4
Heinrich Singer.
diesen Reclitsstoff entweder mit dem Inhalte des Werkes Bern
hards zu einem Komplexe vereinigen — die Collectio S. Germ.
—, oder — wie die Collectio Ahrinc. — als den ständigen Ge
brauch der Compilatio prima voraussetzende Ergänzungen
(,Additiones‘) derselben geplant sind.
Maasseh hatte sich auf Grund einer Pariser Handschrift
auch mit der sogenannten Compilatio Romana des Bernardus
Compostellanus antiquus beschäftigt, welche bis jetzt, trotz —
vielleicht sagen wir besser, wegen des von Theiner 1 über diese
Sammlung (nach einer Handschrift des Britischen Museums)
erstatteten Berichtes, noch niemals eingehender kritisch be
arbeitet und gewürdigt worden ist. Ich habe einen solchen
Versuch auf Grund des Studiums der von Maassen benutzten
Pariser Handschrift und weiterer Untersuchungen über den
Inhalt der Sammlung vorbereitet, glaube jedoch, die Publikation
desselben einer besonderen Abhandlung Vorbehalten zu sollen.
Nicht nur deshalb, weil die Sammlung des Bernardus Compo-
stellanus nach ihrer Aufgabe und Anlage von den uns hier
beschäftigenden Sammlungen weitab liegt, sondern auch schon
aus der Erwägung, daß ich meine Ergebnisse noch nicht als
nach jeder Richtung hin begründete und feststehende bezeichnen
kann, weil es mir bis jetzt nicht möglich war, auch die Lon
doner Handschrift zu untersuchen.
Die Vorarbeiten Maassens, 2 welche mir für die vorliegende
Abhandlung zu Gebote standen, stammen aus der Zeit seines
1 Vgl. August. Theiner, Disquisitiones criticae p. 129—136.
2 In dem Pakete der Papiere Maassens, welches mit der Überschrift ,Vor
gregorianische Compilationen 1 bezeichnet war, befand sich auch ein
Faszikel, der eine ,Parisiensis‘ behandelt und eine ausführliche, 36 Quart
seiten umfassende Beschreibung der im Cod. manuscr. Paris. Latin. 1666
vorliegenden Dekretalensammlung enthält, welcher seither Friedberg in
seinem Werke ,Die Canones-Sammlungen zwischen Gratian und Bern
hard von Pavia“, Leipzig 1897, S. 21—45, eine eingehende Darstellung
gewidmet hat. (Bezüglich der Entstehungszeit der Sammlung tritt Fried
berg [S. 30] der Ansicht Maassens bei, über welche Laspeyres schon
im Jahre 1860 der Öffentlichkeit ,ex illius viri sagacissimi mihique
amicissimi auctoritate 1 berichtet hatte [Bernardi Papiensis . . . Summa
decretalium . . . edid. E. A. Th. Laspeyres: Ratisb. 1860, praefat. editoris
p. LX: ,Eam‘ — scilic. decretalium collectionem — ... ,sub Alexandri III.
P. . . . pontificatu . . . fuisse compilatam . . . luculentis Maassenius mihi
iam comprobavit . . . argumentis 1 .] — Zur Kritik und Analyse dieser