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Friedrich Firnhaber.
dieses Gnadenactes, allein nur auf die energischen Vorstellungen des
österreichischen Botschafters.
Trotz dieser ausgesprochenen Zeichen von Sympathie für Frank
reich liess sich Clemens doch, wie gesagt, durchaus nicht herhei,
bezüglich Neapels eine Entscheidung zu tliun. Franzosen und Spanier
versuchten alle Mittel und Wege, ihn zu erweichen, ihn zu einem
Bündnisse zu bewegen oder die Belehnung zu erlangen, und so zu
erreichen, dass er der bereits ausgesprochenen Anerkennung Philipp's
hinsichtlich der in Besitz genommenen Theile den Schlussstein rück
sichtlich Italiens einfüge, „der König von Spanien wolle sich per
sönlich nach Rom begeben, um dort die Lehen zu empfangen, und
auf solche Art aufs Feierlichste die Oberherrlichkeit des Papstes
anerkennen, er wolle eine Provinz Neapels an den Kirchenstaat
abtreten, in kirchlichen Angelegenheiten dem Papste besondere
Rechte einräumen, ja persönliche Vortheile für die Familie Albani
wurden in Aussicht gestellt und versprochen,“ wie Polidori, der
Biograph Clemens XI., in seinem Werke erzählt.
Alle diese Bemühungen wirkten nichts auf den Papst, eben so
wenig als alle Anträge des Grafen Lamberg von Seite des Kaisers
für seinen Sohn, den Erzherzog Karl. Die Demonstration des gedach
ten österreichischen Gesandten, an seinem Palaste in Rom neben dem
kaiserlichen Wappen das k. spanische befestigen zu lassen, machte
keinen Eindruck, man liess ihn gewähren und machte von päpstlicher
Seite keinen Einspruch dagegen.
Während dieser fortdauernden, Schachzügen gleichen Verhand
lungen und Unterhandlungen beider Theile setzte der Kaiser seine
Rüstungen fort, die Truppen rückten endlich in Italien ein. Wir
wollen hier durchaus in keine Details der militärischen Vorgänge uns
einlassen, der Feldzug in Italien im Jahre 1701 ist vielfach beschrie
ben und dargestellt von den verschiedenen Biographen Leopold’s I.,
Joseph’s I. und Karl's VI., so wie in anderen Werken, am ausführ
lichsten in dem neuen Werke von Pelet in der grossen Samm
lung: Collection de documents inedits sur l’histoire de France etc.
I. serie: Memoires militaires relatifs ä Ia succession d’Espagne sous
Louis XIV. etc. Paris imp. roy. 1835, tom I, p. 189 ff.
Neben den militärischen Fortschritten und dem politischen
Treiben in Rom wurde nicht minder in den übrigen Theilen Italiens
gearbeitet. Venedig, die alte, doch noch immer mächtige Republik