Epigraphische Nachlese zum Corpus Iuscriptionum Latinarum vol. III.
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nach dürfte sie schwerlich jünger als das zweite Jahrhundert
nach Christi sein. Von solchen Verwünschungen bekannter und
unbekannter Missetkäter haben wir auf Bleitafeln zahlreiche
Beispiele, die C. Wachsmu th im Rhein.Mus. N. F. B. 18 S. 560 ff.
gesammelt und erläutert hat. Näher jedoch unserer Inschrift in
Inhalt und Form steht der von Wachsmuth (a. O. S. 567) an
geführte aegyptisch-griechische Papyrus: eitizaXoüp.at cte x'ov sv
jm y.Evsw, Ttveup.a •)) Betvov, äöpaxov, xavxoy.pxxopa 0e'ov Oewv . . . .
xj-'oq rfiiv.rpi'i p.s xai xb aip.a xoü f t>6uvocr (?) s^^uaev . . . ; jedoch
findet sich in unserer Inschrift durchaus die christliche Sprache
des neuen Testaments angewandt, wie: y.upiop xtöv xv£up,dxcov za:
Tcxrqq aapzo?, h.yixnxq xb avai'xiov a'.p.x äoizoK, ot a-ppeXoi 0£ou
5 xäaa <k>-/■)] ev rij ai^p.epov Yjp.spa xaiceivoüxai (vgl. ~pxq. azoxx. 20, 26:
p.apxupop.ai up.lv ev xvj cr^p.spov rjpdpa, und Petrus I, 5, 6: xaxsivcjOrjxs
ouv üto xr;v zpaxaiav /stpa xoü ösou etc.) — Ueber die Hände über
der Inschrift vgl. 0- Jahn über den Aberglauben des bösen
Blicks in Ber. d. S. Gr. d. W. 1855 S. 515 ff.: ,man muss sich
erinnern, dass auf einer Anzahl von Grabsteinen zwei Hände
ähnlich ausgestreckt, so dass die innere Fläche sichtbar ist
und nach oben gerichtet, angebracht sind*; und S. 55: ,also
wo Jemand in blühender Jugend (vgl. v. 5 atopov) hingerafft
ist, dass man fürchten darf, er sei durch Gewalt oder Zauber
getödtet, ohne dass man den Urheber kennt (v. 3—4: ezi xou;
SoAii) ipovEucavia? ^app.azeüaavxa?), da wird der allsehende und
allwissende Sonnengott angefleht, das Unrecht ans Licht zu
bringen und zu strafen. Diese Bitte und Verwünschung wird
also durch die beiden emporgereckten Hände symbolisch ver
stärkt/ — Auch hier ist also der heidnische Usus unverändert
übernommen und nur statt des Sol Küpioc 5 itdvxa e <p o p w v y.ai
oi ciyyeXo'. 0soü substituirt.
Belgrad.
58) Basis von Marmor, gef. 1872 in Belgrad, jetzt im
dortigen Museum; auf der Basis Fragment eines menschlichen
Fusses:
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g) V I P L V S N O N V 1 X I Q. \\ M
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