AlcimusAvitus) finde: man vergleiche nun An. 23,17 H.
quas res . .ita occultauerat, quod nulli uiuenti de hoc quid-
quam constitit, 28, 3 in tantam proruperunt doloris et gemi-
tus uehementiam, quod. uidebantur extra mentem positi et se
ipsos uelle iugidare u. ö. Besonders merkwürdig ist 21, 3 ita ut
multos . . . prostevneret et quod iam quare non inuen iebatur
aliquis qui secum ludere ausus esset (vgl. die weiteren Stellen bei
Paucker 1. c.).
2. Die präpositional gebrauchte Participialform mediante
wurde von uns bereits weitläufig bezüglich ihres Gebrauches
in Gallien besprochen und sie steht auch An. 18, 31 non omnino
uacua ueni, sed aliquid de meo, quo mediante uictum nostrum
quaerere potevimus, addere uolo: so nämlich steht in den Hand
schriften und ganz mit Unrecht hat Heydenreich seine Conjectur
medicante in den Text gesetzt.
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
537
3. Ausserdem sind noch folgende Worte, die die Gallier,
wenn nicht allein, so doch mit besonderer Vorliebe verwendeten,
mehrfach bei unserem Anonymus nachzuweisen, so praefixus
(vgl. oben S. 498) 11, 18 die ad recedendum praefixa und 11, 23
tempus recedendi praefixum; weiters praeeligere (vgl. S. 470)
13, 2 quam intermediam scientes ad, perficimdam suae traditionis
perfidiam praeelegerant und 24, 7 praeelegi liic mauere; end
lich ahinde, das mit dem von Claudian so oft gebrauchten
localen ablunc zusammenzustellcn ist, 12,27 und 13,22 abinde
nauigare coeperunt.
4. Schliesslich sei noch auf die Wörter ambasiator (arn-
bassadeur), barones, decapillare (decheveler), exterminatio (ex-
termination), regratiari (regracier, die Belegstellen siehe bei
Paucker a. a. 0.) hingewiesen, die den gallischen Ursprung
unserer Schrift wohl hinlänglich beweisen.
U e r i cli t i g u n g.
S. 488 ist der Artikel catholica dahin richtig zu stellen, dass sich auch
bei Alcimus Avitus jene Ellipse findet (s. Peiper’s Index).
Sitzutigsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. II. Hft.
35
538
E n g o 1 b r o c h t.
I, Verzeichniss der verbesserten oder erklärten Stellen,
Seite
Claud. 48,8 440
53, 13 * 531
96, 7 456
97, 4 442
118, 22 493
127, 20 531
143, 10 442
149, 5 444
149, 23 532
165,5 —
173, 20 520
189, 2 478
189, 16 490
194, 7.’ 532
204, 28 . . . 533
205, 1 —
205, 28 502
206, 2 436
Apul. met. VII, 18 454
IX, 2 -
XI, 1 444
de deo Socr. 3 465
de mag. 75 441
Anglist, de ein. dei V, 6. . . . 444
Claud. Mar. Vict. comment. in
gen. I, 375 ........ 484
Seite
Cyprian de speet. 9 445
Ennod. 97, 16 469
499, 24 —
Nonius 438, 17 M 513
Probi Appendix IV, 201, 19 IC. 514
Sedulius carm. IV, 71 516
177, 19 H.. . . —
302, 9 H. ... 519
Sidon. ep. I, 11 463
III, 7 —
IV, 2 530
V, 2 447
V, 10 469
VIII, 3 473
VIII, 14 513
carm. II, 413 .... 516
V, 156 .... 519
V, 467 . . . . —
IX, 324 ... . 516
XXII epist. . . . 519
Ven. Fort. I, 18, 4
II, 4, 28
VII, 12, 38
XI, 11, 6
Anon. de Const. Magno 18, 81.
(Heydenreich) 536
II. Verzeichniss der besprochenen Worte-
Seite
A hhinc 442
dbhorrere 486
abinde 537
accessibiliter 477
accessio 487
accidere, Perfect accessi .... 507
acescere 464 u. 487
Seite
acumen 487
adeotenus 477 u. 521
adniti 487
adplene 506
adstvpulari 487
aequitei'niLs 464
agitatrix 439
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
539
agnitio . .
aliquantulum
aliquispiam 477 u.
alternamentum
alternare
altrinsecus
ambifarie
ambigere
ampliuscule
antetemporaneus
anticipare
apud inuicem
arbitrari
arbitrium
in articulo
astrologica
auersim
antem uero
authentici
autumare 443 u.
Seite
487
453
517
477
487
443
504
487
465
478
487
488
478
488
465
472
JBlanditer 453
Braclimani (Bragmani) . 413 u. 473
Camera 488
capulare 453
catholica 488
cedo 444
ceruicula 505
circnlus 488
circu.mgarrire 478
collectim —
compos 489
concipilare 453
concrepare 489
conflictor 478
congvuere 465
coniuere 489
conlucernatio 441
conlurcinatio —
conscius 465
conscriptio —
consequenter 444
consequus 466
continere 491
continuari 444
Seite
cor am positus 466
cordacitus —
cordax —
creper 444
cubicidarius 491
Decrementum 444
dediscere 492
deliramentum 455 u. 472
dextera 532
diastema 467
directim 445
disicere (dissicere) 523
disparascere . . . 478
dispariliter 492
dispudet 445 u. 492
dispuere 507
Ea 520
edormire 492
eiuscemodi 517
emoliri 492
enisus —
eotenus 520
equidem 445
ergo igitur 446
euirare 492
exhinc 447
Facilis 492
falsiloquium —
fauus 493
febri.9 —
finalis 467
flaccere 447
flagrare 512
foetere 467
foetutinae (fetidiriae) 528
forma 493
fraglare 512
fraudare 493
fringultire 447 u. 472
Gabriel 493
geometrica 447
35*
540
Engelb recht.
Seite
JELidem 518
Jiinc 521
liipiam 518
hoccinetenus 520
hydrops 467
Hlectamentum . .
impendio
inaestimatus . . .
incolumis
inconfusibiliter . .
inde
indefensus ....
indiscriminabilis
indiscussibilis . . .
indisiunctim . . .
inexlianstus ....
inexterminabilis . .
ininitiatus ....
inlaboriosus . . .
inlocalitas ....
inluminabilis . . .
inprciesentiarum . .
insinuare
insolubilitas ....
intellcgentia ....
interner an dvs . . .
intercaelestis . . .
interminus ....
interpolamentum . .
interserere ....
interspevcjeve . . .
intransmea bilis . .
intro inspicere . .
inuisihilitas ....
ipsiusdem ....
ü-tinc
istiusce
itatenus
itidem
iudicialiter ....
iuge . .
447
448
493
522
493
478
493
505
478
45S u.
473
493
467
494
... 478
. . . 44S
. . . 479
... 494
... 448
... 505
. . . 455
. . . 494
... 518
... 521
... 519
479 u. 521
. . . 455
... 467
... 494
Labascere
labescere .
lanx . . .
. . . 455
456 u. 468
... 494
Seite
libra 494
libramen 506
ligatura 494
lippus —
localitas 479
longiascide 468
M. alum
mansum
mediare (mediante)
medioximus....
meditatiuncula . .
medullitus . . . .
in mentem est. . .
?netricus . ,
momentarius . . .
moribundus . . . .
multimodus . . . .
musice
mussitare
... 440
... 479
... 468
456 ii. 469
... 479
448 u. 473
... 456
... 495
... 449
495
Naeuus 461
naufragiosus —
nescientia 479
nexuosus .... 495
nouitins —
nubigenus 469
nubilum 441
numer ose 496
numerosus 495
numquidnam 457
nuncupatim 469
Obirasci 450
obloquium 470
obprobare 480
olenticetum 439
omnigenus 496
opellnm 480
oppido 458
opulens 450
opus est 457
ordinatim 496
Parciter 457
passibiliter 496
Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
541
pedisequus (pedissequus) .
penes
perceptus
perdagare
peremptorius
periclitari
perincatliolicus
pevpere
perquiritatus
persuasus
pessumdare
pessumfacere
philosopliomena
pinguescere
planus
plectibilis
plectrum
plusculum
ponderabilis
pondicidum
pontifex
porrigere
postlünc
posticipare
postponere .......
potentialiter
prae
praecerpere
praecisio
pvaeeligeve
praefixus
praelibare
praepedimentum
praesentaneus
pvaesentave
praesumptiosus
priuilegiuin
profectus
profluus
progressio
prolapsus
prolocutio
proludium
promanare
propalare
pvopter
Seite
527
496
480
470
450
481
504
505
496
457
481
497
... 470
... 497
457 u. 473
. . . 506
... 481
... 470
... 497
. . . 522
. . . 481
. . 497
... 470
... 519
... 497
. 450
... 470
. . . 498
457
498
450
471
498
499
507
481
499
482
471
519
Seite
proquivitave 451
pi'osecutio 471
prosternitare 482
pruina 499
publicitus 457
puerascere . . . . 472
pugnus 4:99
punctatim 4:82
Quadrare 499
quadvigonus 482
quaesere 457
qUamlibet 499
quidum 459
quopiam —
Hate ....
recolere . . .
redhibere. . .
reßexio....
regida . . . .
remissibilis . .
venoscere . . .
reponderare. .
rescriptum . .
respiraculum .
retrouersim . .
reuentilare . .
reuergere . . .
reuisere . . .
reuisio ....
rotunda . . .
500
501
.472
501
482
483
501
483
501
Scaeuus 451
scienter 501
scientialiter 483
secabditas —
sed 463 u. 530
seniinaliter 483
sensualiter —
sic mit folg, quod cum ind. 460 u. 536
sodes 458
solito 531
sors 501
specialis . . . —
spectamen .451
542 Engelbrecht. Untersuchungen über die Sprache des Claudianus Mamertus.
Seite
sphaeroides 501
spuma 502
stipulari —
subsistere —
subterluuio 483
succinctim —
sudis 451
suggestus 452
suggillatiuncula 484
superiectus 502
suspirare —
Talentum . 502
taurea .... —
tenebellae 484
tenellus 503
tenor —
tepor —
terriculamentum 452
testificari 503
tibia —
Seite
transmundanus 484
transuersim 503
trifarins 452
triformitas 484
trigona 503
tropice —
trutina —
tumidus 476
tumor 475
tumulare 504
Ventriculus 504
uenula 472
uero autem 504
uicarius —
nigidus 484
uigilax 504
unescere 484
uspiam 458
uulnerabilis 504
XVI. SITZUNG VOM 1. JULI 1885.
Von Druckschriften wurden vorgelegt:
,Codice diplomatico della citth di Orvieto del secolo XI
al XV' di Luigi Fumi, ein Geschenk der Reale deputazione
sugli studi di storia patria in Florenz.
,Die politische Oekonomie' von E. A. Schröder, einge
sendet von dem Herrn Verfasser.
Das k. und k. Ministerium des Aeussern theilt mit, dass
bei den weiteren Ausgrabungen in Luxor (vgl. Anzeiger vom
22. April, Nr. X) nebst anderen wichtigen Gegenständen fünf
grossartige Statuen des Pharao Ramses II aus Granit vorge-
funden wurden, von welchen vier zerbrochen sind, eine aber
unbeschädigt ist.
Von dem Curatorium der Schwestern Fröhlich-Stiftung
wird die diesjährige Kundmachung betreffend die Verleihung
von Stipendien und Pensionen zur Kenntniss gebracht.
Von Herrn Professor von Hofmann-Wellenhof werden
die Pflichtexemplare seiner mit Unterstützung der kais. Akademie
erschienenen Schrift über ,Alois Blumauer' vorgelegt.
Das c. M. Herr Professor Dr. G. Bühler überreicht eine
für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung ,Ueber das
Zeitalter des kasmirischen Dichters Somadeva'.
Von Herrn Stadtarchivar Heinrich Gradl in Eger wird
eine Abhandlung: ,Zur Geschichte der Schlick' mit dem Er
suchen um ihre Veröffentlichung in den akademischen Schriften
übersendet.
Die Abhandlung geht an die historische Commission.
544
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Academie royale des Sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique:
Bulletin. 54“ annee, 3“ Serie, tome 9, No. 4. Bruxelles, 1885; 8°.
Akademie der Wissenschaften, königl. preussisclie zu Berlin: Politische
Correspondenz Friedrichs des Grossen. XII. Band.
— — Die Münzen der Dynastie von Pergamon von Fr. Imhoof-Blum er.
Berlin, 1884; 4°. — Der Tempel des Dionysos zu Pergamon von Richard
Bolin. Berlin, 1885; 4°. — Ueber die Regierung, insbesondere die
Kirchenordnung des Königs Zara-Jacob von Aug. Dill mann. Berlin,
1884; 4°. — Die durch Averroes erhaltenen Fragmente Alexanders zur
Metaphysik des Aristoteles von J. Freudenthal. Mit Beiträgen zur
Erläuterung des arabischen Textes von S. Frankel. Berlin, 1885; 4°.
—• Zur Frage nach dem Ursprünge der altbabylonischen Cultur von
Eh. Schräder. Berlin, 1884; 4°. — Das Buch des Uguc;on da Laodlio
von Adolf Tobler. Berlin, 1884; 4°.
Akademija Jugoslavenska znanosti i umjetnosti: Rjecnik. Zvezak 0, 2°Di-
jela 2. U Zagrebu, 1884; 8°.
Rad. Knjiga LXXI. VIII. U Zagrebu, 1884; 8».
Comptes rendus de s4ances de l’Acadämie des Sciences. 1885. l or semestre.
Tome C, Nos 23 et 24. Paris, 1885; 4°.
Genootscliap, het Bataviaasch van Künsten en Wetenschappen: Tijd-
schrift voor iudisclie Taal-, Land- en Volkenkunde. Deel XXIX, Aflev. 5
en 6. Batavia s’Hage, 1884; 8°.
— •— Notulen. Deel XXII, 1884, Aflevering 2 en 3. Batavia, 1884; 8°.
— — Nederlandsch Nieuw Guinea en de Papoesche Eilanden. Historische
Bijdrage. 1“ en 2“ Deel. 1500—1883. Batavia s’Hage, 1884; 8 9 . —■ Realia.
Register op de generale Resolutien van het Kastell Batavia. 1632—1805.
2“ Deel. Batavia s’Hage, 1885; 4°.
— het provinciaal Utrechtsch van Künsten en Wetenschappen: Aanteelce-
ningen. Utrecht, 1882 en 1883; 8°.
— — Verslag. Utrecht, 1882, 1883 en 1884; 8°. — Het vijfentwintigjarig
Bestaan van het Nederlandsch Gasthuis voor Ooglijders. Utrecht, 1885; 8°.
Gesellschaft, Serbische gelehrte: Glasnik. 00. und 01. Band. Belgrad,
1885; 8°.
Johns Hopkins University: The American Journal of Pliilolog-y. Vol. VI.
Nr. 1. Baltimore, 1885; 8°.
Johns Plopkins University: Studies in historical and political Science.
3 1 ' Series: I. Maryland’s Influence upon Land Cessions to the United
States. Baltimore, 1885; 8°.
Maatschappij der Nederlandsch Letterkunde te Leiden: Handelingen en
Mededeelingen over het Jaar 1884. Leiden, 1884; 8°. — Levensberichten
der afgestorvene Medeleeden. Leiden, 1884; 8°.
Marburg, Universität: Akademische Schriften pro 1883 — 1884. 06 Stücke
4° und 8 11 .
Mittheilungen aus Justus Perthes’ geographischer Anstalt von Dr. A.
Petermann. XXXI. Band, 1885. VI. Gotha, 1885; 4°.
Museum ICralovstvi ceskeho: Öasopis. Rocnik LVIII, svazek tfeti a ctvrty.
V Praze, 1884; 8". — Rocnik LIX. V Praze, 1885; 8".
Novoceska Bibliotheka. Cislo XVIII, Dü VI. V Praze, 1885; 8". —
Vortrag des Geschäftsleiters in der Central-Versammlung am 1. Juli 1884.
Prag, 1881; 8". •— Verzeichniss der Mitglieder der Gesellschaft, der
Beamtenstatus und die wissenschaftlichen Sectionen. Prag, 1885; 8°.
Büliier. Ueber das Zeitalter des kasmirisclien Dichters Somadeva.
545
Ueber das Zeitalter des kasimrischen Dichters
Somadeva.
Yen
Prof. Dr. G-. Bühler,
ivirkl. Mitgliede der kaiserl. Akademie der Wissenschaften.
Es sind bisher, so viel mir bekannt ist, zwei verschiedene
Ansichten über die Zeit aufgestellt, in welcher Somadeva, der
Sohn des Räma, sein berühmtes Märchenbuch, den Kathäsa-
ritsägara, verfasst haben soll. Die ältere wenig beachtete Be
stimmung seines Datums gehört Professor H. H. Wilson 1 welcher
Somadeva und den Kathäsaritsägara zuerst dem Europäischen
Publicum im Oriental Quarterly Magazine, Calcutta, March 1824
bekannt machte. Nach der Ansicht dieses Gelehrten ist,der Ocean
der Märchenflüsse' zwischen den Jahren 1059—1071 p. Chr. oder
vielleicht etwas früher geschrieben. Professor Wilsons Gründe
für seine Behauptung' sind folgende. ,Somadeva sagt am Ende
seines Werkes, dass er es verfasst habe zur Belustigung der
Grossmutter des Königs Harsliadeva von Kasmir, einer from
men alten Dame, welche die Brahmanen sehr in ihren Schutz
' r
nahm und eine eifrige Verehrerin des Gottes Siva und seiner
Gattin war. Er nennt ausser Harsha dessen drei Ascendenten
Kalasa, Ananta und Samgrämaräja. Diese letzteren regierten
alle nach einander und herrschten, wie Abu’l Fazl im Ayin
Akbari berichtet, zusammen etwa dreissig Jahre lang über
Kasmir. Wir wissen aus andern zuverlässigen Quellen, dass
Samgramaräja um 1027 p. Chr. zu Regierung kam. Folglich
muss Harsliadeva den Thron .um 1059 bestiegen und, da seine
1 H. H. Wilson, Works (ed. K. Kost), Literary Essays vol. I, p. 156—268.
546
Buhler.
Regierungszeit nach Abu’l Fazl zwölf Jahre dauerte, bis 1071
p. Chr. geherrscht haben. 1 Somadevas Werk kann also nicht
später verfasst sein. Wahrscheinlich datirt es aber noch einige
Jahre früher, da es, wie gesagt, der Grossmutter jenes Königes
gewidmet ist, und diese der Dedication zufolge einen bedeuten
den Einfluss besessen haben muss, ja vielleicht, so lange Hars-
hadeva unmündig war, die Regentschaft führte/
Eine andere Ansicht wurde von dem Herausgeber des
Kathasaritsägara, Herrn Professor IJ. Brockhaus aufgestellt.
Derselbe sagt, Kathasaritsägara, Vorrede p. VIII: ,Ueber den
Verfasser unseres Werkes, Somadeva kann ich wenig berichten.
Am Scldiisse. des Gedichtes nennt er sich den Sohn des Räma
und einen Eingeborenen des Landes Kasmir, und erwähnt zu
gleich, dass er diese Sammlung begonnen habe, um die Königin
Süryavati über den Verlust ihres Enkels, des Königes
von Kasmir, Harsha Deva, zu trösten. Dieser König,
dessen Regierung zu den glänzendsten, wenngleich nicht zu
den glücklichsten Epochen der Geschichte von Kasmir gehört,
kam in einem Aufruhr um, im Jahre 1125 nach Chr. Geburt/
Diese Behauptungen, für welche Professor Brockhaus
keine Beweise aus den Quellen giebt, sind weiterhin von allen
Sanskritisten unbedenklich angenommen und auch von mir
selbst in meinem Report of a Journey to Kasmir, p. 50 wieder
holt worden. Ich habe dort nur die Angabe, dass Harshadeva
um 1125 p. Chr. getödtet sein soll, berichtigt, und das wahre
Datum 1101 p. Chr. gegeben. Vor Kurzem ging mir durch
die Güte meines verehrten Freundes, Herrn Professor A. Weber,
ein Aushängebogen des zweiten Bandes seines Catalogs der
Berliner Sanskrit-Handschriften zu, auf welchem die Schluss-
verse des Kathasaritsägara nach den von Professor Brockhaus
für seine Ausgabe benutzten Manuscripten abgedruckt sind.
Der erste Blick belehrte mich, dass die Angaben Brockhaus’ —
wie auch Herr Professor Weber gesehen hatte — zum guten Theile
irrthümlich sind und dass Wilsons Zeitbestimmung der Wahr
heit viel näher kommt, obschon auch sie nicht ganz richtig ist.
Ich halte es unter diesen Umständen für meine Pflicht meinen
1 Sämmtliche liier angegebene historische Daten sind ungenau. Doch
fallen diese Irrthümer nicht Professor Ii. Wilson, sondern den ihm zu
gänglichen Quellen zur Last.
lieber das Zeitalter des kasmirischen Dichters Somadeva.
547
früheren Fehler, der durch ein ungerechtfertigtes Vertrauen auf
Herrn Professor Brockhaus’ Genauigkeit veranlasst wurde, wieder
gut zu machen und unter Veröffentlichung der authentischen
Angaben des Autors eine neue Untersuchung über die Frage
anzustellen. Da die Berliner Manuscripte des Kathäsaritsägara
moderne Devanägari Copien sind, denen man nicht immer
ganz trauen kann, so bat ich Herrn Professor R. G. Bhändärkar
in Puna mir eine Copie der in Betracht kommenden Schluss-
verse des Kathäsaritsägara nach den im Deccan College auf
bewahrten Säradä- Handschriften hersteilen zu lassen. Der
selbe hat meinem Wunsche freundlichst willfahrt und durch
seinen Sohn Mr. Sridhar R. Bhändärkar, eine Abschrift der
Prasasti nach Nr. 112, sowie der Varianten der Nr. 111, 113,
115 der Gov 1 -Collection of 1876/1877 machen lassen. Diese
vier Handschriften enthalten, ähnlich wie die Berliner Manu
scripte, zwei verschiedene Redactionen der Schlussverse. Ich
folge der in Nr. 111 und 115 gegebenen, welche mir die
beste und ursprüngliche zu sein scheint und führe die Lesarten
der zweiten in den Noten an.
ffVT'ffTT'ü 1
%*TRrftö fSRHT
11 3 11
WrW^VTfJTV^WrT 11 R II
v w fsrerfraiw:
fsFeftet '«f *n§T i
N v» Cv
%^rwt t^mTrfTffvv^T^-
tiv: ii 3 11
1. Nr. 112, 113, 115; °fn \ -
verloren in Nr. 111; Nr. 113 allein hat deutlich Hf*RTcF°. -
2. - vrncfTff verloren in Nr. 111. — 3. srn/Twtofsr verloren
in Nr. 111; Nr. 112, 113, 115; WTJfT, Nr. 112, 113,
115; oJIrfrMtT 0 , Nr. 112, 115; ^fcf^tT^Nr. 112, 115.
548
B üliier.
rffifaft ^5^rff WMT
f^üTrllf’önfJT^ faWSTPT II 8 II
^rrerrtft^ HT^T%^^n?if^Jr3pT%ir: i
TffT*ra*fff7T*mi »Wcrmfa VT% II M II
^^%fT^T^rW^T^frT73JrtTf^Tftt^f^'n:: I
i^arr WT ^P^fha ^TfWfTT ?T3Jt€v: || $ n
fwlltrfK*jfa *fh*WrfWrf*I I
*jff ¥T5tf^T ^rTTT ^T^f^TTfTFT II 'S II
WWTfW^fwrerPTfa^ I
f*r£ ^t w^fft ^ ii c ii
wt v^rmrrwt ^firRT^Trfo i
f^fW^fSpftfa ftpOWPC:
^ftTTRTrT. f^rft'JT: II Q. II
^ffarilr ^T3Tf^H f*TfWR3[VT-
-tJTH 5repefcTfTT TT1T I
wz: *r^Tfwr ^"nfr^TT ^r:
^frT *r w; II 80 II
4. Tfjfr^T, Nr. 112, 113, 113. - 5. ^41%:, Nr. 113. — 6. »JTTSft-
X?f?n 0 , Nr. 112, 113, 115; Nr. 112, 113^ 115. - 7.
f^fTrTTf^r 4f^T f^rf^TT 0 , Nr. 112, 113, 115; «nf^^rfT^ 0 , Nr. 112, 113,
115; ^T ^f^tT, Nr. 113; ^TfnT, Nr. 112, 115. — 8. Dieser
Vers fehlt in Nr. 112, 113, 115. Nr. 111 hat in der dritten Zeile noch einige
unzusammenhängende Buchstaben ^ ^TTfR — 9 - °«T^ffai 0 , Nr. 112;
Wf> Nr. 113; WR^T*J°, Nr. 111, 115; rlftT 0 , Nr. 115. —
10. °m° in ^rf*RT. verloren in Nr. 111; °Tfa *T^:. Nr. 115; ^i^r^ft^-
Nr. 112, 113.
lieber das Zeitalter des kasmirisclien Dichters Somadeva.
549
rnirr:
irr§r<j tmwsmTsrr
^srr: w f^wfq ii qq ii
■STT^T^THrlTI^^r
*TtipT
xrr*rrär%*r f^ffcr: w w^fT^nr 11 =r ii
ufsrarrat^ff 1 wrefwRTt farf^nfta* i
f^TT^P^TO M^TTT WHT II «13 II
ITebersetzung.
1. Es war ein König, Samgrämaräja, ein Pärijätabaum,
dem Meer-gleichen Geschlechte des erlauchten S'ätavähana
entsprossen; durch ihn zu dem nach seiner Menschwerdung
Weise (vibudha) vieler Art sich drängten, ward das Land der
Kasmirer zum (Garten) Nandana gemacht. 1
2. Als sein Sohn ward der erlauchte Kaiser Ananta
geboren; den Bittenden (wie) ein Paradiesbaum (Gewahrer
ihrer Wünsche), des IPeldenmuthes vorzüglichster Hort, machte
li. vfT^TXf^T^fM 0 , Nr- ttl; ^TRTITMT^^T^lirft^HT^T: I
^THITTT^^fT^ür 0 , Nr. 112, 113; ^iTtfp, Nr. 111. - 12.
Nr. 112, 113. - 13. 1^-
*JKgT^WT, Nr. 115; Nr. 113 ebenso, aber für <=?pf.
1 Metrum: Vasantatilaka. Dieselbe Abstammung- wird dem Könige Sam-
grämaräja in der Eajatarangini VI. 367—368 zugeschrieben. Der
König wird, seiner Freigebigkeit halber, als eine Incarnation des Päri-
jAta, eines der fünf Paradiesbäume, gefeiert, die Kostbarkeiten statt
Früchte tragen und alle Wünsche befriedigen. Für das volle Verständ-
niss des Verses ist es wichtig zu beachten, dass der Parijäta-Baum beim
Quirlen des Nectar aus dem Milch-Oceane hervorkam, bei seiner Ent
stehung von den vibudha, den Göttern, umringt ward und in Indras
Garten Nandana seinen Platz hat. — Nach der zweiten Recension
lautet der erste Halbvers: ,Es war ein König, S ain gram ar aj a, der in
den Schlachten (samgräma) sich ein Ruhmes-Baldachin, hellglänzend
wie der Mond, erwarb 1 .
550
B ü li 1 e r.
er den Schemel seiner Füsse zum Prüfstein der Rubinenmenge
auf den Häuptern aller huldigenden Herrscher. 1
3. Auf dem Plane vor seiner Pforte wälzte sich Rähu,
dessen Kehle durchschnitten, ohne Leib mit seinem Haupte,
bereit ihm zu dienen, sich gleichsam begnügend mit der Kunde
von (des Herrschers) herrlichem Ruhme der (an Glanz) die
grosse Scheibe des Mondes und des grossen Hari Discus
übertrifft. 2
4. Darauf führte dieser Mond unter den Fürsten die
Tochter Indu’s, des Herrn von Trigarta, heim als seine Königin,
— Süryavati, Abwehrerin der Nacht (des Unglücks) von ihren
Unterthanen, von allen zu verehren wie die Dämmerung am
Morgen. 3
5—6. Diese Königin schmückte 'Kas'mir durch die Er
bauung von schönen Bursen. Die gleichen den heiligen Lehren,
1 Metrum wie oben. Die huldigenden Fürsten beugten ihre Stirnen auf
Anantas Fussscliemel und dieser ward zum Prüfstein für die Juwelen
ihrer Diademe.
2 Metrum wie oben. Der Dämon R ä h n trank bei dem Quirlen des
Oceans von dem Unsterblichkeitstranke. Vislinu durchschnitt ihm mit
seinem Discus die Kehle, noch ehe der Nectar in seinen Leib gelangte.
Der unsterbliche Kopf irrt seitdem am Himmel umher und verur
sacht, indem er den Mond zu verschlingen trachtet, die Mondfinsternisse.
Anantas Ruhm übertraf den Mond an Glanz und erregte desshalb
die Begierde Rähus. Doch als Rähu fand dass der Ruhm des Königs
auch den Discus des Hari übertraf, der König also mächtiger als Vislinu
war, ergab er sich ihm zum Diener, eingedenk der früheren Bestrafung
durch den Gott. Bei dieser Erklärung besagt der Vers nichts weiter
als dass Anantas Ruhm glänzender als der Mond war und dass Ananta
Vislinu an Macht noch übertraf. Es ist aber immerhin möglich, dass
in dem Verse noch eine Anspielung auf ein Abenteuer mit einem
menschlichen Feinde, der aus irgend welchem Grunde den Beinamen
Rähu hatte, stehen mag. Doch ist nichts von einer solchen Erzählung
aus den Geschichtsquellen bekannt. — Die oben angegebene Variante
°kirtisravena giebt auch einen guten Sinn. Nimmt man dieselbe an,
so muss man folgendermassen übersetzen: ,sich gleichsam begnügend
mit dem Strome des herrlichen (Nectar-gleichen) Ruhmes 4 u. s. w.
3 Metrum: Upajäti. Trigarta ist der ältere Name der Provinz Jälan-
dhara (Jullundur) im Panjäb. Süryavati bedeutet ,mit Sonnen(-glanz)
versehen 4 . Während der Morgendämmerung ist eines der wichtigsten
Gebete von jedem Arier zu verrichten. Samdhyä ist auch eine Göttin,
eine Personification der Morgendämmerung.
Ueber das Zeitalter des kasmirischon Dichters Somadeva.
551
da Hunderte von Brahmanen, verschiedenen Ländern ent
stammt, sie verehren; die gleichen Oceanen da, voll von Perlen,
sie selbst den furchtsamen Trägern der Erde Zuflucht ge
währen; die gleichen den Bäumen des Paradieses, da sie, herr
lich (zu schauen), täglich die von Hoffnungen gelockten Be
sucher ihrer Qual entreissen. 1
7. Die Häuser der Götter, von ihr erbaut am breiten Ge
stade des reinen Stromes der Vitastä, gleichen, weissglänzend
von der Tünche der Söller, vollständig den Gipfeln des Hima
laja, deren äusserste Spitzen die himmlische Gangä umfliesst.' 2
8. Durch Gaben von unzählbaren Juwelen, Gold, grossen
Agrahäras, Fellen schwarzer Antilopen, Bergen von (allerhand)
Gut und Tausenden von Kühen erhält diese ehrwürdige (Königin)
alle (Menschen), der all-erhaltenden (Erde vergleichbar) . . . . 3
' Das Metrum der beiden Verse, welche ein sogenanntes Yugalaka
bilden, ist Giti. — Matha stellt, wie die Parallelstellen, Vikramähka-
devacharita XVIII, 40—46 und Räjatarangini VII, 180—184 zeigen, für
vidyämatha und entspricht genau der Burse der alten deutschen
Universitäten und dem englischen College. Amnäya, ,heilige Lehren 1 ,
bezieht sich wohl zunächst auf die Veden, von denen jeder von Brali-
manen aller Länder studirt wird. Das Wortspiel in sevyaih, wörtlich
,zu verehren 1 und ,zu bewohnen 1 , lässt sich im deutschen nicht gut
wiedergeben. Die Perlen in den Bursen sind ausgezeichnete Gelehrte
und schöne Manuscripte. Urvibhritäm ,Trägern der Erde 1 bedeutet in
Bezug auf den Ocean ,den Bergen 1 , da dieselben sich der indischen
Sage zufolge vor Indra in das Meer flüchteten. Mit Beziehung auf die
Bursen bedeutet es ,den Fürsten 1 . Wie wir aus der Räjatarangini lernen,
dienten die Mathas den unterliegenden Häuptlingen bei politischen
Unruhen oft als Asyle.
2 Metrum: Vasantatilaka. Bezüglich der von Süryavatl gebauten Tempel
vergleiche auch Räjatarangini VII, 180.
3 Metrum wie oben. Agrahäras sind den Brahmanen geschenkte, mit ge
wissen Immunitäten und einer besonderen Verfassung ausgestattete
Dörfer. Nach Räj. VII, 184—185, war die Zahl der durch die Königin
geschenkten Agrahäras sehr gross. Bezüglich der Schenkungen von
schwarzen Antilopenfellen siehe Vishnusmriti, Cap. 87, Sacred Books
of the East VII, p. 268—264. Die Schenkung eines dravinaparvata
,eines Berges von (allerhand) Gut 1 ist bei Hemädri im Dänakhanda nicht
beschrieben, dort kommt nur ,ein Berg von Getreide 1 vor. Kühe werden
jetzt und sind wahrscheinlich schon seit langer Zeit nicht iu natura
gegeben. Dafür treten verschiedene conventioneil angesetzte Werthe,
von 50 Kreuzern aufwärts, ein.
552
Buhler.
9. Ihr erlauchter Sohn (ist) der König Kala^adeva.
Obschon der vornehmste Stirnschmuck des Erdenrundes, hängt
er doch nicht am alika (der Unwahrheit, oder einer Stirne);
obsclion ein Genosse der mit gunas (Tugenden, oder Banden
des Samsara) behafteten, besteht er doch aus reiner Unsterb
lichkeit; obschon ungnädig (asiva) gegen die Schaaren seiner
Feinde, ist er doch eine Incarnation des gnädigen (Gottes Siva).'
10. Ihr ausgezeichneter Enkel ist der erlauchte Harsha-
deva, welcher von den Göttern als ein neuer Ivalasa-Sokn
(Agastya) geschaffen ward; wie Agastya alle emporstrebenden
Berge (urvibhritah) zu beugen und selbst die sieben Oceane
zu leeren (pätum) vermochte, so ist dieser Tapfere fähig, alle
hochfahrenden Fürsten (urvibhritah) zu beugen und sogar
die sieben Oceane zu beschützen (pätum). 2
11. Um das Herz dieser Königin, die sich stets abmüht
die verschiedenen Hauptgebote (zu erfüllen), Giriäa zu ehren
und Brandopfer zu bringen, und die ihre Ohren täglich mit
1 Metrum wie oben. Eine getreue und allgemein verständliche Wieder-
gäbe der ersten beiden Virodhälamkäras im Deutschen geht über
meine Kräfte. Jeder derselben enthält zwei Complimente für den König
Kalasa. die aber so ausgedrückt sind, dass der Wortlaut sich scheinbar
widerspricht. Bei dem ersten will der Dichter sagen , dass Kalasa
der ausgezeichnetste Fürst der ganzen Erde ist und nie die Unwahrheit
spricht. Zur Bezeichnung des Begriffes ,ausgezeichnet' wählt er das
Wort tilaka ,Stirnschmuck' und zur Bezeichnung der zweiten Eigen
schaft das Compositum analikalagnah, welches sowohl ,nicht an der
Unwahrheit hängend' als auch ,nicht an einer Stirne hängend' bedeutet
und in letzterer Bedeutung dem Begriffe ,Stirnschmuck' widerspricht.
Im zweiten Falle will er sagen, dass Kalasa rein und leidenschaftlos
wie ein Jivanmukta, d. h. ein in diesem Leben erlöster Heiliger, ist
und zugleich nur ausgezeichnete Männer zu Freunden hat. Hier steht
die zweite Bedeutung von gunibändhavah,,Genosse der mit den Fesseln
(des Samsara) behafteten d. h. der nicht erlösten', im Widerspruche
mit der Behauptung, dass er ein Erlöster ist..
2 Metrum wie oben. Der Seher Agastya wurde aus einem Topfe, ge
wöhnlich kumbha, hier kalasa genannt, geboren. Der Dichter be
nutzt diese Sage um einen Vergleich zwischen diesem Kalasa-Sohne
und dem Sohne Kalasadevas anzustellen. Für die Erklärung der fol
genden Worte, die oben mehr paraphrasirt als übersetzt sind, ist zu
beachten, dass Agastya andern Sagen zufolge den Vindhya verhinderte
in den Himmel zu wachsen und, wie der nordische Thor, den Ocean
zum Theil austrank.
Ueber das Zeitalter des kaäirririschen Dichters Somadeva.
553
(dem Ankören der) heiligen Lehrbücher ermüdet, für einen
Augenblick etwas zu ergetzen, 1
12. Hat Soma der Sohn des ausgezeichneten, mit vielen
Tugenden geschmückten Brahmanen Räma, diese Sammlung
der aus dem Nectar vieler Märchen bestehenden Quintessenz
der Brihatkathä veranstaltet; wie der Vollmond das Meer
(bewegt sie mächtig) die Herzen edler Menschen. 2
13. Möge dieser ,Ocean der Märchen-Flüsse* der von dem
mit reinem Glanze begabten Soma in grossen Taranga (ge
nannten) Abtheilungen geordnet ist (ganz wie durch den mit
reinem Glanze begabten Mond [Soma] der Ocean in grosse
Wellen [taranga] gebrochen wird), die Herzen der Edlen er
freuen. 3
Diese Verse, welche, so geschmacklos sie uns scheinen
mögen, gewiss ihrem Verfasser wegen der im Alamkära gezeig
ten Fertigkeit bei seinen Zeitgenossen den Titel eines mahä-
kavi eingetragen haben werden, lehren uns folgende Tliat-
sachen. Der König Samgrämadeva aus dem Geschleckte Säta-
vähana’s, war der Vater des Königs Ananta von Kasmir.
Ananta heirathete Süryavati, die Tochter des Herrschers von
Trigarta oder Jälandhara. Ihr Sohn war der König Kalasa-
deva und ihr Enkel Harshadevn. Der Katkäsaritsägara wurde
von Soma, d. h. Somadeva, dem Sohne des Brahmanen Räma,
zur Unterhaltung der Königin Süryavati verfasst. Beachtet
man nun, dass Harshadeva zwar wegen seiner Tapferkeit ge
rühmt wird, aber nicht den Titel König, sondern sri, der
Erlauchte, erhält, so lässt sich daraus mit Sicherheit schliessen,
dass er zur Zeit, als Somadeva schrieb, erwachsen, aber nicht
Inhaber des Thrones war. Der regierende König muss sein
Vater Kalasadeva gewesen sein, da er der Letzte in der Reihe
der männlichen Familienmitglieder ist, welcher den Titel eines
Regenten (kshitiäa) bekommt. Soviel muss Jedem der einiger-
massen mit der Aus drucks weise der Inder vertraut ist, klar sein.
1 Metrum wie oben.
2 Metrum wie oben. Wegen der Brihatkathä ist der Anfang von Soma-
devas Werk I, 3, 10—13 zu vergleichen.
3 Metrum: Aryä. Die genaue Erklärung des Titels Kathäsaritsagara
,Ocean der Märchenflüsse“ würde sein ,ein Werk welches alle Märchen
ebenso in sich vereinigt wie der Ocean alle Flüsse“.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. II. Hft. 36
554
B tt li 1 o r.
Da wir für die Geschichte von Kasmir in Kalhanas
Räjataraügini 1 eine Chronik besitzen, auf welche man sich in
der Periode, um die es sich hier handelt, vollständig verlassen
kann, so ist es möglich, nicht blos die Richtigkeit der obigen
Schlussfolgerung darzuthun, sondern auch noch genauere Be
stimmungen über den Zeitpunkt der Abfassung des Kathäsarit-
sägara zu geben. Die hier in Betracht kommenden Nachrichten,
welche die Rajataraügini über die in unserer Prasasti genannten
fürstlichen Personen giebt, sind folgende.
Samgrämadeva wurde von der Königin Diddä zum Thron
folger ernannt und bestieg den Thron - im Jahre 79 des Lo-
kakäla, der in Kasmir gebräuchlichen, volksthümlichen Aera, 3
bei der man gewöhnlich blos die Jahre von 1—100 angiebt,
die verflossenen Hunderte und Tausende aber auslässt. Er
starb im Jahre 4 des nächsten Saeculum des Lökakäla nach
einer Regierung von nicht ganz 25 Jahren. 1 Ihm folgte sein
Sohn Hariräja, der aber schon nach einer Regierung von
22 Tagen den Nachstellungen seiner eigenen Mutter erlag. 5
Nach seinem Tode wurde sein unmündiger Bruder Ananta
oder Anantadeva zum Könige ausgerufen/’ Dieser heirathete
später auf Antrieb seines Günstlings Rudrapäla, Süryamati,
die jüngere Tochter Induchandras, des Königs von Jälandhara. 7
Süryamati, welche auch den Namen Subhatä führte, 8 wird von
1 Dies Werk wurde, wie der Autor selbst I, 52 sagt, im Jahre 1070 der
Saka-Aera oder 1148—1149 p. Chr. begonnen.
2 Räjatarangini VI, 355—365.
3 Dieselbe heisst ebenso gewöhnlich Saptarshisamvat, die Aera der sieben
Seher.
4 Rajat. VII, 127.
5 Rajat. VII, 131. 133.
6 Rajat. VII, 135.
7 Rajat. VII, 150—151. Wenn Kalhana die Königin Süryamati, nicht
Süryavati nennt, so erklärt sich das durch die Bedeutungsgleichheit der
Suffixe mat und vat. Die Inder haben die üble Angewohnheit in ge
schichtlichen Werken und Documenten ein und dieselbe Person durch
gleichbedeutende Namen zu bezeichnen, z. B. Vikramärka für Vikra-
mfiditya zu setzen. Die Namensform Induchandra, welche liier statt
Indu (oben Vs. 4) erscheint, ist die vollständigere. Ueber die Abkürzung,
welche wie Inder sagen, bhimavat gemacht ist, siehe Zachariae, Le-
xicographische Beiträge, p. 35 — 36.
8 Rfijat. VII, 180 und Vikramänkadevacharita XVIII, 40 - 46.
lieber das Zeitalter des kasimrischen Dichters Somadeva.
555
Kalb an a, sowie von Bilhana, einem anderen Dichter ihrer Zeit,
wegen ihrer Frömmigkeit und Wohlthätigkeit ebenso hoch ge
priesen wie von Somadeva. Ananta dagegen wird in der
Räjatarangini wiederholt als schwach von Verstand, heftig und
unbesonnen, aber bis zur Tollkühnheit tapfer geschildert. 1
In Folge dieser Schwäche bekam Süryamati ihren Gemahl
schliesslich ganz in ihre Gewalt und bewog ihn, trotz der
Warnungen seines Ministers Haladhara, im Jahre 39 des Lo-
kakäla dem Throne zu entsagen und seinen Sohn Kalasadeva
zum Könige zu salben. 2 Kurze Zeit darauf bereute Ananta
seinen übereilten Schritt und bemächtigte sich, von Haladhara
angestiftet, wiederum der Regierung. 3 Kalasadeva aber ergab
sich bald, von schlechten Rathgebern und Günstlingen ver
leitet, einem lasterhaften Lebenswandel, dessen Einzelnheiten
vom Chronisten sehr eingehend beschrieben werden. 4 Schliess
lich kam ein besonders schmachvolles Abenteuer zu den Ohren
seiner Eltern, welches dieselben in solchen Zorn versetzte,
dass sie beschlossen ihn ins Gefängniss zu werfen und seinem
ältesten Sohn Harsha, ,einem Schatze alles Wissens*, das Reich
zu übergeben. 6 Aus dieser Gefahr befreite ihn die Geistes
gegenwart eines seiner Anhänger, der ihn zu seinem Vater
begleitete und letzteren durch eine muthige Vertheidigung mit
,bittersüssen* Worten bethörte. 0
Kalasa wurde unbestraft entlassen und verbarg sich in
seinem Palaste. Ananta aber beschloss kurz darauf sich ganz
von der Regierung zurückzuziehen und führte diesen Vorsatz
im Jahre 55 7 des Lokakäla aus, indem er mit seinem Hofstaate,
Anhängern und Schätzen nach Vijayakshetra, dem heutigen
Bijbrör, Ubersiedelte. Dort lebte er noch etwas länger als
zwei Jahre, bald in heimlichem, bald in offenem Kriege mit
seinem Sohne, den Süryamati noch wiederholt begünstigte und
einmal vor der Vernichtung in offener Feldschlacht bewahrte.
1 Räjat. VII, 143. 189. 219. 229.
2 ßäjat. VII, 230—233.
3 Räjat. VII, 240—245.
4 Räjat. VII, 273—318.
6 Räjat. VII, 318—320.
c Räjat. VII, 321—329.
7 Räjat. VII, 363.
36*
556
Buhler.
Am Vollmondstage des Monates Kärttika, im. Jalire 57 1 des
Lokakäla fiel Ananta im zweiundsechzigsten Lebensjahre 2
durch seine eigene Hand. Kurz vorher war es Kalasa ge
lungen, die Stadt Vijayakshctra in Brand zu stecken und
seinen Vater des grössten Theiles seiner Habe zu berauben.
Diese Unbilde war der letztere nicht im Stande zu ertragen
und wählte, da er keinen andern Ausweg sah, den Tod.
Süryamati aber wollte ihren Gatten nicht überleben. Sie ver
brannte sich mit seinem Leichnam zwei Tage später. Bei
dieser Gelegenheit war auch Harshadeva zugegen, der, vor
seinem Vater geflüchtet, einen grossen Theil der letzten zwei
Jahre bei den Grosseltern verbracht hatte und dieselben schliess
lich bestattete und beerbte. 3
Mit Hilfe dieser Data ist es leicht die Fehler, welche
Wilson und Brockhaus gemacht haben, zu corrigiren und die
Grenzen der Periode, innerhalb welcher der Kathäsaritsägara
geschrieben sein kann, genau zu bestimmen. Es kann gar
keine Rede davon sein, dass das Buch aus der Regierungszeit
Harshadevas, wie Wilson meint, oder aus der Zeit nach Har-
shadevas Tode, wie Brockhaus behauptet, stammen könnte. Da
Somadeva sagt, dass Kalasadeva zur Zeit der Vollendung seines
Werkes König war und dass Süryavati noch lebte, so muss er
nach dem Jahre 39 und vor dem Jahre 57 des Lokakäla ge
schrieben haben. Vielleicht darf man diese Grenzen aber noch
etwas enger ziehen, indem die Schilderung Somadevas darauf
hinzudeuten scheint, dass zu seiner Zeit der Zwist zwischen
Kalasadeva und Ananta noch nicht ausgebrochen war. Bei dieser
Annahme müsste man das Jahr 55 als den terminus ad quem
ansetzen. Sicher ist dies jedoch nicht, da bei der Schönfärberei
der indischen Hofpoeten oft sehr unliebsame Vorgänge in den
Familien ihrer Beschützer verschwiegen oder anders dargestellt
werden als sie. wirklich sind.
Versuchen wir die Jahre unserer Aera zu finden, welche
den im Obigen genannten Jahren des Lokakäla entsprechen,
so hat das jetzt, da der Anfangspunkt des Lokakäla oder der
1 Rajat. VH, 453.
2 Rajat. VII, 485.
3 Rajat. VII, 394, 460—461, 487.
Ueber das Zeitalter des kasmirischen Dichters Somadeva.
557
Saptarshi-Aera bekannt ist, keine grosse Schwierigkeit und es
ist gar nickt nöthig, auf die älteren chronologischen Bestim
mungen Wilsons, Lassens und Cunninghams zurückzugreifen.
Dem von mir in Kasmir gefundenen Verse zufolge 1 begann
diese Aera, nachdem 25 Jahre des Kaliyuga verflossen waren,
oder 3101—25 ante Ckr. Man kann zunächst mit Hilfe der
von Kalhana, Räj. I. 52, gegebenen Gleichung Lokakäla 24 =
Sakasamvat 1070, sowie der im siebenten und achten Capitel
der Räjatarangini gegebenen historischen Daten die ausge
lassenen Tausende und Hunderte des Lokakäla ergänzen.
Kalhanas Lokakäla-Datum ist vervollständigt das Jahr 3154
-j- 1070 oder 4224. Kalhana verfasste sein Werk unter der
Regierung des Königs Jayasimha oder Simkadeva. Dieser
kam nach seinen Angaben im Jahre 3 desjenigen Saeculum zur
Regierung, welches auf das des Ananta und Kalasadeva folgte.
Letzteres erhellt aus folgenden Angaben:
Räjat. VII, 725
— — 730
— — 862
— — 871
— — 1726
— — 1734
— VIII, 344
— — 345
— — 380-1
— — 485
— — 1357
Kalasadeva stirbt
Utkarska, sein Sohn wird
König
Utkarsha tödtet sich nach >
22 Tagen
Harshadeva, K.’s Sohn wird
König
Harshadeva ermordet . . . . |
Uchchhala, schon früher ge- l
krönt (Vs. 1386) folgt . ... j
Uchchhala wird ermordet . . ]
Radda, Usurpator, am selbi- I
gen Tage getödtet |
Salkana gekrönt j
Sussala, Uchchhalas Bruder j
nimmt Salhana gefangen und \
wird König I
Sussala ermordet j
Simhadeva alias Jayasimha, l
S.’s Sohn wird König .... I
65 Lokakäla.
77 —
87 —
88 —
3 —
1 Kasmir Report p. 46 (Jour. Bo. Br. Roy. As. Soc. vol. XII).
558
Buhler. Ueber das Zeitalter des kasrairischen Dichters Soinadeva.
Das letzte Datum aus der Regierung Jayasimlias, welches
Kälhaiia gibt, ist das Jahr 33, Räj. VIII, 3193 (Troyer). Da
es neun Jahre später fällt als das, welches er im Anfänge
seines Werkes anführt, zeigt es, wie lange er ungefähr an
seiner Chronik schrieb.
Nach dem eben Gesagten sind die oben angegebenen
Zahlen aus Anantas und Kalasadevas Regierungszeit die Jahre
4104, 4139, 4155 und 4157 des Lokakala. Die Entfernung des
Anfangspunktes des Lokakala von dem der christlichen Aera
beträgt etwa 3076 Jahre. Man erhält also für die beiden in
Betracht kommenden Daten, den Regierungsantritt Kalasadevas
und den Tod Anantas und Süryamatis, die Jahre 1063—1064
und 1081—1082 p. Chr., innerhalb welcher der Kathäsaritsagara
verfasst sein muss. Dieses Resultat zeigt, dass Somadeva
entweder genau zu derselben Zeit schrieb, als Kshejnendra-
Vyäsadäsa seine Britbatkathämanjari verfasste, oder nur wenig
später. Kshemendra sagt in mehreren seiner Werke, dass er
unter dem Könige Ananta schrieb. 1 Eines derselben ist aber
im Jahre 41, d. h. 4141 unter der Regierung des Kalasadeva
datirt. Es ist jedenfalls ein merkwürdiges Zusammentreffen,
dass zwei kasmirische Dichter um dieselbe Zeit das alte
Buch Gunädhyas aus dem Paisachi-Dialecte ins Sanskrit über
setzten. Es sieht beinahe so aus als ob sie Rivalen gewesen
wären.
1 Samayamätrikä: samvat 25 (4125) unter Ananta; Auchityavicliäraeharckä
unter Ananta.
