Ueber die Alexandreis Ulrichs von Eschenbach.
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schrift 1853, S. 24 und 363 ff.) hat man allgemein 1176—1181
als dieses quinquennium, in dem die Al. gedichtet wurde, an
gesehen, denn sie ist dem Erzbischof Wilhelm von Rheims
gewidmet, der erst 1176 den erzbischöflichen Stuhl bestieg,
und ausserdem finden sich am Schluss des V. Buches An
spielungen auf die erzwungenen Judenbekehrungen unter Philipp
August (1180). x\ber wenn die Al. 1181 beendet ist, so muss
dieser Abschnitt des V. Buches, der sich auf Ereignisse des
Jahres 1180 bezieht, dort, wo er jetzt steht, nothwendig ein
späterer Zusatz sein, da man nicht annehmen kann, dass der
Dichter von 1176—1180 die ersten fünf, im letzten Jahre die
übrigen fünf Bücher gedichtet hat. Als späterer Zusatz er
weist sich der Abschnitt auch im Zusammenhang des Gedichtes
und er beweist darum nicht mehr, als dass das Werk nicht
vor 1180 veröffentlicht wurde. Nichts ist wahrscheinlicher,
als dass der Dichter in der ,langen' Zeit, in der er das fertige
Gedicht zurückhielt, 1 Manches noch besserte, ausfeilte, ab
änderte und zusetzte, und so kann auch die Widmung an den
Erzbischof, sammt dem Akrostichon Guillermus durch die je
ersten Buchstaben der zehn Bücher, ja die Büchereintheilung
selbst bei einer Schlussredaction des Gedichtes hinzugekommen
sein. Der Schluss der Vorrede zeigt wenigstens so viel sicher,
dass kurz vor der Edition eine Eintheilung vorgenommen
wurde: Nunc autem quod instat agamus et, ut facilius quod
quaesierit quis invenire possit, totum opus per capitula
distinguamus. Freilich ist mir nicht ganz deutlich, was für
eine Eintheilung damit gemeint ist. Zur bequemen Uebersicht
des Stoffes dienen die je zehnzeiligen argumenta vor jedem
der zehn Bücher: sind diese erst da zuletzt gedichtet worden
rrad hat mit der Einschiebung dieser capitula (per capitula)
etwa das Ganze eine neue, endgültige Eintheilung in zehn
Bücher erhalten?
Es ist das doch mindestens möglich und dann kann die
Al. schon vor 1176 begonnen sein, ja kann vor 1176 schon fast
fertig- gewesen sein. Und dazu führen andere Erwägungen.
Die zehn Gedichte des Gu. (herausgegeben von W. Müldener,
1 Er spricht sogar davon, er habe es vernichten wollen, wobei er aber auf
das Vorbild Vergils ausdrücklich hinweist.