Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 61. Band, (Jahrgang 1869)

Laurentii Vallae opuscula tria. 1. 
9 
Darum, schliesst Valla, sind die Päbste vor allem zu preisen, 
welche zur Hebung und Förderung der classiscbenStudien am meisten 
beigetragen haben. Zu diesen rechnet er auch den eben jetzt 
regierenden Pabst Calixtus III., welcher im Anfang des Jahres , in 
welchem die Rede gehalten ward, den pähstlichen Thron bestiegen 
hatte. Es ist nicht bekannt, dass derselbe während der kurzen Dauer 
seines Pontificates den humanistischen Bestrebungen eine besondere 
Gunst zugewendet hätte, doch hebt Valla an ihm rühmend hervor, 
dass er — was ja auch ein Verdienst um die Wissenschaft ist — 
das salarium für die lectores erhöht habe. 
Die Überzeugung von der unaufhörlichen Dauer der lateinischen 
Sprache und ihrer unersetzlichen Bedeutung für die Wissenschaften 
war Gemeingut der Humanisten des XV. Jahrhunderts, und Valla 
seihst hat mit den Gedanken dieser Rede verwandte Ideen in dem 
mit Wärme geschriebenen Prooemium zu dem Werke über die 
elegantiae linguae latinae ausgeführt. Die Entwickelung der Wissen 
schaften hat freilich anders entschieden, und mit der Entfaltung 
nationalen Lehens schwand mehr und mehr die Bedeutung der 
lateinischen Sprache und ward ihre Anwendung in immer engere 
Grenzen gewiesen. Und Niemand wird das beklagen. Dass aber 
die Humanisten mit Begeisterung an diesem Glauben hingen, wird 
man um so höher anzuschlagen haben, je unverkennbarer es ist, dass 
derselbe für die Belebung und Verbreitung der classiscben Studien 
beim Anbruch der neuen Zeit die schönsten Früchte getragen hat. 
Und von dieser Seite gefasst, darfauch Valla's Rede 1 ) als ein be 
redtes Zeugniss dieses Glaubens einiges Interesse in Anspruch 
nehmen. 
Die zweite Schrift führt den Titel de professione religiosorum. 
Es ist ein Zwiegespräch, geführt von Laurentius Valla und einem 
nicht namentlich genannten Ordensbruder, welcher auf gegebenen 
Anlass die Behauptung aufgestellt und zu verfechten sich anheischig 
gemacht hatte, dass bei gleich sittlichem und tugendhaftem Lebens 
wandel dem durch das Ordensgelübde gebundenen ein höheres 
Verdienst und ein grösserer Lohn zukomme als dem ausserhalb des 
O Über die Handschriften, welche bei dem Abdruck benutzt sind, siehe den 
ersten Excurs.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.