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Prof. Dr. Karl Otto.
hellenischen Philosophen, seien erfüllt gewesen vom heiligen Geiste
und als Träger desselben durch Weissagungen und Wunder be
glaubigt worden; sie hätten Gott den Vater gepriesen und den von
ihm gesandten Sohn Jesus Christus den Menschen verkündigt. Er
möge Gott bitten, dass er ihm die Pforte des geistigen Lichtes öffne.
Der Greis entfernte sich. Und in Justin’s Seele entbrannte ein
göttliches Feuer. Mit Eifer las er die Bücher der altheiligen Pro
pheten; es bemächtigte sich seiner eine innige Liebe zu ihnen, zu
Christus und den Seinen. So ward er ein Jünger der alleinwahren
Philosophie — ein Christ. Er sagt vom Christenthum i): tcsötijv
jj.6vr]V süpioxov tpiloaofiav daipalrj rs xcä mp.tpopov.
Wir ziehen jene Erzählung des Justinus über seine Wanderung
durch die Philosophenschulen und über die Art seiner Bekehrung
nicht in Zweifel. Auch in seinem glaubwürdigen Martyrologium
antwortet er auf die Frage des Stadtpräfecten von Rom: „Welcher
Philosophie hist du zugethan?” also: „Ich suchte mich mit allen
Systemen bekannt zu machen; beigepflichtet aber hah’ ich der christ
lichen Wahrheit, ob sie gleich den durch Vorurtheile Verblendeten
missfällt.” Und in seiner zweiten Apologie 3 ) bekennt er, dass er,
jetzt ein Christ, einst an Platon’sfLehren sich erfreut habe. Auf ähnliche
Art fanden so manche Andere dieser Zeit, da weder heidnischer
Cultus noch hellenische Weisheit ihr religiöses Bedürfniss befrie
digten, die ersehnte Beruhigung in der christlichen Sache: auch
ihnen trat nach langem vergeblichen Suchen endlich in den heiligen
Schriften der Christen, insbesondere den prophetischen, das Göttliche
entgegen; auch sie wurden durch diese Schriften zu Christus hin
geführt. Wir erinnern nur an Tatianus und Theophilus.
Den Unterricht des Platonikers hatte Justinus in seiner Vater
stadt 3 ) genossen, welche, als eine römisch-griechische Colonie,
hellenischer Bildung zugänglich war. Von dort war er in die ein
same Gegend des Meeres hingewandert, d. i. nach unserem
Dafürhalten in das Jordanthal , nördlich vom todten Meere 4 ).
In dieser wenig belebten Gegend, kaum drei Meilen von Jerusalem
U c. 8.
a ) Apol. II. c. 13 sq.
3 ) Vgl. S. 165 Anm. 1.
4 ) Von .losephus wird es noWv) ipypia genannt. Vgl. S. 165, Anm. .3 .