Schönbach. Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. IV.
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Mittheilmigen aus altdeutschen Handschriften.
Von
Anton Sehönbach.
Viertes Stück.
Benedictin er regeln.
I.
Codex germanicus Nr. 90 der königlichen Hof- und Staats
bibliothek in München enthält 44 Blätter Pergament (16 Cm.
hoch, 11 Cm. breit) in 4 Lagen, die beiden ersten zu je 10,
die beiden letzten zu je 12 Blättern. Die beigehefteten Decken
sind bis auf schmale Streifen weggeschnitten. Die Seiten der
1. Lage haben 16, der 2. bis 18, der 3. und 4. bis 21 Zeilen,
welche auf Tintenlinien stehen, die von verticalen eingerahmt
sind. Meistens wird die oberste Linie freigelassen, gelegent
lich auch unter die unterste noch eine Zeile gesetzt. Die Schrift,
dem XIII. Jahrhundert angehörig, ist wohl im ganzen Codex
dieselbe, nur anfangs gross, dann kleiner, anfangs langsam,
dann rascher und flüchtiger. Die grossen Initialen, sowie die
C'apitelüberschriften sind roth und von derselben Hand wie alles
Uebrige. Die Anfangsbuchstaben der Sätze, Majuskel, sind roth
durchzogen. Unter die letzte Zeile der Handschrift hat ein
später Schreiber die Signatur Y. VIII. 11 gesetzt. Der Einband,
Holzdeckel mit gepresstem Leder überzogen, ist alt; wenn er,
was ich kaum glaube, schon ursprünglich zu der Handschrift
gehörte, so ist er wenigstens nachträglich durch eingeklebtes
Papier neu befestigt worden. Bei dieser Gelegenheit wurden
auch die Blattränder zugestutzt, der Schnitt blau tingiert. Auf
der Innenseite des hinteren Holzdeckels befinden sich die rothen
Huchstaben CLB. 1
(Cave Lector Benevole?)
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