Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 8. Band, (Jahrgang 1852)

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Prof. Hofier, 
Vorgelegt s 
Durch Herrn Birk: 
Betrachtungen über das deutsche Städtewesen im 15. 
und 16. Jahrhundert. 
Von dem c. M„ Hrn. Professor Höfler. 
1. Die Städte im Zeitalter der politischen Refonitbewegung bis zum Aus 
bruche der Revolution. 
(Aus grösstentheils ungedruckten Materialien, den Reichs- und Slädtetags-Acten 
mit urkundlichen Behelfen.) 
Bekanntlich existirte das deutsche Reich, als die Krone der 
Ottonen und Heinriche zum zweiten Male an das Haus Habsburg ge 
langte, längst nicht mehr in dem Sinne, in welchem sie wohl die 
Sachsen und Franken, aber schon kaum mehr die Hohenstaufen 
besessen hatten. Albrecht 11., Friedrich IV. und Max I. hatten es 
bereits nur mehr mit Ständen und wohlorganisirten Parteien, 
aber nicht mehr mit den Vertretern der Nationalherzogthümer, des 
siebenfach gegliederten Reichsheerschildes der „Reichsland- und 
Provincien zu thun. Das Reich im älteren Sinne des Wortes war 
längst entschwunden. Von den Parteien jener Tage nun gerade die 
näher zu beleuchten, in deren Händen die eigentliche Geldmacht lag, 
ihre 1 endenzen urkundlich zu bestimmen, den Grad ihres National 
gefühles anzugeben und ihr Verhältniss zu den habsburgischen 
Kaisern (zweiter Folge) zu erörtern, möchte aber um so anziehender 
sein, als in der Gegenwart sich ähnliche Tendenzen Wiedergaben, 
in jener Partei das demokratische Element seinen Schwerpunet hatte 
und nichts destoweniger die Kaiser, von der aufstrebenden Klein 
staaterei überall beengt und gehemmt, bei mehr als einer Gelegenheit 
die Ireue und Anhänglichkeit der Reichsstädte nicht genug zu rühmen 
wussten. Ja man kann seihst sagen, dass bei der Auflösung des 
Kaiserreiches, die im IS. Jahrhunderte so nahe gerückt schien, die 
Städte noch am meisten die kaiserliche Partei ergriffen, wenn auch 
anderseits geltend gemacht werden muss, dass oft in den kostbarsten 
Augenblicken eine Spiessbürgerlichkeit der Gesinnung, eine Knauserei 
und Engherzigkeit der politischen Ansichten hervortrat, dass Kaiser 
und Reich darüber hätten zu Grunde gehen dürfen, wäre nur der 
Nürnberger Pfeffersack gerettet worden! Es ist nun in der That ein
	        
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