Die Mission des Freiherrn von Sassinet.
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Vicekönig von Neapel in Aussicht stellten — alle Aussichten für Frank
reich also günstig waren — Ludwig XIV. verwarf jede Vermittlung,
höchstens sollte Italien ganz neutral bleiben, — der Kampf sollte in
Spanien ausgekämpft werden, dem Sieger dann auch die italienischen
Besitzungen zufallen; — eine Idee, durch deren Annahme der gege
benen Sachlage nach Kaiser Leopold sich selbst von jeder Parcelle
der spanischen Erbschaft ausgeschlossen hätte.
Dass man auch kaiserlicherseits wenig von der Vermittlung des
Papstes erwartete, und nur aus Achtung für ihn seinen Antrag annahm,
ist daraus ersichtlich, dass Cardinal Lamberg welcher in Venedig
wegen eines Bündnisses unterhandelte, sich dahin äussei'te: Die
Vermittlung des Papstes scheine ihm wenig erspriesslich, wegen
dessen politischer Schwäche. Sollte es aber dahin kommen, dass
die streitigen Provinzen sequestrirt würden, so sei die erste und
vornehmste Bedingung, dass sich die Franzosen aus dem Mailän
dischen zürückzögen.
Keiner von allen diesen Vorschlägen kam zur Ausführung. Es
blieb also Österreich zur Wahrung seines Rechtes nur der Weg der
Gewalt, den man zu betreten bereits angefangen. Ludwig XIV. suchte
den Papst und die übrigen italienischen Fürsten zu einem Bündnisse
zu vereinigen und den Kaiser ganz von Italien auszuschliessen, was
ihm aber zum Glücke Österreichs nicht gelang. Obwohl man aus dem
Gratulationsschreiben des Papstes an den Herzog von Anjou zur Erlan
gung der spanischen Krone entnehmen kann, wie sehr er sich schon
auf die französische Seite neigte, und wie wenig von ihm für Öster
reich zu hoffen war, obwohl dies eine Factum strenge genommen
schon hinreichend gewesen wäre, ihn selbst als Feind Österreichs zu
erkennen, so lähmte er die Schritte der letztem Macht doch immer
dadurch, dass er sich äusserlich strenge neutral erklärte und so
behandelt sein wollte. Er anerkannte Philipp V. als König, weigerte
sich aber als neutrale italienische Macht, ihm die Investitur über Nea
pel zu verleihen, oder auch nur Hoffnung dazu zu machen, obgleich
er ihm durch die Anerkennung den grössten moralischen Vorschub zur
Erreichung seiner Zwecke auch in Italien gab. Er zeigte seine Par
teilichkeit für ihn so offen, dass er die goldene Rose welche alljährlich
vom Papste geweiht und jenem Fürsten verehrt wird, welchem er im
Augenblicke die grösste Zuneigung bezeugen will, dem neuen Könige
von Spanien bestimmte. Freilich unterblieb die wirkliche Ausführung