Horawitz. Die Bibliothek und Corresp. des Beatus Rhenanus zu Sclllettstadt. 313
Die Bibliothek und Correspondenz des Beatus
Rhenanus zu Schlettstadt.
Ein Bericht
von
Adalbert Horawitz.
Schlettstadt, jetzt eine öde, unordentliche, herabgekommene
Stadt, die sich durch Bigotterie und französische Sympathien in
unvortheilhafter Weise auszeichnet, was war es vor drei Jahr
hunderten! Die ,Schule , von Schlettstadt', mit ihren Dringen
berg, Sapidus, Crato von Udenheim, mit ihren Zöglingen
Spiegel, Wimpfeling und nicht zuletzt mit ihrem Beatus Rhe
nanus, welchen Ruhm genoss sie doch!
Auch heute noch denkt der Gelehrte stets an diese Männer,
wenn jene Stadt genannt wird. Beatus Rhenanus hat sie aber
nicht bloss mit seines Namens unvergänglicher Erinnerung ge
ziert, er hat ihr auch ein Palladium hinterlassen, sein kostbarstes
Eigen, seine Bibliothek hat er der Vaterstadt vererbt. Ver
wahrlost und vergessen blieb sie hier, bis sie 1754 von
Schöpflin entdeckt ward. Als Grandidier in der zweiten
Hälfte dos XVIII. Jahrhunderts Schlettstadt besuchte, fand er
die Bibliothek des Rhenanus in schlechtem Zustande, er notirte
die Aufschriften an der Wand der Büchersammlung und ver
sicherte, dass die meisten Bücher reichlich mit Marginalnoten
bedeckt seien. Bis zum Jahre 1856 verstummte seitdem die
Kunde über die Bibliothek des Rhenanus — denn die Be
merkungen in Dorlan’s Geschichte von Schlettstadt blieben für
Deutschland völlig unbekannt und bieten auch sehr wenig —