Grünert. Die Begriffs-Präponderanz u. d. Duale a potiori im Altarabischen. Ö59
Die Begriffs-Präponderanz und die Duale a potiori
im Altarabischen.
Von
Di\ Max Grünort.
A. F. von Mehren hat in seinem vortrefflichen Werke
,Die Rhetorik der Araber' 1 von den drei Theilen dieser Wissen
schaft: lauft ^.A* ,Begriffslehre', |*A.c. ,Darstellungs
lehre' und ^jAaII jvAä jTropenlehre', die beiden letzteren einer
ziemlich ausführlichen Bearbeitung unterzogen.
Dasselbe Interesse dürfte auch der ersteTheil lauft p.A.e
beanspruchen, der nach unserer Auffassung der grammatischen
Syntax und der formalen Logik entspricht und der in den ein
schlägigen arabischen Bearbeitungen eine reiche Fülle des
werthvollsten Materials zu Beiträgen für eine Syntax der
arabischen Sprache, die immer noch der Bearbeitung harrt,
liefert.
Es genügte schon, vorerst eine übersichtliche und dem
heutigen Standpunkte der Sprachwissenschaft entsprechende
Darstellung dieses Theiles der arabischen Rhetorik nach dem
kurzen Auszuge zu geben, den Näsif ’al-Jäzigi in einer kleinen
Schrift- uns zugänglich gemacht hat.
Von den grammatisch-syntaktischen Themen, die in dem
erwähnten Buche in einer ä+idj (SS. 80—86) in wenigen Zeilen
eine Erwähnung linden, wollen die folgenden Blätter eine mög
lichst erschöpfende Behandlung eines derselben geben, nämlich
1 Wien (Kopenhagen) 1863.
2 Näsif ’al-Jäzigi, Kitäb magnm' ’al-’adab fi funun ’al-'arab. Bairftt 1885.
SS. 8-86.)
560
Grün ert.
ranz', d. i. die in der Wahl der Wortform bestehende Präpon-
deranz eines Begriffes vor einem anderen mit ihm in einem
Copulativ-Verhältnisse stehenden Begriffe.
Da dieses Thema sowohl als Thema
arabischen Rhetorik in seiner Bearbeitung neu ist, wie
auch nicht unwichtige Beiträge zur Syntax der arabischen
Grammatik und namentlich für das arabische Wörterbuch
liefert, dürften diese Blätter den Fachgenossen nicht unwill
kommen sein.
Der Uebersichtlichkeit halber will ich das als Thema
der arabischen Rhetorik im Allgemeinen und für sich behan
deln, die damit eng zusammenhängende Bedeutung der ,Duale
a potiori" aber in lexikalischer Darstellung anfügen. In einem
,Anhänge' habe ich die ,Plurale a potiori* einer Erwähnung
nicht unwerth gehalten.
I. Das oder ,die Begriffs-Präpondcranz 4 .
Die Definition dieses rhetorischen Kunstausdruckes (der
grösste Theil der arabischen Termini Technici ist in seiner
sprachlichen Gewandung so concis, dass einer deutschen Ucber-
setzung immer Schwierigkeiten entgegenstehen) ist in den ver
schiedenen einschlägigen arabischen Tractaten keine einheit
liche; die Berichte selbst sind alle mehr oder weniger von ein
ander abhängig, doch ergänzen sie sich zum grössten Theile.
Ich gebe dieselben in möglichster Vollständigkeit und ge
treuer Ueber Setzung:
I. Kitäb kassäf ’istilähät ’al-funün (KJ.) (ed. Sprengel’).
Calcutta 1862. S. 1089 f.
clia.cd ^LäJI iXxs. phUIj
. i I -i, i t t i . Vit i i . it . t .. ” ~
Die Begriffs-Präponderanz und die Duale a potiori im Altarabisclien.
561
‘oliailt y ÜAAiJI r-Uj Jjl r*y>
Uf;^l i| '--«j ^4-w.J f £ 1/5 iX/SV-awO xJUy J,Uj
««w ü
^5j.i=*l kjl ^ä, - ‘jö^aX) U.J ^j'li JjIäJI ,^.£ ^ac xaj
kXSiL4.il J.l*3 ‘*ij_cÜ 1 Hü vAi.
^ w^'0 VM J o ^ J “ ’
LaaXäJ .e-LaaÄ«u;^Ij (J^aAjI <_X~£ (JJJ. aA. J I ^^*4.^*-! ^^Z.XS'
^AJ^&4.J| LX.ÄJ dlÄAJ^ ^AAJ O.AJ L jljtj * i yi ^ ‘j^AAJ &3*Xi
£ JLj* U ^AA^i! ^.g«Cct *3^ ! v_aA»C. ^jj^..w..*J!
L4AJ (I.4.ÄA-W.J |4 J diLUI ^jit l^üa? ^.aIaäJ! ^jlX l*j|^ ^Usj-aJI
^^SlDI Xj'iLisli jjS'tXX) p^./i> v/0 iLLo ^j.AÄjL&JI äj £/i>.
d. i.:
“‘^IäJIj kÜAÄÜ
5 0 ^ ^
,w-aX*.a1! als term. techn. cler grammatisch - syntaktischen Be
griffslehre bedeutet überhaupt: einem Begriffe den Mitwerth
eines anderen zuerkennen; eine andere Definition wäre diese:
v_*.A.lix!! oder ,die Präponderanz 1 ist das Ueberwiegenlassen
eines der beiden Begriffe, worauf die Präponderanz sich be
zieht, über den anderen, so dass die zwei ursprünglich ver
schiedenen Begriffe zu zwei übereinstimmenden werden,
wie z. B. Kur’än 66, 12: ,und sie (Marjam) gehörte zu den im
Gehorsam Ausdauernden 1 ; das Ursprünglichere wäre üdLajU',
allein es zählt das Femininum hier zu dem Masculinum wegen
der Präponderanz des letzteren; — ferner Kur’än 27, 56: ,nein!
ihr seid Leute, die imwissend sind“; das Bichtigere wäre die 3.,
nicht die 2. Pers.; — ferner Kur’än 16, 51: ,und vor Gott
beugt sich was im Himmel und was auf der Erde ist'; hier
präponderirt das Vernunftlose über das mit Vernunft Begabte,
daher steht 1/5 wegen der Mehrheit (der vernunftlosen Wesen); —
562
Grün ert.
an einer anderen Stelle, Kur’än 22, 18 1 (vgl. 13, 16 2 ) steht
wiederum ^/o, so dass das mit Vernunft Begabte überwiegt
wegen seines Vorzuges (vor dem Vernunftlosen); — ferner
Kur’än 15, 30 (und 38, 73): ,da beugten sich die Engel, alle
zusammen, nur nicht ’lblis*; hier zählt Lj ! als Ausnahme-
Ausdruck mit zu dem Begriffe ,Engel* vermöge der Präponde-
ranz, denn er (’lblis) gehört mit zu ihnen; — Kur’än 43, 37:
,o wäre doch ein Zwischenraum zwischen mir und dir, so weit
wie die beiden Osten (Sonnenstandpunkte)*, d. h. Osten und
Westen — präponderirt der Begriff weil er von diesen
beiden Himmelsgegenden der häufiger angewendete ist. — Im
,Burhän* steht: ,das hat nur den Werth einer Metapher;
denn der Wortbegriff wird nicht in der ihm ursprünglich inne
wohnenden Bedeutung angewendet; z. B. bedeutet
ursprünglich nur ein Masculinum; die Ausdehnung auf ein Mas-
culinum und ein Femininum aber ist eine Ausdehnung des
Wortbegriffes auf eine in ihm ursprünglich nicht liegende Be
deutung; vgl. hierüber den ’ltkän in dem (52.) Abschnitte
‘jLsx.+JäÄAüil ‘ • ’’
II. Sujüti, ’ltkän (SJ.) 559, 17—560, 19.-
jvkA r-JI sr- Lkl£ f ys-« *
I—xJaJii
55 o~a o — "
hi!
_ ^ 0 <O ^ '■C, o ^
. u ta.J I ^yjS I
? ^ or. öo^ i 4 * ^ .. 4. , ...
|»y» |VÄj I cSJ *v_*aAjüj!
Eds I ,_>.jL=L aIäj
1 22, 18: Jp'-ß] £j\ßßS\ J, ^ Ü ki—?. All! o' ß ß\
‘AÜjJlTj ’ßsß^Vy JU.S. J Tj
2 13, 16: Abi; Jp c ß\; oU^ÄJl ,J Aio all,
3 550 ff. '
4 556, 1 ff.
Die Begriflfs-Präponderanz und die Duale a potiori ira Altarabischen.
563
p. yt j [iyJiJ 2CAAÄ-JI £■ LaJ ^‘Jy£
ÄxjJJ v_*S>0T Jli' ^-wJblsÜt ^Jy^DyJ I
^ ^^ // /ui / x öj . /■ 9 0
^•A+aqJI wk.-Lc-
Iäaj ^UJ! ^ L_J XJ | XÄa\A.I>j XAA*J t ^*ÖÄ!£j wl*AJ
LaiijI Jaii-J! (j xJ 1*aj xjyjixS\j XAAn.*+J! i_*JsL2nJJ
J, La lX^Xj xlj. ^ax+JIj JäaAJI JoLöjt ^j-auLs? ,j./o ya.
£a ü '£ ü />o . ^ 1 05 j' 0
XÄy.d l+j ^j't c3aa:a ^.A£ li iCA>t^.+.wJt
L ‘xiyäJ (J>i'l*JI ^+j y-e y^l XjJ
UtfJlx ^ ^oyix! .1 UÄjy lyd
|V^äA./0 ^ ^wXj pj öl v_aaA*.äJ! |vX^ ^.xxi i* CjA^Xav
i\&\£ '-v-XaXa LjcX.£ t d*-3 ^cXXj L^aj 0^.äj ^.aä!
w / O ^ 9^0^" 9 01 ^ 9 ^ "* Ö *"®
LaA^LäJ lX.£ ^1.
JI ^ I I t\xj ^ ■?
^^,aa^I ^-cot [^yj.Xv.+J I f j
. „ O ^ Ü^O^ < "'° ^ / ,,
^»4«JLj ^jioLä» L^cXxJl^ f ^^./o
jLajCJIj y^J t L ^ i oUy >kd x3jCj ylis
CAI ^^lXÜ tl.A*.ÄAuli J.äauJ.J *-Xä.XJ ca'L—cy cd ^ •
c_a>aAäaJ1 ^jlS' 1*31. ^LsSj-aJ! i, Jli' t Oj.AÄ^XJ l AA^XJ I
jj! y3 iH üi ^ L4.A3 |V-^ ^ ^
m*Dy}\ ! cX-g.0 jjS&X] ^y^byjc ^.AAjlüJl
564
G r ö n e r t.
^i'b I
d. i.:
xJ Lo a£ ^jAhk I cL-'ljiÜj ^..c
“‘äOAo^l
,Das <_a.aJ.xj; dasselbe bedeutet überhaupt, einem Begriffe den
Mitwerth eines anderen geben; eine andere Definition wäre
diese; <_a.aXxäJI oder ,die Präponderanz* ist das Ueberwiegen-
lassen einesuler beiden Begriffe, worauf die Präponderanz sieb
bezieht, über den anderen und die freie Ausdehnung seines
Wortausdruckes auf beide zugleich, so dass die zwei ursprüng
lich verschiedenen Begriffe zu zwei übereinstimmenden
werden, wie z. B. Kuban 66, 12: ,und sie (Marjam) gehörte
zu den im Gehorsam Ausdauernden* und Kur’än 7, 81 (vgl. 15,
60; 27, 58; 29, 31): ,(und wir erretteten ihn [den Lotb] und
seine Familie) mit Ausnahme seines Weibes, welches zu den
(im Lande) Zurückbleibenden gehörte (= welches zurückblieb)*;
das Ursprünglichere wäre <~jbj Ls und ,j.ao, allein
es zählt das Femininum hier zu dem Masculinum gemäss der
Präponderanz (des letzteren über das erstere); —■ ebenso Kur’än
27, 56: ,ncin! ihr seid Leute, die unwissend sind*; hier steht
die 2. Pers., indem |Lo' über j»y'i (3. Pers.) präponderirt; das
? . of.
Richtigere wäre die 3. Pers., nicht die 2. Pers., denn
../■ # Go.
ist xJua (qualificativer Satz) zu dass von dieser Analogie
Umgang genommen wurde, ist zugleich eine Formschönheit, die
darin besteht, dass der qualificative Satz zu einem directen
Prädicate von dem Pronomen der 2. Pers. gemacht wird; —
ferner Kur’än 17, 65: ,da sagte er (Gott zu ’lblis): Gehe hin,
doch wenn einer von ihnen (den Menschen) dir folgt, so soll
die Hölle euer Lohn sein*; hier präponderirt die 2. Pers. über
die 3., obgleich der Ausdruck cJxaj die 3. Pers.
erforderte; und die Formschönheit dieser Ausdrucksweise be
steht darin, dass, nachdem der Vorwurf des Ungehorsams sowie
die Androhung der Strafe sich in gleicher Weise (ideell) auf
eine 2. und 3. Person bezieht, auch dem formellen Ausdrucke
Rechnung getragen wird, ein Redeverschönerungsmittel, durch
welches der innere Begriff auch mit der äusseren Form fest-
Die Begriffs-Präponderanz und die Duale a potiori im Altarabischen.
565
gehalten wird; — ferner Kur’än 16, 51: ,und vor Gott beugt
sich was im Himmel und was auf der Erde ist“; hier präpon-
derirt das Vernunftlose über das mit Vernunft Begabte, daher
steht Uo wegen der Mehrheit (der vernunftlosen Wesen); — an
■einer anderen Stelle, Kur’an 22, 18 (vgl. 13, 16) steht wiederum
so dass das mit Vernunft Begabte überwiegt wegen seines
Vorzuges (vor dem Vernunftlosen); — ferner Kur’an 7, 86 (vgl.
14, 16): ,fürwahr, wir treiben dich, o Su'aib und (alle) die
jenigen, so mit dir eines Glaubens sind, aus unserer Stadt hin
aus, oder ihr sollt zu unserer Religion zurückkehren'; hier
9 o ^
wird yAjui gemäss der Präponderanz mit in Ver-
bin düng gebracht, wo doch Su'aib niemals zu ihrer Religion
gehört hat, dass er hätte in dieselbe eintreten können; —
ebenso Kur’an 7, 87: ,(wahrlich, wir [Su'aib und die Seinen]
würden Lügen von Gott erdichten,) wenn wir zu eurer Reli
gion zurückkehren wollten, (nachdem uns Gott von ihr befreit
hat)'; — vgl. ferner Kur’än 15, 30 (und 38, 73): ,da beugten
sich die Engel, alle zusammen, nur nicht ’lblis'; hier zählt
U^aJo] als Ausnahme-Ausdruck mit zu dem Begriffe ,Engel'
vermöge der Präponderanz, denn er (’lblis) gehört mit zu
ihnen; — im Kur’än 43, 37: ,o wäre doch ein Zwischenraum
zwischen mir und dir, so weit wie die beiden Osten (Sonnenstand
punkte)' ist unter jjlij.A4.JI ,Osten und Westen' zu verstehen;
’lbn ’as-Sagari sagt: der Begriff j'»A+JI präponderirt, weil er
von diesen beiden Himmelsgegenden der häufiger angewendete
ist; — ferner Rur’an 55, 19 (vgl. 25, 55): ,die beiden Meere
hat er frei gelassen, damit sie sich begegnen', d. h. 1 das Salz-
und das Süsswasser; aber, dem das ^0 zukömmt, präpon
derirt wegen seiner Masse; Rur’än 6, 132 2 (vgl. 46, 18): ,und
verschiedene Grade gibt es für Alle (je nach ihrem Thun;
denn deinem Herrn ist nicht unbekannt, was sie tliun)', d. h.
ö ^ ^
für die Gläubigen sowohl wie für die Ungläubigen;
sagt man von den Paradiesesstufen, von den Höllenstufen;
1 Vgl. Baidäwi zu d. St. und Ullmann, Der Koran, S. 307 und 465.
2 6 . 132: eL) \Jcj LiU OfAy
566
Grüner t.
es ist aber cd u ;° an dieser Stelle gewählt für diese beiden
Abteilungen und somit eine Präponderanz angedeutet rück-
sichtlich des Erhabeneren (der Paradiesesstufen). 1 — Im ,Burhän‘
steht: das gehört in das Capitel der ,Metapher'; denn
der Wortbegriff wird nicht in der ihm ursprünglich inne
wohnenden Bedeutung angewendet; oder ist etwa
nicht das Masculinum des adjectivischen Begriffes ciolall? Da
her ist die Ausdehnung dieses Wortausdruckes auf ein Mascu
linum und ein Femininum eine Ausdehnung des Wortbegriffes
auf eine in ihm ursprünglich nicht liegende Bedeutung; —
ebenso sind die übrigen Belegstellen zu erklären/
III. ’A1-Gur£äni, kitäb ’at-ta'rifät (GT.) ed. Flügel, 65, 12 f.
xi'AiolJ ySb
‘sJ.Sd.A4Jt AJ S-Ahkt. cVA.
d. i.:
,das : dies besteht in dem Ueberwiegenlassen eines von
zwei bestimmten Begriffen über den anderen und die freie
Ausdehnung desselben auf beide zugleich; und diese Begriffs
einschränkung und seine Ausdehnung auf zwei Begriffe ge
schieht zur Verhütung der Begriffs-Gleichartigkeit/
IV. Näsif ’al-Jäzi^i, kitäb ma^mu' ’al-’adab (JM.) 83, 7 10.
LoJt Ao»l hiii
I «.si x.aJ.ä. ad L
Cu w
l»-gjCÄ40 viyLjhtt v_Al=>- ^ ..SjJI w-Pi. s.iPJ
d.i,
,das ^aPsd: dasselbe besteht in der freien Ausdehnung des
Wortausdruckes eines der beiden zusammengehörigen Begriffe
auf den anderen und zwar so, dass jenem das Uebergewicht
1 Nach dem Commentar des Baldawi z. d. St. ist hier ein doppeltes v~Läi‘
anzunehmen; oder es liegt blos in ( res P- )'•
2 Nämlich: p. 82.
Die Begriffs-Präponderanz und die Duale a potiori im Altarabischen.
567
über diesen eingeräumt wird, wie z. B. Kur’än 66, 12: ,und
sie (Marjarn) gebürte zu den im Gehorsam Ausdauernden'; denn
man sollte hier ^LoLaJl erwarten; allein es tritt liier die Prä-
ponderanz der Masculinform vor der Femininform ein, so dass
man die Q.ualification des Masculinum auf das Femininum über
geben lässt.' 1
V. Bistäni, Muhit ’al-Muhit (M.) s. v. v_aF£:
jvXA» illoct J.ss| lXa.c, >_kFc v_aaFzäJI,
1+^.aFc. Xiikifllj g.=>vö J.A.S, SvAÄ
■ ~ *
i s!Üf jj, ^aäää*.!! ( —s? ^aäFäSsU «l^-l
O AO Q y A Qy / J
^A,A'jLüJ I XiiO ^ ^ Lä^2.J| (i,
oaJ Ü oJXpl 1 IaaXäJ ^.-o ^(Xxi
U ^.XAlg.=Ll
d. i.:
^ 6J ^
,^_*a1aäJ! ist das Masdar (Nomen verbi) zu ^_JA; als term.
tecbn. der grammatisch-syntaktischen Begriffslehre bedeutet es
überhaupt: einem Begriffe den Mitwerth eines anderen zu
erkennen; eine andere Definition wäre diese: *__aaJ.AäJI oder, die
Präponderanz' ist das Ueberwiegenlassen eines der beiden
,c,
1 Coram. 85, 10—17. <0--$-^ ^yo
^9 3-Aio, cr^-^l}ü\
i _^ 0 .aax)J
x__jUaiL\ \C*3 £ k_->Ua-L\
15\ cf oöU.
^yc S ^AÜa)\
*oIäJ\ JaaS
Begriffe, worauf die Präponderanz sich bezieht, über den an
deren und die freie Ausdehnung dieses einen Begriffes auf beide
Begriffe in metaphorischer Weise, so dass die zwei ursprüng
lich verschiedenen Begriffe zu zwei übereinstimmenden
, -f-
werden, wie z. B. ,die Eltern', für ,Vater' und
,Mutter'; v+ä." ,die beiden Monde' für I ,Sonne'
und j+sLj\ ,Mond‘; ? die beiden 'Umar‘ für ^j! und
] und ,die beiden Marwa' für Li^dt ,’as-Safä' und
l > 0 ^ ^
Sjj-J! ,’al-Manva'; 1 ebenso in der Süra ,das Verbot' (66, 12)
,und sie (Marjam) gehörte zu den im Gehorsam Ausdauernden',
wo das Femininum mit zu dem Masculinum gerechnet wird
der Präponderanz (des Masculinums) wegen; und in der Süra
,der Goldprunk' (43, 37): ,o wäre doch ein Zwischenraum zwi
schen mir und dir, so weit wie die beiden Osten (Sonnenstand
punkte)', d. h. wie der Osten von dem Westen (entfernt ist);
der Begriff 11 präponderirt, weil er von diesen beiden
Himmelsgegenden der häufiger angewendete ist.'
VI. Ta'alibi, kitäb fikh ’al-luga (TF.). (Cairo, Lithogr.
1284.) 161, 5—9:
^ ajSij L/.'* äIjLid • 1 —'LAiI
w ^ rC >5-0 5 - _ Ä-O M w
ys. JU'j ‘alJ! lyij I !«.a-o! ^jjJ! 1^.jI Lj y- «dJI Jls
^7
“• *)!
d. i.:
1 £ ^ 1 5 <o , <*>
,34. Cap. Ueber die Anrede, die sowohl das Masculinum
wie das Femininum umfasst und über die diesbezüg
lichen unterscheidenden Merkmale. — Im Kur’än 2, 278
(vgl. 3, 97 u. a.) heisst es: ,o ihr, die ihr da glaubet, fürchtet
doch Gott' und ebenda 2, 40 (vgl. 2, 77. 104; 4, 79; 24, 55;
73, 20): ,und verrichtet das Gebet und spendet Almosen'; diese
Anreden umfassen sowohl Männer wie Weiber; es präponderirt
Die Degriffs-Priiponderanz und die Duale a potiori im Al tar al) i sehen.
569
aber der Begriff ,Männer* und ; die Präponderanz* oder das
gehört zu den regelrechten Ausdrucksweisen der
Araber/ 1
VII. ’lbn Hisäm, Mugni ’l-labib (JHM.) II, 402 ff.:
■D-
(8. Abschnitt: .... \AS^o! £; 4. Capitel:)
«J y O w
AäIj i}SJ
V
Jcc äj^jI
|tX^ls
‘«JüU 5 v_Sl ^ 14I5
lOjÄ+llj 3 (jl Äilil xIjuOj
j-ftiS 1 ^.flS Lfj!^ t^Li? LttiU. L«jl p-j (^Jpliil L*j|^
(^aXä+JI JLs y (JJy^cJ! ^2, ^Jy+Äjl y t &Ai
■ ;: Lx^o cia j' » ^ Li : i : £= L»asa.1 l J+.3 oAaAaaaj f % : : :
aj| 1 lf L*~wJI Lg-g~»; y&y (jj*.«_ChJI
* «üf l+V SLIaJ £ ^^Äsl ^ aj^l lj+3y L>l^t
O J ^
^ sLjj5^> Lo^ ^w.4»wJI
* p^säJ! • LJ * |*XjuLfc c.I^IaJf ^j'liLj LAi^l *
j»^LuJ|j 5 ^LoJ I L+^-aAc J-A-Liil y\ I lX*.^ l>fy l*j|
f^JLs^ ‘xjL^äJI ^*^sxAj DIj+JI ^y\y L+_g_A.J f £j=-l^ SAwj
jJv+£ ot^J! eLi'j J+Ä;
1 Folgt eine Auseinandersetzung über den Begriff und dessen Be
deutung und den darin nicht mit eingeschlossenen Begriff *1 ,,. . be
legt durch Kur’än- und Dichterstellen.
Sitzungsber. d. pbil.-hi.st. CI. CX. Rd. II. Hft.
37
570
G r ü n e r t.
&*LJI ^ 20 Lj JväJf i\a£.
f-
(jl^+jiJI i^ääI soIäs JU £ |V*j üLs vliJLuj JCaä
j+£ jo Olj+Jl ttXJOj t>^ijiH OjLgjol r-LaÜI ^yjo ^j-+3
lAoJl 6 ^-L^il^ *4 & 44
y^- £ J-ä*J ^ L* J'- C o-ä-ücl ioiLÄ~*5l! Jo»^* U Üjj+J!j
<• ^ ü^ o - G ,Ü - . f ^ T " Ü ^ 0 - o 9 *i '.
w -| ^ o^ o 0 ? 0
j»j^.*Jf £ J.^ot=. isiLÄia.5f! ^li £^l tJ'-Z- j^-w-tO u)"' 0 f^S^Ü5
t5 4-*j vi; st« (j-f &jI3 iitö jJy> ii (3jL«JI
4 ^.j5JI *.JO JO U J.A-OJ1ÄJI 5^L.£ £ vi^l io^LXiJ ^-a-Lt"^
! «i\.Ac! J,l*j JüJyS £ ^J.AASl*.i! ij*£ jJ^ololiSJt |*Avt^ 4Li2.il j
oLii ,jil ^jyÄX3 a£LrJ jv-CIa* ^/o ^jJI, j*.Xlft-L~» ^5<3JI ^.4
OjjLc ^ÄJÄ. ÖÖ^*JI ^O^tX+lI * 1 |j<XaC.Ls ü |*£JLLaJ JÜiXiÄXl
^,0-0 o ^ ^
(jaa.aAj£ 2iX-3^^4.i f j ^»AÄjL&J! ^jQ Ool5^ ^ |V-^*A^O
•c- Laaa*vj ^ f ^ JI lJ ^j[ ^ ^ jV^A/O ^-AAA«wf
Xi 5; 5
La-Lü jiXSiL+il ^.a> t_ftJil| ..-gib! ^AJ ^J.J0 tX=>l^ jöil (_La2_ÄX5
— Xi J ^
Jlö j*.j xiLäaa*wI ^äaX‘.wI ^.3 \ j S.£\± ^ 20X.C
IxxLa ^ ,1 ^JjuJt i \ m A$a£juo )y~*:}
xjLi lÄAj^i' ^>^0 dUix* L-Lc ! v^a-aä-w Lj viLxj>j.^\tJ lXjo
O^L»^ iai* |4.^./LLx> ^ ^Xj jvi H^L^aJ! 20-ix
t i ^ >/0 fXi 2cA.XjO J ^ÄA-0 I yX.A!
Die Begriffs-Präponderanz und dio Duale a potiori im Altarabischen.
571
J-xiLci aui oLkit
LrLi.il ^AJtXÄÜ ^ ^5^.aXj. |vX!a!aj ^.aj
^.ajJjcJI ItViö cXJfydt |V^. AAJ ^a^».
C oCJf
^ ^ ii—i—ii. g 1 _ ^ o-o , .-
L^jI Ls üXjo ,j! kci+=. |VÄ^ ‘i^AÄ ^ jixJj S^kjj
älcl^o (J.X) ItXiC l*jl 7 ^yL$si fji jwül Jj M^I
^ tU iäÄA.JI sIä!^.X! ^AJ ^AJl^JI
,Die Araber lassen öfter einen bestimmten Wortbegriff über
einen anderen, der mit zu jenem gehört, im Sprachgebrauche
überwiegen, 1 entweder weil zwischen diesen beiden eine Art
logisch - grammatischen Verwandtschafts Verhältnisses 2 besteht
oder eine gewisse Zusammengehörigkeit (in Person und Ge-
schlecht) zum Ausdruck gelangen soll. So sagt man
5 "£• d & ^
,die Eltern' für oiM ,Vater' und j»^l ,Mutter', z. B. Kur'an
4, 12: ,und die Eltern (des Verstorbenen) erhalten jeder den
9 ^
sechsten Theil (des Nachlasses) . . . / ; 3 — aber auch für
und kJlil 7 mütterliche Tante^ so Kur an 12, 101: 7 und er (der
egyptische Josef) hub seine Eltern auf den Thron*; 4 — ferner
1 Comm.: \jwoS yL^\ <k^j\ JjJjaJ ^b ^3^
2 Comm.: j\ bl£ ^>b U-^-bo ^-wA>Lb
1 ^ 7 ^vbbLiL*o^\'i Nacli at-1 aftazani ist ^✓»..cob^LAJ t».
und t_^b»s*.xl\ == \ <^OcX>oJJ o
3 s. ßaidä-wi z. d. St. _______________
4 Baidäwi zu 12, 100: ‘b^JLLXs^ A^JbL^ sb\ AxJ\ dJ£S\ <*bj\
d*bb\ <Ü\j [2, 127] v—i^\ d^y^c ^äM ^yyX3 d^yX^o L^Jjj
‘Q ^ßwXj; vgl. auch Ullmann, Der Koran, S. 199, Anm. 3.
37*
B
572
Gr Ü n e r t.
,die beiden Osten' (= Ost und West) und JuJI
,die "beiden Westen' (West und Ost); 1 letzteren Ausdrücken
ähnlich ist ^ lii&t ,die beiden Sonnenstandpunkte' für 1
,Osten' und ,Westen'; eigentlich nun bedeutet
nur soviel • wie ,Sonnen-Untergangsort' — und das eben
nur metaphorisch —, denn es ist nur die Bezeichnung für den
,Untergangsort'; 2 "— ferner sagt man ^Iv+üil 3 ,die beiden
Monde' für , Sonne' und v*ül! ,Mond'; so heisst es bei
’al-Mutanabbi (182, 24) : 1
,und sie wandte dem Monde am Himmel ihr Antlitz zu —
da liess sie mich schauen zwei Monde zu gleicher Zeit 1
nämlich die ,Sonne, ((j>*+2Ü!) — ihr Gesicht, und den ,Mond'
(j^jiJI) am Himmel; ’at-Tabrizi sagt zu dieser Stelle: „Es ist
nicht unmöglich, dass er (’al-Mutanabbi) damit (mit ^jU+äJI) ge
meint habe 5 ,zwei Monde' (was aber sehr sonderbar wäre), da
doch in einer Nacht nicht zwei Monde erscheinen können,
gerade wie Sonne und Mond nicht (zu gleicher Zeit) Zusammen
kommen können''; daher ist obige Erklärung wohl stichhaltiger, 6
' ( —-0 y—-2 , fä i J.Ä.3 ^ Ah t j—vü AJ^9
- ^ ail_j
JläJ "W AÖ\ 1 (3-ski- A~k> aJ^S
y\ 0)\ \ iJJLi.
c_-Aä-»JJ >\ U* i ^yjts .... aJ^s
&y^£- , ytfr —O Ä— t » yO
1 Zuvor steht der Vers:
* l Äi,) Ojts AUJ J> * U^aU i .o\_j} öyiö *
J^' U
* ULj^i kLUj cu-Uh * (Jl o^kS \i\_j *
y q *P y 1"»3 AÄ\ ; ■ yO ko 'll Lä*0 AJ^Ä Al —Ct—'-y y& IAA
U> ( __ y U Ah^.j ^^o'iJ (jjl AUsr“
Aha Uj, V U-£A>0 SUJ.3
cs 9 0V3 5^^ Uvm>-U
Die Begriffs-Präponderanz und die Duale a potiori im Altarabischen.
573
zumal wie allgemein angenommen, 1 soviel ist wie
und ; — ein soll sich auch finden in dem
Verse des ’al-Farazdak:
,entrissen liaben wir eucli die Höhen des Himmels,
unser sind die beiden Monde 2 und die aufziehenden Sterne 1 ;
es heisst, dass der Dichter damit nur Muhammad und ’al-Halil
(über beiden sei der Segen und das Heil) gemeint habe, weil die
Beziehung auf beide dem Anscheine nach zurückgeht und mit
die (,die Genossen') gemeint sind; -— ebenso sagt
man ^jL+jiII
,die beiden 'Umar' für
und andere
sagen, mit v'r* sei ('Umar) ’al-Hattäb und 'Umar ’ibn 'abd-
al-'aziz gemeint; dann findet aber hierin kein statt;
aber dem steht entgegen, dass man (einst) zu 'Utmän (Gott
habe Gefallen an ihm) gesagt hat: 4 ,wir .bitten dich um den
Kanon der beiden 'Umar'; 5 worauf er antwortete: ,ja wohl';
— Kätäda sagt; ,die beiden 'Umar erklärten auch unter
sich als Chalifen die (Sclavinnen-) Mütter der Kinder für frei,
und damit 6 sind doch nur die beiden 'Umar zu verstehen;
- — - w -- ?
— ferner sagt man ,die beiden 'Aggag 1 für
,Ru’ba' und ,’al-'Aggäg' und ,die beiden
s > u ^ k.
Marwa' für Uua.ll ,’as-Safä' und ,al-Manva‘.
Wegen der ,Zusammengehörigkeit' (JeikÄiH) wird in
freierWeise ausgedehnt 7 auf das U, das nur für vernunftlose
1 su-A-Dl aJ UU aJ^s
2 >\^\j ^ Ul aJ 5 s
Vgl. auch Kämil 8*3, 9.
^ >js '■* J- 5 eÄ c5' y* ^£3
4 ‘jggah W^t ^ U9j ^3\ oUAaJ JA> aJ,s
6 'j-^3 i_rl' c5' cAr'’" 3 ^' aJy>
6 aJ^ä \Aaij aJ^s
1 bAAgj.1 i^,a1ää!\ ^jU^j . \ a,=3b, t «,). £ , c,\ \ auß-J.h\ aJ 5 s
574
G r ft n e r t.
Wesen gebraucht wird; so Kur’än 24, 44: 1 ,einige (Thiere) nun
gibt es, die da kriechen auf ihrem Bauche, andere, die da
gehen auf zwei Füssen und wiederum andere, die da gehen
auf vier Füssen', denn die ,Zusammengehörigkeit' ergibt sich
aus der Verallgemeinerung des Hauptbegriffes, der vorausgeht
in dem besagten Gottesworte: ,(Gott schuf) alle Thiere aus
Wasser'; 2 in den Worten ,einige gibt es, die da gehen auf
zwei Füssen' ist wiederum eine zweite Art der ,Zusammen
gehörigkeit' zu finden, die ihre Erklärung in einer ,Begriffs-
Scheidung' (Joyaii') hat, da diese Worte sowohl auf den Men
schen wie auf den Vogel sich erstrecken; — ebenso wird die
2. Pers. des Verbum in freier Weise ausgedehnt auf die 3. Pers.,
wie Kur’än 2, 19: ,(o ihr Menschen) dienet eurem Herrn, der
euch erschaffen hat und diejenigen, die vor euch waren, auf
dass ihr gottesfürchtig seid'; denn JjiJ steht im Abhängigkeits-
-Cs ' .9 9 O ?
Verhältnisse zu nicht zu IjAaäI; — ebenso das Mas-
culinum auf das Femininum, so dass dieses mit in jenes ein
gerechnetwird, z. B. Kur’än 66, 12: ,und sie (Marjam) gehörte
zu den im Gehorsam Ausdauernden'; — ferner der Gattungs
begriff ,Engel' 3 auf den Einzelbegriff ,’Iblis', so dass dieser in
der Ausnahmeform erscheint und zwar Kur’än 2, 32 4 (vgl. 7, 10;
17, 63; 18, 48; 20, 115); ’az-Zamahsari hat gesagt: ,die Aus
nahme (t-LiÄJüwuif!) ist hier eine ,Art-verbindende Ausnahme',
weil er (’lblis) ein Individuum unter den bekannten tausenden
. 5 ^
von Engeln ist; daher lässt man in den Worten u. s. w.
sie (die Engel) über ihn (den ’lblis) überwiegen, um dann ihn,
1 S. Baidäwi z. d. St.
2 AJbofi^ c bo ^3^3 £ bo
^ O"^ 0 3 ,o^co\
^j-3^ jXb bo ^-0 )^3
l < ^.JÜ\ ^£JjJ vi^3} ^ <b )~a3 t • ^b
ÄÖ&Jj bUS l] 3 [17, 63-, 18, 48; 20, 115.]
2^ss^b jso^\ dJ^Lb bi-b jo/\
E b«bCco\ ^ bo t yb ^1/oXxi
4 ,Da fielen sie (die Engel vor Adam) nieder, nur ’lblis weigerte sich und
war hochmüthig. 4
Die Begriffs-Präponderanz und die Duale a potiori im Altarabischen.
575
als ein Einzelnes, davon anzunehmen'; weiters hat er gesagt:
,es ist aber auch möglich, 1 diese Ausnahme als eine „Art-tren-
nende Ausnahme“ aufzufassen/ — Ein findet auch statt
Kur an 7, 86 (vgl. 14, 16): ,oder ihr sollt zu unserer Religion
zurückkehren' nach den Worten: ,fürwahr, wir treiben dich, o
Su'aib und (alle) diejenigen, welche mit dir eines Glaubens
sind, aus unserer Stadt hinaus', denn er (Su'aib) — der Segen
und das Heil sei über ihm — hat niemals zu ihrer Religion
gehört, im Gegensätze zu jc — ähnlich ist
auch aufzufassen Kur’an 42, 9: ,der da (Gott) euch gegeben
Frauen von euch selbst und den Thieren Weibchen, wodurch
er euch vermehret', denn die 2. Pers. (,euch‘) umfasst hier so
wohl die vernünftigen Wesen, wie auch die Thiere; daher über
wiegen (hier) die Anwendung der 2. Pers. und die ,vernünftigen'
Wesen 2 über die 3.' Pers. und die vernunftlosen Wesen; der
Sinn von aui ist: er lässt euch ausbreiten und sich
vermehren durch diese Anordnung und zwar dadurch, dass er
den Menschen wie den Thieren das weibliche Geschlecht zu
gesellt hat, auf dass unter ihnen die Zeugung statttinde; so be
steht durch diese Anordnung etwas ähnliches, wie bei der
Quelle und der Mine hinsichtlich der Ausbreitung und Ver
mehrung; darum steht auch in obiger Stelle 3, und nicht o,
gerade wie Kur’än 2, 175: ,durch dieses Wiedervergeltungsrecht
erhält sich euer Leben' 3 ; — vielfach heisst es auch, dass ein
2 i_y“ ^3' jb
^3! ^^0 u*>bü\ QM (3^^* 3^
^boM <3^-3 b'bQ 3^4^ 1^3! Q-Qjl
^3! ^»bo'alQ ( _^b*J\ QM ^31 I3-(53 \
■ AaJ ^ ^511 3 i
joiiÖyjo JUL) 'JQ f LsoV\ 1 l _A t
r,Sb\_5 JUU 'JQ AUÜrJI UaA Ab i_MUj JysbQ
cJäbüb I—^*h.(_Ae JIS bo jo-äQ Jaso JG
^b^bo a\ ^,^-t)b ''J j^-MiJb £ 4G-r3\ 1—..M-äAj «QJb
3 b^.b ^jpbfiaAÜ Ä-vSijij-Abo 3,b bb ^bvÄ- ^jpbabl bbb
' £ bb\ Qb üGLb J-ää. Ab sbA\
576
G r ü n e r t.
vorhanden sei in der häufigen Kur än-Stelle (z. B. 2, 98.
148. 167 u. s. w.): „ihr, die ihr da glaubet“ 1 und ebenso Kur’än
27, 56: ,nein! ihr seid Leute, die unwissend sind'; letztere Worte 2
aber sind ein Beispiel für die rhetorische Figur der „Ueberein-
stimmung des Sinnes“, erstere 3 ein Beispiel für die rhetorische
Figur der „Uebereinstimmung in der Wortfügung“.' 1
Bemerkungen.
1. Von der aus den vorstehenden Berichten sich ergeben
den Begriffsunterscheidung bezieht sich das das -LiLüs-iU
Anwendung rindet, speciell auf die syntaktische Begriffs-Prä-
ponderanz', das das steht, auf die , Duale a
potiori*, so dass wir folgendes Schema erhalten:
1 \^o\ L$j>\ b
^JUÜ i. ^Uai.\ 3J3 ^Jls>3
o' Ljs'^ Ä r. ^*^«0 \S-&> L*j\3 <^3^
3Ä M ^j\^XxXjL^.9
b^J CJ^ ^jb^Ja9 ^.AÜ»
t AkrL J*AS? JjLouo ^5*33 ^3X0
t * iaAjJ \ L^^O ^ t ^ ^ bo I3 ^J-ääT*
<^3ji dj^Jb >3^ojL*J\ Lob 3A3 yfelh o^ M
\ 3*^-0! ^boL9 sLväx> ^3> Alajd
^^»-^oLo^ Jb\ ^ >Uai-\
3 o' ^ tpl Lj . jq^bs hbJl1 sh! t .,^o l ^Jp
t 3^ t t .5 , * . t • \1 q f h 0 lj\ f ..3 t
^9 l^Lol k-äJJ\ > -Ali' 0 33b
A^äJ! ki_b ^3*330!! (_yU iXsLäÜ ^v-c ^-v“'
l_3''- s -»h (_ytc kill jjjqL) hjÜJ\ ^(3 1_^3Lä^)!j
4 Vgl. auch die Definition nach dem j-UijLJ! ^a^üJs' in Mehren’s Epistola
critica, p. 140.
es präponderirt:
1. das mit Vernunft Begabte
über das Vernunftlose (Ü>); so Kur’än
22, 18; 24, 44; 42, 9.
Dazu geboren alle
,Duale a potiori'.
b) das Vernunftlose über das mit Ver
nunft Begabte; so Kur’an 16, 51.
2. die 2. Pers. über die 3. Pers.; so
Kur’an 2, 19; 7, 86; 17, 65; 42, 9; 2, 98;
27,56.
3. das Masculinum über das Femini
num; so Kur’an 66, 12; 7, 81; 2, 278;
2, 40.
4. der Gattungsbegriff über den Ein
zelbegriff; so Kur’an 2, 32; 15, 30.
2. Ueber die Bedeutung des semitischen Duals, vgl.
Ewald, Hebr. Spr. §. 180; Fr. Müller, ,Der Dual in den semiti
schen Sprachen'; Nöldeke in der Zeitschrift für Völkerpsycho
logie und Sprachwissenschaft, VII, S. 403—411; vgl. auch Göt
tinger Gel. Anzeigen, 1875, S. 1407; Dittrich, Abh. z. hebr.
Gramm., 6; Philippi in Z. D. M. G. 32, 63 ff. —In den Dualen
a potiori des Altarabischen drückt sich durch die Wortbil
dung deutlich der Begriff des ,Paares' aus; so ,jLv.w*=M ,das
Hasan-Paar', d. i. ,das Brüderpaar Hasan und Husain'; das
Neuarabische 1 hat den- Gebrauch des altarabischen Duals schon
sehr eingeschränkt.
3. Für die sprachliche Bildung dieser Duale war theils die
leichtere Wortform, theils der häufigere Gebrauch, theils
die Bedeutung des prius in der Zeit von einem der beiden
zusammengehörigen Begriffe massgebend; SM. II, 99, 7: \XJiA.
j|; 15 s. v. xiü s. Nr. 20,
1 Spitta, Grammatik des arabischen Vulgär-Dialektes von Egypten, 131;
,’el-hasanen‘ wird mit Weglassung des Artikels als hasanen Eigenname,
wie ital. Francesc-Antonio . . .
578
Grüner t.
c ^
Anm. 3: äijXJ! ^jjo ^5*. Vgl. ferner
Kämil 83, 11 — 17 und 623, 6.
4. Ueber ein specielles bei Eigennamen s. Za-
mahsari, Mufassal 7, 5—9 und Tbn Ja'is, Comm. I, 46 f.
5. Dem arab. der Duale a potiori verwandt
sind die sanskritischen Ausdrücke: Mitra für Mitra und Va-
runä; Varuna für Mitra Varuna; Varuna für Mitra, Varuna,
Aryaman; pitarau ,Vater und Mutter*; bhrätarau ,Bruder und
Schwester*; dampafi ,die zwei Hausherren (Hausherr und Haus
frau)*; vgl. in der deutschen Umgangssprache ,die Herren
Eltern* u. s. w. 0 ^
6. Ueber JJlA und in ihren Bedeutungen vgl. Mu-
bit-’al-M. s. v.; s. v. &aä£>; üjuu u. s. w.; Baidawi zu Sür. 2, 6
(S. 21, 22).
7. Zur Literatur: Zamahsari, Mufassal 7, 5—9 und 8,
10—18; ’lbn Ja'is, Comm. I, 46; 53—56; ’lbn Malik, ’Alfljja
15, 7 ff. — ’al-Gazari’s . . . . . A L»J I J-a+JI, Ms. der Wiener Hof
bibliothek, Flügel, Katalog I, 233 (11. v.); Mehren, Epistola
critica 140 f.; — Caspari-Müller, Arab. Grammatik, S. 134,
Anm. f.; — Wright, A grammar of the arab. langu. 2 , I, 299,
rem. f. — De Sacy, Gram, arab. 2 , II, 476, §, 860; dazu: Fleischer,
Kleinere Schriften, I, 761.
8. Als Thema der Kur’än-Interpretation beruht das ^JjLs
mehr auf Abstraction und Interpretations-Künstelei, da zuweilen
die aufgestellten Kegeln sich widersprechen, vgl. z. B. Iyur’än
22, 18 und 16, 51.
II. Die Duale a pofiori.
Hauptquelle hierfür ist der Abschnitt in Sujüti’s ’al-Muzhir
fi 'ulüm ’al-luga*: 1 II, 99, 6 —18;
19—25. 100—102, 1—4. Sujüti gibt Excerpte aus einem Werke
des ’lbn ’as-Sikkit (’lslah-’al-mantik?) und fusst in der von ihm
so erfolgreich durchgeführten Vergleichung der Sprachwissen
schaft mit den Disciplinen der Traditions- und Rechtswissen
schaft auch hier auf trefflichen Vorarbeiten, so der kiJJt sJü
1 Ed. Btiläk, 2 Bände, 1282.
Die Begriffs-Präponderanss und die Duale a potiori im Altarabischen.
579
und des ’lbn Faris, auf 'Abu 'Ubaida, der des
'Ibn Duraid u. a.
Die lexikalische Scheidung von Nomina propria und No
mina appellativa ist nicht streng eingehalten.
Im Folgenden konnte auf eine Vollständigkeit in Bezug
auf die Belegstellen theils wegen des Umfanges der Artikel,
theils weil mir manches Werk nicht zu Gebote stand, nicht
Rücksicht genommen werden.
1. — SM. II, 99, 8. — ,die beiden ‘Amr‘, d. i.
JiL® j._> v-jL:» und’ j.-> : nach
— O 5 5 0- 5 0-
Mubarrad, Kärnil 351, 8: i_>Aä=> j.j un< ^ jj-+ Ä
o —.
« j_>; Caspari, Enchirid. 21, 16; Schob u. Lex.
2. (jLoA.ifcj.Jl — SM. II, 99, 10. — ,die beiden Zahdanf, d. i.
^ S — o - Go- . _ Ö-
und j nach 'Abu ‘Ubaida sind es ^tVsfcj und
p^yS) vgl. auch das Muhit-’al-Muhit s. v.: jlxAifcüf
f> ' x ^ /W ^ ^ S>
.& S * OJ y 5» J y
r iM i_>N! UT
vgl. Kärnil 273, 12. 15; 420, 10.
3. jLa^..=.N! — SM. II, 99, 10 f. — ,die beiden ’Ahwas', d. i.
" /t « „ 0 *
yS-xe* jj und j.j yy+^-] vgl. Jaküt,
Mu'^am ’al-buldän II, 434. 767; ’lbn Kutaiba 43; Reiske,
Histor. Arab., p. 211.
4. (jl^jüH — SM. II, 99, 11. — ,die Eltern (Vater und Mutter)',
' ’d. i.
a) = und *51!; s. JM. 85, 11 f. (Comm.); M. s. v.
aJjLj und s. v. i_>NI ; JHM. II, 402 und Comm.; Za-
mahsari, Mukaddima: ^oLo. — Kur’än
1 ZI. 8 f.: *Ul *Jlä r iJ[ji L-aij
* t * A.o3 AA. *
Dichter ist jj.>LoJl L _ J XU.a- s. Muhit-’al-M. s. v. ^(^s, wo
auch der andere Vers citirt ist,
580
Grüner t.
4,12; Zamahsari, Mufassal 74, 21; 168, 5; 'Alfijja 14, 8 ff.;
Hamäsa 727, 6 (Rückert, Nr. 722).
b) = oA und äiiit Kur’än 12, 100. (s. Baidäwi zu d. St.)
101.’
c) = ,Voreltern' Kur’än 12, 6 Äj *-A lg+5! lls"
1 o ^ I ?
j wo die Nomina propria als '-Mas.
ijIaj zu dLkjl stehen); 7, 26.
5. ^IjLXa=L| — SM. II, 99, 11, — ,die beiden H . . . .', d. i.
oLaid und dessen Bruder <—ä.*-w, die beiden Söhne des
; Kämil 763, 12: (^)?
6. ^LoLaUl — SM. II, 99, 12 f. — ,die beiden Mus'ab‘, d. i.
o^w ^09
a) entw. woüf ^j.xsajo und sein Sohn oder
G ^ u 9 # ..
b) und sein Bruder j-wy' ^ aJI A?.*.
SM. II, 99, 13 f. — ,die beiden Hubaib', d. i.
w G ^ ü 9
i^j-r x-UI Aaä nnd sein Bruder (s. d. Vor-
hergeh.); vgl. Kämil 83, 18: <a*=» ».iU <Jlsj.....
Jy»fc iXiy * ^aaaa=L| jxzi * [iaSjA
7.
l+jl^
U
- ü ?
■X^OJO .
an
‘an ca* v_*.
und 623, 6.
8. — SM. II, 99, 14. — ,die beiden B d. i.
' ' w
und die beiden Söhne des ail Jj.c
^.azL| ä+dww.
9. ü lp.l — SM. II, 99, 14 f. — ,die beiden Hurr‘, d. i. ^.1
und sein Bruder ^A; Mulut-’al-M. s. v.: iä.aj ^Uil.
£ 9 n
JLsü äAÄÄÄll
•fr ^ *" £■ -
«J W UjJUlJ *A~A &A.X; (JjJJc! Ai.
IS**-'*
A AAjt.
au
Dio Begriffs-Präponderanz und die Duale a potiori im Altarabischen.
581
* Lot 1_£J uaäj «.iijjw * ^ ül| *
10. ^L+*J! — SM. II, 99, 15 f. — ,die beiden 'Umarb d. i.
^t und 7 +£;‘ s. JM. 85, 12 f. (Comm.); JHM. II,
'403 und Comm.; Muhit-’al-M. s. v. und s. v.
7"/*^ Xap ,jo •! ^X?
Kämil 83, 11. 16; 623, 6.
11. — SM. II, 99,16 f.— ,die beiden ’Akra'*, d. i. £^.jiitf
U^jL—y und sein Bruder <X>yo; Kämil 128, 11;
129, 15 (und Comm.); 272, 20; nach 129, 15 ist es sein
Sohn (s. auch unter lit u. d. Eigennamen).
