Beiträge zur Diplomatik VI.
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der alten Verbindung- mit den andern Theilen des Quadrivium
auf, sondern erscheint als mit der Dichtkunst verschwistert. 1
AVohl ist in unsern Quellen häufig genug vom Studium
der mathematischen Disciplinen auch vor dem Ausgang des
10. Jahrhunderts die Rede. Aber in welchem Sinne wird davon
berichtet? Ein Abacus oder ein liber de mnltiplicatione et
divisione numerorum konnten doch nur dadurch Aufsehen er-
regen, dass sie blos wenigen Ausenvählten zugänglich und ver
ständlich waren. Ebenso folgere ich dai-aus, dass z. B. die
Vita Johannis Gorziensis mehrere Männer als des Rechnens
kundig rühmt, dass dies auch unter den in damaliger Bildung
hervorleuchtenden Lothringern etwas besonderes gewesen sein
muss. 2 Wenn vollends von Johann von Görz ausdi-ücklich er
zählt wird, 3 dass er unter anderm von dem berühmten Bernei-us
regulas supputationum temporalium gelernt habe, so ist dai-aus
gleichfalls zu schliessen, dass das Quadrivium damals nicht
mehr in dem gewöhnlichen Lehrplane der Stiftsschulen er
schien. Wie sollte also die Menge derer, welche lesen und
schreiben lernten, auch dazu gekommen sein, die Elemente der
Arithmetik und des Computus zu kennen ?
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Auch aus der Beschaffenheit unserer historischen Quellen
lässt sich gleiches entnehmen. Die Ostertafeln sind zumeist
reich an Fehlern; aus Versehen wii-d etwa einer Zahl ein Einer
zu viel gegeben, aber das Versehen wiedei-holt sich dann durch
eine ganze Reihe, ohne vom Schreiber oder einem späteren
Leser bemerkt und bei-iohtigt zu werden. 4 Bezeichnender er
scheint mir die Eintragung geschichtlicher Notizen zu unrich
tigen Jahren, wie wir sie z. B. im 10. Jahrhundert in den
Originalhandschriften der Annales s. Galli oder der Annales
1 Vgl. Dümmler über Ekkehart IV. in Haupts Zeitschrift N. F. 2, 3 und
23, wo auch alle Stellen angeführt sind, in denen Ekkehart die Geo
metrie und Arithmetik erwähnt.
2 Vgl. Pechenard De schola Remensi decimo saeculo. — Obgleich diese
Schrift viel zu wünschen übrig lässt, geht doch der Verfasser meist
nicht einmal auf die ersten Quellen zurück, so sind in ihr doch die Nach
richten über das Schulwesen in Reims und über den Verkehr mit anderen
Bildungsstätten ziemlich vollständig und übersichtlich zusammengestellt.
3 SS. 4, 342.
4 Z. B. im Cod. Casinensis 47. s. Biblioth. Cas. 2, 22.