Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 97. Band, (Jahrgang 1880)

Beiträge zur Geschichte der Gregorianischen Kalenderreform. 
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uns aber aucli nur eine ganz schwache Handhabe bietet. Er 
beklagt sich nämlich in seiner ,Narrätio‘, die nach der letzten 
Redaction abgefasst ist, über die neue Schwierigkeit der rothen 
und schwarzen Epacten in derselben. Damit kann nur die im 
Gregorianischen Kalender auftretende Theilung der Epacte XXV 
in 25 und XXV gemeint sein; wenn also Theofilus davon als 
jüngste Neuerung spricht, so muss man wohl annehmen, dass 
die ganze vorher als zweite angeführte Aenderung jetzt erst 
gemacht wurde; Lilio hatte die Epacte XXX = 0 unterschieden 
in w und * ; ihm war also in Folge der nicht zu verwechseln 
den Zeichen ein Farbenunterschied überflüssig. Für die Aus 
einanderhaltung der beiden Arten der Epacte XXV konnte 
man aber zu diesem von Theofilus angeführten Mittel greifen, 
wie man denn auch in den Canones des Gregorianischen Ka 
lenders dasselbe neben der in diesem selbst angewandten Unter 
scheidung durch Zahlzeichen und Ziffer als zulässig und ver 
wendbar hingestellt hat. Die Aenderung wurde von der Com 
mission vollzogen, um möglichst wenig volle Ostermonate zu 
erhalten, was im alten Kalender überhaupt nicht eintreffen 
konnte und aus diesem Grunde im neuen möglichst vermieden 
werden sollte; zur Erkenntniss aber, dass der Lilio’sche Ka 
lender sich in dieser Beziehung weit von der alten Norm ent 
ferne (es sind nämlich unter den 80 möglichen Ostermonaten 
7 volle), konnte man erst gelangen, als man damit beschäftigt 
war, die Ostertafel auf viele Jahre hinaus zu berechnen; und 
auch dies spricht für eine spätere Zeit. 
Weist man also diese Aenderung der letzten Redaction 
zu, so bleibt für die beiden früheren nur noch die als erste 
angeführte, also die Herabsetzung sämmtlicher Epacten um 1 
übrig. Lilio hatte seinen Berechnungen die Alphonsinischen 
Tafeln zu Grunde gelegt; wahrscheinlich controlirte man die 
durch seinen Cyclus sich ergebenden Vollmonde (denn diese 
kamen vor Allem des Osterfestes wegen in Betracht) mit den 
Prutenischen Tafeln, 1 und fand, dass häufig die sich aus dem 
Lilio’schen Cyclus ergebenden Vollmonde früher eintraten als 
1 Die Berücksichtigung und Benützung der Prutenischen Tafeln von Seite 
der Commission wird schon im Compendium und dann wieder in den 
Canoues ausgesprochen. Clavius benützte dann in seiner Explicatio auch 
die Ephemeriden des J. A. Maginus, die von 1580—1630 berechnet sind. 
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. XCV1I. Bd. I. Hft. 2
	        
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