12. (jIaäJIiJI — SM. II, 99, 17 f. — ,die beiden Tulaiha', d. i.
kjspXifl und sein Bruder JLä.;
s. auch Muhit-’al-
s. v.
ijLä+j^- ! SM. II, 99, 18. — ,die beiden H ‘ oder
und
d. i. und xäajy
14. (^Iaaaj^JI )
15. ^l^j.A+.lt — SM. II, 99, 20. 3 — ,die beiden Mabrak' (die
Knochenstellen [SM. ^IaIL] auf die das Kameel zum
Liegen oder Knieen kommt), d. i. dL.yo und ; Mu
hit-’al-M.: «J JUj^ dJ *jjJ I ^oj.^0 dL.A + il^
£- 's ’Os & ,
et-*:?- Ly*./o; ebenda: JjÜH d^-A/o
L^äs-IM ; Kämil 223, 12; Hommel, Die Namen
der Säugethiere, 197, 201, 209; Docy, Supplement, s. v.;
Zamahsari, Mukaddima 204, 14: cLoUt^ ^aaaII
(jäaö! SLXjIä) i^La. p,IaJI t^Lit.
1 SM. ZI. 15: und ZI. 15 f.: dyü\ JtS
£r* J-^s JIS A»*>
3 Hier beginnt Sujuti einen neuen Abschnitt mit der Ueberschrift : ^yoj
I
1
582
Grün er t.
16. ^Lö^a-jd! — SM. II, 99, 20. — ,die beiden Dubrud*, d. i.
und ^Lwpl: Jäküt II, 556. 1 712; IV,
929. 931; 'Antara, Mu'allaka 28. 2
17. ^La-UlJt — SM. II, 99, 20 f. — ,die beiden Nibäg‘, d. i.
und JJca3: Jäküt IV. 735. 738. 888
(Berg oder Ort!).
18. — SM. II, 99, 21. — ,die beiden Badijj“, d. i.
(Jäküt I, 258; Labid, Mu'allaka 71 [i>!j (*«,!]) und i_OLÜI
(Jäküt IV, 293; Kämil 669, note s):
19. — SM. II, 99, 21. — ,die beiden Monde*, d. i.
und^+üJI; JM. 85, 12 (Comm.); M. s. v. JHM. Jl,
403; Kämil 83, 9, 10; Caspari, Encbirid. 21, 16; ’al-’An-
säri, Diwän 307, 7; Mutanabbi 672, 7; 773, 3.
20. — SM. II, 99, 21 f. — ,die beiden Basra*, d. i.
Sj.xa.p! 1 und &Sy£51 j Jäküt I, 636: xijXJli Lxl, ;
; Muhit-’al-M. s. v.; Zamabsari, Lex. geogr. 20.
21. — SM. II, 99, 22. — ,die beiden Rakka*, d. i. ZsjJI
und käityt; Jäküt II, 802. Vgl. 804: iüJI
'Lj5L.w.1! ^ (XjoLcu II, /34: oAi*
oxjv~* kij! —s Jjüt Ixiti bU IcVXsC
‘. . . . iüüfyi Lg~*-uJ; Muhit-’al-M. s. v. ^jLaLJI,
CjLj iUö l*_gj J.xi' ‘kÄilJlj jüvil l*SC«
“jSl,
22. — SM. II, 99, 23. — ,die beiden ’Adän*, d. i.
, f- ,„ * —
und abolsiH; Muhit-’al-M. s. v. • • • •
1 <k\ c Lo ....
x\XäÖ }\ C L*0 \
C-5^
3 ZI. 21:'i»j5Ü\ ^ f ja\ * r c^\
Die Begriffs-Präponderanz und die Duale a potiori im Altarabischen.
583
I*aLw.xJ! ^^x ^yjöLxJi 3yX^i}^ ^11 GcN-äH i
vgl. auch s. v. äxüd: iGLo.ll ^Ut; Reland, De relig.
Mohamm., p. 94; Lane, Sitten und Gebräuche der heu
tigen Egypter I, 66. 71. 78. 79. 85.
23. ^leLi.*..!! — SM. II, 99, 23. — ,die beiden ersten Nacht
wachen (Nachtgebete)', d. i. und iLäjiJt; da
gegen Muhit-’al-M.: ,1 piUäJt Jj!
j! (jai.+äü.JI ^v-x j»j.i ('"^4? '
^äJI p *.xL
l«jLta.Äj| Ix (N*j «Lckc * J-xio ^ SjtXÄ L j, iXc *
‘k+xjiJ!^ ^jDLci.*.!!,; vgl. noch Caspari, Enchirid.
21, 5; Schol. u. Lex.
24. — SM. II, 99, 23. — ,die beiden Osten', d. i.
^j'^.xh+11 und besser wohl: ,die beiden Sonnen-
Standpunkte'; KJ. 1089; SJ. 560, 12 f; Muhit-’al-M.
s. v. und s. v. i . ^, L J!. ^, Lsy.co-a-
^ ^—^-11 !&ÄX • • : L-t4 . ^-Ü.Ax2.ii Li,Ä0.X &AÄAxjLj
0^0 & s- Ox- °'^»4 “ ^
! cka-t . 'yy i v; [55,16]
Cö^aJI £ I/O
I/O • ^IXwJI £ &A/0 I/O
I/O &aJ|
^Lo L> [43, 37] ^ . ülxcyJI ^ ä-aJ(
ü ^ o ^ o ) ^
• b ^ *-+-H ^ ^ J I lX-AJ I (XäJ
584
Grün er t.
25.
und
26. ^L=>yi
“U^J! «LxaJI wa^lj ! ^«lü; JHM. 403
und Comm.; — Kur’än 43, 37; 55, 16.
SM. II, 99, 24. 1 — ,die beiden Speereisen',
d. i. und J J-acJ ist die Speer-
w J
oder Pfeilspitze; —j das ,Schafteisen'; Mu-
hit-’al-M.: • d-talJ! ^j^LvoaJI« 2 und s. v.
b'tXjtXil...; der
Gegensatz ist äuJLe ; vgl. Zuhair, Mu'allaka 56.
27. — SM. II, 99, 24. — ,die beiden Tabir', d. i.^-xo
und Jaküt I, 917, 7 ff.; 10:
^|,,1 1 £ ^.äJI
^li^ÄAX!: Zarnahsari, Lexic. geogr. 28; Muhit-’al-M.
. . . xk+j ytr^i Imru’ul-kais, Muallaka 77;
zu Jaküt II, 228; Zamahsari, Lexic. geogr. 28.
28. — SM. II, 99, 24 f. — ,die beiden Dumr', d. i.
und ^.jLaJ! 3; as.) ; Jaküt III, 461. 481; Za-
mahsari, Lexic. geogr. 101 f.
29. — SM. II, 99, 25. -— ,die beiden Gamüm', d. i.
h# und jlif: Jaküt erwähnt II, 119 ^^+-4-1
und II, 187 Jlil, doch nicht als ,Berge'.
30. — SM. II, 99, 25. — ,die beiden Kir‘, d. i. yS und
^ ^ ^ fj
^ = ( ; Jaküt erwähnt bloss jjS IV, 332 nach
als vgl. 'Urwa ’ibn ’al-ward 18 und 65;
allein nach Jaküt II, 432, 18 ist statt zu lesen:
1 o^-js o'L aJ gV' J'-Vj-
2 Darnach ist das Freytag’sche zu berichtigen.
3 Im Texte steht
Die Begriffs-Präpondcranz und die Duale a potiori im Altarabischen.
585
(II, 432 und 435 vgl. Muhit-’al-M. s. v,]);
vgl. ferner 'Amrü ’ibn Kultüm, Muallaka 68 und Harit,
Muallaka 7; Zamaksari, Lexic. geogr. 54 (55).
31. 1 — SM. II, 99, 25 und 100, 1. — ,die beiden
’Akra£‘, d. i. und Jäküt I, 160f.;
III, 172 f.; vgl. aucli s. v. ^jL+.oJI; Zamalisari, Lexic.
geogr. 83. 102.
32. — SM. II, 100, 1. — .die beiden Birk', d. i. djj
und j»l*j: 5 Jäküt I, 591 : ^L*i. j Jlü
"[•y1,; IV, 794; Za
maksari, Lexic. geogr. 20. 152.
33. ^jLüixld! — SM. H, 100, 1 f. —- ,die beiden Satba', d. i.
und &1jLw: Jäküt III, 288; doch statt
älSLw ist entweder üajL»/ (Jäküt III, 25) oder s»jLw
(Zamalisari, Lexic. geogr. 166) oder xjLw ? ZU lesen; vgl.
noch Jäküt III, 538 und Zamalisari, Lexic. geogr. 120.
34. — SM. II, 100, 2. — ,die beiden K ‘ d. i.
^.a+äJ! (^go!,) und statt ist
wohl zu lesen; doch finde ich hierüber bei
Jäküt nichts; zu (j**==. sagt Jäküt II, 240, 23 in Bezug
auf die citirte Dichterstelle des 'Urwa ’ibn ’al-ward (33:
5 0 •" / r » o.o. ., . 9 o ^
Jüii •
JLfti ^.ia.1 l-A*u sujt i_jLöli cVsXj l> I..
35. (jÜLiJI 3 — SM. II, 100, 3. — ,die beiden FuräV, d. i.
(Jäküt III, 860) und (Jäküt II, 555); vgl.
Muhit-’al-M.: äi=»0« cuLiiJI ..
1 Nicht, wie im Texte:
2 Hier schliesst Sujüti’s Excerpt aus 5 Ibn 3 as-Sikkit.
3 Aus dem
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. ßd. II. Hft.
38
586
Grüner t.
36.
37.
38.
39.
40.
41.
42.
— SM. II, 100, 3. — ,die beiden ’AkW, d. i.
^ ) yti'^’ S 0^3 «*' O. x*
ül I und s , die beiden Söhne von |V-o.+aö;
Muhit-’al-M.: |V.ei.4-ö LäjI Sj-aa*^ (Ja-xsSH
^Xj Ü ^j-J v+*J 15" ^_aaX*äJI l_sL ^JJd.
(jÜCjvaJI 2 — SM. II, 100, 4 f. — ,die beiden BarikO
aLko . 'dhlj l*S^ «cVaa-C- JLä -_sv*-- I ^Lwjj ^x>.
^IaIABI 3 — SM. II, 100, 6. — ,die beiden Ta'lab', d. i.
r- Le tX=> «.aXxj und ,jL*^j &a1*j.
^Lw-aJD! — SM. II, 100, 6 f. — ,die beiden lvaisO ^aLs ^jjo
£- Qy
kxjSZ „j~s (ja-aj xa~.I süc ^j.j (jai-aü; vgl. Za-
mahsari, Mufassal 8, 13 ff. und Comm.
^Lxjül — SM. II, 100, 7. — ,die beiden Ka'b‘, d. i. ^.s.S'
^ y ^ 0 O
e_>iLX und üxajsj w.*.5; Ibn Ivutaiba, Kitab ’al-
ma'ärif 42; Zamahsari, Mufassal 8, 13 ff. und Comm.
^IjJlil — SM. II, 100, 7 ff. — ,die beiden Hälid', d. i.
ki.Aaj ^.j jJLi- und (jjaaj ^.j jJLä.; Zama|isari, Mu
fassal 8, 12 f. und Comm.; Howell, Arab. gramm. I, 17.
(jllkjajJI — SM. II, 100, 8. — ,die beiden Duhl‘, d. i.
kllxi' ^.j und (jIaaao (j' s5l - > 5 Ibn Kntaiba, Kitab
’al-ma'ärif 48, 49.
43. ^Ujlil — SM. II, 100, 8 f. — ,die beiden Häriff, d. i.
|vJUb elsj.il und o^c elsj.il; ’lbn Kntaiba, Ki
tab ’al-ma'ärif-41. 43. 69. 161.
44. ^LsolaJI — SM. II, 100, 9 f. — ,die beiden 'Amir‘, d. i.
' y & y Oy”
^y.i dU La jjq Lc und J-AilaJI ^jole
1 Aus dem
2 Aus der 2^^..
3 'Hier führt Sujüti das Excerpt aus 5 Ibn as-Sikldt fort mit den Worten:
Die Begriffs-Präpondcran'/, und dio Duale a potiori im Altaiabischcn.
587
y**~» ^ULo; Muhit-’al-M. s. v.; ’lbn Kutaiba, Kitäb
al-ma'ärif 43; Kämil 89, 17 u. a.; Zamahsari, Mufassal
8, 13 ff. und Comm.
4o. ^ÜjLi.1 1 — SM. II, 100, 10. — ,die beiden Härit', d. i.
«iJjli! und |V^-u/ cjjlÄI.
46. — SM. II, 100, 11. — ,die beiden Salama', d. i.
W ^ t1 " ^ \ ' ° ' •• •• " f ^ o ^ ? 9 ^ -r s
jaXJ! x + l_u/ y&. y*^ ^y? und
y&y ; Karnil 96, 2 f.
47. — SM. II, 100, 11 f. —- ,die beiden 'Abd', d. i.
)y c -* y&* yy&> ^-y? X-l-'i und ^yj jÜJI Ju>t
y£^ 1 k^X.w 9 y^^^ ^. >.— i\A-hw,
48. ^Lxiajv" — SM. II, 100, 13. — ,die beiden RabiV, d. i.
und J.AÜÄ ^.j ^.oLc ksiAj^; ’lbn
Kutaiba, Kitäb ’al-ma'ärif 42, 46.
49. •.*■-! 1 — SM. II, 100, 13 f. — ,die beiden 'Auf' d. i.
0 " G -- , Os Os, q s
L\Xmj ^.J '—S y£- UnÜ (\xm ^y.J ^y.xf ^yJ <_5 yC.
50. ^IXJUJI — SM. II, 100, 14. ,die beiden Mälik', d. i.
U11C ^ klliiAü ^yj 4ÜLo; Muhit-’al-M. s.
v.; Ibn Kutaiba, Kitäb ’al-ma'ärif 51.
51. jA.aaji.JI — SM. II, 100, 15. -— ,die beiden 'Ubaida',
d. i. vaAI ^yj ä.jjlxjc ^yi üAaaä und )y+£- i^y-? üAaaä
iü^lxx! (J-J.
52. — SM. II, 100, 16. — ,die beiden ITuraka', d. i.
(vaj und iXxjM. die beiden Söhne des AA-jA ^a- ;
1 äX*l> ; vgl. Nr. 43. ^
2 Und das folgende ^jLAs ( __ 5 *o
3 e>
4 ,>JAo
5 Fortsetzung des Exeerptes aus J Ibn ’as-Siklut: ijxdwJt \ Jlä
^.aoL> 1 -‘..Q.J yb U-c t —'-~-C -
38*
588
G rüner t.
’lbn Kutaiba, Kitab 'al-ma’ärif 48: (jjaaj jv*J Lad.
l+.gi iXxmj. ; Mubit-al-M.:
^ 0 0
äL'IShc Xa1*J (JA.AJS Lol iXx^j* j*AJ
‘(jUjulJI
53. -—- SM. II, 100, 17 f. — ,die beiden Kurdüs',
d. i. und die beiden Söhne des vLULc
äXiiÄ2» : |VA*.J Ü LijO i\j\ iU ^AJ ^j.jC
A-V. ^.j ihUL* ^.j ki-liiA^ vdJLo ^.j iü. Uw. jjA.A*
‘i'Lc; Muhit-’al-M. s. v.: Löl jü.laA. (jl-ö ^Lw.0viTJI
a.A io. A. v J viU Lo.
54. — SM. II, 100, 18 f. — ,die beiden M *,
d. i. (X-xmj ^■x.S' und i\x.w ,_a*5 iULo r
._A_Ji.5 S LaA cXj^ ^V- Aäaw . fi.xS' ^_ÄJ ^.a'
‘lXjIau ^.xS' iULo^ JkJlAu
55.
56.
und
Lil!
SM. 100, 19 f. ■— ,die beiden ’AgraV und
— ,die beiden ’Ankad', d. i. vil !Lo
jva+j ,j.j ; v4^ und xlioA^ jj-j g jjo; 2
Mulut-’al-Mubit s. v.: xaaaXM iüJ.j
^jLoö kiÄj • .
57. ^jL_ao*X.JI — SM. II, 100, 20 f. — 0^1 und (jjaaäJI Aa£ .
58. — SM. II, 100, 21. — ,die beiden Guß’', d. i. ^..Cj
ixnd (V^+j; Muhit-’al-M. s. v.: O oiil ^a-G: ^\XL\
jvA+J vaj. Ao yj xj und vgl. den dort angeführten
Vers von
1 cAtrf^.3 o"-?- 6 i_s"^ JOG
£.?■?/?. .5 03^ 1 ^)'wX5o s j0j JG.
3 Was SujCiti oben (Nr. 54) von bemerkte.
Die Begriffs-Präponderanz und die Duale a potiori im Altarabischen.
589
59. «.lü.’l — SM. II, 100, 21 f. —: siLo .a+3 yje
Ö^Al cXa£ ^ y.J y
60. ^UjoKJ! — SM. II, 100, 22. —: &£uys ^ JUkl
61. ^LülsLl — SM. II, 100, 22 f. —: ^ j lVä^ ^ j &xLaj
\SUi3.Ä.
62. — SM. II, 100, 23. —: Muhit-’al-
M. s. v.: ‘Löj! c\mIj ^aScj yXi IAaI.A! •.
63. — SM. II, 100, 23 f. —: Lol *j,1x*y lVj ; .
64. ^UaJLc^ll — SM. II, 100, 24. -: Jcl»^ Juc ^
^r? ^1 (JJ ,jJ.
65. — SM. II, 100, 25. —: *Jj| tX*£ y» ^.xf
x-UI cXaä yi ü*-o^,. 1
66. - SM. II, 100, 26. ff. -: und LJ.JI tUx,
die beiden Söhne des £*-w*>o dULo Kämil 131, 8;
Muhlt-’al-M. s. v.: t «.*/oL w .+il p&y yj\ ,.
67. - SM. II, 101, 1 ff. - y- ^°Lc y^
‘J.jfcA 1 (vgl. Kämil 351, 16).
68. (jlosLjl - SM. II, 101, 3. —: L» IjJlSj
' y^- 3 cS°
69. ^L.d.Au.4.11 — SM. II, 101, 3 f. —: |*—^-o y*
ydc, yy*r. 1+^.J JIÄJ JÜJI.
1 y jjjlsjj.Ji osyöj) y-r^'' o'^^i
2 lijjJ ^3\ U-^^o ^Jüo ^3^
4 \jb^L> t s ^.3\ ^do^5&^J\ nämlich: ^ vgl. Kamil
41, 3• 83, 20; 96, 3; 131, 8; 622, 12. 17. *
3-^-jbjj X3—^ ^ jo-- a -ä'Lö joJ 5 3 JLöj» ^
^ ■ v-3 ^j.- / '-Äy«^3 \ ,c>—•'—Ä.aOjj —3^i.Ä.^0 t » >3 \ •
4 ‘LäSWjJ l=>^-jL3 \ ^3 UäyS^.
590
Grü nerfc.
[70.] ^IfejläJI — SM. II, 101, 4 f. —: S^Ae ^ der
’S ' ° ’ I
eine ist »S<Xj, der andere v*"Lä ; der
Name ist sprichwörtlich, s. Muhit-'al-M. s. v.; Kämil
37, 2; Ihn Kutaiba, Kitab ’al-ma'ärif 302, 18 ff.
[71.] Ls^il! — SM. II, 101, 5. —: yS.x==• Lol
(uUi‘^1? s. Muhit-’al-M. s. v. |*j>^l)
[72.] — SM. 2, 101, 5 f. —: äJUhjL* ^U+^lj
P
‘ ^„oLe.; 2 s. Muhit-’al-M. s. v. (Jj.+=J.
73. ^I^+J! 3 - SM. II, 101, 8 f. —: Jdo, ^i. 1
Nachtrag.
Zu diesen von Sujüti im Muzhir angeführten Dualformen
habe ich noch gesammelt:
74. — ,die beiden Hars‘; Jäküt II, 240 s. v. zur Dichter-
stcllc: —amjs» ^jLa + av.j ^Lol ^Ij-Lo l + 9>: und zur
2. Dichterstelle: y /cLc ^äj ^.aj &Lo [_^y=> y& 1+31
^a+auÜI ^51 J Li l+i I • 1+^j.j cX-lj ^.a_' likii.«
t+^.Ä*C yy ^ .w.+Jl . ^4.3. h L+$fc(\i>l if» Lx+A^f 131
Jy+'J! ! Jli- L<
Vgl. auch oben unter Nr. 34; vgl. auch Muhit-’al-M.
S. V.
1 Schluss des Excerptes aus ’lbn ’as-Sikkit: ‘cU-Xaa)\ ^1 Xj5> Oo ^^.äM
yiw juo 4Jj.aLL\ ^,9
3 Excerpt aus ^^äUI ,_AAhh jj\: i_>l> ^g^älll ,_^U1 ? 4 Jlü^
L^b«Ä9 ■ y\ ^ j\ ^A*jb b^b
1 ,*£13
4 cd *\r“' ck-X-bb, ^ j.^^0 cr oU\
Zu >o^J\ hat Nasr, cler Redacteur des Bül&ker Textes folgende
Randbemerkung: ^ä]\ ^ ^JJ\ ^UM cr ^\
^ ^ C-)^5 L '-^ c^UJl
ya) <^JlH Jfc\ jS&sO
Die Begriffs-Präponderanz und die Duale a potiori im Altarabischen.
591
75. — nach bei Jäküt III, 721, 12, zwei ,Berge*;
vgl. Muhit-’al-M. s. v. und Jäküt II, 736; vgl. auch kxh
Muhit-’al-M. s. v.
76. — ,die beiden Marw*: (^ItX-b), d. i. *yje
und ö^^yK; Jäküt IV, 504; vgl. II, 411; Muhit-’al-M.
S. V. ,y*.
77. — Kämil 128, 10; 129, 8: (Vater und Sohn).
78. ^jUc+iyt! — Kämil 50, 10; 465, note q; Zuhair, Mu'allaka 2;
Muhit-’al-M. s. v.; Jäküt II, 801.
79. — ’Ihn Kutaiba, Kitäb -’al-ma'ärif 49, 3 f.
' „ i
80. ^jLäxiLwJ — Zamahsari, Mufassal 8, 17 f. -—■ s. weiter unten.
81. — s. oben Nr. 24.
82. — Kämil, 82, 14; 83, 7.
V ' ' *
83. Vgl. noch Kämil 483, 17. 18; und ebenda,
465, 16'
84. — ,die beiden Hasan*, d. i. und
Muhit- al-M. s. v. 1 LäjI ,.
i >Lj eil5 1+4.1 ^j|
<&?
N.
I^JI —• s. oben sub II).
Sujüti lässt zum Schluss des Capitels über das noch
eine hübsche Erzählung aus den Dictaten des folgen,
in welcher verschiedene Ansichten über und
c ,Uj..ci..Jt mitgetheilt werden und die hier mit Platz finden möge.
Sujüti, Muzhir II, 101, 9—102, 4:
■C -G F-
jL£+/o<XJI auJlx»! ^^.L^Jt JLi
cXa~£ ^ X—* Li ^ ^ aj^.J I cX^»- Li
592
X. VJ
Jli' Jli ^.xxza ^.j ad.il lXaä aujl ^.c- adJ!
JLä.s üo^jJ d' w ^*Ü ^j-ed^ j XjA+d-^ L#i lX-a-CO^JI ^it
£■ E- r-
lX.4-^« ^fcoe j&j auil c^-o ^5^“ ^AA^o^dl ^--yol ^>1
w *- p- p-
^ü Lx)^Li ON.4.A.av«5 &AA4J ^^xd+JI^ &lX.AJ^
AX>t 1-5 d-A-J odüi d««äÄ/0 1.5 ^i Jliii o..w.d.s^ ^^dddj
P- w ^
-& U-u, I wd.üi |Vam I ’ adJ I |V^XxßdxAAfci ^ jv5^ J Li* ^*Ax/0j..d I
oKJL Jä>. adi ddl odi Lo^ JLr ^juiAy+JI y^AI U
^Idl« |V^+i IJ *L$Jlj ^d-w^ &A.<1^ ad.il ^d,<3 &dif J yMJy* &A3 L.Xi I
^jLwdit ^axj ^juäJI tdj£ l3t>lil IlX5 ciö’d^ Jli ^LfcXlM
C-
tX—cl Jli jv*i Jli lX+^5 1 L> cx+_li Jli |v5 j*Jl=>- ^ 51 y&j
E-
J._xÖäx! L> JUii oJLxJI jvJ ‘Jxd.ft+. , f Jli' 1+5" IseoLcli iÜJLx+JI
£. P- c.
J+i ^x-Le^+J! j-£jei L) p.Jii oXi l^x£ J._.xO iXXxvO ^JlXx.c
O^ 1
* £-..'!^.iä. 1 ! r ^sÜI, Uet^+i U # j+XxAe sl+JLjt ^jlil_j li(XL.| *
f
1-xJ I IlXjO XJxi IxcX-tAX ItX® liiili! cXi Jli
I ^Xxu I^Jli 1+5" v+iJI. ^jj++-w.-I ^äaj ' lsß|^.+i
Jli JI^-wJI ^ ^.xxx j_*Jt ^.xx! Ij Siilj^ |VJ ox-li '^.+.c . ^.jo Ij!‘
^.X! (jLtxJ £+x=J 151 xiJ Jli IcXsl I^x+xäXxoI I+Jj od.i SJ>^
s^.x-Lc ^xiolü-! sl.-! ^Xc wii»l L+»iX^J ^15. lX^x!. (j^.x^»
<j5—f 4 ^?' ^* XI y+£- ^LjI o.jl^ L^di &+.vdj jAÄ.iM Ij+^i
** Lj ^ ^
s^xd^. yXS\ &2>yX2j
u
»JUI
IS^) y^ J
Die Begrifl’s-I’räponderanz und die Duale a potiori ira Altarabischen. 593
^ f j ^^O^aJ I ^^xz.aa.2 ^.y»<VJ i A-3 ^>X &XJ f
p
^ _Jf O.ÄaJI.5 &Xa.w./0 v^aaÄJ (Xi »w^Xi* Jli’ 1^
e.
^d! stN.Sli.JI tttxij o>-i.i' oüj' Lo ai !<X® (i! Jli. ^LwXJf
p p
jjrfA4,AwJtj OKI oXü Irfj ijLi" JS^AaO ^ ^xLwJf
^.^.aJU^ |*Xac^ &aXx &XJ I ^Xao
ssJLSbl ^wo jlXaoI^J! pIaX^I |vXavj xaXa xXJ! ^X-o
p w p .
J.+ii lo Jls |vö »+J I l i_)!^.oili Jlö ‘^aALpH
p p
u xaoi> *■l^iiJ i_äJt xoLo. ,*s>.0 i_aj! kol/o xaJI J.+=>J ,*^r)
Anhang.
Ueber die Plurale a potiori.
SM. II, 108, 14—25.
1. Jy+uLdj 1 — SM. II, 108, 15. — Kamil 83, 19: ijdxj Li,
^ y'° y y' ^ . y° — s- Q ^ ?
^jj^LaJ^ JaäJ ^Xx ^.AawLaJ| ^Xx |*^Xaw ^I^aJI
, ^ o O'^p /
ebenda 623, 3: tAojo Lg.oli J.aa*IaJ| ^Le |*A.w Lö
Jlö 1+5" *ajO J6 |+Ä (j^l+Jjj Bai-
dawi zu Sur. 37, 130: ^ Iaa^j.5" (j*IaJI J. xiJ
XAi ^.XJ J.AA.1.2.+J15 X£ löt. ySÜ Xo <MwO xJ ,«+=> J.AÖJ
p J ^ ^ ^ ^ p
Oi-^l+B «! ‘j.il-Jlo xiowÄÖ v_a5! £*.=* ^ (V-LjtJf jjt
Oy ^ U ^ ^ ^
‘^aLo J.aAj aJ£j ^.a + =?J[5 v_aaaäJI lo ^itV=v xJI; über
die anderen Lesearten siebe weiter.
1 [37, 130] ^Uö <L ? s e£B ^ [83, 19] ^s >~^\ Jls
IoaJ f^ks- ^Xä^js 9 ^Ic.
594
G r ü n e r t.
2. «jwLua+J! 1 — SM. II, 108, 16. 18. — ,die Misma r< ; Muhit-
j ^ x ^ ^ o
’al-M.: xjmLumJI ä-Iaa£ yj\ .: Kämil, 41, 2
(über das fern, »-): ysZ ^U.*a*«I ^.aM
»Lg.it jui ubJ! i^vLJt
^ ^ ^ ^ ^ X # Ö ^
SyoLs.i(|j üoLJI. JUmUmJIj juJL^Jt y^l vjl=- Lgijj'j
‘suäJi^ I 2Ui ^aas»! Ai' 20^ 2 X^Ia*u.J| ;
vgl. 96, 3 f.; 131, 8; 622,17; Sibawailii, Kitäb II, 101. 209.
3. iüJLg.+J! — SM. II, 108, 16. 17. — ,die Muhallab*; Kämil
41, 3; 83, 20; 96, 3; 622, 17; Muhit-’al-M. s. v. v_UL$.*JI.
4. SjjLuJt — SM. II, 108, 16. — ,die Mundir'; Kami] 41, 3;
83, 20; 96, 4; 622, 17; Muhit-’al-M.: ^Ää+JI Jl s^öLa*4Ij
! dJ yXjO
5. ä_*x>LaiM 5 — SM. II, 108, 18. — ’lbn Kutaiba 39 ^.äj)
P
(^!.
6. — SM. II, 108, 18. — ,die ’As'ar*; Kämil 622, 17:
' s , ^ o & }ü^d ■—
'. . . . »Al. I vA+i jv^-axi; ’lbn Kutaiba, Kitäb ’al-
ma'ärif 50; Muhit-’al-M.: ^,+aJIj xIaas »_d LaM v»AÜM.
w w C. ' P
»1=», JIäj . ( j-j! L§ja
Haa^äJ! ■ Lj . : A^ «^.»ac hl I
J 5 l*jl 4 — SM. II, 108, 18. — (Mubit-’al-M. s. v.
r LUl £ ^Uüt Jy3 L-of^
\ /5—^-Ä^.S. <5j } ljJ| (^.^*.3 ^-£"0-3 (^Ä'O 3„aaa—^.3 \ \ ^ J Cy3 ^
I j^ä]\ \3 ^>>03 — < N\ Kamil 83, 19.
2 S. Note a.
^ —s ijX3lX3 IaIa t \ <^ ^^*.,x^.3\ t jLx£ t»n^.^s.X^ccü\ ^ja\ cXAß-
^)Xjo
1 «jü^Äxi ^3\
««suSEJ
i
*
Die Begriffs-Präponderanz und die Duale a potiori im Altarabischen. 595
* oaÄaö £ lail * äj^ Lg.« oJL»aw loli *
‘0^)1 oltXffij J.Iax ^jli). Sibawaihi II, 209.
8. cdI-aaääJ! — SM. II, 108, 19. —: Xaaäü jv-gAjl I t
9. cjIcXaSwII — SM. 108, 19. —: ^y S ^.j cXa.sj J.t !y-^-S
10. Ö^2l — SM. II, 108, 20. —: X-L=> ^.-o ^v®. ; Kämil 159,
9; vgl. ebenda 266, 20.
11. cy^-A*.Jt — SM. II, 108, 20. — : ;Ü.aä yXs ; Mulüt-’al-M.: s.Ia£^
2CAav<a1 I • ‘uU^>.A*J! |V^.J JLftJ xi.AAi' J.I ^.A+j' ^j.jC
‘(^a-c. ^Laä ; vgl. üi)i^A*ll unten; Fleischer, Kl. Sehr. 275.
12. SM. 108, 20 f. —: JUü J6
‘X+-L*/ j*.g-oif Kämil 95, 2; 96, 2: ‘cdU-LJI u-^Li ^jÜ 4
^.AaaaJ , ^A^ I t a+4-w , ^A^ . ^A.i f X4.-L.W A :
1 s4N*m J »ÄJ Ur£*=>1 ^it lXJvJ Xjüi V_A*S^
13. X-L.it — SM. II, 108, 21. —: r ^i ^Lo ^aj
4 J.aaa=>^ J~w.=»; Muhit-’al-M. s. v. cLau-s.; ’lbn Kutaiba
43 (s. oLä).
14. oLdJI — SM. II, 108, 21 f. -: J6 20*AX>
15. ICjItXALt
und
'^.aaao. *_aa£>; vgl. Kamil 38, 15; (137, 13); ’lbn Ku
taiba 43: p._®^ a_jLy^.Jt [V-g-A+i ^.j Xj.Ijix Ixl.
'‘ä-j^lxx yXl ■ A.c3 * Ja*aä!
SM. II, 108, 22 f. -
AJvJI -J 3 ®
lXaJ ^ÄJ ^-0
I
16. cylöyd! J
■J jAJs.J! JaSOj ^xjl iXaä
17. oji-liJI — SM. II, 108, 23. —: xJL* ^t Xa/|
e^Ü.AJi.'lAi; s. oben Nr. 11; ’lbn Kutaiba 35;
Kämil 373, 12 (vgl. 750, 12).
596 Grün er t. Die Begriffs-Präpond.eranz u. d. Duale a potiori im Altarabischen.
18. - SM. II, 108, 24 f. —: JoÜ^I ^
xj.lix’ J.aaäJI Muhit-
’al-M. s. v. (JlSLb^I).
Dazu führe ich noch an:
19- ä^joL=a.yf — Kämil 41, 3.
y ^ 05
20. äsJIaauJI — Kämil 41, 3 und Note a)\ s. oben Nr. 2; Bala-
duri 194.
21. ^va+äJI —- Kämil 622, 17; Sibawaihi II, 209.
22. — Zamahsari, Mufassal 8, 16 und Com. I, 55, 15 f.
23. — Zamahsari, Mufassal 8, 16 und Com. I, 55, 18 f.
24. olÄJI — Zamahsari, Mufassal 8, 17.
25. — Zamahsari, Mufassal 8, 17.
26. cyLoLw! —- Zamahsari, Mufassal 8, 17 f.; vgl. oben Nr. 80.
27. — (s. oben ^*1*j sub II).
Anmerkung. Vgl. noch: CjLj und
zu den Dualen: o Jäküt IV, 683; ebenda
III, 319; ebenda IV, 1020; Sab. Denkm. 40.
' Aus dem des ’lbn Färis.
XVII. SITZUNG VOM 8. JULI 1885.
Für die akademische Bibliothek wurde
von dem w. M. Herrn Professor Dr. Gomperz der
II. Band seiner Uebersetzung von J. Stuart Mill’s ,System der
deductiven und inductiven Logik':
von der königlichen Bibliothek in Berlin das Verzeichniss
der von ihr erworbenen Landberg’schen Sammlung arabischer
Handschriften und der Sachau’schen Sammlung syrischer Hand
schriften ;
von Herrn Kammerrath Salomon Bub er in Lemberg sein
Werk /Midrasch Tachuma', ein agadischer Commentar zum
Pentateuch, übersendet.
Von Herrn Dr. Eraanuel Löwy werden die Pflicht
exemplare seines mit Unterstützung der kaiserlichen Akademie
erschienenen Werkes: ,Inschriften griechischer Bildhauer“
überreicht.
Herr Dr. Johann Leciejewslti, Privatdocent an der
Wiener Universität, legt mit dem Ersuchen um ihre Aufnahme
in die Sitzungsberichte eine Abhandlung vor, welche betitelt
ist: Der phonetische Lautwerth der Nasalvocale im Altpolni
schen. Eine grammatische Studie'.
Die Abhandlung wird einer Commission zur Begutachtung
überwiesen.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Academia real de la historia: Boletin. Tomo VI, Guaderno VI. Madrid,
1885; 8».
Acadömie royale de Copenhague: Bulletin pour 1884. No. 3 et dernier.
Itj^benhavn; 8°. — Bulletin pour 1885. No. 1. Kj(j>benliavn; 8°.
598
Accademia reale di scienze morali e politiche di Napoli: Atti. Vol. XIX.
Napoli, 1885; 8°. — II Resorgimento filosolico ne Quattrocento. Opera
postuma di Francesco Fiorentino. Napoli, 1885; 8°.
Ackerbau-Ministerium, k. k.: Statistisches Jahrbuch für 1882. II. Heft.
Wien, 1885; 8».
Biblioteca nazionale di Napoli: Notizia. Napoli, 1874; 8°. — Codices
gräeci MSS. regiae bibliotecae Borbonicae descripti atque illustrati a
Salvatore Cyrillo. Tomus I et II. Neapoli, 1826 et 1832; 4°. —
Anecdota graeca et latina ex MSS. codicibus bibliothecae regiae neapo-
litanae deprompta. Vol. I. Prodromus auctore Joanne Andresio S. J.
Neapoli, 1816; 4°. — Catalogus bibliothecae latinae veteris et classicae
manuscriptae, quae in regio neapolitano Museo Borbonico adservatur
descriptus a Cataldo Jannellio. Neapoli, 1827; 4°.
Central-Commission, k. k. zur Erforschung und Erhaltung der Kunst-
und historischen Denkmale: Mittheilungen. XI. Band, 2. Heft. Wien,
1885 ; 4°.
Greifswald, Universität: Akademische Schriften pro 1884. 58 Stücke 4°u. 8°.
Johns Hopkins University: Studies in historical and political Science.
3 d series. IV: Recent american Socialism. V., VI., VII: Local Institutions
of Maryland. Baltimore, 1885; 8 n .
Kiew, Universität: Universitätsnachrichten. XXV. Band, Nr. 3 und 4. Kiew,
1885; 8".
Societas regia scientiarum danica: Regesta diplomatica historiae danicae.
Series secunda, Tomus prior. IV. ab anno 1448 ad annum 1491. Kjifben-
havn, 1885; 4". — Aarbijiger, 1885, 1. Heefte. 1885. Kjijibonhavn; 8 n .
— Tillaqg tili Aarbijiger for nordisk oldkyndighed og Historie. Aargang
1884. ICjijihenhavn, 1885; 8°. —■ Libri memoriales Capituli Lundenensis.
1. Heefte. Kjijibenbavn, 1884; 8°.
Society, the Asiatic of Bengal: Bibliotheca indica. New Series, Nrs. 531,
533—537. Calcutta, 1885; 4° and 8". Old Series, Nr. 251. Calcutta.
1885; 8°.
— the royal geographical: Proceedings and Monthly Record of Geography.
Vol. VII, Nr. 6. London, 1885; 8 n .
Wissenschaftlicher Club in Wien: Monatsblätter. VI. Jahrgang, Nr. 9
und Ausserordentliche Beilage Nr. VI. Wien, 1885; 4 n .
z
sr:
I ■■ 11.1 II II» 1.1 LJ1 III ■■ .11111111
XVIII. SITZUNG VOM 15. JULI 1885.
Die Universität in Strassburg macht Mittheilung von der
für die Lamey-Preisstiftung am 1. Mai d. J. gestellten Preis
aufgabe, welche lautet:
,Verlangt wird eine Charakteristik und Geschickte des
grotesken Stils, der in Rabelais und Fi schart seine
Hauptvertreter hat. Zu berücksichtigen sind sowohl die An
fänge, welche in der macaronischen Poesie, insbesondere der
Italiener vorliegen, als auch die Ausläufer bis zu Anfang des
17. Jahrhunderts. Für Fischart wird ausdrücklich bemerkt,
dass nickt blos die dem Stoffe nach aus Rabelais geschöpften
Werke in Betracht kommen. Gewünscht wird auch der Nach
weis, inwieweit die Eigenheiten dieses Stils mit den allgemeinen
Culturverhältnissen des 16. Jahrhunderts in Beziehung stehen/
Der Preis beträgt 2400 Mark. — Die Arbeiten müssen
vor dem 1. Jänner 1889 eingeliefert sein.
Herr Regierungsrath Dr. Constant Ritter von Wurzbach
spricht den Dank aus für die dem 51. Theil seines ,Biogra
phischen Lexikons' zu Theil gewordene Subvention.
Das w. M. Herr Dr. Pfizmaier übersendet für die
< Sitzungsberichte eine Abhandlung unter dem Titel: ,Der Pro
phet Jesaias grönländisch'.
Von Herrn Professor Emil Kaluzniacki in Czernowitz
wird eine Abhandlung: Die polnische Recension der Magde-
600
burger Urtheile und die einschlägigen deutschen und czechi-
schen Sammlungen' eingesendet mit dem Ersuchen um ihre
Veröffentlichung in den akademischen Schriften.
Die Abhandlung wird einer Commission zur Begutachtung
überwiesen.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Academia romana: Analele. Ser. II, Tomulü VI. 1883 —1884. Bucuresci,
1884; 4».
Acadcmie des inscriptions et belles-lettres: Comptes rendus. 4 e Serie, tome
XIII. Bulletin de janvier — fevrier— mars. Paris, 1885; 8°.
— imperiale des Sciences de St.-Petersbourg: Bulletin. Tome XXX, Nr. 1.
St.-Petersburg, 1884; 4".
— — Zapiski. Tome L. St.-Petersbourg, 1885; 8 (l .
Akademie, kongl. Vitterhets historie och Antiquitets: Handlingar. XXVIII.
Nr. 1. Stockholm, 1885; 8 n .
— ungarische der Wissenschaften: Ungarische Revue. 1885. 1.—6. Heft.
Leipzig, Berlin, Wien, 1885; 8°.
Commission, archäologische in Wilna: Sammlung- der paläographischen
Abzüge der alten Schriften und Acten des Central-Archivs zu Wilna
(1432—1548). Wilna, 1884; Folio. —Urkundenbuch der Fiirstenthümer
von Pinsle und Kleck gesammelt von Stau. Chwalezewski (1552—1555).
Wilna, 1884; 4".
Gesellschaft, archäologische: Essai sur le costume et les armes de Gladia-
teurs. St.-Petersbourg, 1882; 8".
— gelehrte Estnische zu Dorpat: Verhandlungen. Band XII. Dorpat, 1884; 8°.
— — Sitzungsberichte. 1884. Dorpat, 1885; 8°.
— kaiserl. russische geographische: Berichte. Tome XXI, Nr. 2. Peters
burg, 1885; 8°.
Institute, the Canadian, Toronto: Proceedings. Vol. II, Fasciculus Nr. 1.
Toronto, 1884; 8°.
Instituut, het koninklijk voor de Taal-, Land- en Volkenkunde van Neder-
landsch-Indie: Bijdragen. 4 A r olgreeks, Deel X, 3 a Stuk. s’Gravenhage,
1885 ; 8°.
Lukasevic Platon: La decouverte d’origine de la langue h^braique. Kiew,
1882; 8°. —• La decouverte d’origine de la langue grccque. Kiew, 1869; 8°.
— La decouverte d’origine de la langue latine. Kiew, 1871.; 8". — Er
klärung der assyrischen Namen. Kiew, 1868; 8°.
Mittheilungen aus Justus Perthes’ geographischer Anstalt von Dr. A.
Petermann. XXXI. Band, VII. und Ergänzungsheft Nr. 78. Gotha, 1885; 4°.
Müller, F. Max: The sacred books of the East.' Vols. XX, XXH and XXIV.
Oxford, 1884—1885; 8°.
Peabody Institute of the city of Baltimore. 18 11 ' annual Report. June 1, 1885.
Baltimore; 8".
Sinai Stockij. lieber den Inhalt des Codex Hankensteiniamis.
601
Ueber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
Von
Dr. St. Smal Stockij.
Einleitung.
Der Name des Codex stammt von seinem ehemaligen
Besitzer Joh. Alois Hanke von Hankenstein, Bibliothekar zu
Olmiitz. Dieser erhielt ihn im Jahre 1787 am 27. October
von Anton Vetter Reichsgraf von Lilien, Domherrn und Arclii-
diakon der mährischen Metropolitankirche, zum Geschenk. ,So
sehr mir auch/ schreibt Hanke in seiner Recension, , dieses
kostbare Geschenk angenehm war und ich mir damit viel wusste,
so habe ich doch nicht dazu kommen können, um diesen sel
tenen Codex zu recensiren, weil ich zu viel mit anderen Ge
schäften überhäuft war; doch habe ich ihn einigen slavi-
schen Philologen zur Privateinsicht und Befriedigung
ihrer litterärischen Neugierde geliehen. 4 Unter diesen
einigen slavischen Philologen war auch Dobrovsky und, wie es
scheint, Stratimirovics. Wir erfahren das von Dobrovsky selbst,
welcher in Griesbach’s Nov. Test., Londini 1796, vol. I, CXXVTI,
sagt: ,a d. A. Hanke Olomucii mihi Cjuondam concessum 4 (sc.
codicem), und andererseits aus dem Briefwechsel zwischen
Kopitar und Dobrovsky. So schreibt Kopitar 20.—24. Nov. 1809:
,E. Hochw. müssen einst noch, wenigstens den Hankensteini-
schen, so lächerlich - unwissend benoteten Codex mit
Ehren in die Welt einführen 4 ; und 1.—5. Febr. 1810: ,Wenn
der Hankensteinische Codex bei Stratimirovics ist, so ist er
wenigstens in guten Händen und wird nöthigenfalls selbst
E. Hochw. subministrirt werden 4 ; worauf Dobrovsky 6. März 1810
antwortet: ,Aus dem Hankensteinischen Codex habe ich genug
Sitzungsbor. d. phil.-kist. CI. CX. Bd. II. Ilft. 39
602
Sraal Stockij.
Excerpte'. (Vgl. Arch. V, 287. 295. 306. Vgl. ausserdem
Arcli. IV, 519. 520.) Aus der Feder des Dobrovsky rührt
auch die erste Nachricht von diesem Codex in Griesbach’s Nov.
Test. 1. c. her.
Nachdem nun Hanke ,in sichere Erfahrung gebracht' hatte,
dass sich eine Recension seines Codex in Griesbach’s Nov. Test,
befindet, sah er sich bewogen, doch ohne zu wissen, wie diese
,Recension aussieht und bestellt sein mag', eine Recension von
seinem ,Eigenthuine' von seiner ,eigenen Hand der litterärischen
Welt' zu liefern, die, wie er glaubte, ,gewiss nicht überflüssig
ist und der gelehrten Welt nicht weniger willkommen sein
wird, als die ungebetene in Griesbach’s Testamente'. Hierin
gibt er auch seinen Unwillen darüber kund, dass Dobrovsky
ihm in dieser Arbeit, ohne dazu die Erlaubniss gehabt zu haben,
vorgegriffen hat. Nebenbei sei bemerkt, dass diese Recension
eine grosse Unkenntniss der paläographischen und sprachlichen
Grundsätze verräth.
Nach dem Tode Hanke’s von Hankenstein kam dieser
Codex in den Besitz der k. k. Hofbibliothek in Wien, wo er
sich derzeit befindet und die Signatur Cod. slav. 37 trägt. Als
er nun auf diese Weise der gelehrten Welt zugänglicher ward,
lenkte er die Aufmerksamkeit Mehrerer auf sich. Vor Allem
war es wiederum Dobrovsky, der in seinen Institutiones 1822,
p. XXVII—XXIX und 679 -685 ihn eingehender würdigte.
Ausserdem geschieht desselben Erwähnung bei Strojev in Oiih-
canie naunx. c-iammopycc. .iht. Mocitßa 1841 (Nr. 22, p. 52
bis 55.); Preuss in /(oneceuie . . . JKyp. Mhh. Hap. IlpocB.
1842, p. 47; Sreznevskij in /(peu. iiaii. pycc. iihc. 1866, p. 77;
Miklosich im Lexikon p. XI; Voskresenskij in Glan. pyit. 1882,
p. 36—39; Sobolevskij in OuepitH K r L HCTOp. pycc. n3HKa. 1884
und schliesslich von Lucakovskij in der Programmabhandlung:
Nestoris rem litterariam adumbravit, Lemberg 1884, p. XVIII
bis XX. In allen diesen kurzen Notizen wird das von Do
brovsky Vorgebrachte wiederholt. So hat Voskresenskij die auf
den Inhalt des Codex sich beziehende Stelle förmlich von Strojev
abgeschricben, welcher seinerseits es nicht einmal der Mühe
werth gefunden hatte, das von Dobrovsky Vorgebrachte ganz
wiederzugeben. Was nun die Behandlung der paläographischen
und sprachlichen Eigenthümlichkeiten des Codex aiibelangt,
lieber den Inhalt des Codex Ilankcnsteinianus.
608
«o verdienen die Notizen des Sobolevskij hervorgehoben zu
werden. Jedenfalls wären dieselben viel besser ausgefallen,
wenn er die Abhandlung Miklosich’: Die Sprache der ältesten
russischen Chronisten, vorzüglich Nestor’s (Sitzungsber. Akad.
XIV), berücksichtigt hätte, in welcher der Haupttext unseres
Codex in grammatischer Beziehung behufs Herstellung des
genuinen Textes der Chronik Nestor’s sehr gründlich charakteri-
sirt ist. Dagegen sind die diesbezüglichen kurzen Bemerkun
gen Voskresenskij’s in Folge des Zusammenwerfens des Iiaupt-
und Bandtextes, von dem er sagt: pipmincKH na iio.ihxt, hh-
canr.i noci'h Moscera 6htl, TiMMie caMmra. nncgOMi, xaKt icaitt
nonepKH ofrliHXT, uacTeft oueur. iioxojeh /tpyr'b Ha Apyra‘ nicht zu
gebrauchen.
Damit ist die ganze scheinbar so grosse Literatur über
unseren Codex erschöpft. Es wäre höchstens noch die Bemer
kung Jagi6’ Arcli. VII, 507 aus Anlass der Anzeige der
Abhandlung des Voskresenskij hinzuzufügen.
Mein verehrter Lehrer, Herr Professor Miklosich, machte
mich auf dieses Denkmal aufmerksam, und ich entschloss mich,
da es mir aus mehr als einer Rücksicht interessant schien,
dasselbe gründlich zu untersuchen. Gegenwärtig bin ich in
der Lage:
I. Beschreibung der äusseren Gestalt des Denkmals,
II. Inhaltsangabe,
III. Textproben
zu liefern und behalte mir für die nächste Zukunft vor, die
paläographischen und sprachlichen Eigenthiimlichkeiten unseres
Denkmals zu behandeln.
I.
Beschreibung der äusseren Gestalt des Denkmals.
Der Codex Hankensteinianus hat Grossquartformat und
ist 28 cm hoch und 20 1 / 2 cm breit. Der Einband besteht aus
Holztafeln von l cm Durchmesser, die mit einem alten, dicken,
halbrohen Schaffelle überzogen sind. Nach der Angabe Iianke’s
von Hankensteih befand sich an einer Ecke des Einbandes
noch eine Messingbuckel, während die anderen schon damals
fehlten; jetzt ist auch diese letzte verschwunden. Der Rücken
39*
604
Smal Stockij.
des Einbandes trägt die Aufschrift: ,Officium temporaneum
ecclesiae ruthenicae saeculi IX/, welche von späterer Hand
herrührt.
Das Denkmal zählt 289 1 Blätter aus Pergament, welche
im Allgemeinen gut erhalten sind. Nur stellenweise finden
sich kleine Durchlöcherungen, welche aber, wie aus der Schreib
weise hervorgeht, schon vor der Niederschreibung des Textes
vorhanden waren: hie und da ist das Zerrissene zusammen
genäht. Die Blätter sind vom vielen Umwenden an der unteren
Ecke stark zerknittert und vom Fingerschweisse befleckt.
Die Handschrift besteht aus 36 Quaternionen und zwei
Halbquaternionen, die aber nicht immer vollständig sind und
nicht, wie in griechischen und manchen slavischen Handschriften,
mit laufenden Zahlen bezeichnet werden. Ihr Zustand und
Beschaffenheit erhellt aus der nachfolgenden speciellen Be
schreibung :
Quater. I: 7 Blätter; das erste Blatt fehlt; an die Stelle dessen
sind zwei Blätter eingeklebt, die eine spätere Handschrift,
etwa aus dem 15. Jahrhundert, tragen.
Quater. II—XVI' 2 sind vollkommen erhalten. Im
Quater. XVII sind die zwei letzten Blätter, deren Spuren noch
bemerkbar sind, herausgeschnitten; auch der Inhalt bietet
eine Lücke.
