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Prof. Dr. Karl Otto.
Wahrscheinlich wühlte er, wie Quadratus, den Beruf eines Evange
listen. Als solcher war er an eine bestimmte Gemeinde nicht ge
bunden , sondern verkündigte das Evangelium wo sich ihm eine
Gelegenheit darbot. Bei dieser Verkündigung zeigte er sich, Heiden
wie Juden gegenüber, gewissenhaft und mutliig f). „Wer die
Wahrheit nicht verkündigt, obschon er sie verkündigen kann, verfällt
dem göttlichen Gerichte. Ich verkündige sie sonder Menschen
furcht” 2 ). So finden wir ihn in Ephesus, der Hauptstadt des
proeonsularischen Asiens, wo er in einer Halle den Tryphon und
dessen Freunde für den christlichen Glauben zu gewinnen suchte;
so finden wir ihn zweimal während längerer Zeit in der Weltstadt
Rom, wo er in seiner Wohnung den ihn Aufsuchenden die Heils
wahrheit verkündigte 3 ). Gerade in den christlichen Hauptge
meinden des Morgen- und Abendlandes tritt er auf. Demnach sind
seine Berichte über kirchliche Verhältnisse der damaligen Zeit von
höchster Bedeutung.
Aber Justinus war zugleich ein Apologet des Christenthums;
er nahm dasselbe in Schutz, gegen die ihm damals entgegentretenden
zwei feindlichen Elemente: das Judenthum und das Heidenthum.
Die Juden erhoben sich wider die Christen in Wort und That; sie
verfluchten und verläumdeten dieselben, ja sie übten, wenn die Um
stände wie unter Bar-Cochba es zuliessen, sogar Gewalt gegen die
selben 4 ). Justinus, aus Palästina stammend und darum mit dem
Judenthume näher betraut, zeigte im mündlichen Verkehre, so oft
sich ihm eine Gelegenheit darbot, den Juden das Thörichte ihres
Benehmens gegen die Christen, und hob zu diesem Behufe die Unter
schiede des alten und neuen Bundes bestimmt hervor. Diesen apolo
getischen Eifer rühmt der Jude Tryphon im Dialoge 5 ). Mehr
standen die Heiden den Christen feindlich gegenüber: die Staats
männer, weil das Christenthum den Titel der Verjährung nicht bean-
’) Vgl. Apol. I. c. 3. Dial. c. Tr. cc. 38. 58.
a ) Dial. c. Tr. cc. 82. 120.
3 ) L. c. c. 1 (Eus. IV. c. 18); Actt. martyr. S. Just. c. 3 (Apol. I. c. 26 und
II. c. 3).
4 ) Apol. I. c. 31. Dial. c. Tr. cc. 16. 17.
5 ) C. 50: "Eoixas ptot ex nrpoarptiJ/EWj npo? rcoXkovs trepi rrävrcov
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