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Siegel
liiess es, der Sachwalter habe zu lang oder zu kurz gesprochen,
missgesprochen oder sich versprochen, nur wenig fehlte und er hatte
missgethan oder sich versäumt, die geringste Unebenheit genügte und
er war gestrauchelt, gestolpert *), sofort sagte man, er habe gestran-
delt oder gestrampft 5 ) namentlich heim Schwur, mit welchem die
grössten Fährlichkeiten verknüpft waren, was, wie nebenbei bemerkt
werden mag, einen Beitrag zur Erklärung liefert, dass der Reinigungs
eid so lange Zeit hindurch des Vertrauens theilhaftig bleiben konnte.
S. 431 Note * vervollständigt hat, und in denen rare umschrieben oder wiedergege
ben wird mit strictum ius (unten Note 104), observatio quaedam (Note 105) oder
subtilis (Note 155, vgl. Note 93), captio (Note 101, 107, 124 vgl. 102, 154, 155)
oder captio verborum (Note 125), captiositas (Note 113), iuricapium (Note 109),
interceptio (Note 125), cavillatio (Note 113 vgl. 154, 155; s. ferner die lateini
sche Übersetzung 24, §. 1 des sächs. Lehnrechtsbuches 34, Sachsensp. 2 1 , 209
Note 6 ), calumnia verborum (Note 119), insidia verborum (Note 119, vgl. 118),
suspitio mali (Note 108), districtio (Note 116), pena (Note 35, 120), timor penae
seu culpae (Note 114).
*) Die in lateinischer Sprache abgefassten Urtheile des Brunner Schöffengerichtes
gebrauchen mit Rücksicht auf den Eid die Ausdrücke: formam non servare (n. 442,
451, 457 a. E. vgl. n. 254), corrumpere (n. 34 S. 19), nmtare und variare
(n. 451). Vergleicht man die Urtheile, worin sich diese Ausdrücke finden, mit
andern, so ergibt sich , dass das corrumpere geschehen konnte durch Nennung
eines falschen Namens (n. 443) und prae debilitate (n. 256 a. E.), das mutare
und variare: ex consuetudine loquendi (n. 454), sowie durch transpositio vel
correctio verborum; denn, heisst es weiter, rigor mutationis, obmissionis, addi-
tionis vel minutionis verborum est observandus (n. 684). Übereinstimmend mit
dem mutare und variare ist nun aber ausser dem deviare in iuramento (n. 242, 312
vgl. 253 und du Fresne , Glossarium 2, 827 s ), wie eine Vergleichung von n. 684
mit n. 226 ergibt, der bildliche Ausdruck caespitare in verbis (s. noch n. 460).
Vgl. du Fresne 2, 297 s und Hildebrand, Glossarium lat. p. 51 mit den Citaten aus
Servius zu VirgiPs Aen. XI, 671: suffuso casuro; nam suffusi equi dicuntur quos
vulgo cespitatores vocant, und der glossa St. Germ.: cespites frutices; cespites
sunt frutices quasi cespites vel quasi circa pedes.
6 ) Den ersten Ausdruck enthält das thüringische Judenprivileg vom J. 1368 (unten
Note 121) und ausserdem ein Schreiben des Herzogs Johann von Sachsen an den
Rath von Lübeck aus dem Jahre 1468. Darin heisst es: Henneke scholde.. .sik
stavendes edes entweren, dat he der tichte unsculdig en sy ane vare, dat he ok
sunder iennig strandein gedaen. Dreyer, Miscellaneen oder kleine Schriften S. 102.—
Der zweitgenannte Ausdruck findet sich öfter in den holsteinischen Gödings-
Protokollen. So ist nach Dreyer, Nebenstunden S. 133 Note zu den Protokollen aus
den Jahren 1494, 1502, 1506 von der Hand des Gerichtsschreibers die Anmerkung