Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 71. Band, (Jahrgang 1872)

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Hofier. Abhandlungen aus dem Gebiete der alten Geschichte. VI. 
kommt, so gliedert sich auch die Periode der ersten 360 Jahre 
der römischen Geschichte. Es lösen sich die ersten 220 Jahre 
in zwei von einander durch eine weite Kluft getrennte Perioden, 
der vollständig mythischen der 4 ersten Könige, der wie in 
absichtliches Chaos gebrachten der 3 letzten. Diese selbst aber 
steht zwischen der ersten und der nachfolgenden von 120 Jah 
ren Dauer bis zur Verbrennung Roms durch die Gallier in der 
Mitte. Zwischen dem Anfänge, der im mythischen Nebel ver 
schwindet, und dem Ausgange, der fast nur innere Kämpfe in 
sich schliesst und in welchem sich ein neuer Dualismus, der 
zwischen Veji und Rom massgebend gestaltet, bildet die zweite 
Königsepoche einen Höhepunkt, dessen tragischer Ausgang an 
die Verbrechen erinnert, mit welchen die Atriden und so man 
ches andere Königshaus der heroischen Zeit untergingen. Als 
das Königthum unterging, war auch der Talisman zerschlagen, 
der die verschiedenen Bestandtheile Roms zusammenhielt. Nur 
mit äusserster Mühe wurde das völlige Auseinandergehen ver 
hindert ; nur eine Katastrophe ohne Gleichen konnte zuletzt 
noch helfen. Was aber andern zum Verderben gereicht hätte, 
Fremdherrschaft und Untergang der Stadt, diente den Römern 
zum Heile. Mit dem Wiederaufbau der Stadt nimmt auch die 
Geschichte Roms einen ganz anderen Inhalt an. 360 Jahre in 
2 grosse Abschnitte von nicht ganz gleicher Dauer getheilt, ver 
gehen fast wie Ein Tag, mit Morgen, Mittag, Abend. Die 
Republik hat mit der gallischen Invasion ihre Feuerprobe im 
vollsten Sinne des Wortes bestanden; die Geschichte Roms tritt 
damit in ihre zweite grosse Periode ein, um in der dritten mit 
den vergötterten Imperatoren den Schluss des Ringes zu bilden, 
dessen Anfang die mythologischen Könige und Rom vor 
seinem Brande gebildet hatten.
	        
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