Quater. XVIII ist vollkommen erhalten; ebenso
! In der Handschrift sind dieselben von späterer Hand mit fortlaufenden
Nummern versehen, welche aber irrthümlicher Weise bis 290 gehen.
Der Fehler besteht darin, dass auf 7ö gleich die Nummer 78, und auf
232 die Nummer 234 folgt, die zwei ersten Blätter dagegen nicht
nummerirt sind. Beim Citiren behalte ich die falsche Pagination bei.
2 II (8—15); III (16—23); IV (24-31); V (32—39); VI (40-47); VII
(48—55); VIII (56 -63); IX (64—71); X (72—Sl falsch nummerirt);
XI (82—89); XU (90—97); XIII (98—105); XIV (106—113); XV (114—
121); XVI (122—129); XVII (130—135); XVIII (136-143); XIX (144—
151); XX (152—154); XXI (155—162); XXII (163-170); XXIII (171—
178); XXIV (179-186); XXV (187—194); XXVI (195—202); XXVII
(203-210); XXVIII (211—218); XXIX (219—226); XXX (227—235,
falsch nummerirt); XXXI (236—240); XXXII (241—248); XXXIII
(249—256); XXXIV (257—264); XXXV (265—272); XXXVI (273—279);
XXXVII (280—287); XXXVIII (288—290).
TJeber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
605
Quater. XIX, nur sind zwei fehlende Blätter durch andere
ersetzt, was aber, wie aus dem Texte hervorgeht, noch
vor der Niederschreibung des Denkmals geschehen sein
muss.
Hierauf folgt XX ein Halbquaternion, dessen letztes Blatt
fehlt, ohne dass der Text gestört wäre.
Quater. XXI —XXVII sind vollständig erhalten.
Quater. XXVIII enthält nur 7 Blätter, der Text erleidet aber
hiedurch keine Unterbrechung.
Quater. XXIX—XXX sind vollkommen erhalten. Im
Quater. XXXI fehlen die drei letzten Blätter, ohne dass der
Text gestört wäre.
Quater. XXXII—XXXV sind vollständig erhalten. Im
Quater. XXXVI fehlt das letzte Blatt, ohne dass dadurch der
Zusammenhang gestört ist.
Q.uater. XXXVII ist vollständig. Den Schluss bildet ein
Halbquater. XXXVIII, dessen letztes Blatt fehlt.
Auf der inneren Seite der zu einem Quaternion gehören
den Blätter sind von oben nach unten über die ganze Länge
des Blattes mit scharfem Griffel zwei parallele Linien gezogen,
deren Abstand 10'8 c,n beträgt. Von der inneren Längenlinie
sind bis zum äusseren Rande oben und unten je zwei Quer
linien und in dem hiedurch entstandenen Rechteck 12 parallele
Querlinien gezogen, so dass 16 Querlinien beschrieben werden
konnten.
Der ganze Raum, der den Grundtext enthält, ist 18V 2
bis 19 cm hoch und 10‘8 cm breit. Alle diese Linien sind noch
auf den Tergoseiten sichtbar, so dass letztere nicht mehr linirt
sind. Auf denselben ruhen die schwarzen Buchstaben des
Haupttextes. Ausserdem befindet sich auf den Margines der
Blätter ein den Haupttext dem Inhalte nach meist begleiten
der, mit Zinnoberrotli geschriebener Randtext, der den freige-
lassenen Raum fast gänzlich ausfüllt. Nur an zwei Stellen,
p. —9 a und p. 80 1 ’—84 11 , ist der Randtext mit schwarzer
Tinte geschrieben. Andererseits sind die Titel der einzelnen
Abschnitte des Haupttextes und ebenso die Anfangsbuchstaben
einzelner Troparien, Sticheren, Episteln, Evangelien mit Zin-
noberroth wiedergegeben.
606
Sraal Stockij.
Die Schrift des Haupttextes ist an manchen Stellen, wie
p. l b , 2 a , 3 ab , 4% 51 b , 52 a , ganz verblasst und musste später
aufgefrischt werden. Dasselbe ist auch an manchen Stellen
im Randtexte der Fall. Die Auffrischung stammt wahrschein
lich von derselben Hand, von welcher die zwei ersten nicht
nummerirten Blätter herrühren.
Der vom Randtexte nicht ganz ausgefiillte Raum wurde
dazu benützt, um manche Notizen niederzuschreiben. Einige
davon rühren von der Hand, welche den Randtext geschrieben
hat, so p. 19 a unten ariC/un; 95 a unten TO'i’Kt uiiyo ahua cei’O
H'bTYTk:- p. 27l a : 3A«>p<>ß'k. riOdßO:- Wie man daraus ersieht,
sind sie alle ohne Bedeutung. Eine viel grössere und, wie es
scheint, bedeutungsvollere Notiz auf l a , 3 a (zwei Zeilen), welche
den ganzen Rand und den Raum unter dem Texte ausfüllte,
ist ganz ausradirt. Ebenso findet man Radirungen p. 19 a
unten, 46 b unten, 88 b unten. Was sich sonst hie und da findet,
stammt aus einer viel späteren Zeit und besteht theils in Auf
zeichnung einzelner Buchstaben, wie 15 b Rand, 132 b oben
u. s. w., theils in kurzen Notizen ohne besonderen Werth. Ich
bringe sie alle vor: p. 15 b Rand HßdHd lopiißiiua; p. 19 a wt
UBdua (nur mittelst einer Lupe leserlich); p. 58 b : i'H ri0/W03H
pdEy TK0I6/MY rierpoKH; p. 66 b Rand wt Hdßoaoßa, wt nan;
p. 69 a npocßeTH . . .; p. 71 b yhh ca; p. 91 a rfi n0/U03H paß^
CKOieM; cf. p. 112 b ; p. 149 b o^hh ca CHy; noTaTH (!) ncpa;
p. 150 a 0Y*IH CA CL^CAOnHKdTH (?) ^OKpO TH KYA^Tk; p. 151 a
rTiHY /UOU/VU" iianr A illIJ ^ K Y (°b unter titla A steht, lässt sich
nicht entscheiden, vielleicht ist es k); p. 279 b oben n0/U03H rn
paBY CKOie/HOY neTpOKH. Manches davon ist ganz abgewischt
und kaum erkennbar; so p. 15 b (zwei Zeilen), p. 20 a unten
(zwei Zeilen). Im Denkmal selbst findet sich also nicht die ge
ringste Andeutung, wann und wo es entstanden ist.
In unserem Codex findet sich nur ein einziges Ornament,
und zwar p. 1 a , also am Anfänge des Codex. Dasselbe ist ein
fach mit zinnoberrother Farbe ausgeführt und besteht aus zwei
verflochtenen Schlingen, deren jede in einen Thierkopf aus
läuft. Auch die Initialen der Episteln und Evangelien weisen
eine einfache, aber genug geschmackvolle Ornamentik auf.
Die erste Seite des ersten nicht nummerirten Blattes ist
leer, auf der letzten bricht der Text plötzlich ab.
Ueber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
607
n.
Inhaltsangabe.
Der grösseren Ersichtlichkeit wegen und um das Ver
hältnis des Haupt- und Randtextes zu einander näher zu be
leuchten, werde ich den Inhalt eines jeden in besonderen neben
einander laufenden Columnen angeben. Die im Texte vor
kommenden Abkürzungen habe ich aufgelöst und die Inter-
punction den bestehenden Regeln entsprechend geändert.
Haupttext.
1. KOCMOrddCNHK’k 3 KCTOdlk
nOHHNdfAVk
2. KdHON’k K’kCKp’fcCkN’k rddC’k
a l a —14 b
3. K'k Ht.vkalO K’kCKp'kckH’k
KdHOH’k Kt)3M’kl
raae’k ii 14 b —26“
4. K'k HfA’kdK> KdHOH’k K’kC-
Kp'kckH'k raae’k r 26 a —39 b
1. befindet sich auf den zwei ersten
nicht nummerirten Blättern. Es sind
dies Stichiren s?{ xo /.üpie hi/.pata
und ek xov crxr/t>v ton. I. am Samstag
Abends.
Eandtext.
1. CTEirkukHa raae'k ii l b —2 a
2. c'k/^'kakna raae’k & . . 4“
3. MOdHTKd K’k rOCriOAV KC-
r\f Nduieaty .... 5 a —8 b
4. cTEirkukiia raae'k h 8 b —9 a
5. CTHjfHpa sayT. (raae'k a)
12 b —13 a
6. RaaiK. raae’k a . . . 13 ab
7. raae’k k (cTHjfHpa)
14 b —15 a
8. CTI\'OKkHa 15 a
9. ckA'kakHa raae'k ii 16 ab
10. GTfn'kHkHa raae’k ii
16 b —17“
11. crn\'Hpa sayr. . 23 b —24 1
12. Kaa?K. raack ii . . . . 24 b
13. raac-k f (cTHyiipa)
25 b —26 a
14. CTiyOKkNd 26 a
15. cTtn'kHkHa raae’k r
26 b —27 a
B. Ueber dieses Gebet vgl. Text
proben. 4. und 10 bieten denselben
Text.
608
Smal Sto ckij.
5. KiUlCH'k KTv Ht/lj'bAW K'kC
Kp’kckH’k raac'k Ji, 39 b —50 b
6. K’k Hfy\'kaK> Ki\H0H'k K'kC
Kp'kckirk raac'k e 50 b —60“
7. ktv Hf^'kakJ npaKtta? R'kc-
np'kckHO raack s 60 a -73 b
8. KaHOH’k K’k HE^'kaK* K'kC-
Kp kckH k raac'k ä 74 a —93 b
9. K'k Hf^'k/MO K'kCKp'tiCkH'k Ka-
HCH'k raac'k ii . 93 b —107 a
16. ck^’kakna . . . 28 b —29 a
17. cTH\'iipa sa\[t. . . . 37 ab
18. Kaa>K. raac-k i ; 37 b —38 b
19. raac’k Ä (cTH\*npa)
39 b —40 a
20. cri^CKkHa 40 a
21. rkyvkakNa raack 41 ab
22. G'rfrrkHkna raack
41 b —42 a
23. cTH^npa 3A\[T. . . . 48 ab
24. Kaa?K. raac'k ,\, 48 b —49 b
25. raac-k i (cTH^Hpa) 50 a —51 a
26. CTH)f<>KkHa 51 b
27. ckyi,’kakHa 52 ab
28. cTfirkukiia raack t 53 ab
29. cTH^npaHa 3A\[T. 57 h —58 a
30. caaHC. raac'k i . 58 b —59 a
31. cm^Hpa raack 5 59 b —60 a
32. cTi^ORkHa 60 a
33. cTEirkHkHa raack £
60 b —61 a
34. ckA'kakHa raac'k s
61 b —62 a
35. CTHJfHpa 3A\[T 70 b
36. Kaa>K. raac'k S .... 72 b
37. cTii\'Hpa raack .4 73 b —74 a
38. CTH)fc>KkHa 74“
39. rrfrrkNkHa raac’k 5
74 b —75 a
40. ck^'kakna sa\[t. . . 80 ab
41. KanoH'k WTkna iianiEro hh-
noa'ki raac'k k 80 b —84 b
42. cTH^npa 3A\fT. (raack 5)
90 b —91 a
43. uaajK. raac'k 4 . . . 92 ab
44. cTH^Hpa raac'k fi . . 93 a
45. cn^oKkHa .... 93 b —94 a
41. Dieser Canon ist mit schwarzer
Tinte geschrieben.
Ueber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
609
10. K’k nOHEA'k''kHHK'k JHkrf-
ACvlVk A raaC’k (KdHCH’k)
107*—114“
11. K'k K'kTOpHHK-k lip’kA'kTf-
MH rAAC’k 11 (KaHOH’k)
114*—124*
12. K'k CpIv^OV KOrOpOAHUH
raack r (KawoH k)
124*—133 b
13. K’k MCTKtpT'kK’k AIIOCTO-
aC'/Wk raac’k ft, (KanoH’k)
133”—141*
14. K'k ri/Ä'l'C'K’k lipaKHAO KpkC.
raack c. . . . 141*—147*
46.
47.
48.
49.
50.
51.
52.
53.
54.
55.
56.
57.
58.
59.
60.
61.
62.
63.
64.
65.
66.
67.
68.
69.
70.
71.
72.
73.
74.
CTEirkHkHa raack h
94”—95*
ckyV'kakHa raack H
95”—96*
CTHJflipa 3A\fT. . . . 104*”
kaa;k. raack (i . . . 105*”
k HEA’kaio ßC'itpa CTHjfiipa
raack a 106”
(cTH)cc>KkHa) noK. . . 107*
TpWH'lkH’k TAaCk A Und
CK'kTHAkna 107*”
ckA'kakHa noK. . . 108*”
riOK. 3A\[T 112*
kaa;k. raack Ü . . . 113*”
cTH^Hpa raack ii . 114*”
noK. (criiyoKkHa)
114”—115*
TpWHMkHTv raack ti und
CK'kl'HAkHa 115*
rkA'kakNa . . 115”—116*
nOK. 3A\[T 122*
Kaa;K. raack 6 ... 122”
cTH^npa raack 124*”
KpECTkNA (cTH)fOKkHa) 124”
TpwHMkH'k raac’k l ; und
cK'fcTHakHa 125*
ck,\,'kakHa . . 125”—126*
KpCCTk. 3A\fT 131”
kaa;k. f 132”
d’i^npa raack ft,
133”—134*
ariorroAoark (cTH^OKkna)
134”
’ipWHHkH'k ft, und CKiv-
THAkHa .... 134”—135*
ckA'kauHa 135”
3a\fT 139*
kaajk. Ä . . . 139”—140*
cTHjfHpa raac’k t. . 141*”
610
Smal Stockij.
15. i5 K coykotoy npaKHAO 3a
AtkpTK'kira raac'K 5
147 a —154 b
16. anccTOA'k aHkrEnoavk K'k
IIOHEA'bakHHKTv 155 a —156 b
17. eyaHreaHie wt a\aT^'ka
156 b —158 b
18. K'k K’kTCpHHK'k AHOCTCA'k
wt v v,'kraHiiH 158 b —159 b
19. K'k KTOpHHK’k EiranreAHie
wt AAAT^'ka 159 b —161 a
20. K’k Cpf^oy ailOCTOA’k K'k
Ahaheihc. . . . 161 a —162 b
75. KpeCTkHA (CTH)fOKkHa)
141 b —142 a
76. TpWHMkH'k TAACk t Und
CK'kTHAkNA 142 a
77. ckA’kakHa KpfCTk.
142 b —143 a
78. KptcTk 3av r T 145 b
79. KAA1K. f 146 ab
80. K flAT. KEMfpa ä (CTH^Hpa)
147 ab
81. Ha cth^. . . . 147 b —148 a
82. TpWHMkH'k TAAC’k H und
CK-kTHAkHa 148 ab
83. ck/^’kAKHa . . . 148 b —149 a
84. /HTM. 3ATT. . 151 b —152 a
85. KnajK. raac'k s . . . 152 a
86. TpWHMkH'k raac'k ä und
CßdiTHAkHA 152 b
87. TpWHMkH’k raac'k ii und
CK'k'l’HAkHa 153 a
88. OnaKcapk. A\ kcAii,k ceh-
TAKpkj pfKOAVklll pW6H'k
154 a —158 b
89. AV'kCAII,k WKTAKpk, pfKO-
AVkiV AHcronaA 158 b —160 b
90. AY’kcAUk HOAKpk, pfKO-
/H'ku rpyA*n 160 b —163 a
16. Epist. ad Hebr. II. 2—10; 17.
Evang. Matth. XIII. 24—30, 36—43;
18. Epist. Act. Apost. XIX. 1-8; 19.
Evang. Matth. XI. 2 —15; 20. Epist.
ad Philipp. II. 5—II.
Ueber den Inhalt des Codex Hankensteiriianus.
611
21. k’k cp-k^oy eyanrfame wt
aoyK’ki Korcpc>4,HHH
162 a —163“
22. K’K HfTKfpt K ailOCTOATi K
pii aaaaho . . . 163 a —164 a
23. K'K HETKfpK’k eyaNrtame
wt atapiia . . 164 a —165 a
24. K’K I1ATOK anOCTOATv K'K
KOpcHKA-fc . . . 165 1 —166 a
25. K’K iiatok eyaHreame wt
atapKA .... 166 a —167 a
26. k’k coycoToy anorroa’k K’K
ceaoyNANOM . 167 a —168 a
27. K’K coyKCToy eyaNreawe
wt iwaHa . . 168 a —169 b
28. K'K HfA’baio anocToa'K k’k
KopfHft’b . . . 169»—171 a
29. K’K NfA'kaio eyaNreaHie wt
/waT^’k .... 171 a —174 a
30. eyaHrtame 6 wt juapKa
174 a —175»
31. eyaHrcaHie r wt aaapKa
175 b —177 b
32. eyaHreanie ji, wt AoyK’ki
177 b —179 a
33. eyaurfame t wt aoyK’Ki
179 a --182»
21. Evang. Luc. X. 38-42, XI.
27—28; 22. Epist. I. ad Corinth.
(nicht Romanos) IV. 9—10; 23. Evang.
Marc. III. 13—19, Matth. X. 5-8;
24. Epist. I. ad Corinth. I. 18—24;
25. Evang. Marc. VIII. 34—38, IX. 1;
26. Epist. I. ad Thessal. IV. 13- 17 ;
27. Evang. Joan. V. 24—30; 28.
Epist. I. ad Corinth. XV. 1-11; 29.
Evang. Matth. XXVIII. 1—20; 30.
Evang. Marc. XVI. 1—8; 31. Evang.
Marc. XVI. 9—20; 32. Evang. Lnc.
XXIV. 1—12; 33. Evang. Luc. XXIV.
12—35.
91. M'kcAH,k ,\fKAKpk , pfKO-
AVklH CTS^fH'KIH
163 b —167»
92. M’kcAII,K rENKAph. pfKO-
avkii npocimeu(h 167 ’*—171»
93. MlkcARk ijiEKpapK, pCKO-
avKii c’kMtH . . 171»—173 a
94. Al’kcAUK atapOT, pfKoavKiV
cyyiii' 173 a —175 a
95. lMV’kcAu,K anpiia, ptKoavkii
K£pf303WA’k . 175 a —176»
96. MikcAiik iwaV, ptKoat’kii'
TpaKcmv . . . 176»—178 11
97. A\'kc/Mi,k iioiik, pEKOavkii
iiswK’k .... 178»—180»
612 SmalStockij.
34. eifAHrSAHte S WT AOlfK'kl
182"—185 a
35. 6\faNrfAme ä wt haha
185 a —186"
36. eyAHrtAHie h wt iaha
186 b —188 a
37. GYAHrfAHK- & WT IAHA
188 a —190 a
38. eyAHrsAHie i wt iiwaha
190 a —192 b
39. CYAHrEAHie Äi wt iwaha
192 b —195 il
40. AHOCTOA'k K'k KSpEHft’kE
195 ab
41. 6YAHTEAHI6 WT AAAT^'fclA
195 b —196 b
42. AHOCTOA'k K’k TH/WO^’k
196 b —197 b
43. 6yJHr£AHI€ WT IWAHA
197 b —200 a
44. AHOCTOA'k K’k SKp’kSAVk
200 3 —201 3
45. eY^HTEAHie wt iwaha
201 a - 202 b
46. AHOCTOA'k K'k rAAATOAVk
202"—203 b
34. Evang. Luc. XXIV. 36—53;
35. Evang. Joan. XX. 1—10; 36.
Evang. Joan. XX. II—18; 37. Evang.
Joan. XX. 19—31; 38. Evang. Joan.
XXI. 1—14; 39. Evang. Joan. XXI.
15'—25; 40. Epist. II. ad Corintli.
VI. 16—18, VII. I; 41. Evang. Matth.
XI. 27—30; 42. Epist. II. ad Thim.
II. 1—10; 43. Evang. Joan. XV.
17-27, XVI. 1-2; 44. Epist. ad
Hebr. VII. 26—28, VIII. 1—2; 45.
Evang. Joan. X. 9—16; 46. Epist.
ad Galat. III, 23—29, IV. 1—5.
98. /W’kC/ÄHk HIOA, ßEKOAVkU
MEpKEH .... 180" —183"
99. A/V’kcAUk AKrifCT, psKO-
AA-kii' 3api6K 183 b —187 a
100. CTHpißA HA pOJKkCTKO K0-
TCpO^HUH l'AAC'k ä
187 a —188 a
101. HA CTH)fOß. TAAC'k fl 188 a "
102. KAHOH'k rrtAC'k H
188"—194"
103. CTHJfHpA HA YKd'V l’AAC'k Ä
194"—195"
104. Gth\-hpa ha np'koKpA-
IK'kHkB rOCnOAkHE l’AAC'k A
195 b —197 a
105. KAHOH'k TAAC'k H
197"—202 a
106. HA £BdA. TAAC’k ii
202"—203"
102. Nach dem dritten Liede des
Canon kommen zwei zaO lai-iata: c'k-
A'kAMta raark \ und c-k.vk'Ahiu r.urk ii,
nach dem sechsten Liede: kivhaakti
raaciv Ä und ikwct. vor; 105. nach dem
dritten Liede des Canon kommen
zwei zaSttrpara, nach dem sechsten
Liede KWH,\aKTv und hkwct., nach dem
neunten Liede ein crLthakim vor.
Uober den Inhalt des Codex Ilankensteinianus.
613
47. syAHrfAHie wt Atapita
204- 205“
48. AflOCTOA'K WT HBKOB’k CnH-
CTO 205“—207“
49. wt acaj'k. . . . 207“—208“
50. AnOCTOA’k HpOpOKOAVk w-
KE11( K KOpEHkft. 208“ 209“
51. 6yAHT6AHI6 WT MA’lvjj’kta
209“—210 b
52. AflOCTOA'K KE3A\f3,A,kHH-
KOAVk WKfl|lk KTv K0pfHk£.
211“—212 b
53. eifANrfAine wt MAT^'kia
212 b —213“
54. AHOCTOA'k AtOyHfHHKOAVk
WKEl|lk K'k leAHCHWAVk
213“—214“
55. e\,'AH[’£Aiiie wt aiatakia
214“—216"
56. Anzeige, wie und wann das
letzte Evang. gelesen wird
216 b —217“
57. AHOCTOA'k HA pOJKkCTKO JfpH-
CTOKO K’k rAAdTOAVk 217“ b
47. Evang. Luc. (nicht Marc.) VIII.
43—48; 48. Epist. Jacob. V. 10-20;
45). Evang. Luc. IV. 22—30; 50.
Epist. I. atl Corinth. XIV. 20—25;
51. Evang. Matth. XXIII. 29—39;
52. Epist. I. ad Corinth. XII. 27—31,
XIII. 1—8; 58. Evang. Matth. X. 1.
5 — 8; 54. Epist. ad Ephes. VI. 10—17;
55. Evang. Luc. (nicht Matth.) IX, 1,
X. 1—12, 16 — 21; 57. Epist. ad Ga-
107. Cthjchpa ha oycirkHke
CKAT’klA KOI'OpOAHUa
rAACk ä . . . 203“—204“
108. HA CTIJfOK. rAAC'k 5 204“ b
109. KAHOH'k rAAC’k Ü
205“ 212 b
1 10. CTHJClipa HA JCKAA. rAAC'k A
213“”
111. G’rHJfHpA HA pOJKkCTKO
^PHCTOKO rAAC’k lt
214“—215“
112. HACTH)fOK. rAAC'k lt 215 15
113. KAHOH'k rAAC'k A
215” -220 b
105). Naeli dem dritten Liede des
Canon kommen zwei xocOfap-aToc, nach
dem sechsten kwnajk-h und hkwct. vor.
113. Nach dem dritten Liede des
Canon kommen zwei zaOfapaTa, nach
dem sechsten ein KumAdK-h und nach
dem neunten ein cnkTH.ihna vor.
'
614
Sraal Stockij.
58. eij'am’CAim- wt auA’kia
217”—219 b
59. anocToa’K Na ypkijrkHkR
rOCIIOAkHf K’k THTCrtf
219"—220”
60. eyaNrfAHit; wt iwaHa
220"—221 11
61. anocToaTv na cpivT'kHke ro-
crio^kHc K’k leiip’kie/U’k
221“—222”
62. eyaNrcame wt aoyKii
222"—225“
63. ariocToa'k Ha nacyoy wt
A’kraHHH . . . 225“-226”
64. 6\*aHrfaiiie wt iwana
226 b —228”
65. anocToa’k wt A'kramiH
228“-230“
66. e^aHrtaHHä wt ata^'kia
230“— 231”
67. Ha K'k3H£ckHIII<5 rocn«>Ak-
Ht anocToa’k wt A’kiamm
231”—233"
68. anocToa’k Ha ckuifcTKkie
CKATaro a°V\' j wt A'kia-
hhii 233"—235“
114. CTHyHpa na \'Kaa. raack a
220"—221”
115. CTH^Hpa Ha Ypkl|l’kHkR
rccnc>Aa Haimrc icycypH-
CTa raark Ii . . . 222“”
116. na cTHjfOB. raack '& 223“
117. KanoH’k raack li
223“-
-237“
58. Evang. Mattli. II. 1—12; 59.
Epist. ad Tit. II. 11 — 14, III. 4—7;
GO. Evang. Matth, (nicht Joan.) III.
13—17; 61. Epist. ad Hebr. VII.
7—17; 62. Evang. Luc. II. 23—40;
63. Epist. Act. Apost. I. 1—8; 64.
Evang. Joan. 1. 1—17; 65. Epist.
Act. Apost. XIV. 6—17; 66. Evang.
Joan. (nicht Matth.) VII. 14—30; 67.
Epist. Act. Apost. I. 1 —12; auf die
Ueberschrift folgt: luflseie c.k'ko miej-
hj mj nacpy • h ct Komuk . iiphao>kh —
es folgt der Schluss (Act. Apost. I.
9—12). Hierauf steht: eyMHi'Ah Rkcupfc-
cnoie s. 68. Epist. Act. Apost. II. 1—11.
117. Nach dem dritten Liede des
Canon kommt ein xaGfcpoc, nach dem
sechsten lauiuAK’k und bauet., nach dem
neunten ein cr^thakhs vor.
a&
||l Hl || HIM-U.H'
Uebei' den Inhalt des
69. eydHrfaiiie wt iwana
235“—236”
70. eyaNrfdme wt ataft'kid
236 11 -238“
71. KOH,A,dli,H K'kCKp'kckHHH
238”—240“
72. KdHOH'k npopOKO/Wk OKl|lk.
241“—250“
73. KdHOH'k anocTOAOMT».
o ki 11 k 250“—259“
Codex Hankensteinianus. 61 0
118. Ha yuaa. raark ii
237 ”—238“
119. rniyiipa Ha cp'liT'kHke
raae’k .4 . . . 239“—240“
120. Ha CTiyoß. raack a
240”
121. KdHOH’k raark i ;
240 b —246 b
122. cThyHpa Ha yßaa. raarka
247“—248“
123. rrnpipa Kaaroß'kijj'feHkio
CKATTvIA KOrOpO,A,HIJ,a
raark A 248 “ b
124. KdHCH’k raack ji,
248 b —254 b
125. KdHOH’k Ha nacyoy raark a
254 b —258“
74. KdHOH'k CTkUJiWk 0K111k
259“—268 b
75. KdHOH'k iip kiiOAOKH’kiavk
oiiki|ik .... 268 b —277 b
126. cTH^Hpa na \'ßaa. raark f
258“—259“
127. KanoH’k auvaufH CBAT’kV
KoropoAHi^H raark ii
259 b —262“
128. KdHOH'k IlpHMdl|l'kHKIO
raark ii . . . 262—265 b
129. KdHOH'k 3a ßiiOKivi raark
ii 266“^—269“
69. Evang. Joan. VII. 37—53, VIII.
12; 70. Evang. Matth. II. 13—23. Vor
dem Evang. liest man: ctate tr.inrEAie
HTtTk cia na T(ioie: ne/inoKS cKAT'kn i;or®-
(IOahuh na coKOfrk, AP®'f r<5,e AtAAA'kNk-
USAfk, TpliTkKäie llf.v no pOJKkCTR-k. 71.
pag. 240 b ist ganz vom Randtexte
ausgefüllt. 72. Den nun folgenden
Canonen gehen immer drei Stichiren
voran.
121. Nach dem dritten Eiede des
Canon kommen zwei /.aÖ(ap.«Ta, nach
dem sechsten kwhajkt» und iiaock. nach
dem neunten zwei cirkTHAkNa vor.
124. Nach dem sechsten Liede des
Canon kommt KCHAAK'k und Ikwcx vor.
125. Nach dem sechsten Liede des
Canon kommt kwnaaktv und iKwch, nach
dem neunten ein cirkTHAkiia vor. 127,
129. Nach dem sechsten Liede des
Canon kommt nur kwhaak-k vor.
616
Sinai Stockij.
130. GTii^Hpa Ha k’ksakh-
jK'kHke raack &
269 b —270 b
131. Ha cti^ok. raac’k rt
270 b —271 a
132. KanoH'k raack rt
271 “•— 277 13
76. KanoH'k MoyMEHHKoavk 133. cTH^Hpa na )fßaa. . 277 b
o ki 11 k 277”-286*
77. KanoH'k MoyntHHuaMT».
OKi|Jk 286*—290 b
77. Im dritten Trop. des achten 132. Nach dem dritten Liede des
Liedes bricht der Text plötzlich ab. Canon kommen zwei xaOtafrara, nach
dem sechsten kwna<ikti und Ikwct. vor.
Aus der nun angeführten genauen Inhaltsangabe ersieht
man, dass der Codex Hankensteinianus die für den Gottes
dienst nach griechischem Ritus nothwendigsten Partien aus
verschiedenen Kirchenbüchern enthält und uns dieselben gleich
sam in einem Auszug bietet. Derart zusammengesetzte Bücher
sind sehr früh in der griechischen Kirche entstanden und hatten
die Bestimmung, die voluminösen und sehr zahlreichen Kirchen
bücher möglichst zu ersetzen. Sie wurden mit dem Namen
Anthologion bezeichnet. Eine Handschrift der Wiener k. k.
Hofbibliothek enthält ein solches griechisches Anthologion aus
dem 13.—14. Jahrhundert (Cod. theol. gr. 146). Ueber die
Zusammensetzung und den Inhalt des Anthologions vgl. Cave :
Hist. Liter. Scriptor. eccles. tom. II. dissert. 2. Mit Rücksicht
darauf ergiebt sich, dass auch unser Denkmal nichts anderes
als ein Anthologion ist (vgl. seinen Inhalt mit dem des ’AvÜoAo-
yiov sv ßsvetia 1861), und dass die verschiedenen Namen, unter
denen es bis jetzt bekannt war als: Hiermologion (im Hand-
schriftencatalog), wkl|ihhk (Dobrov. Instit. 679), Oetoechus
(Strojev, Preuss. Srezn. Voskr. Sobol.) keineswegs seinem In
halte entsprechen; am wenigsten aber der neulichst von Luca-
kovskij vorgebrachte Name MacocaOK'k. Indem ich nun unserem
Denkmal einen einheitlichen Namen gebe, sehe ich davon ab,
dass der Randtext vielleicht um ein ganzes Jahrhundert später
Ueber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
617
niedergesclirieben worden ist; ich setze nämlich voraus, dass
der Codex Hankensteinianus nicht aus einem Octoechus oder
sonst welchem Kirchenbuche durch spätere zufällige Zusätze
und Ergänzungen zu einem Antliologion geworden ist, sondern
dass die Vorlage, aus der er geflossen ist, nichts anderes als
ein Antliologion war. Dies bezeugt trotz der verschiedenen
Entstehungszeit des Haupt- und Randtextes die im Ganzen
einheitliche Anordnung des Denkmals.
Es ist nun genug merkwürdig, dass bei der, wie ich
glaube, richtigen Voraussetzung, dass bei den Slaven ein
Anthologion vor allen anderen Kirchenbüchern in Gebrauch
gewesen sei, wir ein solches unter unseren ältesten Denkmälern
nicht finden, welchen Umstand ich mir auf diese Weise er
kläre, dass, nachdem bereits alle Kirchenbücher übersetzt
worden waren, dasselbe in den Klöstern, woher man bis jetzt
unsere ältesten Denkmäler hcrvorgeholt hat, ausser Gebrauch
gekommen war; doch in den gewöhnlichen Kirchengemeinden
dürfte es auch fernerhin wegen der grossen Schwierigkeit der
Anschaffung aller Kirchenbücher seinen Zweck, wie es auch
jetzt geschieht, erfüllt haben, aus diesen ist uns aber so viel
wie nichts aus der ältesten Zeit zugekommen. Unser Antholo
gion steht bis jetzt einzig und allein da, und da es nach
Dobrovsky und Miklosich ins 12.—13. Jahrhundert zu ver
legen ist, gewinnt es an besonderem Interesse. Aus der
späteren Zeit, etwa aus dem 15.—16. Jahrhundert finden sich
drei serbisch-slovenische handschriftliche Anthologien in der
Wiener Hofbibliothek (Cod. slav. 30. 83. 95). Ein dem In
halte nach mit dem Anthologion sehr verwandtes Buch ist das
Trephologion. Der Unterschied besteht nur darin, dass im
Trephologion die Partien aus dem Octoechus und die Eua-p/ekia
ecüQtva fehlen. Vgl. übrigens die gedruckten griechischen Antho
logien mit den gedruckten kirchenslavischen Trephologien, und
die Definition des Sreznevskij in c.niii. pycc. na.ieorp. 189: ,Tpe«i>o-
AorieMi. hah aH4>0A0rieM , B, übIitocaobomi. .... Ha3HBaeTCH cöop-
hhkb uoc-th/VBanin Ha ocooemio BaatHHe iipa:i/i,imKir, BHopaHm.ixn
H3t M'tciiHHMXT, MHHefi 1 . Aber auch diese sind weder zahlreich,
noch reichen sie in die ältere Zeit als unser Anthologion. Ich
kenne im ganzen nur drei Trephologien, welche aber kaum
älter sind als der Codex Hankensteinianus, vielmehr in die-
Sitzungsber. d. pliil.-liist. CI. CX. Bd. II. Hft. 40
618
Sraal Stockij.
selbe Zeit fallen und zwar: a) Zograph. Trephologion aus dem
12.—13. Jahrhundert. Vgl. Srez. ,/lpeis. c.iaE. naii. iocob. nnc.
120; b) ein Trephologion bis 1175 in Mosk. typogr. Bibi. Vgl.
Srez. c.iais. pycc. na.ieorp. 155, wo er 156 hinzufügt: no
no^epKy, 9Ty pyKonnct CKophe mojkho ottocte ime> XI. Bhicy'; c) ein
Trephologion der Synodal-Bibliothek aus dem Jahre 1260. Vgl.
Srez. ib. 189. Mit Bezug auf den gemeinschaftlichen Inhalt
könnten sie mit unserem Denkmal mit Vortheil verglichen
werden.
Nicht ohne Interesse ist es zu erfahren, in welchem Ver
hältnisse bezüglich des Inhaltes im engeren Sinne unser Denk- •
mal zu anderen slavischen Handschriften und zu den ge
druckten griechischen Kirchenbüchern steht, um so mehr, da
dies auch bei der Bestimmung der Abfassungszeit desselben
ins Gewicht fällt. Die gedruckten slavischen Kirchenbücher
stimmen meist mit den gedruckten griechischen überein, und
werden deshalb nicht berücksichtigt. Da nun mit Rücksicht
auf den Inhalt des Grundtextes unser Codex in drei besondere
Theile zerfällt, deren A. den Octoechus, B. Episteln und
Evangelien und C. ’Ay.o7,ou0!a? aviovu^ou? enthält, so wird auch
die Untersuchung dementsprechend angestellt werden.
A.
Dem Octoechus gehört der Inhalt des Haupt- und Rand
textes der ersten 154 Blätter, dann die kon^HH ßTvCKpkcHHH
p. 238 b —240 a und der Inhalt der zwei ersten nicht numme-
rirten Blätter. Zur Vergleichung habe ich folgende slavische
Handschriften herangezogen: ci) Cod. slav. 46 der Wiener Hof
bibliothek. Derselbe wird gewöhnlich ins 14. Jahrhundert ver
setzt und enthält einen Octoechus serb.-slov. Farn. Abkürz.
Serb. b) Oktohxi. CTpyMHHititifi herausgegeben von Amplii-
lochius. Abkürz. Strum. c) Bugarskoslovenski oktoich aus der
Sammlung des Mihanovid nach Jagid. Starine X. 127 sqq. Ab
kürz. Mih. Wiewohl im griechischen Anthologion der Octoechus
in demselben Umfang vertreten ist wie in unserem Codex, so
habe ich vorgezogen diesen seinen Theil mit Ih.pr/.Ar^r/.r, yj-coi
’Oy.-niv^oc rj [reyd/.v; Evethjaiv 1857 zu vergleichen, weil die Aus
wahl des Gottesdienstes an Wochentagen im griech. Antho
logion etwas verschieden getroffen ist.
Ueber den Inhalt dos Codex Hankensteinianus.
619
Grundtext.
1. KaHOHiv ii’kCKp’kcb.N'krrtac'k a. irkcnk L epMOCk mit
drei Trop. = Gr. Serb. Mih. HN'k epMOC’k: ^pncrork pajKaißT =
Gr. Serb. dagegen: aoifTHE paßOTH cf. Mih. Die Trop. = Gr.
Serb. (Mih. stimmt im zweiten Canon überhaupt nicht überein.)
n'kcHk i 5 . ip/i\ork und HH'k ipatoc'k und iikcNk ji,. ipawk mit
den Trop. = Gr. Serb. (Mih.) HN'k ip/UOC'k des vierten Liedes
hat vier Trop. Kto ck KpackN k H3"k le^eMa — KpkCT'k ßoy-
AO\'L|JHHA\'k Kaaro/Wk — Mkojk« ptue rpkTHH A*nk — 6ßJKHH-k
A'kar'k AptßkNHH. Gr. und Serb. nur drei Trop.; im Gr. fehlt
das dritte, im Serb. das zweite Trop. H'kcnk i. HpatOCk und
HH'k lep/woc'k und n’kcHk s. Hpawck mit den Trop. — Gr. Serb.
(Mih.) Es fehlt dann die Angabe des HH'k Hp/UCC'k des sechsten
Liedes entsprechend Gr. Stc/Gy/.vwv ’lwväv — Serb. OlfTpOßa
iiu'Hki. Die Trop. = Gr. Serb. n’kcHk ä. HpMOCk mit drei
Trop. = Gr. Serb. (Serb. bietet um ein Trop. mehr.) HH'k
ipawk bietet vier Trop.: /^p-kßAE o\ko npoßAAT'k B'kicT’k —
J\a naamoTk ca aio/^Hie jßii^oßkCTHH — Tponnn le^HHOsa-
naakH'k — /Vkßara ?K£ h a\ath. Im Gr. linden sich nur die
zwei ersten, im Serb. diese und das vierte Trop. niiCHk h.
Hp/UOC'k und die zwei ersten Trop. = Gr. das dritte: Pa,A,oyH CA
np'kcToat bojkhh kommt Gr. als das zweite Trop. des Can.
Oso'6/.ou vor. Serb. hat vier Trop., darunter auch diese. lepMOCk
HH'k bietet vier Trop. — Das vierte: HHkrcakCK'kiMH ^ßaaocaoß-
aLühk findet sich weder Gr. noch Serb. n’kcHk &. tp/MOCk und
die zwei ersten Trop. = Gr. das dritte Hc KCpfNf AaBHAOßa
ist das erste vom Can. 0sot. Serb. bietet nur zwei Trop. (=
1. und 3. des Hank.) HH'k ipatcc'k mit drei Trop. = Gr. Serb.
2. Eli. HfA’kAIC B'kCßp kckH'k KAHCHHv ßS3AVkl AVHHJfa.
rnac'k 6. n'kcHk a. lepatcrk mit drei Trop. = Gr. Serb. 1 HH'k
HpA\OCk 2 und die zwei ersten Trop. = Gr. das dritte: llponyye
cßß<?3’k ßpara findet sich Gr. im Can. if { q Osot. n'kcHk p. ipa\oc’k
mit drei Trop. = Gr. Serb. HH'k tepavcck mit den zwei
ersten Trop. = Gr. das dritte: H Hfß'kcTOV" H3ßpaN«Af KoroßH
1 Im Serb. stellt dieser Canon an zweiter Stelle; der erste Canon des
Serb. stimmt aber nicht mit unserem zweiten überein. Der zweite Canon
hat im Gr. mit Ausnahme des siebenten Liedes nur je zwei Trop. Mih.
und Strum. lückenhaft.
2 hhtv HßAioch ist mit Ausnahme des siebenten Liedes ganz ausgeschrieben.
40*
620
Smal Stockij.
findet sich nirgends. n'kcNk Ä- lepMOCk mit seinen drei Trop.
= Gr. Serb. (Serb. ein Trop. mehr.) hh'K lepMOrk und die
zwei ersten Trop. = Gr. das dritte: 3aKOHknaro lecTkCTBA
findet sich Gr. im Can. xijc Öeox. irkcnk s. ißpMOC'k mit drei Trop.
= Gr. Serb. hh’K lepMOCk und die zwei ersten Trop. = Gr. das
dritte: /Khthw h na’kTH moibh CK’kr findet sich Gr. im Can.
vr& 0SCT. n’kcNk s. ipMOC’k mit drei Trop. = Serb. Im Gr. findet
sich an Stelle des dritten Trop.: ErkpHaro KHA3A Hdinero
ovTKkp^H ein anderes Trop. NH’k ipMOC’k und die zwei ersten
Trop. = Gr. das dritte: IIpH3 - kiKai€<U'k ta kch findet sich im
Gr. im Can. 1% 6eox. n’kcNk 3. ipMOC’k mit drei Trop. = Serb.
Im Gr. steht an Stelle des dritten Trop.: G/ijHNkCTBO Tpn-
cOKkCTKkHa ein anderes Trop. HN'k ipMOC’k mit drei Trop. =
Gr. Das vierte Trop. GBBkpHkH’k hike ne nponOB’kyV'ia findet
sich im Can. xi)<; 0sox. rrkcHk fi. ipMOC’k mit drei Trop. — Gr.
Serb. iHTi ipMOC’k und die zwei ersten Trop. = Gr. das dritte
Trop.: iIpiicTAHHL|je ta HHCTata findet sich Gr. nirgends.
ri’kcHk ft. ipMOC’k mit drei Trop. = Serb. Im Gr. steht an
Stelle des dritten Trop. PoiKUJHia upHCMO^’kiAO ein anderes.
HH’k ipMOC’k: BkCf I6CH ikeaaniik-. und das dritte Trop. Bwct H3Tv-
ßoana’k I6CH ßaa/YkiKO finden sich Gr. im Can. xrjs Öeox. die zwei
ersten Trop. Topk Ha HEBeckH’ki^’k — ITIko wt ^aanhh HCY’kiTHA’k
i€CH finden sich Gr. nirgends.
;j. 1! ’k H 6 ,A, ’k A K> K a H 0 H ’k B’k C Kp ’k C k H Tk raaC’k P. 11’kcHk
(a.) ipMOC’k mit drei Trop. = Gr. Serb. 1 Mih. in’k ipMOC'k 2 : Gov'inov’
raoYEopo^HTEakHOY mit drei Trop. Il^aaia HkpB03k,a,aHaro \;pH-
CTE — G'kHIka’k l€CH B’k a/l,'k YP hct{ — A^ 150 K«TOpOAHU,f
hhcta Moati ca findet sich nirgends. rrkcHk P. IpMOC’k mit drei
Trop. = Gr. Serb. Mih. in’k ipMOC’k: OYTBkpJKiHHie Ha ta Ha-
A'kiOL|JHM’k ca und die drei Trop. T’ki wTna,a,EHHie Ap’ksa
pa/^ii — TtvI ci'pacTkio cboicio — likcHrdB’kuiaro wt 0TkU,a
finden sich nirgends. n’kcNk ji,. ipMOC’k mit drei Trop. = Gr.
Serb.Mih. iirk ipMOC'k: noitp’kiaa i€CTk NEßEca und die drei Trop.
Gsaa leftHorikCKara oyBOraTk ca — HcTOHHa'k iecH cboibio cTpa-
cthio — fi’kM'kcTHAA i€CH nahe caoiia finden sich nirgends.
n’kcNk e. ipMOC’k mit drei Trop. = Gr. Serb. Mih. iH’h ipMOC’k:
1 Serb. steht dieser Canon an zweiter Stelle.
2 urh ipAiociv ist überall ganz ausgeschrieben. Im zweiten Canon gehen alle
Texte: Gr. Hank. Serb. (Mili.?) auseinander.
Ueber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
621
iüko KH^'k ncaiira und die drei Trop. Mkoke npHKf^fnti E'kicT’k
pacriATH — Etvckplcc wt rposa — CpaKOHEHCKOYCNara A'kßo
finden sich nirgends. n'kcNk ä. ipMOC'k mit drei Trop. = Gr. Serb.
Mih. HH"k ipMOC'k: KTv3nH K tebe und die drei Trop. lloMANYß'k
iptApE KpkCTa — Eojke i|iE,\p'kin h cTvBkAaß'kiH — HncTaia
A'kßO H/KE ßaa/i,'kiKOY finden sich nirgends. n'kcHk 3. ipMOC'k
mit drei Trop. = Serb.' Mih. Im Gr. findet sich an Stelle
des dritten Trop. l'rk ov'Tpoirk p/kKHMkCT'hn ein anderes Trop.
HHT\ ipMOC'k: tebe ß'k iiel|jh opouikuiaro und die drei Trop.
Tsge Hack paAH iVEHHi|iaB'kuiaro — Tebe ß'k /MkpTB’kiHY'k
CBOEOAkHa — Tebe ß'k CBAT’kiHY'k cßATaro finden sich nir
gends. rrkcNk rt. ipa\OC'k: he nocToraNE mit drei Trop. PacnkH'kiH
HEBECa I3K0 H KOIKIO — l IkTO BH,A,'kß'k OyBC pa3E0HNH l lE — Oy
rpoBa CTorai|JH math rocno/i,kHA findet sich nur Mih. iN'k
ipMOC'k mit drei Trop. = Gr. Serb. 2 n'kciik p. ipMOC'k mit drei
Trop. = Serb. (I Can.) Mih. An Stelle des dritten Trop.
Gß'kTOKH npiiii/V\kii,a hbh ca steht Gr. ein anderes Trop. iN'k
ipMOC’k: B'k 3aKOiikH’k/Uk cT'kHH (Mih.) und die drei Trop.
Tpi>Y>KaieilJH CA YPHCT£ — npiIHHKHOYß'ßUlH ß'k rpOBOY —
liEL|JHCakHO ro>KHKSIO aiogobhio finden sich nirgends.
4. KaüOH'k B'k HE^djaio ETvCKp-kckirk raac'k A- n-kcHk
a. ipMOC'k und iH'k ipMOC'k, n’kcHk fl. ipaaork und m'k ipMOC'k mit
je drei Trop. = Gr. Serb. Mih.rrkcNk A- ipMOC'k mit drei Trop.
= Serb. Mih. Im Gr. steht an Stelle des zweiten Trop. Oy _
a\kpi|iBEHc*Y C/MEpTk wcTaBAk ein anderes Trop. HN’k ipMOC'k mit
drei Trop. = Gr. Serb n'kcNk E. ipMOC'k und nn'k ipMOC'k ebenso
n'kcHk s., n'kcHk ä. und irkcNk A. mit je drei Trop. = Gr.
Serb. Mih. (n’kcHk fl.) IH'k ipMOC’k mit drei Trop. = Gr. Das
dritte Trop. Oy<v\a nkpßaro bhhoy findet sich Serb. nicht.
rrkcHk &. IpMOC'k mit drei Trop. = Gr. Das dritte Trop. 0 ; \,HMk-
ctbo BOJKkCTBkHaro C0Yi|JkCTBa findet sich Serb. nicht, m'k
ipMOC’k : I3KO AOYWfEkH'k c ^ re * Trop. B'k3HECk CA ypHCTE Ha
1 Im Serb. steht dieser eipp-oc ausnahmsweise an erster Stelle und hat
vier Trop.
2 Serb. auch an zweiter Stelle. In Hank, hat also 6 Etpp.0; mit aXXos hier
den Platz gewechselt.
3 Mih. stimmt nur im ersten Canon mit Gr. Hank, und Serb. überein-,
im zweiten Canon weicht er von ihnen ab. Vom achten Liede ange
fangen ist er lückenhaft.
622
Smal Stockij.
AP'kKC — MypOHOcuna 3aoyTpa Ha rpoß-l; — Tokok» r A,’kno
KoropCAHne HHCTara linden sich nirgends (Serb. — Gr.).
5. Btv HtA'kaw kahoh r K ß'k c k p 'k ckn’k raac'K e. cf.
Textproben.
6. B-k HfA'kaw npaKHaoKis.cKp’kckHO raac'k ä. irkcnk
Ü. ip/WCCTv mit drei Trop. = Gr. Serb. Mih. Strum. iH'k ipMOC'k: 1
[IoMCL(JkNHK'k h noKpOKHTfak und die drei Trop. B^uik^t. Ha
KpkCTTv — B'kCßpkC'k I13'k AAkpTß'kiyk — B'k3 A'kAaß’klllH
iiiiipio KtcaAfpTHia finden sieb nirgends. n’kcHk f. ipaioc'k mit
drei Trop. = Gr. Serb. Mih. Strum. HH’k ipAAOC'k: OyTßkpAH
rocnoAH Ha KaauHH mit drei Trop. Hctomha'k icch BAa^’kiKO
H3A pfBpTv — OyAAkpTBHA'k !6CH ßAa/l/klKO Np03AEAa H-CH
Kaa^’KiHHue findet sich nirgends, rrkcnk /(. (paiork und die
zwei ersten Trop. = Gr. Serb. Mih. Strum. (Str. hat nur
zwei Trop.) das dritte: H3 rpoca ,\kiikck Hanvk R'kCTaa’k iecTk
findet sich nur Mih. (Serb. = Gr.) hh'k ipa\ec - k: yoca'kiiuaß'k jkj
npopCK'k mit drei Trop. H3KA'kKA’k iecu na,\'kmar<!— B'kSAßHrn'k
icch naA'kuieie lecTkCTBO — KIko oyTpkHAia E ’ K JKHTHHCT'kn
HOL|iH findet sich nirgends, ii kciik t. ipAAOC’k mit drei Trop. =
Gr. Serb. Mih. Strum. HH’k ipAAOC’k: Or’k hol|JH oi"Tpkmoioi|ie
mit drei Trop. Na KpkCT’k poyn’k ckoh pacnpocTkpa’k iecu —
aAkCK klHX"k HOCTHrA’k I6CH ypANHA'k — >Kk3A'k Hß'kT’k
hocal|iii rocnoAa findet sich nirgends. n r kcHk 5. ipaiork mit
drei Trop. = Gr. Serb. Mih. Strum. HH'k ipaiOCk: B’k3Ka\"k
ßckatk ckp ( \kii.k,v\k mit drei Trop. lloKp’kia'k iecu KpOß’kAAk
KpHAOy — NcT’kLjlHA'k 16CH a ,1,0110 HAVllHHIG — K’kiyOAVk
(VVkpTßH findet sich nirgends. rrkcHk 5. ip-vioc'k mit drei Trop.
