Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 19. Band, (Jahrgang 1856)

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Friedrich F i r n h a b e r. 
Höfe, sondern auch im Volke verbreitet hatte, erliess er Aufrufe an die 
Unterthanen von Mailand, Neapel, Sardinien und Sicilien. Er erinnerte 
sie an ihre Pflichten gegen Kaiser und Reich, er rief ihnen die vielen 
von Österreich erwiesenen Wohlthaten ins Gedächtniss zurück, 
und versprach ihnen Aufrechthaltung aller Privilegien und Freiheiten. 
Um in diesem Sinne weiter auf das Volk zu wirken, schickte er den 
Grafen Castelharco, einen Verwandten des Marchese Visconti, von 
den Mailändern geliebt und einflussreich, nach Mailand. Doch weder 
dieser noch sein Freund Marchese Pagani, ein gleich treuer Anhän 
ger Kaiser Leopold's, vermochten trotz der Stimmung des Volkes für 
Österreich gegen den aufmerksamen Vaudemont eine günstigere 
Stellung zu erreichen. Ohne Resultat kehrte Castelharco nach Wien 
zurück. 
Stärker und kräftiger war des Kaisers Anhang in Neapel. Die 
kaiserlich gesinnte Partei bereitete eine Umwälzung vor, die zur 
Vertreibung der Franzosen führen sollte. Sie wollten Neapel als 
freien Staat erklären, mit dem Rechte sich einen neuen Regenten zu 
wählen. Der neu zu wählende sollte der Erzherzog Karl, Sohn 
Kaiser Leopold’s, sein. Offen wurde diese Ansicht ausgebreitet, um An 
hänger zu gewinnen, so dass sich seihst eine literarische Controverse 
entspann, bezüglich der Rechte des päpstlichen Stuhles auf Neapel 
und deren Verletzung durch eine solche Theorie. Flugschriften und 
Abhandlungen erschienen, ohne wie natürlich eine oder die andere 
Partei zu überzeugen, gleichsam als ein Vorspiel, um die Plane des 
mit der französischen Herrschaft unzufriedenen Adels zu verdecken, 
die Meinungen zu sondiren, zu prüfen und Zeit zu gewinnen. Mar 
chese Cesar delVasto e di Pescara, ein treuer Anhänger Österreichs 
war es, den man zur Anknüpfung der Verhandlungen mit dem kaiser 
lichen Hofe ausersah, und ihn im Namen des neapolitanischen Adels 
an Kaiser Leopold sendete, um ihn aufzufordern, die Zuneigung der 
Revölkerung zu benützen und die Bewegung zu unterstützen. Zweck 
war, wie gesagt, Vertreibung der Franzosen aus Neapel, Erwählung 
des Prinzen Karl zum Vicekönig, Bedingungen: Sitz seiner Residenz 
im Lande, Aufrechthallung der Rechte und Privilegien u. s. w. Der 
Kaiser wies den Antrag nicht zurück, liess sich aber offen nicht 
weiter in die Sache ein, als dass er zwei Militärs, den Giovanni 
Caraffa Conte di Policastro und Carlo Sangro Marchese di Santo 
Luzito nach Rom sendete, um von da aus die Verbindung mit dem
	        
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