Die Mission des Freiherrn von Sassinet.
13
neapolitanischen Adel zu unterhalten. Es scheint, dass der öster
reichische Botschafter Graf Lamberg wenig, der treu ergebene Car
dinal Grimani mehr in das Geheinmiss eingeweiht waren. In inniger
Verbindung mit den zwei genannten Olficieren standen die Brüder
Marchese Girolamo und Giuseppe Capece in Rom; — ein lebhafter
Verkehr zwischen Rom, Neapel und Wien war die nächste Folge
dieses Schrittes. Unbegreiflicher Weise flössten diese Vorgänge
dem Gouverneur von Neapel, dem Herzoge von Medina Celi, nicht
den geringsten Argwohn ein, wenigstens im Anfänge der Bewegung
ergriff er keine Gegenmassregeln, während dessen der Papst, höchst
wahrscheinlich besser unterrichtet oder vorsichtiger, so strenge war,
dass er, wie Botta erzählt, den Priester Rivarola von Genua und
den Kleriker Volpini wegen ihrer Reden und satyrischen Schriften
hinrichten liess.
In dieser Zeit tritt eine neue wichtige Persönlichkeit auf den
Schauplatz. Botta sagt in seiner Geschichte von Italien, p. 202:
„Capece (welcher zur Betreibung der Angelegenheiten von Rom
nach Wien geschickt worden war) bekam von da aus zum Begleiter
den Baron Sassinet, einen gebornen Burgunder, in österreichischen
Diensten, welcher zur Förderung des Unternehmens dienen sollte.“
Diese Angabe so wie die Nachrichten über die Wirksamkeit des
genannten Agenten sind nicht richtig. Aus der ganzen Sachlage
einerseits, so wie aus der geheimen Instruction Sassinet's scheint
Folgendes hervorzugehen. Kaiser Leopold dem alles daran gelegen
sein musste, den Papst zu gewinnen, ihn wenigstens in Bezug auf
die zu erwartenden Vorgänge in Neapel nicht feindlich gegen sich zu
haben, hatte den Entschluss gefasst, dieserwegen einen eigenen
geheimen Unterhändler nach Rom zu schicken, der den Papst für
Österreich stimmen und zugleich in Verbindung mit Neapel stehen
sollte. Seinen officiellen Vertreter, den Grafen Lamberg, benutzte er
nicht dazu, um im Falle des Misslingens der Unternehmung ihn nicht
zu compromittiren, vielleicht auch, weil er des Terrains nicht so
kundig war und auch bisher beim Papste kein definitives Resultat
erziel! hatte. Dieser Agent, eben wegen seiner Geschicklichkeit und
seiner Erfahrung in italienischen Angelegenheiten dazu erkoren, war
der erwähnte Baron Sassinet dessen geheime Instruction, wie im
Anfänge erwähnt, in der königlichen Bibliothek in Paris sich befin
det. Dieses Actenstück hat eine um so grössere Bedeutung, als in