= Gr. Serb. Mih. Strum. HH r k ipaiork: G'krp'küJii^’kavk h i:f3a
KOHkHOßayoark mit drei Trop. NpocTkpe ca oyßo «ko bhho-
rpa^’K — Noaojkh ca oyßo ß’k rpoß'k — Hc^kanaa igch Ht-
Aoyroßaß'kujeie findet sich nirgends. n’kcHk (i. ipaiock und die
zwei ersten Trop. = Gr. Serb. Mih. Strum. (Strum. hat im
Ganzen nur zwei Trop.) das dritte Trop. iGCTkCTßO
TpoiiLi,H findet sich nirgends. Das vierte Trop. O'r'k CB’kTa
cß'kT'kAaßkna caoßtce = Gr. Serb. IH’k ipatork: drcJKe koh
HtßfCkHHH caaßATk mit drei Trop. Na KpkCT'k rß03A'Ki npn-
1 Im zweiten Canon gehen alle Texte: Hank. Strum. Serb. Gr. (1857)
(Mih.?) auseinander, ihti ipM«c-h ist überall vollständig ausgeschrieben.
Ueber den Inhalt des Codex Hankeasteinianus.
623
rnaJK,J, Ji€ ' u ' K — fi'kCKpkC'k 113 rpoua TpH4,kH£BkH'k — Hjkc
tokoio iipiimu,\kiii rocnc^k rindet sich nirgends. n'kcHk £.
ip/woc’k und die zwei ersten Trop. = Gr. Serb. Mih. Strum.
Das dritte: Gera WTkna coHauaaHa kommt nur Gr. vor. HH'k
ipMOCk: GfckiUtiiknc 3anaTHie mit drei Trop. Lin p,A ta paciiH
HUH-,A\d — B’kCKpkC6 Tpll^kH'kßkH'k — Il'k'I H TdHHkCTBO ,4,0-
CTOHHO findet sich nirgends.
7. KaHOH'k ß-k HfA’fcaio B'kCKp-fcckH’k raae'k ä. 1 irkcNk
a. ipaiock mit drei Trop. = Gr. Serb. HH'k ipMOCk 2 und die zwei
ersten Trop. = Gr. Serb. Das dritte fa^oyii ca ,ykßo math
BOiKiira findet sich nirgends. rrkcHk i\ ipaiock mit drei Trop. =
Gr. Serb. HH'k ipMock: G'k ß-kirnc ennoy oyuEHHKOM'k ypHCTE
(= Serb.) mit vier Trop. llaaiHAHCie oyracHA'k iecH opoynmie
rocno/i,H — Kp-knorrk cbokj noßa3aa k iecn (= Serb.) — Hjke
ABOio lecTkCTßoy — Ta OKAAKk HHCTaid (= Serb.) findet sich Gr.
nicht. (Serb. und Gr. haben nur je drei Trop.) n'kcHk ipn\OC’k
mit drei Trop. = Gr. Serb. HH'k ipAAOC'k und das erste Trop. =
Gr. Serb. Die zwei anderen: flßpa/MkCKarc nopaBOipfHaro —
O’P’k np'kckHkH'kiia kommen Serb. vor. n'kcHk t. ipAAOC'k mit
drei Trop. = Gr. Serb. HH'k ipAAOC’k: 3 G'rpax'a pa/yi TEOiero
mit drei Trop. SleueckHaaro jkhbota K'kcn WTna/ykiJLif — Or-k-
na/ykuiarc pa/yi a^aam — Teee ca aioahatk hhctaia Baa^’ki-
*ihh,£ findet sich nirgends. n’kcHk s. ipAAOC’k 1 und die zwei
letzten Trop. = Gr. Serb. Das erste IlpOAaHOie . . . AP'fcßAE
kommt Serb. vor. HH'k ip/MOCk: B’k3HH)f'k rocnOAH ß-k cKpkßk a\ok>
mit drei Trop. H'k'rpACE bceio pacrnuikiii ca — G'kavEpTk pa-
3opn ca — Hp-kuHcrara BAa,<ykiHHu,£ oynosaHHie = Serb. irkcnk
3. ip/UOCk mit drei Trop. = Gr. (Serb. ist 6 und das zweite
Trop. verschieden.) HH’k ipAAOC'k und das erste Trop. = Gr.
Die drei anderen Trop.: B'kCßpkC'k H3'k AAkpTE'kniyk — Ne-
pa3A'kakHO ibctbctbo — Hp'kiKE coankna CB'kTHAkHHKd finden
sich nirgends (Serb. und Gr. haben nur je drei Trop.) n’kcHk rt.
ipAAOC'k = Gr. Serb. das erste Trop.: Goy,yhAAk 3£AAkH'klHyk
= Serb. ; das zweite: llaK'ki H'ki avt teaa na HCTkA'kHHie =
1 Mih. Strum. lückenhaft.
2 . Ueberall vollständig ausgeschrieben.
3 Im Serb. ist der a\Xo( 6 etpij.os des fünften, siebenten, achten und neunten
Liedes und seine Trop. verschieden vom Hank, und Gr.
4 Im sechsten Liede hat im Serb. ipAWCb. mit mrh die Plätze gewechselt.
624
Sm al St o ckij.
Serb. Mih. das dritte: TßOie mkcthhcic = Gr. Serb. Mib.
HHTk ipAVOC'k: Btv he riimov' eoyiyaro ßora mit vier Trop. II o-
CTpa^a raßo AVkpTßkitk lIoAOJKHA’k icch aoywio — Ne
ck AVOYljlEHkHO ß’k Tpky’k C’kCTAB'k\*’k— ^,’kßO pa^OVH CAHHCTAH
— findet sieb nirgends. (Gr. und Serb. nur drei Trop.). irkcHk
ft. ipAVOC’k: Pa^oyn ca HEß'kcTO mit drei Trop. HpkCTTv/Hk cnace
H3AHM — GTvAVEpTk nOCTpA^A BOAEIO Ta lipHCTaHHL|lf
'111^016 3HAi6ACk findet sieb nirgends. HH’k ipAVOC'k und das erste,
dritte und vierte Trop. = Gr. Das zweite Trop. Mrpa AVkp-
Tß'kiHAVk H JKHBOYAVOY n kiiHie findet sich nirgends
8. li-k HtA’kaiO B'kCKp’kCkH’k KAHOH'k ßAAC’k ti. n’kCHk
ä. ipAVOC’k mit drei Trop. = Gr. Serb. Mih. HH’k IpAVOC'k 1 mit
drei Trop. = Gr. Serb. n'kcHk f. ipAVOC'k mit drei Trop. == Gr.
Serb. Mih. (HH’k) ipAVOC'k 2 mit drei Trop. = Gr. n'kcHk Ji,.
ipAVOC'k mit drei Trop. = Gr. Serb. Mib. hh'K ipAVOC’k: Hc
nA’kTH tbo. mit drei Trop. IlorpEKEHHieAVk cßOHAVk — HA'kTH
TßOieia CTpacTHio — 0'i"k hhcttvIH Kp'kßt TßOH-ia findet sieb
nirgends. (Serb. = Gr.) n'kcHk e. ipAVOC'k mit drei Trop. =
Gr. Serb. Mih. Strum. 3 HH’k ipAVOC'k: 4 TßOHAVk cß'kTOAVk mit
drei Trop. TßOHAVk KpkCT'kAVk ß'k3HEC'k AVOH por'k — E'k
rpOß’k HOB'k T'kl HOAOJKEH'k ^pHCTE — MATH ßOIKHIA ßicpOlO TA
KAAmAipAia findet sieb Stimm. (Serb. = Gr.) n'kcHk 5. ipAVOC'k
mit drei Trop. = Gr. Serb. Mib. Stimm. HH’k ipAVOC'k mit drei
Trop. = Gr. Serb. Stimm. n'kcHk 5. ipAVOC'k mit drei Trop. =
Gr. Serb. Mih. Stimm. HH'k ipAVOC'k: ykTH igßp'k. mit drei Trop.
FE03AHH OYAVkpTßHB’k CH T’kAO - E’k l'pOßdi 3ATH0pilß'k CB0I6
T-tlA’k — TpH OYKO BHAAL|H c'kCTAß’ki findet sich nirgends.
(Stimm. = Gr.; Serb. 6 dpp.. und das zweite Trop. = Gr. im
übrigen weicht Serb. von Gr. und Hank, ab.) n'kcHk ii. ipAVOC’k
mit drei Trop. = Gr. Serb. Mih. Stimm. HH’k ipAVOC’k: t\\y-
CHK’kiHCK'kiAVk wpraHOAV’k mit drei Trop. G'k PA3K0HHHK0AVA
H(npAßk,A,kH'klHAVA — MßO HAOB'fcß'k ß’k rpOK'fe IIOAO/KIIIUA —
1 Mih. weicht im zweiten Canon vom Gr. ab.
2 Serb. Tri ech o\,*trpk^a«hhi6 mit drei Tröp. weicht vom Gr. und Hank, ab
und stimmt mit dem griech. handschriftlichen Anth. überein.
3 Mit dem fünften Liede beginnt Strum., in welchem die beiden Canone
umgestellt sind.
4 hh'K ipiwocTv des fünften, achten und neunten Liedes ist vollständig aus
geschrieben.
lieber den Inhalt des Codex Hankenstcinianns.
625
EoropoAHU 1 «' ta bcii noieMTv findet sich nirgends. (Serb. =
Strnm. = Gr.) rrkcHk fi. ipa\0C'k xnit drei Trop. = Gr. (Serb.
= Strum. bis auf das dritte Trop.) iiiriv ipawk: Tebe KpaKoy
HEHCKoyckHOYio mit drei Trop. Ta B'kCKp'kcHß'kiiiaaro a^aiwa —
Teke pacnATaaro rccno^a — Teke HEßH^H/uaro ßora findet
sich Serb. Strum.
9. ITk noHEyV'kakHHK’k anrEacMTv a. raacTv entspricht
dem Kavwv twv ’AcwpaTiov rrj Seuiepa xpwi. yj/oc a'. Das erste und
dritte Lied mit je drei Trop. = Gr. Serb. 1 Das vierte Lied mit
drei Trop. = Gr. Serb. (Gr. hat vier Trop., das dritte des
Gr. fehlt Hank.) Das fünfte und sechste Lied mit je drei Trop.
= Gr. Serb. Das siebente Lied mit drei Trop. = Gr. den
drei ersten Trop. (Serb. enthält die zwei ersten Trop., das
dritte Trop. des Serb. = dem vierten Trop. Gr.): das achte
und neunte Lied mit je vier Trop. = Gr. (Im Serb. fehlt im
achten Liede das zweite und im neunten das dritte Trop.).
10. Rtv k ’k t o p h li K ’k n p r k ,\’kT E l i H mark k 2 entspricht dem
Kavwv toü npoSpop.ou ip Tpitp xpw:. rf/oq ß'. irkcn k a. ipa\ock: rpA
^iiTE. — Gr. ’Ev ßuOw '/.aTscTpwai xoxe. Die vier Trop. = Gr.
Das dritte bis neunte Lied mit je vier Trop. = Gr. mit dem
Unterschiede, dass im Gr. das vierte, fünfte, achte, neunte Lied
je fünf Trop. hat. Es fehlen im Hank, die dem Gr. vierten
Trop. des vierten, achten, neunten und das dem dritten Trop.
des fünften Liedes entsprechende Trop.
f
11. R'k cp'k^OY ßor«>po,a,nu,h raae’k r. Der hier vor
kommende Canon findet sich in üapay.X. von 1857 nicht, er
steht aber an rechter Stelle in üxpay.X. von 1837 und ist ganz
dem dortigen Canon Qsoxoy.ou rj ts-dprp xpwt. ri/oq '('■ gleich.
Eine Abweichung besteht nur darin, dass der elpp.6; des ersten
Liedes: Hjke ßC/Vki AP fß/U ira Grr. der elppv&q vom Canon ctcrj-
pwctpo? und das erste Trop. IIpiickiikHOYio ropoy im Gr. stpixos
des Canon ~r,q Gsoxoy.ou ist. Im gedruckten kirchenslavischen
Octoechus findet sich dieser Canon Donnerstag Ha naßEHEpNHitH.
Serb. bietet einen anderen Canon Osotöhou.
1 Serb. bietet ausserdem in jedem Liede je ein Trop. noK. und je ein
A\y*H. Mih. hat nur iiokaanenk kahohk.
2 Mih. bietet nur den xocvwv xaxavuxxixo;. Serb. weicht vom Hank, und
Gr. ganz ab, wiewohl er auch einen Canon npwAKTtMH bietet.
626
Smal Stoekij.
12. G'k HfTISip'KK'K ariCCTOAO/M’k I’AdC'k ,1,. 1 n'kCNk
Ip/WCC’k: CT'kßkpS’k mit vier Trop. (>T”kßkp3H OyCTkH'k AVH
Na w,4,pk ckACJKAL|ja rp’kYOKkH’k/Mk — IlpocßkTH avoaic th
CA WA\pAMkHOI6 AMI C£pAkll,£ KpACN’klAMI llpllllAvkl.l NEEECk-
H'ki/Wk CHAAAVk. n'kcNk t\ ipavoc’k: TROß n-feßna; vier Trop.
Techami lije^potaami nsTps cbate — Hpima .\n OKAHkNara :\ov'iiie
— Hp'kriocTk ii nc\'Baaa aah iech — Ne npkAaiKk amns B’kccAVk
ECrcpCAHH,s. Hier fehlen zwei Blätter. Es findet sich nur der
Schluss des letzten Trop. des vierten Liedes . . . pOK» BT\ KpCß'k
TBOH, T'k/UkIKE II /VIA np'kHHCTAia HCII/kAH TBCIIAMI /UCAIITBAAMI
3A1}JHL|JAICI|!H. irfccHk t. ipAVOCk: 0\'A HKHUJa CA; v * er Tl’Op.
IflBHA’h iecn /VMipoBH ypHCTe — OycTpauikwaaro CA WT TEKE
CkBkT'k/Mk AkCTHBATC BpATA — GCTATkCTBO paCTOHH^'k —
OlfCKCpH H3EABHTH /VIA. n'kCNk S. IpAVCC'k: B'k3'kllHA’k; vier TlOp.
IlcA’k TB0I6 /MHACCEPAHie npHB’krHOYB'k — FIcami AoyH CTpa-
CTk/UH AMICTA/VMl — NsKABH AAA TBOHAM1 /MCAHTBA/UH KCTCrAACE
— PoJKklUHia IVTEMkCKCVIC 3/ipiC. IlHlCNk 5. Ip/MCC-k: GnaC'klH
wtnh ; vier Trop. GnacH <ma Baa^'kiBC (= Strum.) IIoa 1 ^ BpCB'k
TH l|JEApf npHE’kl'HOyB k — OpH3kpH AVHAOCTHIO Hd IIOr'klEdlCl|Jd
/WEHE — IISEdBII /MArOCnCJKE WT BC'ky'k 3TvA’k. ndiCHk Ü. ipAVCC’k:
H3EdBHT£Ak; vier Trop. H3EdBHTEAIC KOrCAf IIC/MCAH CA CBATE
(= Strum.) H3EdßH AVA JfpHCTE ß'knkN'klHia AVOyK'kl — ß’k3-
ABHTHH AVA A\CAK> CKdHkHdrC Ne IIOAAAHH CBATE AAOH)fk
rp’k\"k. n'kcHkft. ip/ivcck: eyra oysc he.; vier Trop. NpccTkpH
AiHACCEpA* — NpccB’kTii N£AcyroyiCL|iaia — NcAaiKE a\h moaio
TA npECAdBHE ( = Strum.) Gß-kT-k/Mk MA W3dpH CBCH/Mk
np'kn’bTaia.
13. fi'k iiATOKk iipaBHAO Kpkc. raac’k t. stimmt überein
mit dem zavuiv GTaopiiaijAos vfi icapaoxsuij xptoi. rp/op ~'k. a'. mit dem
Unterschiede, dass die Trop. p.apTJpiy.ä im Hank, sich nicht
1 Dieser Canon ist eigentlich dem heiligen Petrus, während im Gr. ein Canon
dem heiligen Nico laus sich findet. Auch Serb. stimmt mit Hank, nicht
überein, indem er einen Canon dnocTOAOMiv HHKOA.no bietet. (Zusammen
setzung: zwei Trop. anocTOAOAVk, ein Trop. dem Nicolaus, ein ah* 1 :., ein
0Eoidztov.) Mih. weicht vom Gr. ab. In dem nur fragmentarisch erhaltenen
entsprechenden Canon des Strum. habe ich nur je ein Trop. im siebenten,
achten und neunten Liede = Hank, gefunden. Im Strum. hat dieser
Canon auch vier Trop. und zwar das erste den Aposteln, das zweite
dem Peter, das dritte paprupiy.o'i und das vierte Oeoroxiov.
Ueber den Inlialt des Codex Ilankensteinianus.
627
finden. Serb. und Mih. stimmen in dieser Beziehung mit Gr.
überein. Strum. hingegen, in dem der Schluss des achten Liedes
und das ganze neunte Lied fehlen, bietet ausser unseren Trop. in
jedem Liede noch je ein Trop. ty)? Osotoxou und je ein \>.apxupowv.
Derselbe weicht vom Hank, ausserdem in der Angabe des
etpp.äc des sechsten (Hank. ma essabha — Strum. kab-
Hio*i|!£i! ca.) und des achten (Hank. Ot'k stbi^a np'hjKe ßdcKTv
— Strum. teee kcca’IvT.) Liedes, und im Oeotäniov des vierten
(Hank. Cr^a luryk Ha KpBCT'k jfpHCTa — Strum. Ta xs.3a-b
HcaHia ii/ueHOßaß'K), sechsten (Hank. Kcrirne Tßoie CEpABiis
npoHAE — Strum. FiHNAi cnacEHHia) und des siebenten (Hank.
Ilo pojßKCTß'k np’kMucra biko^ke iip’k?KE pocTßa — Strum. Math
BCSU'kcapio) Liedes ab. Im Hank, ist der slpp.o? überall voll
ständig ausgeschrieben.
14. Ivb coy-EOToy npaßnao 3a aa b p t e "B i ra, raacTB S.
stimmt ganz mit dem y.avwv dq xctp,r ( 0ev“«s tw aaßßaxw xpwt. vj-/oc
icX. ß'. überein. Ein y.avwv de, xäv-caq tou; ä-p'out; kommt im Hank,
gar nicht vor. Serb. bietet einen Canon npopoKO/WB h 3a
iiokoh; Mih. einen Canon npopOKC/HB ii a\ov' , iBHHKO/U. Strum.
lückenhaft.
15. KoNAaiUi ß'Bckp*kcBHhh. Es sind acht y.ovxcbua
entsprechend den acht vj/ot; dieselben stimmen mit Gr. Mih.
Strum. überein. Eine Ausnahme macht KOHAaK’B raaCTB 3.
nc>A- Ha rop'li: Ot'b aaC’BH'bi^'b ßpaT'B, den ich nirgends finden
konnte. Serb. weicht vom Gr. und Hank, ganz ab.
Aus dieser Vergleichung ergibt sich folgendes Resultat:
1. Während die gedruckten griechischen und slavischen
Parakletici oder Octoechi, so die Ausgaben 1523, 1764, 1837.
1857 (Venedig); 1700, 1836 (Lemberg) an Sonntagen je drei
Canone und zwar: y.avwv ävacTacigoc, aTaupoavacracrip.o? und einen
y.avwv x% (koToy.ou enthalten 1 , bieten die slavischen Hand
schriften nur die zwei ersten. Dabei sei erwähnt, dass nicht
selten alle Texte in einem Canon, und zwar gewöhnlich im
zweiten, auseinander gehen. Aus den einzelnen Fällen er
sieht man aber doch eine nähere Verwandtschaft der slavischen
Texte zu einander. Von Bedeutung ist auch die Zusammen
setzung des zweiten Canon toni II im Hank.
1 Ebenso das griecli. handschriftliche Anthologium.
628
Sinai Stockij.
2. Im Hank, finden sieh weder die xadiajxaza nach dem
dritten Liede, wie dies im Strum. und Mih., noch das y.ovTay.iov
und 0I-/.0? nach dem sechsten Liede, wie dies im Strum. Mih.
Serb. und Gr. der Fall ist. Die y.ovT&ua finden sich im Hank,
ganz abgesondert, die y.a0!c|j.ocra im Randtext, die oiy.ot aber
nirgends.
3. ' Während in gedruckten griechischen und slavischen
Octoechi an Wochentagen zwei Canone Vorkommen, finden wir
in slavischen Handschriften nur je einen. Von besonderem
Interesse ist die Zusammensetzung dieser Canone in verschie
denen slavischen Handschriften. Der Hank, hat unbestritten
die kürzeste Fassung, abgesehen davon, dass mit Ausnahme
des Serb., der in dieser Beziehung mit Hank, übereinstimmt,
in Strum. und Mih. sowie in gedruckten Parakletici in jedem
der acht für alle Wochentage der Gottesdienst sich findet.
Hank, entspricht in dieser Beziehung den Anforderungen eines
Anthologiums.
Randtext.
Der Randtext dieses Theiles unserer Handschrift ergänzt
den im Grundtexte enthaltenen Gottesdienst an Sonn- und
Wochentagen. Er enthält cttl/yjp« et? tö y.upts sy.ey.pacra und äxomya.
(ei? t'ov eraeptvov) ; dvaßa0p.oi, up.vot iptaor/.oi und (ptOTaYtoyad, ya0ta|xaTa,
oTt/r ( pa et? to'u? aivou?, und an Wochentagen axocityjx töv atvwv (et?
t'ov cpOpov) und iJ.ay.aptcp.ci (ei? tyjv XetToup^tav). Im Allgemeinen sei
bemerkt, dass unter den Stichiren ei? to -/.upte sy.ey.pai?a und ei?
to'u? ottvou? im Hank, keine otc/. dcvaToXnwt und unter den craöaTtya
keine cor/. y.otTct dÄ®dßrjTov sich finden, wodurch Hank, alle an
deren slavischen Handschriften, wie: Mih., die dieselben voll
zählig enthält, Strum. und Serb., in denen bald alle, bald
einige davon Vorkommen, an kurzer Fassung übertrifft. Dies
gilt auch in Bezug auf die •/.a0iop.aTa und ]Jiay,apt(jjjtot, wie im be
sonderen gezeigt werden wird.
1. Ei? t'o vuipte s-zizpa?« tu caßßaTM eoxepa? kommen im
Hank, regelmässig je drei Stichiren vor, welche den oTtyvjpä
dvacTdctp.a des Gr. genau entsprechen; den Schluss bildet ein
OsoTÖy.tov 007p.aTiy.cv, welches im ersten und siebenten tonus im
Gr. sv tu |j.e7äXu sozeptvü, dagegen im zweiten dritten, fünften,
sechsten tonus ev tü jj.r/.p2) so-, als 0sot6xiov sich findet. Das
0sotoziov des vierten tonus findet sich Gr. als Gsot. von otwt.
lieber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
629
ev tw [j.c/.pw egx. uncl das des achten tonus: /WdTEpk KOJKkA
caora konnte ich Gr. nirgends finden, es steht aber im Serb.
an rechter Stelle.
Dieselbe Anzahl der Stichiren mit je einem 6eot6-/.iov bietet
Hank, auch an Wochentagen 1 und zwar entsprechen den
Stichiren tuv aaw|GTWV ty) zupia - /.?) ecttc. y)/oc a'. —
a) ß H£A r k/\K> reh. CTH^npd rAACk d. Davon sind die
zwei ersten = Gr. Serb.; die dritte: HEihpf'ikuKirkV cddß'k
npH^'RCTOALpE (Serb. 2 = Gr.) und das Osot. pd^,\*i ca ßoropo-
AHiJtE A'kßO finden sich nirgends. (Mih. Strum. lückenhaft.)
b) Den Stichiren tsu irpoopop.su — CTH^Hpd rddCK ß. —
welche alle: 3dpA npHATEK\'l|lHA IdßH CA CßATE ßpECTHTSAKJ —
GßWp'k ß riOiHOL|l£X"k T’kl 6CH — B\,'pA rp’k\'Wßk .... ßor.:
Ottv kck\/- 1 d J 'kßnsiCi cßdiT Auipcßn BivckÄ im Gr. sich nicht
finden. (Serb. Mih. Strum. lückenhaft.)
c) Den Stichiren vfiq Oeotöxo'j, ty) iphrj ec-, — cniynpd
rddc’k l\, welche: R’kdkW mhaoctb rocnojßE cß'kAY4 ,c —
üpiVCTpH /MHdOCEpy^kA AECHHUIO fOCIIOJKE — Hwijlk K\fßA im
Gr. sich nicht finden, ßor.: Ke ck/HEHE 3dHddd ecu = 6ect.
oktoot. alv. ty; TptTY]. p. 109. (Strum. Serb. lückenhaft. Mih. hat
crcr/. crcaupdxjtfjia.)
d) Den Stichiren dem heiligen Peter, an dessen Stelle
jetzt am Donnerstag der Gottesdienst für den heiligen Nico
laus vorgeschrieben ist, cTH\'npd rddc’k Ji,. HdpEMEirkii n,dpkCTßkio
AEpJKdRSN'k HcTWHHHßd TA RpAHkCTßy H3AP<M h ‘' ta
Cß'kTHdHHßd — ßor. 3 i'/HYM J£ TA ßorcpc :\,npE, die sich Gr. nir
gends finden. (Serb. Mih. Gr. enthalten den Gottesdienst für
den heiligen Nicolaus. Strum. lückenhaft.)
e) Den Stichiren T7j? OeotÖ'/.ou ty) TOiixrij eot:. r ( -/cp itX. d —
cruyiipa rddc’k e. von denen die zwei ersten Hd\ r kiii Oßp’k-
iWkHkHOYW AYIUIO /HOIO — Kdd’k llpHAIOT’klY'k Tp^^Tv — Gl’,
der ersten und dritten entsprechen, die dritte: UpHCTWA'k
Y'kpOßHA'tECß'k Gr. T'fj xpiTT) kaiz. p. 197 sich findet, und das
1 STtjpjpa zaTavuy.Tix« oder ircoodpoia finden sich Hank, und ebenso Strum.
Serb., welche auch nur drei Stichiren bieten, nicht. Nur selten weicht
Mih. davon ab.
2 Auf einem von einer anderen Hand stammenden Blatte des Serb. findet
sich diese Stichire.
3 Findet sich Serb. 10 b .
630
Smal Stockij.
0soT5-/.tov: Jlwp/k TßOio MHAOCTk — Gr. Samst. cbcoox. ah, p. 218
vorkommt. Im Strum. finden sich alle. (Serb. Mih. anders.)
f) Den Stichiren papxupDta xp 7ia.pa.c-/,. egt:. — ß hat. ßfM. Ü.,
von denen die zwei ersten: Eceto WTßEpr’kWE ca (= Serb.)
M-kicAkHO ßnfpHBUJE AyifOßN-fc KpH/vk (= Serb.) Gr. sich nicht
finden; die dritte: MyHEHHii,n Tßivi' rocnoA« He WTBtpr'MJUf
ca — Gr. in diiOGX. xp icspxxij her,, p. 251 (cf. p. 230) vorkommt;
das OsoTÖy.iov: /^ocTwmo ecTk = Gr. Oeox. Sc-p;.. p. 220. (Mih. =
Gr., Strum. lückenhaft.)
2. a) Als a.Tccaya. (am Samstage) erscheint im Hank,
regelmässig nur je eine Stichire, die genau dem ävacrtactpov axiypqpov
eines jeden Tonus entspricht, und ein Osoxby.tov, das im Gr. an
rechter Stelle sich nicht findet. Diese Theotokien gehören näm
lich in die Kategorie der gemeinschaftlichen Theotokien. Sie
lauten im II. ton. Ece ßnOKANkh M. (cf. Gr. drebax. xrj esux. eaxx.);
III. ton. Gkata nepßOHHCTA noyßana (cf. Gr. otxogx. xij nup. egt,.
p. 100, 120); IV. ton. i'nayL|JE ta KOropoAHitE (cf. Gr. diroax.
xjj TzapacY.. egt. p. 171); V. ton. OßpA^OBAHAA y. (?); VI. ton.
fehlt; VII. ton. Oy A4 H pH MOAHTß. (cf. Gr. airbex. xvj Ssux. egt.
p. 276); VIII. ton. EAAA'feiHHUE iipiHAi. (cf. Gr. d:roGx. aiv. x-?j
te\j.t. p. 334). Im Serb. kommen alle diese Oeoxoy.ia in eigenen
Abschnitten vor. Eine Ausnahme bilden die aTocv.ya. des I. ton.
wo drei Stichiren: Gtpacthio TßOiew ypHCTE — Gr. Öt^io
C'kEESHAMAAUA = Gl’. Gxty. dvctGx. eie xb y.up. h/.ey.p. — J\a B03pa-
AOVißTk ca Tßapk = Gr. cv:y_. y.ax. äX<paß. und ein KOr. y \’kßii'ik-
CKOie Top>KkCTKO = 0£ox. oofp. ev xö pr/.p. egt. vorkommt. Sie
stammen von einer viel späteren Hand.
b) 'Airocxr/a an Wochentagen stimmen in der Anzahl mit
Gr. ganz überein und zwar bietet Hank, a) Sonntag drei Sti
chiren = Gr. und kor.: Pa,a,yi ca EOropOAHiV das Gr.
sich nicht findet, ß) Montag drei Stichiren = Gr. und KOr.:
13ko nao/1,0 . . . (cf. aicöox. alv. xf, Seux. Tp. p. 62, y) Dienstag
drei Stichiren, von denen die zwei ersten = Gr., die dritte
Mys.: GtAkA MysEHHK'k Tßoi'y'k Mio/^Eca Gr. sich nicht findet,
und Kor.: Et* JKEHayk ckataa EoropOAHiJ,E Math = Gr. dixoax.
xf, xrapaGy.. ec::, p. 126, g) Mittwoch 1 drei Stichiren und cor.
1 Serb. kann erst vom vierten ton. verglichen werden; er enthält alles
was Hank, bietet.
Ueber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
631
= Gr., e) Donnerstag 1 drei Sticliiren — Gr. und sor.: Oßpd-
AOßdHdA (cf. ütogt. «iv. tfi ixegix. irp. p. 207?), Q Freitag drei
Stichiren, welche den gapxopiy.a e!<; t'o -/,6p. s-/.£■/. entsprechen;
eine: NdMdTOK MH CkCTdßH, die sich Gr. unter ätxöcx. und Bor.:
Kord i'c teke BkiidWijikllld ca, das sich Gr. nirgends findet.
3. Die avaßaögo! des I., II., 2 IV., V., VI., VII. 2 tonus
= Gr. Serb. Mih. Ira III. ton. entspricht im dirnift. a dem
Gr. 'A-pw 7:v£6p.ax[ ixacra dyaöoäwpi’c! — Hank. GßATOdiy AV*\*V* :
HcTWMHHK'k KOlKECThBhH'hi^'k CKpOBHL|Jk, WT HEßOlKE npilMl/"-
APOCTk pd3yM'k H CTpd^Ti, TOAM[ X’ ßi,/ ' a 1 Cddßd, MECTk V
AEpiKdßd. (Serb. Mih. — Gr.). Im VIII. ton. bietet Gr. Serb.
Mih. vier Antiphone, wogegen Hank. Strum. niu- drei haben;
dieselben sind = Gr., nur umgestellt, so wie im Stimm., cf. Mih.
4. ’Tgvoi xpiaSixoi und cwxavor/r/.ä y.ax’ vjyov. — T pwH M k ll’k
rddCk fl. Ol"k CHd OyCTdBlHE — Go BCk/MH HEBECHTvIdlH CH-
dddAH = Gr. p. 352. Teke ipkcapio CHAT). findet sich nirgends.
CB'kTHdkHd: EwCkA CßiiT rocno,4,H = Gr. p. 353. TpiVH-
MkH'k rddCk ii. alle drei und CB'kTHdkHd = Gr. Tpwn-
HkHTs. rddC'k fi. die zwei ersten = Gr. nur umgestellt, das
dritte TpoHi^E ecTkCTBOMk bahhhue fihdet sich nirgends, (cß'k-
THdkHd:) ilwCAH CB^T — Gl-. TpWHMkH'k Ä- HkO HHNH dH
rEdCTHI - Hd H£K£C'k\"k = Gl'. KECIldWTH'kldl'k ÖMWM'k 110:1,0
BAi|i£ ca findet sich nirgends. K£3HdMddHdro TH WTi|d = Gr.
CB'kTHdkHd = Gr. TpWHMkH'k rddC'k £. II'kHklO ßpii/HA
= Gr. HdnpdCHO iiodi'kiuidA!Oi|iH findet sich nirgends. Ospd-
AOßdT A t P 3aK ’ l l J£ = Gr. CB'kTHdkHd = Gl'. TpWHMkH'k
rddC'k S. und CB'kTHdkHd, TpWHMkH'k rddC'k S. Ulld CB'k
THdkHd, TpWHMkH'k rddC'k H. Ulld CB’kTHdkHd = Gl’.
5. KaOwjJiaxa. Unter dem Titel ck^- stehen im Hank, an
Sonntagen regelmässig vier (im IV. ton. dagegen nur drei)
Stichiren, wovon eine gewöhnlich der griechischen mmo-fj ent
spricht, und ein Osoxosuov. Hierin übertrifft Hank, alle slavischen
Handschriften an kurzer Fassung, denn alle diese bieten = Gr.
je sechs Stichiren.
c-k/s,. rddCk fi. /KehTvI K’k rpoßy TBoedty npHi'AOuid
= y.aö. 2. a. rpOBTi TBOH JfpHCTE = y ' afi - 1. a. IcdK'k Hd JfOdM'k
1 Strum. weicht hier vom Hank. ab. Mih. ist a) (3) lückenhaft, bietet y) e)
otiy. xrj; Oeot., ist 8) bis auf Oegx. = Hank., weicht £) vom Hank, ganz ab.
2 Im II. Mih. im VH. Serb. lückenhaft.
632
Sraal Stockij.
K'k3BfA l€H ' k ß’kicT’k findet sich nirgends. Pa3EivÜNHH£ noKa-
AHk6 = uiray.. Eor.: Oenobh sarßop’k ecTkCTBy findet sich
nirgends. Alle kommen im Mih. vor (Serb. Strum. lückenhaft).
c’kA- raac'k ii. GaarooEpa3'ki fiecH^'k = xaO. 1. a. A\k>-
pOHOCHHa/M’k JKEHaAfk = V-ffiO. 1. b. Ho CTpaCTH LUf^UJH Ha
rpwK'k = mav.. KaaAfHf rpWKHaro 3naa\£Ha r rn = y.a.0. 2. a.
lIpnnpocaaBacHa ecH EcropoAHUf A'kßo = xa0. 2. c. (Serb. Mih.
Strum. lückenhaft.)
c-fcA- (raac’k f.) ypHCTOCk wt attpTB’kiy’k BWCKptcf
= *a0. 1. a. Mih. y^NkCk cnacfHke ßctro auipa = Mih. Etv rpo-
E’k rp’kyiVBH’fcaik saTBOpieN'k findet sich nirgends. H’kCKpfC'k
H3'k a\£pTB'kiy’k = Mih. BCT.: KpaCOTiv A'kßBCTBa Tßoero =
y.a0. I. c. Mih. (Serb. Strum. lückenhaft).
rkA- raac k A- EwcKpsct ako EfcaupTEN-k = y.aO. 2. a.
Öt anrcaa CA’kiuuaßuuE auoponocHna findet sich nirgends. Tbo-
eM\f npHcaaBNoavy BTirraHkio = utojm. Eor.: GrpaujHa TaHHa,
mwa° npncaaBHO findet sich nirgends. Alle kommen Serb. Mih.
vor. (Strum. lückenhaft).
ckA- raack t. Kperrk rocnoAkNk noyBaaHMTi = v«c0.
1. a. TocnoAH atEpTß'k Hapcut ca = -/.aß. 1. b. Focüoah no
’i’ptTk’k/Mk a hh = 2. a. flHreacKTki' spam* = mm. sor.:
ylpißNa A'^'^O Tama findet sich nirgends. Alle kommen Serb.
Mih. vor. Die drei ersten finden sich auch Strum.
c r kA- raac’k £. FpoEy WTßfpsTy cyL|jio — xaO. 1. a.
Fochoah npucTOÄuiE rposy tbocmy = ya ®- 1- b. Teoew rwa-
NOk> CAUpTklO = ÜT.y.7.. H\H3Nk W rpOE'k CAEJKaUJE = y.aO, 2. a.
Eor.: NaptK’km EaarocaoßAfNyio ata'r’kpk findet sich nirgends.
Alle kommen Serb. Mih. vor. In Strum. findet sich das
dritte nicht.
c’ÜA- 3a\fT. raac’k ä. Ha rptvß’k tekohja tKCH’ki =
y.aO. 2. b. /Kn3Hk oy rpOE’k caeikalus = y.a0. 1. a. 3Naa\fHaHy
rposy — y.a0. 2. a. Hcnpoßepr’kiH TpnANtBH’kiatk und Eor.:
llawA'k Mp’kßa TBOero finden sich nirgends. Alle kommen
Serb. vor. In Mih. findet sich das dritte und vierte nicht.
Strum. lückenhaft.
cliA- raac’k ti. IlHrtacK’kiH spais’k BHA’kßUJt findet sich
nirgends. Haoß’kuH cnace rpWE'k Tßwii = y.a0. 2. a. ßwcKptcf
wt A«pTß’kiy'k == y.a0. 1. a. Alioponocnna k tKHBWTAaßmo =
BES SEaBBBBBBBBBaEB
tTeber den Inhalt des Codex HankensteinianuS. 633
uxav.. dnikna narr'kipA i' cnaca /UHpy findet sich Gr. nicht. In
Serh. findet sich das vierte, in Mih. das erste, vierte, fünfte nicht.
An Wochentagen bietet Hank, fünf Stichiren und ein
0EOTOXIOV.
Montag: c’k A- non. (raac’k a): Hl|ie npaKE.i.miK’K hi’Aa cnact
ca = xo-9. 1. b. Mih. BoraThCTK© BHA'fcB’k ACKp-kijf'k a’^h' 11
und Ka^"A Hl5/W V* 11 ■ P • • Eayk finden sich Gr. nicht. Oeatea
WTMa IVTEtpkCTH /UH IIWT’kL|IH CA = y.aO. 2. a. /U\'H.: G’rpa
A^HkÄ iic\*Eaacic = Mih. Eor.: IIp’knncTaA EcropOAnn,£ na HfEf-
ck\"k EaarccaOEEHaA findet sich Par. nicht, aber Anthol. p. 77.
Dienstag: c’kA- (raac'k k): fl3Tv ec/Uk AP'kEO nenawA H<5 6
rocnoAH = *«9. 1. a. am Montag p. 58. Ilo/unay /ua, penf
AaEHA'k = '/'-«O. 2. a. Mih. FHko Ecaii ki /uopkCKkiA oycTama na
/UA = y.aO. 1. a. am Montag p. 58. Die vierte Stichire ist sehr
abgewischt. Eor.: ßorcpoA 111 ! 6 H£ npn3pn aune = y.aö. 2. c.
Mittwoch: ck^. (raac’k P): HptcT'k etvAPV^ 1 Ha
3E/uan = y.aO. l.a. Ha K^'napnck irkErn K’kAP’k = y.aG. 1. b.
ßaiiHcafH-ki EaacTH TBoen = y.aO. 2. b. KpecT’k n caupTk no
CTpa^aTH i3Eca. = y.aO. 2. b. Freitag, m\fH.: CTpacTOT£pnn,n
ceathT /UoanTf findet sich Gr. nicht. Kor.: >Ki63a'k cnanki
CTAiKaßUif = y.aO. 1. c. (Mih. Serb. Strum. lückenhaft.)
Donnerstag: c r k,\- (raac’k J\): H;ke anocToao/U’k ntpEO-
npncTwann = y.a0. 1. a. Mko /uwicn ispanaA n3 paKOT. findet
sich nirgends. B’kp’k npoiiCE’kAHHK’ki = y.aO. 2. b. flnocToa-
CK'kii' anu’k findet sich Gr. nicht. Weiter ausgerissen. Alle
kommen Serb. vor. In Strum. nur das erste und zweite, in
Mih. das zweite und dritte.
Freitag: c’k r \- KpecTk. (raac’k s): AY’kcro aoKNOe pai
= y.a0. 2. b. lIpcrifHinaro ca cnaca = y.aO. 2. b. Mittwoch. Ile
CTpaAas’kii' pacriATke = y.aO. 2. a. yl,p'kEO Kperra Tßoero =
/.aO. 1. a. /uyn.: FocnOAH launo au'Kki tboeä == y.aO. 1. a.
Samstag, cor.: GDt a’^ k ' k1 BWCkAK’kiii ypncTE eo?K£ = Osot.
(xtoaut. p. 359. Alle kommen Serb. vor. Im Mih. findet sich
das erste und dritte Mittwoch; in Strum. nur das zweite.
Samstag: c'liA- a\\'M. (raac’k ä): GB’kT’k npaßEAN’ki/U’k
= y.aO. 3. b. (Freitag). Gi’pacTOTfpiniECKOf npoTiBa’knke = xaO.
1. b. GBAT’kiy’k TBCi^’k rocnoA» CHAieTk ß’kpoio findet sich
Gr. nicht. GßAT'kiy’k TBOiy'k rocnoAn naavATk = y.aO. 2. a.
3ayn.: GA’krfa Tßwpn und Kor.: ne caoBtcn TBcä/uy finden
Sitzungsber. d. pbil.-hist. CI. CX. Bd. II. Hft. 41
634
Smal Stockij.
sich Gr. nicht. Allo kommen Serb. vor; im Mih. nur das zweite,
dritte, vierte, dagegen findet sich das erste und sechste am Freitag,
cf. Strum. 21.
(». Sw/Yipa £1? xcu? a?vcu$. Als CTiiyiipa 3a\*T. kommen
im Hank, regelmässig nur die vier Gxr/v)pa ävaGxaG'.p.a vor, während
im Mih. auch die vier Gxr/vjpa avaxoXix.«, im Serb. und Strum.
wenigstens einige von diesen sich finden. Dieselben sind über
all = Gr. Eine Ausnahme macht der I. ton., wo als dritte Sti-
cliire: H/kcapio hegechTviY 3a MAOR'kKOAiOKke (= der zweiten Sti-
chire y.ax’ ak<p.) und der VIII. ton., wo an dritter Stelle die
Stichire TocnoAH er^a na KpECT'k npnri?03 ( \n ca, für die an
zweiter Stelle züpts, ei v.ai w? 6vr,xcv im Gr. vorkommende sich
findet. Serb. stimmt mit Hank, diesbezüglich überein. Beachtens-
werth ist auch, dass während im Gr. das Oeotosuov immer eins
und dasselbe , j~sp£.uAGyrip.e'/r l {ixapyeig ist, der Hank, verschiedene
OeoTOMa bietet. Dieselben sind: I. ton. HeKfcirkinvk mihiuax
(findet sich ütcgt. x^ gsux. sgv. p. 12); II. ton. lief RnoRUHkk
(findet sich gctzcgv. vfi S$ux. ggtz. p. 63); III. ton. Ixe c’kaxEHE 3AMAAA
6Ci (findet sich otxögx. a”v. xp xpixr; icp. p. 109); IV. ton. (j^hiia
HHCTaia iiEnopwmiata v \’kKO (findet sich ir.ögx. ah. xfj wep-w. und
tw Gaß. p. 164, 175); V. ton. Tees ca aaoahavk; VI. ton. kcta
ne teke R’kriawi|ia; VII. ton. HpwcTpaHkHoe ox'ax'I’.cthahliie
(finden siclx Gr. nicht); VIII. ton. Il.3’k ;\'kßO crata (findet sich
axGG-, a”v. zfi Tpixr) p. 322). Alle diese Oeot. (vom IV. ton. an
gefangen) finden sich Serb., wo ebenfalls das Ocoxöy.iov in diesem
Falle immer verschieden ist.
7. ’Atogxi%a xwv al'vwv. In der Anzahl der Stichiren stimmt
Hank, mit Gr. überein.
Montag: iiok. 3a\'T. (raac’k ix). He ick\"ch axehe cnacs mwi
— ÜH’k R’kK'k TEKE v \\*lIIE ;K ( \ETk — A\X ( ''I ! GrpaCTOTEpilll,a
ypHCTOR'ki = Gr.Mih. i:cr.: rp'kuiH’kijf nxon. findet sich nirgends.
Dienstag: riOR. 3A\fT. (raack U). fxE3aRWHkA axca ripn-
3 p H = Gr. der zweiten Stichire. G’k/i/kÄH'kiy axi 30A'k
riOAX'kiHiAAW = Gr. a-icz. al'v. Montag p. 62. Mih. ax \r u.: KpECT'k
YpHCTORTv R'kCnpH6;XXlllE = Gl'. Mih. KOT.: RCE RHORAHk. =
Gr. a~6az. xv; 8sux. bgtz. p. 63.
Mittwoch: Kp£CTk. 3A\'T. (l’AAC'k i 1 ). KpECTA 0KpA3H0
aawVch ha rop'li = Gr. r /\p'kRO/XXk pa3X'/X\ k)CW/X\'k CAifpTk findet
sich nirgends. axx,*m.: Oha'ki CKAT'ki\"k ÄHrfA 3,a,hrhiiia ca
Hoher den Tnlialt des Codex Tlanlconstcinianus.
G35
und KOI’.: GßATa ntpROHHCTa no\'Raao finden sich aixccx. al'v.
Samstag p. 131, cf. p. 100, 120.
Donnerstag: 3A\fT. (mark A) ganz = Gr. d-oex. x9j
xsxap. Ick. p. 159, nur sind die zwei ersten Stichiren amgestellt
(cf. Mih. Serb.).
Freitag: KptcTk. savt. (raack f). Fochoah ripn a/iwirki
AP'feßaf = cnxoax. xy] TCpwx. ka~. p. 208, cf. p. 202. Mih. — Et-
AißH’k K’kiCT’k Nac’k paAH findet sich Gr. nicht. Eaaro-
caorcho KWi’HkCTKO HtKfCHOro ii/kcapA = Gr. Mih. uor.: Teke
ca /UOAHMTv findet sich Gr. nicht. Alles = Serb.
Samstag: a\y>i. 3a\-'i’. (raack s). Die ersten vier Sti
chiren = Gr. gxc/. p.apx. elc, xob; aivou; = Mih., die fünfte
IlwHkCTHA'k den 0Kpa30A\k CROi/UK und rot.: Gratia A'kßo
CAORy finden sich nirgends.
8. Oi p.ay.apiqj.oi. Hank, enthält an Sonntagen regelmässig
sechs (VII. ton. fünf) und an Wochentagen vier oder fünf
Trop., während Gr. im ersten Falle acht, (Serb. sieben oder
acht), und im zweiten Falle sechs (ebenso Serb.) bietet. (Mih.
Strum. haben keine p.r/.ap’qj.oi.)
a) ßaa?K. raack Ä. Ghha paA» i'sreae i'3 paÄ — ITo-
KAaHAlO CA CTpaCTEAVk TROi/UTv — PaCIlAT CA KE3'krp’klUH£ —
A/liopONOCHita npHLUEA'iviuf Ha rpWR'k — Tpwn>i. Otii,io no-
kaohhju ca — cor.: MuTspk troiö npiiHOCATk th. (Gr. acht,
Serb. sieben, worunter auch diese.)
raa<k. raae’k li. FIoiUahh aih aocthrtvIi Hac — /^p'kßo
i'3'krHa äj\,ama — Haa na’kHHaTv ecu KpECToaik — d\npa npo-
LHEALIIE /U^MtHHUH — TpOHM. TpOHU,K> CRATyiO npOCAaRHAVk
— rot.: Ech kaa:kiia\ ta UHCTaia. (Serb. acht, worunter auch
diese. Gr. ganz anders.)
RaatK. raack I 1 . (x)TREprkiino ca ypucTS .safiOR^Aii —
Ha rop’k auvTcii pyiyk pacnpocTEp’k — G’krp’kinkiiiaÄ N'ki
CA«pTNOIO KAATROIÖ E’kCKpEC’k H3’k A\£pTK’kl\"k — MlOpO
Hocmtaavk ;KEiiaa\’k ncpR-ke ärh ca — rot.: Pontuiaro ca
naoTkio wt A’ke’ 1 ' 1 - (Serb. sieben, worunter auch diese. Gr. ist
das 0eox. anders.)
Raajk. raack Ji,. ;\p’kßa paAH ÜAaark — E nopoA’k
tKHR’k aAa/Wk — E’kiiitA’k Ha Kpecnv — MiopoHocnu,aavk jke-
naavk nfpR’ke ärh ca — rpoHSk. Qi’na jre i‘ rkiHa V cra-
Taro A\T d — Kor.: MaTEpk troio ypncTE. (Serb. sieben, Gr.
41*
636
Smal Stockij.
acht = Hank, bis auf MiopOHC'CHU.aAVk, welches dem ent
sprechenden im III. ton. gleich ist.)
ßaa». raac'k i. Pa3ßwi'HHK'k n©3Ha Ha KpfCT’k — Pac-
IlfHUlKJ TH CA ^pHCTf ÖT Ap’kßa KpECTkHAr« ß-KCKpfC'K
H3 AMpTB'kl^'k — N©KAaHAI6M TH CA TpCHI|,£ — KOT.: Pa-
j^y'i ca AV mfKHaA n.Epß'ki i;o;KivA. (= Gr. bis auf das fünfte.)
Kaan:, raac’k £. Noaaahh aaa eojke cnace — y\pkna
pa^ii ä^aax’K npHAkLpieHk — Na AP’kü'k ßpECTkniiMk npHrßO-
5KA ie H’k — flAOKa epaTa ii ß-kp-kiA CKpyuiH — TpwiiH. (*)t-
Ha h C'kma caaßH/Wk — Kor.: MaTEpk bojkkk» coraacHO. (Serb.
sieben, worunter auch diese. Gr. findet sich das Osot. nicht.)
ßaax. raacfi 1 KpactHTv ßk i AWEpi». ß’k cn kAk — Na
KpECT'k B'k3H£C£ CA l|l£AP* — NpHI'ßC>3AH CA Ha KpfCT'k — ll'k
rpoß'k räßo MEpTßtuk riOAOiKieH'k ß'kicT'k — ßor.: PoA»aa een
cacßO iVTMf. (Serb. Gr. acht, worunter auch diese.)
ßaa/K. raac'k fi. Noaaahh Hark jfpucTE cnacE Miipa —
MßO Ha HEEECH /HHOJKkCTBO äHI’EA'k — J\HkCk JfpHCTOC’k A f P"
jßaßY' ca\£pTH\*Kt — Na AP’^ K '^ npnrßOJKAieH'k — TpwiiH.
GE.snaMaaHaA TpoHHE — bot.: Tees A'tßf ßoropoAHT’kakHHUs.
(Serb. acht, worunter auch diese. In Gr. findet sich das zweite
und das Oöct. nicht.)
b) Montag. ßaa^K. raark a. = Gr. p. 17. Serb.
Dienstag. saasK. raac'k (i. Paac tu ripHHOCHAVk — Hokii-
H^ßTvIH B'k3AliH\f und IIpHAECTH'klA HOTOK'kl = Gr. p. 68.
llaWA'k Tßoero up'kßa = Gr. gazap. lij Scut. p. 62.
Mittwoch, uaam. i\ = Gr. p. 115 (es fehlt nur das dem
S6l;a entsprechende Trop.) = Serb.
Donnerstag. saa}K. A- Naciy^a h ärnkna — HpouiSAUis
3-k/uakH'kiÄ KOHna — G’kKpywaeaiH ßa.3Hka\H — nur.: flno-
ctoaoave paAWCTk i' CTpacTOTcpn 14c avk irkHEHk. (Gr. p. 164
und Serb. haben sechs, darunter auch diese.)
