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M u 8 s a f i a
Zu Lisbona lebte Don Alejandro de Figueroa y Sarmiento,
General des Heeres König Pedro’s. Seine Gemalin. Ines de Porto-
carrero, war der Inbegriff aller Tugend. Während Alejandro im
Feldzuge war, sucht Federico, sein Bruder, die Liebe der Frau zu
gewinnen; er schreibt ihr, sie zerreist den Brief. Weitere Nach
stellungen befürchtend, sperrt sie Federico in ein gefängnissartiges
Gemach ein. Er verläumdet sie beim rückkehrenden Gemahl, welcher
letztere vier Schergen befiehlt, sie zu tüdten. Im Walde streiten
diese um ihren Besitz; der Anführer wird von den drei anderen er
schlagen. Während ihres Streites erscheint Maria der Frau und
verspricht ihr ihre Hilfe. Ines flieht, ein Löwe weist ihr den Weg,
führt sie zu einer Höhle, bringt ihr Nahrung und bewacht sie. Die
drei Schergen reissen dem Todten Augen und Herz aus und bringen
sie Alejandro als Zeichen; Federico aber theileu sie das Vorgefallene
mit: Ines lebe noch und sei wahrscheinlich noch im Walde. Da
geht Federico mit ihnen, sie zu suchen; sie finden auch die Höhle;
der Löwe aber zerfleischt die Knappen und versetzt Federico fünf
gefährliche Wunden. Da erscheint Maria wieder, gibt Ines ein
Büchschen mit Balsam; sie kehrt nach Lisbona zurück, heilt viele
Kranke, darunter auch ihren Gemahl und den reuigen Federico,
worauf die Erkennung erfolgt.
In der einfacheren Gestalt von I a ' c erscheint auch die Sage von
Hildegard t), Gemalin Kaiser Karl’s und ihres Schwagers Taland.
Karl war im Heereszuge gegen Sachsen. —Er befiehlt, Hildegard zu
ertränken. Diese birgt sich bei einer Freundin, aber Karl befiehlt,
sie solle in einen Wald geführt, geblendet und des Landes verwiesen
werden. Als sie die Diener ausführen, begegnet ihnen ein Edelmann
des Geschlechtes von Freudenberg, der gerade zu Hildegarden mit
einer Botschaft ritt. Er befreit die Kaiserin und gibt den Knechten
seinen Hund. Diese stechen dem Thiere die Augen aus und hinter
bringen sie dem Kaiser als Zeichen. Hildegard aber zieht mit einer
Edelfrau nach Rom, wo sie die Heilkunst, die sie schon vor langer
Zeit gelernt hatte, so glücklich treibt, dass sie bald in grossen
Ruhm kommt. Taland wird blind und aussätzig. Er begleitet Karl
') Bei Griinm, Deutsche Sagen II, 102 nach den Annales Campidonenses und Nicolai
Frise hl ini comoedia: Hildegardis magna. Schwedisch bei Bäck ström II,
266 — 268.