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v. S a o k e n
SITZUNG VOM 30. NOVEMBER 1864.
Der Classe wird eingesandt: Von Herrn Dr. Hönisch in Griitz,
„Urkunden (in Abschrift) über das Minoriten-Kloster zu Windisch-
Feistritz in Steiermark.“
Der Pfahlbau im Garda-See.
Von dem c. M. Dr. Ed. Freih. v. Sacken.
(Mit 1 zinkographirten Tafel.)
(Vorgelegt in der Sitzung am 16. November 1864.)
Selten hat eine archäologische Entdeckung so grosses Auf
sehen gemacht und die allgemeine Theilnahme in solchem Grade
erweckt, als die der Pfahlbauten in den Seen der Schweiz; und das
mit Recht, denn wir erhalten durch diese Auffindung von Wohn
sitzen der alten Bevölkerung unserer Länder mit einem Male ein
vollständiges Bild ihres Lehens und Wirkens, das wir bisher nur
lückenhaft und in einzelnen Zügen aus den zerstreuten Funden zu
sammensetzen konnten, gewinnen einen tiefen Einblick in ihre
Culturentwickelung und einen ziemlich sicheren Maassstab zurBeur-
theilung ihrer Civilisationsstufe; Völker, deren Namen die Geschichte
kaum nennt, die wir fast nur aus ihren Gräbern kannten, sehen wir
vor uns in ihrer häuslichen Thätigkeit mit allen ihren Sitten und
Gewohnheiten. Die seltsame Art der Ansiedlung in den Seen selbst
verlieh überdies der Entdeckung einen eigenthümlichen, geheimniss-
vollen Reiz; für das an Seen so reiche Österreich musste sie von
besonderer Bedeutung erscheinen.
Bekanntlich gehören die Pfahlbauten des Bodensees und der
östlichen Schweiz fast ausnahmslos der Steinperiode au oder nahmen
doch ihren Anfang in einer Zeit, in der die Bevölkerung dieser
Gegenden die Metalle noch nicht kannte, sondern sich noch mit
Werkzeugen aus Stein und Knochen behelfen musste; bei der
grossen Menge von Funden dieser Art gegenüber den zahlreichen
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