Zur Charakteristik des heil. Justinus etc.
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entfernt, wohnten Christen jüdischer Abstammung. Demnach würde
jener Greis, welcher den nachsinnenden Justinus auf die Bücher
der Propheten hinwies und ihn dadurch auf den Pfad zum christ
lichen Glauben leitete, einer dieser Christen gewesen sein — ein
philosophisch gebildeter und einer derjenigen, welche Justinus im
Dialoge mit Tryplion *) als christliche Brüder anerkennt, im Gegen
satz zu den strengen (akatholischen) Judenchristen, welche auch
von den Heidenchristen die Beobachtung des mosaischen Gesetzes
verlangten und daher jener Anerkenntniss nicht gewürdigt werden. An
welchem Orte Justinus durch die Taufe zum Christenthume auf
genommen worden, lässt sich nicht ermitteln. Er sagt nicht, dass
ihn jener Greis in die judenchristliche Gemeinschaft eingeführt habe;
im Gegentheil erzählt er 3 ), dass jener ihm ein weiteres Nach
denken über den Gegenstand der gepflogenen Unterredung an’s Herz
gelegt und er selben nie wieder geschaut habe. Wir sind auch
anderweitig nicht berechtigt, den dem Heidenthume entsprossenen
Justinus als einen Proselyten des Judenchristenthums, am wenigsten des
schon damals als ketzerisch geltenden, anzusehen. Wohl mag er in
männlicher Jugend um Anfang des vierten Jahrzehends zum Christen
thume übergetreten sein. Denn noch als Platoniker, kurz vor seinem
Übertritte, sah er wie die Christen gemartert und getödtet wurden,
aber standhaft blieben bei Allem was von den Menschen als furcht
bar gehalten wird 3 ). Es ist bekannt, dass gerade seit Beginn jenes
Jahrzehends, unter Hadrian’s Regierung, die palästinensischen Christen
blutigen Verfolgungen ausgesetzt waren, nicht nur von Seiten der
Juden, weil sie verweigerten sich mit diesen zu verbinden und
unter dem falschen Messias Bar-Cochba gegen die Feinde des
gemeinsamen Vaterlandes zu streiten, sondern auch von Seiten der
Römer, weil sie von diesen als Juden angesehen und demgemäss
behandelt wurden.
Justinus fand, wie wir bemerkten, im Christenthume die einzig
wahre Philosophie, und als yvr/mogr/is dlrj^civg ydoffoyt«? spaarf/? 4 )
legte er nach seinem Übertritte den Philosophenmantel nicht ab 5 ).
*) Dial. c. Tr. c. 47.
2 ) L. c. c. 8.
3 ) Apol. II. c. 12 sq.
4 ) Eusebius H. E. IV. c. 8.
5 ) Dial. c. Tr. c. 1.