Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 61. Band, (Jahrgang 1869)

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Übertragung griechischer Meisterwerke in Poesie und Prosa den 
Humanisten einen erwünschten Stoff, um daran die von allen hoch 
gehaltene Formgewandtheit in lateinischer Sprache zu erproben und 
zu steigern. Daher denn die namhaftesten Humanisten des XV. Jahr 
hunderts, Leonardo Bruni, Guarino, Ambrosius Tr%versari, Philelphus, 
Poggio u. a., der eine mehr der andere weniger, in lateinischen Über 
setzungen griechischer Profan- und Kirchenschriftsteller sich versucht 
haben. Vollends nahm dieser Zweig humanistischer Litteratur einen 
bedeutsamen Aufschwung, als Pabst Nicolaus V., der, selbst des Grie 
chischen nicht mächtig, Sinn und Neigung für die classische Litteratur 
besass, diesen Arbeiten "seine besondere Gunst und Unterstützung 
zuwendete. 
Auch Valla hatte auf diesem Gebiet sich bethätigt: er hatte die 
Homerische Ilias in lateinischer Prosa übersetzt, und im Auftrag des 
genannten Pabstes an der schwierigen Aufgabe sich versucht, Über 
setzungen der beiden grossen Geschichtschreiber der Griechen, des 
Thucydides und Herodotus zu liefern 8 ). 
Zu diesen früher bekannten Übersetzungen Valla’s kommt die 
genannte Demosthenes-Übersetzung neu hinzu, welche die Urbina- 
tische Handschrift 337 an der Spitze einer Pieihe von Schriften des 
selben erhalten hat 9 ). 
Sammlung verwiesen, in welcher Bruni, wie einer der ältesten, so unstreitig 
der bedeutendste und fruchtbarste Vertreter dieser Litteraturgattung, Aus 
kunft gibt über seine Arbeiten auf diesem Gebiet und erkennen lässt, wie 
rasch diese Übersetzungen sich verbreiteten, wie sehr sie begehrt waren, 
wie Fragen und Discussionen sich daran knüpften: kurz man sieht, dass 
diese Litteratur ihr Publicum hatte und ein Medium abgab zur Verbreitung 
classischer Bildung, und das, denke ich, ist ein wesentliches Moment bei 
Beurtheilung dieser Leistungen. 
8 ) Siebe den vierten Excurs. 
9 ) Die Übersetzung liegt mir in einer sehr accuraten Abschrift, die Herr Dr. 
Hugo Hinck für mich besorgt hat — mit Ausnahme der ersten 4 Seiten, die 
Herr Aug. Lorenz abgesehrieben — vollständig vor: doch habe ich den 
Abdruck des Ganzen nicht rätblich gehalten, sondern mich beschränkt, ein 
längeres Stück aus dem Anfang und den Schluss mitzutheilen: ersteres 
habe ich so weit ausgedehnt, um eine am Anfang verstümmelte Wiener 
Handschrift derselben Übersetzung, über deren eigenthümliche Bewandtniss 
der fünfte Excurs nähere Auskunft gibt, noch eine ziemliche Strecke ver 
gleichen zu können. Ausserdem schien es zweckmässig, auch von Bruni’s
	        
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