Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 64. Band, (Jahrgang 1870)

Über HannibaPs Zug 1 nach Etrurien. 217 n. Cb. 
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vernünftigen Entschluss fasste, sicli mit seinem Collegen zu ver 
einigen. Ausdrücklich sagt dieses auch Polybius selbst c. 83. Da er aber so 
rasch nicht vorwärts kommen konnte, so schickte er eilig (xarä anouörjv) 
4000 Reiter voraus, da es wie es scheint dem Flaminius an Reitern 
gebrach (c. 82). Er selbst wollte mit dem ganzen Heere nachkom- 
men. Es handelte sich also darum, Hannibal zwischen den beiden 
römischen Heeren zu erdrücken; wenn er nach Rom fortzog, ihn 
zwischen Rom und die Consularheere zu bringen; von seiner Seite, 
es nicht zur Vereinigung beider kommen zu lassen, 
sondern das eine zu vernichten, ehe das andere sich nahe. Nun war 
aber der mögliche Vereinigungspunkt beider Consularheere kaum ein 
anderer als Perusia, südlich vom trasimenischen See und dessen 
Engen. Wollte aber Flaminius dahin kommen, so musste er, da der 
Weg über Clusium nicht mehr frei war, den Rückzug von Arezzo so 
rasch wie möglich nach Süden antreten, um durch das Defile am 
trasimenischen See zu kommen, das abgesehen von der Enge am 
See erst noch an seiner südöstlichen Seite gegen Perugia eine sehr 
starke Steigung aufweist. Der Aufbruch des Flaminius von Arezzo 
ist somit gar kein Re weis von Unüberlegtheit, sondern das einzige 
Mittel, zu welchem er seine Zuflucht nehmen konnte und, wenn ihm 
irgend ein Vorwurf zu machen ist, so kann er nur darin bestehen» 
dass er nicht sogleich aufbrach, vorausgesetzt dass ihm dieses über 
haupt möglich war. Und dass er die Gefahr wohl erkannte, geht aus 
dem Umstande hervor, dass er am Abende vor dem Defile ankam; er 
war zweifelsohne von Arezzo aus in einem Tagmarsche dahingelangt. 
Am hellen Morgen gedachte er hindurchzuziehen. Wem aber ein 
Vorwurf zu machen ist, das ist Polybius, dessen Erzählung nichts 
weniger als classisch ist. Denn wie Hannibal gegen Rom vorrückend, 
zur Linken Cortona mit seinen Rergen und zur Rechten den Irasimeni- 
schen See haben konnte, ist geradezu unverständlich, ja unmöglich. 
Hätte Hannibal diese Richtung eingeschlagen, so musste er sich aus 
den Chianathale in das Tiberthal oberhalb Perugia begeben; dann, 
aber auch nur dann, hatte er Cortona links und den trasimenischen 
See rechts; dann konnte er nach dem jetzigen Cittä di castello kommen, 
aber die Richtung nach Rom war es sicher nicht. Hier sind also 
Widersprüche, die nicht gehoben werden können. Hingegen steht 
so viel fest, dass Hannibal den Vorsprung, welchen er durch seinen 
unvermutheten Sumpf-Übergang über Flaminius erlangte, benützte,
	        
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