166 Prof. Dr. Karl Otto. hellenischen Philosophen, seien erfüllt gewesen vom heiligen Geiste und als Träger desselben durch Weissagungen und Wunder be glaubigt worden; sie hätten Gott den Vater gepriesen und den von ihm gesandten Sohn Jesus Christus den Menschen verkündigt. Er möge Gott bitten, dass er ihm die Pforte des geistigen Lichtes öffne. Der Greis entfernte sich. Und in Justin’s Seele entbrannte ein göttliches Feuer. Mit Eifer las er die Bücher der altheiligen Pro pheten; es bemächtigte sich seiner eine innige Liebe zu ihnen, zu Christus und den Seinen. So ward er ein Jünger der alleinwahren Philosophie — ein Christ. Er sagt vom Christenthum i): tcsötijv jj.6vr]V süpioxov tpiloaofiav daipalrj rs xcä mp.tpopov. Wir ziehen jene Erzählung des Justinus über seine Wanderung durch die Philosophenschulen und über die Art seiner Bekehrung nicht in Zweifel. Auch in seinem glaubwürdigen Martyrologium antwortet er auf die Frage des Stadtpräfecten von Rom: „Welcher Philosophie hist du zugethan?” also: „Ich suchte mich mit allen Systemen bekannt zu machen; beigepflichtet aber hah’ ich der christ lichen Wahrheit, ob sie gleich den durch Vorurtheile Verblendeten missfällt.” Und in seiner zweiten Apologie 3 ) bekennt er, dass er, jetzt ein Christ, einst an Platon’sfLehren sich erfreut habe. Auf ähnliche Art fanden so manche Andere dieser Zeit, da weder heidnischer Cultus noch hellenische Weisheit ihr religiöses Bedürfniss befrie digten, die ersehnte Beruhigung in der christlichen Sache: auch ihnen trat nach langem vergeblichen Suchen endlich in den heiligen Schriften der Christen, insbesondere den prophetischen, das Göttliche entgegen; auch sie wurden durch diese Schriften zu Christus hin geführt. Wir erinnern nur an Tatianus und Theophilus. Den Unterricht des Platonikers hatte Justinus in seiner Vater stadt 3 ) genossen, welche, als eine römisch-griechische Colonie, hellenischer Bildung zugänglich war. Von dort war er in die ein same Gegend des Meeres hingewandert, d. i. nach unserem Dafürhalten in das Jordanthal , nördlich vom todten Meere 4 ). In dieser wenig belebten Gegend, kaum drei Meilen von Jerusalem U c. 8. a ) Apol. II. c. 13 sq. 3 ) Vgl. S. 165 Anm. 1. 4 ) Von .losephus wird es noWv) ipypia genannt. Vgl. S. 165, Anm. .3 .