Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 9. Band, (Jahrgang 1852)

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Dr. Adam Wolf. 
Vervollkommnung bedürfte, und als ob eine undurchdringliche Mauer 
allen schiefen Opinionen, allen glänzenden gefährlichen Hypothesen 
den Eingang in die Monarchie unmöglich machte. Der unvorbereitete 
Lehrling ohne Grundsätze bekömmt denn doch durch irgend einen 
Zufall ein ausländisches literarisches Product in die Hände, findet 
darin Gutes und Böses durch einander, weiss keines zu würdigen und 
zu prüfen, weil es ihm zu beiden an festen Grundsätzen mangelt, er 
verschlingt beides, wird ein verwirrter und in allen seinen Begrilfen 
schwankender Kopf. Durch eine überdachte Organisation des Studien 
wesens Hesse sich dem Vorbeugen. Wahrheit gehörig vorgetragen, 
und im Zusammenhänge gefasst, so dass schiefe Zwischenhegriffe aus 
geschlossen werden, kann nie gefährlich sein, sie wird für die Ruhe 
des Staates wie für die Religion die festeste Stütze werden. Aber die 
öffentlichen Lehrer müssen selbst nicht bloss viel wissen, sie müssen 
eine volle klare Übersicht der zu lehrenden Gegenstände, sie müssen, 
wie man sagt, ihr Wissen verdaut haben, sie müssen alles aus den 
einfachsten Principien in einer Kette ohne Lücke ableiten, nach 
welcher es jedem leicht wird, jede in das Gebiet eingreifende Opinion 
zu würdigen und zu prüfen. So lange nicht Wissenschaften auf diesen 
Grad klarer Simplicität gebracht sind, so lange täuschen sie mit mehr 
oder minder unverständlichem Wortgepränge, so lange nützen sic 
nichts oder wenig für die religiöse, moralische und intellectuelle 
Veredlung des Menschen !)■ ” 
Ich übergehe die weitere Beantwortung der Fragen. Das meiste 
ist davon im Laufe der Zeiten ins praktische Leben des Staates 
übergetreten. Seine Vorschläge umfassen den gesammten Staats 
organismus. Um das Zusammenwirken aller Departements zum allge 
meinen Staatszwecke zu sichern, schlug er sogar die Abfassung eines 
äusseren und inneren Regierungssystemes vor, ohne desswegen den 
Wechsel der Thatsaclien wegläugnen und das System fixiren zu 
wollen. Er berührt darin die höchsten Fragen Österreichs, wie 
Ungern zu verhältnissmässiger Mitwirkung zu dem grossen Zwecke 
der Monarchie zu bringen wäre? was für Stufengang diesfalls notli- 
wendig wäre, wie stufenweise die Verbreitungen mittelst öffentlichei 
Lelirer, mittelst ausgebreiteter zweckmässiger vorsichtig verfasstet 
Schriften zu treffen? wie man den Landtag vorbereiten könne etc. 
1 ) Die Studienhofcommission überreichte damals einen neuen Studienplan.
	        
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