Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 73. Band, (Jahrgang 1873)

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C o n z e 
freilich, was er mir vorwirft, ,Mangel an Sachkenntnisse Da 
kann ich denn aus Nothwehr nicht anders, als davon kurz 
sprechen, dass auch mir die nordischen Altertliümer die hei- 
mathliohon sind und dass ich schon als Schüler und Student 
am Arbeitsplätze des niedersächsischen Vereins und unter un 
mittelbarer persönlicher Anregung von Männern wie C. L. Grote- 
fend und Kemble mich mit den einheimischen Funden einiger- 
massen vertraut zu machen suchte und dass ich seitdem keine 
Gelegenheit versäumte, die bedeutendsten Sammlungen von 
Landesalterthümern in Deutschland, Frankreich, England und 
kürzlich auch die hochwichtigen und vortrefflichen in Dänemark 
zu durchmustern, so wie der Litteratur über dieselben nachzu 
gehen. Nicht dem Versuche, allen feineren Unterscheidungen 
nach Orten und Zeiten gerecht zu werden, halte ich mich da 
nach gewachsen, aber wohl glaube ich im Stande zu sein, das 
Generelle, allgemein Durchgehende zu beurtheilen, auf das es 
ja bei der gegenwärtigen Untersuchung zumeist ankommt; ich 
habe es ja zunächst mehr mit der viele Formsprachen und 
-dialekte umfassenden grossen Stilgruppe zu thun, als mit den 
einzelnen Formsprachen und -dialekten. 
Von dem Wunsche gegenseitiger Verständigung geleitet, 
lasse ich noch einige Punkte der Lindensclimit’schen Verurthei- 
lung meiner Ansichten nicht unberührt. 
Mein Gegner sagt (auf Seite 37): ,wir hätten nach Conze’s 
Behauptungen anzunehmen, dass die urheimathliche Mitgift der 
indogermanischen Völker an Ornamentmotiven, welche in 
Griechenland auf Thongefässen zur Verwendung gelangten, im 
Norden (vermuthlich weil es dort an Thon und Farben fehlte) 
auf Erz übertragen würde; dass man im Süden einen Stoff 
benutzte, der überall vorhanden ist, im Norden dagegen ein 
Material vorzog, das im Lande selbst gar nicht oder nur durch 
weitreichende Handelsverbindungen zu erhalten war.' Ich denke 
mir die Sache so und finde nichts Auffallendes daran, dass die 
alteuropäischen Völker, namentlich die indogermanischen, welche 
nach Zeügniss ihrer Sprachen Weberei und Metallarbeit von 
Alters her kannten, vornehmlich nach Massgabo der Technik 
der Weberei und der getriebenen Metallarbeit eine Ornamentik 
entwickelten, welche ihr ganzes Kunstvermögen repräsentirte 
und überall zur Anwendung kam, wo ein Zierrath geschaffen
	        
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