12
Friedrich F i r n h a b e r.
Höfe, sondern auch im Volke verbreitet hatte, erliess er Aufrufe an die
Unterthanen von Mailand, Neapel, Sardinien und Sicilien. Er erinnerte
sie an ihre Pflichten gegen Kaiser und Reich, er rief ihnen die vielen
von Österreich erwiesenen Wohlthaten ins Gedächtniss zurück,
und versprach ihnen Aufrechthaltung aller Privilegien und Freiheiten.
Um in diesem Sinne weiter auf das Volk zu wirken, schickte er den
Grafen Castelharco, einen Verwandten des Marchese Visconti, von
den Mailändern geliebt und einflussreich, nach Mailand. Doch weder
dieser noch sein Freund Marchese Pagani, ein gleich treuer Anhän
ger Kaiser Leopold's, vermochten trotz der Stimmung des Volkes für
Österreich gegen den aufmerksamen Vaudemont eine günstigere
Stellung zu erreichen. Ohne Resultat kehrte Castelharco nach Wien
zurück.
Stärker und kräftiger war des Kaisers Anhang in Neapel. Die
kaiserlich gesinnte Partei bereitete eine Umwälzung vor, die zur
Vertreibung der Franzosen führen sollte. Sie wollten Neapel als
freien Staat erklären, mit dem Rechte sich einen neuen Regenten zu
wählen. Der neu zu wählende sollte der Erzherzog Karl, Sohn
Kaiser Leopold’s, sein. Offen wurde diese Ansicht ausgebreitet, um An
hänger zu gewinnen, so dass sich seihst eine literarische Controverse
entspann, bezüglich der Rechte des päpstlichen Stuhles auf Neapel
und deren Verletzung durch eine solche Theorie. Flugschriften und
Abhandlungen erschienen, ohne wie natürlich eine oder die andere
Partei zu überzeugen, gleichsam als ein Vorspiel, um die Plane des
mit der französischen Herrschaft unzufriedenen Adels zu verdecken,
die Meinungen zu sondiren, zu prüfen und Zeit zu gewinnen. Mar
chese Cesar delVasto e di Pescara, ein treuer Anhänger Österreichs
war es, den man zur Anknüpfung der Verhandlungen mit dem kaiser
lichen Hofe ausersah, und ihn im Namen des neapolitanischen Adels
an Kaiser Leopold sendete, um ihn aufzufordern, die Zuneigung der
Revölkerung zu benützen und die Bewegung zu unterstützen. Zweck
war, wie gesagt, Vertreibung der Franzosen aus Neapel, Erwählung
des Prinzen Karl zum Vicekönig, Bedingungen: Sitz seiner Residenz
im Lande, Aufrechthallung der Rechte und Privilegien u. s. w. Der
Kaiser wies den Antrag nicht zurück, liess sich aber offen nicht
weiter in die Sache ein, als dass er zwei Militärs, den Giovanni
Caraffa Conte di Policastro und Carlo Sangro Marchese di Santo
Luzito nach Rom sendete, um von da aus die Verbindung mit dem