Über das deutsche Städtewesen im 15. und 16. Jahrhundert. 373
eigenthümliches Schauspiel, erst die Ähnlichkeit und Verschiedenheit
der Entwickelung des deutschen und italienischen Städtewesens an
sich vorübergehen zu lassen, dann hervorzuheben was im 15. Jahr
hunderte besonders beigetragen, den deutschen Reichsstädten ein
grösseres Ansehen zu verleihen und das politische Gewicht der
republikanischen Partei im Gegensätze zur fürstlichen abwägen zu
sehen. Der Aufsatz, welcher sich wie in Allem, so auch in diesen
Stücken auf bisher unbekannte Documente stützt und Erörterungen
enthält, welche aus Mangel an Quellen bisher nicht angeregt
werden konnten, weist nach, wie nahe eine Vereinigung der Reichs
ritterschaft, die Max I. so sehr begünstigte, mit den Reichs
städten, ihren bisherigen Gegnern, somit, da die zahlreichen
geistlichen Staaten meist den Impulsen des Adels folgten, eine
Vereinigung des gesammten republikanischen Elementes im 15.
und 16. Jahrhunderte lag, von welcher Tragweite sie für die
Zukunft gewesen wäre! Es ist dies aber auch desshalb von
Wichtigkeit, weil man sich erinnern wird, dass, was im 15. Jahr
hunderte noch aufgehalten worden, mit Glück im darautfolgenden
und namentlich im 17. Jahrhunderte durch eine Vereinigung des
Adels mit dem demokratisirenden Theile der Fürstenpartei, insbeson
dere aber des Adels in Böhmen, Österreich, Ungern u. s. w. versucht
wurde, jedoch ohne eine quellenmässige Kenntniss der früheren Ver
suche, auch der spätere, als der richtigen Grundlage entbehrend,
nicht richtig gewürdigt werden kann. Der Aufsatz zeigt nun wie
durch das Eindringen mercantilischer Interessen — es war die Zeit
der grossen Entdeckungen und der Veränderung des bisherigen
Welthandels -— durch die Monopolien (Handelsgesellschaften) und
die Theilnahme der deutschen Reichsstädte am Welthandel die
Spaltung in der republikanischen Partei unversöhnlich, der Bruch
unheilbar wurde. Gerade die Seite der deutschen Entwickelung,
welche dem Reiche einen neuen Aufschwung verhiess, die Förde
rung der materiellen Interessen ward Anlass zu noch grösserer
Spaltung; sie fand bei dem Adel die heftigste Opposition. Als
aber darüber die Verwirrung eine allgemeine wurde, musste die
Schuld auf Seite des Kaisers liegen, der die Berge hätte abtragen
und die Thäler hätte ausfüllen sollen, gegen den sich aber
alles setzte, als er von seinem Kaiserrechte auch Gebrauch zu
machen suchte. Die hierüber entstandenen Verwickelungen werden