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hürnen Sigfried, von Eeke u. a. Ist uns alter der Inhalt dieser allite-
rirenden Lieder erhalten, so liegt die Vermutlning nahe, dass auch
von der Form derselben uns Manches, wenn gleich nur trümmer
weise, verborgen unter der später hinzugekommenen Form des
Reimes überliefert ist. Wider eine solche Vermuthung kann als
Hauptgrund geltend gemacht werden die Länge der Zeit, welche
zwischen dem Aufhören der Alliteration und der Abfassungszeit des
Nibelungenliedes liegt. Wir haben allerdings nach dem Jahre SSO
kein Gedicht mehr in alliterirender Form, 3S0 Jahre also vor dem
Zustandekommen unseres Liedes. Aber während die Geistlichen sich
von der deutschen Dichtung und namentlich von der als heidnisch
verschmähten Alliteration ab wendeten, kann das Volk die alten
Lieder auch noch in der alten Form fortgesungen haben und die
Zaubersprüche, dieWaitz in einer Handschrift des 10. Jahrhunderts
fand, beweisen uns die Erhaltung der alten Form in ganz unverän
derter Weise. Tauchen doch in dem Hexenwesen des 16. Jahrhun
derts, 300 Jahre nach dem Nibelungenlied, Formeln auf, die ihrem
Ursprünge nach auf das 9. Jahrhundert zurückweisen. Allerdings
ist wohl nach 830 Neues auch vom Volke nicht mehr in der alten
Form gedichtet worden, aber das Alte wird um so treuer bewahrt
worden sein; denn Treue ist eine Haupteigenschaft echter unge
trübter Volkstradition. Wenn es noch in neuer Zeit möglich ist,
dass ein Märchen in Prosa auch den Worten nach ohne einen Zusatz
von Geschlecht zu Geschlecht sich erhält, wenn wir sehen, wie
rechte Märchenerzähler noch in unserer Zeit auf die getreue Über
lieferung der Worte ein grosses Gewicht legen, wie viel mehr Kraft
der Bewahrung müssen wir einer Zeit zuschreiben, in der das Volks
leben noch frischer war, als jetzt, in der das Gedächtniss noch nicht
durch vielerlei Erlerntes abgeschwächt, noch nicht durch das Ver
trauen auf Gedrucktes und Geschriebenes gestört, die Freude an
den alten Volkshelden noch ungeschmälert und ungetrübt war. Die
Erhaltung einer poetischen Form, wie der Alliteration, ist der Natur
der Sache nach weit leichter, als die Erhaltung einer prosaischen
Erzählung. Keine Form ist aber für die Bewahrung so geeignet, wie
gerade die Alliteration. Jede andere Form der Poesie, auch der
Reim, ist mehr oder weniger von aussen dem Inhalte angepasst, die
Alliteration aber ergibt sich durch den Inhalt von selbst, sie wird
durch die Hauptworte der Erzählung getragen, — erhielt sich die