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Joseph Bergmann.
Schwarzgalligkeit die er gegen Abbe Barthelemy, Swinton und andere Fach
genossen ergoss, nicht dem biederen Charakter desselben, sondern dom hohen
Alter von hundert Jahren zu. Er starb am 30. August 1784. Dessen numismati
sche Werke sind in den genannten Prolegomenis aufgezählt.
XXI. S. 341.— Emerieh Thomas Hohler, zu Sehrikowitz in Böhmen
1781 geboren, fürstlich Schwarzenberg’scher Rath und Erzieher, dann Haus
bibliothekar, war ein gründlicher Kenner der lateinischen Sprache und Litera
tur, bekannt durch Herausgabe mehrerer Schulbücher und einer Sammlung
lateinischer Schulclassiker mit Erklärungen, die etwas an Überfülle leiden. Er
starb zu Wien am 13. November 1840.
XXII. S. 346. — Andreas Rodler aus der Oberpfalz, seines Handwerks
ein Handschuhmacher, war Eckhel’s Bedienter in dessen letzten Lebens
jahren. Der biedere Mann holte mit Abbe Neumann im J. 1806 die k. k.
Ambraser-Sammlung aus Tirol, ward aml. Mai 1808 bei derselben als Cabinets-
diener angestellt, begleitete und bewachte sie aufs treueste, als man sie im
J. 1809 bei der französischen Invasion auf der Donau hinab bis Peterwardein
brachte, so auch bei der Verpackung im .1. 1813, als Feindesgefahr von
Böhmen her drohte. Er starb, bis in die letzten Wochen seines Lebens stets
seinen gewohnten Dienst leistend, am 13. Juli 1842 im 90. Jahre seines Alters.
XX11I. S. 346.— Der Bürger - General Bernadotte, der nachherige
Karl XIV. Johann König von Schweden, war am 8. Februar 1798 als Bot
schafter der französischen Republik nach Wien gekommen und hatte Seiner
Majestät dem Kaiser Franz II. am 2. März sein Creditiv überreicht. Freitags den
13. April gab er Abends mehreren eingeladenen Gästen ein Souper und steckte dabei
auf dem Balcon des von ihm bewohnten Hotels Nr. 283 1 ) in der Wallnerstrasse
ganz unvermuthet öffentlich eine grosse dreifarbige Fahne aus. Diese ward,
als eine in Wien ganz ungewöhnliche Erscheinung, von dem Volke als Allarm
zeichen angesehen und brachte dasselbe in Unruhe. Als der Botschafter das
höfliche Ersuchen von Seite der k. k. Polizeistelle, die Fahne einzuziehen, hart
näckigverweigerte, wurde dieFahne, die ein kühner Lehrjunge vom Balcon her
abgerissen hatte, von dem inzwischen immer häufiger versammelten Volke in
Stücke zerfetzt und das Haus hatte mehrere Misshandlungen zu erleiden. Die
zweckmässigsten Anstalten von Seite des Militärs und des uniformirten Bürger
corps einerseits und die Folgsamkeit der gesammten Einwohner haben nicht nur
ernstlichen Auftritten vorgebeugt, sondern auch gar bald die Ruhe wieder her
gestellt. Der Botschafter fand indessen für gut, Sonntags darauf am IS. April
mit seinem Gefolge die Reise nach Rastatt anzutreten. Vgl. Wiener Zeitung
vom 18. April 1798, S. 1136.
XXIV. S. 346. — Die freiherrliehe Familie von Locella entstammt dem
Marchesate Finale. Sie war ein um diese Landschaft vielfach verdientes
*) Dieses Haus, dermals Nr. 272, gehörte seit 1697 dem k. k. Feldmarschall etc. Äneas
Grafen von Caprara, einem Schwestersohne des Ottavio Piccolomini, in dem er
am 3. Februar 1701 starb. Er ruht bei den Schotten. Im J. 1801 kaufte dasselbe der
Grosshändler Johann Heinrich Gey müIIer.