Freitag. KaaiK. 6. O^aAEpiiißEH k c'kiii Ha KpECT'k — Npn-
rß03AH ca na Kpsrrk — IIoKHRabaui aa\"hshhhh —
ßor.: NaaM£A\k CBpyiuaius ceke. (Gr. p. 213 und Serb. haben
sechs, darunter auch diese.)
Samstag. Eaa?K. raac'k k. Otha V Msna = Gr. p. 261.
Die anderen: Hjks auip'k np'knoAC'EHHi' ocTaBAkuis — li'kpoiö
npHCTaßakUiaÄ ca — Ifluo ß k npHCTaHHijJio cnacEHkÄ finden
sich weder Gr. noch Serb., welche sechs haben.
Ueber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
637
9. Ausserdem findet sich in diesem Theile des Randtextes
ein Canon dem heiligen Nicolaus: KdHOH'k w T k h a Ham fr o
HHKoa'ki raaciv i\. ; welcher Gr. tf[ TtegTir?] ipwi. ryoc, ß' p. 75
theilweise sich findet. Es kann auch Mih. verglichen werden.
Im Serb. kommt ein solcher Canon nicht vor.
(irkcHk i\.) epaiork mit drei Trop. = Gr. ckyi,. raac’k e.
Hp k/UYAP arCl crathtsaa A a nojfßaaiArk findet sich Gr. nicht.
irkcNk F. epMlVC’k mit zwei Trop. — Gr. 1 den zwei ersten
Trop. n’kcHk fpauvc’k mit drei Trop. = Gr. dem ersten,
zweiten, vierten Trop. n’kcHk t und die zwei ersten und das
vierte Trop. = Gr., das dritte: TpOHH,H NOKAdHAio ca findet
sich Gr. nicht. ri’kcHk S. dpauvc’k und die zwei ersten und das
vierte Trop. = Gr., das dritte: ( A,OCTOAC>n}KNO htlutv na-
MATk findet sich Gr. nicht. KWH 1 A, a K’k raack f\ Rti. /Hiop’k^’k
CRATThli CRATIITfAk Äßl CA Und IKWC’k: fi-kcmvi'/HO H’klH'k
crathtsaa n'kcHkMi findet sich Gr. nicht. n’kcHk ä und die
zwei ersten und das vierte Trop. = Gr., das dritte: IlpiiCHC
iKiR’kiA TpOHna findet sich Gr. nicht. n’kcHk fi ixnd die zwei
ersten Trop. und das vierte = Gr., das dritte: TpkCßATCxMX/-
HOßaaHAio ca ßaaA'ßiH'k findet sich Gr. nicht. irkcHk ft und
die zwei Trop. = Gr. den zwei ersten Trop.
10. Das Gebet von p. 5 a —8 b cf. Textproben.
B.
Der zweite Theil unserer Handschrift enthält 22 Episteln
und 32 Evangelien für Wochen-, Sonn- und bedeutendere
Feiertage, wie sich dies auch im griechischen Anthologion
findet. Es sind hier folgende Stellen vertreten:
a) Aus dem Apostolus:
Act. Apost. I, 1—12; II, 1—11; XIV, 6—17; XIX, 1 — 8.
I. Ad Corinth. I, 18—24; IV, 9—16; XII, 27—31; XIII,
1—8; XIV, 20-25; XV, 1—11.
11. Ad Corinth. VI, 16—18; VII, 1.
Ad Galatas III, 23-29; IV, 1—7.
Ad Ephes. VI, 10—17.
1 Im Gr. hat das vierte Lied vier Trop., alle anderen Lieder zu je
drei Trop.
638
Sraal Stockij.
Ad Philippens. II, 5—11.
I. Ad Thessalonic. IV, 13—17.
II. Ad Timotheum II, 1—10.
Ad Titum II, 11—14; III, 4—7.
Ad Hebraeos II, 2—10; VII, 7-17, 26—28; VIII, 1—2.
Epist. Jacobi V, 10—20.
b) Aus den Evangelisten:
Matth. II, 1—23; III, 13—17; X, 1, 5-8; XI, 2—15,
27—30; XIII, 24—30,36—43; XXIII, 29—39; XXVIII, 1—20.
Marc. III, 13-19; VIII, 34—38; IX, 1; X, 24—34;
XVI, 1—20 (ganz).
Luc. II, 23-40; IV, 22—30; VIII, 43—48; IX, 1;
X, 1-12, 16—21, 38—42; XI, 27, 28; XXIV, 1—53 (ganz).
Johan. I, 1—17; V, 24—30; VII, 14—53; VIII, 12;
X, 9-16; XV, 17—27; XVI, 1,2; XX, 1—32 (ganz); XXI,
1 —25 (ganz).
Ueber das liesultat der Vergleichung mit dem griechi
schen Texte, vgl. Dobrov. in Griesbachs. Nov. Test. vol. I,
CXXVII.
c.
Der dritte Theil unserer Handschrift entspricht dem
jenigen Theil des Anthologiums, in welchem die äv.oloMca
ävwvu|j,oi zlq äyiovq |j.r ( eopzaCo\j.i'iouc, enthalten sind. Ein griechisches
Original zu dem in unserer Handschrift enthaltenen Texte
konnte ich nirgends linden. Im Hank, iindet sich eigentlich
nur der Canon, vor welchem regelmässig drei Stichiren stehen.
Beachtenswerth ist es, dass nach dem sechsten Liede gewöhn
lich ein c'kA- (z«0:ajj.a) vorkommt.
1. KdHCN’k llpOpCKOAX'k OKL[Jk. CTH^HpA TiUCK d.
nOA- HEßECH'kl. B'k K-klUIHH^'k npHrBOJKAfNTs. B’k Alll^H BEC-
IIAC>TkH’kl\fk — GxpdNd 3dBAONA.
BdHOM’k ßAdC’k S. H’kcHk d. IpAAOC’k: AKO 110 COV'.
,A,OY)fOKkHC>Yie KAdI'OA‘ lTK npHKiAVk — G'kCOYA’k UpEHkCTEH'klH
KOrOrAdCE — llp'kcß'kTAdAVH 3dpAA\H — GßOlßrC lipmeAUIIII
C’kA'bTkAA.
n’kcHk i ; . ipA\oc'k: irkcTk ckata mko. Teke cbate, ha\a
pEK'k, H3Kpd A\OYApOCTk — Gu’kTIIAC HE3d\'0AAL|IE — HAOA'k
NEHCTOBkCTßCBd — KoKHIC pO>KkCTBC>Y TH HHCTdld.
Ueber den Inhalt des Codex Hankcnstoinianus.
639
irkcNk A- iP'V\ock: ypHCTOC’k Axirk chaa. — KpackH’k
H03’k TROH BCTOrAACE — M’klCAkH’kMAXA OMHAU llpft3pA —
AVkICAkHO npECTOIA CBATE — N£H3rAArOAAH’klH ; HEIlOCT’kl/KkH'klll.
irkcHk i. ip.uoc’k: EoKHieAAk cirkT. l\AAro,\ATiv ^oy-
\'C>GkHAIA B'k TA B’kCSAll CA — KfC IIOpOKA JKHTHI6 TH CßATO
— /Khaiil|ie cege tiiß-k ckTKOpk — KoropOA H a w TA WT
ACVUJA.
n'kcHk £. IpAXCC’k: JKH. — /KHTHHCK'klia KEl|JH WTGEpr'k
— NEH3Apf3eHkH0YI0 CAABOXf — Na 3EAAAH HKO HH'k AHPEA'k
OyAA£pTBH CA CAXEpTk.
C'kA- r A A C Tv A- nOA- CKOpO GApH. AhK'k AHTEACK'klH
GECEAHTk CA A Hkck -
H'kcHk ä. IpAXOC’k: )f aa A 0 A aBk - IIpiGOJKECTKkHAMH A’li-
HOTAAAH ©3ApAI€AA'k — TpEIIA’k'I EH klH AOCTOIIH'klH K'kCIlplIlilA k
ICCIi — liAAJKATk TA GOHkUH 3EAAAA — TOBOIO HAAX’k A'kßHII,£
Cß’k’l’k B'kCHIA.
H’kcHk H. ipAAOC’k: Hc IIAAAAEHE. HcTOHHHK'k T’kl IAGII
CA — llpOCKkT-k CA HAME COAHkl^A — Hc IIAAAAEHE CBATE H3-
BABH — Ork CB’kTA CB’kTOAaBkLI,A.
irkcHk ft. IpAAOC'k: B«TA MAOB'kKOAVk. KOPOV AX'kICAkHC
np’kA’KCTOIA — SloJKHie CEA’fcHHIC T'kl B'klB'k — K'k Gftroy
llpHA'k/KHO CBATE AAOAH CA — AhU,H llpftpOMkCTHH 0 TEGE
MHCTAIA.
2. KAHOH'k AnOCTOAOAX’k 0 G L|J k. CTH\'HpA l’AAC'k A-
||©A- 3BAH'kltl. 3BAH’kl!5 HA AHOCTOAkCTBO Mp’kjGEW CAO-
B'kcHftK' CH — B’k A\pAU,’k ©Akp}KHAAH K5CA\ k.
KAHftN’k TAAC’k A- H’kcHk A. IpAAOC’k: OT’kBE. HpECK’kT-
AAAAH 3ApAAMI CR’IvTO^AKkME — H.3’k A\/\A,\,A OVTOTOBAH’k —
npECB'llTAAAXH 3ApAAA!l llpOCß’kl|l£H’k HcilMie HKftJKE pEME
CHAAHOH'k.
H'kcHk i\ IpAAOC’k: TROH ll’kßk. TpkCOAHEHHAAAH 3ApAA\H
llpEBOJKECTßkH© — B’k RCIO 3EAAAI0 1I3I1AE MpEiKEI© CAORECk-
HOIO OyAORHATv I6CH — Ne ,A,aJK£ AXEHE G'kcftAX'k B'k pA^OCTk.
n'kcHk A- iP'VVOC'k : C’kAAH B’k. IIpECB'kTAAAXH AOTMAAXI! —
GAAXOBHAEHk B’klB’k TAHHAAA’k — ,\or\'©KkHOyiO BAArO r \,ATIv
— Ha TA IAKO TCAfHA Akr’kKA.
n’kcilk E. IpAAOC’k: H'klH’k B’kCTA. AllK'k R'kpkHO C’k
CTABAklUE — M'klH'k lipSCTOH C’k AHl’EA'kl — M’kICAkHOKi TA
CBATE C’kB’kAX'K COAHkll,£ —TßOH MIO^ECA np’kMHCTHH l'AACH p’kllJA.
•HiiiN.mhV’E 9iowJj.3
sg — ia.jiaVoii hx ina.NHiJ|.vHdy — a.aHdoaon axsnavg —
OIOHXHVOW II aWOXJOy •Jj.VoiH XM 9JKH :'l,3©wdl $ anss^u
a.ava:vx3 nmAoY
a.a aiONadveoxvvg ©ax a.aod.i Von i? a,3vvj Vj|.3
•ällwdoax 95KVVH M.I.VWVU HX
oiAoNaxsay — Ao.ioa a.a eivdva Hwva.i.Hvo\y — V3 aviqwHdu
oiodj|.H ii oiHaoaoiy m AoaxHVOW : a,3©wdi s an3Jj.u
Aoma.3 AoNHa.a V3 wvowoy — Ao.ioa a.a eij|.wh
aiHHäaoHeday — a.aHNVjj.aou©du a.xsn a.xsia.a iitmedj, —
ainxna: aioax HXJ|.a3©dy •Hxjpsodn : a.sowdi ) 'i h jjj. ij
vvvaAoii a.wia.HadJ).a ia.j k — miH9i>Ao vajj.d 9atoaPi
pivhvxoy — a.NVjdo ma.NaaoAAoy — a.v9JHv Hia.jAodV hvvvjk
vh ia. k L aVou3©.i 9.i.3HdA uw la.x (: a.sowdi) y aii3J|.u
•nmaacod ©naN9h9dVEH9y — ia.VAodx
iix RiHHVgHaVojj — oiHahia.Vvva Aov©.i,39dy — laximvdxs
la.wtvx ia.H9H9i>9dVEH9y Aow©N39a9H : a.3©wdi \| aN3q,u
utiododii
svasdV vmvVq.a©u©dii 9a:y — a.avjKvx3 vaodon 39a ainxiig/
— V3 naiy ojsm a.Ain|.d3iH a.y — hihjkxm ma.11aoA5j.dj axivd^y
©du AoVoa : a.3©wdi v aN3J|.u n a.3vv.i a.H©Hva
a.avdw Hia.HaoAjj.dj — iijj.ii
aaoAAoY nx30vxj|.ag — 9hx© 9HaaoVoujj.d|j ax awit OHXsah
Von vdiiAuxs 9 a.3vvj ailiao a.vv9tia.1,0 a.hohvjj •{?
vxjj.a3 ojsioax HwvhAoy — ia.v9JHv a.3 pio.L39du Aov
©X39dy — vw vwHJKdaVo Hwax3vd.i.Q — aH3Jj.u hx oiAoh
-aaavow 93Vvjojo3 HWHHdy ©aAo vjA9 :a.3owdi y aH3jj,ii
©ajj.Y HWHhAo HWVJHHJJ
— a..LPiHdii vjoa j.iyi a1iaHJ|.a a.N9X9vnadj j — H33i awHhoasaxi
a.a9v oavj V3H Hxsvdxs vy — jj.IiAow nj|.Havoa jj.aox3iidA
V3 9inavaoVouAQ oavva ia.a©d.i.m :a.3owdi 11 aN3jj.u
a.j©a iujj.Va.3 oimdurn vx a.39a9y —
ii33i a.vvdnou vvoapmV vtaadog — oiodjj.a V3 aa;Aodoa.tj —
Aov ja w va.i.3aaox3H9y hjkAovsoii 9h :a.sowdi 3H3j|.u
awa..L3HdA
a.3 jj.vox39du vy HX3odVAowj|.dii Von h a.3WJ Vjj.3
'SHOW 9‘liaVd93 3IOH9hVdW0
— 9h9dvH vx ohhox3©Y — Piiua.a Aodnw a.xjj.ag — pipih3
vxjj.a3 VHaH9h9dVeii9y a.AoVHiidu :a.30wdi s aH3j).u
*f I 3[ 0 0 !} g [«Ug
0F9
Ueber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
641
n'kciik li. ipaioc’k: ce^aib ce. K k Kcroy npiiA’kjKNO 3a
M'tvl — AlOKOßklO H B'k p OIO TBOIO IIAAlATk H.3 ^pA.ykirklH
rkcoyA'k — Math kojkhm np'kHHCTAM.
ll’kcHk ft. IpAIOC'k: OlfAHKH CA. GcTkCTBO llp'kAI'fcHH B’k
TA'kHkHO — Ha 3EAIAH IJBII CA AHrEAkCK'kl — TpOHH.ll npt-
CB’k'ra’kn caoyjkhteab.
4. Kanoh'b np-krioACKHivi/Wk okbiiib. CTH^wpa raark
I;. nv\a. Bce npHAEiKa Ttna'k — KaaroAaTk A c, V\' 0ßhHC ’V |; ' K
TEKE — PaAO^H CA KOYA«’V l l m \" K ,; AAI”k OTkHE.
kahon-b raac’k ti. ii'kcHk a. ipavock: rpAA'kTE aio^me.
TpkCB’kTAOie BOrOHAHAAkHOie CB’kTAOCTH HaCTABAEH'k II'klCT'k
— Ot 'k KOra KAAJKENE MBH CA — Ta OV'TBkpiKEHHK-: H 3A
cToynHuaio.
Ii'kcHk r. IpAIOC'k: OYTBkpAH. T'kl CTB3A JKHBOTkN'klM
— JKhTHIC TBOie CB'kTAO — GklH’k T'kl MBH CA EOHOIII —
OyTBkpJKkHHie BOV’\,H II lipHK'k;KHt|JE.
irkciik A- iP'HOCk: Oij'ca'kiujaA’k. HpEorKpaujEHk A^po-
TA/WH 'I'eKOYMIHA’K OTkHE lip’knOAOKME — IkESAKOHkllllH 110-
TOHH — !TkcHOCAOBAI|IE HHCTAM.
irkcHk i. ipMOC’k: Girkia hoaa. Kojkbctba kojkbctbb-
Haro jkhbota — OYKp’knaAM ca CAvkpkHHieaik ypnc roßoaik —
Tkaa c/vi kpEHiiieaMv ypiicTOßoaik — Teke poiKkiiiio x'pucra.
irkcHk 5. IpAIOC’k: B'k BE3A kH 'k. AoVKABkH'kl)f’k A°VX' k
lipOrOHHTEAk — BeCTPACTHM IIOAOBEH k — IhlAAlAllkHOMS opo^-
>Kine npiiHAE — Ha teke oYnoBAHme noao>KHy’k.
ckA- raac'k ii. iioa- np'kaioYAP c ' CTH - KpkCT'k rociiOAkiik
B'kcnpnie/Wk.
Ii'kcHk. 3. IpAIOC'k: 0 T'krt’k 3AAT. OlfKp'knAk CII A°V ,,,,C ’
— KaarocaOBEii’k iccii, ^.oupo th lecTk — K'kicT’k cirkTao jkh-
AHl|IE YPnCTOBO IIoieAVk TBOM BEAHHHM.
irkciik ii. ipaioc'k: B'k irki|ik o. Ha HipasopHAioYio jkii.shb
— IllKO CAOI/TA YpHCTOB'k — HcilOAHk IIOI|IEHHie — ÜT’kBEp3H
TOAKOytllHAI'k HAAl'k.
n'kcHk ft. IpAIOC’k: IIJKE WT KOra KOrOCAO. HlKE KOJKkCTBk-
H'klM IIACAAIKAM CA A$KP<’ T ' kl — 3a H'kl B’kpOlO TBOIO IIAAlATk
TBOpAl|IH\"k ICCTkCTBOy KAAHAIO CA — B’kllAO
i|JEHaro caoba iip kaiE keciiaotba coyi|ia.
5. KaHOH’k Al 0 Y 4 E H II K 0 /M ’k 0 K l|J k. C T H Y H p ’k I l’AAC’k ii.
IIOA- BCE OYIIO. Bce l’Op’k B’k3A0/KHß'k /HOYHEHHHE YpHCTOB’k —
642
Smal Stockij.
Miiiih i\Hurfacthh oyAHBHPJa CA — Ne tokaao ambte/UI, ü’k ii
pOA'ß HAOB'fcHkCK'klH.
KdNCH’k n’kcHK. ii. r/uck W. ko^Y n P°- 3aaT03apk-
HCie coaHkUE raun ca — /\,oyujic B’kopOYJKHK k ß'kpoio — 3bh-
piilia 3HIAHHIA HH3A0/KHßTk — GllACA pOJKEHÜO TA H BO TA. Das
Ende dieses Trop., das ganze dritte Lied und vom vierten
Liede ip/HOCk und das erste Trop. fehlen.
(irkcNk A-) Na crpacrn kca KpkiiKO oyTßkpJKk ca —
IIp'k r \'lvCT0r,l B'k CAdß'k KOJKHH — T'kl B'IvpHklHAVk llOlfKAAd
I6CH BOIKE.
n-kcHk e. ip/viock: B’kcßeAf. 3ß'kpnHa Ski.imir.i raßOJKE
AP'kßAE — GTpacTk/HH cTpacTH üii/kAiüiüs — Kojkhi€ ßora
caoßa racHO Hcnoß'kAAia — MaTepkHk ^kpSHOßfHHie.
irkcHk ä. ip/HOC'k: WH'kcTH /HA. OYA IIKHUJtl CA EA4JKSNE
Tßora cTpa^kETvi — Goanbua cß'kTA’kie Tßoie :khthi6 — Moah-
TBA/HH CH 3A11JHTH — /\a H3B0Y'.\kAVk WT AlOT'k llp'krp'fclilENHH.
rrkcHk -i. ip/Hoc'k: gO/Khia c)fO. Kaajkeho jkhthic Tßoie —
KpHAO/HA A <5 YY 0BHC ’ K'ßnEpHßTs. CA — XpABOpkCK'kl OHO/HIE CA
— H.3 AOJKECHTv /1,'kßHHkCK'k.
rrkcHk ii. ip/uoc'k: ceaaab cea<hh. G'rpacTk/UH cbohayh
CBATE — PdAOCTkHO Tll HA/HATk — BeCEAAT CA CB'k'l'AO MH-
HOßE — N'klH’k npHH/HH rocnoJKE.
rrkcHk o,. ipA\oc-k: oifA HliH C/l> - Ö\'ahkh ca ßk Miipk
TßOI/1 IIA/HATk BeCEAHTA CA HEKO H 3E/HAA Ne Hp r k3pH
BAAJKEHE H’kßEl^k CH — GaHHA B’k CklHOy C!l I3K0 /MATH.
6. KaHOH'k MO YH£NHU,d/H'k OGE|ik. CTHJfHpd rAAC'k
noA- raßo a c ’ GA/ä - A'k RCTRlJ HiepacTA’kHkNO — OrHEAAk cßEp-
Uiaie/HA — /KhTH iKEAA50l|JH B’k HEEEC’kY'k.
KaHOH'k raack rt. n kcHk ii. ipA\oc'k: WTßEp.3. G'rpac
THIO B'kHIJ,a CH cnakT’klUH — MTiAB-kl JKHTHHCK'klia IIOB'kplHH
— GTpACTH ß'kAH'kl 1/1 B'kCfipHrAT'k.
n'ljCNk P. ip/UOC’k: HEGECHO/H. Ne/HOI|]E JKSHkCKOyiO WT-
aojkeiuh. Die anderen Trop. des dritten Liedes und das ganze
vierte Lied fehlt.
rrkcHk E. ip/HOC'k: ß'kCKOyiO /HA. 3ß'kpHNH SOlfGH —
ÜA-kTk OY/HEpTBHß'klUH — He ß'k3/U0r0U]A TEBE HH pAH'kl.
rrkcHk S. ip/HOC’k: OLfkcTH /HA. B'k A'kßCTß’k lip'li'llICT'k
CTpACTHIO B'kCHia — JKuTklß Bp'k/HkHktlO iTcAAßOV' OCTAßAklSIH
G'kB'kICT'k CA lipECAABHO ypHCTOß’k l’AAC'k HA TEBE.
lieber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
643
irbcHK ä. ipMCCK: kojkka cycuKE. Mko arNA kcahavk
hj 3aKoa-kHh.ie — Tkciero JKHThia HtnopcHNCie :khthi6 —
MkH CA HCTOHHHK'h HH'ba’bHHId.
ii’bcHK li. ip/V\oc'k: ceyi,aui ce^a'h. IIpsiK'racaK'hiiJii ca
B’bpoio — B'k anu,'b up b^iiCTOHUJii hei;ech ki ; \*'k chak — Kto
hl|J£TETK R'K AUipk. Dieses Trop. ist nicht abgeschlossen und
das neunte Lied fehlt ganz.
Randtext.
In dem die Theile B. und C. des Grundtextes beglei
tenden Randtext ist a) GnaKcapk, b) der Gottesdienst für
bedeutendere Feiertage und andere Fälle enthalten, so wie
sich dies im Anthologium findet.
a) Der GnaKcapk entspricht dem Kalender des Antlio-
logiums, bietet aber manche Eigenthümlichkeiten. Ich habe
ihn mit anderen griechischen und slavischen Kalendarien, so:
mit dem bei Scholz Nov. Test, abgedruckten Suy«^«piov aus
dem 10. Jahrhundert, mit dem Kalender des griechischen An-
thologiums 1861, mit dem Synaxar des Evangelium Ostromir.,
des Apostolus Öisatovac. und schliesslich auch mit dem von
Sreznevskij in ,J,peB. caub. hum. iocob. mic. aus mehreren sla
vischen Handschriften zusammengestellten Kalender verglichen
und gefunden, dass er bezüglich der Angabe der Heiligen in
vielen Fällen mit den erwähnten Kalendarien nicht überein
stimmt. So ergaben sich beim Vergleiche unseres GNAKCApk
mit dem bei Scholz Nov. Test, abgedruckten in jedem Monat
der ersten Jahreshälfte (September — Februar) zwei bis fünf,
der zweiten Jahreshälfte (März — August) vier bis dreizehn
solcher Abweichungen; noch grösser ist der Unterschied des
selben von den anderen oben erwähnten Kalendarien.
Die charakteristischen Eigenschaften unseres Ghakcapk
scheinen bei Beurtheilung der Provenienz, der Abfassungszeit
des Denkmals u. s. w. von Wichtigkeit zu sein, und anderer
seits ist auch die Sprache desselben von grosser Bedeutung.
Aus diesen Gründen habe ich mich veranlasst gesehen, ihn
unter die Textproben aufzunehmen. Es wäre aber überflüssig,
denselben vollständig abzudrucken, da er ausser den Pleiligen,
deren Namen uns besonders interessiren, noch enthält: a) bei
644
Smal Sto ckij.
jedem Monate die Angabe, wie viel Tage er hat, und wie viel
Stunden auf Tag und Nacht entfallen; h) bei einigen Heiligen
das Tipoy.alaevov, ä.'k'kr[ko’S\a mit dem avs/oc, die Angabe der Epistel
und des Evangeliums, das -/.oivwvr/.äv, und manchmal c) ausser
dem eben Erwähnten noch das xpoxdpiov. Ich beschränke mich
deshalb darauf, die fortlaufenden Tage mit ihren Heiligen an
zuführen und mit * das Vorhandensein der sub b) genannten
Kirchengesänge, mit f der sub c) genannten zu bezeichnen.
Im Allgemeinen sei bemerkt, dass 1. der Monat Februar
nur 28 Tage hat, 2. am 2. Mai und 24. Juni die russischen
Heiligen Borisi und Glebi. und am 1. October ncßpoß npicßAT'kiA
Kcropo^Hna Vorkommen; 3. die Heiligen Cyrill und Method
nirgends erwähnt sind.
b) Hier wird näher auf den Inhalt des für verschiedene
Feiertage im Hank, sich vorfindenden Gottesdienstes ein
gegangen.
1. Tb ysvsökiov vfe öwep«Yi«s OsoTbzcu (8. September, p. 20).
cTH)fHpa na p05KkCTK0 KorcpoAHUH raac'k s. caaxoraacm.
Drei Stichiren = Anth. den drei ersten. Die Stichiren Zn-
«pdvou 'AyioxoMiou finden sich Hank, nicht. Ha cth^OK. raack 6.
nc*A- e^pa. c ^ e d rel Stichiren: MnpOBH BncßaNkd —
/y,HkCk paAWCTk pa>KaeT ca — T-ki isA HHJ 3'kaaakN r kiy'k finden
sich Anth. nicht, caana i' H kin k raac'k 5. /^NkCk HfiiawAnaA
KpaTa = Anth. der ersten Stichire Sxiipdvou 'A-pox. dq to
xupts ey.ey.p.
KaHoH’k raack tt findet sich Anth. als der zweite toü
y.upio'j ’AvSpsou. Ein y.ctv. tsu xupi'ou Tuzvvoo fehlt im Hank.
irkcHk a. epaaork: Gnpyiiikiiiaro mit vier Trop. Gba-
TaA CßAT'kiy JS^A aHKy6T BCA TB4pk — TpHEf3NaHaaNy
caaßaio — Htc ßHA'k't’k ecTk — Anth. 1
rrkcNk r. ep/uork: OyTßtpAHCA mit vier Trop. fi^criH-
ranaA — Ta Eaa>KHTk aaarn — Teee ncKaanA(-:a\ ca — Gß’k-
TOAaTtaA = Anth.
c’kA- raack A- hoa- oyA HßH C/ft - Ewaiih A aßß A f = Anth.
pexä tyjv a axr/oA. p. 23.
ckA- raac k h. iioa- noßtaeHoe. J^a paAyeT ca ne eo =
Anth. p.exä xcv xoXusa.
1 Im Antholog. hat jedes Lied je sechs Trop. darunter auch diese.
Heber den Inhalt des Codex Hanlcensteinianus.
n'kcNk ;v ep/HOC’K: 1 npcpwß'k dArkKdKy<w mit vier Trop.
IldTpkÄpY’K VÄKIVK'K — NnhlH'k :KI63d'k dpyHk — TpOHII,f Hf-
pdSA’k'YHO e^UHkCTKO — Btv upkE'k TKO'k/Mh. finden sich nicht.
n-licHk f. epadock: rocnoAH ßOHit Hdui mit vier Trop.
Hhcto6 Tßoe poJKkCTBO — /^hkck j^a BtctdÄT ca — Keaiid
'IddH'ki nOKddHA6/U CA — K'kICT’k Ol'EO Hp'kßO = Anth.
irkcHk S. epd\wcTv: 2 Mko kcatvI ™t vier Trop. XßddHdVk
CKAT06 pO/KkCTKO — GßAT\'IO CBAT’klY'k C\fl|iyih G,4,HHC
ß'k TpoHUH EOJßkCTßO — XpHCTOßd Kd,\MdHHii,d. Mit Ausnahme
des dritten Trop. finden sich alle Antliol.
KCH^dß’k rddCk A- HOdKH/HTi. H dHkHd und V K W C 'k :
MoaHTBd ß'kßyilk II ß'K3A’M)C'' Hh ^ — Anth.
ii'kcHk 3. ep/UOCk: Xdd.yki'cKdA rrkipk mit vier Trop.
HpaBAHyie/HT» HHCTdÄ — M'klH’k dHkHd ßfCfAHT CA — O'l'l^d
npOCddßiidA'k — ilAdMOßd oyiiyiia. Das letzte Trop. findet
sich Anth. nicht.
irkcHk Ii. ep/wwc-k: ilurtAH Htßtcd mit vier Trop. B’k3ßf-
AIIMIIA’k 6CH CHdCt N’klH'k B k3ßfCtdH CA ^aßH/l^ — J\a WT
Btp3£T CA H,tpK r kl HklH’k HtnOpWHHdA dTHHiyi findet sich
nirgends.
rrkcHk &. epMWC'k: l Ii«?Kk ecTk MdTtpkAVk mit vier Trop.
^OCTU’i'HO EOJKkA MdTH — GlvEMvICTk CA B<MlkK>L|JdrO llp$-
pOHkCTßO — MiOJßk 6CTk B(3dßWHkH kldVk — BkAvkcTH Ad 6CH
= Anth.
ct*hyhpd Hd Yßdd. rddC’k ii. noA- 0 a hkhc, G- .Drei Sti-
chiren = Anth. p. 28. Es fehlt die dem S6i;a zed vov ent
sprechende.
2. ’Avctp.vY)ai; tt)<; ayiag p.£Tap.op<p<lxjs(o; to5 zuptou etc. (6. August,
p. 498). G t h y h p d Hd 11p'kobpdJK r khkd recnoAkHt rddC’k A-
Drei Stichiren = den drei ersten Anth. (ei; to zup. ezsz.); die
vierte: IIpni ; ykT6 B'k3H ( ykAVk Hd repoy findet sich Anth. als
oöSa ei; tt)v Xiv/jV. Hd Cddßd i' H’klH’k = Anth.
KdHCH’k i’ddc'k ii :i ist fast ganz gleich dem zweiten Canon
des Anth., dem des ’lwdvvcu toü Aap.acz^viu. Eine Abweichung be
steht darin, dass das Anth. im siebenten und achten Liede je
1 Derselbe epAiock und die zwei ersten Trop. kommen Cod. slav. 83 vor.
2 Der ejutwcTi des sechsten, siebenten, achten und neunten Liedes ist voll-
ständig* ausgeschrieben.
3 Der HpA\ocTv des vierten Liedes ist vollständig ausgeschrieben.
G4C>
Sinai Stoc lei j.
vier Trop. hat, Hank, dagegen nur je drei, und zwar fehlt im
Ilank. das zweite Trop. des siebenten und das dritte des achten
Liedes. Nach dem dritten Liede findet sich c’k A . raae’k ä.
no A . KpaccT'k aIirctk. Go^kctkkh'kiä caaß’ki ciiAHkP und c-k A .
raae’k j\. no A . oyA HKI ca: Na rcp’k ^avupkCT’kV. Das erste
y.aO. findet sich Anth. nicht. Der KIV H A ü K ’k und hkwck nach
dem sechsten Liede = Anth. Nach dem neunten Liede steht
CK'k’r. = s^a-co-eiXapiov des Anth. Ha \'ßaa. raae'k ii. Die
drei Stichiren A\pai:a 3aiUVHkHaro — Gß’k’roaik KCCKkCTßk
Hkia\k — lifp’kCTa npcpcKy ßw ßpkaiA finden sich nirgends.
3. Mvv5p.Y] xi)? xoi[rr ( 5eM? ty)? ÜTtepaYia? Oäo'6/.ou (15. August,
p. 511). GTii\'Hpa Ha oycn’kHkp crattvIa Korc>p<>A HI D'
raae’k ä. caaaoraac. Na Keca«pTkHoe trop oycn’kHke = Anth.
ei? TOU? al'vou?. NfßfC'k RhllllkHIII C\*I|IH und EcEHEnOpiVMHdA HE-
R’kcTO = Anth. ei? •rijv Xte^v. Ha CTiyoß. raae’k ii. Ilpm A ’k'i E
rch kivhh,h 3£a\aA = Anth. ei? tvjv XtTvjv. Ha caaßa n H'kiH’k
raae'k A- Gr A a i‘3’kiH A £ Korcpo A nnE A ’kß«> = Anth.
kahoh’k raae'k a. ppauvc’k und Vhtv raae'k ji,. mit je
zwei Trop. stimmt im ersten, dritten, fünften, sechsten Liede
der beiden Canone und im achten und neunten Liede des
ersten Canon genau mit Anth. überein. Nach dem dritten
Liede: c'k A . raae’k A . ik\v rpwE’k Tiuvi. EcEHkCTHkiii auß’k
= x«0. pseo: vrfi ß' cv.yoX. c’k A . raae’k ii. lloREaLnkbaik TRivp-
pa findet sich nirgends.
n-fccHk A- ppaAOC’k: 1 Pkm npepoß. Ehahte ato A k6 -
E’K3Aiua ca ßpaTa. i'H’k raae'k Ji,. n-kcnk A- ppaioc’k: He
ica'k A HeaAk. l Iio r \o irk 3p'l.TH — Etv iipiicTaßa’kHke teop.
Nach dem sechsten Liede: ßwh A aß’k und iiKivc’k =. Anth.
II’kCHk 3. GECTlj'AH’ki ApOCT: EoreoyHHHEH’klA CKpl3;aail —
E’k Tyaarian’kyk. ink raae’k A- n’kcnk 5. fmiocaymuma:
Oynouia A’kßupa ko:ki.ä a\aTEp£ — BcEHkCTHoe np’kcTaßaT.HkP.
i'H’k raae’k Ji,. rrkcnk ii. Orpoirki i;a.: NaatATk tu np'kmi
cTaÄ — Oa£ na i iE cavkicaa. i'H’k raae’k Ji,. n'kcnk &. Ecaktv
3’ka\aE. IIpiiiA’k'i'E ß’k cnwH'k — Mpiiiaui wt nac'k irkcHk.
CTHjfHpa Ha yraa. raae’k a. Alle drei Stichiren finden sich
Anth. et? to -/.upie e/.ey.p. p. 511.
1 Im Antholog. hat (las vierte und siebente Lied der beiden Canone und
das achte und neunte Lied im zweiten Canon je drei Trop., worunter
auch die des Hank. Vorkommen, welcher überall nur je zwei Trop. hat.
Ueljer den Inhalt dos Codex Hankenstein iarms.
647
4. 'H 7.0KIx aapy.a yivvvjoi? tou yupiou y.ai Oeeü xai owr?jpo? Y)p.wv
iJv)aou Xpwtoj (25. Decembor, p. 228). GTtijfHpA Ha pciKk-
ctr© ypucTORO raac’K li = Antli. den drei ersten Stichiren
£1 ? TO y.'jpis iv.iy.paqa. Ha CTHyOR. raac’k R. ( \OAU 6<tipaHTWR'K
— I[pni',ykTf rcii K'K KOropoAHU» .ykirk finden sicli nirgends.
kahohTv raac'k a entspricht ganz genau dem ersten
Canon tou xuptou Ivoop.a, nur hie und da sind die Trop. um
gestellt. Der zweite y.avwv lapßixb? ’lwavvou Mova/oü findet sich
Hank, nicht. Nach dem dritten Liede: C’k A . raac’k ii'. H-
cycy pwmkimo ca r'k mkfmm'ark findet sich nirgends. ck A .
raac’k A : iipni ( ykT£ Ri A !iavk R’kpHHi - x?.0. p.ctä ty;v a cxr/oX.
Nach dem sechsten Liede ist ku>u A ai; - k raac'K s. .ykr.a
A HKCk nur angezeigt = Antli., 6 olv.oq findet sich Hank, nicht.
Nach dem neunteit Liede: c r ’k t h a k h a: [Ioc’kTHaTv ecTk nac'k
c Rkiiiif = Antli. cTHyupa Ha yRaa. raac'k ii. Eec£aht£ ca
npaRf A Hni — Koropo A nnE A T.ro pwjKkuniA cnaca — HpHi' A ’kT£
R'kcyRaaiaMv auTfpk — caana raac’k A- OrkUk HSRcana'k
ecTk finden sich alle Antli.
5. Ta ayia Osocpavsta tou y.up!ou ■qp.öv Tvjaou Xp'.oTou (6. Jänner,
p. 286). cTHyupa na ypkL|rkHk6 rocnc> A a Harnero icyca
ypiiCTa raac’k li = den drei ersten Stichiren ei? tö xupie
£xsx.pai?a, nur ist die zweite mit der dritten umgestellt, na cth-
\'OR. raac'k a. Drei Stichiren = den drei ersten et? tou? al'vou?.
caaua i 1 H’kiH’k raac’k ii. ( \iikCk ro A h. (nur angezeigt) findet
sich Antli. wpa icpdiTrj p. 281.
kahoh’k raac'k Ii 1 resp. die beiden Canone entsprechen
genau den beiden griechischen; nur hat das vierte Lied des
Hank, im zweiten, und das siebente Lied im ersten Canon je
zwei Trop., während Antli. je drei Trop. bietet; es fehlt im
Hank, in beiden Fällen das dritte Trop. Nach dem dritten
Liede: c’k A . raac'k a. Hcycy puuKkiuic* ca ivt .ybrcRi aiapkA
= y.aO. p.sxä tyjv a cv.yo\. am 7. Jänner, p. 305. Nach dem
sechsten Liede: k iv H A a K ’k und iKwck = Antli. Nach dem
neunten Liede: cr’Ictha.: MorkTHA'k fic'i’k Hack c R'kirne =
dem eijaTooTetXdptov am 25. December, während aber der Schluss
dort iiRO wt A 'kK’ki pc< A n ca rocrio,\k ist, lautet er hier: hro
R’k <-ip A aH’k KpfcTi ca rocricv\,k. Ha yaaa. raac’k ii. TocnoAH
1 ii(i.uoc r K und Hin. hjiaicck überall vollständig ausgeschrieben.
648
Sraal Stockij.
ICflOAHHTH \'OTA, 6JKE HApießA'k KOI = Anth. sic rr ( V AlT^v. —
PccriOAH VcnOAHHTII K«TA KCE OnpaKK^AHKP. lind PocriOAH \'OTA
I3HCK4TH finden sich nirgends, cAdßa rAACK li'kcmvbuo
K’kpHHi 1 = Anth. p. 296. i' h'kih-Ii rAACk Ii. JInpeackaa kivihk-
ctka findet sich nirgends.
6. ,'H ütialtavri) tou y.’jptou y.ai Osou y.ai cwTvjpo; Yjp.wv ’Iy)goü
Xpicrou (2. Februar, p. 361). cTH\*npA ha cp’kT’khki-i raack 3.
Die drei Stichiren = den sic tov crt/ov p. 363. ha CTHyoß.
l’AACTv A. HrO KII,\A CTAp'IE — XpHCTA l'CCIIO r \kHA BHA’k\''k
— Paav’i’ ca KcrepoAHUf finden sich nirgends.
kahoh’k rAACk r 1 entspricht genau dem Griechischen,
nur hat das sechste Lied des Hank, zwei Trop., während
Anth. drei Trop. bietet; das zweite Trop. fehlt im Hank. Nach
dem dritten Liede: ckA- raack a. Hi. HEpßOßk npiiHECE ca
und GKpOKiipE kTaihok finden sich Anth. nicht. Nach dem
sechsten Liede: K w H a ä ß ’k und ißlVCk = Anth. Nach dem
neunten Liede: cß’kTHAkHd: Hpn'iAtaii ypucTA CTApHE HpA-
KEAHkiH findet sich Anth. nicht, aber das zweite cß'kTHA.
A\'\'OMk OCßAl|IEH'k Mp'kA'kCTOA CTApEII,k = dem SCaVQCI. des
Anth. cTHjfHpa ha y kaa. rAACk a. Die drei Stichiren und
caaba rAACk £ = den Stichiren und 36;a y.ai vjv de to y.upts
h/.ey.paEa p. 361.
7. '0 EüaYY £ kic[j.ci; tt)<; u-e.pa.'(’.ct.q Osoriy.o’j (25. März, p. 400).
CTH\'HpA KAArOß'kLIJ’hHklC CßAT'klA KO r 0 p 0 A H LI, A rAACk A-
Die drei Stichiren = den Stichiren st? fov a-dyo'i p. 401.
kahohtv i'AACk A- n 'kcHk ii mit drei Trop. JS^a th noeTk
BAAA'klHHUE — I lOllklO TH ßECEAA CA — AeCTHO MA ß’kl|JATH
= Anth. Das vierte Trop.: IIecka3ah'kih ecTkCTBOMk weicht vom
Anth. ab. rrkcHk mit drei Trop. = den drei ersten Trop.
des Anth. irkcHk A und die drei Trop.: GßATy V KTEpy A'k-
BlllIpO — Gß’kTEA'k C’klH Cß’kTO/Uk — GTpA\'0A\k (ÄKO pAK'k
= Anth. Das vierte Trop.: Gbataa KoropOAHUE, ß H’kibßE
I3K0AH :khti findet sich Anth. nicht. n'kcHk £ und die drei
ersten Trop. = den drei ersten des Anth. Das vierte Trop.:
Ge iriviH'k kwhmauia ca npopoHkCTßkA weicht vom Anth. ab.
irkcHk !i und die drei Trop. rAArOAAA'k TH raßpHA’k — Teke
AACTk ca pAAWc r rk — Ockipa ca ßor’k aja,a<\\\[ = Anth. Das
1 H|1A10C"H ist überall vollständig ausgeschrieben.
Heber den Inhalt des Codex llankemstcinianlis.
649
vierte Trop.: IIoa\oah ca 0 /v\C'/uri'KKHHH’k\"K weicht vom Anth.
ab. KWH,\ai;’K und ikwctv = Anth. n’kcHk .4 mit vier Trop.
= Anth. irkcHk ii 1 mit vier Trop. = dem ersten, dritten,
vierten, fünften Trop. des Anth. irkcHk p mit vier Trop. =
dem ersten, zweiten, dritten, fünften Trop. des Anth.
8. Ti) ayia v.m geya/a] y.uptay.rj reu rJ.T/fj. (p. 546). K a H 0 H ’k
na nac^y raae'k a ist ganz gleich dem Griechischen. Im
fünften Liede ist b s'.ppic im Hank, nicht angegeben. Nach
dem dritten Liede findet sich Hank, keine br.av-or,. Nach dem
sechsten Liede: KlVH/^aKTv und iKivc’k = Anth. Nach dem
neunten Liede: cbütha.: HaoTkio oycny'ß’k = Anth. cth-
\-hpa Ha \'iua. raae’k f. Die drei Stichiren = den drei
ersten des Anth. caaßa i' HkiH'k. IrU'CKpecciikA /i,CHk = Anth.
9. KanoH k «waeeh c ß a t di i Borcpo,\HHi raark rt
entspricht dem xavwv 7capax,ATr)Tab<; 2 & puxpb? si<; ty)v (ixspayiav Oec-
ibv.o't (Anth. 6Tsp. mvai;. p. 95). Geringe Abweichungen vom
griechischen Texte kommen vor und zwar: (n'kcHk ii) und die
zwei ersten Trop. = Gr., das dritte Trop.: Olf CßfpßH a\a c\f-
i|ia weicht vom Gr. ab. rrkcHk f mit drei Trop. = Gr. dem
ersten, zweiten, vierten Trop. n’kcHk r \ und die zwei ersten
Trop. = Gr., das dritte Trop.: Na aojkh B0A’k3Hkaui rpk-
^WßH'ki cafmaipa a\a findet sich nirgends. irkcHk i mit drei
Trop. = Gr. dem ersten, zweiten, dritten Trop. n'kcHk ii mit
drei Trop. = Gr. den drei ersten Trop. ku<h x \ak'k raae’k Ii.
AVOAHTßa Tfna. (nur angezeigt) = Gr. n'kcHk ;i mit drei Trop.
= Gr. den drei ersten Ti’op. irkcHk ii mit di-ei Trop. = Gr.
dem ersten, zweiten, vierten Trop. n’kcHk p mit drei Trop.
= Gr. dem ersten, zweiten, vierten Trop.
10. KanoH’k npHMai|rkHkio raae’k li habe ich in grie
chischen Kirchenbüchern nicht gefunden. (rrkcHk a) :l : rpA ( yk’r{
AiOAßß: Hpoßk Tßoiö ßaa^’kiKO \-piicTe — caaßa: OcKKfpmy
CA A’ka’kl 3A’klMH — V H'kIHA: 3fA*Af ßAai AA. ll'kcHk f.
(ipauvc’k: na ßamenn a\: Gak3'ki am noAAJKk jfpncTe — caaßa:
1 HpA\ocTv des achten und neunten Liedes ist vollständig“ ausgeschrieben.
2 Der griechische Canon hat in jedem Liede je vier Trop., während im
Hank, nur je drei Trop. sich finden.
3 Jedes Lied hat je drei Trop. mit Ausnahme des neunten Liedes, welches
vier Trop. hat.
Sit/.ungsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. II. Hft. 42
650
8in al 8 fcockij.
K’k IVCTAKA’kukEi K^A» A\ll — V H ’k IH /fl: /KlIKlVTHArO \'A'lvKA
TpAn£3C. n'kcHk ep/WOC'k: llpHlllECTKOK: G'kC\'0T'kK'k HAC’k
pd4,H RWHA’kTITH CA — CAAKA: llll/kAII AV" 11Jl ' CTpyil’kl
rOCI10A H — T H'kIHA: IloAHlAyV A\A /MHAftC£pAR6/Mk CROI/Mk.
n kcHk E. epAMJC’k: CK'k'l'A I10AATEA. RIkCIKS lip’k/KE p£ME )fpHCTE
— CAAKA: GaCKO KOJKkß OlTAk Kt*AI — I H'kIHA: Mdpke
(MATH KC.KkA. ll'kcHk S. (jp/MOC'k: K’k KE3A»’k rp: Olf/M'k (MWH
I AV'UJ** — CAAKA; ,\a CTpAHEH'k CTpACTHl' — V H'kIHA:
(Y)T KCTA KCT’k CAOKO. ll'kcHk 3. 0 T’feA’k 3AAT: HcTWHNHME
KAAI'kl\"k — CAAKA: II3 KAK/MO CA CTpACTHl' V H'kIHA:
GlIACA KOI’A piVJKkIJIH. Ili.CHk H. K'k Il’kl|Ik IVTHkH: NtK£CH'kl\"k
H CTpAUIHTvIjf-k — CAAKA: K'k TKOe.AMf llpHK'kl’AK> (MHAOCEpAKKJ
— I H'kIHA: TpCriCL|JK> llplH/MAA UTHk. ll’kcHk ft: KE3HAHAAHA:
XpHCTCCk 6CTk, KKIfCITE /^(,'UIIO C T'k/tO/Mk 03APARH KAA-
A'KIKC — CAAKA: MKC ÜTHk K\’A» (MH — V H'kIHA: Rci'A
KU'nATvTlKUlH.
11. KAHOH'k 3A kHoKwi taack ii habe ich in grie
chischen Kirchenbüchern nicht gefunden. (n'kcHk a) : KOAV
npOUIEA. Ol"HCCTH Crp’kllJEHkA HpH3pA KS3AKWHKA — lOjKE 01'
A\*HHUJA CAAKy 3aMAAA P.CH CAOKO K0/Kk6. ll'kcHk f: HE
KECHOAty Kß\[r\[. II/KE (MEpTK'k KOAEIO IIOAOMUfiH’k MllAO
CEpAkK/Mk KCIKkß/Mk ßAAATvIKO — ElVnAWl|Jk CA K'k Hp'kß'k TH.
n'kcHk A- epAuvc'k: Tki am ypHCTE rocnoA 1 ^ Mhcttia okh-
TEAH ß ’I’EKE CI1ACS CyTk — PAKEH'k HA/M'k 'lAOK'llK'k IAKH CA —
T'kl K’kpH'klAVk nC\*KAAA 6CH /MATH. H'kcHk E. ß'kCKylO /MA:
IIaE/KC MHHII AHrtACTlii — Onkip'kHkÖ HA/M'k IAKH CA — A/Vll-
AOCTHKHO MHAOCTHKE At'kpy MACK'kHIC K'kClipilAA’k 6CII. ll’kcHk Ü.
ep/VHVC'k: On'kcTH (MA: Mpklio Kp/MKkE C/MfpTk OIACE lipCCAAH
G/\k3’kl II K'k3A'M\'AHkA — (iCTkCTKO/Mk CA’kT'k/Vk CA’k-
AA6T CA. KWH A a K'k: CKAT'kl/MII HOKWV: rH'.CHk 3. <ip/MOC’k:
A'k l'H e.ßp’ki'CKI: ,\aÜIIIH K’fepnc llp'kcTAKAEH'kl/M'k — HcnoAHl
PAAOCTH V KEC'k/lkA — Ca3APV l,,aA 6R*HH\- KAATRy. ll'kcHk ii.
ep/Mwck: AYycHKiii'cK: G kUJEA'K k pwK'k np'kicnoAHHi' — RIkc
VcTWHHIlK'k /KI3HI — M/ipke A'k KHII d ROHlkA /MATH. ll'kcHk ft.
ep/MOC'k: OycrpAiUH c: pA3Apy»» ca <W k rwpK-kiii — Ksck
eCH YplICTE CAAAWCTk — GnACH /MA /MATH KOJKkA.
12. 'H i:aYy.6<jp.ioi; ud/wot; tou tipiou y.al ^wotco’.ou crraupou (14. Sep
tember, p. 40). CTHyilpA HA K”k3 AR» Jü’kHkE-: TAAC’k Ü.
Die drei Stichiren — den drei ersten ei; to y.'JO'.s sy.ey.pa;a.
Ueber den Inhalt des Codex Hankenstcinianus.
651
Ha cTiyoii. raac'K h. Die drei Stichiren = den drei ersten
siq xob? atvou; p. 46.
lUHON'k raac’k ii entspricht genau dem Griechischen;
das vierte Lied des Hank, hat aber nur drei Trop., während
Anth. vier Trop. hat, es fehlt das dritte Trop. des Anth. Auch
im neunten Liede weicht Hank, vom griechischen Texte ab.
