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Doch Valla's Dialog bietet noch ein weiteres Interesse. Der
Kampf des Humanismus gegen das Mönchthum ist eines der charakte
ristischen Momente in der Culturbewegung des XV. Jahrhunderts. Die
an dem Geiste des classischen Alterthums genährten, freidenkenden
und aufklärerischen Humanisten, welche alle Zweige der Wissen
schaft in ihren Bereich zogen, auf der einen Seite, und die an der
mittelalterlichen Tradition in Sitte und Denkart haftenden Mönchs
orden auf der andern — wenn diese beiden schroff geschiedenen
Parteien in Berührung kamen, so war der Hader unvermeidlich,
und er ist nicht ausgeblieben. Fr. Philelphus hatte manch spitziges
Distichon gegen die Mönche geschleudert. Poggio, der in einer seiner
frühesten Schriften, dem Dialog de avaritia, helle Streiflichter auf
das Gebahren der Bettelmönche geworfen, hat noch in späten Jahren,
als Nicolaus' Pontificat ein freies Wort über den unter Eugeuius IV.
üppig wuchernden Observantenunfug gestattete, in dem Dialog contra
hypocrisim ein wenig einladendes Bild von den München seinerzeit ent
worfen. Doch haftete Poggio mehr an der Aussenseite des Mönchthums,
indem er Ausschreitungen einzelner in anekdotenhafter, nur zu sehr an
den Verfasser der facetiae erinnernder Manier dem Gespötte preisgab.
Valla hingegen, der das theologische Gebiet mehrfach beschritten,
sucht, entfernt von scurrilem Hohn, dem Gegensatz von einer Seite
nahe zu kommen, wo er ein wissenschaftliches Interesse bieten konnte,
und greift eine Frage auf, die einer dialektischen Erörterung fähig
und werth erschien. Auch ist sein Ziel nicht, das Mönchthum als
solches zu bekämpfen: die Leistung des Gelübdes, sagt er, ist ein
Weg neben andern, die zum Heile führen, und niemanden ist ein
Vorwurf zu machen, der diesen als den für ihn geeignetsten betritt,
wofern er nur nicht zugleich den Anspruch erhebt auf ein höheres
Verdienst als die übrigen Sterblichen, die ohne die Schranke des
Gelübdes in Zucht und Sitte ihren Lebensweg verfolgen: nur diesem
auf mangelhafter Einsicht gegründeten Anspruch suchte Valla’s Er
örterung die Unterlage zu entziehen, benahm aber dadurch dem
Gelübde das, was ihm damals in den Augen vieler den rechten Werth
und die rechte Weihe zu verleihen schien.
Poggio’s Hohngelächter über die Bettelmönche schürte die Er
bitterung: Valla’s dialektisch zugespitzter Angriff traf tiefer und
verfehlte nicht, grossen Anstoss zu erregen. Man entnimmt dies der
an Pabst Eugenius IV. gerichteten Vertheidigungsschrift Valla’s, in