Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 110. Band, (Jahrgang 1885)

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Zimmer mann. 
wendig Wirklichen ohneweiters, dagegen die Wissenschaft vom 
zufällig Wirklichen, wenn überhaupt, nur in einem von dem 
im Rationalismus gewöhnlichen abweichenden Sinne Vernunft 
wissenschaft heissen kann. Es muss, was dasselbe ist, Meta 
physik im weiteren von der Metaphysik im engeren Sinne unter 
schieden werden, von welchen die erstere alles Wirkliche, die 
letztere dagegen nur das notkwendig Wirkliche, d. i. dasjenige, 
dessen Wirklichkeit mit Nothwendigkeit erkannt zu werden 
vermag, zum Gegenstände hat, während das übrige AA'Irkliche, 
d. i. dasjenige, dessen Existenz durch die Vernunft nicht mit 
Nothwendigkeit, sondern nur mit mehr oder weniger Wahr 
scheinlichkeit erschlossen zu werden vermag, den Gegenstand 
der im Gegensatz zu obiger Metaphysik im engeren Sinne soge 
nannten ,Physik* ausmacht. Daraus ergibt sich der AVider- 
spruch, dass ein mit mehr oder minderer Wahrscheinlichkeit, 
also nicht mit Nothwendigkeit erkennendes Vermögen nichts 
destoweniger Vernunft, d. i. mit Nothwendigkeit erkennendes 
Vermögen, wie oben, dass ein zufällig AVirkliches nichtsdesto 
weniger durch Vernunft, d. i. mit Nothwendigkeit erkanntes 
Wirkliches sein soll. Der Rationalismus hat, um demselben 
auszuweichen, kein anderes Mittel als die von Leibniz einge 
führte Unterscheidung eines klaren und deutlichen einer- und 
eines verworrenen Denkens andererseits, von welchen das erste, 
weil es sich des Inhalts seiner Vorstellungen und demzufolge 
auch der Vollständigkeit dieses Inhalts sich bewusst ist, durch 
diesen mit Nothwendigkeit bestimmt, notkwendig richtig denkt, 
d. i. erkennt, während das letztere, weil des Inhalts seiner 
A^orstellungen selbst unbewusst, auch der eventuellen Unvoll 
ständigkeit dieses Inhalts sich unbewusst bleiben muss und da 
her, wenngleich durch diesen (unvollständigen) Inhalt mit Noth 
wendigkeit bestimmt, notkwendig unrichtig denkt, d. i. irrt. 
Wirkliches nun, dessen Gründe vollständig bekannt, oder was 
dasselbe ist, dessen erkannte Gründe zusammengenommen der 
vollständige Grund seiner Wirklichkeit sind, wird daher mit 
Nothwendigkeit als notkwendig wirklich, solches dagegen, dessen 
Gründe nur unvollständig bekannt sind, oder was dasselbe ist, 
dessen bekannte Gründe zusammen genommen nicht den voll 
ständigen Grund seiner Wirklichkeit ausmachen, wird zwar mit 
Rücksicht auf diesen bekannten Theil der Gründe seiner AVirk-
	        
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