Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 61. Band, (Jahrgang 1869)

Laurentii Vallae opuscula tria. 
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politanische Epoche, wo er unter dem Schutz dieses Königs seiner 
angebornen Neigung, seine Meinungen gerade herauszusagen, den 
freiesten Spielraum gewähren durfte. 
Man kann annehmen, dass dem Dialog eine wirklich gehabte 
Unterredung zu Grunde liegt: doch sind die dem Ordensbruder in 
den Mund gelegten Anschauungen nicht als individuelle, sondern als 
verbreitete anzusehen, deren Bekämpfung Valla wichtig genug hielt. 
Bei der Aufzeichnung hat er sich indessen der Freiheit schrift 
stellerischer Reproduction bedient, und obwohl der Dialog sich in 
ungezwungenem, natürlichem Fluss bewegt, in welchem wie von 
selbst ein Wort das andere zu bringen scheint, so erkennt man doch 
die dialogische Kunst wieder, weiche Valla schon früher in dem 
Dialog vom höchsten Gut und mehr noch in dem von Leibnitz hoch- 
gehaltenen Zwiegespräch von der Freiheit des Willens bekundet 
hatte s). 
Als ein ebenso umsichtiger wie schlagfertiger Dialektiker ver 
steht es Valla, indem er zunächst sich in der Defensive hält und den 
Gegner über die von diesem selbst vorgebrachten Gründe straucheln 
lässt, seine Hauptgründe aufzusparen und ein jedes Argument an den 
Platz zu stellen, wo es seine volle Wirkung zu thun geeignet ist. 
So sehr die Versuchung nahe lag, auf verschiedenen Punkten 
über die Grenzen der aufgeworfenen Frage hinauszuschiessen, so 
hält Valla mit Strenge an der zur Discussion gebrachten Thesis fest 
und trachtet nur diese nach allen Seiten zu beleuchten: mit geschickt 
ausgesuchten Exempeln und Belägen aus dem elassischen Alterthum 
wie aus den Schriften des alten und neuen Testamentes, in denen 
Valla nicht minder als in jenem zu Hause war, weiss er den Dialog 
zu beleben und seine Sätze zu stützen und zu veranschaulichen. 
Bezeichnend für Valla’s Art ist nicht minder der überall hervor 
brechende Eifer, mit dem er auf rechten Gebrauch der lateinischen 
Worte dringt, nicht blos aus dem bei dem Humanisten begreif 
lichen Interesse, dass die elassischen Ausdrücke nur im Sinne der 
elassischen Schriftsteller angewendet werden, sondern mehr noch 
um der auf Unrechter Anwendung der Worte gegründeten Unklarheit 
der Anschauung zu begegnen. 
3 ) Siehe den dritten Exeurs.
	        
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