Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 110. Band, (Jahrgang 1885)

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Zi m in ermann. 
sich vereinigt, die sogenannte philosophia prima oder scientia 
universalis aus. Da Geistiges unerkennbar ist, so kann alles 
Erkennbare, daher sowohl Natur als der Mensch als Naturwesen, 
nicht anders als körperlich sein, der Unterschied zwischen beiden 
daher nicht darin bestehen, dass die Natur materiell, der Mensch 
immateriell, sondern lediglich darin, dass derselbe eine durch 
den Umstand, dass es des Philosophirenden eigene ist, vor an 
derem Körperlichen, ausgezeichnete Art desselben sei. Die dar 
aus unvermeidlich fliessende Folgerung, dass der einzige und 
ausschliesslich mögliche Gegenstand der Philosophie Körper 
(corpora) seien, hat allerdings mit ausdrücklichen Worten erst 
Bacon’s kühnerer Nachfolger Iiobbes ausgesprochen. Bei dem 
Begründer des Empirismus wird dieselbe durch die festgehaltene 
Trennung des Menschen von der Natur, als ob derselbe etwas 
wirklich von dieser Verschiedenes und nicht blos ein willkür 
lich der Eigenliebe zuliebe von derselben Geschiedenes wäre, 
möglichst zu verschleiern gesucht und daher nebst der Aus 
scheidung des Menschen aus der Natur auch die gewohnte 
Unterscheidung des Leibes und der Seele im Menschen beibe 
halten. 
Naturphilosophie und Anthropologie zerfallen jede in zwei 
weitere Unterabtheilungen: die erste, je nachdem sie entweder 
auf die Erkenntniss oder auf die Anwendung der Naturgesetze 
gerichtet, die letztere, je nachdem ihr Object der Leib oder die 
Seele des Menschen ist. Die auf die Erkenntniss der Natur 
gesetze abzielende Philosophie wird von Bacon speculativ, die 
deren Anwendung behandelnde operativ genannt. Die Natur 
gesetze selbst unterscheidet er in solche, welche die wirkenden 
Ursachen, und solche, welche die Zweckursachen der Natur 
erscheinungen behandeln. Die Wissenschaft der ersteren ist 
ihm die eigentliche Physik, für jene der letzteren, die bei ihm 
nur erwähnt werden, um davor zu warnen, dass denselben ein 
Einfluss auf die Erforschung der Natur eingeräumt werde, 
gebraucht er den Namen der Metaphysik, wohl kaum um ihr 
dadurch eine bessere Empfehlung zu Theil werden zu lassen. 
Letzteres wird besonders durch das Gegenstück deutlich, das 
die Metaphysik unter den operativen Naturwissenschaften findet. 
Unter diesen ist die Mechanik die Anwendung der Physik, 
die Anwendung der Metaphysik dagegen die ,natürliche Magie*.
	        
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