Petschenig. Die handschriftliche Ueberliefernng des Victor von Vita. 637
Die handschriftliche Ueberlieferung des Victor
von Vita.
Von
Dr. Michael Petschenig,
Professor am k. k. zweiten Staatsgymnasium in Graz.
Zu Anfang des Jahres 1879 erschien als erster Theil
des dritten Bandes der Monumenta Germaniae, historica die
,historia persecutionis Africanae provinciae £ des Victor von
Vita, bearbeitet von Professor von Halm. Demselben stand
ein so treffliches handschriftliches Material zur Verfügung,
dass alle früheren Ausgaben jetzt antiquirt und werthlos er
scheinen. Wer es also unternimmt, nach Halm den Victor
herauszugeben, wird einzig und allein auf dessen Ausgabe
Rücksicht zu nehmen haben; dies um so mehr, da an eine
wesentliche Bereicherung der kritischen Hilfsmittel durch alte
und gute Handschriften nicht zu denken ist. Der neue Heraus
geber kann nun in zweifacher Weise verfahren: Entweder
schliesst er sich im Grossen und Ganzen Halm an, oder er
schlägt einen anderen Weg ein. In letzterem Falle wird es
ihm natürlich zur Pflicht, einem so erfahrenen und verdienten
Kritiker gegenüber, wie es Halm ist, die Gründe für seine
abweichende Ansicht zu entwickeln. Damit ist erklärt, wes
halb ich der für das Corpus scriptorum ecclesiasticorum be
stimmten Ausgabe des Victor diese Abhandlung vorausschicke,
und warum ich in derselben mich mit Halm auseinandersetze.
Mein Standpunkt ist in Kürze folgender: Ich theile Halm’s
Ansicht (praef. p. VI sqq.), dass mit nur einer der beiden
Handschriften-Classen nicht auszukommen sei und vielmehr
ein eklektisches Verfahren eingeschlagen werden müsse. Nur
halte ich die beiden Classen nicht für gleichwerthig. Die