Im Anth. tindet sich nämlich ein c eipp.se; mit zwei Trop. und
ein elpp.se öf/Äoc mit drei Trop. Im Hank, dagegen nur: TaiH’k
ecu KoropOA H U { als kp/iuvc'k und die drei Trop. ,\a K'k^Apa
AY>° T ca AV K P wliHa,Ä AP’k Beca — H* ropeerk aP'^nk" 0 —
Y \a iVBpas'k noKaauum, von denen das erste vom eipp.se, die
beiden anderen vom a/Xoq sind. Nach dem dritten Liede ciiA-
^HkCk HpOpOHfCKOfi CkK'klCTk CA CAOKO Und KpfCT’k TßWi
recnOAH ckati ca finden sich Anth. nicht. (Im Cod. slav. 83
kommt das erste als y.aökp.a p.exa tyjv ß' tmyo'k. vor.) Nach dem
sechsten Liede: kiunaaK’k und i'KWCk = Anth. cTHppa
Ha \'ßaa,’ i\ K’k iv\'Tam,: raack (i: lik3H6C£ ca na KptcTk
\'pncT£ i;o;ke — Ihm K k eAf'Vrk pai' AP'kßaf. — fWwi'c’keKa riaam,.
Aus dieser Vergleichung ergibt sich folgendes Resultat:
der Codex Hank, bietet im Allgemeinen eine viel kürzere
Fassung des Gottesdienstes, als das griechische Anthologion.
Es fehlen nämlich überall 1. cr./Yjpä sic tyjv XtTijv; 2. während
das Anthologion regelmässig zwei Canone enthält, bietet unser
Codex mit Ausnahme von zwei Fällen nur einen. Zu beachten
ist ausserdem, dass im Gegensätze zum Octoechus (Grundtext)
nach dem dritten Liede gewöhnlich zwei y.aöiap.crra, nach dem
sechsten Liede ein xovrcbuov und olza; oder nur xovrdxtov allein,
nach dem neunten Liede ein iSa-octeiAotpiov (cK'k’riiakHa) Vor
kommen, und dass die verschiedenen Stichiren nicht selten
umgestellt sind.
Auf Grund dieser Vergleichung sowie der nun folgenden
Textproben wird es möglich sein, dem Codex Hank., trotz des
Mangels an allen Angaben oder Andeutungen den rechten
Platz unter unseren Denkmälern zuzuweisen.
1 Diese Sticheren sind nur angezeigt und auf den Octoechus verwiesen.
Die hpavoch des Canon sind meist vollständig ausgeschrieben.
42*
652
Sina i Stockij.
Seine Sprache ist insbesondere für die Erforschung des
russischen Idioms von der grössten Bedeutung, andererseits
aber verdient eine besondere Beachtung sein Inhalt, seine
Fassung als solche, die z. B. bei der Lösung der Frage nach
der wirklichen Gestalt der liturgischen Bücher zur Zeit der
Begründer der slavischen Liturgie u. s. w. entschieden ein-
greifen werden. Im Interesse dieser letzteren Frage wurde
auch diese Vergleichung angestellt, doch ich muss mir ver
sagen schon jetzt, bevor auch andere Denkmäler diesbezüglich
gründlich untersucht, worden sind, eine positive Ansicht dar
über zu äussern. Ich beschränke mich nur darauf hinzu
weisen, dass die Vermuthungen des Amphilochius bezüglich
der ursprünglichen Gestalt des slavischen Octoechus mir schon
jetzt sehr problematisch erscheinen. Abgesehen davon, dass,
mag die Strumnizer Handschrift alt, sehr alt sein, sie doch
eine spätere Fassung des Octoechus enthalten kann, als eine
jüngere Handschrift — wenn überhaupt unser Codex in diesem
seinem Theile jünger ist — wurde meiner Ansicht nach die
wahre Bedeutung des aus Nestor citirten Wortes oyTUHK'k ver
kannt. Seit jeher bis jetzt besteht nämlich bei den Griechen
ein Unterschied zwichen ’Oy.-wrp/o? und ILpay.Xv)Tiy.r) -/jvoi r, p-sya av)
’Oy.TÜ^/ot; (Vgl. Cave, Hist, liter. script. eccl. II, 2), und wenn
Nestor vom 0)(T4HK'k spricht, so muss dies in diesem Sinne
des Wortes, welchen die Griechen und ursprünglich auch die
Slaven damit verbunden haben, genommen werden. Demnach
enthält die Strumnizerhandschrift llapay.AvjTiy.Y) irnd der Codex
Hank, den Octoechus. Daraus erlaube ich mir dennoch nicht
den Schluss zu ziehen, dass das Handexemplar Methods ein
Octoechus in der Fassung des Codex Hank, war, füge aber
hinzu, dass auch der von mir zur Vergleichung herangezogene
serbisch-slov. Octoechus nur ganz unbedeutend von unserem
abweicht, wodurch die Sache an Wahrscheinlichkeit gewinnt.
III.
Textproben.
Einige Textproben aus unserem Denkmal wurden bereits
von Hanke, Dobrovsky, Strojev und Lucakovskij gegeben,
und zwar hat Hanke folgende Stellen abgedruckt: a) die
654
Sraal Stockij.
Textproben, die ich unten ganz genau nur mit aufgelösten
Titlas und geänderter Interpunction wiedergebe, genügen,
um eine gewisse Einsicht in dieses Denkmal zu ermöglichen.
Dazu wurde gewählt:
1. Der Canon anastasimus toni V (p. 50 b —60“ Grundtext).
2. Die Epistel für Montag (p. 155“—156 b Grundtext).
3. Dasxovt&uov toni V, VI, VIII (p.239 ab , 240“ Grundtext).
4. Das Gebet na wrorNaHke kcakoto 3na . . . (p. 5 a —8 b
Randtext).
5. ’AvaßaOjxoi toni II (p. 8 b —9 a ; 16 b —17 a Randtext).
6. GNaKcapn.
Bei der Wahl dieser Abschnitte verfolgte ich den Zweck,
dass die von verschiedenen Händen herrührenden Texte ver
treten werden, und andererseits war es mir möglich dieselben
mit anderen slavischen Handschriften zu vergleichen, um die
Vorzüge unseres Denkmals besser hervortreten zu lassen. Dabei
sei bemerkt, dass nach meinem Dafürhalten im Grundtexte
zwei verschiedene Handschriften zu unterscheiden sind, und
dass der Canon anastasimus von einer anderen Hand stamme,
als die unter 2., 3. angeführten Abschnitte.
1.
Zur Vergleichung wurden herangezogen: a) !Iapa-/.Ar ( it/.f;.
Evext-fifftv 1857 ; b) CrpysiHHi^tHH oktojix'l und der dort collationirte
Octoeehus aus dem Jahre 1343; c) der serb.-slov. handschrift
liche Oetoechus der Wiener k. k. Hofbibliothek und d) tlieil-
weise auch der bugarskoslovenski oktoich nach Jagic.
I’.'l. H6A1SVIK) KflHOH I. BTiGHP ÜGIiH'h
mack t. irkcNk a. ip,wc>c'k: kcna h K'kCAA-
TfKt TkpHCHOCkHk ICKp’k
HCK’klH C'kHkfVTk HE /UC
Kone, KaaroA'k'i’faiC', i:o Tece 5
c-k\'pank MaTepkHio, jfpncTt, irkHk
In Strum. steht dieser Canon an zweiter Stelle. 3. ta
Mih. TpkHOHOCi^a Strum. Serb. Mih. fiKp’kficiia c’kiikA\Ht|ia Stimm,
(cl -q äzav0%opo? sßpaiwv cuvavwp^). 5. 3HJK,A,HTeA r k Mih. (s'Jsp-
yeza). 6. CTv^paH iiior Strum. (auAaSaaa); AUTepklie Serb. l’.’kll
siv Strum. irkuKMAKk Serb. (ems^dvwas)^
Uebcr den Inhalt des Codex Hankensteinianns.
655
MAA'k ta pOA HTfAW naha-
aiiHKa, paBAp r kujawL|ja
TkpNANOIB 3aiipkl|JEHHie.
Itk3Akh»« /WA naA'tuia-
aro K'k poß'k iip'kßAOHk 5
51 a CA JKHßOAARkME HEWfl'kl-
TkNO H /WOKill C/UkpAAl|lll-
It KOMM, YPHCTE, lip’fcTkpirkß'k
HElICKOyCkNO KOJKHia CC>\f-
ipkCTßa a\\j“p'k(V\k uaaro io
Bk /WA.
PasAP’kuJH ca kaatba, npe-
CTa jke neqaak, KAarocaoRAE-
Hara eo h np'kpaAORANara
K'kpH’klH/W’k paAOCTk B'k- 15
cura, KaarocaOKtHHie BC'k/Wk nß'k-
ra hocal|jii )fpncTa ßckii rce
aEnkii.
ih’k ip/woc-k: GnacHTkrtw Eoroy.
Kcaeio eil Ha BpkCT’k npHrBO- -20
1. pOAHTEA’k Strum. (t'ov YsvvapyYjv); pOAHTEA'karo Mih.
2. pa.SAP'kuiaie Serb. (Xuovxa). 3. TkpHONOCNoe Strum. TpkHOie
Serb. (v^c av.rMrfi). 4. B'knaAUJAro ß pOR’k Strum. poß'k Serb.
(iiaAUiaro ro pirk 1343) iiaauia Mih. <>. nciicKAB k auiie cA\p'k
AAI|IA KOIIIi Strum. IIOHCKAßkl /WOIC* C/WpkAEI|IOYIO BOHOV Serb.
riOROHCKAR'k /WOA CA\pkAAA|IA> BONA Mill. (duTWXO? 7.CH TT)? £p)c
ouewoous oOopäc). 8. iip’kTpkirkßki npETEpn'k hckäcno Strum.
(dvaa-/6[J.evc<; aseipdaxioi;). 10. K-CTkCTRA Strum. (oüertac, c\'l|lkCTBa
1343); BAarOÄyaÄ'i|ia Strum. E/varooyyAie/Wif Serb. EAaroÄyaA
Mih. (p.e euwSiaca;, BAarooyjfAB'k 1343). 13. BAarocACRAEiia
Strum. Serb. 14. eo 7 15. B'kpH'kiH/Wk fehlt Strum. Hi. h ea.
Strum. nirkTk Strum. Serb. (nirkra 1343). lO. iH'k ip/woc'k
ist Strum. ip/WOC’k. 20. eil — Gr. nur ßoüXvfcsi; ßkCECHAkHOy
ypHCTOBOy KOJKkCTBOy boa. Seih. npHrROJKAfH'k Strum. (xpoa-q-
XoM'iv., npiir . . . no/woy 1343).
656
Sm al Stock ij.
2K^hN0/W0y n/VKTHIO, H
51” ^pfKKHAdrO U»COy>KfHH-
h ndATkUi^ro AP'I' K ’ 11 -
A\K C K 0 KO 1K k 111 IOOV'/V\OV',
Toro ICAHHOI'O K’kCnOH- 5
AVk, IAKO npOCAAKH CA.
IlOA6IO IIA'KTK CKOIO UpHriiO-
atA h ha KpKCT'k, ii pasApOY'
11JH ;K6 A K P :Kai50 V C’kAlk-
pTH, H K'k AA’k C’klUkA'k 10
H K'kCKpkC'k H3 AlkpTK'kl
H^-k, YpiICTt KOIKE HALIJk, OY'MHpH
KCk MHp'k CKOH.
IIpEHHCTAIA MATH KOJKHIA, K'k
nA'kl(JEHArO HC TfKE H 15
WT lAAp'k pO^HTEAA HE WT
AO^HklUA CA KOTA lipHCHO
52 a I10A\0AH CA, WT KkCEIA
HAI1ACTH H3KABHTII
CA A< l 'i r LU aa ' , l' NAUlHAVk. 20
11’kcHk P. ipMOC'k: OYTKkplKHH.
/K'kAMk OV'KO HC KAMEHE ME-
1. H fehlt Strum. Serh. 2. H3p6H6HHia Strom. Serb. (äirs-
©«u£ü)c, ocoy^kehhia 1343). 4. CKOKOJKAMJiCAtOY Strum. (-JKkiiiE-
A\ov r 1343) CKOKO/KAkiuaro Serb. 5. au™ p.6vw. Das zweite
Trop. findet sieb Gr. nicht. In Strom, laotet es: Na KpkCT'k
npill'KOJKAfHk KOAE/k II pA3Api>WH ApkJKAKAi C'kAlpkTHÄÄ. K'k
AAk CkUIBAk MHp’k. Selb.: Na KpkCT'k IIAkTHIO llplirKO-
JKAEHArO H pA30pkUJA AP- CkM. K’kCKpkCE WT rpOKA TKOH.
15. ii fehlt Strom. 16. «Apa Strom. (pcAHTEAk he wToysk-
maro ca 1343) Ero he pa3a8h. Serb. 18. moah ce iKAioy
Serb. Kc-kiioÄ Strum. ktcakoe Serb. (kceia 1343). 19. A a ena-
CET H'ki Strum. ciiacth A^V 1116 haliie Serb. (ciouai, o'u? sbtXaae,
II3KAKIITII CA j\,Q\[lUAM’k HAUIHM'k 1343). 22. JKA’kHH TH Stl'Um.
3AkHk Mv£ h meak iic K, Serb. (yO/.YjV (J.SV Ql h, TVeTpac TO jj.clo
Ueber den Inhalt dos Codex Hankensteinianus.
657
A'k C Kcaßiiikii ß'k noy-
CTTvIHH MIC*AfCi> C'kTBO-
plUkAAOAf TEEf lipHHfCAH
COAfTk X'pHCTE, WUkl'k 3a a\u
Hor ; K'k3 Kaarc,\'kraHH- ö
ra th K'k3^,auia A'k™
HSpaHAfKH HEpa30V r /MHKHH.
/^pfßae cK'kTA'kAAk umaa
K’KMk HOKpklRaiKAUl
JKHBOTA B'k rpOK'k JfpHCTa no- 10
aoxHwa, H'k caa/ioBaa-
52 b CTkN’k K'kCTaK’k Krk
avk ,\acTk irkpH'kiiiAi'k
TAHNO WC'kHAI0l|IEie C'k
K'klUIE A<*V , X<MlHC'l(ä CHIANHIÄ. 15
Tu /MATH EOXHIA NfCkHk-
TAHkHC 1 E’klCT’k H3 HfTkA'k-
HkHarO U>TkH,A B'kCHiaß'kLUk-
M\f BfS AAATfpfNk BOA'k-
3HH ; T'fc/M TA ECTCpOAHUlO, B'k- 20
nATvL|ifNaro eo pc^Haa
07j>,daavxe<;, 30amh ov'iio 1343. 1. c'kcaB’uif Strum. caB'kuif Serb.
2. CTBCpkiuoij'AiS Serb. 3. t(ec \'pnc r6 Strum. 5. 3a Eaaro-
A'kiamiiß Strum. Serb. 6. a’^th xe Serb. 7. Hfpa.soyauiB’kiA
Strum- Hfpa.SOl'Al/HlBll Serb. (oi aYviop.ovEc;). 8. AP fKHI1M Strum.
(o ; . ttcBtai, r \P HK ‘ u '- 1^43); CR'fcTakiAik Strum. Serb. (^wtssiosT).
9. HOBpHBaieAAk Serb. 10. xhbote Strum. 11. hä cboicia bo-
afÄ Strum. (auiE^ouaiw?). 12. h ik\\acTk bc. Strum. 14. c-k
A'kßAÄiiioy Strum. (eixunud^ouaav). 16. HfHCMfraHkHa E'kicT'k
1343 (äauvSiaaxco?); HfCkHfTaHC* Serb. 17. CkTBOptHa i€CH Strum.
Serb. (yeysrr^ai); HfTA’kHIlia Strum. HETA'kHa Serb. (toj ecay.r r
paxiu). 18. B'kCHßBuiOMOY heAiaTfp H'kaiH Koa'ks HkAUi Strum.
R'kcnraB'kUioy/HC*v' Ef ^’ K avaTfpe h KfS'k KOA'ksHii nopc>Aki Serb.
(aveuGsv uSivfov |j.T ( xpr/.wv, Kf3 AiaTtpiiA BOa'fcsHH 1343). 20. T'kav
Xf Strum. KoropoAHa« Serb, 21. iicra Strum, (yctp).
658
Siual Stockij.
I6CH CAOBO, lipABOB’kpNO
llpOIIOK'kAdie/M'K.
IH'K ipAAOC’k: OyTßkp^H N’kl.
GhAOIO KpkCTd '1’KOierO ypHC'l’J oy-
TBkp^H MH llOAVklHJA'k 5
NH 16, H K/UtrOAdpHTH 1KE
53“ II CAABHTH TpH^kNEBk-
HOI6 TKOI6 B'kCTAHHKi.
fi’kCKpkCE WT TpOKd \*pHCT£, WT Tk-
AA C'kMkpTkH'klia H3EA- 10
BH B'kCyBAAAl|IAia JKH-
BO^ABkME TpilAkHEBk-
HOI6 TH B'kCTANHKä.
AYoAH H£llp'kcTAIOL|IH HHCTd-
ra npoüJkyV'KUiaro iiipps- 10
CA'k TBOH\"k, H3KABHTII
OT’k AkCTH AHldHOAA llc, ‘
IOL|Jdia TA BOIKHIO AldTSpk.
irkCHk ,V I pAlOC’k: ß0JKkCTBkN0l€.
MHpkCBTilHra 1'OpkCK'kird 20
BOA'M IdKO ß'k OBpA.s k
3. Der griechische cTaao; 6 slpp.o? ist gleich dem ersten
Trop. des Hank. 5. a\op, Stimm. Serb. (p.ou, aih 1343). 6. no-
yßAAHTH h ca. Strum. noyßAAHTH ;ks h ca. Serb. (si? xo üp.vslv
Ä«t oo^d'Cer/, baai o .\apHTH 1343, hko irkTH Hierm. XII—XIII).
8. th Serb. (ß'kCKpkCfNHifi 1343, ävccXvj^iv). 9. 11 wt taa bca
H3EABA’k/k Stimm. (<sOopSg OavaxGü Auxpwcdp.syoc, H3’k TAA 1343).
10. cnacs vor H3B. Serb. 11. B'kcyßdA'kÄijiE Stimm, (xou? avu-
iJ.V0UVXa?). 13. B kCKpCEHHie StlUDl. BkCyßAAAI0l|l£l6 T( TpH:\kll6Bk
HHAMv TH B'kCKp'KCEHll6A\’k Serb. (^cooooxa, tyjv sy.oiciöv cou pxaupw-
aiv). 14. Moah i baaui ch HEiip'kcTAHO Serb. HEnp'kcTdHNO Stimm.
(äTCaicxw;). l(i. H3BABII HH Serb. 18. yBAAEIJIE T£ llpHCHOA'kßO
Serb. YBAAAipAid 1343 (xoug üp.v. as irapOeve ä'(vi)). 19. IkOHCHie
Strum. Serb. 20. IWEpkCK'kiie Serb. Stimm, (xy)? Meppä?); ropk
Kki'A Stimm, (xa rcapoxaxa); ropkCK'kl Serb. 21. NdMp'kTdNHie
Ueber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
659
if Kpa3C>Yia npEHkCTkNaro
53 b th Kpkcra, KaaiKE, rp'k\'Cßk-
NC>ie OV'A\kpl|IKAkM|m B’k-
KOlflUENHKS AP'kü’kMk ®Y-
caa4,H. 5
HpkCT'k 3a pa3«»Y/Hk-
HOie, 3a caa^T^KOYio nn-
ipw 3’kAMH, YP H C TE 'VVOH, fipH-
HiaTTVj 3a TkA'kNHI6
1KE CAAfpTH Kp'kßk CßC- 10
K> ECUKkCTBkHOY’K« npOAHia.
ßf3’k MTaHnia 3anaaa icch
HETka’kHkHC' ß'k MpfB’k, H
np’kiKf Koa'ksHH po^naa
tecil, H nc pOlKkCTB'k AivBO- 15
io Bora na’kTHio poiKkiuii
ckyp^hh ca.
54 a HH’k Ip/MOCk: OyCA'kllLiaY'k.
(Ir^a BKApoy^H ca Ha be-
A1AH B'k KpaHHIl \'pkCT k, 20
rkKpoirLUHUia ca ßpara
H BpaTHHUH ß-fcHNHH BTi-
Strum. (ev etowvt). 1. iipcwßpA30V'A. Strum. 2. rccno r -\,H Strum.
YpucTf Serb. (ayaOs); rp'kjfOBNO Strum. (t^q ap-apttaq). 3. S/Mkp-
L|iß'kÄi|if Strum. ov‘A\pki|ißAEmii<; Serb. 4. Scaa^Hß'k Strum.
Bbcaa^H Serb. (syXuxavaq). 8. jKATsAik Strum. 3AkHk Serb. —
«imjp — npHißTk, 3a CAa,\ki;c>K- iihbc ck/upkT’k h ßpkßk Serb.
9. na pa3Apc»YLHfHHK5 c’kA\. ßp. cbatä’ä KOiKHbYv np. Strum. (v.0iza.
<p0opä: Ss davdzou vb oii\j.a C70U tö 0e1ov sEsysac'). 12. pO^llAa een
HETA'liHkHa Strum. (auvsXaßeq aotaoOöptoq). 13. HETA'kHO Serb.;
h fehlt Strum. 11. nopCA 11 Strum. (xexo-/.aq). 15. A'kßC Serb.
16. c HA'k'i’Hio ncpoJKAHiH Strum. (capy.t xenouaa). 20. na Kpaiinieß'k
Strum. Serb. (ev tw -/.pavüp — B’k Kpamiii 1343). 22. a,\kC’i'HH
Strum. (aiüviot).
660
Smal Stookij.
3I11IUI<\: CAJKa CH/Vk TBO-
ien rociio,!,«.
6r,s,a cHH^f cnac'K ß’k c'kka-
3HA(U'k I3K0 MkpTBTi,
ß’kCKpkC'klUa C HH/Hk ßk- 5
MkHHH MkpTßkU,H H B r k
Siimiia: caaßa chaHv tbo.
v \ - kßoio po r \naa iccii h a\aTEpk
cTßa he pa3o\’a\'k, irk Ma
th oyßo lecw; JKe 10
np-kß'kicT'k, io>ke jfßaaAiiJe:
54 b PM°V CA ßoropo,a,HHf B r kiiHi6M r k tu.
nivCHk e. ip/uoe'k: O^'braH ca cß-kr.
GaaßniviH rocncAk ß'k Hccaaßk-
N'k oßpas’k, Ha r \p'kß F k oy- 15
BO BtljikCTkH'k BOUSIO BH-
cin'k eohjhio a\H’k caaßoy
HEH34,ptMfHkH0 ripHWßp'k-
Tata.
T r ki a\A np kwßa'kMC ß’k he- 20
Tka’kHHie YPHCTE ; TkUA H ca«-
1. cnara tboeh caaßa MHaocp,a,ie Serb. 3. YPHCTE Strum.
Serb. (c ’7ü)-r l p)■ k CBA3an'ki/i\'k Strum. cbejehea/ve ch Serb. (xp'oq
zobq oscijiiou? — KT\ CBA.SHAM’k 1343). 5. Ckß'kCKpf.coiiiA Struia.
Ckß'kCKpkCHOVTiiE Serb. (cuvavscnfjcav); B'kMHH Strum. Serb. (ot
cra cdmoq Omi'nzq). 6. H fehlt Strum. 7. cna'k tboeh caaßa
auiaocp,\E Serb. 8. fj uapOevo? ’izv/.s y.a! — h fehlt Strum. Serb.
9. JKE vor HE Serb. H'k laßO M. Serb. 10. n .\'kß. Strum.
Serb. 11. leiOJKE Serb. Strum. 13. O/^’kie CE Serb. (o avaßaX-
Xip.evo?). 14. GaaB'kHii Serb. (•rife oö^rj?); ß BE3'kcaaBirk 1343.
15. om;o fehlt Gr. 16. Ueber clem BEipkCTkH'k steht als Ver
besserung -BOßaH'k; BEHECTßOßaHkHO Strum. KEHkHO Serb. (vjTi-
p.wp.£VO?). 17. E02KHI0 HEH3yV,pEHEHkH/fv CAAK& MH'k lipOaVkllija'kat
Strum. (v)jv Qetav p.ot cöäjav acppaci 7upop.'/)0oö[j.£vo<;). 21. II fehlt
Strum. Gr.
Üebei* den Inhalt des Codex Hankcnsteinianus.
661
pTH HETkN’kNkHO IIA’k-
THIO KkKOV'lllk, H R'kCHId
H3 rpOKa TpH,A,kN£KkNO.
T’kl H3Ki\KA r knilK-, H llpARk-
AOl' HiliU'K pOlKklllll \*pHCTA KE 5
ck/HENS, CBOKOA k NA CTi-
55 a A’kia WT kaatru Koropo/i,H4£ le-
CTkCTBO lipAA'^A kHfie -
IIH’k Ip/UOC'k: Ol'TpkNIOIOl|l£.
GßOH/Hk KpkCT'kAlk II /HO10
KOIO C/HipTk 0ynpd3HH,
YpHCTE KOJKE NAIIlk, II l'p'k\"kl HA
lila Olf/HkpTKH/l’k I6CH.
riorpEK'knill€/Hk CH, TpH^kNE-
KkH'klH/Hk KTvCTAHHIß/Hk 15
IICIIpOKkplKE H KCA
ll’kCKp'kcil rOCIIO^H, lilllO /Hll-
AOCTHRT».
He llpECTAH A\0AA1|IH, ICrO-
I. H6T/Vkii6Hk Strum. (dBtaaGopwc). 2. nA. CH Stnun. H
fehlt Strum. K'kCHiairk Strum. (y.at i^avatsiXas). 3. a>T Strum.
Serb. TpETH A kHk Strum. (ipr^/ispo?). 4. ciiacehhic jke h npAK^A
HA/Hk HOpOJK4,LllH Strum. (au ouy.aioa6vr ( v ts y.cü diroAUTpoictv (iä
T£/.ouaa). 5. poiKAkUiHia Serb. 6. ckoko,4,a N’ki Strum. ckoko/^S
HH Serb. (eXsuGepav eSptzaa? — CßOKO^NO 1343). 7. roenOJK^E
Strum. (Osotoks). 8. npi/i^'k.yHE Serb. iipA,\-k,\H£ 1343 (toü ^po-
TiaTopo?). 10. Im Glr. linden sich die drei Trop. des aAAo; 6
stp|A. nicht. In Strum. und Serb. steht das erste Trop. an
zweiter Stelle und umgekehrt. TßOH/H’k ßp. \'pHCT£ Strum.
Troh/ht». K'kCKpcEHHKi/Hk Serb. 11. oif/Hp'kTßii ce Serb. oynpASk-
HHATi e.CH H R6Ck /HHpk llpOCßdiTH StlUlU. 13. Ol'/Hp’kTKHRk
Serb. (Par. 1343 = Hank.). 15. ß’kCT. fehlt Strum. Serb.
16. iicnpoßpkrAk ecu Strum. Hciipoßp'krki Serb. 17. ß’kcßp'k-
ciirt». raito AiH/iocpk^k Serb. B'kCKp'kcH rai;o e^irnk /HHAOcpky\k
h 3A0ß’kK0Ai0K6Hk Strum (Par. 1343 = Hank.).
Sinai Stockij.
JKE pOA» KOrOpOAHU«, CIldCTH AOY IJ,d
HdUld, \'KdaAl|]H)('k TA
K’kpHO.
11'kcHk S. IpMOC'k: B'knHAl|l£K> CA.
Utv Trt’kHHie ckiid/i,t npa- 5
A'kAT, BAdA'KIKO VpHCTt, WCAOV'
LIldHdl'O KpdlHkHA K’kKOl'
lllk H K'k /KH3HH B'k3ߣ
AfH k K'kICT'k CTpdCTHK* TH.
/KuROT’k npHKAHlKH CA Tkl 10
K'k dAC»Y> ß'' d A' KIKC ’ \'PHCTE, H TkrtA
TkAW MOV'Kkl HETrt'k-
HHH-Alk HCTCiMHilTv IPCH
BkCTdHHie.
yV/klldia pOAHAd l€CTk H pO- 15
/KklilH llp-kK-klCTTv MHCTdld,
ua pov'Kor HCCAi|iaro bca
MkCKara idK» HCTHHkHa-
la A’kßd H aiaTH iiCHECkum.
56 a H H "K Ip/HOC'k: OKHAf 'VIA K'k. 20
npCCTkpa'k I6CH A' UUIH ch
c'kKiipaia pacTOHEHdia la-
1. ricpOAH Strurn. In Serb. lautet dieses Trop. so: A\c
A£I|IH 3d Hkl H£ Hp'kcTaH KOI'OpOAHUE, leroiKE pCA H cnacTH
Aov'iiie \*KaanpH\'k te. 4. Ba'kHoyÄiMEH ca Strum. Ga'knov'io
111e ce Serb. 5. KkiiaA« Serb. ('/.atdiXtsÖEv — chhae 1343); po-
A*>y HaiAaHHK’k Strum. (6 ■■(n'zidpypqc). 6. wcaov'mnaro Strum.
wcadYiiiaHknarc» Serb. (-ypyp/.ocu). 10. /Khbotiv Strum. 11. h
K'k Serb. TA'kllCi.VlOY KHßk HE- Selb. TA'kHHO'Wk TA'kHHIPAVk
K'kIK'k HSTA'kHHie HCTOHHHK'k 6CH K’kC'liiVVk ßkCKpkCEHHP Al' CH
Strum. (oGopa tm <j(k!pa'm ^svop-evo<;, Sia aOopap Krvfraaa; tyjv avä-
gtocgiv). 15. A’kKOdi p. ecH Strum. (sxsy.e); nc pCJKAßCTR'k Strum.
(xey.oüra). 18. hebhhhaa A'ki’.o t\\. HOHP.caa pch Strum. hcth
nara a\aTH noHEcaa ech Serb. (dX-pOwc xapO. p.7fcr ( p ßacxaaaaa).
20. Hack Serb. 21. ckoii Serb. (aou). 22. pacTOMEiia Strum.
662
55 b
Heber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
663
3’klK'ki TH C'kCTAKA'kNH-
ie, ypHCTc ko;k£ haliik, tkhkohock
HklHAAk ’I'H KpkCT'k/Hk,
I3K0 MHAOCTHRTv.
HcnpoKkprA'k tecn ca/upTk 5
h Kpa ra a,a,OKa c’kKpoyuni-
ATv I6CH, a^a/VTR JK£ C'kKA-
3aH k paaAP'bnikH'k ß-k-
3HH: ii cnacH a\a 4,£chhh,a
TKOia rocnoAH. 10
l’ov'lllllio^ TA IlfU'liaaikUOV,
h ropoy h a'kcTKHUw 4,oifuif
ßkNOl'IO, H 4,ßkpk NfKECHOl'IO
56 b 4,0er'kiiHO CAABHAVk, AiapH
ie caaßkHaia, npaßOß'k- 15
pHklllAVk IIO\*Kaaa.
ll’kcH k 3. IpMOC'k : Ilp'l.ß'k3N0CHM'kl.
lla'kTk WBAOJKk, KIKO Ha BOV-
4,1111,11 Akl|JEHHI6, KOJKHMä-
10 TH CIIAOIO 3/VVHRI H3BA£- 20
KAT. I6CH, H3K04.A BkllH-
ioi|iaia: ko>k£ KaarocaoKEH'k iccii.
(p.x/.päv oictjTiitiz — pacTOHH'kiia 1343); KS3HKk Serb. Strum.
(eOvwv — i<i3'kii"ki 1343). 1. CkCTaßAENHia Strum. Serb. (to
Gutjvfuj.axa). 3. KkCTanil£AVk Serb. (cTcwpw). 4. AUiA0Cpk4,£ Strum.
Serb. (ü? ®tAdv0pw-o<: — hko AAHAOCTHB’k 1343). 6. CkKpoy-
iiiiiKk Serb. (cuveiptdia?). 7. JK£ fehlt Strum. CKA3AH'kiH h 1343.
9. K'k30vnH k Tfirk A\iiA0cpk4,f Serb. 11. NfwnaAkiioy Serb.
12. h vor ropoy fehlt Serb. Strum. ropA >ke Strum. 4,0V’\'0K
hää Strum. ,\oy’\'OKHOV' Serb. (epiiluyov). 13. iukecha Strum.
16. noyßAAO Serb. 18. In Strum. ist die die Trop. des siebenten
Liedes vom o eepp.oe, das ganze achte Lied und den sipp-o? mit
den Trop. des neunten Liedes enthaltende Stelle ausgerissen.
iiatthio uu;ao;kii Serb. (capy.a MpiOep-svoc); oy.ymoy Serb. (w;
av’/icjTpto). 20. y.aöeiXy.uaat;. 22. B’kp'kHO vor KOJKf Serb.
664
Srnal S tockij.
3fA1AA lipHEAHJK£HHI6 C01"-
l|JkCTBOBAß'k C'kCTAß'k
B'k rpOK'k nOHpTvIBAieTk
CA HA'kTHIO HEß'kAI'k-
CTHAVklH, l€MOyJK£ BCH 6
II0I6AVB : EOJKE EAArOCAOBEHTi.
TpHHEH3AA r kHkHA CkCTA-
57 a BAEHHIA HTEATk 164,11 Hk-
CTBO Cdj'HJkCTBA OBpA-
3'kAik B'kAOV 1 ! 1 noie/UT».: eojke. io
HHTv ipMCCTv: HJKE B'k I1EI|IH 0.
yV,p r kK’kAAk KpkCTkH'klll A\k
M4,OAkCKfc>IO pA30pH AkCTk;
EAArOCAOBSH'k BOTE OTkll,k HAIUH.
K’kCKpkCHOyß’k H3 rpOEA 15
H A,\kCK'kll<1 B'kCKp'kcH“
Bk; EAArOCAOBEH'k ECI"k OTkll,k.
MkO CIIACEHHI6 HAINE TA E0f0p04,HH£
MOAHAVk, MOAH B'kllA'k-
L|IEHArO HC TEEE, CIIACTH HAC'k. 20
1. 3EA1AEHE Sei’b. 2. CkCTABA’k Serb. (6 xr^ T V aVAetov
oüciwca; (juoraoiv). 4. HEB'kA\’kcTllA\kl Serb. (6 ayüprpop). 7. Dieses
Trop. findet sieb Gr. nicht; im Serb. lautet es = Gr.: 04,HH'k
OyEO CkCTAB'k B'k 4,ßk JKE IßCTkCTB'k llp'kHENOpOHkHAIA p04,Tvl
BkriAki|i£HAro Bora, ktojke ßkcn noEAVk: eojke baa. 11. 6JKE
Serb. 13. pa3opHA'k 6CH Strum. (auca? — pa30p£ 1343). 14. ba.
lecu rocnc>4,H gojke Strum. bojks EAarocAOßEHk iecH Serb. (süXo-
T0 T ' 3 S ° o twv xatspiov r,p.wv). 15. B’kCKpCHAKklH Strum.
BkCKpkCE Serb. (6 ävacxce? — ß’KCKpkC’k 1343); WT Strum. (ev.
vExpwv). Iß. b’kce BkCKp'kcH Serb. 17. ecH rocriOAH bojke Strum.
18. Dieses Trop. findet sich Gr. nicht. 19. HAAAMki Strum.
NOieATk 1343. AAOAH CIIACTH HAC'k HpHUJkAUlA K ypHCTOVf TO-
ciiOAoy Strum. moah chaca ch ß"kn . . . teee BAarocAOBEHk Serb.
CIIACTH CA HAAVk 1343.
Heber den Inhalt des Codex HankensteinianuS.
665
ll'kCHk (1. ipMOC'k: TEKE RCE^TE.
T’ki koaeio cnacEHoyio MoyKoy
IIO/WOAII CA W MaillH, I3K0 NE-
57 b KO/VkH'kH ATvß'k ROAH, A^'
ßk/wa ko no paaov - hochujh 5
lecrkCTK’k ypHCTE ß"K B'kß’kl.
TeKE KCEAdiTEAkNO/WOlf ß’k-
C\'OJKENHIO ypHCTE HOpOy-
raN'k K'kicT'k, iisßakßa jke
ßCA akCTHIO Ol'A\kpl|IRk 10
H’kiia Ap^ßak; ta npli-
K'k3N0CHA\'k.
Ta HEßEL|JkCTßkHa 01p/VA
h ckpacakHOie caoßo h
Aoyya CKKESHanaakHa, iö
TpOHHIO HECk3AaH01f, ßCA
A’baa.
IN Ti. ip/MOC'k: OT WTkUa np"k}KE K.
Ha KpkCT'k ßoakio ch
nh pacupocTkpuia h 20
ck/Hkp3’H ^kpjßaßoy
pa3AP<>ywkuiaaro ypHCTa
KOra CKAI|IEHHIi llOHTk.
hlßO JKEHH^a H3 rpOKa K'k-
2. gü to 0£AY]Tbv, tou awTY]ptou xaOou; aurju^a), xoTvjpiev, woxep
dßouAr/Tov. 3. raßO w nek. Scrb. 5. Bügc y“P v.xia/Ch-qka>.c, oepet;
Tat; oitaiaic. 9. H3kKA0yßa Serb. (ysyovw; v5p.sce). 12. as ü-cpu-
(ioüvTa;. 13. Im Gr. findet sieb dieses Trop. nicht. Serb. = Gr.
19. A' u,hh ckoh npocrp'kiuaro ßoasio Serb. (tcv ... Ta? xaAd[j.a;
exTOTatravTa). 21. CkAipkTkiioyio Serb. (tou Oavchrou). 22. pA3-
ApoiruiH Serb. (Siapp^avia). 23. crei|jenh ^raakte h np’bßks-
HOCHTE iero ß'k ß'kßil Serb. (lEpei? üiaveite, Aab; üzspudoÜTE Et;
xavTaq tou; atwva;). 24. Im Serb. fehlt dieses Trop. — tgv —
dvaTEtXavTa.
Sitzungsber. d. pliil.-hist. CI. CX. Bd. II. Hft.
43
666
Sinai Stockij.
CHMK’klllA )fpHCTa Kora, H /1A\-
pOHOCHHa/H'k MKAkUia
CA H pd,A,OCTk H/H'k lipO-
noK'bA^K'kiiia CKAL|iemm
IIOTf atOAHHi. 5
XtpOKH/WkCK’kl K'kC\'Ka-
AAieiM’k TpHMHCAkHa-
ro KOJKkCTKa h KaaroskCTk-
ho noKaaHAieaA'k ca te-
AHHkCTKOY TpHC'kCTa- 10
KkNOl' CklHOl' H J\,0\[\0V C'k
58* wTkUk/Mk; aiOAHie np'kßk
3N0CHTk lero.
irkcHk ft. ipMOC’k: Hcama AHßoifH.
Ila^’kiiiaaro MAOß'kßa K'kcnpH- 15
rar-k, ßaa^kiKO jfpHCTf, ni|ip£na
A’IvKHHa KCtAlOl' C'kK’kKCHf-
nak ca, rp’kck ie,4,HNOA\k
JKf H£ llplisai|l£ CA, RCfßO
• WT CTpaCTH T'kl CKOKO,i,H- 20
a k lecii npemicT kina\n
TH CTpaCTk/WH.
KorOHkCTkHOlO TH Kp’kßHIO,
H3AHI3H0I0, KaaA’klKO JfpHCTt, w-
T'k TKOHY'k liptMHCT'k pfKp’k 25
H >KHROTROpAL|Jk, JKk-
pTßa ko norkiKf HAoak-
59 a cßara, rca jkj 3ea\aa tko-
6. Im Gr. steht an dieser Stelle ein Osotoxicv. K’kC\'ßa,VHA\k
Serb. 8. 11 fehlt Serb. 9. raßO ie,a, HH0 Y Serb. 12. nOHTf
np r kß r k3HOCHTf Serb. 18. H5AHH'k/Hk Serb. 19. npHSfCTk cf,
ßkcf Serb. 20. ex <fticpäq au exsuOspaicai;. T'kl fehlt Serb. 23. KO-
roTO'ikHOio Serb. (GeoppÜTu). 25. iip'knicTHyk Serb. (ä/pavtou).
26. JßHßOTßoptL|jH^k Serb.
tJetoer den Inhall; des Codex Hankensteinianus.
667
lei'O \'BAAEHHId HvkpTBOV'
TH llßHHCCHTk.
Na ßck\"k 3aKoa knmt-;
T’kl I6AHH0I0, BAd^'klBC JfpHCTE, lipn-
HkCA’k CA ICCH JfOTAH K'k 5
WTkU,£BH ? K’k HCMOyHCE ß’k-
hhae naTiTkCK-kiH np*k-
A'KTEHa Hd/Wk, BCA ß’k-
pow npH)^o^,Ai|iaia th
npHHiUOBaid. 10
IH "k ipMOCTv: TA naME CiyMA.
Ta HECTpacTkHO aco^Kot" npn
H/Wkiuaro H AAHp'k KCk
HSKaßakiuaro wt akCTH,
MHAOCTHBE, HE MOAHk- 15
59 11 H-klHMH TA H'kcHkMH BEAH-
uaieavk.
Ta B'kCKpkC'kiuarci hb rpc-
Ba TpH^kNEßkHarc h a-
jy,A Hcnpoßkpr'kuia h ( hh- 20
p r k npccß’kiiJkuia ß’kpHH-
h ieAHHO/u<>YAP KHC ’ ta Kf -
AHMaieavk.
Ilci ’aiikcß kiia paßOT'ki
H3BdBA£HHie nk\\knVk 25
3. Im Gr. findet sich an dieser Stelle ein anderes 6sotc-
•/aov. Serb. = Gr. 11. Tebe Serb. 12. Im Gr. steht an dieser
Stelle ein anderes Trop. Tebe HScrpacTHÄÄ Strum. Tebe he-
cTpauikHOYK> Serb. 13. ßkck auipu HSBaßAkUia MHaocpk^E wt
AkCTH Serb. 15. /HHaocp'k/i,E Strum. 18. Tebe Bkc. tpeth
AßHk Strum. (sv. Goou). Tebe — tph^hebt-ho Serb. (tp^jispov
— TpHAkHkHO 1343). 21. CBOBOHt^'kUJa Serb. («pbmWca); ß’fcpk-
HH Serb. Strum. (ot ickjtoi). 22. ta fehlt Serb. Strum. Gr.
24. Dieses Trop. fehlt Gr. Strum. Serb.
43*
608 Smal Stockij.
CBOHAl’k I10CAH, flOAAANOy-
k’k cßoiera Kp’KKfj KorcpOAiiua P a -
AH MNOrOAAHAOCTHBE.
PaAcy» ca KoropcAHUf, A\arn ypucra Kora,
lerojKe poA», aaoah ca icAAoy, ö
rp-kycETi. wcTaßAENHie
60 1 A d P 0KaTH K'kpcio \*Ea-
AAl|IHAA’k TA.
2.
Zur Vergleichung wurden herangezogen: a) Apostolus
von Sisatovac, b) Hvalov rukopis nach Danieid, c) Novum
Test. Graece von Scholz.
155“ anocTOATk a n k r e a © aa’k e'k hoheA'kakHiiK'k.
KpaTHie, 2. ai|ic aHki EAki raaroaa 10
HC CAOB© E’klCT'k IBkIv-
CTkNO, H ECE npic
cToynaEHHie h wcaoy-
LtiaHHie npaßkAkNO
npHraTH E'k3/Mk3AH 15
i€; 3. eako A\’ki oyE'k-
JKHAA’k 0 CEAHU'k HE
pOJKklUE CliaCEHIIH; H-
jke hamaao npHH/H k
raaroaaTH ca wt rocn©AA ; 3a catvi- 20
HiaB'klUHy’k E’k HAC’k
4. A'kßC' Strum. (Oeotozs). 5. n© aaoah ce Serb. 6. rp’k-
y©A\k •— iioaath Strum. mh npocTHHoy n©A a Tki Serb. (oupr r
örjvat — A a P ClK ‘' TH 1343). 7. ta KoropoA H H Ä a^' 1 ' 011 “ 0 k(
AHuafiAAk Strum. (toic, tcwtsi dvuij.vouii ge). 10. ai|iE eo rAaro-
AaHOHä aHki'EAki §i§. hval. (yap —■ 6 haAr/Jci;). 12. EkcaKO sis.
hval. 15. iipHM-Tk sis. hval. (sXaßsv). 18. ieJKE siä. ejKe 3a-
H6A0 hval. 20. rocnoAH sis. 0 r©cn©Aki hval.
lieber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
669
H3ß'lvCTHTH CA, 4. C'k-
npHnocrtoyiiiawL^OY
KOrOlf 3NAAXENH JKS H
155 b HW^ICTil H pA3AHMk-
H’kl/UH CHAAAM1 H A*\X A 5
CKATA A'kraHIIH 110 CKO-
■kll I6AX0V KOAH. 5. H£ AHkTE-
AOAlk KO MOKOpM KkCEAE-
Hoyio rpAAoyi|iioio, o he
IIJKE l'AATOAfAX'k. 6. SACkK^Af" 10
TSAkCTKOKA JKE KAS 16-
TEp’k rAAPOAA: MTO l€CTk
MAOK'kßO, IAKO I10AXHHUJH
H. AH C’klH’k MAOB'kMKCK'k, IAKO
noc ki|JA iero; 7. oyAXHH- 15
, A’k lecii AXAA'kMk HHH'k-
jV\k IVT AHkTSA'k, CAAKOIO
II HkCTHIO K'kHHAA'kl
II I6CH II nOCTAKHA-kl H
156 a I6CH HAA'k A'kA'k! pOV'KOV 20
TK0I6I0, 8. KCA llOKOpHAk
iecH iioa’k hotaaxa iero.
icrAA ko iioKopii leAxoy kk-
CA, HHHT01KS HE OCTA-
KH Ifi/UOy HEIIOKOpEHA. 25
1. HSK'kcTH ce sis. hyal. cknpimocAoyujkCTKoyiOL|ioy sis.
hval. 4. PASAII'IIIAAMI sis. lival. (xor/iXatc;). 5. A C ’VX’ 0 V CBtT0 Y
A’kAieHHH sis. 9. o nkaxkiks lival. 11. kkaeh hval. 14. hao-
kIimk sis. HAOK'kMCKki hval. 15. noc’ki|iAieiuH sis. hval. (sxi-
cy.EXTV]). 16. OV'AMIHAIv H I6CH HHAXk sis. OyAXAAklAk 6Ckl A\A-
AkiAVk hval. (^XccTTWca? «iirbv ßpayü ti). 19. H nach HOCT. fehlt
sis. hval. 21. h kkca hval. 22. H03ki hval. 23. JKE MOKOpETk
ce — KkCAMkCKAia sis. noKOpkiTii lival. 24. hhhecojke sis. hval.
25, HEiioKOpEHk sis. Hierauf: iikiiiia jke he io rhahaxk leaxoy
Smal Stockij.
9. Ol'AUIfNArO AI AA'k Alk
HHHCAIk WT ANkrfA'k KH^,II-
A\A IC\ F CA 3d npillÜTHie CAAK-
pTH CAAKCIO H HkCTHIO
K'kHMAHAj raKO saaro- 5
A'kTHIO KOJKkKilO 3a KCA
OYKOyCHTk CAIkpTH.
10. noAOKaujf ko, lero pa^H,
II AlkIKE KCA, AAHOrkl
ckiH ki ctv caaKoio npimt- 10
4,'kUJOY nOKOHkHHKOY
cnaccHHia hm’k h mo\[-
KdA\H CKkpUIIITH CA.
3.
Zur Vergleichung wurden herangezogen: a) Ilapay.AYjxr/:r l}
1857, h) CTpyMHHgicin oktohxi, und das darin collationirtc
Kondakarion aus dem 11. Jahrhunderte, c) Bugarskoslovenski
oktoich (Mih.).
239 a KOH,a,aK'k raac'k e. noA- iiOAOKNHK’k cki.
K’k aAOY criact a\oh ckhha« h Bpa- 15
Ta cKpoxfiiiH raKO cHAfiik, or-
KkCd'ikCKkiyk MOKopiCHk fehlt im Hank., wozu aber der leere
Platz von zwei Zeilen gelassen wurde. 1. :ke nach yAUi. si§.
hval. A\AAki,v\k hval. 2. HHA\k sis. 6. no KkcaKOAtk sis. hval.
8. leaioy, lerotKf paAH KkcaukCKdia h haikuu KkcaukCKaia sis.
hval. (expexe -fap auxw, 3t’ ov xa xavxa xai St’ oü xa xavxa). 9. AlNO-
i’kin sis. hval. 10. Kk caaßoy ripHBfAMuaa NaufAkmiKa cnac£
hhio sis. MAM£/VkiiHKk cnacfwrk h\*k hval. (xo'aXou; 'JtOüq st? oo^av
aYctvo-na x'ov v xvjq tJWXYjpia? auxwv otä xaöv]|Ae<x(i>v xsAsttoaat).
12. h fehlt sis. hval. 13. cf fehlt hval. 15. dAA/HOKH Kond.
XI. C’kUikA’k l€CH Kond. XI. (cj'f/.axaßEßrjy.at;). 16. Kp. aAOßa
Strum. Mih. aAOKa fehlt Gr. und Kond. XI. C'kKßoyuJHA'k ecu
Strum. ckTkpa'k men Kond. XI. (cuvxptyas). rcechaeh'K Strum.
KkC£A\Oi”klii Kond. XI. (xavxo36va|jto(;). 11 vor ov'av Strum, Mih.
670
156 b
lieber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
671
aiEplliaia lilBO 3HJKHT'b/\k
B’kCKp'kcHa'k I6CH, H CMfpTk-
H«\ra M-4,HHa maaa )(phcts chßpoY-
IIJMA’k I6CH, H Hac k WT KaiaTß’kl
239 b iokubh: Haoß’kßoaiOHkME, bch 5
30BEa\'k TH, CliaCH H'kl rOCHOAH.
KCHA‘'K k raack s. noA- eike w' Hack.
/KHBOHauaaHOio A''‘' HHKi °V'
aiEpkuiauia wt TEaiH'kiyk
ai’kcT'k I3K0 /KHKC^aKII,a 10
K'kCKp'kcHß’KUiaro ßkcbyk
)fpHCTa KOra, H TpHAH'kßHO H3k
rpoua ß’kCKp kcHß'kuiaro bti-
cnonaio: T'ki tecH ßkC’kyk
Hack ßOCßp’kcSHHie H JKHEOT’k, 15
EOIKS ßkCAMkCKIIHyk.
240 KOH^aK'K raack ii. 110,1,. raßo HauaT'kK.
lj'kcßpkck H3’k rpoßa ovaicp-k
1. H Hack ß’kcßpkcua’k <-.ch Mih. TßOp£ii,'k Strum. (tob?
floae'naq w? vMgx•??). 2. c'kaipkTHOE JKAao C'kTpka'k fCH Strum.
ck/vipkTHOE jkauo ckßp. Mih. ckaikpTknara ißaaa c'kTkpa'k icch
Kond. XI. 4. h a&ama hc tua Strum. ay\,aa\ k ike wt buat-
BTO H3ßaßH ca Koncl. XI. Mih. (es fehlt aber jke). 5. A 1 ' KCI *
Strum. h ßkcn Kond. XI. 6. ta Strum. tu fehlt Kond. XI.
Mih. Hack Strum. Kond. XL Mih. 10. aapaHMTkiHyk np’kHC-
noAkiiH^’k Kond. XI. /KHßOAaߣH,’k Strum. MUi.'iHOAaßEH'k Mih.
>KHBOAaBkH,A ß’kCKp’kiukuiaaro ßkCA )fpHCTa ßora Kond. XI.
12. h fehlt überall. 13. ß'kCTaßHßwaaro Strum. wt Mih.
Kond. XI. ß’kCKp kckuiaaro Kond. XI. raßO ßora vor ß’kcn.
nur Strum. 14. ß'kcnoieai'k Strum. Mih. ß'kcyßaaiiavk Kond.
