Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 73. Band, (Jahrgang 1873)

Zur Geschichte der Anfänge griechischer Kunst. 
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Urtheil erlauben dürfen, der beim Studium der classischen 
Archäologie immer aufs Neue genötliigt war, sich von etrus 
kischer Kunst eine möglichst genaue Kenntniss zu erwerben. 
Was für etruskische Arbeiten unter, den nordischen Funden 
unverkennbar sind, das habe ich mit beispielsweise!’ Nennung 
einer Anzahl von Funden (Grächwyl, Dürkheim, Nidda, für 
einen sehr geringen Theil seiner Fundstücke auch Hallstadt) 
in meiner ersten Abhandlung ausdrücklich anerkannt. Darüber 
geht aber Lindensclimit sehr weit hinaus und küsst in der That 
nur das allerschlechteste Fabrikat, das dann auch doch wieder 
wenigstens indirect seine Weise von der etrurischen Quelle 
herleiten soll, als einheimisches Product des europäischen Nor 
dens übrig. Es handelt sich bei der Differenz unserer An 
sichten nicht um ein einzelnes oder einige einzelne Stücke, 
die, im Norden gefunden, für etruskisch zu halten sind, mehr 
oder weniger, sondern Lindenschmit sieht in den Tausenden 
von Bronzefunden des transalpinischen Nordeuropa vorwiegend 
etruskische oder von etruskischen Vorbildern angeregte Arbei 
ten, während ich, sollte es auch gelingen, selbst einige Hunderte 
von im transalpinischen Norden gefundenen Bronzearbeiten 
aufzuweisen, die auch ich für direct oder indirect etruskisch 
anerkennen würde, dennoch die überwiegende Menge für etwas 
in Material, Technik und Formengebung nicht von der Kunst 
weise der Mittelmeerländer und ihrer Culturvölker, seien es 
Phönicier, Griechen, Etrusker oder Römer, Abhängiges halten 
muss. Es ist überhaupt der Stil, nicht sind es die einzelnen 
Fabrikate, um den sich der Streit dreht. 
Um die geläufigsten Formelemente der nach den Fund 
orten und, meiner Ansicht nach, auch dem Ursprünge nach 
nordischen und a potiori indogermanischen Ornamentik den 
hiermit vielleicht weniger vertrauten Archäologen, für welche 
ich zunächst zu schreiben glaubte, in einer kurzen Zusammen 
stellung nachzuweisen, führte ich ein verdienstliches Handbuch 
von Sacken an, dessen Absicht gerade ist, das Geläufigste 
dieser Dinge zusammenzufassen. Solchen Sinn eines Citates 
hat Lindenschmit verkannt, wenn er zu seiner ,Erheiterung' 
(einem Wohlwollenderen wäre es vielleicht eher betrübend ge 
wesen) daraus glaubt schliessen zu dürfen, dass meine eigene 
Kenntniss nur auf dem genannten Handbuche beruhe; das wäre
	        
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