XI Der Schluss lautet in Strum. T'ki iecn cnack h ß’kcßpcs-
hhc. Kond. XI: T’ki iecn ßkckyk ciiacsHHi« h KkCßp-kiiisHHie h
JKHBOT’k BkC’fcyk KOI’k. Mih.: T’ki ECU ClklCE Rcbjf’k B’kCßpkCE-
HHE H IKHßOTk ßOJKE ßC’k'lkCKkl^k. 18. K’kCKpCE WT Strum. Mih.
cnack ii oyai. Strum. Dieses u koiumt auch Mih. Kond. XI. vor.
672
Smal Stockij.
HJAIA R'kCTARHA'k IRCII, H C’k-
MEpTkHOyiO A f P JKdßc ’V CK P°V
IIIIJ A'k I6CH, H AfcAMA R’kClip'kcH-
A'k K5CH, H HiKra AHKOyiCTk
R’k TBOI€ ROCKpkCSHHie, H KCErO 5
iVMIpA KOHkLI,H TOpiKkCTROy-
lOTk, ie?K£ H3 A«pTR'kl\"k RO-
CKpkCEHkKüMk TROHAAk AAHOrO-
AAHAOCTHRE.
1. CAfAUpilJÄ Mill. llA^'klllAta Kond. XI. R'k3AKHrH/S»A’K
Stl-um. CkK’kCTARHA'k Mih. 2. C'kTkpA'k Kond. XI. (h C'kAXp.
AtpJK. cnp. i€CH fehlt Mih.). 3. (h AA- R-kCKp. i€CH fehlt Strum.)
4. eyna Strum. era Mih. AHKkCTRyieTk Kond. XI. 5. h rch
KCHU.H 3EA\II1111 Strum. H fehlt Mih. H AAHpOy KOHkll,H AHK'k-
CTROV’IOTk Kond. XI. AHKOTATk II npA3H0l'ATk Mih. 8. K'k-
CKpkCEHHie HAOirkKOAIOKHE H AANOrOAAHAOCTHRE Stimm. K'k TROKä
KTvClIpkCEHHie Kond. XI.
5.
Es folgt hier ein sehr merkwürdiges Gebet, zu dem ich
nirgends das Original finden konnte. Ich glaube sogar, dass
es nicht streng der christlichen Lehre entspricht, überlasse
aber das entscheidende Urtheil darüber den Theologen.
p. 5 a . AAOAHTRA K'k rOCÜOAy KOI'y HAIIIEAiy HA IVTO-
rilAHke KCAKOrO 3AA I RC'ky’k A\X k HEnpHA3NHH'kl)('k, riAKO-
cT<fti|iHyk oy A CHk hah K HWi|ik, hah r Ayuy HOiiy, iah r-r
RETyy. Al|IE KTO )(Ol|IETk npl3'KIRATH CH IA\EHA 11031 kÄ C R'kpOlO,
I A J KyAETk HHCT'k 110 Tpll A HI WT’k RCAKOA CKREpH'kl ; I
lilKO nOAAOAIR CA AAOAHTROIO CEIO K'k KOI’y, H HO TU.'Alk lip'k-
KyAETk MHCT'k i : . A H >L I KOI'k A dc ' lk 6Aiy, ei'OIKE npociTk, I
CypaHHTk H HEKIAHAIO UIT RCAKOrO 3AA I HAIIACTII AAUIHk.
rocnoAH kaatocaorh wtme. IVk.incKAio yori moeia, hoamhaio
lipwckll’kl MORA, I II03HAI0 l'p'ky'k AUl'll llp'llA’k CIIACHTEAE/Mk
AAOIAAk KOI-O/Hk, II Cllpyuiio AVkICAl AAOA Hp’kA’k KOCO/Mk, 11(110
lieber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
673
AXOAHTRTd, (p. Ö 1 ’) lipilAXHAyiO CA B'k AXOAHTRA\'k AXOI^'k Kk
KOr\f AXHAOCTHBOAXy H L|lfAP C ’ aa V" • KTO /VXOJKETk HSTirAATOnATH
JfPAKWpkCTBO KOJKkK, KTO AXOJKETk HCIIpAKITII CTpA\'ll TBOA
rocnoAi ■ h a {CHHI| .a tboa pacnpocTEpAA ä. okhahi h 3. HEKECk
C R'kllUE, H B’kS/ljBirA'k KCl K'k BklCOT'k, AJKE H'kcTk KWHH.A;
H C B’klCOT’kl «IT BC'k\"k B'K3HSC£H'k llpICTWA'k CAAB'kl TBOKA .
H KTO AXOAtETk CTROpHTI CA'klllldH’kl JfBdA'kl TBOA, IAJKE C03A<*A'k
KCH 3. 3'kiWAk H ä. OKHAHI CriOAOKH . OyCTAKIA'k KCl 3EAXAK5 HH
HA H'feAXJKE, IHIE CTpAUIEH'k KCH I CIAEH’k . T’kl B'kcH .... 1 A I
CMOTpHLUH BCSI'O, T'kl BIA'IUIll HA 3E AXOpH BCA MK>,A,ECA.
H KTO AXOJKETk HCII’kl- (p. 6 a ) TATH TAIHkl TBOA. I WT-
Kp'klBAKLHI rAyKHHy WT’k TAVkl, II BCA TAIHAA K TOK'k WT-
KpTvITA C\*Tk 0\f l’AAl'OA'k TBOHiAXk I B'k A' KI V aHKh5 NW3APk-
K> TBOEIO . I CTROpHA'k KCl HEKECA I RC'I'. nOAK'kl HSKECHkl A; i
BC’k AXTvICAl MACß’kMkCK'klA HAIIICAHkl CyTk llp’k,A,'k TOKOIO, I
HH K^IHTv TAArOA’k OX'TAKH'k «IT TEKE . H'kcTk 3AK'klTkA llp’k.V' 1 '
npiCTOAOAXk HkCTI TBOKA . CAABA TEKE, CAABA HAXEHI TBOKAXy,
IIKE l/UA TBOK 0lf TEKS ICAIOKHAO CA KCTk BW AXH'k HAXA TBOK .
IAXA TBOK A'knc KCTk lipH TOK'k, IAKOJKS IAXA TBOK, TAKO i
CAABA TROA . H'kcTk HA HEKECH I HA 3EAXAI pA3B’k T . . . BW
IAXA TBOK CTpAllJHOK, MkCTHOK, KAAI'OCAOBEHO IAXA Up . . TBOKTO
HA B’kßH K’kKWA\'k. 3AKAHHAI0 ... (p. 6 v ) HAXSHEAXk TBOIAXk
CKAT’klAXk CTpdlJIH'klAXk, IIKE CA lipOTOAKyKTk HA Ö. lAXEH'k, I
HA y\,B’k hlXEHH . BW i/UA A. A^OHAI H,kBAWC AKE0V"A\A3’k RA3ApHA
^■kKApEHOCA KAA'klKA ^IIA ABpOHA AROI'pOHA KAKpOpkA A AJf'k-
TpIKA A^OHAI H,kBAWC; HAXA C BAT OK CTpALIIHOK. III A.X.0 .X,AI
CEAlll’kp'k £. £. ii. WIKA'k KW^'EA A<ji'ki)iAKA'k AXApK'kBHKA’k l’H-
BECAKA'k TAH^HIKA'k TATpHKA’k TAßkTAßkKA’k. HO/XXAHH rOCIlOAH
AXHAOCTI TBOA I L|JSApOT'kl TBOA, IA/KS WT B'kßA CXfTk. I’OC-
IIOAk KOI"k AXHAOCTHß'k HOAXHAyKTk . HvAITk B'k CKpOBH|IH\* k
B'kllllHiy B'k KpWB'k CI1ACITEAA AXOKI'O IIWA'kCTyilAlO . CnAC'kHkK
1 Die punktirten Stellen bedeuten, dass der Text so ab
gewischt ist, dass man nicht lesen kann,
674
Smal Stockij.
M06 UIT KC*ra ; H/K6 CTßOpH N£KO I 3tMAK>; K r K3H6CH HA MA
CB’kTAWCTk AII^A TROei’O rOCnOyi,!. (p. 7 a ) CRAT'k, CßAT’k,
cratti, rocnoAk caKaw^Tv, HcnoaHk hero I 3£a\aio caaK'ki ero .
AcaroTfpirkaiß'k h AwwroAAHAOCTHß’k, npaßA'K’k, XpaniTk
awaocthhio k thcai|ii ß'kKTi . RAarocAOß'k'rs ßora aHrtai ero,
YpacpTviA cia'ki, TßopAL|j£ raaroa'k ero . chanoauk ciahoc haavr
ßor'k rocuo^k Haujk . RAark rocuo^k ko EC’fcM’k, mhaoctr ero
Ha ßcki TßapH . ßaar'k ktv cia k o\" A fHk ntsaaH kop k H3ß’kcT’k,
npaßAHß’k, RS30 AkCTII . KTO, AKOJKS 6CH T'kl 0\[ AHrEA’kjf'k
rocnoAH . kto, akojke ecu T'ki, chaeh-r oy CRAT’kiHi rocnoAH,
IJK6 Baar'kiH ßor'k, Ha ß’kK’ki A c ' K P c ’ Ttl 6™ • nP‘'ßA fH ' K ecH ? '
npaßH c^ah trum ß-kAJie^'K rocnoAi . ripaß’k ecu oy c\fA'k
cßO’kaxk . ßaarocAOßtHa hkctr koikka wt arkcra cero . ßor’k
ciaa AAH’k ; Kp'knwcTk moa . pik\[ ßory, haaejka moa i 3a-
(p. 7 b ) cryn'k ,v\wi ßor’k . CHaa jfpHCTOßa ew AVH'k k noMOMH,
i K'k Tßoe<v\\f cnackHkio naA'kio ca rocnoAH . ßor’k npaß'kiH,
ßor’k JKHR’klH . Hp’kA'k ÄpOCTklO 6ßO IIOrHKH\"l k ßCH Rpa3ll
AUUI; H ßCH H£HaßHAAL|m A4EHE ß'kCTpEIIEl|IIOTk, naAV TK ; H3H£-
iMOryTk lipOTHEy A4 K’k . IIOCH’kuJH CKOpO MHAOCTklO CB06I0,
HyjKieH'k 6C/Mk ßicAAUl . llpIMAMI WT A4SHE /WOAHTRy iMOIO. 3^-
KAHHAIO TA ßW HMA RWIKkA T’k : AA^HAI U,kRAWC AAHpi^WH’k
/MHTATpWH’k AWHHßOH'k CHPpOH’k CEHarpOH’k HA^V^HeVk
(ca?)<jipH6A r k nan,knenHeA’k btatka TTOiaaHa acackA naijknk-
n,aA A\au,kA\anaA na<|rku,k<jiaA 3pa)fk3pa)f'kA aß’kAkßkA
(p. 8 a ) jfacana paß-kpaßkA TaßTO<JiaHa TaßTOMana n,a<ji'kii,k-
4>ana. GnafHTv ßor’k Ha herech . KaKO avhwpo ßaaroA'kAHKA
’i’ßoero rocnoA« . cß'kipa rojkka bctr aV uia HAOß’bMkCßaA, a
ßor'k C£ llpaßAEHTi, I1W ßC'k/Wk nyTt/Wk EOJKkA AVHAOCTk H
npaßAa . npaßAfH'k ßor'k bw ßc T k)f'k n\"re)f'k cßoi)f'k . HSRSca
HCripaßAAlOTk HkCTk ROJKklO, Tßapk ß\[K\[ 6P0 R'k3R’kL|ia6Tk
TßfpAk . ^ßaa’kTE ima ROHike, iijke chaho ha\a ero ca/woro;
raKO to pEHS, i k^aetk; ßWH’k 3anoß’kAA, i cTaHET ca . ßaa-
rocAOREH'k Kork na K’kK(H?) rociioAk ßor’k Hanik. Kor k &A HH ’ k -
Uebcr den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
675
mVA'k4,fpJK( | ! , )Tk KCT'k ßCA HH3’klia AaiOL|iaA, OY3KOAITk rc-
cno^k KCA HI3'kKfp/KfH , klA; K/\l3k ßOCIlOAk BC'k/M'k Iipi3'klßai0-
411/M’k ero npaßAoio, K/\i3k rocnoAk cßpY'UUEH'kijfk cspAkUE/Uk, i
CHHjKaioLiJijfk AV!C 0 '" h cnactTk; i3(Ka?)ßHTk rocnoAk AV' 11110
pAII'k CKOf)f'k; HS IIOC'l"klAAT CA KCl KnORaHMjlfl’ HaHk. Gs 6CTk
ha\a ero aAOHai Ha K’kKH.
6.
Die Avaßa6p.oi ton. II. finden sich in unserem Codex an
zwei Stellen, von denen die Stelle 8 1> —9 a mit schwarzer Tinte
geschrieben ist. Ich führe beide Texte neben einander an,
und setze unten die Abweichungen des serbisch-slovenischen
Octoechus vom rechts stehenden Texte.
p. 8*—9 a .
cTfnfNKN. raac'k fi: Na heko omi
nyipaio ctpAtHH-ki k teke cnacs,
cnaci /MA TROi/Mk OCIAHk6/Mh.
IIO/MH/MfH Hack, CI’p’kuJkLUIJf
TH /MHWI’O Ha ßCAK’k Hark, YPH-
cte Auvi, aajk /mh OKpa3’k npT,-
;ke KU’Hii,a noKaATi cia k teke.—
Hjke napkCTBOKaTi noAOßaeTk,
Ocraijiath, nOAKi3an Tßapk;
KOI"k KO 6CTk 6AI HOCIfL|J£H k
wi’nio i caoßy. — aHTie.fi. fh|is
he rocnoAk ß’ki K kia k ß nark,
KTO A^KC/lEH'k H’ka’k CJfpaHSH'k
KTviTH wt ßpara ki/tiho Haoß’k-
p. 16 b —17“.
Gi'siikn. raark fi. aHTie. a: Na
heko ohh m/rpaio cEpAfuH'kii k
teke cnacE, cnacH ma tro'i'/mr
CHAHkC/Mk. Ilo/MH/Mfi HaC'k C'k
i'p'l'.iiiHRuniy th MHwro, o ypii- o
CTE /MWI, Ha ßCAK'k HaC'k, A^H JKE
/MH OKpaS'k Itp'kjKE KlVHIta HOKa
ATH /Ml CA K TEKE. — CKATO/Mlf
AVY'T ® JK£ U^pkCTBOKaTH iio-
AeßaeTk, öcßAipaTH, noA ß H3a io
th Tßapk; ßor'k ko ecTk f,A H
HOCI/"L|IEH'k WTH.IO V CAOßlf. —
ilHTHe. fi. fll|JE HE TOCIlOAk K’kl/t
K’kl ß Hack, TO KTO A 0ß « , '' t H’ K
U'ka’k c-kYpaHieH'k K’kiTH wt 15
ßpara KtfnHO Haoß'kKOßKHi'na.
Aus der Vergleichung des Textes in der rechten Columne
mit Serb. ergeben sich folgende Abweichungen: 2. /MOH vor
mfipaio. 4. hh cki'p kniH)fO/Mk. 5. na ßkcaKk nack, w \'pH-
CTE /MOII. 6. II A‘»3tk. 10. II IIOAK. 11. EAHHOCSl|lk. 14. TO
fehlt, 16, HAOK’kKOCHj'KHHIl.k.
ddn h - xö hvv
-M.L3Vl5.L3 H OIH.Li|A/OJVVa ’ßX M.L30dVAoVVJ|.dll ’gX ’HHJj.dH!
H3lllAoHH3{ HHMH.L3M>K0a M.I.Aod.I.SOdll *fj HH0HVE33 *gT 33
nxveHaVou ’\\ H3 m.jo3 v •
•h.lv£hhVoij ’g vavd M3 as •
M.LV3H3 llliododll •' HtlHH3hAw'
05 Vs .LCHVhHJ}.a HVVMllMUd3.LCJ.3
-vd.L3 M.3 KV0X30UV ‘m.LVV0JVV3
AVoI3 .LlYl ' HHIM..LV33 V3V33
V3 .LHhOJL : AAAY Att'O.LVaQ
— Hftvas ,IH3J|.d5K VH VVE35K
QT M.30.l,3Hd.X 03 M.I.3vV 3H VIiAh
-H3i }j.HMa.L333:0a M.L3d.L3mdll 3H
vV M-X.ioas M.aAd HMHoav£3a M.g
— HVVVM3iVda HVVM.L3VUVN V3
.LvaaaVou shjohvhhh sikh '.i. , .|..l
oi -vasjj.doj vo vrnHaoVoua vVous
-oj vh vs 3rhoi*|.Vvjj : .j ohj.
HV — 331 MVV0HIM.3 M.3 HYl.LlYV
O ‘M.L9VV0)V33 'MX31K0W M..IOH
oavi 'vvhvVeoj oa vsa 'm.i.33h
o VHVVhVHOaHJJJ : AAAV Avvox
V33 — HrtVVV HEVda 03H V3
vrhoivEnaVou w vh MW'OEvdao
MvviM.aoav 'vavd oaaoas 33VU3
3:r. ivVoj.du sh m.Ai M.vvM.aAjr —
l).IIHvV£03 •<) >|.HV3hVH0aH3J *0
• '33VLI3 mA|1 M.YV030E
M.LV3H3 lllOd
Odu 'lYlHHShAlV V3 XOIVhHVJ.3
IVVM.L3Vd.L3 IIV0.L3O1IV ' M.1.VV
-OJwa A Voi3 .Lm 'M.LsmdVAw'
-oj.du vavsa vs ,lhlo | — amas
IH3J|.daj VH VVE3JK M.30.L3HdA 03
M.L3VV 3H 'sillAaiJK >|.HMa.L333J0a
M.i.Ad.i.jmdn sh vV M..X.!oa3 M.aAd
9MHrtY3V£33 M.g ’HVVVMHiVda
IVVM.L3VIIVH V3 XVHiiaVoU 33^03
vaiH 33<h '.i,5|..Lva3 jj.doj vs vmia
-oVona vVohsoj vh vs i3itioi^.Y
-V^J J 6HXHV — '33J VV'OHIM.3 M.3
HILLIW O 'MX9VVotVa3 'M.L33J0VV
'HIM.3 M.JOa 03V 'öVHVYeOS 03
V33 'M.L33H I 9MVVhVH03HJJ/ —
I(MW lEVda 03H V3 WIlllOIVEiaV
-oii vw' vh Mvvosvdao MW'oaoav
'vavd 0J9033 33VU3 M3£vVjj.dU 3H
m.Ah M.uMsaA}.' — vti.iHaAooa
«
•ri^oo»g iüius
919
Ueber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
677
6.
CrNdKCapb.
d\'kcAII,k CfNTAßpk, pEKO/MTilH piOßN'k.
1. fÜA/WATk CBATCTO WT4d
CC/MfNa.
2. * ckatoi'O /uaavwNTa.
3. CßAL|J£NO/MyH. aN/fjll/Ma.
4. CßAl|JfHO/MyH. BABy/Vkl.
5. fna/MATk cßAToro npcpo-
Ka 3ayapk-k, unn,a iwa-
HOKa.
6. fna/MATk MioAfCf Kernwa
re b yonkye apyncTpa-
Tnra /MH\*aiaa.
7. CßAToro zM\' l l. C03WHTa.
8. fpOJKkCTßC MpHCßAT'klA
ßoropo,a,Hii,a.
9. *na/MATk npaßf^HiK aßH
/Ma i ankH'ki.
10. ncKaoH’knke HkCTNO/My
AP'kßy; cßA rofi m\[h. /uii-
AOpki.
11. iioßaciH'kHke i ikCTkHO/My
AP'kß\*; CBATCfi /MyH. 4i(-
' ACp’KI.
12. noK/voH’knke i ikCTHO/v\y
AP'kßy; cBAt|ieNO;M\*H. aß'k
TOHO/Ma.
13. noKaoH'knke HkCTHoaay
AP’kßy; cßAToro A\y>].
ayßkAHa npwsßyTfpa.
14. '•* ß'k3AKHJK'kHkß MkCTnaro
KpecTa.
15. cßAToro Aiyn. Hiß'kiTki.
16. CBATCfw M\[H. eyf/H/Mk'k.
17. CßAT'kl\"k f. A’k |i ’ K K'k-
p'ki ; ak>kb£, naAe^'k.
18. CßAllICHO/VMj-H. C£/M£WHA 6-
nncKona.
19. CBATOrC» M\[H. Tpofl.ua.
20. * cbatcto /VMj'4. eycra^kA
cTpaTiaara.
21. cßAToro Myn. <f>«WAOpa.
22. cßAToro /Myn. f>OK r ki.
23. f3asaTke cbat-kia eak
caß'ki, erAa 3anaT'k cka-
toi'O iwana kpicthteaa.
24. fCßATO’k IIEpBO/MyHEHIIiyk
zffßa’ki.
1. Ausserdem findet sich an diesem Tage Tpenapk inahk-
Ty und cay>Kkßa NOßOAiy a'kTy. Die Zeichen über den ein
zelnen Buchstaben und die eigentümliche Interpunktion der
Handschrift werden hier nicht berücksichtigt. Mit Rücksicht
auf CTCTO, welches einige Male, und cTo'k, ctck>, welches regel
mässig vorkommt, löse ich CTO in ckatoi'C auf.
678
S ni a 1 S t o c k i j.
25. CBATO’k MY*lfNHU,'k
CIHk’k.
26. fnp'kc'i aKA'kHue iwana ko
TOCAOBA.
27. cKATO'k AxyHEHHuiv ein
X'Apk'k.
28. CBATOTO WTI|A X'ApHTOHA.
29. CBATOTO WTHA KlfpkAKA
WT)(WANHKA.
30. IIAMATk CBATOTO I’pH-
TWpkA BEAlK’klA ApAUHkA.
MiiCAUk WKTAKpk, pfKOAVkll AHCTOÜ4A-
*
1. f CBATOTO AnOCTOAA 0-
HAHkiv.
2. CKATOTO K\*npkAHA I OT-
CTIH'kl.
3. *CBAl|l{N©M\'M. ^-fcHHCkA.
4. riAAVATk cßAToro epo^A.
5. CßATO'k /VXX'MtHHIX'k AAAMEA-
\"kl.
6. CßAToro AÜOCTOAA ijiOM'kl.
7. fCBATOK» iWXf'i. CtprkA I
BAK^'A.
8. iiAA\ATk np’knoAOKHO’k no
AArk'k KA\‘4,mn'k.
9. * CBATOTO AnOCTOAA AKO-
BA AA^'kßßA.
10. CBATOIO M\fH. 6\"AAAHnkA
I eBAAMIlkt,.
11. CßAToro AnOCTOAA ^lAHIIA.
12. CBAT'KIJf’Tv M\fH. lipOEA,
TApyAj AHApOHHKA.
13. CBAT’kl)f’k AAlfH. KApHA I
IIAinfA’kl.
14. CBAT'kiy'k MlfH. H • • •
1. Nach dem Trop.
ß-k TTvJKk
lipOTACkA, repBACkA I Kf-
ACCIIA.
15. CBATOTO M\fH. Alj'KkAHA.
16. CBATOTO AA\j“M. AOT’klNA.
17. nAMATk lipopOKA IOCHA.
18. dCBATOTO AnOCTOAA 6\fAN-
TfAICTA A\'Kkl.
19. CBATOTO lipOpOKA IIIVIAA.
20. CBATOTO AWf'i. ApTEAAkA
HK>A0TBWPHA.
21. f CBATOTO WTHA AApIlVHA.
22. CBATOTO WTHA ABEpKkA 6-
I1HCK0I1A.
23. f CEAL|JENOAUfH. I AnOCTOAA
I3K0BA, KpATA TOCnO,A,kHA.
24. CBATOTO AUp. ApS^’kl.
25. CBATOIO /M^S. I HO’l’ApiO
AAApKkAHA 1 A\ApT\"pkA.
26. ■)" CBATOTO I BEAHKATO M\*H.
AMHTpkA.
27. CBATOTO HSCTEpA.
28. CBAl|JEHOM\fH. KypkAKA.
des Propheten liest man:
u. s. w.
A*Hk IIOKpOB HpICBATTvIA K©T©pOAHII,A.
Uober den Inluill des Codex Hankenstcinianus.
679
29. CßATO’k M\fH. HACTACk'k
piMAAH'klH'k.
30. CBATOrO AiyM. eilHA\A\'A.
/W'kcAOk NOAKpk.
1. foycrrkMke cbatok' k£3-
A\f3AHIKy KySAVkl I :\£AMv
AHA.
2. CKAT kiy-k A\yH. AHKyAHHA
I IIIH’ACkA.
3. CBAT’kl\"k /UyM. AKCjjOAVkl,
. . . 4"“' np£3ByTopa.
4. IIAAAATk WTU.A IIUMHKMA
mioaotbwpha.
5. CBATOIO AU"I. I’AAAKTHWHA
I eniCTH/Hk’li.
6. fcKATOrO IIAKAA ICIlOß'kA-
HHKA.
7. CBATOrO K-pOHA.
8. *CKWp'k ApyAHI’fAVUAt.
9. iiaaaatk np kriOAOßHO’k a\o-
TpyH'ki.
10. CBAT'kiy'k AlIOCTOA’k WT
Ö. pOAHWNA I COCIHATpA,
TEpEHTkA I ApECTA.
11. fCBAT'kiy’k MyM. AAHH’kl,
BHKTOpA I BIK'kHTkA.
12. f CßATOrO WI’HA HAIUETO
IT.AHA /HHAOCTHBAßO.
13. jriAMATk WTII.A HAllJEßO
IWAHA SAATOÖCTArO.
14. f CBATOrO AllOCTOAA <f>H-
AHI1A.
31. CßATOI'O /WyH. 3HHWKkA I
3IHWßk’k.
pEKOAVkii rpyAfH.
15. fcßAT'kiy’k icnoB'kAHiK:
rypkA. CAAVOHA, ABIIBA.
16. f CßATOI’O AHOCTOAA 6yAH-
rfAICTA AVATO’klJ.
17. CßATOI’O WTHA HAUIEIO
rpurwpkA mioaotbopoa.
18. CßATOrO AXyM. haatoha.
19. CßATOI'O npOpOKA ABAkA.
20. IIA/MATkWTHA HAUIEßO rpH
1'lVpkA AO5AI10AIT.
21. t K VWA K’k H£pKOß CBA-
TO'k KoropoAHulc.
22. cßAT'kiyk /uyi. A\ApKA i
CTE^AHA.
23. IIAA\ATk IVTII.A Alhjil AU’y IvA
6I1HCK0IIA.
24. IIAAXATk WTHA rplI’WpkA.
25. f CBAl(JfH0/VVy4. KAHMAHTA.
26. CBATOrO IVTI^A AAy/WnkA.
27. cßAToro /uyn. akoba
IlEpCkA.
28. cßAToro A\yM. npiiHApyA.
29. HAAAATk WTII.A lU'AIIA J^A-
MA . HkCKA.
30. f CßATOI’O AllOCTOAA AH-
A- A-
G80
Smal Stockij.
A/HiCAUk AfKaupk, pfKOAVkll CT^AfH-klH.
1. CBATOßO lipOpOKA HAOYjMXa.
2. cKAToro npopoKa amea-
K\fMA.
3. IIAAlATk CßATOTO COijiONkA.
4. f CBATO’k AUfHENHU'k ßap-
ßap'ki.
5. fnaaxATk WTU,a Nauifro
caß'ki.
6. fna/MATk WTi^a Nauifro
NIKOA’kl.
7. na/UATk wTu,a Nauifro
aax'kßpwckA.
8. naa\ATk WTu,a Nauifro no-
TankA.
9. faaMaTke CBATO'k aNk-
H-ki, er^a aaaaTTv cßAiyio
KCTOpOAHUKi.
10. CBAT’kl\"k AIHN’kl,
6pA\orfNA i eK’krpa^a.
11. iiaa\ATk WTU,a Naiufro A 1 '-
HHaa croarikHHKa.
12. cßAToro wtu,a naiufro
cmpiAfua.
13. fCBAT'kl\"k A\\f l l. 6\[-
C’l'paTkA, 6Y^'kHTkA, 61(-
rfHkA, /HapAapkA, apecTa.
14. CKATOrO iW\[H. jjypca 1 ''fB-
KHA.
15. CKAL|ifHoa\ij*H. eaf\'4>’kpkA.
16. ndMATk npopoKa arr'kA.
17. fCKAT'kl\"k /Mlj'M. ouauk k.
o.aapk’k ; auicaiaa.
18. cßAToro AWf't. cfßacTkAua.
19. CBAT'kJJfk AUfM. NpOAlA,
Wp’kA, I Ak'k.
20. fCßAl|JEHO/l\yH. uruaTkA
naTpkApx’a.
21. CBATO'k «VH. OTAkANTvI.
22. CBATO'k uacTack'k.
23. CBAT'kl\"k A\\fH. IJKf B'k
KpHT’k.
24. CBATO’k AAyHIHHU'k 6B-
ruHk'k.
25. fpo/KkCTBO rocnoAa nahie-
ro ic\"ca \'pucTA.
26. fCKWp’k CEAT'kl A KOI'OpO
AHIIA
27. fcBAToro cTf^aua.
28. CBATOIO M\fH. HHA'kl I
AO/V\H'kl.
29. *CBAT’kl)f'k MAaAfHfUk 13-
Kk6N'ki£ \'pncra paA«.
30. CBATO'k AMf'l. ANlfCk'k.
31. iia/UATk np’kriOA'JKH'kiA
AMAANk’k pHAAAAN'klH’k.
M'kcAii,k reuBapk, ptKoavkiV upocHH£ii,k.
1. fOßp-ksauke rocnoAa ua- 2. naaiATk WTU,a uamtro cf-
uitro ic\fCA \*pucTa 1 cba- AfßfCTpa.
TOrO WTII,a BACHAkA.
Ueber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
681
3. ll,lMATk npOpOKd MAAA
4. CßATOrO H31VCII/M4 /MHH)(a.
5. * cßATOro npopona /MnykA.
Ha BE'IEpHH BOrOAB/t'kHkA.
6. fßoroAKA'feNhe rocnoAa
nauiEro icyca ypurra.
7. fcEWp'k HUMHa KpECTHTE-
AA.
8. CBATOrO /MyH. ^EO^HAA.
9. CBATOrO /MyH. nOAyCKTA.
10. na/MATk un’na rpirwpkA.
11. naAATk WTna HauiEro
^CW^WCkA.
12. CBATO’k MyMSHHiyk TATk-
AHTvI.
13. CBATOIO /MyH. epAMfAA II
cTparoHHKa.
14. f CBAT'k lyTi OTEI^k, IIJKE Ha
ciiHaicT r kii ropic.
15. cBAToro iVTna hahieic na-
Baa.
16. fnOKAC'H'kHke HkCTH’kiy'k
ßspur cbatoi’o anocToaa
iifTpa.
17. fna/MATk WTiyi Hauisro
aHTWHkA.
A\’kcAII,k <f>£Kpaplv,
1. CBAToro /MyH. Tpy/JiOHA.
2. fcpfiT-kuke rocnoAa ha-
uiEro icyca ypncTa.
3. fna/MATk CBAToro ce/msw-
Ha i aHKH ki npopoHHiyk.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CX. Bd. II. I
18. CBAToro WTna Hauisro a-
/fanachA.
19. na/MATk WTi;a HauiEro zma-
KapkA.
20. na/MATk wTu,a HauiEro ey-
/j/l/MkA.
21. CBAToro wTi;a nauiEro
MaKCH/Ma.
22. f CBAToro anocToaa tu
/MofifiA.
23. CTpaCTk CBATOrO KAH/MAH-
Ta enncKona.
24. na/MATk np r kno/i I OBHO r k g£-
HH pll/MAAH'klH'k.
25. fna/MATk wtha HauiEro
rpnrwpkA BorocaOBna.
26. na/MATk .... ^EHO/|swHTa.
27. nEpEHEc-knke /mol|ihi mvana
3A/lTOOyCT . . .
28. na/MATk WTi^a nauiEro e-
^p'k/Ma cyp ....
29. CBAlJJEHO/MyH. irHATkA.
30. CBAi|iEHO/MyH. HiiOAyTa, na-
ii’ki pi/MkCKaro.
31. CBATOIO'IIO^OTBlUpkUlO Ky-
pa h iB/tna.
pEKO/M'kll C'kHEH.
4. na/HATk WTiyi HauiEro
/JuWAOpA.
5. CBATOfi /MyHEHHiyk o-
ra/f/kfi.
44
v'dpVpdj
PHPs|?03s|?
O.lälllV’ll PllXM 'IXVWPU gx
V'IH
-mds|?39 PHHH3iJvwoH3ih\PH3 xi
PHWaduAa I PX
-vdV'LHmM hAvP 0J0XW33 01
W3 'LAimai’hHrtlMD IIX0P3
-33 a VV hAw M.Al'LX'J’33 4- ‘6
PXMPVH'.|?
-09'^ vamV^aouDi euoxwas g
• • • wavn
PH PU0H3HU9 Cijoxwao 'l
\nXJ\o na-woasd
•pd3X39N hAw OJCiXVaS 8g
xwchiphsV 5|*huoh
odu 0J0Xva3 hxwwpu 7g
wadoi^dsu
ojamPH pYixm ixtopu gg
•vi'Mopdpx ptixm ojoxvas - gg
>|.h3xa.V^du php
mH ih.hpvj 9aH^.x5|.da()4- ’fZ
pudpii
-Avou paHH3hAw'OH3rhva3 gg
ia.wos|? hAw ojoxvas ’gg
v^ow
-ix ojamPH pYixm axwrtwu - xg
PU0H3
-nu9 paav pYixm hxwwpu OS
pxoV3s|? i
pwishpw hAw h.Xih.xwhs ßl
PHOHOH 0J0XW3D HX3PdX3 ‘9
PHHHX30U WIlA
-As CU3HIPH pYixm ixvwpu g
PWH3Pd
-3J 0J3mPH pYixm hxwwpu 7
•PHIN3VPH I WHU
-AdxAa hAw 'L.Xia.xwas g
PX
-oVnrt3'4? paHHShAwoHsrhvpaD g
5|,aart3Va9
'ä’i'LHaaoVou>|.du axspdxs x
‘xodpw 'iYiv3^\y
paav
ojsmPH pYixm axwwpu -gx
PHOdlX
PdoVrt19sj? hAw 0J0XW33 7,1
pvh'4?vvpu hAw ojtsxwas 9x
PWH3IH0 hAwoHsriiwas gx
whxh^A*
-Ap 0J3mPH ptixm axwwpu 77
PHWHWHX
-dPwojsmPH pYixm axvvvru gx
vaHrtix
-hp ojshiph pYixm axvwpu gx
vaspva hjiwoH3ili'i'a3 xi
■wadA^dou i vau
-wPvdpA ’hAw a.3(ia.xva3 "qx
■pdO^HMHH •hAw 0J0XV33 - g
■jjxidpApe paododu cuoxwas ’g
'PU0H3HU9
wanqx|?dpu hAw ojoxwas 7
•pHwavAo hAw ojoxwas 9
•f13(00^g nnug
689
Ueber den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
683
13. neptHJC'kHhe /M$i|j£/M'k cba-
tcto HHKH^opa.
14. na/MATk un’na naiuero be-
Nf^HKTa.
15. CBAT'KIJf'h AMfH. arankA H
TH/woaaA.
16. CBAforo /v\ys. oyakAna.
17. f na/MATk cbat<to cae-
^Tii MaoB'liBa.
18. na/MATk cbatoto KXfpiAa
enncßcma.
19. na/MATk WTu,a Hauitro ^o-
AVkl.
20. na/MATk WTaa naiuero nh-
B'klT’kl.
21. na/MATk WTaa iakoba enn-
CKsna.
22. cßAToro wraa apTE/MOHa
eiuicKona.
23. CTpaCTk CBATCTO HIIKOHA.
24. CBAL|J£HO/V\Y"H. BACHAkA npO-
3ß\/"T ....
25. |KaaroB , kL|i'kHke npncßA-
Tck E$ro>po,a,na r k.
26. Gßwp’k ap)faNr£/ia raBpnaa.
27. CBAT'kiyk iVWf'i. /jiHAHnA H
CY'HkKAHTA.
28. CBATCTO IWH’kl I BA-
paCH^IA.
29. na/MATk ctakka enncBona.
30. na/MATk w f raa Haiucro nw-
ana, HancaBtuaro A’kcTßi-
aw Ha cnnaicT’ki rop'k.
31. na/MATk WTaa Haiuero
CTE^ANA MKt/l,OTB«ipaa.
M'kcAak anpHA, pEKOATkll E£p£303W/\ r k.
1. na/MATk np'knOACBH'klA
Axapk'k eryriTAN'kiN'k.
2. cßAToro ax^h. noa^Kapna.
3. CßATO'k /VX\/-H£Hlia r k
Awck’k A't'BHa'k.
4. na/MATk WTaa NaujEro
ecii^a, TBwpaa kanx/-hw/m.
5. naavATk WTaa nauifro r£-
wprkA.
6. CBATCTO /MySEHHKa (?p£-
/M'kA.
7. na/MATk WTaa namsro rs-
wprkA enncBona.
8. CBAT'kl^'k anOCTOAT. pO,A,H-
wna, araßa i p^a.
9. CTpaCTk CBATCTO e\ff\C\f-
VkA.
10. CBATOrO /MXfH. TEpEHTkA.
11. CßAllJENOAMfH. AHTin'kl 6riH-
cKona.
12. na/MATk WTaa NainEro ßa
cnakA enncBona.
13. na/MATk WTaa Hauuro
/MapTHNa.
14. CBAL|l£NO/MyM. CE/MEWNA Ap-
YienncKona.
44*
684
Smal Stockij.
15. cTpacTK CBAToro cabu ro-
THHa.
16. cTpacTk CBAToro aewhiaa.
17. naMATk wT4a NAiuEro oba-
KkA HKJ/l,0TK0p4a.
18. naMATk WTii,a k^m™.
19. naMATk WTi^a nauisro
iiwana np03B\/T£pa.
20. naMATk WTi^a nainsro jjiso-
Aopa.
21. CBATTip» iW\fH. HCAKkA I
KWHApaTa.
22. naMATk unri^a j|s£,a,opa ch-
KIWTa.
23. f CBAToro m^h. rfwprkA.
24. CTpaCTk CBATOrO CAB'kl
CTpaTiaaTa.
25. fcBAToro anocToaa e\\in-
rfaicTa axapna.
26. CBAL|JSH0M\/-4. BACIAkAenH-
cKona.
27. CBAijJSHOMt/’s. csmeha apxr
enncKona.
28. CBATOIO ailOCTOAY- HACOHA
i cocnnaTpa.
29. naMATk WTi^a naujEro
AA£A\NOHA H10,A,0TBWpi;a.
30. f CBAToro anocToaa aboba,
ct^ina 3fBEA'keBa.
M'kcAUk Mai, pEKOM'kll TpABfH’k.
1. CBAToro npopOKa epsM’kA.
2. Oycn'kNke wtha Hamero
a^anackA . B r k T'kJKk aehi»
nEpEHtckHke cbatoio iwyv.
ßopnca h ra’kEa.
3. CBATOrO M\[V. THMO^'kA
HSTI^A.
4. naMATk CBATCTO HHKH-
$opa.
5. CBATO’k MYHtHHU.'k OpHHTil.
6. naMATk lesa mnuto-
cTpacTknaro.
7. f naMATk na nekech akak-
waro ca kpecta.
8. f naMATk CBAToro iwana
EorocAWBna.
9. cbatcto npopona ncaiA .
B-k T'kJKk ,ä,£Hk fltpEHEC’k-
Hk6 CBATOrO WTU,A HHKO-
A"kl.
10. CBAToro anocToaa chmoha
3HA0TA.
11. CBAlJJSHOMyM. MIVKkA.
12. naMATk wTi;a naujEro em-
jjSAHkA.
13. CBATO'k My'MfHHU.'k AyK’kl
Pk'k.
14. CBAToro MyM. ciAopa.
15. naMATk VUTU.A nainsro na-
)fWA\kA.
16. naMATk wru,a nauiEro rs-
wprkA.
Uebcr den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
685
17. cuAToro anocTOAa anapo-
HIKA.
18. CRATOTO AAyH.
19. CRAl(jeNOMyHfNHKA flATpH-
KkA.
20. CRATOrO M\fH. ijiAAfA'kA,
IJK£ C NIIA\k.
21. ■(■ ÜAAAATk RAATOHkCTHRArO
H'kCApA KOCTANHNA I /MA-
Ttpe ero oaffTki.
22. CRATOrO M\f'i. RAC1AHICKA.
23. llAMATk WTHA AliyAlAA
ermcKona.
M'kcAl^k IIONk,
1. CTpACTk CRATOrO OyCTHHA
^SHAOCO^'.
2. HAAAATk WTHA HHKI^OpA.
3. CRATOrO AAyH. AyKkANd.
4. IIAAAATk WTHA AAHTpO-
,fiAHA.
5. CRATCTO AAyH. AAApKkANA.
6. cratoto A\yn. ßopo^rkA
SnHCKOdA.
7. CRATOTO AAyHfNHKA
ACTA.
8. fntptHec’kHke AAOi|j£AA r k
A«ipA CTpATIAATA.
9. CRATOIO AAyHfNIKy OAEgdN-
APA I AHTOHHH'kl.
10. CRAL|JfHOAAyH. TIIAAO^'kA
enncKona.
24. naMATk np’knoAOKHAro ct-
AAtWNA.
25. TpHiTkee OKp'fcT'fcNke raa-
R'kl IVUAHA np’k^'K’T’CH^b.
26. cRAToro AnocTOAA Kapna,
e/yHoro wt ö.
27. IIAAAATk WTl^A KAHAAANTA.
28. CRATTiiyTi AAyH. KplCKfHTA
I I1ARAA.
29. CRATOTO WTHA OAf^AHApA.
30. CRAToro wtha icakra.
31. CRAToro (UyM. ept/wkA.
pfKOAA'kll H3WK'k.
11. f CRATOIO AllOCTOAy RAA*k-
ijipOAA'kA I RApIlAr.’kl,
12. ÜAAAATk WTIJ.A OHW^P^A
erynTAHiHA.
13. CRATO’k AAyHfNHiyk AKy-
AHH'kl.
14. CRATOTO npepOKA ßAHC'kA.
15. IIAAAATk npepOKA AAAOCA.
16. riA/HATk wtl;a HAiuero Ty-
yOHA.
17. CRAToro A\yn. aaahwiaa.
18. CRATOTO AAyH. AEWNTkA.
19. f CRAToro AflOCTOAA HIO-
ATvl, RpATA TOCnO^kHA.
20. CRAl|JfHO/V»yM. AA£^£,A,kA.
21. CRAToro AAyH. OyAkAHd.
22. CRAL|J£HOiUyH. ßRcfeßkA
enHCKOHA.
686
Sinai Stockij.
23.
24.
25.
26.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
CKATO'k /Wy-HfNHLVk arpn-
niiH'M.
fpOJKKCTKO CKATCTO IW-
dNa np'kATvTfM'k.
CBATO’k /WpfNHU’k fyt-
BpONk'k.
na/HATK wT^a
27. naiU^Th WTu,a caAuicoNa.
28. C'i;p , k , i"knk6 a\ol|jsm cka-
tokj iwy't. Kypa n iivaHd.
29. fcBATOio anocToay nrrpa
i naßAd.
30. fcßwp'k CBAT-ki^’k ano-
CTOA'k Bl.
M’kcAU,k HIOA, pEBOAVkll MtpBCH.
JCBATOIO Bf3/WE3^,HHK^' K\f-
3/Wkl I
fna/UATk noaojK'kHkA
MkCTH’klA pi3Tvl CBATO'k
Ecropo/i,nii,'k.
CBATCrO AHp. OYaNkKyN-
4>a.
naMATk WTi^a NaujEro aHk-
AP'kM.
naa^ATk wTii,a AdMnaAd.
naMATk WTi;a chcoa bsah-
naro.
na/HATk WTU,a ^'Wkl.
CBATOrO AWfH. npOKOnk/A.
CBAl|JEHOMYH. IldH'kKpa-
TkA.
CKATOio Myn. BiaHopa i
ciAt/vwa.
CBATO’k /V\Y l l£HHU,'k ey-
4>HA\k'k, H CKWp'k CBA-
3"kl)f OTEHk I Ä.
CBATO'k MYHEHHIvk TOA'kH-
AVT' KI -
CBAIIIEHUMYH. AKYA’kl I
np'kcKYAki.
14. na/MATk WTna ecu^a ap)fi
enHCKona.
15. cbatoio iwy't. Kypißa i
BAIT’hl.
16. fnaiMATk TBOpHAXTk CBA-
T'klY"k OTEI^k BAafKEH’kiyk
jf.Ä.
17. CB/ÄHJEHOAH/-H. dH^IHCTENd.
18. CBATOr« My't. (-AUiAiwMia.
19. na«ATk WTua HauiErc
Aia.
20. fcßAToro npopona HAk-b.
21. cBAToro npopoKa 63ebha.
22. iida\<ftTk np’kiiOA^KHO'k A\a-
pk’k /uarAOAHH’ki.
23. CBATOIO M\fM. TpOijil'WA I
ifiEC^iaa.
24. fCBATO’k MY'lfHHU'k )fpk-
CTHH’kl . B'k T'kJKk A eHk
CBATCIO KCpiKA I
rA-kca.
25. t«’V Cn * {Hk6 < 1HKH 'k | > MdTEpf
CBATO'k EOrOpOAHUl'k.
26. CBATTil^'k M\fH. epiWOA'kl
i epaMnna.
Uebcr den Inhalt des Codex Hankensteinianus.
687
27. fcKATOro iMUfv. naNTCA'ki 30. cratoio AnocTOAy cha™ i
AAONA. CIA\*AHA.
28. CRATOTO AAyHENHKA e\[CTA- 31. CRATO'k AA^'MEHHU'k «AfAH-
<jikA. TTvI.
29. CBATOrO AA^HEHÜRA KAAE-
HHKA.
MivCAnh. ARf^CT, pEKOATkli 3Apl6R.
1. fCßAT kl)f’k AAAKAR'kl 6AE-
3APA H CCAOMOHI^’kl I ä .
OTpWK'k 610.
2. neptNK’kNke aaolijeaa utpßo-
AAAfM. CTE^ANA.
3. ÜAAAATk CRAT’kl)("k JV,AA-
AAATkA I ijid^CTA.
4. CBATOrO AAty"M. 6A£0\'^'k-
pkA.
5. CßATOrO AAJfHENHKA 6Rrk-
CHLvA.
6. f ÜAAAATk ROJKECTRkNArO
üp'koKpA/K’külvA rOCROAA HA-
lUfrO ICyCA YPHCTA.
7. CBATOrO MXf'l. ,A,£AA£ÜTkA.
8. IIAA\ATk IV3'4A 6AAIIAKAHA.
9. jCRATOTO AÜOCTOAA (HAT-
<f/kA.
10. CRATOIO AA^MENIIKA AA-
Rp-kHTkA.
11. CBATOrO AA^H. 6yüAA /l,kA-
KOHA.
12. CBATOrO AA^M. <|AOTHA.
13. ÜAAAATk AAHWrOCTpA^AA-
HA AAA^HAAA.
14. CRATOrO npopOKA AAHJffeA.
15. foycirkNkf cßAT'kiA coro-
POAHaA.
16. f ÜAAAATk TROpiAA ÜEpyKO-
TROpEHArO 0RpA3A.
17. CRATOIO AA^H. nARAA I CA,'
AkAH'kl, CECTp’kl 6r0.
18. CRATOIO iW\fM. iJipOAA I
AAßpA.
19. CRATOrO AAAfü. AHk^pIvA
CTpATHAATA.
20. CRATOrO npOpOKA CA/HUMAA.
21. CKATOli AA^HENHiyk RACC’kl.
22. CBATOrO AAtfü. ArA^SOHHKA.
23. ÜAAAATk WTIJ,A ÜAUIETO KA-
AEHHKA.
24. CRATCTO AAy4. e\fT\f\A.
25. * CRATOrO AÜOCTOAA THTA.
26. CRATOIO AAA/-H. AHkyVjpkAÜA
1 HATAAk'k.
27. ÜAAAATk WI II.A HALUErO 111,'
AAEHA.
28. ÜA/VAATk W'I’HA HAlUErO
AAWIciiA AAyplNA.
688
Smal Stockij.
29. -j-na/WATh oyrkKNOK'hNkA 31. iidMATk noaojK'kHKA k pa-
raaKTii iumnb np'kA'kTfH'k. n'k ukCTNaro noAca npu-
30. CßATOrO M\f4. ^HAHKa. CKATO’k KC>riC'pOA H H'l'.
Literatur.
Amphilochius: 0 caMO,a,peBH r hfiniejra> oktohxI; XI. b. iorocaa-
— BfincKaro rocoBaro imctMa. MocKBa 1874.
’AvOoacy'.ov ... sv Beve-rfa 1861.
Daniöi6 Gj.: Hvalov rukopis in Starine. III, 1871.
Dobrovsky Jos.: Institutiones linguae slavicae dialecti veteris.
Vindobonae 1822.
— Eine Notiz in Griesbach’s Novum Testamentum graece.
Londini 1796, vol. I, CXXVII.
Hanke von Hankenstein, Job. Alois: Recension der ältesten
Urkunde der slavischen Kirchengeschichte, Litteratur und
Sprache eines pergamentenen Codex aus dem VIII. Jahr
hundert. Ofen 1804.
Jagi6 V.: Bugarskoslovenski oktoich in Starine. X. 1878.
— Archiv für slavische Philologie.
Euöakovskij: Nestoris rem litterariam adumbravit ... in Cnpa-
B03AaHG u;. k. rHHnaaih aica/i,. y AbbobIj. 1884.
Miklosich: Die Sprache der ältesten russischen Chronisten,
vorzüglich Nestors. Sitzungsber. der kais. Akademie der
Wissenschaften. XIV. Wien.
— Lexicon palaeoslov.-graec.-latinum. Vindobonae 1862—65,
p. XI.
— Apostolus e codice monasterii Sisatovac palaeoslovenice.
Vindobonae 1853.
117.pav.'kr l ~’:/.r l vfcoi r t \>.E'(£kri Ov.-byrtfoc. ’Eveuvjotv 1837, 1857.
Preuss: /l.oneceHic r. mhhhctpy Hapo/T,fi. IIpocB. in JKypn. Mhh.
Hap. IIpocB. C.-HeTep6ypr r L 1842, p. 47.
Sobolevskij A.: Oacpitn H3t> HCTOpiu pyccKaro B3HKa. Yhh-
Bepc. HsBhcT. Kießi 1883—1884.
lieber deu Inhalt des Codex Hankennteinianus.
689
Sreznevskij J.: ^peBHie naMJtTHHKii pyccKaro imcLMa h aauKa.
C.-IIeTep6ypri> 1866.
— t /l,peBHie cüaBflHCKie namiTHHKH rocoBaro uHCBMa. C.-üeTep-
6ypra> 1868.
— CUaü.j[HopyccKa,a na.ieorpa<i’ia. JKypHa.ii, Mhh. Hap. IIpocB.
C.-lleTepuypr'L 1884.
Strojev: Onncame naiiaTHHKOBi, cjanauopyccicofl .imepaTyphi.
MocKBa 1841 (Nr. 22, p. 52—55).
Scholz: Novum Testamentum Graece. Lipsiae 1836.
Yoskresenskij: CUaBHHCKia pyKonncH xpaHsmisca bb 3arpa-
hhhhhxb 6h6a. C.-HeTepöypj'L 1882.
Ausserdem wurden einige Handschriften benützt, die ich am entspre
chenden Orte nenne.